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Benutzername: 
Birkatpet
Wohnort: 
Wesseling

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2018
Seht, was ich getan habe
Schmidt, Sarah

Seht, was ich getan habe


ausgezeichnet

Der Fall Borden ist alt, unaufgeklärt und auch in der Literatur schon oft Inhalt und seitenfüllendes Thema gewesen.
Ich habe lange Zeit hauptsächlich Krimis und Thriller gelesen und gerade true crime ist da dann besonders spannend.
Ich war also wirklich gespannt, was da nun auf mich wartet.
Ein Buch in dem Lizzie als einzig mögliche Täterin hervor geht konnte es nicht sein, zumindest dachte ich, dass das dann nicht schon wieder jemand verlegt hätte, denn das gab es schon zu oft.
Der Aufbau des Buches ist sehr interessant und war für mich etwas verwirrend, das Buch und ich brauchten auch etwas um miteinander warm zu werden.
Der Roman ist in drei Teile unterteilt und jeder dieser drei Teile wiederum in einzelne Kapitel und in diesen erzählt jeder der Protagonisten die Abläufe und Geschehnisse der Tage um den Mordtag herum aus seiner eigenen Sicht.
Dies ist wirklich sehr interessant, denn es gibt keinen klassischen Erzähler, alles sind Ich-Erzählungen.
Dieser Stil erzeugt große Spannung und vor allem zieht es den Leser doch deutlich mehr in den Bann, als wäre es ein Erzähler, der die Ereignisse schildert.
Die Protagonisten sind Lizzie Borden, Emma Borden, Bridget (das Hausmädchen) und Benjamin (ein mehr oder wenig Unbekannter).
Lizzie macht den Anfang und schnell wird klar, dass auch Sarah Schmidt Lizzie in den Fokus rückt und man muss sie einfach unsympathisch finden, ebenso fragt man sich wie klar sie überhaupt ist, ob nicht irgendeine psychische Erkrankung vorliegt.
Die Autorin schafft es, alle vier Personen authentisch darzustellen, man kann anhand der Schreibweise irgendwann auch erkennen, wer gerade erzählt.
Auch die Konstellationen sind sehr schnell klar, wer mit wem, warum, usw
Der Mordfall bleibt auch hier natürlich ungeklärt.
Sarah Schmidt schreibt sehr bildhaft, was noch beeindruckender ist, ist die Tatsache, dass sie Gerüche so beschreiben kann, dass man sie auch wirklich riecht und das ist nicht immer wirklich schön, denn zB faule Zähne, ungewaschene Körper, Erbrochenes, tagealte Hammelbrühe riechen wirklich übel und um Gerüche geht es oft, alles wird sehr detailliert ge- und beschrieben. Flüssig und einfach zu lesen, wenn man drin ist, denn schließlich war die Sprache 1892 eine andere als 2018.
Im Laufe des Buches wird klar, dass Lizzie nicht die einzige war, die ein Motiv hatte, sondern im Grunde fast jeder, der involviert war und den Bordens näher stand bzw Zugang zum Haus hatte. Denn sie hatten nicht nur Freunde, eigentlich gar keine, auch wenn die Bewohner von Fall River , das kleine Städtchen in dem die Bordens lebten ein anderes Bild der Famile hatte. Die Bordens waren eine reiche und sehr angesehene Familie.
In "Seht, was ich getan habe" stehen nämlich nicht die Morde im Vordergrund und die Mördersuche, sondern die Menschen.
Es ist furchtbar, was in diesem Haus zu ertragen war, schreckliche Gewalt, physisch und psychisch. Welche Mechanismen wann, wo wirkten, welche Dynamik innerhalb der Familienmitglieder. Wer da vermeindlich Täter, im Grunde aber auf jeden Fall Opfer war.
Auch da möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, denn sonst nehme ich den Spaß es selber lesen zu wollen.

Wirklich gut und lesenswert, jedoch alles andere als leichte Kost durch die sehr bildhafte Sprache und die teils rohe Gewalt.

