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Büchermaulwurf
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Dreieich

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Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2020
Die Stimme
Tremayne, S. K.

Die Stimme


ausgezeichnet

Raffiniert-gruseliger Psychothriller mit aktueller Thematik
Jo Ferguson ist gerade geschieden und aufgrund finanzieller Probleme froh bei ihrer besten Freundin Tabitha untergekommen zu sein, die selbst selten zu Hause ist. Ihre Luxuswohnung in einem noblen Stadtteil von London ist mit einem umfassenden Smart Home System ausgestattet, dass von der digitalen Sprachassistentin Electra gesteuert wird. Doch schon bald nach ihrem Einzug häufen sich unerklärliche Vorkommnisse, die im Verlauf der Handlung immer weiter eskalieren und Jo an den Rand der Verzweiflung bringen. Sie muss immer wieder an ihren Vater denken, der unter Schizophrenie litt und sich das Leben nahm. Bildet sie sich alles nur ein und wird wie er oder trachtet ihr jemand nach dem Leben?

Ich hatte vorher bereits zwei Bücher von S.K.Tremayne gelesen, die schon ziemlich gut waren, aber meiner Meinung nach ist dieses hier sein Bestes. Es war für mich ein Highlight am Ende des Jahres.

Der Autor hat ein sehr aktuelles Thema in seinem Psychothriller aufgegriffen und dabei mögliche Gefahren der digitalen Technisierung glaubhaft aufgezeigt. Die Spannung stellte sich bei mir schon auf den ersten Seiten ein, blieb konstant hoch und stieg nochmals an zum nervenzerfetzenden Showdown. Es gab einige Verdächtige, aber bis zum Schluss blieb für mich unklar, wer hinter allem steckte, so dass die Auflösung wirklich überraschend war. Ich konnte mich sehr gut in Jo hineinversetzen und habe regelrecht mit ihr mitgelitten. Wie Jo war ich hin- und hergerissen, ob alles real ist oder sie sich alles nur einbildet, weil sie die Krankheit ihres Vaters geerbt hat. Auch die Schilderungen des eisigen Londoner Winters mit Schneesturm trugen für mich zur düsteren und beklemmenden Grundstimmung bei. Auf jeden Fall gab es einige Gänsehaut- und Gruselmomente.

Von mir gibt es für diesen aktuellen, sehr spannenden und beklemmenden Psychothriller eine absolute Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 20.12.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung
Drei Jahre nach dem Erscheinen von QualityLand gibt es endlich eine Fortsetzung, die nahtlos an die Geschehnisse im ersten Band anschließt. Zum besseren Verständnis der Personen und der komplexen Handlung ist es ist allerdings ratsam den ersten Teil vorher zu lesen.

Marc-Uwe Kling führt uns mit seiner dystopischen Erzählung wieder zurück in die Zukunft, ins beste aller möglichen Länder, in dem wieder einiges los ist.
Kiki Unbekannt steht diesmal im Mittelpunkt. Sie ist auf der Suche nach ihren Eltern, wobei ihr jedoch ein mysteriöser Killer-Androide auf den Fersen ist. Peter Arbeitsloser darf endlich als Maschinentherapeut arbeiten und schlägt sich jetzt mit den Beziehungsproblemen von Haushaltsgeräten herum. Außerdem sucht ausgerechnet Henryk Ingenieur seine Freundschaft. Dieser will als reichster Mann der Welt (Billionär) nun auch noch Präsident werden, mit Peter als Berater an seiner Seite. Martin Vorstand erlebt seinen beispiellosen sozialen Abstieg. Und Aisha Ärztin versucht herauszufinden, warum die Verteidigungsalgorithmen den Dritten Weltkrieg ausgelöst haben und was eigentlich aus John of Us wurde.

