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Benutzername: 
lisbethsalander2102
Wohnort: 
Zossen

Bewertungen

Insgesamt 234 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Mein bisheriges Jahreshighlight

Zugegebenermaßen waren meine Erwartungen recht hoch an dieses Buch, wurde doch bereits mit Vorschusslorbeeren bei der Marketingkampagne gearbeitet, Ähnlichkeiten mit dem "Gesang der Flusskrebse " sollte es geben. Oftmals geht so etwas ja nach hinten los, doch war dies hier Gott sei Dank nicht so, ganz im Gegenteil! Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen, ja ich würde sagen, der Debütroman "So weit der Fluss uns trägt" von Shelley Read ist tatsächlich mein bisheriges Jahreshighlight! Lange ist mir keine Geschichte mehr so ans Herz gegangen, hat mich eine Protagonistin derart berührt wie Victoria Nash, in den Tagen ihrer Jugend bis zum großen Wendepunkt in ihrem Leben Torie genannt. Das Mädchen, das im Mittelpunkt des Buches steht, muss schnell erwachsen werden, muss die Pflichten der früh verstorbenen Mutter übernehmen. Als einziges weibliches Familienmitglied sorgt sie für die Brüder und den Vater, kocht, putzt und wäscht. Doch keiner kümmert sich um Torie, sie wächst fast unbemerkt auf. Als sie 17 Jahre alt ist, kommt ein junger Außenseiter in ihre Gegend in Colorado. Wilson Moon, geheimnisvoller Halbblutindianer treibt sich im Ort rum. Torie und Wilson verlieben sich, und das Drama nimmt seinen Lauf. Viel mehr will ich nicht verraten, um nicht zu spoilern. Shelley Reads Buch lässt sich für mich recht schwer einem bestimmtes Genre zuordnen. Die Autorin bedient so vieles, zum einen besticht der Roman durch einzigartige Naturschilderungen, die ihresgleichen suchen, dann ist es natürlich eine Liebesgeschichte, stellenweise ein bisschen Krimi, ein Familiendrama. Der flüssige angenehme Schreibstil ist sehr oft geradezu poetisch, entwickelte für mich eine Soghaftigkeit, ich bin nur so durch die Seiten geflogen, konnte das Buch nur sehr schwer aus der Hand legen. Bis zum Ende habe ich gefiebert, wie sich Tories Schicksal entwickelt, Shelley Read hat das Ganze zu einem grandiosen Finale gebracht, ich empfehle zur Lektüre auf jeden Fall ein Paket Taschentücher bereit zu legen! Wie bereits Eingangs erwähnt, für mich ist "So weit der Fluss uns trägt" mein bisheriges Jahreshighlight, eine absolutes Leseempfehlung empfiehlt sich da von selbst! Ich hoffe, so sehr, dass wir recht bald wieder etwas von der Autorin zu lesen bekommen!

Bewertung vom 17.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


sehr gut

Wer war Hedy Lamarr?

