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meggie3

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Eindrücklicher Roman über ein aktuelles, hochbrisantes Thema

Ich habe “Ich bleibe hier” von Marco Balzano äußerst gern gelesen, deshalb wollte ich auch seinen neuen Roman „Wenn ich wiederkomme“ unbedingt lesen. Auch in diesem Roman hat mich sein Schreibstil wieder überzeugt.
Es geht in dem neuen Roman von Marco Balzano um die Familie Matei in Rumänien. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die jeweils die Sicht eines Familienmitglieds auf die Geschehnisse abbilden.

Daniela Matei beschließt nach Italien zu gehen, um dort zu arbeiten und mehr Geld für ihre Familie zu verdienen, zum Beispiel zur Finanzierung der Schule ihres Sohnes Manuel. Sie verlässt ihre beiden Kinder und ihren Ehemann, ohne dass diese etwas mitbekommen. Für Daniela ist es kein einfacher Schritt und sie leidet darunter, ihre Familie nur für eine kurze Zeit im Jahr sehen und ansonsten nur per Telefon Kontakt halten zu können. Während Daniela in Italien schwer arbeitet und auf vieles verzichtet, entfremdet sie die Distanz und die gegenseitige Verständnislosigkeit von ihren Familienmitgliedern, von ihrem Mann und den beiden Kindern.

Ich habe es als wirklich bewundernswert empfunden, wie Balzano es schafft, die unterschiedlichen Perspektiven der Protagonist:innen nachvollziehbar zu schildern. Sowohl das Leid von Daniela und ihre Zerrissenheit ist spürbar geworden als auch die Verzweiflung des Sohnes Manuel und auch die Gefühle von Tochter Angelica, die in eine Rolle gezwungen wurde, die sie nie wollte.

Marco Balzano schreibt über ein hochaktuelles gesellschaftliches Thema auf eine besondere Weise, die mich berührt hat. Ich bin sicher, dass ich den nächsten Roman von dem Autor auch unbedigt lesen werden möchte.

Bewertung vom 28.11.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

Sehr lohnenswerter Roman!

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn skeptisch war, schließlich handelt es sich bei „Gesammelte Werke“ um ein umfangreiches Buch von einer Autorin, die mit diesem Roman ihr Buch-Debüt gab.

Jetzt bin ich sehr froh, mich an „Gesammelte Werke“ herangewagt zu haben. Dieser Roman ist meiner Meinung nach ein absoluter Glücksgriff und hat sich für mich zu einem Roman voll von Literatur, Kunst und philosophischen Gedanken entpuppt. Für mich war es ein echtes Leseerlebnis und ich habe die vielen Seiten mit großer Freude und Interesse gelesen. Ich habe viel gelernt, viel über das Gelesene nachgedacht und das vor mir liegende Werk voll und ganz genießen können. Nach dem Zuklappen war ich fast schon enttäuscht und traurig, dass ich das Buch durchgelesen hatte und nicht weiter in die Familiengeschichte um Martin und Rakel eintauchen konnte. Trotzdem hatte ich auch nach über 800 Seiten Fragen, über die ich nachdenken konnte.

Den Inhalt dieses Romans zu beschreiben, fällt mir nicht ganz leicht. Lydia Sandgren erzählt eine Geschichte, in der es aber um viel mehr als die Handlung geht. Der Roman gliedert sich in zwei Zeitebenen, die eine ist im Jetzt, die andere begleitet Martins Jugend am Gymnasium, die Zeit seines Studiums und seine Höhen und Tiefen bis ich als Leserin fast mit Martin in der Gegenwart angekommen bin. Aus Martins und Rakels Sicht erfahren die Leser:innen nebenbei viel Literatur, Poesie, Kunst und Philosophie. Kern der Geschichte ist die Tatsache, dass Martins Ehefrau Cecilia und Rakels Mutter vor etlichen Jahren verschwunden ist. Stück für Stück bekommen die Leser:innen einen Eindruck, um was für Charaktere es sich handelt, wie sie sich verändern und es entsteht langsam ein Verständnis für Dynamiken und Entwicklungen in den Leben der Protagonist:innen.

