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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 619 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2023
Der Gentleman
Roetzel, Bernhard

Der Gentleman


ausgezeichnet

Sein eigenes Selbst kreieren, Haltung nach außen tragen, die Kleidung kann das

Dieses Buch ist ein Statement, der Klassiker zum Thema 'Klassische Herrenmode' schlechthin.
Ein hochwertiges Innenleben braucht eine entsprechende Außenansicht und diesen wichtigen Punkt kann man schon einmal in Augenschein nehmen, wenn man dieses Werk das erste Mal in den Händen hält. Und daran anknüpfend, kann man nun zum Inhalt schreiten und der erfüllt alles, was das Herz des wahren Gentleman als gemessen ansieht und begehrt. Jedes Kleidungsstück wird unter die Lupe genommen, sein geschichtlicher Hintergrund, seine Bedeutung, was es in seiner jeweiligen Form, am Mann getragen, für die Außenwelt als Statement wiedergeben soll. Und dann kommen wir natürlich zur Qualität. Das Beste vom Besten, wo man es findet, ist gar nicht so ohne und man muss schon die ein oder andere Reise in Kauf nehmen, wenn man es wirklich richtig machen will. Aber das gehört dann einfach dazu, zum Gentlemansein und es hilft vielleicht auch allein bei der Umsetzung, ein inneres Bewusstsein zu schaffen bzw. es wachsen zu lassen.
Ein rundum gelungenes natürlich sehr exquisites, aber auch gar nicht so unbedingt nur elitäres Buch, das, man glaubt es kaum, für jeden etwas zu bieten hat. Man muss ja nicht überperfekt sein, wenn das natürlich auch angestrebt wird.
Und selbst zum reinen Schmökern für Mann und auch Frau ist dieses Werk sehr interessant und immer wieder eine ruhige Viertelstunde wert, die einfach sehr viel Freude bereitet und Einblicke gibt, die einem bisher eher verborgen und im Alltag nicht wirklich begegnet sind.
Dieses Buch, es hat seine ganz eigene Faszination, eigentlich für (fast) jeden.

Bewertung vom 01.12.2023
After Dawn - Der fließende Kristall
Meyer, Lars

After Dawn - Der fließende Kristall


ausgezeichnet

Es geht weiter bis zu seinem langen fulminaten Finale

Nun ist es also soweit, der dritte und letzte Band von 'After Dawn' ist da. Das ist toll und die Erwartungen sind hoch. Nach den beiden ersten grandiosen Büchern, die uns tief hineingesaugt haben in diese dystopische Welt rund um Ember und ihre tapferen Freunde, nun also das große Finale, wenn es denn eines wird und absolut entgültig das Ende.
Ember ist mehr wie besorgt, denn Devans Plan, seine Schwester zu befreien, scheint nicht geglückt zu sein. Zu lange wartet sie schon auf seine Rückkehr. Letztendlich beschließt sie, zu versuchen, ihn zu retten. Und so macht sie sich zusammen mit Ryan auf den langen Weg, einen Weg voller Abenteuer, so grandios, ungeheuerlich, unerwartet und von kaum aushaltbarer Spannung kreiert, vom Autor dieser Geschichte, das einen regelrecht die Luft wegbleibt. Und es hört einfach nicht auf. Dabei fühlt es sich nie überfrachtet an, es ist einfach nur gut und das Gefühl, es bleibt immer mit dabei. Die Geschichte hat Aktion und Seele, genau mit der richtigen Verbundenheit und man ist als Leser einfach immer mitten drin. Und es gibt ein Ende, nach dem alles gesagt ist, ein würdiger Abschluss für diese Trilogie, die seinesgleichen sucht.
Ich bin erschlagen, begeistert, zufrieden und auch ein wenig traurig, dass es nun tatsächlich vorbei ist, dieses Buch, das soviel mit einem gemacht hat. Und ich wünsche dem Autor einen neuen tollen Gedanken, aus dem er dann eine Geschichte macht. Und die dann hoffentlich mit uns teilt.

