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warmerSommerregen
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Essen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2016
Erfolgreich Fliegenfischen
Reisinger, Walter;Bauernfeind, Ernst

Erfolgreich Fliegenfischen


ausgezeichnet

Äußerst hilfreich und ansprechend!

Die Wahl der richtigen Fliege kann durchaus zu einem Problem werden, da sich die Entscheidung, welche Fliege gerade am fängigsten wäre, nicht so leicht treffen lässt. Hat man noch nicht genügend Erfahrungen gesammelt, auf die man zurückgreifen kann, ist auch keine Lösung des Problems in Sicht. Die vielen verschiedenen Fliegen und unterschiedlichen Ansichten erfahrenerer Fliegenfischer erleichtern einem die Entscheidung dann auch nicht wirklich. Dieses Taschenbuch schon.
Da in “Erfolgreich Fliegenfischen” von Ernst Bauernfeind und Walter Reisinger wichtige Insektengruppen, Fliegenmuster, für den Fliegenfischer bedeutsame Fische und alle attraktiven Gewässer vorgestellt und in Bezug zueinander gestellt werden, soll einem die oben genannte Entscheidung leichter gemacht werden.

Im Vorwort wird erklärt, dass die Autoren des Buches versucht haben, die verschiedenen Insekten hinsichtlich ihrer Bedeutung für Fisch und Fischer vergleichbar zu machen, einen guten Mittelweg zwischen Vereinfachung und naturwissenschaftlich fundierter Erläuterung zu finden und den Begriff der Fliegenwahl beispielsweise auch über Beobachtung, Interpretation und Fragen der Nachhaltigkeit zu definieren.
Im Anschluss daran folgt das Kapitel “Fliegenwahl”, in dem bereits einige Ratschläge gegeben werden, wie sich durch das Beobachten des Wassers einige Schlüsse darauf ziehen lassen können, was an dieser Stelle am ehesten zum Erfolg führen könnte. Dabei wird nach mehreren grundlegenden Hinweisen genauer auf Gewässer- und Insektenkunde, Fischverhalten, Anbietetaktik sowie Jahres- und Tageszeit eingegangen.
Als nächstes werden wichtige Insektengruppen beschrieben und durch Fotografien veranschaulicht. Darauf aufbauend werden die Grundtypen der Fliegenmuster, unterteilt in Trocken- und Naßfliegen, vorgestellt. Die vielen Informationen und Fachbegriffe verwirren den Leser nicht, sondern helfen beim Verständnis. Sehr interessant in diesem Kapitel ist meines Erachtens auch das Unterthema der Qualitätskriterien, da hier aufgezeigt wird, worauf man, wenn man die Fliegen anstatt sie selber zu machen kauft, achten sollte.
Nun folgen Texte zu Bachforelle, Regenbogenforelle, Äsche, Bach- und Seesaibling, in denen zum Beispiel das Verhalten der Fische beschrieben wird, woran erklärt wird, wie man sich als Fischer am besten verhalten sollte.
Anschließend werden Bäche, Flüsse, Seen und besondere Situationen in den Fokus gerückt; dabei wird das Gewässer zuerst beschrieben, danach werden Tipps zu Anbietetaktik und Präsentation gegeben, dann natürliche Vorbilder und vorzuziehende Muster bezüglich der Fliegen beschrieben. Abschließend werden dem Leser durch mit Fotos versehene Steckbriefe geeignete Fliegen – auch für verschiedene Jahres- und Tageszeiten – näher gebracht.
Da das Taschenbuch mit seinen 96 Seiten sehr handlich ist, eignet es sich auch hervorragend, um es ans Wasser mitzunehmen. Und durch die 65 Farbfotos wird der Inhalt wunderbar veranschaulicht. Auch gefällt mir der gut getroffene Mittelweg, der problemlose Wissensaneignung auf der einen und fasziniertes und entspanntes Schmökern auf der anderen Seite ermöglicht.

Für mich ist “Erfolgreich Fliegenfischen” ein sehr zu empfehlendes Buch, da es einen auf dem Weg zur richtigen Fliege begleitet und unterstützt. Auch, dass dieses doch eigentlich so kleine Werk so viele Gesichtspunkte umfasst, finde ich sehr bemerkenswert.

Also, eine klare Leseempfehlung für alle, die immer mit der passenden Fliege fischen möchten.

