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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2011
Verzwickt chaotisch / Luzie & Leander Bd.3
Belitz, Bettina

Verzwickt chaotisch / Luzie & Leander Bd.3


ausgezeichnet

Als hätte Luzie nicht schon zu Hause alle Hände voll zu tun damit, die Anwesenheit von Leander geheim zu halten, stehen jetzt viel größere Schwierigkeiten an: ihre Schulklasse darf zur Belohnung auf Klassenfahrt fahren und Leander will natürlich mit von der Partie sein. Er hat sogar die Gitarre von Luzies Oma Anni aus dem Seniorenstift gemopst und studiert nun voller Begeisterung die Lieder aus der "Mundorgel" ein. Aber wie soll Luzie auf engstem Raum unter vielen Schülern Leanders Enttarnung verhindern? Anderseits kann sie ihn ja auch schlecht zu Hause lassen, da ihm niemand Marmeladenbrote unter den Tisch schmuggelt, wenn sie nicht zu Hause ist.
Auf Klassenfahrt ist der gitarrenspielende Leander aber letzten Endes ist geringstes Problem: Seppo turtelt mit einer blonden Austauschschülerin und Serdan spricht seit Tagen kein Wort mehr mit ihr. Statt mit ihrer einzigen Freundin Sophie teilt sie ihr Zimmer mit der 2 Jahre älteren Außenseiterin Elena, NUR um Leanders entdecken zu verhindern. Und statt Pupertät nur vorzugaukeln, steckt mittlerweile nicht nur Luzie mittlerweile bis über beide Ohren mittendrin... sogar Leander bleibt von beginnender Körperbehaarung und einem ersten Verliebstsein nicht verschont.

Eigene Meinung:
Anscheinend hat es den Anstoß von außen mit der Klassenfahrt gebraucht, dass die Geschichte um Luzie und Leander endlich ihren vollen Wortwitz entfaltet und mit einer richtig große Bandbreite an Gefühlen aufwartet. Luzies Eltern kamen in meinen Augen ja in beiden Vorgängerbänden zu kurz und die Charaktergestaltung der bereits bekannten Personen drohte sich im Kreis zu drehen, mit den neu eingeführten, beziehungsweise bekannten aber nun vertieften, Charakteren aus Luzies schulischem Umfeld weht ein frischer Wind in die Reihe, der optimalen Lesespaß garantiert! Luzies Erlebnisse auf Klassenfahrt sind so authentisch und witzig geschildert, dass man sich direkt in seine eigene Schulzeit zurückkatapultiert fühlt.
Durch die gereiften Charaktere und die pupertierende Luzie wird die Reihe langsam aber sicher auch für ältere LeserInnen als die empfohlene Altersklasse von 11-12 Jahren interessant. Allerdings bin ich schon sehr auf die Meinung meiner fast 11jährigen Nichte zu diesem Band gespannt, ob sie meine steigende Begeisterung für die Reihe teilen oder ob ihr "Verzwickt chaotisch" doch zu pupertär ist und sie die Reihe erst in ein paar Jahren weiterverfolgen wird.
Was mir in diesem Band genau wie in den Vorgängerbänden wieder ins Auge gefallen ist, sind die zahlreichen Bezüge zu aktuellen Büchern und Chart-Hits, die die Jugendlichen lesen beziehungsweise hören. Einerseits bietet gerade dieses Stilmittel einen hohen Identifikationsfaktor für junge Leser, andererseits nimmt so etwas einem Buch die Zeitlosigkeit. Das stelle ich aber völlig wertungsneutral fest und lasse es nicht in meine Bewertung einfließen.
Besonders das Ende der Geschichte hat mir richtig gut gefallen. Ich bin gespannt, wie sich dieses "verzwickt chaotische" Gefühlswirrwarr in den nächsten Bänden weiterentwickeln wird, mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, ich will ja niemandem die Spannung nehmen ;)

Aufmachung des Buches:
Nach Rosarot und zartem Grün ist der dritte Band der Luzie und Leander Reihe in Gelb- und Orangetönen gestaltet. Zusammen sehen die ersten drei Bände der Reihe richtig frisch und individuell im Regal aus, und heben sich mit dem mädchenhaften, aber unverbrauchten Stil von vielen anderen Jugendbuchreihen positiv hervor.

