Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Suedhessin
Wohnort: 
Odenwald

Bewertungen

Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


ausgezeichnet

Mordwerkzeug Tote Tante

Ein mysteriöser Mordfall für Kommissarin Minke van Hoorn und ihre schwäbische Kollegin Lisa: Die allseits beliebte "Mutter Teresa von Midsand", Hanni Krüdener stirbt nach dem Genuss einer Toten Tante beim Kirchenkaffee. Minkes Bruder Bo, seines Zeichens Rechtsmediziner im Krankensand, zweifelt an einer natürlichen Todesursache, sorgt für eine Obduktion - und hat recht.

Ich habe die beiden vorhergehenden Fälle von Minke van Hoorn nicht gelesen, werde das aber sicher nachholen. Gut, dass dieses Buch für sich alleine stehen kann und es nicht Voraussetzung für das Verständnis ist, die vorhergehenden Bände gelesen zu haben. Das Ermittlerteam Minke und Lisa gefällt mir sehr gut, beide sind sehr sympathisch und ergänzen sich gut. Auch Bo gefällt mir gut, er passt in das Team gut hinein. Die Atmosphäre des winterlichen Nordfriesland ist sehr gut eingefangen. Der die Hallig umkreisende Pottwal hat zwar mit der Geschichte an sich nichts zu tun, passt aber perfekt zur trüben Grundstimmung im Februar.

Der lockere schnörkellose Schreibstil von Greta Henning hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt. Die kurzen Kapitel und die kursiv gedruckten Tagebucheinträge helfen mit, die Spannung von Anfang an hochzuhalten. Von wem die Tagebucheinträge sind, erschließt sich erst ganz zum Schluss, sehr geschickt. Lange bin ich im Dunkeln getappt, ich hatte keinerlei wirklich Verdächtige. Erst sehr spät hatte ich eine leise Ahnung, wer die Morde begangen haben könnte. So blieb es spannend bis zur überraschenden Auflösung. Ich habe diesen Krimi sehr gerne und mit viel Vergnügen gelesen und empfehle ihn ebenso gerne uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 10.04.2023
Schwarze Dünen / Kommissar John Benthien Bd.9
Ohlandt, Nina;Wielpütz, Jan F.

Schwarze Dünen / Kommissar John Benthien Bd.9


sehr gut

Solide Krimikost

Sanna Harmstorf ist frisch gebackene Staatsanwältin in Flensburg, frisch versetzt aus München. Ihr erster Fall hat es gleich in sich, sie soll einen Flugzeugabsturz auf Sylt untersuchen. Zur Seite gestellt ist ihr das bewährte Ermittlungsteam um John Benthien, über dessen Fälle sein eigener Vater einen Bestseller geschrieben hat. Beide bringen Altlasten mit, die die Zusammenarbeit schwierig gestalten.

Das Cover vermittelt eigentlich einen Eindruck von Urlaub am Meer an einem nicht ganz so sonnigen Tag. Nach einem Krimi sieht es eher nicht aus. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, sehr sachlich und fast ein wenig distanziert. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich im Geschehen drin war. Es war schon spannend, zusammen mit den Ermittlern die zahlreichen losen Fäden zusammenzuführen. Die Geschichte lebt von dem spannenden, zunächst sehr verworrenen Fall. Bis zum Schluss habe ich gerätselt, wer der Täter ist, ohne jedoch auf die richtige Lösung zu kommen.
Mit den Protagonisten, besonders mit Sanna Harmstorf, konnte ich nicht recht warm werden. Ich fand einfach keinen Zugang zu den zahlreichen Personen, die auf eine sehr distanzierte Art geschildert werden. Vermutlich liegt das zum einen daran, dass sie nicht die eigenen Geschöpfe des Autoren Jan Wielpütz sind, der die Reihe der verstorbenen Nina Ohlandt weiterführt. Zum anderen hat sicher auch die große Zahl der Beteiligten damit zu tun.
Was mir fehlt, ist das Küstenfeeling, so ein bisschen Lokalkolorit hätte dem Buch gut getan. Die Umgebung wird jedoch genauso distanziert geschildert wie die Personen.
Insgesamt fand ich die Geschichte sehr spannend und habe ich mich gut unterhalten gefühlt und kann den Krimi trotz der kleinen Schwächen mit gutem Gewissen weiter empfehlen.

