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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2019
Das Mädchen aus Feuer und Sturm / Mariko Bd.1
Ahdieh, Renée

Das Mädchen aus Feuer und Sturm / Mariko Bd.1


ausgezeichnet

Japanische Intrigen
Als Kinder beobachten Mariko und ihr Bruder Kenshin die Hinrichtung eines Samurai. Zehn Jahre später lebt dessen Sohn als Ronin des "Schwarzen Clans" in den Wäldern. Als Marikos Geleitzug auf dem Weg zu ihrer Hochzeit im kaiserlichen Palast in den Wäldern brutal angegriffen wird, entkommt sie nur knapp der tödlichen Falle und schleicht sich als Junge verkleidet beim Schwarzen Clan ein, den sie als Angreifer vermutet und dessen Auftraggeber sie in Erfahrung bringen will, um ihre Ehre und die ihrer Familie zu retten. Auch ihr Bruder hat den Schwarzen Clan in Verdacht und setzt alles daran, seine Schwester zu finden. Doch ist vieles nicht so, wie es zunächst scheint...
"Das Mädchen aus Feuer & Sturm" ist der erste Band der Samurai-Dilogie und ein wunderbarer Roman mit Anklängen von japanischer Magie und Geisterwesen. Zeitlich angesiedelt ist die Geschichte in einer unbestimmten früheren Dynastie. Besonders gefallen haben mir beim Lesen die japanische Denk- und Sichtweise und das uns fremde Ehrgefühl, wodurch die Personen oftmals anders agierten, als wir es aus westlichen Romanen gewohnt sind. Zudem ist der dort innewohnende Aberglaube an Magie und Geisterwesen wie selbstverständlich in die Erzählung eingewoben. Und auch Mariko selbst macht mit der Zeit eine Entwicklung durch von der weltfremden, verwöhnten Samuraitochter hin zu einer nützlichen Person mit offenem Blick für das Leben ausserhalb der Mauern des Adels.
Faszinierend ist, wie Renée Ahdieh ein Geflecht von Intrigen gesponnen hat, welches sich nach und nach offenbart und mich beim Lesen zum Nachdenken anregte, wer wohl mit welchem Ziel welche Intrige sponn und welche Personen gegeneinander ausspielt. Hier muss ich sagen, endet der erste Band mit einem unerwarteten Twist, welcher mich meine bisherigen Überlegungen teilweise über den Haufen werfen ließ und mich erfolgreich neugierig auf die Auflösung im zweiten Band machte.
Ein wunderschöner Roman über Macht und Intrigen, Vertrauen und Verrat auf der Basis des damaligen japanischen Lebens und Aberglaubens. Wer ins frühere Japan der Samurai eintauchen möchte, liegt hier goldrichtig.

Bewertung vom 27.05.2019
Schutt und Asche / Adular Bd.1
Farley, Jamie L.

Schutt und Asche / Adular Bd.1


ausgezeichnet

Dark Fantasy gegen Rassismus
Dûhirion ist ein Dunkelelf. Und ein Mörder. Als Kind an die Assassinengilde Umbra verkauft wurde er dort unter brutalen Bedingungen zum Auftragsmörder ausgebildet, während seine Artgenossen bar jeder Rechte unter niedersten Bedingungen im Kaisserreich Adular ihr Leben in Dreck und Unrat fristen, verachtet von den anderen Völkern wie Hoch- und Waldelfen, Menschen sowie Zwerge. Doch gibt es Personen, die gegen die Unterdrückung der Dunkelelfen sind und ihnen ein freies Leben wünschen, wie es bereits in anderen Reichen der Fall ist. Eine davon ist die Waldelfin Elanor, mit der Dûhirion eine verbotene Liebe eingegangen ist. Eine Liebe, verboten wie gefährlich. Als es zu Aufständen unter den Dunkelelfen kommt, ist schnell ihrer beider Leben in Gefahr...
Dieser Roman ist ebenso faszinierend wie schockierend. Faszinierend, weil diese düstere Dark Fantasy einen beim Lesen regelrecht mitreisst und es Spaß macht, das Leben der verschiedenen Personen sowie deren Einstellung und Religion zu erkunden. Schockierend, weil in den Köpfen vieler ein erschreckender Rassismus herrscht, welcher Gewalt gegen Dunkelelfen noch immer als legitim einstuft. Faszinierend, wie sich einige Personen der Gefahr aussetzen, sich über den Rasissmus zu stellen. Schockierend, mit welcher Brutalität die Assassinengilde ihre neuen Rekruten ausbildet und zu gehorsamen Mitgliedern erzieht.
Erst hatte ich Bedenken, einen Assassinen als Hauptcharakter des Romans zu haben. Doch wurde beim Lesen schnell klar, dass Dûhirion im Grunde genommen kein schlechter Kerl ist, sondern lediglich das Schicksal ihn zum Mörder wider Willen machte. Die Einstellung des Volkes zu den Dunkelelfen hat der Autor geschickt in Meinungen und Dialoge unterschiedlicher Charaktere eingearbeitet. Die Gefahr, ein Herz für Dunkelelfen zu haben oder ihnen gar helfen zu wollen, ist ebenso gut spürbar wie der Hass, der den Dunkelelfen wiederholt entgegenbrandet. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis das Volk der Unterdrückten sich gegen seine Peiniger erhebt, wie es im Roman geschieht. Leider läuft nicht alles glatt und reibungslos und der erste Band endet mit einem unvorhersehbaren Cliffhanger. Das sollte aber niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen, da es definitiv gut gelungen ist!

