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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2578 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2021
Das Haus des Leuchtturmwärters
Freitag, Kathleen

Das Haus des Leuchtturmwärters


ausgezeichnet

Authentisch, emotional und packend erzählter Roman

1992: Franzi ist Thrillerautorin und leidet gerade an einer Schreibblockade. Sie erhofft sich von einer Reise in ihre alte Heimat im kleinen Leuchtturmwärterhaus in Lützow die nötige Ruhe und Inspiration für neue Ideen. Mit dem Haus sind viele Erinnerungen verbunden und als sie unter einer losen Diele ein altes Tagebuch findet, ist ihr neuer Roman vergessen. Wer mag diese Zeilen wohl geschrieben haben?

In diesem Roman geht es um die deutsch-deutsche Vergangenheit, wir tauchen dabei in zwei Zeitebenen ein. Die aktuelle Ebene um Franzi spielt 1992, sie versucht Elses Geheimnis zu klären und die um 1962 zeigt Else, die Schreiberin des Tagebuches und Tochter des Leuchtturmwärters im DDR-Regime. Gemeinsam mit ihren Freunden Lulu und Otto plante sie damals die Flucht aus der DDR.

Dieser packende Roman lässt sich durch Kathleen Freitags flüssige, bildhafte und einfühlsame Sprache wunderbar lesen und man wird durch die authentisch wirkenden Erlebnisse und Vorkommnisse der Protagonisten regelrecht gefesselt. In die Handlung eingewoben ist das damalige politische Gedankengut der DDR, der Wunsch nach Freiheit bei Else, Otto und Lulu und ihre Abneigung gegen die Ideologie und demzufolge die Fluchtgedanken, sowie ihre Angst, entdeckt zu werden. Das alles liest sich spannend, wir nehmen am Leben der drei Freunde teil und fühlen die Träume, die bedrohliche Überwachung und die Ängste hautnah mit. Ebenfalls wichtig für die Geschichte ist das Schicksal von Elses Mutter, deren Tod ihr Vater lange Zeit unkommentiert ließ.

Ich habe betroffen mitgefiebert, dass die Flucht über die Ostsee gelingen würde und wurde von den Vorgängen dann überrascht. In diesem Buch wird die ganze Bandbreite an Emotionen sichtbar, Freundschaft, Freiheitsgedanken, Liebe, Vertrauen und Verrat werden hier authentisch zu einer runden Geschichte verwebt, die einfach nur mitreißt.

Kathleen Freitags Roman bietet eine authentische Geschichte, die den realen historischen Hintergrund von Republikflüchtlingen näher beschreibt und den Leser auf eine fesselnde Zeitreise mitnimmt. Beim Lesen macht sich große Spannung breit und es ist ein Leseerlebnis, das noch lange nachhallt.

Bewertung vom 20.05.2021
Dunkler Grund / Theo Krumme Bd.7
Berg, Hendrik

Dunkler Grund / Theo Krumme Bd.7


sehr gut

Die passende Krimi-Lektüre für den Urlaub an der Nordsee
Im Husumer Binnenhafen wird auf einer Segeljacht die Leiche einer erstochenen Frau gefunden. Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat finden heraus, dass es sich bei der Frau um Nantje handelt, die mit Ehemann Sebastian Schreiber Besitzerin eines Fischrestaurant war. Hatte sie Feinde oder war ihr Mann der Täter? Dann verschwindet Sebastian auf mysteriöse Weise. Krumme geht auf Risiko und entdeckt die Hintergründe.

"Dunkler Grund" hat mich gefesselt und gleichzeitig habe ich die bildhaft beschriebene Kulisse der Nordsee genossen und mich dorthin geträumt. In die Krimihandlung mischen sich spannende Rückblenden, die ins Jahr 1362 führen und scheinbar eine eigenständige Geschichte um die Legende von Rungholt zeigen. Ob oder wie eine Verbindung mit dem aktuellen Fall besteht, erfährt man erst am Ende des Buches.

