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Fornika
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Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2022
Stürmisches Lavandou / Leon Ritter Bd.8
Eyssen, Remy

Stürmisches Lavandou / Leon Ritter Bd.8


sehr gut

Le Lavandou erlebt turbulente Tage, sind doch viele Touristen zu den Surfmeisterschaften angereist. Doch schnell kippt die Stimmung, als einer der Surfer und seine Freundin ermordet aufgefunden werden. Leon hat die beiden obduziert, und kommt zu dem Schluss, dass die Lösung des Falls nicht so einfach ist, wie es Polizeichef Zerna gerne hätte.
Provence im Sommer, blühender Lavendel, warme Sonnentage am Strand… jede Seite dieses Krimis verströmt Urlaubsfeeling. Ich mag Eyssens Stil und wie er den französischen Landstrich zum Leser nach Hause bringt. Auch die Hauptfiguren, allen voran Leon, haben mich wieder überzeugt. Der muss dieses Mal nicht nur seine ganze Kraft in den Fall stecken, sondern auch eine wichtige persönliche Entscheidung treffen. Spannung gibt es also genug, auch wenn das Tempo nicht immer atemberaubend schnell ist. Der Fall ist gut angelegt und überzeugt über weite Strecken; für das beschauliche Lavandou vielleicht eine Spur zu grausam geraten, wenn man ihn mit den Vorgängern vergleicht. Ich war trotzdem davon angetan und wirklich gefesselt von den Entwicklungen. Mir kam das Ende dann allerdings doch sehr abrupt; auch mit der Aufklärung des Motivs war ich nicht ganz glücklich, da hätte es mehr als ein paar Sätze zu geben dürfen. Der Fall in sich war stimmig, aber es bleibt der Eindruck zurück, dass nach dem Höhepunkt schnell ein Abschluss her musste. So habe ich den Krimi zwar sehr gerne gelesen, aber mit einem kleinen Dämpfer wieder zugeklappt. Trotzdem werde ich gerne wieder mit Leon nach Le Lavandou reisen und bin auf den nächsten Fall gespannt.

Bewertung vom 24.04.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

Schottland soll wieder auf den Wolf kommen. Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern und Naturschützern, allen voran Inti Flynn, versucht sich an diesem Projekt. Dabei müssen nicht nur rechtliche Hürden aus dem Weg geräumt, die Tiere behutsam ausgewildert und überwacht werden, sondern auch die Ressentiments der Anwohner im Auge behalten werden. Inti kümmert sich nicht nur um die scheuen Tiere, sondern auch um ihre Zwillingsschwester, die nach den Ereignissen der letzten Jahre nicht mehr sie selbst ist.
Die Ansiedlung von einer Handvoll Wölfe kann weitreichende Auswirkung auf Flora und Fauna haben, darüber lernt man in diesem Buch viel Interessantes. Intis tiefe Verbundenheit zur Natur und den Wölfen im Besonderen lassen den Leser tief in die Thematik eintauchen, es wird mit Vorurteilen genauso aufgeräumt wie etwas unbequeme Wahrheiten ausgesprochen werden. Ich fand diese Einblicke sehr faszinierend. Die Autorin beschreibt auf eine ruhige, aber doch sehr eindringliche Art nicht nur die Tiere, sondern ebenso die schottische Natur sowie deren Bewohner. Diese sind nicht immer ganz unbelastet von Klischees, unterm Strich aber gut besetzt. Klarer Fokus liegt auf Inti, ihrer Schwester und Polizist Duncan. McConaghy erzählt auf sehr gefühlvolle Weise, ich war von ihrem Stil sehr angetan. „Wo die Wölfe sind“ ist ein ruhiger, empfindsamer Roman, der mir noch eine Weile im Kopf bleiben wird. Ich mochte schon McConaghys Zugvögel sehr gerne, aber mit diesem Roman hat die Autorin noch mal ein Schippchen obenauf gelegt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.04.2022
Verweigerung
Moore, Graham