5/5 Sterne

Bewertung vom 03.03.2016
Ich machs mir einfach - einfach lecker
Rosenthal, Patrick

Ich machs mir einfach - einfach lecker


ausgezeichnet

Schönes Backbuch für Experimentierfreudige

Patrick Rosenthal betreibt den erfolgreichen Foodblog ichmachsmireinfach.de, auf dem er zahlreiche Rezepte vorstellt. Lauter Süßes wie Mini-Kuchen, Desserts, Eis und mehr sind, so wird versprochen, einzigartig-ausgeklügelte Leckereien, die sehr leicht von der Hand gehen. Denn der Name seines Blogs ist Programm: Einfach leckere Rezepte.
Was mich auch sehr angesprochen hat, war, dass versprochen wird, dass man die Rezepte immer schön abwandeln kann, um auch mit den Zutaten, die man sowieso noch zu Hause hat, etwas Schönes zu zaubern.
Die Rezepte sind in die Kapitel “Patrick backt”, “Patrick eiskalt und ganz heiß”, “Patrickfrühstück”, “Patricks Desserts” und “Patricks kleine Sünden” gegliedert. Schon wenn man das Inhaltsverzeichnis betrachtet fällt auf, dass die Rezepte alle sehr abwechslungsreich und die meisten auch ungewohnte Kombinationen sind. Dem Inhaltsverzeichnis folgt das Vorwort, in welchem der Autor erklärt, wie seine Leidenschaft zum Backen und Ausprobieren durch seinen im September 2014 gestarteten Blog entflammt wurde.
Die daraufhin folgenden Rezepte sind immer so aufgebaut, dass unter den Bezeichnungen kleine Texte zum Beispiel mit Anekdoten oder Beschreibungen stehen. Außerdem findet man fast immer noch einen Tipp oder eine weitere Anmerkung zu dem Rezept, was das Buch persönlicher macht.
Da das Motto des Buches ist, dass alles möglichst schnell und einfach zuzubereiten sein sollte, braucht es in den Rezepten keine Angaben zu Zeit und Schwierigkeitsgrad.
Ansprechende Fotos machen Lust darauf, die Rezepte sofort auszuprobieren.
Die Kombinationen, beispielsweise beim “All in One- Riegel” (S. 132), dessen Zutaten Kartoffelchips, gesalzene Erdnüsse, Rosinen, Kokosraspeln, Schokolade und Toffee-Bits (S. 131) ebenso umfasst wie gezuckerte Kondensmilch, sind muten teilweise schon merkwürdig an… Zwar wird versprochen, dass diese sehr harmonisch sind und sich perfekt ergänzen, jedoch bin ich da etwas skeptisch. Mir gefallen da die Rezepte wie “Knackiges Brombeer-Dessert” oder jene aus dem ersten Kapitel doch besser. Aber dennoch denke ich, dass ich mich bald auch an die etwas experimentierfreudigereren Rezepte wagen werde.
Auf jeden Fall gibt es in diesem Buch für jeden Geschmack das Richtige, auch lassen sich die verschiedenen Naschereien größtenteils spontan zubereiten, da man viele der Zutaten zuhause hat oder durch andere Zutaten ersetzen kann; schließlich ist Patrick Rosenthal das Rumexperimentieren mit unkomplizierten Rezepten wichtig. Trotzdem sind die hochkalorischen Rezepte nichts für jeden Tag.

Alles in allem ist “Ich machs mir einfach – einfach lecker” ein Backbuch für jeden, der gerne mal Neues ausprobiert und experimentierfreudig ist. Wenn man Spaß am Backen, jedoch nicht immer viel Zeit oder Lust auf stundenlanges in der Küche Stehen hat, ist dieses Buch sicherlich die richtige Wahl!

5/5 Sterne

Bewertung vom 01.03.2016
Sugar Stories
Thaler, Michelle

Sugar Stories


ausgezeichnet

Sehr schön!