Hendrik Bergs Schreibstil lässt sich wie immer flüssig und angenehm lesen, er setzt die teilweise recht schrägen Personen, Schauplätze und Vorgänge lebendig in Szene und der Leser kann Krumme während der Ermittlung über die Schulter schauen. Besonders gern mag ich die Landschaftsbeschreibungen und authentischen Stimmungsbilder der Nordsee, die man mit Krumme auf seinem Schiff miterleben kann. Aber auch die erwähnten Krabbenbrötchen haben meine Sehnsucht auf einen Nordseeurlaub angefacht.
Krumme und Pat spielen sich als Team gut aufeinander ein, gegenüber den anderen männlichen Kollegen muss sich Pat erst durchsetzen, aber sie hat das Zeug für eine gute Ermittlerin, die gerade bei Befragungen punkten kann. Krumme ist inzwischen wieder auf den Hund gekommen, der heißt Sonny und die Szenen rund um die Hundeerziehung sorgen für unterhaltsame Abwechslung.

Bis zum Ende habe ich mitgeraten und wurde doch überrascht. Dieser Krimi bringt neben dem spannenden Fall reichlich Nordseeflair mit sich und eignet sich perfekt als Urlaubs-(Ersatz)Lektüre.

Bewertung vom 17.05.2021
Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3
Völler, Eva

Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3


ausgezeichnet

Authentische Personen, spannendes Zeitgeschehen und ein einzigartiger Lokalkolorit

Ruhrpott, 1968: Bärbel kehrt als Ärztin in ihre Heimat Essen zurück und zieht in ihren Familienverbund mit Schwester Inge, Schwager Johannes, Vater Karl und Bruder Jakob. Die Zeit ist offen für Neues, Flowerpower, Frauenrechte, Studentenbewegung und technische Errungenschaften sorgen für Veränderung in der Gesellschaft. Doch zunächst sieht Bärbel einer ganz anderen Herausforderung entgegen, denn ihre Jugendliebe Klaus wohnt mit Frau und Tochter im Nachbarhaus und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.

Im Vordergrund steht Bärbels neuer Lebensabschnitt in Essen. Zurück bei der Familie findet sie eine Stelle als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus. Als sie Klaus wiedersieht, merkt sie, dass ihre Gefühle für ihn immer noch stark sind. Doch Klaus hat in seiner Ehe gerade selbst Probleme und versucht, sich um seine Tochter zu kümmern.

Mit dem eingebauten Zeitgeschehen (samt Mondlandung und Bonanza) hat Eva Völler diese Zeit der späten 60er Jahre wieder aufleben lassen. Aber auch die Folgen der harten Arbeit in der Kohleförderung, das Zechensterben und die Veränderungen in der Gesellschaft hat sie in diesem Buch sichtbar gemacht.

Von diesem Roman bin ich nach dem Lesen immer noch ganz berauscht, so hautnah konnte ich mit den Figuren mitfiebern, die gesellschaftlichen und modischen Veränderungen der Zeit miterleben und das Flair im Ruhrpott mit Dialekt und Bergwerksarbeit nachempfinden. Man wird von dieser genauen und detailreichen Schilderung mit realen Marken, Musikhits und Ohrwürmern, politischen Gegebenheiten und Modeerscheinungen regelrecht in die Zeit gebeamt und ich habe die Entwicklung der einzelnen Schicksale gespannt mitverfolgt. Dabei haben die eindeutig gezeichneten Charaktere ihre Rollen wie Schauspieler hervorragend gespielt, ihre unterschiedlichen Charaktere und persönlichen Besonderheiten mitsamt nachfühlbaren Emotionen waren wiedererkennbar und wunderbar zu lesen. Auch das Ruhrpott-Platt durfte da nicht fehlen. Mir sind viele Figuren mit ihrer liebenswürdigen Art regelrecht ans Herz gewachsen und ich war gleichzeitig zufrieden und dennoch traurig, als die Geschichte geendet hat.

Dieser Roman ist eines meiner Highlights im Mai, es ist eine wunderbar erzählte, authentische Zeitreise in das Leben Ende der 60er Jahre im Ruhrpott. Wer Familiengeschichten mag, wird hier seine helle Freude haben.