Verweigerung


ausgezeichnet

„Sie machten alle einen recht anständigen Eindruck. Als würden sie alle ihr Bestes tun, um einem Mädchen Gerechtigkeit zu verschaffen,… Sie wollten nur helfen.“
Vor zehn Jahren entschieden vierzehn Menschen darüber, ob der Lehrer Bobby Nock seine Schülerin Jessica Silver umgebracht hat. Sie glaubten an seine Unschuld – im Gegensatz zum Rest des Landes. Seitdem sieht sich v.a. Anwältin Maya immer wieder mit dem alten Fall konfrontiert, war sie es doch, die die anderen maßgeblich überzeugt hatte. Nun soll für eine TV-Sendung alles wieder ausgegraben werden, doch noch bevor alles richtig ins Rollen kommen kann, stirbt einer der vierzehn. Tatverdächtige Nr. 1: Maya.
Recht und Gerechtigkeit sind nicht immer dasselbe, und Moores Roman lässt den Leser diesen Satz spürbar erleben. Auch Schuld und Unschuld spielen eine große Rolle und damit meine ich nicht nur den vermeintlichen Mörder Bobby. Moore versteht es ganz hervorragend dieses Thema von allen möglichen und unmöglichen Seiten zu beleuchten, neben den spannenden Entwicklungen gibt es also reichlichst Stoff zum Nachdenken. All diese Bälle in der literarischen Luft zu halten, könnte etwas bemüht wirken, aber die Geschichte ist mehr als rund. Der Autor wechselt zudem zwischen den Perspektiven, jede/r Geschworene kommt mal zu Wort, gleichzeitig wird zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und hergewechselt. Kling kompliziert, liest sich aber sehr flüssig und macht die Handlung noch einmal einen Ticken fesselnder. Ich war von dem ganzen Konstrukt sehr begeistert, der sehr angenehme Schreibstil tut dazu sein Übriges. „Verweigerung“ ist der etwas andere Justizthriller, der nicht nur Schwachstellen im amerikanischen Rechtssystem aufzeigt, sondern auch die Fehler jedes Einzelnen selbst beleuchtet. Ein wirklich toller Roman.

Bewertung vom 09.04.2022
Im Schatten der Wende
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


gut

Goldammers neuester Krimi spielt sich jeweils mehrere Monate vor und nach dem Mauerfall ab, eine aufreibende Zeit des Umbruchs. Tobias ist eine sehr passende Hauptfigur, denn er ist kein glühender Verfechter des DDR-Systems, aber damit aufgewachsen und voller Überzeugung in den Staatsdienst eingetreten. Trotzdem hinterfragt er gewisse Dinge kritisch, während er auf der anderen Seite vieles auch einfach als gegeben hinnimmt. Ich fand ihn sehr authentisch skizziert, wenn er mir auch nicht immer sympathisch war. Sein Vorgesetzter ging mir hauptsächlich auf den Keks, was auch schon seine einzige Charaktereigenschaft zu sein scheint. Auch seine Kollegin Bach bleibt eher blass, selbst die etwas mysteriöse Kollegin aus dem Westen bleibt für den Leser unnahbar.
Die Geschichte wirkt etwas zerrissen, etwas mühsam wird nach dem Mauerfall wieder angeknüpft und so richtig findet sich alles auch bis zum Ende hin nicht. Dass der Autor es auch anders kann, hat er mit seiner Reihe um Max Heller mehr als genug bewiesen, aber hier passen die durchaus starken Szenen nicht immer gut aneinander. Der Schreibstil per se hat mich hingegen wieder voll überzeugt, flüssig zu lesen, lebensecht und sehr lebendig. Die Idee „ganz normale“ Polizeiarbeit zu Zeiten der Wende als Aufhänger zu nehmen, hat mir wahnsinnig gut gefallen, aber letztendlich wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, nicht zuletzt auch, weil doch viel mit Klischees gearbeitet wurde. Das mag geschehen sein, um auf diese aufmerksam zu machen, mir hat es allerdings nicht so gefallen, vieles wiederholt sich hier unnötig. Insgesamt ist dieser erste Band einfach nicht ganz so rund geworden wie ich ihn erwartet hatte, und auch die reine Fallarbeit hat mich nicht richtig abholen können.