Ich bin gespannt auf weiteres von Sarah Schmidt, ich glaube von der kommt noch was...

Bewertung vom 30.03.2018
Unsere Seelen bei Nacht
Haruf, Kent

Unsere Seelen bei Nacht


ausgezeichnet

Der Titel zog mich an, die beiden Worte Nacht und Seele haben eine magische Anziehungskraft auf mich, der Klappentext war ein weiterer Punkt und dann las ich den ersten Satz und wußte, dass ich dieses Buch lesen will.
Direkt mit dem ersten Satz ist man mitten im Geschehen, die Protagonisten werden genannt, ein Abend kurz vor Eintreten der Dunkelheit erscheint vorm inneren Auge und eine alte Dame, die vor einer Haustüre steht und dort klingelt. Ich musste einfach weiterlesen.
In der Hauptsache besteht das Buch aus Dialogen zwischen Addie und Louis.
Addie ist 70 Jahre alt, Witwe und ausser ihrem Sohn Gene und ihrem Enkel Jamie gibt es keine Verwandten. Gene wohnt allerdings auch weit entfernt. Addie`s verstorbener Mann war zweimal in Folge Bürgermeister der Kleinstadt Holt und alleine dadurch ist sie den anderen Bewohnern nicht unbekannt.
Louis ist über 70 und ebenfalls wie Addie Rentner und Witwer, seine Frau Diane starb nach langer Krankheit und Addie und Diane waren sich oberflächlich bekannt. Louis hat eine Tochter, Holly.
Beide genießen ihr Dasein, die Ruhe und haben Spaß am Leben, jedoch fühlen sich beide einsam, alleine gewiss nicht, aber vor allem die Nächte sind zu still, zu dunkel, niemand ist da der sie wärmt und eine Wärmflasche ersetzt keine menschliche Wärme.
Addie in ihrer ungezwungenen und herzlichen Art bekommt Louis davon überzeugt, dass es wirklich sehr schön wäre. Die beiden haben vorher nichts miteinander zu tun gehabt, was Louis sehr überrascht und leicht überrumpelt. Er ruft Addie wenige Tage nach ihrem Besuch an und fragt, ob das Angebot noch steht, denn er brauchte etwas Bedenkzeit und natürlich steht es noch. So verbringen also ihre erste gemeinsame Nacht miteinander. In der Dämmerung schleicht sich Louis zu Addie und im Morgengrauen verschwindet er wieder. Aber dies bleibt von der Nachbarschaft nicht unentdeckt.
Was die anderen Bewohner der Kleinstadt zu dieser besonderen Freundschaft und schließlich auch Liebe sagen, ist Addie und Louis egal, aber als dann auch noch Gene und Holly ihren Unmut kundtun über das Privatleben ihrer Eltern, ist es nicht so leicht zu überhören.
Die Sprache ist ist natürlich, leicht und authentisch, der Fokus aufs Wesentliche gelegt ohne Schnörkeleien. Es ist einfach dem Buch zu folgen, die Tatsache, dass es keine Anführungszeichen gibt bei den Dialogen anfangs verwirrend, aber schnell vergessen.
Der offene, ehrliche, unverblümte, humorvolle und charmante Austausch ist faszinierend und beeindruckend. Es ist schön und interessant den beiden zu folgen, sie zu begleiten, wie aus Nachbarn schließlich verbundene Seelen werden.

Ein wunderschönes, ruhiges Buch und eine bewegende Geschichte zweier alter Menschen, die das Leben nehmen, wie es ist und sich das Glück und eine 2. Chance im Alter gönnen.
Ein Buch für Jung und Alt, voller Hoffnung und ohne pure rosa Wolken, denn alles Schöne hat auch eine Kehrseite.
Klare Leseempfehlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2018
Die Lichtung / Jan Römer Bd.1
Geschke, Linus