Seit 2013 kreiert und fotografiert die Österreicherin Michelle Thaler Desserts, welche sie auf ihrem Blog “Sugar Stories” vorstellt. In ihrem kürzlich erschienenen, gleichnamigen Buch zeigt sie ihre besten Rezepte – von Torten über Cupcakes und Eiscreme bis hin zu Desserts ist hier alles vertreten. 60 abwechslungsreiche Kreationen sollen Naschkatzen mit aufregenden Geschmackskombinationen überzeugen.
Zu Beginn des Buches bringt eine kleine Art Interview die Autorin näher, da man erfährt, wie sie zum Backen gekommen ist, was sie gerne in ihrer Freizeit macht und was sie am liebsten backt. Im Anschluss daran gibt Michelle Thaler Hinweise und Tipps und erklärt außerdem ihre Symbole, die Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand angeben.
Nach dieser kurzen Einführung geht es auch schon mit den Rezepten los. Zu erst werden im Kapitel “Cherry Berry Stories” zahlreiche fruchtig-sündhafte Rezepte vorgestellt. Es folgen die Kapitel “Chocolate Stories”, “Summer Stories”, “Special Stories” und “Sunday Stories”. Jedes Kapitel umfasst zahlreiche sehr schön aussehende Leckereien. Dass die Autorin gelernte Grafik-Designerin ist merkt man daran, wie schön die Köstlichkeiten in Szene gesetzt worden sind.
Jedoch sind die Rezepte nicht nur ein Augenschmauß, sondern schmecken auch sehr. Besonders gut hat mir auch die “Apfelrosen-Tarte” (S. 141) gefallen, auch wenn sie bei mir nicht ganz wie eine Rose ausgesehen hat… Lecker war sie auf jeden Fall. Ein weiteres Highlight waren die “Mini-Himbeer-Cheesecakes” (S. 20), die sich ganz schnell und leicht zubereiten lassen.
Die Rezepte reichen, was mir sehr gefällt, von einfachen Rezepten zu schwierigeren, von schnellzuzubereitenden bis zu zeitaufwendigen, sodass man für jede Gelegenheit etwas Passendes findet. Da die Rezepte auch von den Zutaten her abwechslungsreich sind, findet jeder in diesem Buch etwas, was ihm zusagt.
Darüber hinaus ist es äußerst ansprechend gestaltet, da die süßen Köstlichkeiten auf den vielen schönen Farbfotos perfekt in Szene gesetzt wurden.
Außerdem lässt sich an ein paar Zeichen zu Beginn eines jeden Rezeptes ganz schnell ablesen, wie anspruchsvoll und zeitintensiv die Zubereitung ist.
Mir gefällt bezüglich der Gestaltung außerdem, dass jedes Kapitel eine neue Farbe bekommt, sodass man die Rezepte schon anhand der Schriftfarbe direkt beim Durchblättern zuzuordnen weiß.

Alles in allem bin ich sehr begeistert von dem Buch und möchte noch viele weitere Rezepte von Michelle Thaler ausprobieren!

5/5 kuchensüße Sterne

Bewertung vom 21.02.2016
Schüsse im Shortbread / Arthur Escroyne und Rosemary Daybell Bd.3
Escroyne, Arthur