Fazit:
Bettina Belitz hat sich kontinuierlich von Band zu Band gesteigert. "Verzwickt chaotisch" ist bislang der gefühlvollste und gleichzeitig witzigste Teil der Reihe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2011
Die Auswahl / Cassia & Ky Bd.1
Condie, Ally

Die Auswahl / Cassia & Ky Bd.1


ausgezeichnet

Der erste Teil der Geschichte von Cassia und Ky zeichnet sich durch einen eigenartig kalten und sterilen Schreibstil aus, der perfekt die glatte Fassade von Cassias Welt widerspiegelt. Er hält den Leser einerseits auf Distanz, andererseits übt gerade dieses Stilmittel eine Faszination aus und zieht sogartig in die Geschichte hinein. Ich musste beim Lesen häufig an die Kulisse der Verfilmung von "Clockwork Orange" denken, die auch diese Kälte ausstrahlt und teilweise mit minimalistischen Mitteln auskommt. Dieser Minimalismus rückt die Charaktere mit ihrer Gedanken- und Gefühlswelt in den Vordergrund. Gerade vor dem kalten Hintergrund kommen die zarten Gefühle zwischen Cassia und Ky besonders zur Geltung. Andere Klassiker aus Film und Literatur, die mir beim Lesen in den Sinn kamen, waren "Flucht ins 23. Jahrhundert", "1984" und "Schöne neue Welt". Vielleicht finden ja einige Jugendliche nach der Lektüre von "Die Auswahl" auch Zugang zu diesen Meilensteinen unter den Dystopien. Cassia macht eine Entwicklung von einem Mitglied des Kollektivs ohne eigene Gedanken zu einem Individuum durch, dass sich durch ihr Hinterfragen gegen das System stellt. Wirkte sie zu Beginn noch blass und farblos, beinahe langweilig, so gewinnt sie im Laufe der Handlung die Sympathie des Lesers.
Es gibt Dystopien, die starten direkt mit einem Paukenschlag und stehen von Beginn an im Zeichen der Revolution. Die Geschichte von Cassia und Ky startet ruhig und verhalten. Es lohnt sich aber sehr, sich auf diese Stilmittel einzulassen, auch wenn dem einen oder anderen der Zugang zur Geschichte am Anfang vielleicht schwer fallen mag.
Am Ende des Buches sieht man nicht mehr das funktionierende Kollektiv, sondern einzelne Personen und ein Paar sind daraus hervorgetreten, die es wagen das System zu hinterfragen, dass ihnen die Selbstbestimmung genommen hat. Ihre Zukunft ist ungewiss, aber gewiss ist, dass sie ihren eigenen Weg gehen werden. In die farblose Welt ist Bewegung eingekehrt. Das starre System wird unterwandert von starken Persönlichkeiten, ganz besonders durch Cassia, die nicht mehr über sich und ihr Leben bestimmen lassen wollen!

Aufmachung des Buches:
"Die Auswahl" wird definitiv eines meiner Cover-Highlights des Jahres. Der Schutzumschlag wirkt vom Grundton genauso kalt wie Cassias Umwelt, allerdings ist das sterile eisige Weiß mit Luftblasen durchwirkt. In der größten Blase sitzt ein Mädchen in einem zartgrünen Kleid, dass vom Aussehen genau auf die Beschreibung von Cassia passt. Sie drückt mit ihren Händen zart gegen die Hülle der Blase, aber das System gibt sie nicht frei.
An jedem Kapitelanfang - die einfach nur durchnummeriert sind - steht immer die Luftblase mit der gefangenen Cassia, zwischen den einzelnen Abschnitten jedoch die Puderdose, das Zeichen für Individualität und Aufstand.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2011
Die Pecorinos: Ein Mäusical
Baumann, FranzDavid

Die Pecorinos: Ein Mäusical


ausgezeichnet

Die fünf Pecorinos sind: Dizzy: er zwitschert mit der Trompete wie ein Vogel und ist Chef der Pecorinos. Charly: er macht nicht viele Worte, dafür aber viele Töne mit seinem Saxophon. Danny: der perfekte Schlagzeuger - laut, ein bisschen chaotisch und immer im Takt. Paul: er zupft den Kontrabass und bleibt immer cool. Mick: der immer gut gelaunte Klaviervirtuose, der besonders glücklich ist, wenn er seine Finger über die Tasten fliegen lässt.