Die Lichtung / Jan Römer Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Kriminalroman ist sehr spannend, die Story sehr rund, der Spannungsbogen gelungen mit 1-2 atemraubenden Momenten in denen ich mich erschreckt habe,ein bemerkenswert flüssiger, einfacher und gleichzeitig fesselnder und packender Schreibstil.
Bis zum Schluss war der Täter unbekannt und es wurden keine falschen Fährten gelegt, sehr viel Spielraum für eigene Gedanken und Fantasien. Vor allem zwischen Jan Römer und seiner besten Freundin und ehemaligen Kollegin Stefanie "Mütze" Schneider gibt es neben Tiefsinn viel Humor und Schmunzelmomente.
Sowohl Stimmung, an den schönen Sommertagen und -nächten zwischen den Jugendlichen, als auch die Gefühle der Personen und die Handlungsorte werden auf faszinierende Weise beschrieben und nahe gebracht und zwar so gut, dass das Buch vor meinem inneren Auge lebendig wie ein Film wurde, ich die Hitze der Sonne spürte, die Schmetterlinge im Bauch der ersten Liebe hatte und die Trauer über nahestehende Menschen, der Schock und der fehlende Boden nach einem tragischen Ereignis.
Über Jan Römer erfährt der Leser sehr viel, ein 43jähriger Journalist in einer festen Beziehung und Vater eines 10 jährigen Jungen, typisch männlich, teils hormonell gesteuert, emotional bisweilen etwas unbeholfen, jedoch sehr sensibel und duldsam, im Privatleben geht er lieber den Weg des geringsten Widerstandes, im Beruf gibt er hingegen alles und scheut sich nicht vor Konfrontation. Seine beste Freundin und ehemalige Kollegin, die ihm bei diesem Fall tatkräftig unterstützt ist sehr intelligent, attraktiv, macht ihr eigenes Ding, ein Freigeist und Mütze und Jan ergänzen sich perfekt.

Ein rundum gelungenes Buch, kurzweilig und ich konnte es nicht aus den Händen legen, nachmittags begonnen und nachts irgendwann beendet, Augenringe am Morgen also inklusive.
Schuld, Sühne, Verrat, Vergebung, erste Liebe, Freundschaft, Verantwortung, erwachsen werden, Freiheit, Unbeschwertheit der Jugend, Vergänglichkeit, Trauer, Schock, Trauma...Wahnsinn was in diesen 375 Seiten steckt.
Auf die nächsten Teile dieser Reihe bin ich sehr gespannt und freue mich auf ein Wiederlesen mit Jan und Mütze.

Bewertung vom 30.03.2018
Die dunkle Seite des Mondes
Suter, Martin

Die dunkle Seite des Mondes


ausgezeichnet

Ein Roman, der mich gepackt hat wie ein Thriller, mit einer unfassbaren Sogwirkung. Ein Roman, ein Thriller, ein Wirtschaftskrimi und vor allem ein Psychospiel der besonderen Klasse. Ich habe schon Thriller gelesen, die nicht annähernd so spannend und packend waren, wie dieser Roman. Als Leser begleitet man den Wirtschaftsanwalt Dr. Urs Blank, der mitten in der Midlife-Crisis steckt. Blank hat sein Leben, sowohl privat mit seiner Partnerin, als auch beruflich, in einer großen und angesehen Kanzlei im Griff...bis er auf Lucille trifft, ein junge, hübsche Frau Anfang 20, die er an ihrem Flohmarktstand kennengelernt. Sie verkauft indische Räucherstäbchen, Zubehör für diese und Seidenschals, Kleidung. Immer öfter kommt er an ihren Stand und schließlich beginnen sie eine Affäre. Um Blank´s Horizont zu erweitern und ihm bei der Selbstfindung zu helfen, nimmt sie ihn mit zu einem meditativen Wochendende im Grünen, welches sich als Pilzzirkel entpuppt und Blank hat einen ziemlich schlechten Trip. In der Wirklichkeit zurück,war innerlich nichts mehr wie es wahr, sein psychedelischer Trip, seine Reise in die Unwirklichkeit hat Folgen und zwar, erinnert sein Dasein an Jeckyll and Hyde. Blank bittet seinen besten Freund,den Psychiater Dr. Alfred Wenger um Hilfe. Ob es hilft, den Trip unter psychiatrischer Anleitung zu wiederholen? Ob Blank`s Leben wieder in gerade Bahnen gerät?
Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, es dauerte einen Abend, eine Nacht und ich hatte teilweise selber das Gefühl einen bunten Pilz gegessen zu haben, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen.