Damit gibt es viele parallele Handlungsstränge, die Kling jedoch mit fortschreitender Handlung geschickt zu verweben versteht. Manches Mal verzettelt er sich allerdings zu sehr in Nebenhandlungen. Ich mag Klings Humor und so hat mich auch die Fortsetzung immer wieder zum Lachen gebracht. Auch diesmal gibt es wieder witzige „Werbeunterbrechungen“ zwischen den Kapiteln und Pink, Mickey, Carrie, Romeo und die E-Poetin Kalliope 7.3 sind wieder mit von der Partie. Ich werde mir auf jeden Fall noch das Hörbuch zulegen, da hier der Humor noch besser rüberkommt.

QualityLand 2.0 ist eine gelungene Fortsetzung mit einigen Wendungen und einer Überraschung am Ende. Ich fühlte mich wieder bestens unterhalten. Allerdings fand ich es etwas schwächer als der erste Teil, da ich die Handlung an manchen Stellen etwas zäh empfand. Wer Marc-Uwe Klings Humor mag, wird auch die Fortsetzung lieben. So wie es aussieht wird es auch noch einen 3. Teil geben, auf den ich schon sehr gespannt bin. Von mir gibt es daher 4 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2


sehr gut

Eine verhängnisvolle Affäre
„Wer auf dich wartet“ ist der zweite spannende Fall für DCI Jonah Sheens und sein bewährtes Team von der Kriminalpolizei Southampton. Für das Verständnis der Handlung ist die Kenntnis des ersten Bandes keine Voraussetzung, da das Privatleben der Ermittler nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Unidozent Aidan will spätabends mit seiner Freundin skypen, doch anstelle von Zoe sieht er nur einen unheimlichen Schatten und hört Kampfgeräusche. Er ringt lange mit sich, bis er schließlich anonym die Polizei informiert. Sheens und sein Team finden in der Wohnung nur noch die Leiche der jungen Künstlerin. Warum hat Aidan so lange gezögert und seinen Namen verschwiegen? Was hat er zu verbergen?

Der erste Fall von DCI Sheens hatte mir bereits gut gefallen und ich freute mich auf den neuen Fall des Teams, der sich auch diesmal wieder flüssig lesen lies. Bereits mit dem Prolog, der den Mord vor laufender Kamera beschreibt, wurde Spannung aufgebaut. Gytha Lodge hat wieder einen eher ruhigeren britischen Krimi vorgelegt, in dem sie abermals tief in die Hintergründe der einzelnen Verdächtigen aus dem Umkreis des Opfers eintaucht und dabei so manches Geheimnis zutage fördert. Dabei stellt sie das Opfer, die junge Künstlerin Zoe in den Mittelpunkt, die eine verhängnisvolle Affäre mit dem verheirateten Unidozenten Aidan hatte. In Rückblicken, die zwanzig Monate vor dem Mord einsetzen, taucht man tief in Zoes Leben ein und erfährt, wie sie den charismatischen Aidan kennenlernt und welche verhängnisvolle Wendung ihr Leben damit nimmt. Ich fand es gut, dass diesmal das Opfer im Mittelpunkt stand und erst an zweiter Stelle die Ermittlungen. Die Mischung aus der laufenden Polizeiermittlung und den Rückblicken in Zoes Vergangenheit und die ihrer Freunde fand ich sehr spannend und gut gelungen. Die Autorin präsentiert im Handlungsverlauf zahlreiche Verdächtige aus dem Umfeld des Opfers, die durch die Ermittlungen von Sheens Team in den Fokus gelangen und einige dunkle Geheimnisse und Abhängigkeiten zu Tage fördern. Es gibt jedoch einige überraschende Wendungen, so dass ich bis kurz vor dem Ende nicht sicher war, wer nun der Täter ist. Auf den letzten Seiten wird es dann nochmal sehr spannend, die Auflösung war für mich schlüssig und glaubhaft.

„Wer auf dich wartet“ ist ein eher ruhiger, unblutiger aber dennoch spannender Krimi, der zwei Menschen, die eine letztendlich verhängnisvolle Beziehung miteinander eingehen in den Mittelpunkt rückt. Gytha Lodge punktet auch diesmal wieder mit tiefgründigen Figuren, deren dunkelste Abgründe sie beleuchtet. Ich freue mich bereits auf den nächsten Fall von DCI Sheens und seinem Team.