Weitere Darsteller des Mäusicals sind Billie, eine selbstbewusste und clevere Sängerin. Kommissar K., der sich niemals irrt und Wachtmeister Henry, der seinem Chef immer wieder sachdienliche Hinweise liefert.

Die fünf Pecorinos sind zu Unrecht wegen Käsediebstahls zu zwei Jahren Mauseloch verurteilt worden. Doch ihnen gelingt samt ihrer Instrumente die Flucht, die sie an Bord eines riesigen Schiffes führt, auf dem sie die Bekanntschaft der Sängerin Billie machen, von Hamburg nach Liverpool über London bis nach Paris. Immer Kommisar K. und seinen Wachtmeister Henry auf den Fersen, aber stets eine Mäusenasenspitze voraus!

Dem von Doris Eisenburger wunderbar illustrierten Buch liegt eine CD bei, die nicht nur die 12 Lieder des Mäusicals enthält, sondern auch die Erzähltexte der Geschichte, so dass man sich das Mäusical auch komplett anhören kann statt es zu lesen. Die Lieder im Buch enthalten den kompletten Text und die Noten, so dass man das Mäusical sogar nachsingen und nachspielen kann.
Die CD ist auf der vorderen Vorsatzseite eingeklebt, alle Angaben zur CD befinden sich im Buch auf der letzten Seite.
Erzähler der Geschichte ist Henk Flemming, der nicht nur einen der Gesangsparts inne hat, sondern auch die Songtexte und den Erzähltext geschrieben hat. Henk Flemming hat eine angenehme Erzählstimme, der man sehr gerne lauscht und zudem schafft er es mit seiner Intonation jeden Charakter zu beleben und individuell zu gestalten.
Die Kompositionen stammen von Franz-David Baumann, der ebenfalls einen der Gesangsparts übernommen hat, und die Trompete in bester Dizzy-Manier zwitschern lässt.

Die Story ist spannend, kindgerecht umgesetzt und erhält durch die Verkörperung der Charaktere durch Tiere einen ganz besonderen Pfiff.
Die Songs haben Wiedererkennungswert und wecken Spaß daran selbst zu musizieren und zu singen.
Das Buch ist durchgehend auf jeder Seite von Doris Eisenburger illustriert. Die Szenen sind in eher gedeckten Farben dargestellt, die aber sehr gut die Atmosphäre der Geschichte widerspiegeln und zudem noch viele kleine Details enthalten. So wird die Schilderung des Fluchtwegs aus dem Mauseloch von einer Skizze desselbigen untermalt, in Liverpool treten die Pecorinos mit Pilzkopf-Frisuren auf, die mitternächtliche Szenerie in London ist am Fuße des Big Ben angesiedelt und im Pariser Café stehen ein Glas Rotwein, ein Camembert und geschnittenes Baguette auf dem Tisch.

Die jazzigen Songs haben Ohrwurmqualität und packende Refrains, bei denen man einfach mitsingen muss. Die CD habe ich bereits unzählige Male rauf- und runtergehört und ich muss sagen: das Mäusical braucht sich hinter keiner großen Bühnenshow zu verstecken, weil es nämlich selbst ganz große Show ist!
Zum Glück ist "Die Pecorinos: Ein Krimi-Mäusical" der Auftakt zu einer neuen Buch-mit-CD-Reihe, so dass sich der Leser bzw. Hörer bereits auf weitere "Mäusicals" freuen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2011
Der magnetische Bob. / Nilpferd in Residenz.
Biermann, Franziska

Der magnetische Bob. / Nilpferd in Residenz.


ausgezeichnet

Das erste freudige Juchzen entfuhr mir direkt, nachdem ich das Buch aus der Folie befreit hatte: ihm liegt ein passendes Magnetlesezeichen mit Illustrationen von Franziska Biermann bei, auf dem die kleine Etna mit ihrem Babybruder Bob abgebildet ist.

