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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2613 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Unser blauer Planet - Der Ozean
Stewart-Sharpe, Leisa

Unser blauer Planet - Der Ozean


ausgezeichnet

Ein gut erklärendes Sachbuch über die Ozeane mit ansprechenden Illustrationen

Die Erdoberfläche besteht zu 71 Prozent aus dem Wasser der Ozeane, deshalb spricht man auch vom Blauen Planet. Die Ozeane sind nicht so erforscht wie die Landmassen, es verbirgt sich noch viel Geheimnisvolles am Meeresboden und in der Tiefe der Meere. Wir Menschen brauchen das Wasser und die Verschmutzung der Meere bedrohen die Existenz der Menschen auf Dauer.

Dieses Buch ist ein Sachbuch zur BBC Serie "Unser blauer Planet", die Wassermassen unterscheidet die Erde von anderen Planeten. Der Blick auf die Ozeane erfolgt aus mehreren Perspektiven, einmal sehen wir die Meere aus dem Weltall, dann geht es zu den Bewohnern der Küsten und in die Tiefsee.

Eine Übersichtskarte zeigt die verschiedenen Ozeanen der Erde. Danach wird in einzelnen Abschnitten die Unterwasserwelt vorgestellt, angefangen von der geheimnisvollen Tiefsee und ihren speziellen Bewohnern, über die farbenprächtigen Korallenriffen und die sogenannten Grünen Meeren, wie die Unterwasserwälder und Unterwassergärten auch bezeichnet werden. Hier leben Seeigel und Seeotter, Seespinnen und Oktopusse und Stechrochen. Weiter geht es mit den Küsten und ihrem Wandel und den Bewohnern in warmen und kalten Küstengewässern wie den Pinguinen, Eisbären und Walrössern.


Der Zug der Meereslebewesen rund um die Welt zu ihren Laichplätzen und Geburtsstätten ist ein immer wiederkehrendes Ereignis, doch die zunehmende weltweite Bevölkerung macht den Tieren das Leben schwer. Wie kann man das Leben von Mensch und Tier in Einklang bringen? Das Buch gibt Lösungsbeispiele wie etwas Plastik vermeiden und Strom sparen. Wenn wir jetzt die Meere nicht besser schützen und den Klimawandel in den Griff bekommen, dass sieht es für zukünftige Generationen schlecht aus. Denn wir brauchen saubere und intakte Ozeane.


Interesse wecken und über die verschiedenen Ozeane informieren, das gelingt den Schaffenden dieses Buches ganz ausgezeichnet. Mich haben die faszinierenden und völlig natürlichen Bilder auf eine interessante Reise mitgenommen und dank der kindgerechten und verständlichen Texte können sich auch Kinder in diesem Buch zurechtfinden.

Ein schön gestaltetes und sehr interessantes Sachbuch mit kindgerechten Texten über die Ozeane. Es weckt Interesse und macht deutlich, wie wichtig die ökologisch intakten Meere für die Menschen sind. Wir müssen unsere Ozeane schützen, wir brauchen sie!

Bewertung vom 25.07.2021
Zimmer mit Frühstück
Schneider-Rading, Tina

Zimmer mit Frühstück


ausgezeichnet

Die 27 schönsten Bed & Breakfasts Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zeigt das Sachbuch "Zimmer mit Frühstück" von Tina Schneider-Rading aus dem Prestel Verlag.

In diesem Buch werden viele private Unterkünfte vorgestellt, die mit ihrer stylischen, liebevollen oder ausgefallenen Einrichtung, der Lage oder ihrem Ausblick Urlaubsfreude wecken und neugierig und sehnsüchtig machen. Im Urlaub heimisch fühlen, das ist doch auch eine Art von Wohlbefinden und Erholung.