Bewertung vom 18.10.2020
Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3
Schütz, Lars

Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3


sehr gut

Verstörende Rachemorde
Lars Schütz lässt in „Rache, auf ewig“ seine Profiler Jan Grall und Rabea Wyler bereits zum dritten Mal gemeinsam ermitteln. Der Fall schließt direkt an den zweiten Band „Rapunzel mein“ an, kann meines Erachtens aber auch unabhängig von der Reihe gelesen werden.
Jan und Rabea haben sich nach ihrer Suspendierung vom LKA gerade mit einem Büro für unabhängige psychologische Fallanalyse selbständig gemacht.
Dieses läuft jedoch noch nicht so recht, so dass sie froh sind, als das BKA sie als externe Ermittler zu einem äußerst grausamen und verstörenden Fall hinzuzieht.
Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf unvorstellbar grausame Weise ermordet in einem Gewächshaus auf Sylt aufgefunden. An einen Bettrahmen gefesselt wurde er durch spitze Bambussprossen, die durch ihn hindurch wuchsen, qualvoll getötet.
Als Anita Ichigawa, eine Kollegin vom BKA und Freundin von Jan entführt wird, beginnt ein Spiel gegen die Zeit, denn der „Erlöser“ wie der Täter sich nennt, ruht nicht, bis seine Rache vollendet ist. Bald geschehen noch weitere verstörende Morde und Jan und Rabea müssen bis an ihre Grenzen gehen, um den Mörder zu stellen.

Auch dieser Thriller von Lars Schütz war wieder spannend von der ersten Seite des Prologs bis zum dramatischen Ende. Bereits nach dem Prolog auf Sylt mochte ich das Buch kaum zur Seite legen. Die kurzen Kapitel taten ihr übriges um das Lesetempo zu steigern, denn mit jedem Kapitel wechselt der Ort oder die Perspektive. Die beiden Ermittler kannte ich ja bereits aus den vorherigen Bänden. Sie sind beide vielschichtige Charaktere, die aber auch mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen. Ihr Privatleben spielt natürlich eine Rolle, im Mittelpunkt bleibt jedoch die Mordermittlung. Es war sehr spannend den Ermittlungen zu folgen, bei denen die beiden Profiler sich wieder einmal in für sie brenzlige Situationen begeben. Der Showdown brachte noch eine Steigerung und überraschte mich mit der Entlarvung des Täters. Die Auflösung ging mir allerdings zu schnell und überstürzt, hier hätte ich mir mehr Zeit und Erklärungen gewünscht. Das Motiv war für mich auch nicht ganz logisch und etwas konstruiert. Deswegen hätte ich mir ein paar Kapitel mehr aus Tätersicht gewünscht um ihn noch besser verstehen zu können.

Trotzdem ist es ein spannender Thriller, den ich geradezu verschlungen habe, auch wenn das Ende etwas überstürzt erzählt wurde. Die äußerst phantasievollen, verstörenden Mordmethoden, die auch detailliert und blutig beschrieben werden, setzen allerdings starke Nerven voraus. Allen, die blutige, spannende und temporeiche Thriller lieben, kann ich „Rache auf ewig“ nur wärmsten empfehlen. Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung...

Bewertung vom 12.10.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

Großartiger historischer Kriminalroman
Mit „Der falsche Preuße“ ist Uta Seeburg ein großartiges Debüt und gleichzeitig ein grandioser Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den preußischen Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, als Sonderermittler der Königlich Bayrische Polizeidirektion gelungen.
Die Autorin entführt uns ins München zur Zeit der Jahrhundertwende, in das die Elektrizität gerade Einzug hält und die ersten Automobile durch die Stadt fahren.
Gryszinski ist mit seiner Familie nach München gezogen, um den dortigen Beamten die neuesten kriminalistischen Errungenschaften näherzubringen, die er bei Hans Groß, dem ersten richtigen Kriminalisten kennengelernt hat. Als ein Bierbeschauer tot in einer Parkanlage aufgefunden wird, gehüllt in einen kostbaren Federumhang und daneben der Abdruck eines Elefantenfußes ist sein ganzes kriminalistisches Wissen gefragt und sein Tatortkoffer kommt endlich zum ersten Einsatz. Er muss jedoch nicht nur einen Mörder finden, sondern bekommt es auch noch mit Hochverrat zu tun, was ihn vor die unangenehme Wahl stellt, entweder seine Ehre als bayrischer Beamter oder die als preußischer Offizier zu verletzen.