Bewertung vom 16.05.2021
Die Sterne über Falkensee / Gut Falkensee Bd.2
Kamecke, Luisa von

Die Sterne über Falkensee / Gut Falkensee Bd.2


sehr gut

Westpreußen 1925: Isabella von Bargelow heiratet den Kaufmann Julius Kirchner auf Gut Falkensee, die Ehe beginnt , doch schon bald trübt ein Schatten das Eheglück. Julius wird Mitglied der NSDAP und Isabella kommt mit seinem Gedankengut nicht mehr zurecht. Als er eine Fremde im Gutshaus versteckt, vermutet Isabella dahinter eine Geliebte und als sie die Wahrheit erfährt, stellt sie ihre Ehe auf den Prüfstand. Doch wie kann sie ihre Kinder und die Heimat schützen?

Dieser zweite Band der westpreußischen Familiengeschichte lässt sich auch ohne das Vorwissen des ersten Bandes gut lesen. Mich hat der Roman schnell in seinen Bann gezogen und ich habe die Figuren, allen voran natürlich Isabella, mit emotionaler Anteilnahme gerne und gespannt begleitet.

Das Leben auf Gut Falkensee wird über den Zeitraum von 11 Jahren gezeigt und wir erleben wie die politischen Veränderungen zunehmend Einfluß nehmen auf die Charaktere und deren Ansichten und Lebensvorstellungen. Die Führung eines Gutes mit den anfallenden Aufgaben wird ebenso klar umrissen, wie der historische Kontext der sich verändernden Politik, man kann die Hoffnungen und Sorgen der Bevölkerung dieser Zeit gut nachvollziehen. In Isabellas Ehe gibt Julius den Ton an, schnell wird deutlich, was er und andere Männer dieser Generation von ihren Frauen erhofften, nämlich die Versorgung der Kinder und des Haushaltes und ihren Männern gehorsam zu sein. Doch das ist nicht das Bild einer Frau was Isabella vorschwebt. Sie entwickelt sich vom unerfahrenen, anhänglichen Mädchen zur gestandenen Frau, die sich nicht unterordnen möchte. Ihre Figur wird zum Sympathieträger des gesamten Romanes und so liest man gefesselt die verschiedenen Erlebnisse und Veränderungen ihres Lebens.

Der bildhafte und detailreich beschreibende Erzählstil zeigt einen umfassenden Eindruck vom Leben auf Gut Falkensee und anderen Schauplätzen, sowie von wichtigen Situationen im Leben der Protagonisten. Die Figuren werden mit ihren Handlungen zum Leben erweckt und auch das Gefühlsleben wird intensiv durchleuchtet, sodaß man mit ihnen fühlt und leidet. Die politischen Ansichten und die Abneigung gegen die jüdische Bevölkerung prägen diese Zeit, das macht sich auch in der Stimmungslage bemerkbar, glückliche Momente sind eher selten, das Klima wird bedrohlicher.

Insgesamt hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten, es gibt einige Längen, die mit ausführlichen Beschreibungen zwar den Zeitgeist und die Situation gut erklären, aber auch die Spannung vermindern.

Ein authentischer und schön erzählter historischer Roman, der mich in seinen Bann ziehen konnte.

Bewertung vom 15.05.2021
Julias Insel
Roth, Ines

Julias Insel


gut

Eine recht emotionslose Geschichte mit Luft nach oben

Julia hat seit ihrer Kindheit eine enge Verbindung zur Nordsee, wo sie mit ihrer Mutter Ellen und Großmutter Helene lebt. Ihre Mutter heiratet den reichen Gert, den Julia nicht leiden kann und sie hat nur noch wenig Kontakt zu ihrer Mutter. Als ihre Mutter schwer erkrankt ist, holt Gert sie nach Hause.

In diesem Roman erlebt man das Zerwürfnis zwischen Julia und ihrem Stiefvater Gert, Gert lässt sich nach Ellens Tod völlig gehen und wird unausstehlich. Aber Julia hat ihrer Mutter versprochen, sich um Gert zu kümmern und diesen Wunsch erfüllt sie ihr, wenn auch mit reichlich Zähneknirschen. Sie springt über ihrer Schatten und bringt Gert dazu, seinen Alkoholismus zu überwinden und sich gesund zu ernähren. So nähern sich beide an und wachsen als Vater und Tochter zusammen.

