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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2017
Auf Eis gelegt / Sandra Flemming Bd.1
Michéle, Rebecca

Auf Eis gelegt / Sandra Flemming Bd.1


sehr gut

Sandra Flemming hatte eigentlich gehofft den Posten als Managerin eines neuen Romantikhotels in Cornwall zu erhalten. Stattdessen bekommt sie ihren Kollegen Harris Garvey vor die Nase gesetzt. Vor Jahren hatte sie eine Affäre mit ihm, eine Jugendsünde, die sie schon oft genug bereut hat. Sie weiß, dass die Zusammenarbeit schwierig werden wird, aber sie beißt die Zähne zusammen. Keine zwei Tage später wird Garvey tot aufgefunden, der Safe steht offen und 10.000 Pfund sind verschwunden. Sandra gerät sofort in Verdacht und niemand glaubt an ihre Unschuld.
Die zauberhafte Landschaft von Cornwall spielt eine große Rolle in diesem typischen Cosy Krimi. Nicht nur Sandra ist sofort von ihrer neuen Wirkungsstätte begeistert, die Autorin lässt auch die Leser gleich zu Cornwall Fans werden, wenn sie nicht schon den Krimi deswegen ausgewählt haben.
Wie so oft, muss die Hauptverdächtige selbst die Initiative ergreifen und nach Spuren suchen. Begleitet von neuen Freunden, die ihr zur Seite stehen. Ein kleiner Kreis von Mitwirkenden, die alle nicht ganz das sind, was sie vorgeben, verführt auch den Leser zum miträtseln und ermitteln. Sandra ist eine sehr sympathische Protagonistin, auch die anderen Figuren sind sehr farbig und manchmal auch etwas kauzig geschildert.
Es macht Spaß diesen Krimi zu lesen, der Schreibstil ist locker und der Krimi als typisches Whodunit-Rätsel aufgebaut. Da kann man leicht über die eine oder andere Ungereimtheit hinweglesen. Es ist schließlich Unterhaltung und kein Polizeibericht. Ich habe mich jedenfalls sehr gut auf „Higher Barton“ unterhalten und da Sandra zum Schluss Inspektor Bourke nicht nur von ihrer Unschuld überzeugt hat, liegt es nahe, dass man dem Paar auch wieder begegnen wird.

Bewertung vom 24.10.2017
Ein ehrenwerter Tod / Commissario Benussi Bd.4
De Falco, Roberta

Ein ehrenwerter Tod / Commissario Benussi Bd.4


sehr gut

Bei diesem Krimi hat mich das Titelbild sofort angesprochen und zum Lesen verführt!
Dass es eine Reihe ist, wusste ich anfangs nicht und hat mich auch überhaupt nicht gestört, der Krimi steht ganz eigenständig da und ich hatte nie das Gefühl, dass mir Kenntnisse aus den Vorgängerbänden fehlten.
Eine junge ukrainische Frau, die als Pflegerin arbeitet, wird übel zusammengeschlagen. Elettra Morin und Valerio Gorgiulo werden mit dem Fall betraut. Ihr Chef, Commissario Benussi, ein Misanthrop wie er im Buch steht, ist durch einen leichten Herzinfarkt außer Gefecht gesetzt und die ärztlich verordnete Diät und Abstinenz macht ihn noch unleidlicher.
Aber der Überfall steht nicht allein, als eine exzentrische Amerikanerin mit durchgeschnittener Kehle gefunden wird und auch noch ein brutaler Überfall auf die Arbeitgeber der jungen Ukrainerin stattfinden, haben Elettra und Valerio alle Hände voll zu tun.
Die Handlung ist interessant komponiert. Eingestreute kursive Tagebucheinträge verweisen auf eine historische Spur, die sich erst im Lauf des Buches ganz enthüllt. Wobei der Leser dadurch immer einen Wissensvorsprung vor den Ermittlern bekommt, was die Spannung erhöht. Der Plot ist gut aufgebaut, die Verdachtsmomente und Hintergründe schließlich sich langsam zum Kreis, auch wenn die Zahl der Verdächtigen überschaubar ist und sich für mich schon früh ein Motiv ergeben hat, bleibt die Entwicklung spannend.
Natürlich fehlt auch nicht die Triester Atmosphäre, das rundet den Hintergrund des Kriminalromans besonders gut ab und ich mag es immer gern, wenn Handlungsorte und Landschaft dem Buch ein regionales Flair geben.
Zwei Personen fand ich etwas überzeichnet, bei Benussi wirkt die Unleidlichkeit schon zu viel und Gaia Cortona ist fast zur Karikatur geworden. Meine Befürchtung, dass das Privatleben der Inspektorin Elettra und des Inspektors Valeria zu viel Raum einnimmt, denn beide sind nicht nur enge Kollegen sondern auch ein Liebespaar mit Beziehungsproblemen, hat sich dann im Lauf des Romans verflüchtigt. Es blieb ein amüsanter Sidekick
Mein Fazit: ein grundsolider und gut geschriebener Krimi, der sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 23.10.2017
Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser / Cyrus Doyle Bd.2
Lucas, Jan

Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser / Cyrus Doyle Bd.2


sehr gut

Cyrus Doyle kommt aus dem Gerichtssaal, wo seine erste erfolgreich abgeschlossene Mordermittlung auf Guernsey verhandelt wird, da fällt ein älterer Mann vor ihm auf die Knie und deklamiert den Clameur de Haro, ein uraltes normannisches Recht um Hilfe für ein erlittenes Unrecht zu bekommen.
Natürlich hat der Clameur keinerlei juristische Bedeutung mehr, aber als Guernsey Man kann Doyle nicht anders, als den Mann anzuhören. Er fleht um Hilfe für seinen unschuldig wegen Mordes verurteilten Sohnes. Doyle ist erstaunt, als er beim Aktenstudium die äußerst dünne Indizienlage bemerkt, die zur Verhaftung führten und auch über die Geschwindigkeit mit der der Fall abgehandelt wurde. Allerdings wird ihm die Neuaufnahme von höchster Stelle untersagt, schließlich soll der damalige Ermittlungsbeamte, der kurz danach im Dienst verstarb, nicht entehrt werden. Ein Zufall kommt Doyle zu Hilfe, bei einer Kette von Einbruchsdiebstählen fällt der Name einer Zeugin, die auch damals Zeugin war und er kann so durch ein „Hintertürchen“ seine Ermittlungen vorantreiben.
Guernsey ist eine kleine Insel, deren Charme durch die Verbindung von französischer Vergangenheit und britischer Gegenwart entsteht. Kein Wunder, dass sie bei diesem Krimi auch eine Hauptrolle spielen darf. Mit seinem historischen Roadster, der eine wichtige – für mich manchmal zu häufig genannte – Rolle in Doyles Tagesablauf spielt, werden die Schauplätze der Insel aufgesucht. Farbige, bildhafte Beschreibungen bringen die Landschaft und die Besonderheiten der Kanalinsel dem Leser nahe und wecken beinahe Urlaubssehnsüchte. Dazu haben mir auch in diesem Band wieder die beiläufig eingestreuten historischen Erklärungen gefallen. Man erfährt viel Interessantes und Wissenswertes über die Insel.
Auf den Kriminalfall will ich nicht näher eingehen, um nicht zu spoilern, ich fand die Idee sehr gut und die Motive, die sich daraus ergeben wären aber schlüssiger, wenn nicht der Autor den Ablauf verharmlost hätte. Der Krimi wird dadurch sehr familientauglich, aber nicht so ganz realitätsnah. Deshalb bleibt der Roman zwar unterhaltsam, aber mir fehlt das gewisse Etwas, das dem Krimi so richtig Spannung verliehen hätte. Ich wünschte, der Autor würde seinen Gentleman-Ermittler nicht ganz so harmonieliebend ausstatten.
Ein amüsant und charmant geschriebener Kriminalroman mit viel Flair und großem Unterhaltungswert, an dem aber die Spannung und die Krimihandlung eher an zweiter Stelle steht.