Der Erzählstil von Uta Seeburg hat mir sehr gut gefallen, da sie die Sprache der damaligen Zeit angepasst hat, es sich aber trotzdem angenehm und flüssig lesen lässt. Die Beschreibungen der damaligen Zeit ist sehr bilderreich und detailliert, so dass man alles sehr gut vor Augen hat. Ebenso erhält man einen Einblick in die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Bayern und Preußen. Die Mordermittlung von Gryszinski fand ich spannend und interessant zu verfolgen, da hier die Anfänge der Kriminalistik beleuchtet werden. Jedem Kapitel war ein Auszug aus Hans Groß Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte und Gendarmen vorangestellt, der immer einen Bezug zur Handlung hatte. Der Mordfall konnte mich von der ersten Seite an fesseln, bot einige Wendungen und ein überraschendes Ende.

Die Hauptcharaktere fand ich ausnahmslos sympathisch. Gryszinski ist ein guter Ermittler und Familienmensch, der das Herz am richtigen Fleck hat und gutem Essen nicht abgeneigt ist. Seine Frau Sophie, die sehr belesen ist, hat selbst beim Kochen noch ein Buch in der Hand. Seine beiden Kollegen Voglmaier genannt Spatzl und der Schwabe Eberle, sowie die Haushälterin Frau Brunner, die sich so herrlich anschleichen kann, brachten mich oft zum schmunzeln. Alles sehr liebenswerte Charaktere, die die Handlung abrunden und bereichern.

Hervorzuheben ist noch das außergewöhnliche schöne Cover, dass ein männliches Profil als Scherenschnitt zeigt, in das eine historische Ansicht von München eingebettet ist.

Uta Seeburg hat einen rundum gelungenen historischen Krimi vorgelegt. Äußerst spannend und mit einer Prise Humor, spiegelt er die damalige Zeit lebendig wieder und sorgt so für beste Unterhaltung. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 26.09.2020
Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6
Roslund, Anders

Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Spannender Pageturner
Anders Roslunds „Geburtstagskind“ ist, anders als von mir erwartet, kein typischer Schwedenkrimi. Es geht um Waffenhandel, organisierte Kriminalität und Rache.
Im Mittelpunkt steht Kriminalkommissar Ewert Grens, der kurz vor seinem Ruhestand von einem alten Fall eingeholt wird, den er nie vergessen hat. Vor fast 20 Jahren fand er in einer Stockholmer Wohnung die fünfjährige Zana, die als einzige das Massaker an ihrer Familie überlebt hat. Das verstörte Mädchen hat mehrere Tage mit ihrer toten Familie verbracht. Nun steht er wieder in derselben Wohnung wegen eines Einbruchs, doch was haben der oder die Täter gesucht? Sind die Mörder von damals zurückgekehrt um die einzige Zeugin, die damals eine neue Identität erhielt, zu finden und zu beseitigen? Ewert Grens setzt alles daran Zana vor ihnen zu finden und muss dabei noch einen Maulwurf in den eigenen Reihen ausfindig machen.
Neben den Ermittlungen von Kommissar Grens und seinem Team folgen wir in einem weiteren Erzählstrang Piet Hoffmann. Er war früher V-Mann für die schwedische Polizei und hat als Infiltrator verschiedene Mafiaorganisationen unterwandert. Nun wird seine Familie bedroht und die Erpresser verlangen von ihm, dass er einen Bandenkrieg mit einer neuartigen Hightechwaffe anzettelt.