Schüsse im Shortbread / Arthur Escroyne und Rosemary Daybell Bd.3


ausgezeichnet

Arthur Escroyne steht vor dem Traualtar. Als ihm die im fünften Monat schwangere Leiterin der Mordkomission Rosemary Amanda Hortense Daybell in der Kathedrale von Gloucester das Jawort gibt, könnten beide glücklicher nicht sein.
Bald schon sind die Koffer gepackt, in den Flitterwochen soll es, ausgerüstet mit Schnorchel und Strandsandalen, soll es an die Côte d’Azur gehen. In wenigen Stunden soll ihr Flugzeug gehen, doch dann klingelt das Telefon. Sich dieser bedrohlichen Lage aufgrund von zu viel Vorfreude auf die Flitterwochen nicht bewusst, nimmt Arthur ab. Am Apparat ist Rosys Trauzeugin Detective Inspector Gwyneth Trout, die vor Jahren als Waisenkind vom Vater Arthur Escroynes unter seine Fittiche genommen und auf der Polizeischule von Rosy ausgebildet worden ist. Mittlerweile ist sie Chief Detective im schottischen Hochland.
Selbst als sie die frisch gebackene Braut sprechen möchte, ist Arthur sich keiner Gefahr bewusst und überzeugt seine Frau, die erst nicht ans Telefon gehen möchte, davon, mit Gwyn zu sprechen.
Das ist ein fataler Fehler, denn was ihr Schützling Rosemary daraufhin erzählt, wird die Flitterwochenplanung gehörig umwerfen: In dem Restaurant namens Shortbread eines sehr edlen Hotels wurden von einem wild um sich Schießenden vier Personen getötet und eine sehr schwer verletzt. Rosy beschließt deswegen, dass Arthur und sie ihre Flitterwochen statt am warmen Strand im verregneten Schottland verbringen werden, damit sie Gwyn bei den Ermittlungen ein wenig unter die Arme greifen kann. Auch wenn ihr Mann von dieser Idee alles andere als begeistert ist, ist es beschlossene Sache.
Die beiden checken in dem Nobelhotel ein, damit Rosy undercover ermitteln kann. Auf sie wirkt das Szenario keineswegs wie ein typischer Amoklauf, da die Opfer gezielt ausgesucht scheinen – wie ließe sich sonst bei dreißig Schüssen eine derart verschwindend geringe Trefferquote erklären? Doch stellen sich viele Fragen: Welche Verbindung könnte zwischen einer reichen alten Dame namens Mrs. MacDannagh, einem berühmten Pianisten, der Frau des Hoteldirektors und zwei Juristen aus London (Mr. Terrace und Mr. Hughes, der wahrscheinlich nicht mehr aus dem Koma erwachen wird) bloß bestehen. Oder handelt es sich letzten Endes doch bloß um einen betrunkenen oder verrückten Täter ohne konkretes Ziel?
Wegen eines Auftritts des angesehen Pianisten Russell Suckling war das Restaurant des Trackergill Tower Castle ungewöhnlich voll, weswegen es viele Zeugen zu befragen gibt. Auch wenn nur die wenigsten etwas zu wissen scheinen.
Und schon stecken Gwyn, Rosy und ungewollter Weise auch Arthur mitten in den Ermittlungen. Dass diese doch gefährlicher und ungesünder sein werden als ursprünglich gedacht, wird sich erst später herausstellen. Zu spät vielleicht?
“Schüsse im Shortbread” ist mein erstes Buch aus der Reihe um Arthur Escroyne und Rosemary. Dennoch konnte ich mir sehr schnell ein klares Blid von den Charakteren machen und mich in das Geschehen finden. Die ersten beiden Bände sind demnach nicht zwingend notwendig, wenn man dieses Buch lesen möchte. Dennoch werde ich sie sicherlich nachholen, da mir das Buch sehr gefallen hat.
Der Kriminalroman ist sehr spannend und es hat mir wirklich Spaß gemacht, die drei bei den Ermittlungen zu begleiten und nach und nach immer mehr Hinweise und Indizien aufzudecken. Außerdem lässt sich das Buch sehr schön flüssig lesen, da es so spannend ist und man die Charaktere auch liebgewinnt. Allerdings wurde der Lesefluss immer wieder von merkwürdigen Ausdrucksweisen oder Fehlern unterbrochen wurde. Hierbei war ich mir nicht sicher, ob dies an Rudolf Katzer als Übersetzer liegt oder ob ein (weiteres) Korrekturlesen da nicht einfach geholfen hätte. So war das an einigen Stellen schon etwas verwirrend und unpassend.
Dennoch ist dieser Roman auch wegen der in sich schlüssigen Handlung und der sehr schön gezeichneten Charaktere trotz der Patzer ein – zu schnell beendeter – sehr gelungener, zu empfehlender Roman.

Bewertung vom 10.02.2016
Sauerei!
Kremer-Schillings, Willi

Sauerei!