„Gesammelte Werke“ ist ein toller Roman, der mir sehr gefallen hat. Ich kann ihn allen empfehlen, die Lust und Zeit haben, sich auf diese vielseitige Literatur einzulassen. Mir bleibt der Roman definitiv in Erinnerung und ich habe große Lust, ihn nochmal zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass ich einiges anders interpretieren und neu entdecken würde, das ich beim ersten Lesen anders oder auch gar nicht wahrgenommen habe. Nachdrückliche Leseempfehlung und fünf Sterne von mir!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2021
Böse
Wagner, Jonas

Böse


sehr gut

Atmosphärischer Thriller

Katharina zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja aus einer Stadt in Bayern in das Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als einer der sichersten Orte Deutschlands. Trotzdem fühlt sich vor allem Fenja nicht wirklich wohl in der neuen Umgebung. Der Bürgermeister, die Vermieterin und auch der Pastor scheinen Vorbehalte gegen die beiden zugezogenen Frauen zu haben. Fenja findet mit der Zeit ein wenig Anschluss und trifft sich mit einem Jungen aus dem Nachbardorf. Von einer Feier kehrt Fenja nicht mehr zurück. Ihre Mutter Katharina ist verzweifelt, zumal sie allein versuchen muss, ihre Tochter zu finden und auf einige Widerstände stößt. Die Polizei geht zunächst von einem freiwilligen Verschwinden Fenjas aus.

Ich konnte Katharinas Handeln und ihre Gefühle gut nachvollziehen und die Kapitel aus der Sicht von Fenja teilweise nur schwer aushalten. Obwohl ich recht früh eine Idee hatte, wer hinter der Entführung von Fenja stecken könnte, hat mich der Schreibstil von Jonas Wagner durchgängig gefesselt. Auch wenn sich die Spannungskurve aus meiner Sicht eher gemächlich aufbaut.

Der Autor beschreibt ein ganzes Dorf als sehr misstrauisch und transportiert die unangenehm wirkende Stimmung und Atmosphäre sehr fühlbar und authentisch. Ich habe es als erstaunlich empfunden, wie die Menschen in Hussfeld als Einheit beschrieben wurden, eigentlich ohne Charaktere, die Katharina und Fenja zugewandter und ihnen gegenüber positiver eingestellt waren. Diese Tatsache hat mich ein wenig gewundert.

Das Cover finde ich sehr überzeugend und ich empfinde es als zum Inhalt passend.

Ich würde den Thrillern allen empfehlen, die Lust auf einen spannenden Thriller haben und eine etwas gruselige und angespannte Atmosphäre aushalten mögen.

Bewertung vom 05.10.2021
In die Fluten der Dunkelheit / Victor Lessard Bd.3
Michaud, Martin