Bewertung vom 23.03.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


sehr gut

Andrew Green hat mindestens so viele Freunde wie Feinde, hat er doch nicht weniger als das Stadtbild von New York verändert, was natürlich nicht jedem gefällt. Umso schwieriger wird die Suche nach dem Warum, als er urplötzlich auf der Schwelle seines eigenen Hauses ermordet wird.

Ich habe noch nie von Andrew Green gehört, und so wie der Autor den Sachverhalt schildert, bin ich da nicht die Einzige. Dabei hat er nicht nur auf die Zusammenführung von Greater New York hingewirkt, sondern war auch maßgeblich an der Entstehung des Central Park beteiligt. Umso besser, dass ihm Jonathan Lee ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Dieser schildert als Rahmenhandlung die Mordermittlungen nach dem Tod Greens und blickt dabei auf sein Leben zurück. Ich habe die Lebensgeschichte Greens mit großem Interesse gelesen, sein Aufstieg aus recht einfachen Verhältnissen war hart erarbeitet und sicherlich nicht ohne Hindernisse. Aber auch die Ermittlungen von Inspector McClusky lesen sich sehr abwechslungsreich und haben mich schnell gefesselt. Es handelt sich hier zwar nicht um einen klassischen Krimi, aber mich hat die Mischung sehr angesprochen. Lees Stil gefällt mir ebenfalls sehr gut, er wählt seine Worte mit Bedacht und lässt auch sprachlich vergangene Zeiten aufleben ohne auch nur ansatzweise altbacken zu wirken. Sein Roman ist interessant, mal skurril, mal witzig, oft auch traurig, doch immer kurzweilig. Mir hat er sehr gut gefallen.

Bewertung vom 15.03.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


gut

Einst zog es Vikki aus ihrem Kuhkaff Übertreibling in die Großstadt München, stürzte sich dort ins glitzernde, regenbogenfarbene Nachtleben. Hinter sich gelassen hat sie damit auch die kleingeistigen Nörgler und Mobber, allen voran DEN Toni. Eben JENER Toni, der Vikki auch fern ihrer Heimat immer wieder bedroht hat, und jetzt zu allem Überfluss auch noch aus dem Gefängnis verschwunden ist. Doch ist er wirklich ihretwegen abgehauen? Vikki wäre nicht Vikki, würde sie nicht die Ermittlungen selbst in die Hand nehmen.
„Zurück nach Übertreibling“ ist kein ganz typischer Lokalkrimi, doch gerade das hat mir gut gefallen, weil die sonst gar nicht so sehr meinem Beuteschema entsprechen. Der bayrische Dialekt wird nicht überstrapaziert, und auch sonstige typische Klischees werden nur zurückhaltend präsentiert. Die Handlung wirkt immer einen Hauch überdreht, aber auf eine meist charmante Art und Weise; ab und an war mir das dann jedoch zu viel. Vikki ist auf den ersten Blick eine sehr schillernde Figur, hat aber ihr Herz am rechten Fleck und ist definitiv nicht auf den Kopf gefallen. An ihrer Seite Langzeitkumpel Wolf Wolff, der praktischerweise noch Mitglied in einer Bikergang ist. Daraus ergeben sich natürlich witzige bis vorhersehbar-gekünstelte Situationen, es passiert reichlich in den knapp zwei Tagen der Handlung. Die hat mich nicht vollends überzeugt, gerade diverse Handygespräche/-ortungen/-etc. zogen sich etwas hin, anderes wurde nur sehr oberflächlich abgehandelt. Unterm Strich lässt sich der Krimi aber sehr flott und locker lesen, und schlägt durchaus auch mal ernstere Töne an, was ihn von anderen Klamaukkrimis abhebt.