Alle B&Bs werden mit ansprechenden Interiorfotos vorgestellt, die das spezielle Flair jeder einzelnen Unterkunft zeigen. In Reportagen erzählen die Betreiber nicht nur die Geschichte der Häuser, sondern auch ihre persönlichen Beweggründe und speziellen Ideen zur Gestaltung der örtlichen Gegebenheiten, ob exklusive Stadtvilla, traditionsreiche Gebäude oder heimeliger Gasthof, für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Ein Infokasten stellt jeweils die Angaben zur Eröffnung, zum Inhaber, Anzahl der Zimmer und der Web Adresse vor und Vor lauter schönen Beispielen kann man sich kaum entscheiden, welches denn nun das schönste B&B sein soll. Eine Karte zeigt die Lage der Objekte an und macht so die räumliche Eingrenzung etwas leichter.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst ein B&B betreiben will, bekommt noch einige Gründungstipps an die Hand und die Inhaber erzählen ihre persönlichen Betriebsgeheimnisse.

"Zimmer mit Frühstück" präsentiert eine außergewöhnlich schöne Auswahl an B&Bs und stellt den Betrachter vor eine schwierige Entscheidung, denn hier sind alle Unterkünfte sehens- und erlebenswert.

Ein edel aufgemachtes und wunderschönes Sachbuch zum Schwelgen und Schmieden von Urlaubsplänen. Das weckt definiv die Reiselust!

Bewertung vom 23.07.2021
Mord in der Uckermark / Miss Merkel Bd.1
Safier, David

Mord in der Uckermark / Miss Merkel Bd.1


ausgezeichnet

Herzhaft komische Krimiposse mit perfekt besetzten Figuren

Ihren wohlverdienten Ruhestand verbringt Angela Merkel jenseits vom Trubel der Großstadt im beschaulichen Klein-Freudenstadt in der Uckermark. Gemeinsam mit Ehemann Achim hofft sie, hier heimisch zu werden und eine Freundin zu finden. Erfreut nimmt sie die Einladung von Freiherr Philipp von Baugenwitz zu einem Weinfest an, der allerdings kurz nach dem ersten Treffen im Schlossverlies tot aufgefunden wird. Angela fühlt sich zu einer neuen Aufgabe berufen und versucht sich als Detektivin. Wer hat den Schlossherrn auf dem Gewissen?

In diesem Buch lässt David Safier Angela und Ehemann Achim fernab vom Politrummel und Wissenschaftsbetrieb ins normale Leben eintauchen und ihm gelingt der Spagat, die Respektsperson nicht lächerlich zu machen. "Miss Merkel" ist eine komische Posse mit Krimianteilen, die Angelas Leben im langweiligen Rentenalltag zeigt, der für sie wenig Interessantes bereithält. Doch der Tod des Freiherrn weckt Angelas Arbeitseifer und weil die Amtsgeschäfte dauerhaft ruhen und sie außer Kuchen backen nichts groß zu tun hat, stürzt sie sich mit Feuereifer in die Ermittlung. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei von Achim und ihrem Personenschützer Mike und auch Mops Putin ist manchmal mit von der Partie.

Die Krimihandlung geht nicht so sehr in die Tiefe wie sonst bei Krimis üblich, doch es gibt einige Tatverdächtige, alles Frauen, die entweder mit dem Toten verheiratet waren oder sonst irgendwie mit ihm liiert waren. Angela lernt die Frauen näher kennen und so bekommt der Leser die Charaktere allesamt vorgestellt. Dabei ist David Safiers Schreibstil so herrlich humorvoll und die Zeichnung der Figuren ist so speziell zugeschnitten, dass es ein echtes Lesevergnügen ist und man das Buch in kürzester Zeit durchgelesen hat.

Als Wissenschaftler sorgt Ehemann Achim mit seinen logisch, wissenschaftlichen Analysen für besondere Szenen, die man schon mal kopfschüttelnd, aber mit Vergnügen lesen kann. Angela weiß ihn zu nehmen und sorgt dafür, dass er nicht zu weltfremd erscheint. Social Media und andere Dinge des täglichen Zeitgeists bekommt man nun mal im Forschungslabor nicht mit. Als Ruhestandshund durfte Mops Putin bei Angela einziehen, ein echter Wachhund ist er zwar nicht, aber manchmal steckt in kleinen Hunden auch ein ganzer Kerl.

Die Krimihandlung lässt ein Mitraten nach dem Mörder wunderbar zu und die Aufklärung erscheint sehr logisch. So gesehen könnte dieses Buch auch als CosyCrime durchgehen.