Baby Bob ist der Sonnenschein der ganzen Familie - zunächst jedenfalls. Bereits nach wenigen Tagen ist es bei Bobs großer Schwester mit der anfänglichen Freude vorbei. Mit Bob kann man nichts anfangen: er macht nichts außer schlafen, jaulen, sabbern, knabbern und pieseln. Zudem ist Etna nun bei ihrer Familie abgemeldet: alles dreht sich nur noch um Bob. Als Bob Etnas Zimmer verwüstet, platzt ihr der Kragen. Was zu weit geht, geht zu weit! Aber statt Bob bekommt Etna Ärger, weil sie ihm einen selbst gehäkelten Maulkorb verpasst hat.
Als eines Tages alle metallischen Gegenstände an Bob kleben bleiben, hat Etna eine Idee! Bob ist magnetisch und Etna geht nun täglich mit ihm auf Schatzsuche. Bei ihren Freunden ist der magnetische Bob DIE Sensation und das Ganze ein Riesenspaß, bis sie eines Tages einem Räuber begegnen, der sich soeben eine Tasche voll Münzen unter den Nagel gerissen hat...

Auf Grund des Formats und der Seitenanzahl dachte ich zunächst, dass "Der magnetische Buch" ein Kinderbuch für 6- oder 8-jährige ist, aber nach dem ersten Durchblättern sieht man schnell, dass die Illustrationen und der Textumfang ideal für ein Vorlesebuch ab 4 Jahren sind.
Die Illustrationen sind pfiffig und mit viel Witz im Detail umgesetzt, hier gibt es auch für größere Kinder und erwachsene Vor(-leser) jede Menge zu entdecken. Alle Seiten sind großzügig illustriert, die Farbgestaltung ist frisch und bunt, zarte und helle Farben dominieren. Die gewählte Schriftgröße ist sehr angenehm zum Vorlesen. Das Schriftbild ist allerdings nicht durchgehend in einer Größe gehalten, sondern Schlüsselbegriffe und wichtige Details werden hervorgehoben.

Die Geschichte erzählt mit einer ungewöhnlichen und putzigen Idee davon, wie größere Geschwisterkinder sich benachteiligt fühlen können, wenn Nachwuchs ins Haus kommt. Mit viel Ironie bekommen aber auch die Eltern und die "Guzzi Putzi"-Verwandtschaft ihr Fett dabei weg, so dass nicht nur die großen Geschwister bei der Lektüre lernen, dass man auch mit dem kleinsten Knirps irgendwann viel Spaß haben kann, sondern die Verwandtschaft, dass man neben dem reichsten Baby der Welt, der berühmtesten großen Schwester der Welt genauso viel Aufmerksamkeit schenken muss.

Die Anmerkung der Autorin am Ende des Buches hat mir ein weiteres Schmunzeln entlockt, hat es mich doch ironisch an die ermahnenden Bemerkungen erinnert, die sich Kinder so oft im Fernsehen anhören müssen: "Nicht zur Nachahmung geeignet." Wer keinen magnetischen Bob zu Hause hat, geht also einfach mit einem Magneten auf Schatzsuche oder lässt sich von seinen Eltern auf ein Eis einladen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2011
Ich Bring Mich Um Die Ecke

Ich Bring Mich Um Die Ecke


ausgezeichnet

"Ich bring mich um die Ecke" habe ich bereits im letzten Jahr gelesen und mir nun zusätzlich als Hörbuch einverleibt.
Konnte mich Erlend Loes lakonischer Humor in der Buchvorlage noch nicht völlig überzeugen, hat das Anna Carlsson mit ihrer Verkörperung der Hauptfigur Julie geschafft! Die Geschichte in Tagebuchform ist überhaupt wie geschaffen für ein Hörbuch.

Ich-Erzählerin Julie verliert im Alter von 18 Jahren ihre komplette Familie - Eltern und den älteren Bruder - durch einen Flugzeugabsturz. Aus einem behüteten Elternhaus stammend, bei dem der erfolgreiche Vater bereits genaue Vorstellungen vom beruflichen und gesellschaftlichen Werdegang seiner Kinder hatte, fühlt Julie sich nun verlassen und allein. Auch ihre Freundin und der Psychiater Geier, der bei ihr nur "Psychogeier" heißt, können ihr nicht helfen oder gar die Lebensfreude zurückgeben. Julie hat nur noch ein Ziel vor Augen: auf möglichst ungewöhnliche Art aus dem Leben zu scheiden. Sich während einer Schulaufführung zu erhängen oder bei Hühnern mit der Hühnerpest anzustecken, sind nur zwei von Julies irrwitzigen Ideen, wie man dem Tod AUF die Schippe springen kann.