ausgezeichnet

Die Landwirtschaft steht stark in der Kritik: Von Lebensmittelskandalen, Monokulturen, Massentierhaltung (und damit verbundener Tierquälerei) bis hin zu immer mehr Subventionen – Landwirte haben keinen guten Ruf. Auch wenn man Fernsehformate betrachtet, in denen sich wenig gebildete Bauern in Gummistiefeln und Mistgabel in der Hand, einem kleinen, ärmlichen und unordentlichen Hof mit unterschiedlichen Tieren, so ist das vermittelte Bild auch nicht gerade ein sympathisches Bild.
Da der Weg vom Bauern bis zum Konsumenten aber immer länger wird und somit der direkte Kontakt von Erzeuger zu Kunden nur noch in den aller seltensten Fällen gegeben ist, fällt ein Austauschen und Zusammenarbeiten beider Parteien denkbar schwer. Deswegen wendet sich der Bauer Dr. Willi Kremer-Schillings mit seinem neuen Buch “Sauerei! Bauer Willi über billiges Essen und unsere Macht als Verbraucher” direkt an den Verbraucher, damit dieser versteht, was den Beruf des Landwirten wirklich ausmacht und in wie weit er als Mündiger, der er nun ist, etwas an der zur Zeit herrschenden Situation ändern kann.
Denn das momentan etwas gewaltig schiefläuft ist offensichtlich: Dass 500 Gramm Katzenfutter mehr kosten als ein ganzes Huhn, da wird jeder zustimmen, ist unverhältnismäßig. Aber wie in dem Buch gesagt wird: “Wer ein Hähnchen für 2,79 Euro kauft, gibt an der Supermarktkasse das Recht ab, sich über Massentierhaltung zu beschweren.” Und so berichtet der Autor von der Seite des Bauern aus, wie es um faire Preise, unser nostalgisch-idyllisches Bild des Bilderbuch-Bauernhofes, gesundes Essen, Wirtschaftlichkeit, Vorurteile steht. Denn auch der Verbraucher sollte sein eigenes Verhalten reflektieren, um etwas ändern zu können, worum es auch im Buch geht.
Zu Beginn des Buches werden generelle Informationen zum Nahrungstrend gegeben und der Bauer als Unternehmer vorgestellt, der mit seinem Familienunternehmen auch wirtschaftlich bleiben muss, dafür mit anderen Bauern Geräte und Ähnliches teilt oder sich aber auch für den Tierschutz einsetzt. Im Anschluss daran werden die Ängste der Verbraucher, die gleichzeitig die Albträume der Bauern sind, behandelt. Ausführlich werden somit Themen wie Massentierhaltung, Genmanipulation, Überdüngung oder durch Subventionen abgestumpfte Bauern behandelt. Anschließend werden Nestlé, Aldi, Oetker, Rewe und Co. aber auch Kantinennahrung als lebenslanger Begleiter beschrieben. Außerdem wird erklärt, wie der Markt entscheidet, was geliefert wird.
Nun folgt, was wir alle unternehmen können und müssen, welche Macht die Verbraucher haben. Des weiteren beschäftigt sich Dr. Willi Kremer-Schillings sich mit der Frage, ob er seinen Betrieb nun auf Bio umstellen sollte. Sehr interessant bei der Beantwortung dieser Frage war für mich auch folgende Befragung: 93 Prozent der Bewohner im Stadt- und Landkreis München behaupten, Bio einzukaufen, aber nur zwei Prozent des in Deutschland produzierten Fleisches stammt aus Biobetrieben.
Für mich waren auch die Alternativen für Bauern sehr spannend, welche nur mithilfe der Verbraucher erreicht werden könnten und lauten: Direktvermarktung, Genossenschaften, Solidarische Landwirtschaft, Umsteigen auf Bio, andere Kulturen anbauen oder Greenwashing. Sie werden bündig und verständlich erläutert. Auch vor dem Thema Palmöl wird kein Halt gemacht, sodass ein sehr umfangreiches, verständliches und interessantes Bild vermittelt wird.
Dabei ist der Schreibstil derart fesselnd, da Dr. Willi Kremer-Schillings zum einen die perfekte Menge an Daten und anderen Informationen vermittelt und diese zum anderen mit herrlichem Humor präsentiert. Die 336 Seiten des Buches fliegen deswegen nur so dahin, man kann es kaum aus der Hand legen. Jeder der angesprochenen Punkte ist sehr interessant und es lohnt sich über jeden einzelnen von ihnen nachzudenken.Für mich war dieses Buch eine wirkliche Bereicherung! Ich bin vollkommen begeistert von der ehrlichen, humorvollen und gleichermaßen informierenden Art.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2016
Meine amerikanische Freundin
Halberstadt, Michèle

Meine amerikanische Freundin


weniger gut

Leider nicht emotional…

Molly, die engste Freundin der französischen Erzählerin, lebt in New York. Sie hat viele Freunde, ist überzeugter Single während die Französin verheiratet ist, Kinder hat.
Beide verbindet ihre Arbeit in der Filmbranche, über die sie sich auch kennengelernt haben.
Was keiner richtig einzuordnen weiß, wird Mollys Leben vollkommen verändern. Ihre fast durchgehend andauernden Migräneanfälle zum Beispiel. Als bei ihr eine Aneurysmaruptur im Gehirn diagnostiziert wird, ist es schon fast zu spät. Die doch immer so perfekte Molly liegt im Koma – und es ist fraglich, ob sie wieder aufwachen wird…
Doch sie wacht – von den Ärzten unerwarteter Weise – nach drei Monaten wieder aus dem Koma auf. Allerdings ist sie als sie aufwacht nicht nur halbseitig gelähmt, sondern auch ihr Kurzzeitgedächnis hat stark gelitten. Die einst so starke und kämpferische Molly zieht sich zurück und verbringt die Tage damit, fernzusehen und Süßigkeiten und Fastfood zu essen.
Aber die Erzählerin möchte dies nicht wahrhaben, erinnert sich noch an die “alte” Molly und will sie wieder zurückholen. allerdings ist das leichter gesagt als getan.