Die Beziehung zwischen Julia und ihrem Stiefvater Gert, die sich erst nach dem Tod der Mutter wieder zusammenraufen, ist von Wutausbrüchen, Anweisungen und zunehmenden Gefühlen begleitet. Es hat mich berührt, wie Julia sich für ihre Mutter zusammenreißt und Vater und Tochter immer mehr zusammen wachsen. Auch Oma Helene mochte ich gerne und habe mich in ihrem Häuschen an der Nordsee wohl gefühlt. Allerdings hatte ich mir von diesem Roman wesentlich mehr Inselfeeling versprochen, leider spielt aber nur ein Bruchteil des Buches auf der Nordseeinsel und das war mir definitiv zu wenig Setting.

Im Klappentext wird eine Liebesgeschichte versprochen, die sich zwischen Jan und Julia abspielen soll, Julia trifft Jan erst im letzten Drittel des Buches und auch da sind die Gefühle nicht sehr präsent. Eine Liebesgeschichte hatte ich mir anders vorgestellt, hier wird das Ganze recht schnell abgehandelt und die Emotionen der Protagonisten sind relativ gefühlslos und trocken erzählt.

Der Erzählstil ist recht einfach und und wirkt etwas abgehackt, die Beschreibung der Vorgänge wirkt bemüht und auf Dauer ist es auch langatmig zu lesen. Auch die Charaktere werden nur mit ihren Äußerlichkeiten und fast schon emotionslos beschrieben, lediglich Gert wird mit seinen Wutausbrüchen ziemlich genau charakterisiert. Die Auseinandersetzung mit Julia zeigt, dass sie gute Nerven hat und vielleicht auch anfangs ohne Gefühle nur agiert. Erst nach und nach baut sich so etwas wie eine Vater-Tochter-Geschichte auf. Die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, die bei mir für einen regelrechten Cut gesorgt hat, sodaß ich schon abbrechen wollte. Einzig und allein das Interesse, wie und wann denn Julia nun Jan wiedertrifft, hat mich weiterlesen lassen.
Was mich absolut gestört hat, ist die Tatsache, dass Gert als reicher Mann dargestellt wird, der im Geld zu schwimmen scheint und großherrlich Geschenke und Versprechungen macht. Er schafft mit seinem Geld einige Schwierigkeiten aus der Welt, das wirkt leider völlig übertrieben und unecht und hat einen ziemlich faden Beigeschmack.

Dieser Roman ist eine leichte Unterhaltungslektüre, die sich um Leben, Tod und die Liebe dreht. Das Potenzial dieser Themen wurde leider nicht in vollem Umfang auserzählt und das Inselflair war nur eine Randerscheinung, deshalb vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 14.05.2021
Schweinekrieg
Seyerle, Guido

Schweinekrieg


weniger gut

Konnte mich leider nicht packen

1983: Landwirt Heinrich Bauer setzt sich für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Schwäbisch-Hällischen Landschweine ein und züchtet die Rasse. Das passt aber den ortsansässigen Schweinezüchtern überhaupt nicht und sie gehen dagegen an. Es gibt eine regelrechte Schlammschlacht um den Schweinehandel. Als sogar ein Mensch zu Tode kommt, muss Bauer nicht nur um seine Landschweine fürchten, sondern sogar um sein eigenes Leben.


Dieser Krimi spielt in den 80er Jahren, aus der Sicht des Journalisten Chris Schranz wird das Thema Schweinezucht und Fleischhandel näher beleuchtet. Es gab Bauern, die die Schweinehaltung als Billigproduktion aus Profitgier betrieben, aber auch Schweinehalter, denen die Qualität des Fleisches und die Züchtung alter Rassen am Herzen lagen. Der Begriff "Schweinekrieg" ist passend zu den Auseinandersetzungen äußerst treffend gewählt.