Der Auftakt zu diesem Krimi, der für mich eher ein Thriller war, hat mich wirklich beeindruckt. Die emotionalen Szenen mit der kleinen Zana, die durch die Wohnung hüpft und Hochsollsieleben singt, um sich dann auf den Schoß ihrer toten Mutter zu setzen werde ich so schnell nicht vergessen. Mit diesem Einstieg hat Roslund mich gepackt, so dass ich nicht mehr von dem Buch lassen konnte. Was für mich das Buch auszeichnet, ist dass trotz komplexer Handlung und mehreren Erzählsträngen, eine durchgängige Spannung besteht, die der Autor am Ende nochmals zu steigern weiß. Roslund schreibt so mitreißend, dass man einfach immer weiter lesen möchte. Er versteht es sehr gut die Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, im Verlauf des Buches zu verweben und am Ende eine schlüssige und glaubhafte Auflösung zu präsentieren, die noch unerwartete Wendungen bereithielt, was mir sehr gut gefallen hat. So wird auch noch aufgedeckt, was aus Zana wurde. Trotz der 556 Seiten enthielt das Buch für mich keine überflüssigen Passagen.

Sehr gut gefielen mir auch die Hauptprotagonisten, die Roslund sehr gut gezeichnet hat. Ich mochte den einsamen, ewig Kaffee trinkenden Kommissar Grens, der sich mit vollem Einsatz in seinen alten Fall vergräbt und alles tut um Zana zu finden. Auch Piet Hoffmann ist ein interessanter Charakter, der nach seiner kriminellen Karriere als V-Mann eigentlich nur noch gesetzestreuer Familienvater sein wollte und nun zum Gegenteil gezwungen wird. Aus Anspielungen im Buch war zu entnehmen, dass Hoffmann und Grens eine Vorgeschichte haben. „Geburtstagskind“ ist daher kein Beginn sondern die Fortsetzung einer älteren Reihe. Das störte mich aber nicht, da ich nie das Gefühl hatte, dass mir Vorwissen fehlt. Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung mit dem liebenswerten Kommissar geben wird.

Für mich ist „Geburtstagskind“ ein persönliches Thrillerhighlight in diesem Jahr, dass mir superspannende Lesestunden beschert hat. Wer komplexe Handlungen mag und nicht zartbesaitet ist, sollte hier unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 07.09.2020
Einstein / Mäuseabenteuer Bd.4
Kuhlmann, Torben

Einstein / Mäuseabenteuer Bd.4


ausgezeichnet

Neues Mäuseabenteuer mit liebevollen Illustrationen
In seinem vierten Mäuseabenteuer zeigt Torben Kuhlmann wieder einmal, dass für Mäuse nichts unmöglich ist. Nachdem bereits eine Maus das Fliegen lernte (Lindbergh), eine andere als erste Maus den Mond betrat (Armstrong) und die dritte den Meeresgrund erreichte (Edison), wendet er sich nun dem Science Fiction Genre zu, indem er seine Maus im neuesten Abenteuer auf eine Reise schickt, wie sie nie zuvor eine Maus und erst recht kein Mensch unternommen hat. Nämlich eine Reise durch Raum und Zeit...

Die kleine Maus hat nämlich das große Käsefest in Bern verpasst. Obwohl sie jeden Tag ein Kalenderblatt abgerissen hat, ist sie genau einen Tag zu spät gekommen. Die Maus beginnt sich mit dem Thema Zeit zu beschäftigen und versucht zunächst durch Umstellung der Uhren die Zeit zurückzudrehen, was natürlich nicht gelingt. Ein alter Mäuseuhrmacher bringt sie auf den Wissenschaftler Albert Einstein. In seinen Büchern findet sie Theorien und Berechnungen, nach denen sie mit viel Erfindungsgeist eine Zeitmaschine baut und sich damit auf eine spannende Reise begibt.