Dieses Buch besteht aus einer Aneinanderreihung von Tagebucheinträgen der Ich-Erzählerin. Von dieser erfährt man niemals den Namen, nur dass er auch mit einem “M” beginnt. Eigentlich möchte man meinen, dass dieses Buch sehr emotional ist, zumalen einem dies im Klappentext versprochen wird. Allerdings konnte ich zu keinem Zeitpunkt auch nur irgendeine Verbindung zu einer der Freundinnen aufbauen. Ihre Charaktere wurden nicht so beschrieben, dass man sich mit ihnen identifizieren oder einfach mit ihnen mitfühlen konnte. Mich hat die Geschichte nicht im geringsten berührt, was ich sehr schade finde, da es sich ja um eine traurige Thematik handelt…
Darüber hinaus konnte ich mich mit dem Schreibstil nicht anfreunden, da dieser immer sehr abgehackt und holprig war. Was sich durch das ganze Buch zog – und mich insgeheim nervte – war die Beschreibung, Molly sei im Koma auf dem Planeten Komma (einer Lücke zwischen zwei Wörtern oder Satzgefügen und somit auf einem Planeten der Atempause) gelandet. Kaum eine Seite kam ohne den Planeten Komma aus…

Alles in allem bin ich von diesem Buch recht enttäuscht. Ich hatte mir ein emotionales Buch erhofft, welches zeigt, wie Freundschaft auch schwierige Situationen überdauern kann.

2/5 Sterne

Bewertung vom 28.01.2016
Protest!
Popovic, Srdja;Miller, Matthew

Protest!


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlen!

Srdja Popovic wurde 1973 in Belgrad geboren und ist ein international bekannter Politaktivist. Im Jahre 2000 stürtzte er mit der von ihm mitgegründeten Gruppe OTPOR! den Diktator Slobodan Milosevic. Seitdem berät er mit seiner unabhängigen Organisation CANVAS (Centre for Applied Nonviolent Action and Strategies) in der ganzen Welt Widerstandskämpfer.
In seinem Buch “Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt” beschreibt er, wie man in der Gesellschaft wirklich etwas bewegen kann.
Es wird anhand vieler Beispiele gezeigt, weswegen ein wenig Humor und Einfallsreichtum wirksamer als jeder Einsatz von Gewalt ist. Dabei werden viele Revolutionen vorgestellt und es wird gezeigt worauf man achten muss, um Anhänger zu finden, diese weiterhin zu motivieren, Mut innerhalb der Bewegung zu verbreiten, nicht zu hohe und nicht zu kleine Ziele zu setzen, selbst wenn der Widerstand verboten ist zu handeln, breite Massen anzusprechen und so weiter. So wird einem von der Idee bis zum Umsetzen dieser angeleitet wird. Selbstverständlich ist eine solche Protestbewegung etwas individuelles und hängt von den Zielen und der Region, wo sie etwas ausrichten möchte, ab, jedoch lassen sich ganz eindeutige Übereinstimmungen finden, die einem bei der Organisation helfen.
Dabei berichtet Popovic zu Beginn, dass er bei seiner Tätigkeit bei CANVAS immer wieder mit Skepsis auf Seiten der Widerstandskämpfer konfrontiert wird. Doch wie er sehr verständlich zeigt, ist der gewaltfeie Widerstand das beste Mittel, um die Zukunftsvisionen erfolgreich zu verwirklichen. Dies gelingt ihm durch das Vorstellen zahlreicher Fallbeispiele gescheiterter wie auch geglückter Widerstandsbewegungen.
Man kann seinen Ausführungen sehr gut folgen, da sie zum einen sehr nah an Beispielen und somit konkreten Problemen und Lösungsvorschlägen liegen, es zum anderen aber auch einfach sehr spannend zu sehen, wie Menschen (Institutionen und Politiker) auf Protestaktionen reagieren. Darüber hinaus ist der Schreibstil äußerst ansprechend, da man unter anderem durch viel Humor zum Weiterlesen motiviert wird. Auch die Vergleiche zu Werken wie Tolkiens “Der Herr der Ringe” machen es einem leicht, das Buch zu lesen und den Inhalt zu behalten.
Auch wenn ich am Anfang etwas skeptisch war, in wie weit die beschriebenen Aktionen wie Boykott von Lebensmitteln helfen könnten, überzeugte mich das Buch nach und nach davon, wie leicht man – wie angekündigt – die Mächtigen das Fürchten lehrt.
Ich bin ganz fasziniert von den vielen unterschiedlichen Ideen, welche bereits umgesetzt worden sind und wie sie gewirkt haben. Leider waren nicht alle Organisationen so erfolgreich wie OTPOR!, jedoch erfährt man in diesem Buch alles darüber, wie man ein hohes Risiko zu scheitern umgeht.