Bewertung vom 23.10.2017
Die Lichter von Paris
Brown, Eleanor

Die Lichter von Paris


gut

Madeleine ist einer kalten Ehe gefangen, sie ist unglücklich, hat viel von ihrer Lebensfreude verloren. Ihre Ambitionen als Malerin hat sie aufgegeben, da ihr Mann keine unstandesgemäße Beschäftigung wünscht und ihr nur Repräsentationsaufgaben zubilligt. Lange fügt sie sich seinen Wünschen, so wie sie sich ihr Leben lang den Wünschen ihrer Eltern gefügt hat. Madeleines Mutter ist ein Dame, die um sich und ihren Ruf in der Gesellschaft kreist, dabei hat sie stets – so betont es in jedem Satz – nur das Wohl ihrer Tochter im Auge. Das geht bis zur ständigen Ermahnung um das Aussehen und um jedes Gramm auf dem Teller.
Bei einem Besuch ihrer Mutter fällt ihr auf dem Speicher ein Bündel Briefe und Notizbücher in die Hände, die von ihrer Großmutter stammen und eine ganz andere Person zeigen, als sie sie kannte. Eingeengt, in Konventionen gefangen und von den Eltern zu einer lieblosen, aber finanziell ansprechenden Ehe gedrängt, bricht sie aus, sie rebelliert und geht nach Paris um dort Freiheit und Inspiration zu finden. Was ist passiert, dass aus der jungen Frau eine angepasste Dame der Gesellschaft wurde?
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die zwanziger Jahre in Paris, als dort Kunst und Literatur die jungen Menschen elektrisierten und 1999. Die Kapitel sind im Wechsel geschrieben, so wird immer wieder deutlich, wie sich die Geschichte zwischen den Generationen wiederholt.
Beide Frauen haben viel gemeinsam, sie unterwarfen sich der Konvention, zwar widerwillig, aber nach kurzem Aufbäumen dann doch. Während es für Margie sicher auch die Zeitumstände waren, in den Zwanzigerjahren war eine Berufsausbildung genauso wenig selbstverständlich, wie ein eigenständiges Leben für eine junge unverheiratete Frau, bringe ich für Madeleine nicht das gleiche Verständnis auf. Ihr standen andere Möglichkeiten offen und mit ein bisschen Mut hätte sie ihr Leben selbst gestalten können.
Dieser Frauenroman hat mich ganz gut unterhalten, obwohl mir die Hauptfiguren wenig nahe kamen. Tatsächlich hatte ich mir von einem Buch aus dem Insel Verlag mit dieser Thematik etwas mehr Tiefe versprochen. Die Charaktere waren doch sehr oberflächlich gezeichnet und auch der Charme der Zwanziger Jahre in Paris fehlte mir. Die Schilderung dieser Epoche blieb ebenfalls hinter meinen Erwartungen zurück. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Positiv war der Sprachstil, leicht, aber niveauvoll.
Das Titelbild folgt der augenblickliche Mode bei Frauenromanen und bildet eine Frau ab, die dem Betrachter den Rücken zeigt. „Frauen ohne Gesicht“, wie ich es nenne, aber nicht sonderlich originell finde.

Bewertung vom 20.10.2017
Herrn Haiduks Laden der Wünsche
Beckerhoff, Florian

Herrn Haiduks Laden der Wünsche


sehr gut

Herr Haiduks kleiner Laden ist wie eine Insel der Geborgenheit im quirligen Berlin. Klein, dunkel fast wie eine Höhle ist eine Anlaufstelle für viele Sonderlinge. Haiduk beobachtet, kennt seine Kunden und mischt sich doch nie in ihr Leben ein. Da ist Alma, eine scheue junge Frau, die nie ein Wort spricht, sich lange durch Zeitschriften blättert und sich fast unsichtbar macht, bis sie mit einem Magazin und einem Päckchen Kaugummi wieder. Es gibt einen Kettenraucher, einsame Alte und viele mehr. Doch plötzlich ändert sich alles, Alma findet einen Lottoschein, einen Jackpotgewinn und möchte den Besitzer finden. Als sie einen Aushang macht, wird sie plötzlich von allen möglichen Kunden belagert. Herr Haiduk greift ein um sie zu schützen. Die Suche nach dem Gewinner bringt ganz neue Seiten seiner Kunden zum Vorschein, die Aussicht auf das große Geld macht sie zu Lügnern und gierig.

Ein Schriftsteller der schon längst seine Hoffnungen auf einen Durchbruch aufgegeben hat und nun zurück nach Berlin kommt, besucht aus Sentimentalität den Laden und es scheint, dass nur Herr Haiduk den Glauben an seine Berufung nicht verloren hat. Er begrüßt ihn, wie einen alten Freund, als ob er nie fortgewesen wäre und beginnt ihm die Geschichte von Alma und dem Lottogewinn zu erzählen. Gleichzeitig gibt er ihm Notizbücher mit und den Auftrag die Geschichte aufzuschreiben.