Bewertung vom 01.12.2023
Solothurn hüllt sich in Schweigen
Gasser, Christof

Solothurn hüllt sich in Schweigen


ausgezeichnet

Zwei Tote und eine gar nicht so regionale Kriminalität

Das sechste Mal das schöne Solothurn und ein neuer Fall für Hauptmann Dominik Dornach und sein sehr weit gefächertes Team. Wenn man das bisherige Wirken und Werken des sympathischen Ermittlers kennt, ist die Vorfreude groß und die Erwartungen an die 'In Schweigen gehüllte Stadt' hoch. Und sie werden, soviel darf man verraten, voll erfüllt.
Mit einer Leiche fängt es an. Eine Studentin, die für die Polizei als Informantion agierte, wird tot aufgefunden. Und Toter Nr. 2 folgt kurz darauf. Dornach nimmt sich des Falls an und seine Recherchen führen ihn bis hin zur organisierten Kriminalität, Korruption und Drogen inklusive. Auch an der aktuellen Politik kommt das Geschehen nicht vorbei und sogar der Krieg in der Ukraine bleibt nicht außen vor. Und neben den Offiziellen ist auch Dornachs Tochter Pia wieder mit im Boot und überschreitet Grenzen. Also Spannung, Sorgen, Gefahr und eine Portion Aktion ist auch mit dabei.
Einfach ein toller Krimi, wie er im Buche steht und das herrliche Soluthurner Lokalkolorit gibt Fall Nr. 6, wie schon seinen Vorgängern, wieder die ganz eigene sympathische Note. Eingebettet darin recht viel Persönliches, schließlich hat man die Protagonisten inzwischen geradezu lieb gewonnen und da gehören deren eigene Probleme einfach mit dazu.
Beste Unterhaltung! Und es bleibt dabei, die Erwartungen sind hoch, für Dornachs nächsten Fall.

Bewertung vom 01.12.2023
Vollmondlegenden
Bauer, Matthias

Vollmondlegenden


ausgezeichnet

Vampirgeschichte mit viel interessanten Infos und gruselig spannend obendrein

Felix, Emily, Daniel und Mila sind richtig dicke Freunde. Als sie eines Abends an einem eigentlich verlassenen Haus vorbeikommen, ist da ein Licht und irgendwie fühlen die vier sich eingeladen, dort einmal reinzusehen. Sie stoßen auf eine besondere Bibliothek, die nur bei Vollmond betreten werden kann. Das sich darin alles um Vampire dreht, ist so wohl kaum verwunderlich und die Freunde erleben eine vampiristische Zeit. Neben vielen Informationen ist das superspannend und natürlich auch gruselig. Und das erlangte Wissen, es wird bald auch sehr nützlich sein, denn zurück in ihrer eigenen Welt, stellen sie fest, dass in ihrem kleinen so normalen Städtchen tatsächlich wahrscheinlich ein Vampir sein Unwesen treibt. Dagegen muss natürlich etwas unternommen werden und niemand kann das jetzt besser wie die neuen Vampirexperten. Das tun sie dann auch. Und was aus dieser ersten 'Vollmondlegende' und der Geschichte drumherum wird, das mehr wie überzeugende Finale wird es zeigen.
Ein sehr unterhaltsames Freundebuch, mit Vampiren satt, dem passenden Gruselfaktor und die Spannung, die steigt. Es hat richtig Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Uns irgendwie fühlt es sich so an, als ob dies nur der Anfang wäre, von einer ganzen Serie mit vielen interessanten Vollmondlegenden.
Lassen wir uns überraschen, was als nächstes kommt.