Dies ist nun schon der vierte Band einer ganz außergewöhnlichen Bilderbuchreihe für Kinder ab 5 Jahren, die sich durch ihre komplexe Erzählstruktur und die liebevoll gezeichneten und äußerst detailreichen Illustrationen auszeichnet, die auch Erwachsene noch begeistern. Die bezaubernden Illustrationen untermalen die Geschichte perfekt und verleihen ihr Tiefe. Die Geschichte wird kindgerecht erzählt und vermittelt dabei noch spielerisch Wissen. Abgerundet wird das Bilderbuch durch Wissensseiten am Ende, die Albert Einstein und seine Relativitätstheorie auf einfache und verständliche Weise erklären. „Einstein“ ist damit ein ganz besonderes Bilderbuch.

Als Kenner und Liebhaber der Reihe hat mich auch dieses Abenteuer wieder absolut begeistert. Ich kann es allen Eltern als wunderschönes Vorlesebuch, das auch den Erwachsenen Spaß macht, nur wärmsten empfehlen und vergebe gerne 5 Sterne dafür.

Bewertung vom 23.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


ausgezeichnet

Soldat des Todes
Die Detectives Hunter und Garcia ermitteln in „Bluthölle“ bereits in ihrem 11. Fall. Da die Jagd nach dem Serienkiller im Mittelpunkt steht und das Privatleben der Ermittler kaum eine Rolle spielt, konnte ich es sehr gut ohne Vorwissen lesen.

Es beginnt damit, dass die Taschendiebin Angela einem fiesen Typ die teure Ledertasche klaut, um ihm eine Lektion zu erteilen. Sie bereut dies schon bald, denn in der Tasche befindet sich nicht wie erwartet ein Laptop sondern ein entsetzliches Notizbuch mit Skizzen und Fotos von 16 äußerst grausamen Foltermorden. Geschockt spielt sie das Buch dem LAPD zu und damit haben Hunter und Garcia einen neuen Fall. Ihre Ermittlungen führen sie sehr bald zu Angela, aber auch der Killer ist ihr auf der Spur, denn er sinnt auf Rache. Er will um jeden Preis sein Buch zurück und stellt Hunter schließlich ein Ultimatum.

Schon die ersten Zeilen haben mich in die Geschichte hineingesogen und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Ich mochte das Ermittlerduo Hunter und Garcia und besonders Angela, die sich sofort in mein Herz schlich. Sie alle bekommen es mit einem Serienkiller zu tun, der ihnen immer einen Schritt voraus ist und keine Angst zu kennen scheint.
Carter gelingt es die Spannung durchgängig auf einem sehr hohen Niveau zu halten und überrascht am Ende noch mit einem grandiosen Finale. Dabei lässt er seine Leser tief in die dunklen Abgründe seines Killers blicken und sorgte bei mir immer wieder für Gänsehaut. Die kurzen Kapitel enden meistens mit Kliffhängern, so dass man am liebsten immer weiter lesen möchte. Wie der Titel schon andeutet, ist die Story jedoch nichts für schwache Nerven, Thrillerfans kommen jedoch voll auf Ihre Kosten. Ein atemloser Thriller, den ich nur weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 10.08.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


sehr gut

Atmosphärischer Nordseekrimi
„Halligmord“ ist der erste Fall für die Hallig-Ermittlerin Minke van Horn. Greta Henning entführt uns in ihrem ersten Krimi auf die fiktiven Halligen Nekpen und Midsand vor der friesischen Küste.
Die junge Kommissarin Minke van Horn tritt gerade ihre erste Stelle in ihrer friesischen Heimat an. An ihrem ersten Tag findet der Halligpostbote einen vom Sturm freigespülten Schädel auf der Halligwiese. Die menschlichen Knochen liegen dort schon seit über 30 Jahren und die beiden alteingesessenen Familien wollen von dem Toten unter der Halligwiese nichts gewusst haben. Minke rollt den alten Fall neu auf und stößt dabei immer wieder auf Widerstände und Ungereimtheiten bei den verschlossenen Halligbewohnern. Als auch noch der Sohn des Deichgrafen entführt wird, bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, denn der nächste Herbststurm zieht bereits auf.