Bewertung vom 27.05.2019
Akademie der tödlichen Künste / Deadly Class Bd.1
Remender, Rick

Akademie der tödlichen Künste / Deadly Class Bd.1


ausgezeichnet

Brutaler Comic über eine Clique von Aussenseitern
1987: Marcus lebt auf den Straßen San Franciscos. Für den Tod seiner Eltern macht der 14-jährige Ronald Reagan verantwortlich, dem er in Gedanken blutige Rache geschworen hat. Als eine Clique Jugendlicher ihn in die Akademie der tödlichen Künste einführt, eine Schule für Kinder von Mördern und Drogenbaronen, sieht er seine Chance auf Rache in greifbare Nähe rücken.
Für Deadly Class sollte man düstere Comics mögen. Wer vorrangig Interesse an der Schulbildung hat, sollte lieber zu anderer Lektüre greifen. Hier liegt der Schwerpunkt eindeutig auf den Abenteuern und der Entwicklung der Teens, ein "Coming of Age" der brutaleren Sorte. Klar, wie an jeder Schule gibt es auch hier rivalisierende Cliquen und nervige Hausaufgaben, doch ist die Akademy nur der gemeinsame Nenner einer Gruppe von Freaks, die ihre Grenzen austesten.
Stilistisch ist hier die Farbgebung des Comics auffällig und wirkt ebenso rebellisch wie die wiederholt panelübergreifenden Zeichnungen, welche der Story eine angenehme Dynamik verleihen. Die Anzahl der Personen bleibt in Band 1 angenehm übersichtlich.
Ein für mein Empfinden gelungener Sprung zurück in die 80er über eine Gruppe von Aussenseitern und mit diversen brutalen Szenen.

Bewertung vom 27.05.2019
Zeit der Späher / Secret Keepers Bd.1
Stewart, Trenton Lee

Zeit der Späher / Secret Keepers Bd.1


sehr gut

Etwas langgezogener Roman um eine Uhr mit aussergewöhnlicher Fähigkeit
Ruben Pedley ist ein Einzelänger mit einer Vorliebe für Rätsel und Verstecke. Auf einer seiner Touren durch die Stadt entdeckt der Elfjährige eine alte Taschenuhr. Das Merkwürdige: Sie hat nur einen Stundenzeiger, der Minutenzeiger fehlt. Mithilfe der Uhrmacherin Mrs Genevieve kommt er hinter das Geheimnis der Uhr - ein Geheimnis, welches ihn und seine Mutter in große Gefahr bringt. Denn der Schatten, ein mächtiger und boshafter Mann, ist hinter dieser Uhr her. Ruben muss herausfinden, welche Macht der Uhr innewohnt.

