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Benutzername: 
carowbr
Wohnort: 
Rheinland-Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


sehr gut

Um ihre vier Schwestern und das Familienanwesen zu schützen, muss sich Kitty auf die Suche nach einem reichen Ehemann machen und reist darum nach London, um dort bei den zahlreichen Bällen, Dinnern und Veranstaltungen Ausschau zu halten. Sie taucht ein in das Leben und die Gepflogenheiten der vornehmen Londoner Gesellschaft und findet bald einen passenden Kandidaten. Doch seine Familie, vor allem sein älterer Bruder Lord Radcliffe, sind keineswegs besonders angetan von ihr. Doch so leicht lässt sie sich nicht unterkriegen.

Die Darstellung der unkonventionellen Kitty ist vielleicht nicht unbedingt realitätsnah, aber dafür sehr unterhaltsam zu lesen. Sowieso sind die Charaktere der handelnden Personen präzise herausgearbeitet, sodass sich vor dem inneren Auge die Handlung darlegt und man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Beschrieben ist es als Mischung aus Jane Austen und Bridgerton - dies trifft es ziemlich gut. Prunkvolle Bälle, dramatische Geschehnisse und Geheimnisse, alles etwas romantisiert dargestellt, aber von den tatsächlichen Lebensumständen und Einschränkungen für Frauen zu Anfang des 19. Jahrhunderts möchte man wohl in einem Liebesroman dieser Art nicht zu viel lesen. Dennoch kommt auch dies zur Sprache und auch der herrschende Klassismus wird aufgezeigt. Inhaltlich hatte die Geschichte einen klaren roten Faden und doch ergaben sich entlang des Weges immer unerwartete Wendungen, welche das Ganze noch spannender gestalteten.
Meine Befürchtung, dass die Schreibweise kitschig sein würde, hat sich keinesfalls bewahrheitet, die Autorin (bzw. die Übersetzung) schreibt treffend, kurzweilig und humorvoll. Ich bin schon gespannt, ob es einen weiteren Band geben wird und würde ihn auf jeden Fall lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2022
Kalte Seelen
Brand, Christine

Kalte Seelen


sehr gut

Gerade noch sollte die Journalistin Milla Nova vor Gericht aussagen, um einen Mörder hinter Gitter zu bringen, schon gibt der eigentlich abgeschlossene Fall neues Rätselraten auf. Für eine Reportage lässt sie sich dann in ein Frauengefängnis sperren und erfährt dort von Gerüchten, dass unregistrierte Immigranten spurlos verschwinden. Während Milla auf Spurensuche ist, ermittelt ihr Freund Sandro Bandini von der Kantonspolizei im rechtsextremen Milieu.

Spannend und raffiniert beschreibt die Autorin diesen Krimi aus unterschiedlichen Perspektiven, auch der Mörder kommt zu Wort. Besonders die weitreichenden Verwicklungen fand ich interessant und die sich daraus ergebenden Zusammenhänge ausgeklügelt konstruiert. Für manche Hintergründe hätte man wohl ein vorheriges Buch lesen müssen, aber auch ohne Vorkenntnisse habe ich mitgefiebert und konnte es gegen Ende nicht aus der Hand legen. Beim Schreibstil hat mich immer wieder die Präsensform irritiert, da ich einfach lieber in Vergangenheitsform lese, aber dies ist eine persönliche Präferenz. Für Krimifans ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen.
Das Covermotiv finde ich sehr passend und stimmig gestaltet.

Bewertung vom 09.06.2022
Aller Anfang
Sullivan, J. Courtney

Aller Anfang


sehr gut

Die vier Freundinnen Celia, Bree, April und Sally lernten sich auf dem College kennen und begleiten sich seitdem durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Dass sie Freundinnen wurden, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass ihre Zimmer im ersten Jahr nebeneinander lagen, denn ihre Charaktere sind grundverschieden. Da ist Sally, die ihre Mutter verloren hat, ordentlich und organisiert ist und bald heiraten wird. April, eine feministische Aktivistin, die für eine bessere Welt kämpft und sich im Gegensatz zu den Anderen das College selbst finanzieren musste. Die schöne Bree, die mit ihrer Jugendliebe verlobt war und sich im College in eine Frau verliebte und Celia aus dem Süden, die eine katholische Schule besuchte und die Gruppe mit ihrer liebevollen Art zusammenhält.