Bewertung vom 05.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


sehr gut

Eigentlich hat Avi Avraham gerade um seine Versetzung gebeten, da fesselt ihn der Fall eines vermissten Touristen doch mehr als zunächst erwartet. Der hat sein Hotelzimmer zwar auf eigenen Beinen verlassen, doch sein Gepäck wird von zwei ominösen Gestalten abgeholt. Er selbst bleibt verschwunden. Avi stürzt sich in die Ermittlung und stößt augenblicklich auf mehr Fragen als Antworten.
Vertrauen ist der vierte Band rund um Avraham, man kann ihn jedoch auch gut ohne die Vorgänger lesen. Ich kam auch ohne Vorwissen gut zurecht, die wichtigsten Infos erfährt man wie nebenbei. Die Story entfaltet sich nur langsam, sodass man genug Zeit hat die Protagonisten besser kennen zu lernen. Avi zweifelt ein wenig an sich und seiner Arbeit, würde sich gerne verändern, hat aber fast das Gefühl dafür zu alt zu sein. Er agiert vorsichtig und besonnen, ich mochte ihn sofort. Mishanis Stil hat mich abgeholt, Tel Aviv als Handlungsort birgt seinen ganz eigenen Reiz. Die Handlung ist sehr vielschichtig angelegt, und hätte mich, ginge es nur um den Vermisstenfall, zu 100% überzeugt. Neben dem Fall des vermissten Chouchani ermittelt Avis Kollegin im Fall eines ausgesetzten Neugeborenen. Dieser Erzählstrang hat für mich den bis dato wirklich guten Krimi abstürzen lassen, mir gefiel dieser Strang so gar nicht. Eine recht farblose Ermittlerin plagt sich mit einer sperrigen und unbequemen Verdächtigen, die eigentlich ja nur… blablabla. Ich fand es wirklich einfach nur uninteressant bis langweilig. Kam im Vermisstenfall langsam aber stetig Spannung auf, so wurde dieser durch den zweiten Erzählstrang immer wieder ein Dämpfer verpasst. Insgesamt habe ich „Vertrauen“ schon gerne gelesen, kann mich aber mit dem Erzählmischmasch nur bedingt anfreunden.

Bewertung vom 20.02.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


sehr gut

Nach dem Tod ihrer Mutter muss Heather deren Nachlass regeln. Die beiden hatten sich vor Jahren entzweit, es kommen also nicht nur fröhliche Erinnerungen zurück ans Tageslicht. Doch ein Fund toppt alles andere: Heathers Mutter hatte einen Brieffreund. Niemand geringerem als Serienmörder Reave, der seit Jahren im Gefängnis sitzt, schrieb ihre Mutter regelmäßig. Genau dem Reave, dessen Modus Operandi gerade einen Nachahmer gefunden zu haben scheint. Heather steht schneller im Fokus der Ermittler als ihr lieb ist.
Jen Williams‘ Thriller hat mich schnell gepackt, auch wenn er nicht ganz so reißerisch daher kommt wie der Klappentext vermuten lässt. Ich mochte die Mischung aus actionreichen oder auch brutalen Szenen und den ruhigeren Rückblicken, dem Verweilen in der Natur. In Heathers Haut möchte man nicht stecken, denn ihr Leben wird gehörig auf den Kopf gestellt. Sie muss das Bild, welches sie von ihrer Mutter hatte, überdenken und kommt zu einigen schwierigen Erkenntnissen. Ihr zur Seite steht Ermittler Parker, der jedoch etwas nichtssagend bleibt. Reaves selbst ist natürlich eine spannende Figur, auch wenn das ein oder andere Serienmörderklischee durchlinst.
Der mörderische Teil lässt sich zunächst wirklich gut an, gegen Ende schwächelt er aber für meinen Geschmack etwas. Trotzdem hat die Autorin hier punkten können, im Großen und Ganzen geht die Geschichte auf. Der Thriller lässt sich gut lesen, überzeugt auch mit einer stimmigen Atmosphäre, die ab und an einen kleinen Grusel hervorruft. Ich habe den Herzgräber unterm Strich ganz gerne gelesen, lege ihn aber Fans von schnellen, brutalen Stories à la Chris Carter nur bedingt ans Herz, da hier das Tempo deutlich langsamer ist.