Wunderbar unterhaltsam und amüsant, besonders die Dialoge finde ich gelungen. Gute Unterhaltung mit einer tollen Protagonistin nach humorvoller Art von David Safier.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2021
Der Stier
Hesse, Thomas;Wirth, Renate

Der Stier


sehr gut

Kurzweilig und unterhaltsam üben gewiefte Betrugsopfer Selbstjustiz

Wenn einfache Bürger Opfer von Betrügern werden, könnte man auf Entschädigung hoffen, doch bei schwarz angespartem Geld gehen die Geprellten leider leer aus. Deshalb stellen die Betrogenen dem Betrüger eine Falle und entführen ihn. Irgendwann wird er schon erzählen, wo sich das Geld befindet und zur Polizei wird er ja ganz bestimmt nicht gehen. Doch leider kommt es anders als geplant, die Möchtegern-Entführer tappen in eine verhängnisvolle Reihe von Missgeschicken ... bis Opfer-Omas Enkelin einen kriminellen Plan hat. Leider kommen sie dabei einer Gruppe von Geldautomatensprengern in die Quere und als eine Leiche gefunden wird, schaltet sich das K1 mit Kommissarin Karin Krafft ein.

Nachdem der letzte Staatsanwalt einen desaströsen Abgang hingelegt hat, übernimmt Aaron Nilsson die Stelle. Er hat nicht nur die Statur eines Stiers, sondern auch den Kampfeswillen und möchte allen beweisen was er kann. Karin Krafft ist gespannt auf die Zusammenarbeit und eigentlich kann es nur besser werden als mit dem Vorgänger.

In diesem Krimi geht es gemächlich zu, auch wenn die verübten Verbrechen mit der Zeit immer mehr werden und dem Lesenden nur so um die Ohren fliegen. Die Ermittlung durch das K1 übernehmen Karin Krafft und Gero von Aha, sie werden erst allmählich schlau aus den Vorgängen und den Personen. Auch als Leser muss man die Leute erst mal richtig einordnen, aber die Handlung ist gut konstruiert und im Nachhinein fügt sich alles logisch zusammen.

Der Erzählstil ist flüssig zu lesen und sehr unterhaltsam mit humorvollen Szenen aufgelockert. Die niederrheinischen Charaktere werden liebevoll und fein gezeichnet und mit besonderen Ecken und Kanten ausgeführt. Es würde zu weit führen, wenn ich hier alle Figuren aufzähle, ich mochte vor allem die Malerwitwe Lotte Plaat mit ihren Haschkeksen und ihre Enkelin Kim. Was die beiden Frauen auf Lager haben, hat für einige Überraschungen gesorgt.

Wie jagt man einem Betrüger sein eigenes Schwarzgeld ab? Und was macht man, wenn das Geld futsch ist? Diese Tatsache stellt die Amateur-Entführer vor große Probleme. Folglich spannen sie den Betrüger vor den eigenen Karren. Leider sorgt das für eine Situation, die echte Verbrecher in ihrem Vorgehen stört. Es wird gefährlich und man bangt mit den Opfern.

Sehr unterhaltsam fand ich die speziellen, fast schon schrulligen Charaktere und die überraschenden kriminellen Handlungen. Man wird in diesem Krimi in einen Strudel von schief gegangenen Delikten gezogen und unweigerlich nimmt man Partei für die Seite der Betrogenen. Diese aus der Not heraus kriminell gewordenen Menschen kann man nur allzu gut verstehen.

Der Stier ist ein unterhaltsamer Krimi mit Humor und besonderen Charakteren, hier wird eine spezielle Art von Selbstjustiz ausgeübt, die man wohlwollend betrachtet.