Bewertung vom 30.11.2023
Zwischen euch verschwinden
Lerchbaum, Gudrun

Zwischen euch verschwinden


ausgezeichnet

Wenn man irgendwie nichts mehr ist und verlernt hat, jemand zu sein

Maria, Anfang 40, geschieden, vier Jahre pflegt sie ihre Mutter, bis es dann eines Tages vorbei ist. Die Mutter ist tot und Maria ist frei und doch ist da nichts mehr in ihr, was sich anfühlt wie Leben.
Sie verlässt das Haus, um einmal durchzuatmen und kommt nicht zurück. Irgendwie ist nichts mehr von ihr übrig. Und so macht sie sich, eher unbewusst, auf die Suche, 'wieder zu sein'. Aber irgendwie muss man trotzdem leben und so sucht sie eine Arbeit, ohne Identität. Das bedeutet für die andere Seite, sie ausnutzen zu können, Schwarzarbeit, keine Regeln, nur Demütigung und Unterdrückung. Sie ist ein niemand und doch, mit jeder Station auf ihrem Weg, bei dem, was das Ausgeliefertsein zur Folge hat, kommt ein sich wehren, ein Aufstehen, die Willenskraft an die Oberfläche, in ihr Bewusstsein und dann auch in ihr Handeln zurück. Immer wieder muss sie 'verschwinden', mit Spuren, die sie zurücklässt und auch bei der nächsten 'Anstellung' verläuft alles nach dem Schema 'Ausbeutung und Co'. Aber sie selbst, sie wird stärker, wehrhafter und sie begegnet auch Menschen, die sich ihr auf positive Weise annähern und umgekehrt.
Diese Geschichte, sie ist eine Entwicklung, Marias Weg zurück und sie hat ein Ende, ein Ende, das es auch den Lesern, die einfach nicht anders können wie mitzuleiden, leichter macht.
Nur sehr bedingt ein Kriminalroman, aber einfach ein gutes Buch, das sich abhebt vom Üblichen.

Bewertung vom 30.11.2023
Gipfelrausch
Laage, Philipp;Reisedepeschen

Gipfelrausch


ausgezeichnet

Die Welt der Berge und wir Menschen darin

Philipp Laage ist ein begeisterter Bergsteiger. Seine Eltern haben ihm als Kind durch einen Urlaub den Einstieg in diese Welt geschenkt und diese gigantische faszinierende Welt der Berge hat ihn nie mehr losgelassen. Im Gegenteil, Gipfel für Gipfel wurden die Ambitionen, neue schwerere Herausforderungen zu bewältigen, größer. Und so liegen auch die Berge, die es zu besiegen gilt, immer weiter weg, verstreut auf dem ganzen Erdball. Wobei die Haltung des Besiegens sehr schnell weicht, der Reflektion, dem Bestreben nach einer inneren Symbiose mit dieser urwüchsig erschaffenen Natur, diesen monumentalen Gebilden, die schon seit Urzeiten existieren und so alt sind wie unsere Welt selbst. 10 Berge in 10 Kapiteln, jede Besteigung ein Unternehmen ganz für sich, ein anderes Land mit seinen Menschen und seiner Kultur, mit diesen besonderen Notwendigkeiten, um vielleicht keine Fehler zu machen und euphorisch glücklich irgendwann auf dem jeweiligen Gipfel zu stehen und sich unbesiegbar und als Mensch doch ganz klein und demütig zu fühlen und es einfach als großes Geschenk anzusehen, von der Natur so aufgenommen zu werden. Und das Warum, warum man das tut, es umfasst alles und dann doch wieder nur und vollkommen das eigene Empfinden, das sich hier Bahn bricht.
Mich hat dieser 'Gipfelrausch' voll gepackt, ganz unten am Fuß so ziemlich aller diesbezüglichen Aktivitäten abgeholt und mitgenommen, bei der ein oder anderen Tour schon fast mitgerissen und dann auch wieder verharren und demütig sein lassen, wenn man es schafft, Grenzen zu überschreiten, im positiven Sinne, aber auch, wenn der Berg uns unsere Grenzen aufzeigt und wir das begreifen.
Ein Buch, das Berge versetzt, in einem selbst und immer wieder auch draußen in der Natur.