In ihrem neuen Buch legt Marie Benedict eine Romanbiographie über Hedy Lamarr vor, die in den 30er Jahren in Österreich als Hedy Kiesler geboren wurde. Aus familiären wie politischen Zwängen, die Protagonistin ist Jüdin, willigt Hedy bereits in sehr jungen Jahren in eine Ehe mit dem weitaus älteren Waffenhändler Friedrich "Fritz" Mandl ein. Ihre Eltern versprechen sich von ihm Schutz gegenüber dem größer werdenden Druck, der über dem Land liegt, der Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland steht bevor. Ihm zuliebe gibt Hedy ihre verheißungsvolle beginnende Schauspielerkarriere auf, immerhin entsprach es dem gesellschaftlichen Rollenbild einer verheirateten Frau nicht, berufstätig zu sein. Anfängliche Faszination des durchaus charismatischen Mandl weicht dessen zunehmender Gewalttätigkeit, die die Beziehung für Hedy zur Qual werden lässt. Sie schmiedet Fluchtpläne. Im zweiten Teil des Buches lesen wir über ihr neues Leben in Hollywood zwischen erneutem Schauspielruhm und wissenschaftlicher Tätigkeit andererseits. Zugegebenermaßen wusste ich bis zur Lektüre dieses Buches so gut wie nichts über Hedy Lamarr alias Kiesler. Auch deren Geschichte als Hollywood-Diva war mir tatsächlich verborgen geblieben. Dies hat Marie Benedict nun mit einem Schlag geändert und das Gott sei Dank! Die Persönlichkeit, die sich hinter der Schauspielerin verbirgt, weist viele Facetten auf, war unglaublich intelligent und wandlungsfähig und leider von ihren vor allem männlichen Zeitgenossen oft hoffnungslos unterschätzt. Durch ihr schauspielerisches Talent besaß Hedy eine extreme Wandlungsfähigkeit, die sie immer wieder für ihre Zwecke nutzt. Und auch wenn sie sich für die Männer in ihrem Umfeld verbiegt, geht sie doch auf in meinen Augen unnachahmliche Art und Weise ihren Weg. In geradezu sogartigem Schreibstil und vor allem sehr bildlich zeichnet die Autorin dieses Bild einer großartigen Persönlichkeit, eines tollen Menschen, einer faszinierenden Frau. Einziger Kritikpunkt ist ein recht abruptes Ende. Auch hätte ich mir vieles noch ausführlicher gewünscht. Über ein so abwechslungsreiches spannendes Leben hätte es mit Sicherheit noch so einiges zu erzählen gegeben! Trotzdem gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne Geschichten über starke Frauen kombiniert mit viel historischem Hintergrund lesen.

Bewertung vom 21.04.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Ein Roman zum darin Versinken

Wow - dieser Roman wird mir mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben und zählt zu meinen bisherigen Highlights in diesem Jahr! Dabei hatte ich eigentlich gar keine großen Erwartungen an das Buch, ich kannte bis dato noch nichts aus der Feder der Autorin. Anne Prettin hat in "Der Ruf des Eisvogels" eine für mich sehr berührende Geschichte über drei Generationen von Frauen einer Familie geschrieben: Großmutter Olga, Mutter Becki und Enkelin Sara, jede auf ihre Art einzig- und großartig, und doch schlug mein Herz am meisten für Olga, ihre Art und ihr Schicksal sind wirklich beeindruckend! Aufgewachsen in einem Dörfchen in der Uckermark, einem Landkreis im nördlichen Brandenburg, hat Olga eine eigentlich idyllische Kindheit verlebt, und das obwohl ihre Mutter bei ihrer Geburt stirbt, mit dieser Szene beginnt der Roman. Schon da war ich Feuer und Flamme für die Handlung, als das wenige Minuten alte Mädchen, um seinen Platz im Leben kämpft. In Ermangelung der eigenen Mutter wird ihr Großvater, zärtlich genannt "Pa" zu ihrer Hauptbezugsperson, ihr eigener Vater kümmert sich wenig bis gar nicht um das Kind. Die Beziehung zwischen Enkelin und Opa hat mein Herz unglaublich berührt, wie er ihr erklärt, dass die Seele ihrer Mutter in einem (Titel gebenden) Eisvogel weiterlebt, um nur ein Beispiel zu nennen, zeigt das sensible besondere Verhältnis zwischen dem älteren Mann und dem kleinen Mädchen. In dem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen der Bewohner natürlich sehr sehr wichtig, so ein Ort gibt Geborgenheit, ich konnte das alles wunderbar nachvollziehen, habe ich doch selbst vor mittlerweile mehr als 20 Jahren eine ähnliche Heimat gefunden. Auch die Uckermark kenne ich gut, dies alles macht für mich den großen Reiz des Buches aus! Doch die kindliche Idylle setzt sich in Olgas Leben leider nicht fort, ein dunkles Kapitel beginnt mit den Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland, und die Protagonistin muss ihr Heimatdorf verlassen. Tochter und Enkeltochter sind so anders als Olga, und doch ebenfalls sehr starke Frauen, die mich beide fasziniert haben. In wechselnden Kapiteln zwischen Gegenwart und Vergangenheit schildert Anne Prettin das Leben dieser Frauen und ihre Charaktere und Beziehungen untereinander, die sich zwar unterscheiden, und dennoch alle von großer Liebe und Verbundenheit zueinander geprägt sind. Zwei Themen, die mich und mein Leben ebenso bewegen, Mutterliebe und Heimat, stehen hier immer im Mittelpunkt, das hat mir so großartig gefallen! Ein Buch zum darin Versinken, ich konnte einmal angefangen, nicht mehr aufhören zu lesen! Volle Punktzahl, eine absolute Leseempfehlung sind hier selbstverständlich! "Der Ruf des Eisvogels" ist für mich ein tatsächliches Highlight!