Anna Carlsson schafft es mit jugendlicher Frische und einer sympathischen Ausstrahlung Julie Leben einzuhauchen. Erlend Loes "Ich bring mich um die Ecke" weiß mit einem ganz speziellen Humor zu punkten, der einen über eine Geschichte lachen lässt, die mit einem traurigen Schicksalsschlag ihren Anfang nimmt. Trotzdem bleibt einem nie das Lachen im Hals stecken. Julies Ansichten und Lebensweisheiten enthalten oft einen wahren Kern und die Geschichte darüberhinaus viele Zitate und Textstellen, die auch noch nachwirken, wenn man den Deckel über der letzten Seite zugeschlagen bzw. die letzte CD zu Ende gehört hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2011
Unland
Wagner, Antje

Unland


ausgezeichnet

Nachdem ich bereits "Schattengesicht" von Antje Wagner gelesen hatte, wusste ich diesesmal, worauf ich bei ihren Büchern vorbereitet sein muss: ein dramaturgischer Kniff wenige Kapitel vor Schluss gaben auch "Unland" ein Ende, mit dem ich trotz "Hab-Acht-Haltung" so nicht gerechnet hatte.

Nachdem ihre Pflegemutter aus dem Leben geschieden ist, kommt die vierzehnjährige Franka im Wohnprojekt "Haus Eulenruh", das in dem kleinen Elbdorf Waldburgen gelegen ist, unter. Neben den schrecklichen Kindheitserlebnissen von Franka und ihren Mitbewohnern, die im Laufe der Geschichte nach und nach ans Licht kommen, ist es vor allem die düstere Atmosphäre, die Antje Wagner heraufbeschwört, und das mysteriöse "Unland", eine düstere Ruinenlandschaft am Waldrand, die dem Leser Gänsehaut bereiten. Eine verlassene Ruinenlandschaft umgeben von einem stromgesicherten Zaun, Stromausfälle im ganzen Ort und ein Nachbar, der seit Jahren Lebensmittel sammelt, die angeblich für Bedürftige bestimmt sind. Irgendwas ist an der Geschichte faul!

Antje Wagner gelingen beachtenswert realistische Charakterstudien von Kindern, die durch schwere Schicksalsschläge an den Rande der Gesellschaft gedrängt wurden. Neben Franka zeichnet Antje Wagner auch von den anderen Einwohnern des "Haus Eulenruh" detaillierte Skizzen. Auch wenn die schweren Schicksale der Jugendlichen viel Raum einnehmen, so blitzt am Rande doch immer wieder ein trockener, jugendlicher Humor auf, der perfekt zu den agierenden Personen passt. In diesem Buch lebt alles, ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, das irgendwelche Person oder Beschreibungen nur als "Füllmaterial" dienten. Etwas ganz Besonderes ist Antje Wagners Idee, die Handlung eines jeden Kapitels mit einem passenden Song zu untermalen, die am Ende des Buches als "Inoffizieller Soundtrack zum Buch" aufgeführt sind. Eine Geschichte, die nicht nur vor dem geistigen Auge abläuft, sondern dazu noch hörbar wird, zieht den Leser mit einem doppelt so starken Sog mitten ins Geschehen.
Der Leser wird zum Mitdenken aufgerufen. Noch bevor Antje Wagner mit dem überraschenden Ende auftrumpft, bringt sie eine beeindruckende Parabel über die menschliche Gesellschaft und die Mischkultur in einem Wald. Um von diesem Buch erschüttert und aufgewühlt zu sein, hätte ich noch nicht einmal das außergewöhnliche Ende gebraucht. Wobei ich sagen muss, dass es trotz allem das Ende ist, das mich noch Tage, nachdem ich das Buch beendet habe, beschäftigt. In gewissem Sinne fantastisch, und doch irgendwie seltsam realistisch, wird das Dunkle im Inneren der Protagonisten nach Außen gekehrt, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit sind gefallen. Ob die Jugendlichen aus "Haus Eulenruh" ihre Schatten frei lassen? Das liegt nun in der Interpretation des Lesers.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2011
Feuersterns Mission / Warrior Cats - Special Adventure Bd.1
Hunter, Erin