Gleich zu Beginn des Buches gibt es ein Treffen von Schweinezüchtern im Hohenloher Land, bei dem sich zeigt, dass Züchter und Politiker zum Teil unterschiedliche Interessen vertreten und einige nur hohe Produktionszahlen im Blick haben. Der Schweinehandel zwischen Ost- und West-Deutschland spielte zu dieser Zeit ebenfalls noch eine besondere Rolle. Als Grundidee finde ich das Thema durchaus wichtig, allerdings hat sich seitdem mit Bio-Produkten und artgerechter Haltung auch schon einiges getan.

Wer sich im Hohenloher Land auskennt, wird die regionalen Schauplätze und erwähnten Tageszeitungen wahrnehmen. Leider kenne ich die Gegend nicht näher und hatte ein wenig mehr bildhaften Lokalkolorit erwartet, um mir alles besser vorstellen zu können.

Wir lernen hauptsächlich den detailliert aufgeführten Berufsalltag des Reporters Chris Schranz kennen, ein wenig Privatleben des Singles Schranz wird aber auch sichtbar, der zwischen der neuen Bekannten Lilian oder seiner Flamme Veronika schwankt. Er wurde mir nicht sonderlich sympathisch, etwas mehr Charaktertiefe hätte ihm gut getan.

Mit diesem Buch macht man eine Zeitreise in die Vorwende-Zeit. In heutiger Zeit die Begriffe der damaligen Zeit zu hören, war schon merkwürdig. So ist im Buch noch die Rede von der damaligen Währung der Deutschen Mark, von BRD und DDR oder von Karl-Marx-Stadt und Kolchosen. Wer diese Zeit noch bewusst miterlebt hat, wird mit den Begriffen mehr anfangen können, als jemand, der erst nach dieser Zeit geboren wurde.

Die Krimihandlung verläuft nicht spannend, neben den Zeitungsdingen und den Auseinandersetzungen in der Schweine Mafia kommt es nicht zu einer packenden Täterverfolgung.

Was mich aber am meisten gestört hat, ist der recht einfache Erzählstil, der mit eigenartigen Formulierungen daherkommt und kein flüssiges Lesen möglich machte.

Das Thema Massentierhaltung wird in diesem Buch deutlich gemacht, aber wir haben jetzt nicht mehr die 80er Jahre und da hätte man das Buch auch nicht noch einmal neu auflegen müssen. Es ist leider kein Krimi, den man lesen muss.

Bewertung vom 11.05.2021
Wie das Leuchten von Bernstein
Blohm, Nele

Wie das Leuchten von Bernstein


sehr gut

Schöner Wohlfühlroman mit Urlaubsstimmung auf Hiddensee

Marie lebt seit sieben Jahren im angesagten Münchner Glockenbachviertel, dort betreibt sie ihren eigenen kleinen Blumenladen und plötzlich läuft alles schief. Ihr Verlobter Jan verlässt sie, er beschließt einen Selbstfindungstrip nach Südostasien zu machen und kündigt mal so eben die gemeinsame Wohnung. Marie flieht pleite und planlos nach Hiddensee ins Reetdach-Hotel zu ihrer Oma Gertrud und wird dort herzlich aufgenommen. Dort trifft auch ihre große Jugendliebe den Bernsteinschmied Ole wieder. Sie schuldet ihm noch eine Erklärung für den damaligen unerklärten Schlussstrich. Ist sie jetzt in der Lage, über das Familiengeheimnis zu sprechen, das sie damals nach München getrieben hat?

Marie verliert ihren Verlobten, ihre Wohnung und ihren Laden, diese Probleme sorgen für eine Flucht zu ihrer Oma Gertrud, dort ist ihr heimischer Hafen ihrer Kindheit. Und genau wie Marie wird man als Leserin von der Idylle der Insel und der Warmherzigkeit von Marie Großmutter wohltuend eingehüllt. Nun soll Omas Freundin Irmgard Maries Pechsträhne mit einem schamanischen Ritual beenden. Doch der Hokuspokus scheint nicht so recht zu funktionieren, denn Marie gerät von einem Schlamassel in den nächsten. Immerhin trifft sie dabei auf ihre Jugendliebe Ole, der ihr ohne Fragen zu stellen, einfach hilfreich zur Seite steht.