"Und er würde versuchen, etwas unglaublich Wichtiges - und wahrscheinlich auch Gefährliches - herauszufinden, ohne dabei entdeckt zu werden. Mit anderen Worten, er wurde zu einem richtigen Spion." (Zitat)

Ruben ist ein ausgefallener Charakter. Seine früheren Freunde interessieren sich mittlerweile für andere Dinge, deswegen bleibt er meist unter sich oder in Gesellschaft seiner alleinerziehenden Mutter, welche in dem Viertel versucht, finanziell mit Ach und Krach über die Runden zu kommen. Bereits hier fragte ich mich, ob diese übertriebene Armut mitsamt ihren Folgen unbedingt Thema eines Kinderbuches sein muss. Thematisch kommt das Buch nur langsam voran, da könnt ich mir vorstellen, dass der ein oder andere Leser das Buch deswegen zur Seite legt, weil einfach die ausreichende Spannung fehlt. Zudem wurde ich mit Rubens Charakter einfach nicht warm, er hat die Angewohnheit, selbst denen vor den Kopf zu stoßen, die ihm Vertrauen entgegen bringen. Auch wenn es der Mutter finanziell noch so schlecht geht, sollte das Bestehlen anderer einfach keine Option sein. Die Funktion der Uhr und das jahrhunderte alte Geheimnis, welches er im Roman herausfindet, sind zwar gut erdacht, jedoch hätte die Erzählung in sich straffer ausfallen können, um den leser zu halten und auch, um nicht mitten drin einfach zu enden. Das fand ich für ein Kinderbuch ebenfalls sehr schade und keine gute Lösung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2019
Dry
Shusterman, Jarrod;Shusterman, Neal

Dry


sehr gut

Spannender Roman zu einem brisanten Thema
Mitten im heißen Sommer kommt plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung. Diesmal sind aber nicht die semiprofessionellen Handwerkskünste von Alyssas Vater daran Schuld, sondern ein "Tap-Out"! Die Nachbarstaaten haben Südkalifornien aus wirtschaftspolitischen Gründen einfach das Wasser abgestellt. Ob das so wirklich möglich wäre sei jetzt mal dahingestellt. Nach kurzer Zeit bricht Panik aus, bei den folgenden Hamsterkäufen ist sich jeder selbst der Nächste und bereits nach kurzer Zeit setzen "Wasserzombies" die gesellschaftlichen Regeln ausser Kraft, bis die Regierung den Ausnahmezustand über die Gegend verhängt.
Ja, Wasserknappheit ist ein ernstzunehmendes Thema und ich begrüße es, wenn Autoren sich dieses Themas annehmen. Diesmal spielt die Story sogar in so naher Zukunft, dass sie gleich morgen geschehen könnte, wenn auch nicht überall auf der Welt. Hier ist es ein von Hitzewellen geplagter Staat, der sein Trinkwasser aus Oberflächenwasser bezieht und entsprechend auf das Flusswasser angewiesen ist, welches nun aber nicht mehr kommt. Alternative Methoden, wie die Gewinnung von Trinkwasser aus Meerwasser, wurden, wie im Roman angedeutet, bisher nicht ausreichend gefördert, das Thema nicht ernst genug genommen.
Der Roman zeigt aus der Sicht einiger junger Leute, die sich im Laufe des Romans zusammentun, welche Probleme ohne Wasser auftreten und wie die Zivilisation sich während des Wassernotstands innerhalb kürzester Zeit wandelt, um an Trinkwasser zu gelangen. Viele sind sich plötzlich selbst die nächsten, manche versuchen, ihren Profit aus den Gegebenheiten zu schlagen während einige wenige Leute zu lebensrettenden Engeln werden. Personen wie Keltons Vater, Alyssas Nachbar, haben sich professionell auf solche Gegebenheiten vorbereitet mit autarker Stromversorgung und ausreichend Vorräten. Diese wurden bisher nur milde belächelt, plötzlich jedoch von allen angebettelt, bis Neid in Hass umschlägt. Doch auch so kleine Details wie Hygieneprobleme, im Wasser lauernde Krankheiten und durch die Hitze drohende Waldbrände finden ihren Weg in den Roman.
Obwohl mir die Idee sehr gut gefallen hat und man auch merkt, dass die Autoren sich Gedanken gemacht haben, ging mir alles doch etwas zu schnell, dass die Leute durchdrehten und in Panik ausbrachen. Da hätte ich schon erwartet, dass sie ein paar Tage mit ihren Vorräten haushalten können. Auch haben die Autoren zu häufig zu Murphys Law gegriffen, um die Handelnden zu neuen Handlungen zu zwingen. Sollte wohl die Spannung steigern, wenn öfter mal was extrem schiefläuft, oder die Jugendlichen in eine gewünschte Richtung lenken, mit welcher man als Leser vorher nicht rechnete. Mir war das jedoch zuviel.
Gut gefielen mir hingegen die als Snapshots markierten Einschübe, in denen von anderen Personen und deren Erlebnissen berichtet wird wie Journalisten und Helfer. Dadurch erhält man einen umfangreicheren Einblick als wenn man nur aus der Sicht der Jugendlichen erzählt würde.
Ein definitiv spannender Roman zu einem brisanten Thema, der mir persönlich stellenweise etwas zu überspitzt war.