Die leise, stille Geschichte wirkt wie aus der Zeit gefallen, es ist ein Märchen und zusammen mit dem erfolglosen Autor entwickelt sich aus dieser Rahmenhandlung der Roman. Es ist eine Geschichte voller Sympathie für die Sonderlinge, die Erfolglosen und die Menschen, die noch nicht ihren Platz gefunden haben.

Florian Beckerhoff erzählt in einfacher, aber gelungener Sprache von diesen Menschen. Es ist ein warmherziger Roman, in den man eintauchen kann. Die Empathie, mit der er Herrn Haiduk ausstattet, zeigt seine Sympathie für seine Figuren. Auch wenn die Aussicht auf Geld ihre unerfreulicheren Charaktereigenschaften zu Tage bringt, bleiben die Beweggründe verständlich und menschlich.

Ganz zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass das Ende des Romans etwas forciert und überhastet wirkt.

Bewertung vom 17.10.2017
Eine Leiche kommt selten allein
Wassmer, Julie

Eine Leiche kommt selten allein


sehr gut

Die Vorweihnachtszeit im beschaulichen Küstendörfchen Whitstaple konnte so sein, wie die Illustrationen auf kitschigen Weihnachtskarten. Im Pearl Nolans Seafood Restaurant ist es etwas ruhiger, sie könnte sich auf die Vorbereitungen für das Fest und den anstehenden jährlichen Wohltätigkeitsball konzentrieren, wenn es da nicht die anonymen hässlichen Botschaften gäbe, die einige ihrer Freunde und Nachbarn erhalten haben. Pearl ist ja nicht nur eine hervorragende Köchin, sie hat im Lauf des letzten Jahres auch ihre Begabung für die Detektivarbeit entdeckt. Davon konnten sich schon die Leser des Buches „Pearl Nolan und der tote Fischer“ überzeugen.
Doch leider bleibt es nicht bei diesen Botschaften, ausgerechnet beim Ball stirbt Diana Marshall, Pearls Steuerberaterin, es ist kein Unfall – ihr wurde Gift in den Drink gemischt. Nun ist Pearl klar, da kann sie nicht untätig bleiben, auch wenn Inspector McGuire ihre Arbeit immer mehr als kritisch sieht. Andererseits funkt es zwischen den Beiden ganz gewaltig, also wäre gegen ein Wiedersehen nichts einzuwenden.
Julie Wassmer hat einen richtigen Weihnachtskrimi geschrieben, humorvoll, warmherzig und spannend. Genau die richtige Lektüre vor einem prasselnden Kamin, wahlweise mit einem Punsch oder Tee zu genießen. Die Beschreibung des kleinen Küstendörfchens und ihrer Bewohner, die einen kleinen Kosmos von englischen Typen darstellen, gehört genauso dazu, wie die englischen Advents-und Weihnachtsbräuche. Es macht Spaß mit Pearl auf Tätersuche zu gehen, an ihren familiären und amourösen Reibereien teilzunehmen und nicht zuletzt zu rätseln, wer denn nun alles ein Motiv zu diesem Mord hätte.
Es ist ein locker und unterhaltsam geschriebenes Buch, das unblutig daherkommt und sicher eher die Fans von englischen Landhausidyllen, als von harten Krimis ansprechen wird.
Mir hat es jedenfalls ausgesprochen gut gefallen und mir angenehme Lesestunden beschert. Ich freue mich, dass schon einige weitere Bücher von Julie Wassmer noch auf die Übersetzung warten.