Bewertung vom 29.11.2023
Nur 300 km
Bertram, Rüdiger

Nur 300 km


sehr gut

Ich sitze im Rollstuhl, ja und, aber das ist nicht! das Problem

Carl ist 12 Jahre alt und sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Und nun macht er Urlaub, hier am Ostseestrand, mit seiner Mutter. Dabei wollte er doch eigentlich ins Rolli-Skat-Camp. Doch für Frustration bleibt keine Zeit, denn dem Flip-Flop, der ihm an den Kopf fliegt, folgt Fee, laut, über alle Maßen lebhaft, quasselnd und irgendwie schon etwas übergriffig. Die beiden freunden sich schnell an und als Carl Fee gesteht, wie sehr er seinen Vater vermisst, der die Familie nach dem Unfall verlassen hat, ist für sie sofort klar, da müssen wir was tun. Carls Vater arbeitet in Berlin, lächerliche 300 km von dieser Ferieneinöde entfernt und so machen sich die zwei auf den Weg dorthin, denn Carl muss sich einfach mit seinem Vater aussprechen. So viele Fragen und das große Warum, warum hat er sie verlassen. Natürlich läuft dieser Roadtrip nicht ohne Probleme ab, eigentlich ist alles nur Problem. Aber die beiden Kinder lernen, mit- und voneinander, halten, wenn es darauf ankommt zusammen und so geht es weiter voran, bis zum Ziel.
Diese Geschichte, sie ist spannend, unterhaltsam und sehr lebendig, was ziemlich viel auf das Konto dieses manchmal schon sehr überquirligen Mädchens geht. Aber letztendlich passt es einfach und dass Fee auch noch die ein oder andere Lüge mit im Gepäck hatte, ist dann am Ende auch irgendwie Schnee von gestern. Dazu kommt, dass Carls Behinderung Thema ist, aber nicht das Thema. Natürlich ist es immer da und man hat durchaus den Eindruck, dass da eine gewisse Traurigkeit ist, in Carl. Aber auch das gehört dazu. Alles andere wäre unrealistisch und das völlig falsche Signal an die Leser, die hier mitlesen und eben für ein Stück mit Carl und Fee mitleben.
Schöne überzeugende Geschichte, die richtig gut funktioniert.

Bewertung vom 29.11.2023
Wie ich lernte, den Fluss zu lieben
Vinogradova, Laura

Wie ich lernte, den Fluss zu lieben


ausgezeichnet

Starke Erschütterungen machen das Leben schwer, aber es gibt Hoffnung

Die 36-Jährige Rute hat inzwischen eigentlich ein gutes komfortables Leben. Sie lebt mit ihrem Mann, der sie sehr liebt, in der Stadt. Aber es gibt Probleme in ihrer Beziehung und als sie die Nachricht bekommt, dass ihr Vater, den sie gar nicht kannte, ihr sein Haus vermacht hat, es liegt abgelegen auf dem Land in der Nähe eines Flusses, nimmt Rute die Gelegenheit wahr und verbringt einen Sommer in diesem Haus. Dort gelingt es ihr, sich den Verletzungen, die die ungute Kindheit mit den ständig wechselnden Liebhabern ihrer Mutter erzeugt haben und vor allem auch dem Verlust ihrer älteren Schwester Dina zu stellen. Diese wurde vor 10 Jahren entführt und seither hat es kein Lebenszeichen mehr von ihr gegeben. Rute schreibt ihr Briefe, die sie nie abschickt und erst jetzt, hier an dieses stillen Ort, kann sie sich eingestehen, wie verzweifelt sie über diese Ungewissheit ist und wie sehr dies auch ihr jetziges Leben belastet.
Dieses nur 120 Seiten starke Buch zeigt seine Stärken in der Weise, wie die Autorin Rutes Innerstes offenlegt und so deren eigene Entwicklung anstößt, hin zu der Möglichkeit, seinen Frieden mit den Geschehnissen zu machen und wieder positiver in die Welt zu schauen, was auch ihre Beziehung zu ihrem Ehemann mit einschließt. Dies geschieht in einer zarten, schnörkellosen, sich an die Dinge herantastenden Sprache, die sehr gut zu der Geschichte passt. Und so wird auch für uns Leser dieses Buch zu einer willkommenen Entschleunigung in einem Alltag, der einem viel Zeit abverlangt.

Bewertung vom 27.11.2023
LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars
Benedict, Jeff

LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars


ausgezeichnet

Ein Superstar mit starker Entwicklung, auch außerhalb seines Sports

Lebron ist in seinem Sport, dem Basketball, einer der ganz großen Superstars und er hält diese Position schon über viele Jahre. Er zeigt, inzwischen auch schon 38 Jahre alt, immer noch eine kontinuierlich herausragende Leistung und das bei einem Spielepensum, wie es einem in der NBA abverlangt wird. Aber das allein erklärt nicht seine Stellung, sein hohws Ansehen in der Gesellschaft. Inzwischen ist der auch als Werbeikone gesetzte Sportler eine Persönlichkeit, der man zuhört, wenn er sich gegen Rassismus und soziale Ungleichheit ausspricht, mit politischen Schwergewichten wie z.B. Barack Obama an seiner Seite. Dazu kommt ein breitgefächertes Unternehmertum, dass auch Wohltätigkeit mit einschließt. Und so wird der Multimillionär auf jeden Fall auch nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn seinen Weg gehen und ein 'Star' sein, in seiner Präsens Dinge voranbringen. Das wird interessant.
Wie er zu dem wurde, der er heute ist, das erzählt diese Biographie sehr gelungen und aussagekräftig, ohne das man je befürchten muss, dass es langweilig wird. Der Werdegang von einer Kindheit in armen Verhältnissen, von der Mutter allein großgezogen, hin zu der Chance, die sein Talent ihm bot, ein beeindruckendes Stück Lebensgeschichte. Und man sieht, hier wurde einem nichts in den Schoß gelegt. Er hat sein Bestes gegeben, hart gearbeitet, Höhen und Tiefen durchlaufen. Das blieb auch ihm nicht erspart und es gab viele Momente, da hätte es anders kommen können. Aber da war viel Wille, Kampfgeist und Disziplin und ab einem gewissen Zeitpunkt auch die richtigen Menschen um ihn herum, die ihn dahin gebracht haben, wo er heute steht.
Ein starkes Buch, beschrieben von einen Biograph, der sein Fach versteht und der mit seinem Stil, neben den Fakten, auch für die Nähe zu diesem absoluten Superstar gesorgt hat.
Hier kommt viel Authentizität rüber und das macht diese Geschichte zu einer richtig starken Sache.

Bewertung vom 27.11.2023
Die Stärkste unter ihnen
Seemann, Selina Kristin

Die Stärkste unter ihnen


gut

Das Thema Grooming und der Roman dazu, authentisch, roh und von Oberflächlichkeit gestört

Milena, Anfang 20, reist nach Irland zu Josh, fest entschlossen, mit dem im Internet kennengelernten Mann eine Beziehung einzugehen, eine normale Beziehung. denn sie will sich beweisen, dass sie das kann. Doch es wird nicht funktionieren, das ist klar, denn Josh ist bei näherer Betrachtung auch nicht der 'Normalste'. Aber eigentlich geht es schwerpunktmäßit um Milenas Vergangenheit, wobei Vergangenheit ist diese hochbelastende gerade erst beendete Beziehung wohl eher nicht. Und so wird die junge Frau durch entsprechenden Backflashs sehr schnell von dem Erlebten eingeholt. Es gab diese gravierende ihre Jugend prägende Beziehung, so nennt es Milena selbst, die in all ihren Facetten klassisch der Thematik Grooming zuzuordnen ist. Nick, ein 20 Jahre älterer Mann, verheiratet und kirchlicher Jugendbetreuer, lernt Milena mit 14 kennen und nähert sich ihr. Für das Mädchen ist es Liebe und sie tut alles, um ihrem Freund zu gefallen. Neben der gemeinsamen Sexualität ist das auch das Schlafen mit anderen Männern, auf Wunsch und zum Anschauen für ihren Freund und Besuche im Swingerclub. Viel passiert in dieser Zeit und erst langsam reflektiert die Heranwachsende das Geschehen, das, was hier wirklich abläuft. Und letztendlich schafft sie es, inzwischen eine junge Frau, dem Ganzen ein Ende zu setzten. Doch statt weiterer Aufarbeitung stürzt sie sich ein ein nächstes sexuell motiviertes Abenteuer.
Diese Geschichte ist natürlich besonders, schon des Themas wegen. Und sie hat ihre guten Teile, intensive Momente, authentisches, notwendiges, was einfach an- und ausgesprochen werden muss. Und dann, leider, gibt es da auch viel Oberflächlichkeit, die eben nicht nur als blose Überbrückung anzusehen ist, um all das Andere besser aushalten zu können und so auch als Leser die Möglichkeit zu bekommen, Atem zu holen und zu reflektieren.
Sich mit seinem Debütroman an ein solches Thema zu wagen, beachtlich, mutig und wahrscheinlich konnte die Autorin auch gar nicht anders. Aber letztendlich hat die Geschichte als Ganzes nicht vollständig überzeugt. Und trotzdem muss man den Roman lesen. Er gibt einem viel mit über dieses Thema. Und er erzeugt Aufmerksamkeit, für eine Autorin, die man im Auge behalten sollte. Denn es wäre auch viel einfacher gegangen, für das erste eigene Werk und das finde ich stark.