Eine ganz raffinierte Story, ein sauberer, unprätentiöser, zielsicherer und fesselnder Schreibstil auf nicht niedrigem literarischem Niveau. Ich bin absolut begeistert.

Bewertung vom 30.03.2018
Zerschunden / Fred Abel Bd.1
Tsokos, Michael;Gößling, Andreas

Zerschunden / Fred Abel Bd.1


sehr gut

"Zerschunden" hat mich sehr gereizt, nicht nur weil ich Fan von Thrillern bin und das Cover anziehend war, sondern weil der Autor, Michael Tsokos, Forensiker ist und seit 2007 das Institut für Rechtsmedizin der Berliner Charite und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin leitet. Außerdem war er Fernspäher bei der Bundeswehr und hat in einer Fachklinik für Psychatrie gearbeitet. Also war mein Gedanken, wenn der nicht gute und authentische Thriller schreiben kann, wer dann? Und dann, wie das Titelbild schon verrät, ist es auch noch ein "True-Crime-Thriller", also die Story basiert auf einem echten Fall.
Soviel zum Hintergrund des Autors, meine Neugierde war mehr als geweckt und ich war sehr gespannt.
Spannend war es auch definitiv, am 3. Tag war ich mit dem Buch durch und mit den Nerven ebenfalls.
Der Protagonist Dr. Fred Abel und alle anderen Personen werden sehr gut und authentisch beschrieben, ich konnte mir alles bildlich vorstellen und die Personen lebendig vor meinem inneren Augen sehen...die Mordopfer jedoch auch und das war manchmal echt nicht schön, wäre es möglich gewesen, hätte ich mir die Augen stellenweise zugehalten. Auch die Morde werden teils detailliert beschrieben, und glaubt mir, der Mörder ist echt krank.
Zusätzlich zur Haupthandlung, dass Abel davon überzeugt ist, dass sein alter Freund unschuldig ist und er europäische Länder bereist auf der Suche nach dem wahren Mörder, läuft parallel die Geschichte der 12jährigen Lilly, an Leukämie erkrankt und im Sterben liegend hat sie ihren letzten Wunsch, sie möchte ihren Papa nochmal sehen, der aber sitzt in U-Haft. Diese Tatsache lässt Abel auf seiner Jagd nicht ruhen.
Der Schreibstil ist einfach, locker und leicht zu lesen. Was den positiven Nebeneffekt hat, das man über die Wörter fliegt und sich voll auf die Handlung konzentrieren kann. Auch mit dem Ende des Buches war ich sehr zufrieden.

Wer Thriller liebt und hart im Nehmen ist, dem ist Zerschunden absolut zu empfehlen. Unterbewusst macht die Tatsache, dass die Story auf echten Ermittlungen und einem wahren Fall basiert, dieses Buch noch packender. Ich werde die folgenden Thriller um Dr. Fred Abel sicherlich auch lesen, im Schrank stehen sie schon.

Bewertung vom 30.03.2018
Ein Geheimnis liegt in der Luft / Die Duftapotheke Bd.1
Ruhe, Anna