Feuersterns Mission / Warrior Cats - Special Adventure Bd.1


ausgezeichnet

Seitdem die WaldClans den BlutClan vertrieben haben, herrscht wieder Frieden im Wald. Doch auf Feuerstern wartet nur zu bald eine neue Mission, die in weit von seinem Clan wegführen wird. Als er eines Tages mit einem Schüler im Wald auf Jagd ist, nimmt er plötzlich die bleiche Erscheinung einer grauen Katze war, aber sowie er sich bewegt, um zu der Katze zu gelangen, ist sie verschwunden. Kurze Zeit später häufen sich die Visionen der grauen Katze und auch in seinen Träumen erhält Feuerstern Besuch von ihr. Er erfährt, dass es sich um den ehemaligen Anführer des WolkenClans handelt, der früher als fünfter Clan im Wald gelebt hat, bevor sein Territorium von den Zweibeinern zerstört wurde. Hat der WolkenClan damals den Wald freiwillig verlassen oder wurde er vielmehr von den anderen vier Clans verjagt? Feuerstern lässt seinen eigenen Clan unter der Obhut seines Freundes und Stellvertreters Graustreif zurück und macht sich mit seiner Gefährtin Sandsturm auf den Weg, um das Geheimnis um die Vergangenheit des WolkenClans zu lüften. Auf ihn wartet eine Aufgabe, an der er fast zu scheitern droht, zudem wird seine Liebe zu Sandsturm auf eine Bewährungsprobe gestellt und in den Schatten lauert eine finstere Gefahr, die es zu besiegen droht. Kann Feuerstern die an ihn gestellten Aufgaben meistern und mit seiner Gefährtin zum DonnerClan zurückkehren?

Eigene Meinung:
Die ersten Kapitel liefen nach dem harten und blutigen Kampf gegen den BlutClan in "Stunde der Finsternis" fast zu ruhig ab. Ich habe einige Kapitel gebraucht, um mich von der Geschichte gefangen nehmen zu lassen. Zunächst ging es um die Vergangenheit des WolkenClans, Visionen, die Feuerstern im Traum ereilen, und das Rästel, ob der WolkenClan damals freiwillig ein neues Territorium für sich gesucht hat oder aus dem Wald vertrieben wurde. Nach dem etwas zähen Start erwartet den Leser der vorläufige Abschied von über 6 Bänden liebgewonnenen Charakteren. Zunächst konnte ich mich mit dem Gedanken nichts Neues von Graustreif und den anderen DonnerClan Mitgliedern lesen zu können, nicht so recht anfreunden, aber dann fesselte mich der neue Plot, der den treuen Warrior Cats Fan auf frische Pfade abseits des Waldes führt, doch sehr! Mit neuen Charakteren hat das Autorinnentrio alias Erin Hunter ganz frischen Wind in die Serie geblasen, auch wenn Feuerstern Dreh- und Angelpunkt dieses Special Adventures ist und die Handlung wird nach einigen Kapiteln so spannend, dass man über den ruhigen Einstieg in das neue Abenteuer hinwegsehen kann.
Der besondere Reiz der Warrior Cats liegt für mich in der realistischen Umsetzung. Die Warrior Cats sind weniger eine Fantasyreihe als eine Abenteuerserie aus Katzensicht. Bis auf die Rolle des SternenClans, der dem menschlichen Glauben mit seinen Religionen ähnlich ist, kann man alle Abenteuer der Katzen bei realen Katzen beobachten. Hier werden Kämpfe gegen natürliche Feinde und andere Katzen ausgetragen, Autos sind Monster, die auf dem Donnerweg entlangrasen und nachts von grauen Höhlen beherbergt werden, Geburt und Tod, Hunger und die Jagd nach Frischfleisch bestimmen das Leben der Katzen. Nach der Lektüre der Warrior Cats sieht man seine Stubentiger mit ganz anderen Augen, die in den Abenteuern als verzärtelte Hauskätzchen auch eine Rolle spielen, sogar eine sehr große, blickt Feuerstern doch selbst auf eine Vergangenheit als Hauskätzchen Sammy zurück.
Obwohl "Special Adventure: Feuersterns Mission" zeitlich nach der 1. Staffel spielt, kann das Buch auch gut von Neueinsteigern gelesen werden, da es wenig Bezug zu den vorangegangenen Abenteuern und ein abgeschlossenes Ende hat.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2011
Fred & Anabel
Hesse, Lena