Bewertung vom 17.07.2021
Die Walfängerin von Borkum
Schirdewan, Claudia

Die Walfängerin von Borkum


gut

Ein unterhaltsamer Schmöker zur Zeit des Walfangs

1653 Nordseeinsel Borkum: Die Inselbewohner sind arm, sie leben vom Fischfang und die Männer, die auf einem der Walfängerboote anheuern und wohlbehalten von der großen Fahrt nach Hause kommen, können ihre Familien gut über die Runden bekommen. Das ist auch Joris Ziel, er möchte Fenja heiraten, doch zuvor muss er das Kommando auf dem Walfänger antreten. Fenja ist wie alle Angehörigen von Walfahrern besorgt, denn nicht alle schaffen es gesund zurück. Joris Schiff wird überfallen und so tritt sein Bruder Nils an seine Stelle und drängt Fenja zur Heirat, schliesslich hat er seinem Bruder versprochen, auf sie aufzupassen. Wie wird sich Fenja entscheiden und welches Schicksal hat Joris erlitten?

In diesem Roman tauchen wir in ein Leben auf Borkum ein, als von urlaubsmäßiger Beschaulichkeit noch nichts zu spüren war. Es war eine schwierige Zeit, in diesen Anfangsjahren des Walfangs sicherte die Heuer den Seeleuten zwar gute Einkünfte, doch es war auch eine sehr gefährliche Fahrt ins Eismeer, von der nicht jeder Seemann gesund und lebendig zurückkehrte. Fenjas Freund Joris hat die Ausbildung zum Commandeur gemacht und möchte nun auf einem Walfänger Geld verdienen, sein Bruder Nils hat durch ein Unglück leider ein schweres Schicksal und soll auf Fenja und ihre kleine Schwester Sina aufpassen. Fenjas Mutter starb früh und so kümmert sie sich aufopferungsvoll um Sina und ihren Vater, der alkoholabhängig ist.

Claudia Schirdewan fesselt mit bildhaften Beschreibungen das Leben in dieser Zeit, man bekommt einen Eindruck, wie die Bewohner damals lebten und welche Sorgen und Ängste um ihre Liebsten auf hoher See sie umfingen. Auch die Arbeit auf einem Walfänger bekommt man sehr genau erklärt, diese Vorgänge fand ich besonders interessant und konnte mich gut in die Zeit hineinversetzen.

Wie in historischen Romanen üblich, dreht sich die Handlung um Hoffnungen, Intrigen, Neid und Übergriffen, die zum Teil der Liebe geschuldet sind. Die gemeinen Vorhaben einiger Figuren sorgen für spannende Momente und man hofft und bangt mit den Protagonisten Fenja und Joris auf ein gutes Ende.

Vom Erzählstil her schafft es die Autorin mit bildhafter und flüssiger Sprache, bestimmte Situationen zu schaffen und ihre Leserinnen in eine lebendige Atmosphäre zu versetzen. Die Handlung ist nicht immer verständlich, einige zwischenmenschlichen Vorgänge konnte ich leider nicht nachvollziehen. Da wirkte manches zu konstruiert und nicht immer glaubwürdig. Leider hat für mich auch der Titel ganz andere Erwartungen geweckt, die dann im Buch nicht aufgegriffen wurden.

Es ist trotz einiger Schwächen ein schöner Schmöker, der seine Leserinnen in eine spannende Geschichte versetzt, die mit Emotionen zwischen Liebe und Hass fesselt und mit der Zeitbeschreibung und der Geschichte der Walfänger gut unterhält.

Bewertung vom 14.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Drei Generationen zwischen Tradition und Wandel der Wertevorstellung

Auf dem Bethcheshof leben drei Frauen-Generationen unter einem Dach: Altbäuerin Lisbeth, Schwiegertochter Marlies und Enkelin Joanna. Damit prallen ganz unterschiedliche Lebens- und Arbeitsvorstellungen aufeinander, die für Uneinigkeit und Zwist sorgen. Denn wer die Nachkriegszeit erlebt hat, stellt ganz andere Regeln an das Leben als jemand, der sich seine Lebenswelt frei aussuchen kann.

Der Erhalt des Familienhofs ist Großmutter Lisbeths Lebenswerk, sie arbeitet und kämpft darum seit ihre Brüder im Krieg fielen. Und diesen Arbeitseinsatz erwartet sie auch von ihrer Schwiegertochter Marlies, Ehefrau von Sohn Konrad. Aber Marlies ist keine Bauerntochter und will sich nicht in diese Rolle drängen lassen, sie hat andere Lebensvorstellungen. Die Unstimmigkeiten sind vorprogrammiert und mit Enkelin Joanna driften die Lebensvorstellungen noch weiter auseinander.