In die Fluten der Dunkelheit / Victor Lessard Bd.3


sehr gut

Sehr komplexer Thriller, aber nicht überfrachtet

Victor Lessard hat seinen Job bei der Montrealer Polizei gekündigt, arbeitet nun bei einem Sicherheitsdienst eines Casinos und daran, sich und seine Position zu finden. Als seine ehemalige Partnerin Jacinthe anruft, kommt er aber doch wieder an den Tatort. Dort wurde ein Investigativjournalist von einem Scharfschützen erschossen. Die Ermittlungen beginnen, werden aber schnell unterbrochen, als Victor sich mit einem Mann trifft, der etwas über Victors Vergangenheit und den Tod seiner Familie weiß. Bei diesem Treffen tauchen erneut Attentäter auf... Stück für Stück wird klar, dass Victors Vergangenheit mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt…
Ich habe schon die ersten beiden Thriller um Victor und Jacinthe sehr gerne gelesen. Auch den dritten Teil der Reihe habe ich verschlungen. Martin Michaud schreibt fesselnd und detailreich. Ich mag es bei Krimis und Thrillern sehr, als Leserin den Ermittlungen folgen zu können. Dies ist bei diesem Thriller der Fall.
Ich habe die Charaktere und vor allem die Konstellation der Charaktere als sehr spannend empfunden. Den Protagonisten Victor habe ich als sehr authentisch wahrgenommen, seine Zweifel, Unsicherheit und Sorgen sind sehr nachvollziehbar beschrieben. Mit der Beschreibung von Jacinthes Verhalten hatte ich jedoch zwischenzeitlich Schwierigkeiten und habe es als etwas übertrieben empfunden, zu derbe und grob war teilweise ihr Verhalten und ihre Sprache. Dennoch mochte ich die Interaktion in dem sehr ungleichen Team, auch gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Gagne, der gemeinsam mit Victor und Jacinthe versucht herauszufinden, welche Akteure involviert sind.
Thematisch hat Martin Michaud viele Aspekte eingebracht. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass der Thriller überfrachtet wäre. Spannend fand ich auch die verschiedenen Motivationslagen der Attentäter und das komplexe Zusammenwirken der verschiedenen Akteure und Faktoren.
Insgesamt hat mir auch der dritte Band der Reihe sehr gut gefallen, wobei ich insbesondere den ersten Teil noch stärker fand. Ich werde aber sicherlich auch einen möglichen nächsten Teil lesen.

Bewertung vom 03.10.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


ausgezeichnet

Sehr berührend und intensiv

Prometheus ist Arzt und befindet sich in einer Ausnahmesituation. Sein bester Freund stirbt an Krebs, nachdem er an Prometheus' Studie zur Therapie von Krebserkrankungen teilgenommen hatte. Prometheus muss zum einen den Verlust eines geliebten Menschen verarbeiten und sich zum anderen mit den Schuldgefühlen auseinandersetzen, durch seine Entscheidungen und Handlungen zum Wohl seiner wissenschaftlichen und beruflichen Karriere maßgeblich für den Tod seines Freundes mitverantwortlich zu sein. Er flieht vor der Familie seines Freundes, seiner Freundin und seinen Eltern und vor allem wohl vor sich selbst. Auf einem Hof in Dänemark strandet er und wird von zwei älteren Frauen mehr oder weniger liebevoll aufgenommen. Sehr langsam beginnt er sich dem zu stellen, vor dem er zu fliehen versucht hat.

Dieser Roman hat mich sehr berührt. Ich habe ihn wie schon "Marianengraben" sehr gerne gelesen. Jasmin Schreibers Schreibstil ist präzise und poetisch zugleich und erzeugt einen unheimlichen Sog. In "Der Mauersegler" geht es um das Sterben, das Verarbeiten des Todes von geliebten Menschen und den Umgang mit Schuld. Jasmin Schreiber erzählt auf bewundernswerte Weise eine tief berührende Geschichte, die diese Themen zugleich leicht, aber auch sehr intensiv, in den Vordergrund stellt.

Auch wenn die Verhaltensweisen von Prometheus nicht sympathisch wirken und seine Entscheidungen wohl eher auf egoistischen Motiven beruhen, war sein Handeln für mich entsprechend seiner Charakterbeschreibung schlüssig. Auch seine Gedanken und Gefühle waren für mich nachvollziehbar und überzeugend. Generell hat Jasmin Schreiber Prometheus, aber auch die anderen Charaktere, sehr detailreich und mehrdimensional beschrieben. Ich habe die Schilderung von Prometheus Schuldgefühlen, seiner Hilflosigkeit und Scham, aber auch seiner Verzweiflung und Trauer um seinen Freund und auch um das Leben, das er bis dahin geführt hatte und das ihm so wichtig war, als sehr intensiv wahrgenommen.