Die Autorin zeichnet einfühlsam ein vielschichtiges Bild dieser vier Frauen, ihrer Charaktere und unterschiedlichen Lebensentwürfe. Sie zeigt, wie Freundschaften entstehen, was sie uns geben und wie sie unser Leben beeinflussen. Die Kapitel werden immer aus der Sicht einer der Frauen geschildert, dadurch erlebt man sie alle aus unterschiedlichen Perspektiven, und die Charaktere wirken sehr realistisch.

Das Buch beinhaltet viel Smith-College-spezifisches, was für Außenstehende etwas zu detailliert geschildert ist. Die Freundschaften empfand ich jedoch als rührend und echt geschildert, was für mich das Buch auch ausmachte. Denn so unterschiedlich Freundinnen auch sein mögen, das was einen miteinander verbindet, ist etwas ganz Besonderes.

Bewertung vom 03.06.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


sehr gut

Der ehemalige Autor Leo reist nach dem zweiten Weltkrieg nach Amerika, um dort nach Einladung seiner Agentin den Sommer zu verbringen und sein vor Jahren begonnenes Buch zu beenden. Dort angekommen, ist nichts wie erwartet und er muss im Hotel Roxy unterkommen, welches von Dora geführt wird. Mit der Zeit lernt er sie und die anderen Einwohner kennen und beginnt, sich mit den offenen Fragen seines Lebens auseinander zu setzen.

Unaufgeregt erzählt die Autorin von den Gedankengängen des Protagonisten, eingebettet in eine atmosphärische Beschreibung des Sommers und der Landschaft. Trotz der historisch bedingten politisch aufregenden Zeiten, deren Vakuum treffend beschrieben wird, ist die tatsächliche Handlung ein Gegenpol der Ruhe. Auch die Liebesgeschichte entwickelt sich eher gemächlich, sodass nicht sonderlich viel passiert. Die Stimmung des Sommers und Leo's Überdenken seines Status quo's wurde jedoch auf eine stimmige Weise vermittelt, sodass man beim Lesen ganz eintauchen konnte in einen Sonntag am See, mit Limonade und Mohnkuchen.
Einzig verwirrend empfand ich die Geschichte der spukenden Exfrau, welche für die Geschichte oder Entwicklung der Charaktere nichts tat.

Bewertung vom 25.05.2022
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


sehr gut

Als Kaspars Frau Birgit stirbt, entdeckt er Teile ihrer Vergangenheit, von denen sie ihm nie erzählt hat. So begibt er sich auf die Suche nach ihrer Tochter und taucht ein in Birgits Jugend in der DDR, ihr Kennenlernen, die Schwierigkeiten, die sie hatte und vor ihm geheimhielt und lernt schließlich auch seine Enkelin kennen, die in einer völkischen Gemeinschaft lebt und so ganz anders ist als er.

Einfühlsam und voller Zerrissenheit schildert Bernhard Schlink diese Geschichte, die sich mit der deutsch-deutschen Geschichte und rechtem Gedankengut auseinandersetzt. Dabei wird nicht in schwarz und weiß unterteilt, sondern in Grautönen zum Nachdenken angeregt. Denn wie soll man jemanden erreichen, der eigentlich außer Reichweite ist?
Auch Kaspars Trauer findet ihren Platz, wie wenig er im Nachhinein über seine Frau wusste, hat beim lesen etwas verwundert, jedoch für den Erzählfluss nicht weiter gestört.

Insgesamt hat mich das Buch vor allem zum nachdenken angeregt, der Stil ist angenehm zu lesen, manchmal durch philosophische Gedankengänge ergänzt. Ein angenehmes Mittelmaß zwischen leichter Unterhaltung und schwerer Kost.