Alles in allem kann ich dieses Buch sehr weiterempfehlen, da es immer etwas gibt, was es zu verändern lohnt. Ob man nun eine eigene Demokratiebewegung starten möchte oder “lediglich” sein Wohnviertel verschönern möchte. Möchte man mit seiner Protestaktion erfolgreich sein, so ist “Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt” sicherlich eine ausgezeichnete Wahl. Selbst wenn man zunächst nur etwas darüber erfahren möchte, wie Politaktivisten ihre Aktionen planen oder was sie besser machen könnten oder wie bereits etwas bewegt worden ist, ist man mit Popovics Buch bestens beraten.

Von mir also eine klare Leseempfehlung, meinen Respekt und 5/5 Sterne!

Bewertung vom 20.01.2016
Masuren
Bleyer, Dirk;Raben, Mia

Masuren


ausgezeichnet

Netter Bildband!

In diesem 216 Seiten umfassenden Werk mit Texten von Mia Raben und Bildern des Fotojournalisten Dirk Bleyer kann der Leser in die abwechslungsreiche Region der Masuren abtauchen. Der Bildband zeigt authentisch das Land der tausend Seen, der großen Felder und der dichten Wälder. Aber auch die Menschen, welche die beiden Autoren des Buches auf ihrem Weg begegnen, werden Teil des Buches. Von Anglern über Jäger und Segler bis hin zu Bauern und ihren Holzhütten wird alles vorgestellt. Es werden die unterschiedlichsten Bereiche bei diesen abgedeckt, was mir sehr gefällt. So sind typische Rezepte und alte Reiseberichte ebenso in diesem Buch zu finden wie informative Texte zu der Geschichte und den Wildpferden der Masuren.
Die Fotografien sind zum Teil sehr scharf und schön, manchmal jedoch auch verschwommen. Und auch wenn verschiedene Themen abgedeckt werden, so sind zu einigen doch deutlisch mehr abgebildet, als zu anderen Themen. So sind zum Beispiel zahlreiche Bilder von Paddlern und Bootsstegen vorhanden. Diese konnten mich nicht wirklich packen. Gerade bei Bildbänden von National Geographic bin ich bisher immer Fotografien von bestechender und faszinierender Schärfe gewohnt.
Doch dafür sind die Texte sehr ansprechend. Informativ, aber dennoch persönlich, kommt man den Masuren sehr nahe. Auch durch Gespräche mit in den Masuren lebenden Menschen, und ihre Erinnerungen vermittelt das Buch ein sehr stimmiges Bild der polnischen Region.
Auch die Städte Danzig, Königsberg und Marienburg werden vorgestellt.
Deswegen ist das Buch in meinen Augen auch sehr zum Schmökern und Versinken geeignet, allerdings sind die Aufnahmen Bleyers, der sich auf die Spuren seiner Großeltern begibt, nicht so spektakulär wie für National Geographic typisch.

Alles in allem kann ich diesen Bildband weiterempfehlen, für mich liegt der Fokus allerdings mehr auf den abwechslungreichen und spannenden Texten als auf den Fotografien.