Ute Mank nimmt uns mit in eine alte Bauernfamilie und beschreibt Alltagsleben und gepflegte Traditionen im Dorf sehr eindrücklich. Sie lässt uns in die Gedankenwelt Lisbeths und Marlies eintauchen, sodaß man gut mitfühlen kann und ihre jeweiligen Ansichten und Wertevorstellungen versteht. Die gegensätzlichen Lebensgrundsätze sorgen für Unstimmigkeiten und das nagt an der Beziehung der beiden Frauen und macht ihr Zusammenleben nicht gerade harmonisch. Aus der Sicht der Mutter und Großmutter erfährt man einiges über Enkelin Joanna, doch leider nicht aus Joannas persönlichen Sicht.

Schnell taucht man in die Träume, Sorgen und Lebenswünsche der Frauen ein und erkennt, welche grundlegenden Vorstellungen einen Generationenkonflikt heraufbeschwören. Marlies versucht, so gut es geht auf ihre Schwiegermutter einzugehen, doch sie kann es ihr nicht recht machen. Ihr steht nicht der Sinn nach Kinderkriegen und Haushalt, sie hat eigene Vorstellungen von Freiheit und von dem Wunsch nach einer Arbeit in der Stadt rückt sie nicht ab. Marktwirtschaftliche Veränderungen in der Landwirtschaft erfordern neue Maßnahmen in der Modernisierung des Hofes und Marlies Einkünfte als zusätzliche Einnahmequellen sind eine sichere Bank, doch das sieht Lisbeth ganz anders. Es fällt auf, dass die Männer des Hofes nur selten zu Wort kommen und dadurch auch recht blaß bleiben. Überhaupt scheint in dieser Familie die gemeinsame Kommunikation ein Problem zu sein, es wird geschwiegen, statt Gedanken und Vorschläge auszusprechen und Kompromisse zu finden. Als Joanna beschließt, den Hof zu verlassen um ein Jahr nach Afrika zu gehen, scheint das Familienleben vollends zu scheitern. Vielleicht lässt es die Bewohner auch aus ihren eingefahrenen Vorstellungen aufwachen, denn durch das engere Verhältnis zwischen Joanna und Lisbeth scheint sich am Ende eine Veränderung auf dem Hof anzubahnen.

Wildtriebe ist ein gut geschriebener Roman, der viele Themen anschneidet. Er verdeutlicht die Generationenunterschiede und zeigt die Veränderungen in der Landwirtschaft auf. Doch an erster Stelle machen die Figuren mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen deutlich, wie sich die Rolle der Frau im Laufe der Zeit verändert hat und wie alte Gewohnheiten abgeworfen werden.

Bewertung vom 13.07.2021
Willkommen im Hotel der Herzen
Sanders, Anne

Willkommen im Hotel der Herzen


sehr gut

Eine unterhaltsame, leichte und turbulente Sommerlektüre
Der Cornwall-Roman "Willkommen im Hotel der Herzen" ist der Auftaktband der Reihe »Wild at Heart« von Autorin Anne Sanders aus dem Blanvalet Verlag.

Sommer in Cornwall, das stellt man sich so schön vor, mit Strandleben und Erholung pur. Aber für Gretchen Wilde und ihre Tochter Nettie ist der Sommer die arbeitsreichste Zeit des Jahres, denn ihr kleines Hotel »Wild at Heart« ist gut besucht, viele Paare lieben die wunderbare Kulisse des herzförmigen Felsens, der ein Wahrzeichen für Liebende geworden ist. Gretchen hat dieser Ort aber noch nicht das neue Glück gebracht, sie sucht nach dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren eine neue Liebe. Nettie hilft ein wenig nach, doch damit beginnt ein ziemliches Chaos.