Bewertung vom 18.05.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Die Chemikerin Elizabeth Zott muss sich Anfang der 60er Jahre gegen konservative Wert- und Moralvorstellungen behaupten, um ihren Weg in der Wissenschaft gehen zu können. In Calvin Evans findet sie ihren Seelenverwandten. 10 Jahre später ist sie eine bekannte Fernsehköchin und versucht durch ihre abendliche Sendung, ihren Zuschauerinnen Selbstvertrauen und Mut mitzugeben, aus ihren gesellschaftlichen Rollen auszubrechen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Unterhaltsam, berührend und scharfsinnig schildert die Autorin das Leben ihrer inspirierenden Protagonistin, mal spürt man die tiefe Liebe von Calvin und Elizabeth, mal erklärt sie ganz rational das alltägliche Leben, mal leidet man unter den Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren. Zwar wird Elizabeth‘s Geschichte erzählt, aber in der Interaktion mit ihren Mitmenschen wird auch deren Perspektive eingebunden, was ihrem Charakter weitere Dimensionen hinzufügt. Außerdem lernt man, wie die Chemie unser tägliches Leben zusammenhält und beschreibt und dass ohne sie nichts funktioniert. Inhaltlich spricht die Autorin mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft und in der Wissenschaft auch heute noch ein wichtiges Thema an, wo sich noch viel tun muss.

Immer wieder musste ich über die Situationskomik lachen, war gerührt wegen der Schicksale und durchgängig fasziniert von diesem wundervollen Leseerlebnis. Ich kann das Buch nur jedem ans Herz legen, der Stil ist eingängig zu lesen und Elizabeth eine bewundernswerte und inspirierende Protagonistin.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2022
30 Women
Mallon, Lina

30 Women


sehr gut

Die Autorin Lina Mallon schreibt in diesem Buch über 30 Frauen, die sie in ihrem Leben begleitet, unterstützt, inspiriert, angespornt und auch verletzt haben. Dabei geht es vor allem auch darum, wie sie sich selbst entwickelt hat und erwachsen geworden ist.
Besonders gut haben mir die Kapitel gefallen, die etwas länger waren und eine Geschichte enthielten, andere Kapitel hingegen waren etwas kurz und von den Frauen wurden nur einzelne Gesprächsausschnitte wiedergegeben. Zwischendrin werden auch vereinzelt Personen des öffentlichen Lebens vorgestellt, dies habe ich eher überflogen, da mich die persönlichen Einblicke mehr interessiert haben.
Eine schöne Idee ist der Platz, der für eigene Gedanken da ist und wo die Leserin selbst ihre Inspiration und Vorbilder eintragen kann.

Bewertung vom 12.05.2022
Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

Moira, die als freie Übersetzerin arbeitet, verschlägt es in ihre Heimat im Tessin, wo sie sich um ihren Vater kümmern möchte, der gerade einen Schlaganfall hinter sich hat. Bald bittet die örtliche Polizei um ihre Mithilfe in einem Mordfall und Moira muss hinter die beschauliche Fassade des schönen Dorfes blicken, um den Fall zu lösen.

Eingebettet in eine malerische Landschaft, begleitet man eine sympathische Ermittlerin, die durch Kombinationsgabe, Glück und einer großen Prise „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ auf den Spuren eines kaltblütigen Mörders wandelt. Ein klassischer Krimi ist dieses Buch eher nicht, da allein Moiras Erleben geschildert wird und dieses besteht neben der Teilzeit-Polizeiarbeit hauptsächlich aus ihrem Alltag in ihrer ehemaligen Heimatstadt. Dies hat zur Folge, dass man selbst mitraten kann, was den Fall anbelangt und sich außerdem noch den Landschaftsbeschreibungen und dem gefüllten Privatleben der Protagonistin widmen kann. Eben jenes ist zum Ende hin noch nicht auserzählt und so kann man sich bestimmt auf ein weiteres Buch der Autorin freuen.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen - empfehlen würde ich es als Sommerlektüre im Urlaub für Fans des Cosy Crime Genres und Tessin-Liebhaber.