Bewertung vom 16.10.2017
Nachtlichter
Liptrot, Amy

Nachtlichter


sehr gut

Amy ist auf den Orkneys aufgewachsen. Die kargen, rauen, sturmumtosten Inseln im Norden Schottlands. Ihr Vater litt seit seiner Jugendzeit unter manisch-depressiven Schüben, verbrachte oft viele Monate in Kliniken auf dem Festland. Die Mutter flüchtete sich immer mehr in eine übersteigerte Religiosität, wurde eine „wiedergeborene Christin“. Die Verhältnisse waren prekär, die langen Abwesenheiten des Vaters führten den kleinen Bauernhof oft bis an den Rand des Ruins. Kein Wunder, dass Amy gleich nach Schule und Ausbildung die Flucht nach London antrat. Sie wollte unbeschwert leben, Freunde und ihren Platz in der Welt finden. Doch zwischen Studium und kleinen Jobs überwiegen bald die Partys, die Drogen und der Alkohol. Immer mehr verliert Amy ihr Ziel aus den Augen. Dies alles erfahren wir aus den Rückblenden, inzwischen ist Amy nach langer Alkoholsucht auf die Orkneys zurückgekehrt. Sie sucht in der Einsamkeit seelische Heilung und einen Neuanfang.
In ihrem autobiographischen Roman lässt mich die Autorin Amy Liptrot teilhaben an ihrem Leben, ihren Nöten und den Weg zurück in eine fragile Normalität. Das hat eine ganz besondere Eindringlichkeit, der ich mich nicht entziehen konnte. Wie die Natur ihr hilft, wieder in ein seelisches Gleichgewicht zu kommen, ist berührend geschrieben. In ihrem Bericht schont sie sich nicht, sie legt ihr Leben offen. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch auch ein Baustein zur ihrer Heilung war, vielleicht habe ich deshalb so unmittelbar von ihrer Ehrlichkeit angesprochen gefühlt.
Dazu kommt die raue, abweisend wirkende Natur der Inseln, die wunderschön beschrieben werden. Man spürt den ewigen Wind, die salzige Luft auf der Haut, sieht mit Amy das magische Strahlen der Nordlichter, so eindringlich und lebendig ist die Schilderung.
Das Buch hat mich sehr berührt, wie Amy in gefundenem Treibholz oder im Vogelzug eine Parallele zu ihrem Leben zieht, sind schöne Bilder, die lange nachklingen.

Bewertung vom 15.10.2017
Veilchens Rausch / Valerie Mauser Bd.4
Fischler, Joe

Veilchens Rausch / Valerie Mauser Bd.4


ausgezeichnet

Valerie Mauser ist eine Polizistin mit Ecken und Kanten. Mehr Ecken als ihrer Karriere gut tun, deshalb ist ihr ehemaliger Mitarbeiter auch jetzt ihr Vorgesetzter, was sich nicht sonderlich gut auf die Stimmung auswirkt.
Da wird auf der Umbrüggler Alm eine junge Serviererin ermordet. Ausgerechnet nach einem Abend, an dem die Innsbrucker Society ausgiebig die Gewinne der TYROVALUE feiern. Die Firma ist wegen ihrer Immobilienspekulation nicht unumstritten und Victoria Schwarz nützt den Kellnerinnen Job um Flugblätter der „Occupartie“ einer NGO, unter die Gäste zu werfen. Das kann Landeshauptmann Freudenschuss nicht dulden und befördert die junge Frau sehr unsanft nach draußen. Freudenschuss ein Mörder? So scheint es, jedenfalls schießen sich alle auf ihn ein. Nur Valerie „Veilchen“ Mauser hat Bedenken.
Joe Fischler hat mit Veilchen, der unangepassten Polizistin mit Temperament und Gerechtigkeitssinn, eine Figur geschaffen, die ich nicht nur originell, sondern auch sehr sympathisch finde. Sicher liegt es auch daran, dass ich als Leserin auch viel über ihr private Seite erfahre. Aber darüber verliert sich nie der Faden des Krimis und der Spurensuche. Nur geht Veilchen eben nicht immer sehr regelkonform vor.
Was ich aber hier besonders gut geschildert fand, ist die Verflechtung von Politik und Geschäftemacherei. Wenn ein Vorteil winkt, ist jeder dabei und dann wird schon mal die Rechtsauffassung sehr weit ausgelegt. Das ist realistisch, man wird überall Vorbilder für die TYROVALUE finden. Geldgier, Eitelkeit und Machtwillen, das entlarvt Joe Fischler in seinem Krimi und verliert dabei nie aus den Augen, dass sein Buch auch unterhalten will.
Das ist meiner Meinung nach auch hervorragend gelungen. Ein sehr spannender Krimi, mit durchaus kritischer Haltung, aber auch dem Quäntchen Ironie und Humor, die das lesen sehr vergnüglich macht.