Bewertung vom 21.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Mord auf einem Literaturfestival

Es ist bereits der dritte Band in der Reihe von Anthony Horowitz rund um den pensionierten Ermittler Daniel Hawthorne, ich finde es aber nicht schlimm, wenn man die Vorgänger der Serie nicht kennt. Ich mag den unaufgeregten und dennoch sehr flüssigen und angenehmen Schreibstil des Autors, ja ich liebe geradezu seine Art, unblutige Krimis zu schreiben. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den alten Büchern von Agatha Christie ist in meinen Augen nicht abzustreiten. Diesmal verschlägt es das Duo des pensionierten Ermittlers Daniel Hawthorne und seines Biografen, des Autors Horowitz selbst, der in der Ich-Erzähler-Form schreibt, auf ein Literaturfestival auf der Kanalinsel Alderney. Dieses Setting fand ich natürlich für Buch affine Menschen von vornherein schon mal anregend und interessant! Auch die landschaftlichen Schilderungen mochte ich sehr, da ich die Channel Islands ohnehin sehr mag. Man muss sich etwa ein gutes Drittel gedulden, ehe der erste Mord passiert, doch dann nimmt die Geschichte für mein Empfinden tastsächlich ordentlich an Fahrt auf, und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen! Horowitz hat eine geniale Art zu schreiben, die Charaktere, nicht nur seiner Protagonisten, sondern auch der Nebendarsteller perfekt zu skizzieren, so dass man als Leser die einzelnen handelnden Personen direkt vor Augen hat. Die zwischenmenschlichen Verflechtungen sind großartig beschrieben, die Spannung ist sehr subtil, dieser Schreibstil ist einfach genau meins! Zwar kann ich verstehen, dass Fans von reißerischen Actionthrillern hiermit nicht unbedingt zufrieden gestellt werden, doch ich liebe genau diese Art von Geschichten! Für mich war es perfekte Leseunterhaltung, dafür gibt es selbstverständlich die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.04.2023
Das Anti-Angst-Buch
Dobos, Gustav

Das Anti-Angst-Buch


gut

Ich stelle mich meiner Angst
Auf den neu erschienenen Ratgeber von Professor Gustav Dobos über die Bewältigung von Ängsten hatte ich mich sehr gefreut, leide ich doch seit vielen vielen Jahren an immer schlimmer werdenden Ängsten vor engen Räumen und Situationen, aus denen ich vermeintlich nicht sofort weg komme, und über die ich keine absolute Kontrolle habe. Fortwährend bin ich auf der Suche nach neuen und kreativen Lösungsansätzen hierfür. So habe ich mich enthusiastisch an die Lektüre dieses Buches gemacht, wobei ich auch gleich feststellen musste, dass selbst das Lesen für mich mit Angst behaftet war, da ich mich dabei meiner Angst stellen und mit ihr auseinandersetzen muss. Dobos' Buch ist quasi in drei Teile gegliedert, der erste ist wissenschaftlich sehr detailliert und schildert alle biologischen und psychologischen Details von Ängsten. Das fand ich sehr interessant zu lesen, auch wenn ich einiges davon bereits wusste. Im zweiten Teil widmet der Autor sich Dingen wie Corona- und Klimakrise, die auch und vor allem jüngere Menschen betreffen. Der dritte und für mich persönlich wertvollste Teil besteht aus einem Sechs-Wochen-Programm mit Übungen, Rezepten und Achtsamkeits-Tipps. Hiervon habe ich bereits vieles, wenn auch lange noch nicht alles ausprobiert, was mir großen Spaß gemacht hat und immer noch macht. Einige der Yogaübungen versuche ich gerade fest in meinen Alltag zu integrieren, was mir sehr gut tut. Auch probiere ich mich täglich etwas zu zurück zu ziehen und an einer entspannten Atmung zu arbeiten, denn gerade die Atmung hilft mir in Angst machenden Situationen sehr! Das separate Heft für das Sechs-Wochen-Programm fand ich wirklich sehr hilfreich, und trage es oft mit mir herum. Positiv heraus heben möchte ich außerdem noch die Aspekte zum Kraft Schöpfen in der Natur, die mir gut gefallen haben! Insgesamt kann ich dieses Buch wirklich empfehlen, wenn es auch natürlich kein Allheilmittel für das Bekämpfen von schlimmen Ängsten ist, wie ich persönlich sie habe. Trotzdem glaube ich, dass mir die Tipps und Anregungen aus diesem Ratgeber noch lange eine wertvolle Stütze sein werden, und dafür gilt mein großes Dankeschön Prof. Dobos!