Der flüssig und leicht geschriebene Roman dreht sich um Maries Neuanfang, einige Rückblicke sorgen für das nötige Hintergrundwissen um Maries Person und die Geschichte liest sich sehr locker weg. Als besonderes I-Tüpfelchen sorgt das eingebaute Inselfeeling für Urlaubsstimmung und romantische Ostseeatmosphäre. Das Buch ist ein unterhaltsamer Liebesroman, in dem man von Anfang an mit der sympathischen, aber recht nachdenklichen Marie auf ihr neues Glück hofft und sofort auch gerne so eine herzliche Oma Gertrud hätte. Außerdem gibt es noch Maries Freundin Caro, sie ist ihre Seelenverwandte, die ihr mit Rat und Tat hilft und der Bernsteinschmied Ole wird Maries Anker in der Brandung und auch ein Mann fürs Herz. Aber er scheint eine neue Freundin zu haben.

Das Inselflair wird im Buch mit einigen kulinarischen Gerichten noch appetitlich untermalt, Sanddorn darf natürlich auf Hiddensee nicht fehlen, deshalb findet man Gertruds leckere Sanddornrezepte auch im Anhang des Buches zum Nachmachen.

Ein lockerer Roman mit Wohlfühlstimmung, Urlaubsfeeling, einer Liebesgeschichte mit Hindernissen und liebenswürdigen Figuren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2021
Bretonisch mit Aussicht
Kasperski, Gabriela

Bretonisch mit Aussicht


ausgezeichnet

Alten Geheimnissen auf der Spur
Tereza Berger, Besitzerin der deutsch-englischen Buchhandlung DEJALU in Camaret-sur-Mer, springt als Köchin bei der Verköstigung der Nonnen und einer TV-Crew ein. Sie wird verdächtigt, eine Fischsuppe vergiftet zu haben, aber auch die Chorleiterin Soeur Nominoë könnte daran Schuld sein, sie verschwindet plötzlich wie vom Erdboden verschluckt und Tereza sucht nach ihr. Am Strand findet sie die Leiche des 95-jährigen ehemaligen Marineadmiral Bernard Sonnett, hat er einen Unfall erlitten oder steckt ein kalt geplanter Mord dahinter? Doch ehe sich Tereza mit dem Fall beschäftigen kann, vernimmt Commissaire Gabriel Mahon sie wegen der Vergiftung und Tereza steckt selbst in Schwierigkeiten. Die Nachforschungen führen in die Vergangenheit, in die Zeit des zweiten Weltkrieges.

Wie schon im ersten Band führt Gabriele Kasperski uns in die wunderschöne Bretagne und lässt uns miterleben, wie Tereza erneut in einen Mordfall hinein schlittert. Und so kann sie neben ihrem geliebten Buchladen auch wieder ihr zweites Hobby ausleben, als begeisterte Hobbydetektivin.

In dieser Geschichte ist einiges los, das bevorstehende Chorevent mit der bekannten französischen Sängerin Armelle steht an, das dafür angereiste TV-Team muss verköstigt werden und Tereza wird als Köchin engagiert. Es sind viele Charaktere, die man in diesem Band kennenlernt und auseinander halten muss, ein Personenregister wäre da wirklich hilfreich gewesen. Die wichtigen Charaktere bekommen aber genügend Raum in der Handlung, um sie schliesslich ausreichend zu kennen.

Tereza ist eine energische Frau, die sich auch von üblen Schmierereien an den Fenstern ihres Ladens nicht einschüchtern lässt. Sie bietet jedem Paroli, der ihr komisch kommt, ihre Aussprüche und ihre Art sorgen mehrfach für Lacher beim Leser.

Die Ermittlungen führen in die Vergangenheit, es geht in dunkle Grotten der sturmumtosten Bretagne und mit einigen kulinarischen Spezialitäten der Gegend wird die Sehnsucht nach Urlaub an dieser französischen Küste geschürt.

Mit gezielt eingesetzten Wendungen bringt dieser Krimi immer mehr Informationen ans Licht, die die Hintergründe der Tat näher beleuchten und die Spannungskurve ansteigen lassen.