Bewertung vom 20.02.2022
Eine verdächtig wahre Geschichte
Laurain, Antoine

Eine verdächtig wahre Geschichte


ausgezeichnet

Lektorin LePage könnte eigentlich stolz auf sich und ihre Manuskriptabteilung sein: ihre neueste Entdeckung, der Autor des Romans „Die Zuckerblumen“ steht kurz davor, den renommierten Prix Goncourt zu gewinnen. Blöd nur, wenn man den Autor nicht kennt. Oder die Autorin. Die fieberhafte Suche nach dem Schöpfer des Meisterwerks wird umso dringlicher als Parallelen zwischen einer Mordserie und der Romanhandlung auftauchen.

Antoine Laurain hat einen mitreißenden Roman geschrieben, der irgendwie anders ist. Eine kleine, aber feine Geschichte, die mich von den ersten Seiten an gefesselt hat, auch wenn sie nicht „klassisch“ spannend ist. Violaine leitet ihre Abteilung mit großem Geschick und auch wenn ihre Arbeit nicht den Großteil der Handlung ausmacht, so bekommt man doch einen kleinen Einblick in die Verlagswelt. Ihre Art mochte ich sehr gerne, eine kluge Frau, die ihre Geheimnisse zu wahren weiß, aber trotzdem nicht verschlossen wirkt. Sie hat eine besondere Art mit ihren Mitmenschen umzugehen, gerade die freundschaftliche Beziehung zu ihrem Chef gibt dem Buch viel. Das Rätsel rund um Buch/Mord wird vorsichtig gelöst und bringt dabei die eine oder andere Überraschung zu Tage. „Eine verdächtig wahre Geschichte“ ist leider relativ kurz, aber in sich sehr rund. Trotzdem hätte ich gerne noch ein bisschen mehr gelesen, denn auch stilistisch hat der Autor mich mit seinem leichten poetischen Stil abgeholt. Ein wirklich schöner Roman.

Bewertung vom 13.02.2022
Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1
Fuchs, Felicitas

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1


gut

1924 ist die junge Minna gerade in Düsseldorf angekommen, da schlägt schon die Liebe zu. Obwohl ihre Mutter sie immer vor den braunäugigen kleinen Männern gewarnt hat, scheint Fred Molitor schnell ihr Herz zu erobern. Dabei sollte die junge Frau sich ab und an doch besser auch mal um Familie und Freunde kümmern, denn dort wird ihre frische und durchsetzungsfreudige Art dringend gebraucht.
Minna ist der erste Teil einer dreiteiligen Familiensaga, die lose an die Familiengeschichte der Autorin erinnert. Der leicht lesbare Roman besticht durch seinen angenehmen Schreibstil, der lebendige Bilder für den Leser bereithält. Sowohl die Goldenen Zwanziger mit ihrem wilden Nachtleben als auch die harten Kriegsjahre werden plastisch dargestellt, auch wenn das ein oder andere heiklere Thema nicht gar so ausgebreitet wird. Mir war die Handlung oft zu oberflächlich, ebenso wie die Figur Minna selbst. Immer wieder wird thematisiert, dass sie sich weder für Politik noch für sonstiges Tagesgeschehen interessiert. Das merkt man ihrem oft blauäugigem Handeln an, mich nervte auch ihre sonstige Art irgendwann einfach nur noch. Natürlich hat sie sich durchgekämpft und ist in bester Steh-auf-Männchen-Manier durchs Leben gegangen, trotzdem hätte das nicht so überbetont werden müssen. Ihre Familienmitglieder werden etwas ungleich in den Fokus gerückt, beispielsweise über ihre Schwester Adele hätte ich doch sehr gerne mehr erfahren. Überhaupt lag der Schwerpunkt der Handlung oft leider auf den Dingen, die mich nicht so richtig interessiert haben, während andere nur kurz angerissen wurden. Natürlich muss in einer Trilogie das ein oder andere noch für die nächsten Bände geheim bleiben, trotzdem fand ich das Ende mehr als unbefriedigend. Mir ist klar, dass das Buch nicht unbedingt zu meinem üblichen Beuteschema gehört, trotzdem denke ich, dass ich mit anderen Romanen aus diesem Genre besser zurechtgekommen bin. Minna ist sicherlich kein schlechter Familienroman, aber wir zwei passten wohl nicht so recht zusammen, sodass ich die weiteren Teile nicht lesen werde.