Ganz nebenbei habe ich noch ganz viel über Mauersegler und auch Pferde gelernt und fand die Beschreibungen sehr spannend. Oft neige ich bei Romanen dazu, Passagen über Landschaften oder auch Tiere schneller zu lesen, um zur eigentlichen Handlung zu kommen. Dies passiert bei Jasmin Schreibers Romanen nicht - im Gegenteil sogar.

Es gibt wenige Romane, die mich so tiefgehend berührt haben wie "Marianengraben" und jetzt auch "Der Mauersegler". Jasmin Schreiber gelingt es, sehr besonders Gefühle zu transportieren und zum Nachdenken anzuregen. Für mich sind ihre Romane ein absolutes "must read".

Bewertung vom 13.09.2021
Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
Rinke, Moritz

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García


ausgezeichnet

Wunderschöner Roman

Pedro ist leidenschaftlicher Postbote auf der Insel Lanzarote, er schätzt das handschriftlich geschriebene Wort und die für einige vielleicht etwas altmodische Kommunikationsform des Briefeschreibens. Den durch Smartphone und Emails geschuldeten Veränderungen steht er skeptisch gegenüber, auch wegen seinen nicht unbegründeten Existenzängsten. Pedro kümmert sich liebevoll um seinen kleinen Sohn Miguel, der großer Messi- und Barcelonafan ist. Während sich Pedros Freundin Carlota mehr und mehr in dem Hotel aufhält, in dem sie arbeitet, holt Pedro Miguel von der Schule ab und macht mit ihm Hausaufgaben.
Als Carlota mit Miguel nach einem Unfall mit Pedros Diensthonda von einem Tag auf den anderen nach Barcelona zieht und Pedro zurücklässt, bricht für diesen eine Welt zusammen. Pedro reist nach Barcelona, um Miguel einmal das Erlebnis zu ermöglichen, Messi spielen zu sehen und lernt dabei alte Freunde neu und neue Freunde kennen.

Pedro ist ein sehr sympathischer Protagonist. Generell habe ich die Beschreibungen der Charaktere als ganz besonders gelungen empfunden, da diese viel Tiefe haben. Moritz Rinke lässt sich Zeit mit dem Entwickeln der Handlung, wobei ich den Roman fast wie durch ein unsichtbares Band verbundene einzelne kleine Geschichten wahrgenommen habe. So geht es neben dem Leben in Yaiza und die das Leben dort prägenden Vulkane auch um Möbelstücke, die von Pedros Großvater stammen und deren Herkunft Pedro auf den Grund geht. Er trifft unterschiedliche Personen mit vielen verschiedenen Geschichten. „Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García“ hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm und ich konnte beim Lesen richtig in die Geschichte und Szenerie eintauchen. Mir hat der Roman einige entschleunigte Stunden zum Nachdenken beschert. Allen, die sich darauf einlassen mögen, dass die Handlung nicht allzu rasant verläuft, würde ich den Roman um Pedro empfehlen.

Bewertung vom 06.09.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


sehr gut

Sehr lesenswerter, bedrückender Roman

Shuggie Bain wächst in den Achtziger Jahren in Glasgow auf. Die Mutter ist schwer alkoholkrank, die Wohnsituation sehr beengt, die Situation mit dem Vater ist angespannt und die beiden älteren Geschwister sind so viel wie möglich nicht zu Hause. Die Gegend ist grau und den Menschen rund um die Familie geht es nicht besser. Der Vater verlässt die Familie und die Mutter sitzt mit den Kindern in einem abgelegenen Vorort von Glasgow, dessen Bewohnern es immer schlechter geht, seit die örtliche Mine geschlossen hat. Die Nachbarn sind entweder ebenfalls dem Alkohol verfallen oder / und sie können die Neuzugezogenen nicht leiden. Shuggie mag keinen Fußball, interessiert sich für Kleidung und spielt gerne mit Spielzeugponys. Von den Nachbarskindern wird er geärgert und er ist die meiste Zeit seiner Kindheit damit beschäftigt, seine Mutter vor sich selbst zu schützen, zu überleben und genug Geld für Essen vor der Mutter und ihrer Alkoholsucht zu retten.