Bewertung vom 10.04.2023
Träume aus Eis
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


gut

Leichte Kost mit ein bisschen Historie

Ein Traum wird wahr für Josef Pankofer. Zusammen mit seiner Frau eröffnet er eine Eisdiele im Zentrum Münchens. Auch die Töchter Frieda und Lotte werden eingebunden, um das Jopa-Eis zu einem Verkaufsschlager zu machen. In der Zeit zwischen dem ersten Weltkrieg und der Machtergreifung der Nazis haben die Pankofers viele Schwierigkeiten zu überwinden, um ihre Ziele zu erreichen.

Der Schreibstil ist ebenso flockig-leicht wie die Gestaltung des Covers. Das Buch lässt sich flüssig lesen, es eignet sich gut als leichte Lektüre für einen entspannten Nachmittag. Mir fehlt leider ein bisschen der Tiefgang. Viele Handlungen sind vorhersehbar, so z.B. die spätere Rolle des Stammkunden Ludwig, Josef Pankofers Reaktion auf den Banken-Crash oder der Ausgang der Liebesgeschichte zwischen Frieda und Erich. Die immensen Herausforderungen der Zeit in den 1920-er und beginnenden 1930-er Jahre werden nur gestreift, die Ängste der Protagonisten nur angedeutet. Den Personen fehlt ein bisschen die Tiefe, man bleibt als Leser irgendwie außen vor und kann nicht so richtig mitfühlen. Hier wäre eindeutig mehr drin gewesen.
Alles in allem ist die Geschichte unterhaltsam und kurzweilig zu lesen, aber nicht mehr, so dass ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben kann.

Bewertung vom 03.04.2023
Leuchtturmsommer
Merburg, Marie

Leuchtturmsommer


ausgezeichnet

Ein Buch wie ein Kurzurlaub

Wir lesen die Geschichte von Eva, die nach dem Scheitern ihrer Ehe und dem Verlust des Familienhotels mit ihrer 15-jährigen Tochter Nele vom Tegernsee an die Ostsee zieht. Sie übernimmt in Liebwitz ein Café. Der Bürgermeister möchte Liebwitz als Dorf der Liebe zu einem Mekka für Hochzeitspaare machen. Eva soll das Motto des Cafés darauf ausrichten und eng mit dem Standesbeamten Jakob zusammen arbeiten, der im benachbarten Leuchtturm die Paare traut.

Schon das Cover vermittelt eine gewisse Urlaubsstimmung, der locker-leichte, humorige und trotzdem sehr einfühlsame Schreibstil tut sein Übriges. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie meistert Eva die Tücken der Geschäftsübernahme ebenso wie die pubertären Ausfälle ihrer Tochter. Die beiden sympathischen Frauen sind mir schnell ans Herz gewachsen (obwohl Nele in manchen Szenen echt ein pubertärer K…brocken ist), ebenso wie einige Liebwitzer, die ihnen recht schnell zur Seite stehen. Auch Jakob mochte ich trotz seiner anfangs so ruppigen Art sehr. Gut, dass es auch Gegenspieler gab, denn ohne den gewitzten und ein bisschen skrupellosen Bürgermeister Dirk Jansen und Evas Ex-Mann Thomas wäre die Geschichte doch deutlich langweiliger. Einige Entwicklungen sind von Anfang an vorhersehbar, trotzdem habe ich die Geschichte mit Spannung gelesen, denn der Weg zum vorhergesehenen Ende war kurvig und holprig, teilweise dramatisch und alles andere als langweilig. Besonders gefallen haben mir die liebevollen und anschaulichen Schilderungen der Umgebung, ich habe direkt Sehnsucht nach dem Meer bekommen.
Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, die Geschichte ist amüsant, traurig, dramatisch und romantisch. Trotzdem gleitet sie nicht ins Kitschige ab, was bei Romanen dieses Genres leider keine Seltenheit ist. Deshalb empfehle ich das Buch gerne als ideale Urlaubslektüre weiter.