Ein Geheimnis liegt in der Luft / Die Duftapotheke Bd.1


ausgezeichnet

Umzüge sind einfach oberblöd, gewohnte Umgebung verlassen, die Freunde zurücklassen und einfach nicht wissen, was auf einen zukommt.
Wenn dann Ziel des Umzuges dörfliche Gegend ist, wenn man Großstadt gewohnt ist, dann kann es kaum schlimmer kommen für ein Kind.
Es geht aber schlimmer.
Luzie ist 13 Jahre alt und ihre Eltern ziehen mit ihr und ihrem 5 jährigen Bruder Benno von Berlin an die holländische Grenze in die Villa Evie, welche von den Kinder in der Nachbarschaft und auch von den Erwachsenen die "Gruselvilla" genannt wird.
Luzie`s Mutter ist Restauratorin, liebt alles was alt ist und damit ist die bruchbudige, riesige Villa natürlich ein Traum für sie. Für Luzie grenzt sie zunächst an einen Albtraum.
Nicht dass alles alt und ungewohnt ist, es riecht auch ganz merkwürdig im ganzen Haus und der Geruch scheint von keinem speziellen Ort auszugehen.
Durch Zufall findet Luzie in einem Geheimfach unter der Diele einen alten Schlüssel und schon bald beginnen Luzie, Benno und der Nachbarsjunge Mats, mit dem sie Freundschaft geschlossen haben und der sich brennend für die "Gruselvilla" interessiert, eine spannende Suche nach der Türe, zu der dieser Schlüssel passt.
Die Türe gefunden und geöffnet, verbirgt sich dahinter nicht ein langweiliger alter Raum, sondern ein Ort, den sie niemals zuvor gesehen haben. Wohin sie schauen deckenhohe Regale und auf den Brettern befinden ganz viele kleine Flaschen mit buntem, schillerndem Inhalt und merkwürdigen Beschriftungen und Namen.
Den Ort, von dem die Düfte kommen ist gefunden und damit beginnt ein wahnsinniges Abenteuer für die 3 Schnüffelnasen, denn die Inhalte der gefundenen Flaschen und Düfte sind nicht immer gut und schön, sondern auch böse und gefährlich und das bekommen die drei auch ganz bald zu spüren, aber nicht nur sie.....

Ich finde das Buch wirklich klasse.
Geschrieben ist es aus Luzie`s Sicht, der Ich-Perspektive, was im Gegensatz zu einer Erzählung vom Leser viel persönlicher wahrgenommen wird. Auch die Gefühle dieses 13 jährigen Mädchens, die Trauer um die beste Freundin, die nun so weit von ihr entfernt ist, die Angst vor der neuen Schule, an der zu allem Überfluss ihr Vater auch noch seine neue Stelle als Musiklehrer antritt. Glücklicherweise sind aktuell aber Ferien. Neben Luzie sind auch alle anderen Charaktere sehr toll, deutlich und klar dargestellt, sowohl ihr Wesen als auch ihr Äußeres. Ich hatte alle drei schnell in mein Herz geschlossen, besonders Benno ist klasse, dieser kleine Junge hat ein solch sonniges Gemüt, dass es einfach Spaß macht dieses Abenteuer mit einem so aufgeweckten Kerlchen zu begleiten. Benno wird auch nicht wie sonst üblich ausgegrenzt, weil er klein und nervig ist, sondern darf Luzie begleiten, Mats ist in Luzie`s Alter und die beiden respektieren und achten Benno, passen auf ihn auf und schließlich ist es auch Benno, der den entscheidenden Hinweis auf die Stelle findet, wo die Türe zum Schlüssel ist.
Selbst ich als Erwachsene fand das Buch stellenweise sehr spannend und ich habe mir vorgestellt, wie meine Kinder "Die Duftapotheke" finden werden und ich glaube, da wird aus Spannung sogar Anspannung und das Mitfiebern wird sich potenzieren.
Das Düfte, Flakons, Gerüche den Hauptteil eines Buches ausmachen und Inhalt einer Geschichte sind, kenne ich bislang nur von "Das Parfüm" (Patrick Süßkind) und umso toller finde ich, dieses als Thema für ein Kinderbuch zu wählen. Gerüche sind etwas wunderbares und unbewußt bestimmen sie viel über unser Denken und Fühlen, können Gedanken und Gefühle auslösen, Erinnerungen wecken, beruhigen, aufregen, heilsam oder unheilvoll sein.