Gretchen verlor ihren Mann bei einem Unfall, er fehlt ihr sehr und zusätzlich fehlt auch seine helfende Hand im Hotelbetrieb, immerhin hilft ihr Schwiegervater Theo wo er nur kann. In Rückblenden erfahren wir die näheren Umstände des Todes und kommen mit den Erlebnissen den Figuren sehr viel näher. Tochter Nettie ist 16 und an der Schwelle zum Erwachsenwerden, bei ihr bahnt sich eine Romanze an, die mir etwas viel Raum im Buch eingenommen hat. Genauso gerne würde sie es sehen, wenn ihre Mutter sich wieder verlieben würde und so verkuppelt sie Gretchen mit dem Hotelgast und Romanautor Harvey Hamilton, was allerdings erst mal gehörig schief geht. Das sorgt natürlich für überraschende und lustige Vorgänge, die dem Roman den besonderen Touch geben.

Durch den Hotelbetrieb kommen hier viele Personen zusammen, die Anne Sanders mit vielfältigen Geschichten zwischen Liebestaumel, Hochzeitstag und Problemen in der Ehe vorstellt. Damit gibt es viele romantische, berührende und humorvolle Szenen, die mir gut gefallen haben. Allerdings werden viele Geschichten auch nicht auserzählt. Die zahlreichen Personen- und Handlungswechsel und trubeligen Vorgänge im Hotel sind richtig unterhaltsam und abwechslungsreich, aber mir schon fast einen Tick zuviel. Etwas mehr Ruhe hätte dem Buch wohl eindeutige Wohlfühlatmosphäre verliehen.
Ich habe die liebenswerten Figuren alle ins Herz geschlossen, genoss das wunderbare Setting und hoffte insgeheim auf eine neue Liebe für Gretchen. In diesem trubeligen Hotel würde ich auch gerne mal Urlaub machen, die nötige Ruhe und Entspannung findet man sicher am Strand.


Eine unterhaltsame, leichte und turbulente Sommerlektüre vor wunderschöner Kulisse, bei dem ich mir ein wenig mehr Augenmerk und Tiefgang bei den Protagonisten gewünscht hätte.

Bewertung vom 08.07.2021
Ein Garten für zwei
Sternberg, Emma

Ein Garten für zwei


sehr gut

Schöner Selbstfindungs-Roman mit großer Naturverbundenheit
Luise (Lu) Thome ist erfolgreiche Anwältin in einer Berliner Kanzlei, sie geht in ihrer Arbeit auf und ist immer top gestylt. Der unerwartete Todesfall ihres Bruders Pip versetzt sie in einen Schockzustand, an Arbeiten ist nicht zu denken, sie nimmt eine Auszeit, um den Verlust zu verarbeiten. Pips geliebte Gartenlaube ist ihr Ziel, dort fühlt sie sich mit ihm verbunden. Als der Frühling kommt, beschäftigt sie sich mit dem Pflanzen von Gemüse und findet Freude an der Gartenarbeit. Aber sie macht sich auch Gedanken darüber, was sie sich im Leben wirklich wünscht.

Dieses Buch ist flüssig und interessant geschrieben. Es ist eine Selbstfindungsgeschichte, die neben vielen Informationen über ökologische Landwirtschaft, Pflanzenkunde und Umweltgifte den Sinn von biologischem Anbau und Naturheilkunde deutlich macht. Mit Lus Einzug in die ländliche Gartenlaube ihres Bruders Pip macht sie Bekanntschaft mit den Nachbarn, holt sich Gartentipps und freundet sich mit ihnen an und je mehr sie sich mit dem Garten beschäftigt, umso mehr verändert sie sich und ihre Ansichten. Auf einmal weiß sie gar nicht, ob ihr Leben als Anwältin in der Großstadt sie überhaupt noch ausfüllen kann.

Durch das Leben auf dem Land bekommt Lu auf einmal Verständnis für die Natur, sie merkt, wie erfüllend und lecker der Anbau von eigenem Obst und Gemüse sein kann und fühlt sich damit ihrem Bruder ganz nahe, dessen Liebe zum Garten nun in ihr erwacht. Durch ihre Nachbarn erfährt sie, wie schwierig die Zertifizierung von Bio-Produkten sein kann und dass Schadstoffe aus dem Wasser oder dem Boden das Biosiegel einfach nicht zulassen. Mit dem Ehrgeiz der erfahrenen Anwältin geht sie den Verursachern nach und fühlt sich mehr und mehr mit der Dorfgemeinschaft verbunden. Damit geht ihr auch ein Licht auf, welche Wert im Leben etwas zählen und wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellen könnte. Doch ist das nicht so einfach, schliesslich muss sie von etwas leben und ihr Job als Anwältin ist auf dem Land keine Option.