Bewertung vom 14.10.2017
Der falsche Zauberer
Bornstädt, Matthias von

Der falsche Zauberer


sehr gut

Für Erst-und Zweitklässler ist die Geschichte um die verzauberten Zootiere gedacht. Eines Nachts fällt eine Sternschnuppe über dem Zoo zur Erde und 4 Tiere bekommen etwas Sternenstaub ab und entwickeln ganz besondere Fähigkeiten.
Der Löwenjunge Erik kann plötzlich noch besser hören und riechen, das Kängurumädchen Lana zaubert plötzlich wunderbare Dinge aus ihrem Beutel, der schüchterne Pinguinjunge Kim wird zum gewitzten Erfinder und Affe Anton, weiß und kann plötzlich Dinge, die sonst nur Menschenkinder können.
Eines Tages erreicht sie der Hilferuf eines kleinen Jungen, dessen Kaninchen verschwunden ist und natürlich machen sie alle Vier zur Rettung von Kaninchen Hugo auf.
Ich habe diese Geschichte mehrmals vorgelesen, auch größeren Kinderkreisen als Vorlesepatin und hatte jedesmal eine Schar gebannter Kinder um mich herumsitzen. Die Wortwahl ist verständlich, die unterschiedlichen Charaktere bieten sich zur Identifikation an und die Botschaft „Gemeinsam sind stark“, kommt sehr gut an.
Zum Selberlesen und besseren Verständnis kann man einige Aufgaben lösen, für größere Gruppen habe ich die Fragen zum Quiz umfunktioniert. Mir hat diese Geschichte rundum gefallen, auch die Möglichkeit sich auf der Internetseite die passenden Tiermasken zum Basteln auszudrucken, finde ich schön.
Als kleine Anmerkung: Mir als erwachsener Vorleserin fiel auf, dass die Tierjungen alle tatkräftig und pfiffig und klug sind, nur das Kängurumädchen Lana im entscheidenden Moment Bauchweh hat und nicht mehr zaubern kann. Da hätte ich mir ein anderes Mädchenbild gewünscht. Denn schließlich festigt sich die Geschlechterrolle schon früh. Deshalb habe ich mich auch für 4 Sterne entschieden.

Bewertung vom 12.10.2017
Mord zur blauen Stunde (eBook, ePUB)
Gardein, Uwe

Mord zur blauen Stunde (eBook, ePUB)


gut

In einer Suite eines Nobelhotels am Starnberger See – seit vielen Jahren immer zur gleichen Zeit reserviert - findet der Hotelier Stiefeneder eine tote Frau. Offensichtlich hat sich dort das Opfer Dorothea Ammon mit Marius Kern regelmäßig zur „Blauen Stunde“ getroffen. Doch Kern ist verschwunden, lediglich sein Auto wird in München gefunden, am Steuer ein erschossener Mann, der aber nicht Kern ist.

Die Dienststellen München und Starnberg ermitteln und es tut sich ein Labyrinth von Verdachtsmomenten auf, vor allem als ein automatischer DNA Abgleich der toten Dorothea zur Identifizierung eines Knochens führt, der schon seit Jahren in der Asservatenkammer liegt. Es ist Dorotheas Mutter die vor 20 Jahren spurlos verschwand.
Dann findet man an der Jagdhütte von Kern noch eine Leiche, eine junge Frau, die mit einer Plastiktüte erstickt wurde. Gibt es eine Verbindung?
Der Kriminalroman ist überaus komplex aufgebaut, es gibt jede Menge Verdächtige und jeder hätte Motiv und Gelegenheit und sie haben auch alle Verbindungen zueinander. Alle haben etwas zu verschweigen und die Motive Hass, Eifersucht, Rache, Geldgier trifft auf alle Verdächtigen zu. Zu den vielen Verdächtigen kommen auch noch die diversen Dienststellen, die mit den Fällen betraut sind. Das erfordert schon eine hohe Konzentration vom Leser um den verschachtelten Nebenhandlungen zu folgen und in diesem Labyrinth den Hauptstrang des Krimis nicht aus den Augen zu verlieren. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es der Autor am Ende schaffen will, alles glatt und logisch zusammenzuführen. Nun, es gelingt ihm, wenn auch einige meiner Fragen offen blieben. Die Idee des Plots ist ideenreich konstruiert, die handelnden Figuren bleiben meiner Meinung nach leider etwas blass und ihre Handlungsweise deshalb nicht immer nachvollziehbar.

Gestört hat mich bei diesem E-Book das nachlässige Lektorat. Immer wieder wurden Namen vertauscht. Auf S. 303 wird aus Zeuge Feschler plötzlich Hr. Elling, auf S.312 wird Kommissar Kerbel zu Kern. usw., halbe Wörter, fehlende Buchstaben hätte man auch ausmerzen können.

Insgesamt war es ein spannender Krimi, der sich aber etwas verzettelte. Eine straffere Handlungsführung hätte mir besser gefallen.