Für mich war dieser Roman wirklich heftig und das Lesen anstrengend. Ich habe große Teile als sehr bedrückend und wenig hoffnungsvoll empfunden. Die Welt von Shuggie Bain wirkt auf mich unfassbar grau mit wenig Licht am Horizont. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist der Schreibstil sehr gut. Die Sprache drückt viel aus und die bedrückende Atmosphäre ist bei mir sehr intensiv angekommen. Die Umgebung, die Menschen und der Wunsch, dass die Mutter gesund wird, werden sehr eindrücklich und vorstellbar beschrieben. Ich habe mit Shuggie mitgelitten und fand es schwer auszuhalten zu wissen, dass sehr wahrscheinlich nichts gut werden wird. Eindrücklich waren für mich auch die Momente, in denen Shuggies Mutter für ihren Sohn da sein konnte und dann wiederum die Tatsache, dass sie es viel zu oft nicht war.

Ohne Frage werde ich diesen Roman und Shuggie nicht vergessen. Allerdings ist der Roman für mich über viele Seiten kaum auszuhalten gewesen. Dies sollte einem vor dem Lesen bewusst sein. Es geht um Alkohol, Armut, Verzweiflung, Hoffnung und bedingungslose Liebe.

Bewertung vom 06.09.2021
Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


sehr gut

Unterhaltsamer Krimi

Anton Pirlo war ein sehr erfolgreicher Anwalt in einer renommierten Kanzlei, bis er einem Skandal zum Opfer fiel und den Hut nehmen musste. Nach ein paar Tagen Absturz hat er unverhofft eine neue prominente Mandantin, deren fast nicht zu gewinnender Fall durch die Boulevardblätter geht. Unterstützt wird er von der Doktorandin Sophie Mahler. Gemeinsam raufen sie sich zusammen und etablieren die Wohnzimmerkanzlei. Bei der Mandantin handelt es sich um eine Frau, die wegen des Verdachts des Mordes an ihrem Ehemann in Untersuchungshaft sitzt. Ihr Mann war ein bekannter Unternehmer in Düsseldorf. Je tiefer die beiden Jurist:innen graben, auf desto mehr Widerstände stoßen sie.

Ich hatte zu Beginn mit dem Charakter Anton Pirlo Schwierigkeiten. Er wirkte auf mich eindimensional und klischeehaft. Im Laufe des Buches hat der Protagonist aber mehr Tiefe bekommen, sodass ich meine anfänglichen Vorbehalte Pirlo gegenüber aufgeben konnte. Sophie habe ich als sympathisch empfunden. Die anderen Charaktere habe ich jedoch als eher oberflächlich wahrgenommen. Interessant fand ich Pirlos und Sophies Familiengeschichten, die meiner Meinung nach in angemessenem Umfang Raum bekommen.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, je nach Kontext ist die Sprache passend. So waren einige Passagen von der Ausdrucksweise her meines Erachtens eher derb, aber dem Inhalt und dem Plot angemessen. Der Krimi ist so aufgebaut, dass die Vorgehensweise der Anwälte nachvollziehbar wird und man gut folgen kann. Dies sorgt dafür, dass ich das Buch gerne weitergelesen habe. Die ganz große Spannung ist bei mir jedoch nicht aufgekommen. Allerdings habe ich das bei diesem Buch als ganz angenehm und nicht schlimm empfunden.

Für mich ist „Pirlo – Gegen alle Regeln“ ein unterhaltsamer Krimi für ein paar entspannte Lesestunden zwischendurch.