Die Geschichte liest sich leicht und flüssig und ist die perfekte Urlaubslektüre. Ich habe das Buch in kurzer Zeit während meines Nordseeurlaubs im Strandkorb verschlungen. Der Autorin ist es gelungen die Atmosphäre der Nordseeküste, insbesondere der Halligen und ihre Bewohner sehr lebendig und authentisch einzufangen und so dem Krimi einen gelungenen Hintergrund zu geben. Ich mochte Minke, die eine sehr sympathische Ermittlerin ist. Nach dem Tod ihres Vaters, wird sie Kommissarin, um in seine Fußstapfen zu treten. Die Spannung ist zwar nicht immer am Limit und die Ermittlungen treten auch mal auf der Stelle. Dafür sorgt ihr Kollege Klaus, der kurz vor dem Ruhestand steht und nur noch mit der Planung seiner Abschiedsfeier beschäftigt ist, für so manchen Schmunzelmoment. Für zusätzliche Spannung sorgen Rückblicke der einzelnen Bewohner auf den Mordabend, die häppchenweise enthüllen, was damals wirklich passierte. Am Ende fügt sich alles zusammen und die Entlarvung des Täters geschieht erst auf den letzten Seiten.

Besonders gelungen finde ich auch das Buchcover, dass ein einsames Friesenhaus zeigt, über dem bereits die dunklen Sturmwolken aufziehen. Es unterstreicht die Atmosphäre des Buches sehr gut.

Mein Fazit: Ein gelungener und gut konstruierter Nordseekrimi, der die Atmosphäre der Halligen sehr gekonnt einfängt und damit eine perfekte Urlaubslektüre ist. Minkes nächsten Fall werde ich mir nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 04.08.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5


ausgezeichnet

Packendes Finale!
Den 2. Band der Würfelmörder Dilogie (und gleichzeitig 5. Band der Fabian Risk Reihe) sollte man nur in Kombination mit dem 1. Band „Der Würfelmörder“ lesen. Bei dieser Reihe ist es empfehlenswert mit dem ersten Band („Und morgen du“) zu beginnen, da vieles aufeinander aufbaut und auch in diesem Teil wieder Bezug auf vorherige Bände genommen wird.

Der 2. Band startet mit dem letzten Kapitel aus dem „Würfelmörder“ und schafft so einen fließenden Übergang und es geht rasant weiter. Der Würfelmörder setzt seine brutale Mordserie fort und tötet völlig willkürlich, in immer kürzeren Abständen. Fabian Risk und sein Team suchen verzweifelt nach Parallelen und einem Motiv. Bis Risk erkennt, dass es scheinbar kein Motiv gibt und die Gemeinsamkeit der einzelnen Morde ihre Unterschiedlichkeit ist. Als er einen Würfel an einem der Tatorte findet, erkennt er, dass der Mörder ein perfides Spiel mit ihnen spielt. Doch wie kann man einen Mörder stoppen, der den Zufall über sein nächstes Opfer entscheiden lässt?

Der Fall ist jedoch nicht sein einziges Problem. Sein Sohn sitzt in Dänemark im Untersuchungsgefängnis, weil er scheinbar in einen Mord verwickelt ist und die heimlichen Ermittlungen gegen seinen Kollegen, den er verdächtigt, mehrere Morde begangen zu haben, werden immer gefährlicher für ihn. Denn der Kollege schöpft Verdacht und ist ihm scheinbar einen Schritt voraus...

Dieses Buch entwickelte sich für mich sehr schnell zu einem wahren Pageturner, den ich kaum zur Seite legen konnte. Ahnhem wechselt virtuos zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und treibt damit die Spannung immer höher. Das Finale ist der krönende Abschluss der Dilogie, die in einer äußerst spannenden Verfolgungsjagd endet. Im Vergleich hat mir der 2. Teil sogar noch besser als der 1. gefallen. Ein paar Kleinigkeiten blieben offen, so dass die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Reihe bleibt.
Kennern der Reihe und vor allem des 1. Teils ist diese Fortsetzung unbedingt zu empfehlen.