Der flüssige Erzählstil ist gut zu lesen, er ist mit einigen französischen Worten durchsetzt und die jeweilige Atmosphäre zeigt sich auf bildhafte und authentisch wirkende Weise. Wie auch im ersten Band spielen hier Sagen und Mythen eine Rolle, die für eine geheimnisvolle Stimmung sorgen.
Immer wieder verstrickt sich Tereza in neue Zwischenfälle und bekommt den Makel des Verdachts nicht los. Mit den Einblicken in die Vergangenheit tauchen wir in ein dunkles Kapitel ein und bekommen am Ende die Auflösung auf logische Weise präsentiert. Nur das besondere Geheimnis von Terezas Tante wird in diesem Band noch nicht gelüftet, da muss man wohl auf den dritten Band hoffen.


Dieser Krimi mit der eigenwilligen Tereza ist packend geschrieben, voller Rätsel und ein wenig geheimnisvoll, das fantastische Setting der Bretagne rundet das Ganze stimmungsvoll ab. Ich gebe eine Leseempfehlung für "Bretonisch mit Aussicht".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Ein echter Lesegenuss!
Der Familienroman »Sturmvögel« von Manuela Golz erscheint im Dumont Verlag.

Emmy wurde 1907 auf einer kleinen Nordseeinsel geboren, das Leben verschlägt sie nach Berlin. Als rüstige 86-Jährige lebt sie allein in ihrer Wohnung, umsorgt von ihrer ältesten Tochter Hilde und ihrem Ziehkind Anni. Bei einem ihrer Besuche fällt Hilde ein vollgeräumter Keller auf, in dem sie einiges entsorgt und dabei alte Akten entdeckt, die sie näher untersuchen will. Ihre Entdeckung bespricht sie mit ihrem Bruder Otto, einem selbständigen, aber mittellosen Trödler. Ihre Schwester Tesss und Anni weihen die beiden noch nicht ein, sie möchten erstmal Klarheit in die Angelegenheit bringen. Was verbirgt sich wohl hinter diesen geheimnisvollen Akten und warum hat Emmy ihre Kinder nie davon in Kenntnis gesetzt?

Manuela Golz hat einen wunderbar unterhaltenden, aber nicht gerade leichtfüssigen Roman geschrieben, der die Licht- und Schattenseiten aus dem Leben einer ganz besonderen Frau beleuchtet. Der flüssige und sehr gefühlvolle, oftmals auch sehr direkte Erzählstil lässt den Leser in Emmys Leben Einblick nehmen. Das schlichte Leben als Tochter eines Walfängers hat ihr Leben geprägt, Emmy blieb ihr Leben lang einfach und bescheiden. Ihr Lebenslauf ist interessant, ihr hartes Leben verlief mit Schicksalsschlägen in Kindheitstagen, schrecklichen Kriegserlebnissen und dem Verzicht auf einige Dinge im Leben, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Emmys Geschichte wird uns in einem Wechsel zwischen der Gegenwart und ihren jeweiligen Lebensphasen näher gebracht.

Während Hilde und Otto sich um die Nachforschungen der alten Akten kümmern, sorgen sich Tessa und Anni liebevoll um Emmy. Vor ihrem 87. Geburtstag wünscht sich Emmy einen Besuch bei ihrer alten Freundin und Hebamme Marianne in München, dieser Wunsch wird ihr durch Anni erfüllt.

Emmy ist eine Frau, die mit ihrer direkten Art und auffallendem Optimismus stets auf dem Boden der Tatsachen steht und in schwierigen Tagen auch gute Freunde gefunden hat, wie die Lebensfreundschaft mit Marianne, die ihr durch die dunkelsten Stunden ihres Lebens geholfen hat.