Mir hat es gefallen, wie Luise von der toughen Anwältin im schicken Dress allmählich auf ihr Aussehen pfeift, sich zur Gärtnerin verwandelt und damit ihrem Leben einen neuen Sinn gibt. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle, Lus wachsende Liebe zu den Pflanzen entwickelt sich weiter in eine Romanze zu einem Mann, denn auch die Liebe beginnt als kleines Pflänzchen. Doch ich muss auch zugeben, dass mir Lu irgendwie nicht auf Anhieb sympathisch wurde, es blieb immer eine gewisse Distanz.

Die unterschiedlichen Menschen aus dem Dorf verleihen der Geschichte unterhaltsamen Charme, interessant und wissenswert für alle Gartenfreunde sind die Fakten über Rapsfelder, Monokulturen und Pflanzenschutzmittel und die Szenen im Garten und der Kampf um Biosiegel und gegen Umweltgift sorgen für Zufriedenheit beim Lesen.

Mich hat die Geschichte gut unterhalten und es war erfüllend, wie Lu mit ihrer zupackenden Art und neuen Ideen das Dorfleben verändert hat.


Dieser Roman enthält fröhliche und ernste Momente und ist eine unterhaltsame Lektüre. Ich empfehle ihn allen Naturverbundenen und Gartenfreunden und Leser(innen), die gerne im Garten wühlen.

Bewertung vom 06.07.2021
Eine Liebe in der Provence
Schlie, Tania

Eine Liebe in der Provence


sehr gut

Ein wunderbar erzählter Roman mit einer bewegenden Geschichte
Die Reise in die Provence bedeutet für Hanna auch eine Reise in ihre Kindheit und zu einem Moment, als ein schrecklicher Unfall ihr Leben in Stücke brach. In dieser Zeit freundete sie sich mit Sophie an, die ihr mit Liebe und Fürsorge eine große Stütze war.

Neben dem Haupterzählstrang um Hanna enthält der Roman noch eine weitere Geschichte, die in die Vergangenheit führt und in der Sophie die Lebensgeschichte von Victoire und Franz erzählt. Für mich war es definitiv der interessantere Teil, denn es ist eine anrührende und sehr tragische Liebesgeschichte, die den Zwist zwischen Franzosen und Deutschen nach dem 2. Weltkrieg zeigt. Auch Hanna ist von dieser Liebesgeschichte sehr ergriffen und beeindruckt von Victoire Lebensmut und als Sophie stirbt, bestimmt Hanna sich in ihrem Leben nicht mehr von ihrem Vater bevormunden lassen und sich von ihrem Mann Ullrich trennen.

Bei diesem wunderbar geschriebenen und einnehmenden Roman kann man kaum aufhören zu lesen. Die anfänglich beschriebene urlaubsmäßig anmutende Szenerie Südfrankreichs wird wundervoll nachfühlbar eingefangen, die Figuren werden mit ihren Gefühlen und Schicksalen authentisch und lebendig gezeigt und die Geschichte von Victoire hat einen ganz besonderen tragischen Reiz, der mich sehr ergriffen hat. Mich hat aber gewundert, dass Hanna erst nach so vielen Jahren wieder zu diesem Haus zurückkehrt und keinen Kontakt mehr mit Sophie hatte. Und dann war das Ende für mich leider viel zu kurz abgehandelt, nach den vielen Situationsbeschreibungen passte der abrupte Abschluß gar nicht.

Trotz der kleinen Kritikpunkte ist dieser Roman ein Leseerlebnis mit südfranzösischem Flair, interessanten historischen Einbindungen und Liebesgeschichten der besonderen Art. Wer den Schreibstil der Autorin kennt, wird auch dieses Buch lesen wollen.