Bewertung vom 17.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


sehr gut

Leben wir bereits im totalen Überwachungsstaat?
Im neuen Thriller von Anthony McCarten steht ein Experiment des Social-Media-Moguls, Milliardärs und Chef des Tech-Konzerns Fusion, Cy Baxter, im Mittelpunkt. Um die amerikanischen Geheimdienste von seinem neusten Überwachungsprogramm zu überzeugen, hat Baxter einen Wettbewerb ausgelobt, an dem sich zehn sorgfältig ausgewählte Personen 30 Tage lang versteckt halten müssen, ohne digitale Fußabdrücke zu hinterlassen. Gelingt ihnen das, ohne aufgespürt zu werden, winkt ihnen jeweils ein Preisgeld von sage und schreibe drei Millionen Dollar. Die Protagonistin hierbei ist außer Cy Baxter die 30jährige Bibliothekarin Kaitlyn, die an dem Experiment teilnimmt, und von der der Medienmodul denkt, sie wäre eine der einfach gestricktesten Kandidatinnen und mit Sicherheit für ihn und sein Team innerhalb kürzester Zeit zu finden. Doch natürlich kommt es anders als man denkt, und Kaitlyn entwickelt sich als richtig harter Brocken, bleibt für Baxter tatsächlich nahezu unauffindbar und scheint ihn immer wieder an der Nase herum zu führen. Denn wie wir nach und nach erfahren, treibt die Bibliothekarin nicht unbedingt in erster Linie das Preisgeld an, sie verfolgt ganz andere Ziele. In recht kurzen Kapiteln, die aus unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Teilnehmer bzw. Baxter selbst erzählt werden, was die Sache sehr spannend und abwechslungsreich macht, erfahren wir nach und nach, wie Kaitlyn und die anderen neun Teilnehmer, jeder auf seine Art und Weise, versuchen, den Überwachungssystemen zu entkommen. Keine Kreditkarten, keine Handies, alles, womit man digitale Spuren hinterlässt, gilt es zu vermeiden, und somit gestaltet sich heutzutage das Leben tatsächlich schwierig. In flüssigem spannenden Schreibstil schildert McCarten dieses Experiment. Ich als Leser wollte natürlich wissen, wie sich dieser Plot entwickelt, was letztendlich dahinter steckt und konnte deshalb das Buch kaum aus der Hand legen. Ein bisschen fehlte mir zugegebenermaßen die Nähe zu den neun anderen Teilnehmern, deren Geschichte und Beschreibung immer nur kurz angerissen wurde. Das Ganze hätte für meinen Geschmack ruhig um einige hundert Seiten länger und ausführlicher sein können. Im letzten Drittel gibt es eine dramatische Wendung und alles nimmt nochmal zusätzlich an Fahrt auf. Ich fand die Idee des Thrillers wirklich spannend und originell, auch wenn sie durchaus noch ausbaufähig gewesen wäre. Trotzdem gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.04.2023
Vinz Solo
Beck, Sebastian

