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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
www.susanne-eichholz.de
Wohnort: 
Frankfurt
Über mich: 
Ich bin Personalentwicklerin und Coach in Frankfurt. Als leidenschaftliche Leserin seit Kindertagen binde ich in meine Arbeit immer Bücher aller Art ein. Auf meiner Website www.susanne-eichholz.de betreibe ich einen Leseblog: "Das Freitagsbuch" und stelle dort alle 14 Tage eine Buch vor.

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2021
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


sehr gut

Aus der Perspektive der Lehrerin Trina werden die Geschehnisse in ihrem Dorf am Reschensee erzählt, wobei der Scherpunkt in der Zeit zwischen 1939 und 1943 liegt, als die Einwohner sich zwischen der Auswanderung nach Deutschland und dem Leben als Bürger zweiter Klasse in Italien entscheiden müssen. Trina bleibt und das auch, als nach der Härte des Krieges mit Flucht, Versteck in den Bergen und Hunger die Bauarbeiten für einen Stausee beginnen, dem das Dorf weichen soll und der irgendwann tatsächlich nur noch ein Stück des Kirchturms übriglassen wird.

In sehr schlichter, entwaffnend ehrlicher Sprache spricht Balzano oft ganz große Themen wie Verantwortung und Machtmissbrauch sowie Sprache als einziges Mittel zum Widerstand an. Trinas Schilderungen erinnern dabei an den Stil in Robert Seethalers Ein ganzes Leben. In ihrem unbeugsamen Willen, der sie mit ihrem Mann Erich verbindet, bleibt Trina als deutlich stärkere Protagonistin jedoch viel nachdrücklicher in Erinnerung als Seethalers Bergbauer. Allein schon deshalb kann ich diesen facettenreichen Roman empfehlen, der besonders geschichtsinteressierte Leser und Italienreisende fesseln wird.

Bewertung vom 21.05.2021
Annette, ein Heldinnenepos
Weber, Anne

Annette, ein Heldinnenepos


gut

Ein ungewöhnliches Leben in Versform
Das Buch wurde viel besungen und eingeordnet unter anderem als Beitrag zur deutsch-französischen Geschichte. Dennoch sprang bei mir kein Funke über beim Lesen. Ich kann diese Lektüre jedoch neben geschichtlich Interessierten auch jenen empfehlen, die sich mehr Mut wünschen und selbst gerne aufbegehren würden, wenn sie mit Ungerechtigkeit konfrontiert werden.

Bewertung vom 07.05.2021
Lob der schlechten Laune
Gerk, Andrea

Lob der schlechten Laune


sehr gut

Es gibt viele Spielarten dieses Themas in der Öffentlichkeit wie im Privatleben. Im Grunde sollten wir Verstimmtheit im Berufsleben oder in der Familie nicht überbewerten. Wenn wir anderen das Recht darauf zugestehen und sie - wenn möglich - in Ruhe lassen, können wir derweil unseren eigenen Gedanken nachgehen. Hat man diese Toleranz erst einmal verinnerlicht, fällt es plötzlich viel leichter, über manche Dinge hinwegzusehen. Ich kann daher dieses geistreiche, oft sehr witzige und hervorragend recherchierte Buch nur empfehlen und verspreche, dass es entkrampfend und erheiternd wirkt.

Bewertung vom 26.04.2021
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Über Mahler zu schreiben und seine Musik fast auszulassen, scheint mir keine gute Idee. Andere Bücher von Seethaler haben mir viel besser gefallen. Sicher ist es keine leichter Stoff, sondern eher ein melancholisches Innehalten kurz vor dem Ende. Vielleicht kann es manchen Leser dazu animieren, darüber nachzudenken, was ihm im Leben wirklich wichtig ist und was er hinterlassen möchte.

Bewertung vom 10.04.2021
Der Zopf
Colombani, Laëtitia

Der Zopf


gut

Natürlich könnte man sagen, dass hier die handelnden Frauen zu Heldinnen erhoben werden und die eigentlich dahinterstehenden gesellschaftlichen und sozialen Themen nur angerissen werden. Man kann aber auch einfach gebannt die drei Geschichten verfolgen und sich dabei sehr gut unterhalten fühlen. - Eine weitere Geschichte mutiger Frauen, die in schwierigen Lebenssituationen unbeirrt ihren Weg gehen, erzählt Colombana in ihrem zweiten Roman Das Haus der Frauen / Les Victorieuses (2019). Nicht nur die Geschichte ist ähnlich und das Thema der letztendlich siegreichen Frau wiederholt sich, sondern auch das Nebeneinanderstellen verschiedener Frauen, die ein Thema verbindet, sowie der Umfang sind ähnlich. Dieses zweite Buch lohnt sich aus meiner Sicht nicht, aber das hocherfolgreiche Erstlingswerk kann ich vor allem Frauen in Krisen durchaus ans Herz legen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2021
Löwen wecken
Gundar-Goshen, Ayelet

Löwen wecken


gut

Es geht im Grunde um die Frage, wie man selbst in dieser Situation reagiert hätte, in der ein kurzer Moment eine Karriere ebenso gefährdet wie eine ganze Familie. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: aus der Sicht des Arztes, aus der seiner zunächst ahnungslosen, aber zunehmend Verdacht schöpfenden Ehefrau Liat und schließlich aus der der Flüchtlingswitwe Sirkit. Umso bedauerlicher finde ich, dass der Roman sich zeitweilig mit einer wenig überzeugenden Liebesgeschichte ebenso verheddert wie mit Flüchtlings- und Drogenthemen, als ob der starke Gewissenskonflikt nicht ausreichend Stoff böte. Schade auch, dass viele Alltagsdetails immer wieder den Blick auf den drohenden Absturz Etans versperren. Denn eigentlich ist dies für mich ein hochspannender Stoff, den ich trotz des nicht überzeugenden Endes gerne all denen weiterempfehle, die auch mal harten Tobak vertragen, besonders wenn sie sich zudem für Medizin interessieren.

Bewertung vom 12.03.2021
Hotel der Schlaflosen
Rothmann, Ralf

Hotel der Schlaflosen


sehr gut

Diese Geschichten lassen den Leser nicht kalt. Sie gehen unter die Haut, gerade weil wohl jeder das Gefühl der Angst kennt, ob aus Kindertagen oder aus Ausnahmesituationen im Erwachsenenleben. Rothmann gelingt es, elf verschiedene Ängste so zu beschreiben, dass sofort spürbar ist, was die betroffenen Personen durchmachen. Dabei spannt er den Bogen von der Stalinzeit in der besonders erschütternden Titelgeschichte bis zur Jetztzeit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.