Bewertung vom 01.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


ausgezeichnet

Neuanfang im Touristenidyll

Commissario Vito Grassi lässt sich aus Rom an die ligurische Küste versetzen. Dort hat er das Haus seines Vaters geerbt und kann der Routine seiner Ehe entkommen. Doch seine Hoffnung, dort beruflich ein bisschen zur Ruhe zu kommen, erfüllt sich nicht. Ein Leichenfund gleich an seinem ersten Arbeitstag bringt schon die ersten Konflikte mit Kollegen mit sich und wird zu seinem ersten Fall. Als direkt auf seinem Grundstück eine zweite Leiche gefunden wird, vermutet er gleich einen Zusammenhang, was die Ermittlungen nicht vereinfacht.

In flüssigem, anschaulichem Schreibstil bringt uns der Autor den Commissario und sein Umfeld schnell nahe. Vito Grassi ist ein schwieriger Charakter, er ist aufbrausend und undiplomatisch, kommt mir aber auch irgendwie sehr verloren vor. Das Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater ist ebenso ungeklärt geblieben wie das zur in Rom zurück gelassenen Ehefrau. Im Beruf ist er kein Teamplayer, seine Mitarbeiter haben es schwer mit ihm. Aber er ist ein erstklassiger Ermittler mit einer phänomenalen Spürnase. Sein Fall ist kompliziert mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und einer Auflösung, die zwar schlüssig ist, aber zu Anfang so nicht zu erwarten war. So blieb die Spannung bis zum Schluss erhalten.
Besonders gefallen haben mir die farbigen Schilderungen der ligurischen Küste, der Autor kennt diese Region offenbar sehr gut und liebt sie auch. Er macht mir glatt lust, diese Gegend kennenzulernen.

Insgesamt hat mir die Story gut gefallen. Sie hat jeweils die richtige Dosis Spannung und Lokalkolorit, aber es menschelt durchaus auch gerne mal. Deshalb gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.03.2023
Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording / St. Peter-Mording-Reihe Bd.2
Janz, Tanja

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording / St. Peter-Mording-Reihe Bd.2


gut

Mord unter Kegelbrüdern

Sommer in St.-Peter-Ording, die Teilnehmer am alljährlichen Kegelturnier reisen an. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das ist auch der Hauptinhalt der ersten 100 Seiten des Buches, abgesehen von einem Einbruch in einen Schuppen, der weder angezeigt noch verfolgt wird. Zu Beginn des Turniers wird einer der Favoriten tot aufgefunden. Polizist Ernie Feddersen nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf, unfreiwillig unterstützt von seiner Schwester Ilva, die immer gerne ihre Lehrerinnen-Nase in seine Ermittlungen steckt. Lange tappen sie im Dunkeln, erst der Mord an einem zweiten Kegelbruder bringt sie weiter.

Das Cover vermittelt gleich ein bisschen das Gefühl von Urlaub am Meer, obwohl ich das Schaf mit Kegelwimpel und Gleitschirm (Warum?) ein bisschen überflüssig finde. Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Was mich sehr gestört hat, waren die teilweise sehr gestelzten Dialoge, so spricht doch keiner! Die Hauptpersonen fand ich sympathisch, besonders die Feddersens scheinen eine sehr nette Familie zu sein.
Durch die eingestreuten Kapitel in der Ich-Form kann man sich gut in die Täterseele hineindenken und weiß so frühzeitig, wer der Mörder ist. Da ist es dann auch vorbei mit der Spannung.
Insgesamt finde ich, dass diese Geschichte mit der Bezeichnung "Krimi" falsch etikettiert ist. Dazu fehlt es einfach an Spannung. Ich habe vor Kurzem von Tanja Janz den Auftakt zur St.-Peter-Ording-Saga gelesen, das Buch gefiel mir um Längen besser. Vielleicht ist Krimi einfach nicht ihr Ding.