Bewertung vom 02.08.2021
Betreff: Falls ich sterbe
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


ausgezeichnet

Leider nicht ganz passend für mich

Carolina hat den Mann, die Wohnung und das Baby, das sie sich gewünscht hat, bekommen. Glücklich ist sie dennoch nicht, zu viel hat sie sich anders, weniger schwierig vorgestellt. Ihr Lebensgefährte Aksel tritt eher auf die Bremse, wenn sie Gas gibt. Auch was das Kinder bekommen betrifft, waren sie eigentlich nicht einer Meinung. Dann stirbt Aksel plötzlich und Carolina muss mit dem Baby, ihrer Trauer und den Erinnerungen alleine zurechtkommen. Ganz alleine jedoch nicht, da gerade zu Beginn zahlreiche Freunde und Familienangehörige sich nach Schichtplan um sie und ihren Sohn Ivan kümmern.

Der Roman beschreibt abwechselnd Carolinas Leben aus ihrer Sicht vor Aksels Tod, also vom Kennenlernen bis zu seinem Tod und der Zeit ab seinem Tod.

Ich habe in der letzten Zeit einige Romane zum Thema Verlust, Trauer und Trauerbewältigung gelesen. Es ist also nicht das Thema an sich, mit dem ich mich schwer getan habe. Auch der Schreibstil hat mir eigentlich gut gefallen, da er sich sehr flüssig lesen lässt. Einige Szenen fand ich sehr eindrücklich und intensiv, zum Beispiel die ersten Stunden nach Aksels Tod. Mein Problem war leider, dass ich mich mit Carolina nur schwer identifizieren oder auch einfach nur ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle nachvollziehen konnte. Das passiert mir relativ selten, dass für mich Protagonisten undurchschaubar bleiben. Ich befürchte, dass dies für mich einfach nicht der richtige Roman zum richtigen Zeitpunkt war. Deshalb bin ich nie so richtig in dem Roman angekommen, insbesondere in den Kapiteln vor Aksels Tod.

Trotzdem denke ich, dass "Betreff: Falls ich sterbe" ein eindrücklicher, gut geschriebener Roman über Trauer und Trauerbewältigung ist.

Bewertung vom 26.07.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


sehr gut

Eine für mich positive Überraschung

Im Normalfall tue ich mich mit Büchern wie „The Comfort Book“ zugegebenermaßen etwas schwer. In diesen Büchern stehen oftmals viele kluge und wahre Dinge und Anstöße, die ich dann lese, als eben sehr klug und wahr empfinde und sie trotzdem nicht an mich heranlasse, geschweige denn verinnerliche. Insofern bin ich etwas skeptisch an das Buch herangegangen, zumal mich der Titel auch eher abgeschreckt hat.

Deshalb bin ich von den gesammelten Anekdoten, Gedanken und Mutmachern von Matt Haig positiv überrascht. Diesmal war für mich einiges dabei, dass mich berührt und (hoffentlich nachhaltig) überzeugt hat. Überzeugt, zu mir selbst etwas netter und weniger streng und unbarmherzig mit mir selbst zu sein. Ich werde hoffentlich daran denken, zu diesem Buch zu greifen, wenn ich es wirklich brauche.

Matt Haig hat eine schöne Art zu schreiben, die es schafft, Hoffnung zu geben und trotzdem Negatives unromantisch realistisch darzustellen.
Selbstverständlich hat mich nicht alles gleichermaßen berührt oder überzeugt. Es gibt Abschnitte oder Kapitel, die ich mehr oder weniger schnell überlesen habe, weil ich sie nicht nachvollziehen oder mit ihnen nichts anfangen konnte.

Dennoch ist diese Sammlung an kurzen, teilweise nur wenige Zeilen langen Texten abwechslungsreich und es war durchaus einiges dabei, was für mich gerade ganz gut gepasst hat. Wer dazu bereit ist, sich auf Matt Haigs Gedanken einzulassen, wird bestimmt einiges mitnehmen können, das zum Nachdenken anregt.