Vinz Solo


gut

Vinz Bachmaier, ein junger Mann aus der bayerischen Provinz
Im Mittelpunkt dieses Romans steht Vinzenz Bachmaier, genannt Vinz, ein junger Mann, Anfang zwanzig, der in einem kleinen Dorf in der bayerischen Provinz wohnt. Viele Klischees werden bedient, der extreme engstirnige Katholizismus, die Kleingeistigkeit von Vinzenz' Umfeld. Doch Vinz versucht zumindest scheinbar auszubrechen, er wünscht sich eine Freundin, doch ist er dafür tatsächlich cool genug? Eher nicht! Er möchte ein Star in seiner Band werden, spielt Gitarre, alles übliche Parameter eines jugendlichen Lebens. Das Buch startet sehr humorvoll, anfangs mochte ich den Schreibstil des Autors sehr, doch nach und nach wird die Handlung immer zäher, die abwechslungsreiche Kurzweil ließ leider mehr und mehr nach. Spätestens ab der Mitte musste ich mich tatsächlich oft zwingen, das Buch wieder zur Hand zu nehmen. Der Protagonist kommt mit Drogen in Berührung, muss für kurze Zeit sogar ins Gefängnis, eigentlich spannende Begebenheiten, doch Sebastian Beck schafft es in meinen Augen nicht, den eigentlich vielversprechenden Plot mit genügend Leben zu füllen. Das offene Ende passt zwar gut zu Vinz' Alter, in dem noch vieles passieren kann, und man nicht festgelegt sein muss. Insgesamt hätte ich mir aber oft einen roten Faden gewünscht und mehr Struktur. Schade! Ich hatte mir mehr versprochen!

Bewertung vom 13.04.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


ausgezeichnet

Grandioser Auftaktband einer Familiensaga im Berlin der 70er Jahre
Da ich bereits Caren Benedikts Reihe rund ums Grandhotel verschlungen hatte, war ich sehr neugierig auf das Neuste aus ihrer Feder. Im Auftaktband des Mehrteilers "Club Paradies" steht Hanns Borchardt im Mittelpunkt, seines Zeichens Baulöwe und Immobilienmogul. Dieser wohnt mit seiner Frau Maria und den zwei erwachsenen Kindern Holger und Hanna in einer luxuriösen Villa im Grunewald. Um seine Familie kümmert Hanns sich wenig, er versucht sie genauso zu manipulieren wie alle anderen Menschen in seinem Umfeld, die er wie Schachfiguren herum schiebt, um seine Interessen durchzusetzen, die einzig Geld und Macht als Ziel haben. Einzig Sohn Holger begehrt dagegen auf, verlässt sein Elternhaus und engagiert sich bei den Studentenunruhen im Berlin der späteren 70er Jahre an. Hierüber erfahren wir so einiges, überhaupt hat Caren Benedikt großartig recherchiert und bindet die realen politischen Ereignisse der damaligen Zeit mit in ihren Roman ein. Die RAF hatte damals den Höhepunkt ihrer terroristischen Aktivitäten, einige ihrer Mitglieder finden sich hier im Buch wieder. Und dann wäre da noch Lea Stern, die jüdische Nachtclub Besitzerin, Inhaberin des Namen gebenden Club Paradies, eines Etablissements am Ku’damm, für das das legendäre Big Eden Pate stand. Lea hat so ihre eigenen Berührungspunkte mit Hanns Borchardt, hierüber möchte ich nicht zu viel verraten. Dieser bekommt den Hals nicht voll, verstrickt sich immer mehr in ein Netz aus Lügen und Korruption bei seinen Machenschaften und zahlreichen Bauprojekten. Caren Benedikt hat eine wahnsinnig spannende Geschichte komponiert, vor allem die detaillierte Darstellung der handelnden Personen hat mir fantastisch gefallen, jeden einzelnen Charakter hatte ich haargenau vor Augen. Aber auch das verwendete Lokalkolorit macht die Story zur großartigen Leseunterhaltung. Als geborene Berlinerin kannte ich alle erwähnten Schauplätze, und die Lektüre wurde dadurch für mich zum doppelten Genuss! Es kommt zu einem fulminanten Ende, mit dem ich tatsächlich in der Form nicht gerechnet hatte. Da nicht alle offenen Fragen geklärt wurden, warte ich sehr gespannt auf den Fortsetzungsband und kann es kaum erwarten, ihn in den Händen zu halten und weiter zu lesen. An dieser Stelle gibt es selbstverständlich erst einmal die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.04.2023
Wasserzeiten
Bilkau, Kristine