Absolute Empfehlung für Klein und Groß. Ich werde es auch nochmal lesen, diesmal mit den Kindern und kann es kaum erwarten den nächsten Teil in den Händen zu halten und mit Luzie, Benno und Mats weiter in die Welt der Düfte und deren Geheimnisse abzutauchen.

Bewertung vom 30.03.2018
Blinde Vögel / Beatrice Kaspary Bd.2
Poznanski, Ursula

Blinde Vögel / Beatrice Kaspary Bd.2


ausgezeichnet

Ich bin süchtig und würde ich mich nicht selbst so beherrschen, steckte meine Nase bereits im 3. Teil von Kaspary & Wenninger.
Auch im zweiten Teil mangelt es an Wendungen nicht, das Tempo ist super und der Schreibstil ist so flüssig, dass das Buch einen unsichtbaren Sog entwickelt und es fast unmöglich ist es auch nur kurz aus den Händen zu legen und wenn es doch mal sein muss ist die Ungeduld groß wann es endlich weiter geht.
Die Figuren sind wieder sehr gut beschrieben, und die Kollegen aus Teil 1 begegnet man wieder, Stefan wird wieder in den Fall einbezogen, Hoffmann und Beatrice sind nach wie vor keine dicken Freunde, Drasche der olle Miesepeter hat auch diesmal kein sonniges Gemüt und die Nervensäge von Fallanalytiker trifft man auch wieder.
Das Privatleben von Beatrice und Florin kommt auch wieder vor und ist Teil des Buches, aber auch diesmal hält sich dies im Hintergrund und überlagert die Handlung nicht. Beatrice und Florin sind menschlich, natürlich und authentisch.
Wie auch schon im ersten Teil war ich zwischendurch immer verwirrt und meine Verdächtigen wechselten oft.
Die Auflösung des Falls hat mich auch diesmal sehr begeistert, wenn auch einige Nerven gekostet.
Klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 30.03.2018
Betrunkene Bäume
Dorian, Ada

Betrunkene Bäume


sehr gut

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Sehr still und leise liest es sich und der Nachhall war bei mir jedoch laut und lang.
Zunächst war ich irritiert, denn bis die Handlung in Gang kommt und sich die einzelnen Handlungsstränge und Personen eine gemeinsame, gesamte Geschichte ergeben, dauert es etwas. Bis dahin ist es jedoch in keinster Weise langweilig oder öde.
Da wären zunächst der Obdachlose Wolodja mit dem Hund in Sibirien, dann der über 80 jährige Wissenschaftler Erich in einer Dreizimmerwohnung in Berlin, der immer mehr seine Selbstbestimmtheit verliert, um seine Frau trauert und nun droht er auch seinen privaten Wald in seinem Schlafzimmer zu verlieren und dann gibt es noch Katharina, eine Oberstufenschülerin, die von zuhause abgehauen ist, weil es zu einem großen Streit mit ihrer Mutter kam, nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Russland zu arbeiten.
Erich vereinsamt immer mehr seit seine Frau Dascha nicht mehr bei ihm ist, die vielen Stufen aus und in die 5. Etage sind sehr viele und das Knie mag nicht mehr so recht. Er bekommt eine neue Nachbarin, Katharina und die kommt genau zur rechten Zeit oder kommt Erich zur rechten Zeit in Katharina`s Leben?
Freundschaft, Liebe, Verrat, Schuld, Würde, Entwurzelung, Entfremdung, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Verlust,Trauer und vieles mehr findet man in diesem kleinen Buch, vor allem aber viele Bäume. Wunderschön, gefühlvoll und philosophisch geschrieben.
Betrunkene Wälder gibt es wirklich, wegen dem Klimawandel, Boden, der immer gefroren war, taut plötzlich und bietet den Bäumen bzw ihren Wurzeln weniger Halt, sie neigen sich zur Seite, wirken betrunken.
Ich werde mich wohl noch lange an Woldja mit seinem Laika, Erich und Katharina erinnern, ich werde Wälder und Bäume, ihren Geruch und Farbe anders wahrnehmen. "Betrunke Bäume" hat mich selber sehr nachdenklich gemacht, über Werte, Freiheit und eigene Grenzen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2018
Die Farbe von Milch
Leyshon, Nell