Bewertung vom 20.05.2019
So schöne Lügen
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


sehr gut

Psychogramm einer Mörderin
Louise ist chronisch knapp bei Kasse und schlägt sich mit kleinen Jobs mehr schlecht als recht durch. Als die junge Livinia sie unter ihrer Fittiche nimmt und Louise an ihrem glamourösen und extravaganten Leben teilhaben lässt findet sie immer mehr Gefallen daran und neidet Lavinia ihr vieles Geld und ihre Beliebtheit. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis Louise beginnt, ihre Freundin zu bestehlen und es sich auf deren Kosten gut gehen zu lassen. Bis es zum Bruch der beiden Freundinnen kommt - und zu Lavinias Tod. Doch Louise will ihr neues Glamourleben nicht aufgeben und verstrickt sich in ein immer größer werdendes Lügengeflecht.
Die Idee ist nicht neu, dass zwei ungleiche Freunde zusammenfinden, von denen einer dem anderen dessen Leben neidet und es am liebsten übernehmen würde, Mord nicht ausgeschlossen. In diesem Fall sind beide Hauptcharaktere ziemlich extrem gezeichnet. Zum Einen Louise, deren Leben mich an eine Klaviertastatur erinnert, der man die weißen Tasten entfernte: Schwarz und etwas Entscheidendes fehlt. Dann Lavinia, ihr Gegenstück, manipulativ und ichbezogen, bei der die schwarzen Tasten fehlen und die scheinbar sorglos und spendabel in den Tag lebt und von einer Glamourparty zur nächsten hüpft. Genauer betrachtet sind jedoch beide auf ihre Art egoistisch und allein, auf der Suche nach etwas, was sie glücklich macht, sie aber nicht greifen können.
Ungewohnt ist in diesem Roman der allwissende Erzähler, welcher einige Male den Leser direkt anspricht und genau weiß, was geschehen wird. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass einige doch recht skurrile Momente dadurch nicht an Wirkung verloren. Überhaupt ist Lavinias Szene, in welcher sie sich bewegt, ziemlich... ungewöhnlich. Reiche junge Erwachsene, ein jeder ein Selbstdarsteller sowohl auf dem Parkett des Lebens wie auch im Bereich Social Media, welches hier stark genutzt wird und ohne welches der Roman nicht funktioniert hätte. Auf der Suche nach dem nächsten Kick wurden die Parties im Roman teilweise immer ausgefallener, mir stellenweise schon zu extrem. Das entzog sich völlig meiner Welt, machte den Roman dadurch wieder unwirklich und ich distanzierte mich in diesen Momenten von der Handlung. Das fand ich sehr schade, da ich der Meinung bin, je realistischer ein Roman, desto ergreifender wird er für mich als Leser.
Ein Roman voller Lügen und überzogenen Charakteren, der auf seine Art jedoch Spaß macht zu lesen und von Kapitel zu Kapitel immer abgründiger wurde.

Bewertung vom 20.05.2019
Mutter Seelen Allein
Trinkaus, Sabine

Mutter Seelen Allein


ausgezeichnet

Ein Blick hinter die gutbürgerliche Fassade
Auf den ersten Blick hat Katharina ein Traumleben mit Haus am Stadtrand, engelsgleichem kleinen Sohn und einem erfolgreichen Arzt als Ehemann. Geschickt lässt uns die Autorin jedoch nach und nach hinter die gutbürgerliche Fassade blicken und plötzlich ist nicht mehr alles so perfekt, wie es zunächst den Anschein hat. Da tragen plötzlich Katharina ebenso wie ihr Mann Patrick gewichtige Geheimnisse mit sich herum, irgendwer schickt ihr anonyme Drohbriefe und die Person, die sie heimlich beobachtet, weiß auch einiges aus Katharinas früherem Leben. Als plötzlich ihr fünfjähriger Sohn Timo verschwindet, eskaliert die Situation.