Bewertung vom 06.05.2022
Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1
Frank, Sylvia

Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1


weniger gut

‚Gala & Dali - Die Unzertrennlich‘ erzählt die Liebesgeschichte des Paares in den Jahren 1929 bis 1931.

Der Stil des Autorenduos liest sich flüssig und angenehm, besonders die ersten Kapitel in Cadaqués sind detailliert und nachvollziehbar aufgebaut, sodass man schnell in die Geschichte reinfindet. Im Verlauf des Buches hat das Lesevergnügen aber nachgelassen. Das lag zum einen daran, dass interessante Handlungsstränge teilweise gar nicht geschildert wurden und eine Lücke in der Geschichte klaffte und zum anderen auch an der beschriebenen Liebesbeziehung selbst. Dialoge oder Handlungen von Gala oder Dalí wirken unrealistisch konstruiert und dabei rücksichtslos den Empfindungen des Anderen gegenüber. An anderer Stelle sind die Dialoge so klischeehaft wie aus einem Groschenroman.
Besonders in Dalís beruflichem Kontext werden manchmal Namen und Begebenheiten in den Raum geworfen, die vorher nie vorgestellt wurden und die für die Geschichte irrelevant sind. Vielleicht kenne ich mich hierzu in der Kunstszene der frühen 30er Jahre zu wenig aus, was man jedoch bei einem Roman dieser Art nicht voraussetzen kann. Überhaupt das Thema Kunst: dieses kam meiner Meinung nach viel zu kurz, wenn auch ab und zu einzelne Überlegungen Dalís geschildert wurden.
Es wirkte insgesamt nicht stimmig und eher wie zusammengewürfelte Informationen, die irgendwie verbunden wurden.

Alles in allem hat sich mir das Konzept des Buch nicht ganz erschlossen - wenn sich die Recherche als derart schwierig gestaltet hat, warum nimmt man sich nicht die Freiheit, die Geschichte um die bekannten Eckdaten herumzuspinnen um ein flüssiges Leseerlebnis zu gestalten? Wenn aber eine möglichst wahrheitsgetreue Darstellung angestrebt wurde, warum das Buch dann überhaupt als Liebesroman verfassen?

Positiv hervorzuheben ist das Buchcover, das sieht wirklich stimmig und passend gestaltet aus.

Bewertung vom 04.05.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


sehr gut

Ana‘s Affäre ist unerwartet verstorben. Als Testamentsvollstreckerin muss sie sich um sein Erbe kümmern und taucht so in sein Leben ein, dass er immer von ihr fernhalten wollte. Durch ihre Trauer überwältigt, muss sie einerseits ihr bisheriges Leben weiterführen und gleichzeitig in einer Welt ohne ihren Geliebten zurechtkommen.

Die Versform ist für einen Roman ein ungewöhnliches Stilmittel und doch werden Gefühle und Situationen auf eine Weise transportiert, in der man wie gefangen ist in der Rhythmik. Aus Ana‘s Sicht geschrieben, vermischen sich Erinnerungen mit gegenwärtigem Geschehen und man taucht ganz in ihre Gefühlswelt ein.

Inhaltlich hat mir der Roman gut gefallen, da die Trauer von Ana in ihren verschiedenen Facetten gezeigt wird und ihre Zerrissenheit realistisch dargestellt wird. Zu Beginn war ich etwas skeptisch, ob die Versform die ganze Bandbreite einer Geschichte abdecken kann, aber das Buch hat es geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Das Buch ist insgesamt nur in 5 Kapitel unterteilt, was aber aufgrund der nicht komplett bedruckten Seiten nicht weiter gestört hat. Besonders hervorzuheben ist noch das hochwertig gestaltete Cover.
Empfehlenswert ist das Buch meiner Meinung nach für Leser:innen, die alltägliche Themen gerne auch in lyrischer Form verpackt genießen möchten.