Die Farbe von Milch


ausgezeichnet

Inhalt
Es sind die Jahre 1830-1831 aus denen Mary, ein fünfzehnjähriges Mädchen ihre Geschichte erzählt.
Mary lebt mit ihren 3 älteren Schwester, ihren Eltern, dem Großvater und einigen Tieren auf einem großen Bauernhof. Ihr Vater hat sich immer Söhne gewünscht, die ihm bei der schweren körperlichen Arbeit helfen , aber so müssen es eben die Töchter machen, er duldet keine Schwäche, keinen Ungehorsam und auch sonst geht keine Wärme oder Menschlichkeit von ihm aus, Hauptsache und einzig wichtig ist die Arbeit und das Geld. So kommt es, dass der Vater eines Tages im Sommer 1830 bestimmt, dass Mary den Hof für eine unbestimmte Zeit verlässt, um im Pfarrhaus zu dienen, die Frau des Pfarrers ist erkrankt und zusätzliche Hilfe im Haus ist nötig.
Mary möchte den elterlichen Hof nicht verlassen, doch da der Vater für Mary`s Dienste bezahlt wird hat sie keine andere Wahl.
Mary übernimmt viele Arbeiten, wird von Edna, der Hausangestellten eingearbeitet und ist in erster Linie für die Pfarrersfrau zuständig, nicht nur Arbeiten im klassischen Sinne, sondern auch Gesellschaft leisten, Geschichten erzählen.
Mary erfährt von ihr Respekt und Wohlwollen, sie interessiert sich für Mary`s Leben auf dem Bauernhof und so wird Mary schnell wichtiger Bestandteil in ihrem Alltag, der liegend stattfindet.
Es ist Mary`s fröhliche, unverblümte, ehrliche, authentische Art mit ihrer scharfen Zunge, auf der sie zugleich ihr Herz trägt, welche die Pfarrersfrau beeindrucken. Das bleibt dem Pfarrer nicht verborgen und so erteilt er Mary den Auftrag, sich in allererster Linie um seine Frau und ihre Wünsche zu kümmern, die Bitte sie zu Essen und Trinken zu überreden. Trotzdem verschlechtert sich der Gesundheitszustand arg.
Schließlich ist es auch Mary die zusammen mit dem Pfarrer am Sterbebett der Frau sitzt.
Nach dem Tod der Pfarrersfrau wünscht der Pfarrer weiter ihre Dienste und da er Mary`s Vater weiterhin bezahlt, muss Mary bleiben und ihr Leben nimmt eine dramatische Wendung. Edna wird entlassen und in dem Haus leben nur noch Mary und der Pfarrer...

Meine Meinung
Puh, dieses Buch hat es in sich und ich bin immer noch völlig gefesselt von der Geschichte.
Gewählt wurde die Ich-Perspektive und dies so authentisch, dass ich sogar glauben würde, dass es Mary selber geschrieben hat und nicht Nell Leyshon.
Viele Dialoge zeichnen das Miteinander der einzelnen Personen.
Atmosphärisch sehr dicht, düster, zum Ende hin musste ich echt aufpassen zwischendurch mal Luft zu hole, so sehr hat es mich gefesselt, die Kehle zugeschnürt und Blei auf den Brustkorb gelegt.
Irgendwo war mir schon klar wohin der Weg führt, dass das Ende ein unausweichliches ist, aber trotzdem hat es mich heftig getroffen, sehr heftig.
Ich war von der ersten Seite im Bann und gefangen in Mary`s kleiner Welt.

Emotional der Wahnsinn.
Sprachlich, dieses authentische Bauernmädchen ebenfalls Wahnsinn.
Ich bin gespannt wann das Buch mich loslässt.