"Sag die Wahrheit. Dann geschieht ihm nichts." (Zitat S. 125)

Dies war mein erster Roman der Autorin und ich habe ich sehr gern gelesen. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, wie harmlos der Thriller beginnt, denn recht geschickt wird hier ein Spannungsbogen aufgebaut, welcher immer mehr Geheimnisse der Beteiligten zutage kommen lässt, ohne jedoch zuviel auf einmal zu verraten. Auch ist Katharina längst nicht das arme Opfer, welches einem durch den Klappentext suggeriert wird. Vielmehr scheint ihr Geheimnis immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt der Story zu werden.
Der Roman kommt mit einer überschaubaren Personenanzahl aus und schreitet in einem angenehmen Tempo voran, ohne sich in langwierigen Beschreibungen zu verlieren. Dadurch bleibt der Thriller durchweg spannend und wartet am Schluss mit einigen Wendungen auf, welche nicht unbedingt vorhersehbar waren.
Ein spannender Thriller mit Blick auf eine scheinbar heile Welt, hinter der sich schockierende Geheimnisse auftun.

Bewertung vom 16.05.2019
Das Zeitenmedaillon - Die Seherin
Neise, Tanja

Das Zeitenmedaillon - Die Seherin


ausgezeichnet

Abenteuer und Intrigen in Vergangenheit und Zukunft
Die 20-jährige Amélie erbt von ihrer Mutter ein Zeitreisemedaillon. Dieses ermöglicht, durch die Zeit zu reisen, um sein eigenes Glück zu finden oder einem anderen Zeitreisenden zu helfen. Dass das Medaillon dabei einige Umwege wählt, muss Amélie schon bald feststellen. Als es sie aus dem Jahr 1805 stammend ins ferne 1473 verschlägt wird sie vom Dänen Holmger aus den Händen ihrer Entführer befreit und reist mit seinen Leuten ans dänische Schloss. Dort gerät Holmger in eine tödliche Intrige. Kann Amélie, welche ihr Herz bereits an den blonden Dänen verloren hat, ihn mit Hilfe ihres Medaillons retten?
Ich muss gestehen, Romane mit Gegenständen, die einen durch die Zeit reisen lassen, ziehen mich wie magisch an. Deswegen war ich neugierig, was Tanja Neise wohl Schönes erdacht hat, zumal ich ihren ersten Zeitenmedaillon-Roman noch nicht kenne. Ihr Schreibstil ist wirklich angenehm und leicht zu lesen. Amélie ist anfangs eine junge Frau, welche noch nie in Kontakt mit dem Bösen geriet und muss sich notgedrungen schnell zurecht finden in Zeiten, in denen Frauen noch weniger Rechte haben als in ihrer eigenen Epoche. Ist sie anfangs noch etwas leichtgläubig, entwickelt sie sich jedoch im Laufe des Romans zu einer willensstarken Person an Holmgers Seite. Sehr schön war übrigens, wie die beiden zueinander fanden. Da musste sich Holmger schon was einfallen lassen. Jedoch wurde es nie kitschig, was ja einige Leute bei Fantasyromanen abschreckt. Im Gegenteil, es passte alles recht gut und Amélie gerät mehrfach in gefährliche Situationen. Wobei sie oftmals in ihren Träumen vor bevorstehenden Gefahren gewarnt wird. Auch die Zeitsprünge sind gut gewählt, nicht nur in die Vergangenheit sondern auch in ihre Zukunft. Da gefiel mir, wie Tanja Neise unsere Welt durch Amélies Augen beschrieb. Wobei das Medaillon seinen eigenen Kopf zu haben scheint und Amélie nicht immer Einfluss auf das Ziel ihrer Zeitsprünge hatte sondern das Medaillon sie auch mal in eine Zeit schickte, wo Amélie auf bestimmte Informationen stoßen sollte.
Ein sehr schöner und unterhaltsamer Zeitreiseroman mit einer Protagonistin, die sich zu einer starken Frau entwickelt und ihren Mann aus den Fängen einer gefährlichen Intrige am königlichen Hof befreit.