Fred & Anabel


ausgezeichnet

Fred und Anabel sind die besten Freunde, obwohl sie in manchen Dingen so grundverschieden sind. So kann Anabel nicht wie Fred auf Bäume klettern und umgekehrt hat sie es nicht geschafft Fred das Fliegen beizubringen. Doch die beiden sagen immer: "Hauptsache wir sind zusammen!" Und dann geht es ihnen richtig gut.
Doch als der Winter Einzug hält, fängt Anabel an zu frieren, und sie muss mit ihrer Familie aufbrechen, um im Süden zu überwintern. Weit weg von Fred... Den ganzen langen Winter...
Obwohl Fred den Winter in Deutschland verbringt und Anabel im warmen Süden überwintert, gibt es doch immer wieder Überschneidungen in dem Leben der beiden. Sei es beim Sternschnuppenzählen, wenn Anabel fühlt, wie Fred in der Ferne krank wird oder wenn sie Post voneinander erhalten. Das zeigt, wie verbunden echte Freunde auch in der Ferne sein können in Gedanken oder durch nette Gesten.

"Fred und Anabel" ist ein zauberhaftes Buch über Freundschaft und Liebe. In zu Herzen gehenden und doch einfach gehaltenen Texten, die bereits kleine Kinder verstehen, erzählt Lena Hesse, worin das Geheimnis einer wahren Freundschaft liegt. Kinder erfahren in diesem Bilderbuch außerdem, welche Gründe hinter einer Trennung stehen können, das Trennungen nicht endgültig sein müssen und das Freundschaften auch über eine größere Distanz hinweg weiter bestehen können.

Das Buch wirkt sowohl in Text als auch in Bild sehr verspielt. Die Texte sind in unterschiedlichen Größen gedruckt, wobei Kleingedrucktes die Gedanken und Gefühle der beiden Freunde widergeben. Wichtige Details sind fett hervorgehoben, wobei ich die Auswahl hier nicht immer verstanden habe. Noch mehr hat mir die Spielerei mit den Illustrationen gefallen: der schönste Sommer im Leben von Anabel und Fred ist im Stil von Polaroid-Fotos dokumentiert. Einige Doppelseiten schmücken großformatige Bilder, die über die komplette Fläche gehen. Als Fred und Anabel voneinander getrennt sind, sind die Doppelseiten horizontal geteilt, die obere Hälfte begleitet Fred im kalten Winter in Deutschland, die untere Hälfte nimmt den Leser mit auf Anabels lange Reise in den Süden. Ein schmaler Streifen in der Mitte erzählt die Geschichte der beiden. Wenn eine Doppelseite nur die Geschichte von Fred erzählt, ist das Bild in der oberen Hälfte und der Text steht darunter, wenn Anabels Geschichte weitererzählt wird, steht zuerst der Text auf der Seite und darunter kommt das Bild. Als die Sehnsucht der beiden nach dem anderen zu groß wird, schreiben sie sich Briefe. Freds Brief schreibt Paula Mai, bei der er den Winter verbringt. Anabel kann natürlich ebensowenig wie Fred schreiben und malt ihm einen Brief. Obwohl die Bilder in zarten Farben und eher minimalistisch gestaltet sind, gibt es immer wieder zauberhafte Details zu entdecken, wie Freds Pfotenabdruck, der den Brief an Anabel verschließt, lautlose Schneeflocken, die vom Himmel fallen, das "Haus vom Nikolaus" oder die Waschanweisung für Wollsocken.

Die Geschichte ist traumhaft schön, die Bilder sind zum Verlieben, und das Buch ein wunderschönes Geschenk, um jemandem zu sagen: "du, ich hab dich lieb", oder "du fehlst mir" oder "egal was passiert, Hauptsache wir sind zusammen!".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.