Wasserzeiten


ausgezeichnet

Ein kleines feines Büchlein rund um das Thema Schwimmen
Wow - dieses kleine Büchlein mit gerade einmal 120 Seiten hat mich wirklich sehr bewegt und sich direkt einen Ehrenplatz in meinem realen Regal erobert. Kristine Bilkau hat hier ein sehr persönliches Werk rund um das Thema Schwimmen vorgelegt. Sie erzählt von ihrer Leidenschaft für die Bewegung im Wasser, sowohl im sogenannten Freiwssser, also im Meer oder Seen als auch in öffentlichen Freibädern. Und das zu allen Jahreszeiten, denn wie uns die Autorin berichtet, setzt die Kälte des Wassers gewisse Botenstoffe im Gehirn frei, die uns glücklich machen. Kristine Bilkau wechselt zwischen real Erlebtem und interessanten Schilderungen aus der Geschichte der Sportart Schwimmen bis weit zurück zu den alten Römern. Auch Fakten zu öffentlichen Schwimmbädern, die in den letzten Jahrzehnten, aber vor allem während der Corona Pandemie, mit Schwierigkeiten wie fehlenden Geldern und Personalmangel zu kämpfen haben finden in diesem interessanten Werk ihren Platz. Ich habe dieses Buch unglaublich gerne zur Hand genommen, denn auch die Haptik hat genau meinen Geschmack getroffen. Kristine Bilkau legt eine extrem berührende Offenheit vor, sie lässt uns als Leser wirklich sehr nah an sich heran, das hat mich wirklich unglaublich bewegt. Da auch ich das Element Wasser und den Schwimmsport vor wenigen Jahren für mich entdeckt habe, hat natürlich sein Übriges zu meiner Begeisterung für dieses Buch getan. Es handelt sich daher um ein echtes Highlight, und eine absolute Leseempfehlung und die volle Punktzahl verstehen sich daher natürlich von selbst!

Bewertung vom 05.04.2023
Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1
Grünig, Michaela

Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Auftakt zur Familiensaga
Michaela Grünig hat mit "Licht und Schatten" einen großartigen Auftakt ihrer Blankenese-Saga vorgelegt. Im Mittelpunkt steht die Familie Casparius, allen voran Stammhalter John, der komplett unter Stand seine große Liebe Leni heiratet, die er bei einem Strandspaziergang kennenlernt. Anfangs läuft die junge Frau Spießruten, als sie nach der Hochzeit ins Anwesen von Johns Familie einzieht. Doch Leni ist stark und selbstbewusst genug, um sich durchzusetzen und ihren Platz zu finden. In den Tod ihres Vaters, der einst auf einem Überseedampfer ums Leben gekommen war, ist die familieneigene Reederei von Johns Vorfahren offenbar irgendwie verwickelt, doch alles, was Lenis Mutter hierüber zu wissen scheint, wird vorerst erfolgreich unter den Teppich gekehrt. Doch Geheimnisse können nicht immer verborgen bleiben, und so kommt es zu Zerwürfnissen, die natürlich mit Folgen für die innerfamiliären Beziehungen verbunden sind. Alles in allem extrem spannend und in sehr angenehmem, flüssigen, ja fast sogartigen Schreibstil von Michaela Grünig erzählt. Auch die historischen Umstände sind von der Autorin hervorragend recherchiert. Die Protagonisten waren mir schon nach wenigen Seiten extrem ans Herz gewachsen, dafür sorgt die gekonnte authentische Skizzierung der handelnden Charaktere durch die Autorin. Im letzten Drittel erreichen wir die 30er Jahre und die entsprechenden politischen Ereignisse in Deutschland, die für John, der Halbjude ist, aber auch für seine Familie natürlich dramatische Folgen haben. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, so dass ich es kaum erwarten kann und die Tage bis zum Erscheinen des Fortsetzungsbandes zähle. An dieser Stelle aber schon einmal eine absolute Leseempfehlung und die volle Punktzahl für diese spannende Familiensaga!