Bewertung vom 15.05.2019
Herzgrab
Gruber, Andreas

Herzgrab


ausgezeichnet

Gelungene Hörspiel-Inszenierung
Auf der italienischen Familie De Vecchio scheint ein Fluch zu liegen. Während das Wiener BKA Peter Gerink und seinen Kollegen Scatozza nach Italien schickt, um nach der in Wien lebenden Teresa De Vecchio zu suchen, die bei der Trauerfeier ihrer beiden verunglückten Brüder kürzlich spurlos verschwand, beauftragt Teresas Nichte Monica die Wiener Privatdetektivin Elena Gerink, Peters Frau, mit der Suche nach ihrem seit einem Jahr verschwundenen Vater, den berühmten Maler Salvatore De Vecchio. Schon bald müssen Peter und Elena feststellen, dass ihre Fälle miteinander in Zusammenhang stehen und sie einem gefährlichen Gegner auf der Spur sind.
Von Autor Andreas Gruber bin ich bisher nur gute Unterhaltung gewohnt. Das hat sich bei Herzgrab nicht geändert. Auch hier wird ein spannender, undurchschaubarer Krimi geliefert mit sympathischen Ermittlern, diversen Gefahrensituationen und auch mal dem ein oder anderen Schmunzler. Der Stil ist gewohnt unterhaltsam, der Fall komplex, die Ermittler unkonventionell und der Täter perfide.
Gehört habe ich das ungekürzte Hörspiel zum Roman. Die Sprecher sowie der Erzähler sind sehr gut gewählt und alles ist in sich stimmig und gut inszeniert. Lediglich zu Beginn waren mir die Sprecher im Vergleich zum Erzähler etwas zu leise.

Bewertung vom 13.05.2019
Fauler Zauber
Jones, Diana Wynne

Fauler Zauber


sehr gut

Schöne Idee mit vielen feinen Details
Jedes Jahr veranstaltet Mr. Chesney exklusive Abenteuerreisen, bei denen Menschen durch ein Portal in eine Welt voller Magie strömen und 6 Wochen lang auf einer Fantasy-Quest unterhalten werden wollen. Das Finale beinhaltet bei jeder der vielen Reisegruppen den Sieg über den Dunklen Fürsten. Nach 40 Jahren haben die Bewohner der Welt, welche jährlich als Animateure dienen sollen, allerdings die Nase gestrichen voll: Die Felder werden verwüstet, die Städte gebrandschatzt, Tiere getötet, die Vorräte geplündert und bei den Schlachten sterben ebenfalls jährlich Freunde und Verwandte. Zeit, sich gegen Mr. Chesney zur Wehr zu setzen – doch der hat einen mächtigen Dämon an seiner Seite…
Die Idee des Romans gefiel mir auf Anhieb. Die Bewohner einer magischen Welt, die sich gegen Ausbeutung zur Wehr setzen – das entfachte meine Neugier. Der Stil des Romans ist allerdings eher etwas gemächlich, man hat lange Zeit, die Folgen der Pilgerreisen zu erkunden und welche Mühen die Bewohner alljährlich auf sich nehmen müssen, um den Vertrag mit Mr. Chesney zu erfüllen, ohne zu Strafzahlungen verdonnert zu werden. Erst dachte ich, der Fokus der Erzählung läge auf Magier Derk, der vom Orakel zum diesjährigen Dunklen Fürsten ernannt wurde. Jedoch hat die Autorin vielmehr den Fokus auf Derks gesamte Familie gelegt, wobei hier vor allem die Greife als Teil der Familie eine wesentliche Rolle spielten und für mich persönlich am interessantesten waren. Ansonsten kommen in der Geschichte sehr viele Charaktere und magische Wesen vor, welche zu meiner Enttäuschung leider kaum eingehender beleuchtet wurden, die Greife ausgenommen.
Der Roman beinhaltet kleine, aber feine Details, welche es zu entdecken gilt. So wird z. B. endlich erklärt, warum Drachen so gerne Gold sammeln. Ebenso gefiel mir der etwas versteckte, britische Humor. Die erste Hälfte empfand ich als etwas langatmig und ruhiger, ab der zweiten Hälfte ging es dann flotter voran, als endlich die Abenteuertouristen ins Spiel kamen. Und zum Ende hin wird man mit einem sehr guten und überraschenden Ende belohnt.