Bewertung vom 14.01.2016
Ein Leben mehr
Saucier, Jocelyne

Ein Leben mehr


ausgezeichnet

Einsiedlerisch leben drei alte Männer in den nordkanadischen Wäldern. Morgens essen sie Bratkartoffeln mit Speck, sie reden über den Tod, um ihn fern zu halten und leben ihre Freiheit. Sie möchten über ihr Leben – und über dessen Ende – selber bestimmen können. Versorgt werden sie von Bruno und Steve, die beide die Freiheit und das Verbotene lieben.
Tom, der jüngste der drei, hat struppiges Haar und einen massigen Körper und einen Blick, der sagt, dass er die Welt kennt und mehr als genug von ihr gesehen hat. Ihm wurde, genauso wie Charlie, ein zweites Leben geschenkt, als sie in die Wälder kamen. Am meisten zu erzählen gehabt, als eine neugierige Fotografin nördlich des 41. Breitengrades auftaucht und Fragen stellt, hätte Ted. Ted, damals unter dem Namen Boychuck bekannt, floh vor seinen Dämonen in den Wald, so heißt es. Er war einer der letzten Überlebenden des Großen Brandes von Matheson 1916. Die große und kräftige Fotografin interessiert sich für die Großen Brände und egal wen sie deswegen trifft, jeder erwähnt Boychuck.
Doch, so erfährt die junge Fotografin, ist Ted kürzlich verstorben. Aber auch eine zweite Person stößt zu der kleinen Gemeinschaft am See: Eine 82jährige geheimnisvolle Dame namens Marie-Desneige.
Während die Fotografin immer mehr Informationen rund um die Großen Brände sammelt und die alte Dame in der Gesellschaft der Einsiedler aufblüht und das erste Mal zu leben beginnt, verändern sich auch Charlie und Tom. Ihre einst so lockere und selbstbestimmte Art mit dem Tod umzugehen wird anders, und nach langer Zeit weichen die langen kalten Wintertage im Norden dem Erblühen von Liebe und Freiheit.
Mir hat “Ein Leben mehr” sehr gefallen. Zum Einen sind die Charaktere äußerst interessant und derart realistisch gezeichnet, dass man sich die kleine Gemeinschaft irgendwo tief in den kanadischen Wäldern sehr gut vorzustellen vermag. Da wären zum Beispiel die alten Einsiedler, jeder auf seine Weise vor irgendetwas geflohen – die einen vor dem Tod, die anderen vor den Dämonen der Vergangenheit – leben sie zusammen und doch jeder für sich. Sie leben in und mit der Natur, fernab der Zivilisation. Oder Marie-Desneige die, trotz ihrer 82 Jahre, zuvor noch nie gelebt hat und nun wie ein zerbrechlicher kleiner Vogel langsam das Fliegen wagt. Natürlich darf man auch die Fotografin nicht außer Acht lassen, von der jeder gedacht hätte, sie würde nicht wieder in den Wald zurückkehren, da Boychuck verstorben ist und alle eines besseren belehrt. Aber auch Steve und Bruno, die die Alten unterstützen und das Verbotene lieben, sind, obgleich man nicht so viel über sie erfährt, sehr faszinierende Personen.
Zum Anderen ist es die Sprache die einen tiefen Eindruck hinterlässt. Mit großer Leichtigkeit erzählt die Autorin von der frischen Liebe, die in späten Jahren erblüht und mit ruhigem Ton beschreibt sie die Vergangenheit der Alten, lässt den Leser in die Ruhe des Waldes eintauchen, während ihre Sprache bei den Passagen zu den Großen Bränden, wie das Feuer selbst, zu lodern scheint.
Man fühlt sich immer in das Geschehen gezogen, auch wenn man dennoch eine Gewisse Distanz verspürt.
Die Perspektive des Buches wechselt von Kapitel zu Kapitel, sodass der Erzähler immer ein anderer ist und auch die Zeit wechselt. Eigentlich mag ich solche Sprünge überhaupt nicht, doch lockern sie hier die Geschichte auf, geben Antworten auf aufkommende Fragen oder führen den Leser kurz in eine falsche Richtung. Außerdem macht es das Buch noch spannender.
Des weiteren ist die Thematik der Großen Brände zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr schön angesprochen. Das Ganze wird dem Leser informativ wie auch emotional nahegebracht.
Ein ganz besonderes Buch, welches nahegeht und mit seiner bezaubernden Sprache eine stimmungsvolle Atmosphäre schafft. Auf 192 Seiten kommt man den Charakteren und ihrer Art frei zu sein und mit dem Tod umzugehen sehr nah.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.