An diesem wunderbar fesselnden Roman habe ich mich regelrecht festgelesen, Emmy ist mir ans Herz gewachsen und ich wollte jedes weitere Puzzleteil aus ihrem Leben wissen. Emmy ist eine herzliche, unterschütterliche und starke Frauenfigur, die stets ihre Kinder als Mittelpunkt ihres Dasein angesehen hat. Sie hat mich mit ihrem unerschütterlichen Charakter und ihrem Galgenhumor fasziniert und auch die Beschreibung der familiären, zwischenmenschlichen Beziehungen ist der Autorin unnachahmlich gut gelungen. Jeder Charakter ist liebevoll und klar umschrieben, alle wirken authentisch und lebendig und man glaubt sie alle zu kennen. Genauso bildhaft sind die Beschreibungen der Kindheitsjahre auf der Nordseeinsel oder die schrecklichen Erlebnisse in den Kriegsjahren. Am Ende trifft man auf die Familie beim Notar, wo sie Emmys letzten Wunsch erfahren. Der Kreis des Lebens schliesst sich und trotz des Verlustes dieser Person schliesst man das Buch mit dem erfüllten Gefühl, Emmy auf besondere Weise näher gekommen zu sein.
Der trockene Humor und die Zufriedenheit Emmys hat mich berührt, ihr scheint es gelungen zu sein, trotz aller Hindernisse und Tiefschläge im Leben, sich einen unerschütterlichen Optimismus bewahrt zu haben.

»Sturmvögel« ist ein großartiger Roman, den ich sehr empfehlen kann. Diese ergreifende und zeitbeschreibende Geschichte lässt uns in das letzte Jahrhundert blicken. Durch die lebendigen Charaktere wird es sehr unterhaltsam und dank Emmys Humor auch amüsant zu lesen. Ein echter Lesegenuss!

Bewertung vom 05.05.2021
Meer Momente wie dieser
Lassen, Svenja

Meer Momente wie dieser


sehr gut

Eine Sommerromanze mit wunderbaren Momenten am Meer und der spürbaren Liebe zu Sylt

Sina plant mit ihrer flippigen Freundin Amelie eine Urlaubsreise nach Sylt, die sie mit entspannenden Stunden am Strand verbringen möchte. Amelie hat andere Pläne, sie macht sich eine aufregende Wunsch-Liste mit tollen "Meer-Momenten", die diesen Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis machen sollen. Als Amelie abspringt, fährt Sina allein, nur in Begleitung von Hamster Willi Wonka, und lernt auf dieser Reise so einiges über sich selbst, über das Leben und die Liebe.

Sina lebt ein eintöniges Leben, sie ist sehr strukturiert, spontane Aktionen oder unüberlegte Vorhaben liegen ihr nicht so. Als sie ohne Amelie nach Sylt reist, übernimmt sie einfach Amelies "Meer-Momente-Liste". Doch schon bei der Ankunft auf der Insel gibt es in ihrer Unterkunft eine Überraschung, sie wohnt über Airbnb bei einem jungen Surfertyp namens Ben. Nach anfänglicher Verunsicherung versteht sie sich aber richtig gut mit Ben und er zeigt ihr einige schöne Ecken der Insel. Doch dann trifft Sina plötzlich ihre Jugendliebe Michael auf der Insel wieder und nun weiß sie gar nicht mehr, welcher Weg für sie der richtige ist.

Dieser Roman entführt uns auf die schöne Nordseeinsel Sylt, die mit frischer Meeresluft, der landschaftlichen Schönheit der Dünen und langen Sandstränden und den rauschenden Wellen des Meeres immer wieder verzaubert. In dieser Idylle fühlt sich Sina sofort wohl, sie entdeckt ihre eigenen Highlights ihrer Wunschliste und entwickelt echte spürbare Lebensfreude und wird freier. Das liegt aber auch an der Bekanntschaft mit dem humorvollen und natürlichen Ben, plötzlich hält das Leben für Sina reichliche Glücksmomente bereit, die beim Lesen auch auf den Lesenden überspringen. Sie trifft auch ihre Jugendliebe Michael wieder, ein etwas versnobter Typ, der mit ihr schick essen geht und so gar nicht an Sinas Gedanken interessiert scheint. Dennoch glaubt sie an ihre Gefühle für ihn. Aber sie muss am Ende auf ihr Herz hören.

Die Geschichte ist zugegebenermaßen etwas vorhersehbar, aber das Setting und Flair von Sylt sorgt für Wohlfühlstimmung und auch Becky und Ben sind in dieser Story einfach nur großartige Figuren, die für schöne Atmosphäre sorgen.

Ein schöner unterhaltsamer Liebesroman, bei dem das Insellair die Geschichte wundervoll untermalt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.