Mein Fazit: Für die Dialoge gibt es einen Stern Abzug, einen weiteren muss ich kassieren für die fehlende Spannung. Als leichte Strandkorb-Lektüre kann ich das Buch empfehlen, aber ein richtiger Krimi ist es nicht.

Bewertung vom 23.03.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Urlaubsgefühl inklusive

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Sabine, die Ein den 50-er Jahren sehr behütet in Gelsenkirchen aufgewachsen ist. Um ihrer Tante beim Betrieb ihrer kleinen Pension zu helfen, wird sie gegen ihren Willen nach St.Peter-Ording geschickt. Wider Erwarten lebt sie sich schnell ein und verliebt sich sogar in den Musiker Tom, so dass ihr der Abschied am Ende des Sommers schwer fällt. Doch wieder muss sie sich dem Willen der Eltern beugen.

Der einfühlsame, detailreiche Schreibstil hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt. Eingehend beschreibt die Autorin nicht nur die Personen, sondern auch die schöne Umgebung der Halbinsel Eiderstedt, die mir aus meinem letzten Nordsee-Urlaub bekannt ist.

Die Hauptperson Sabine, eher angepasst und zurückhaltend, wird perfekt ergänzt durch ihre forsche und selbstbewusste Freundin Rita, die ihr gelegentlich einen Schubs in die richtige Richtung verpasst. Ich finde, dass auch die anderen Akteure sehr authentisch dargestellt sind. Die Handlungen sind schlüssig und passen in die Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, in die uns die Geschichte versetzt. In Nordfriesland lebt man in dieser Zeit noch deutlich einfacher als im aufstrebenden Ruhrgebiet. Jeder freie Winkel wird im Sommer an Gäste vermietet, um ein wenig Geld für den ruhigen Winter zu verdienen. Man lebt auf engstem Raum und holt sogar das Wasser noch vom Brunnen, weil es keine Wasserleitung gibt. Trotzdem sind die Menschen zufrieden, denn sie halten fest zusammen und helfen einander. Es ist Tanja Janz hervorragend gelungen, ein Bild dieser Zeit zu zeichnen.

Ich bin in diesem Buch ganz aufgegangen und konnte es fast nicht mehr aus der Hand legen. Deshalb freue ich mich auf die Fortsetzung und empfehle es uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 12.03.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


ausgezeichnet

Krimi mit Sozialkritik gewürzt

Kommissar Thies Knudsen und sein Team werden mit einem grotesken Fall konfrontiert: Der "Bojenmann" von Övelgönne wurde durch eine plastinierte Leiche ersetzt, direkt vor der Haustür von Knudsens Freund und Mentor, dem Ex-Kapitän und Hobbyphilosophen Oke "LaLotse" Andersen. Noch bevor es gelungen ist, den Toten zu identifizieren, taucht an der Alster ein zweiter plastinierter Toter auf. Die Ermittler sind ratlos, hinterlässt der Täter doch gar keine Spuren.

Dem Schreibstil merkt man an, dass hier zwei Autoren am Werk sind, so ganz homogen ist das Werk nicht geschrieben. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, besonders als es die ersten Spuren gibt und die Ermittler zielgerichtet arbeiten können. Besonders gefallen haben mir die eingestreuten Kapitel aus Tätersicht, die sich durch eine andere Schriftart sehr gut abgehoben haben.
Das Team um Thies Knudsen gefällt mir durchweg gut, sie arbeiten sehr gut zusammen. Einzig das "schwarze Schaf" Carsten Hauber passt nicht so richtig dazu, seine Weltsicht ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Mein Lieblingscharakter ist aber "LaLotse", seine philosophischen Betrachtungen haben mir einige Denkanstöße geliefert.
Insgesamt hat mir die Geschichte um diesen grotesken Kriminalfall gut gefallen. Die beiden Autoren rücken auch einige der Probleme der aktuellen Zeit in den Fokus, so z.B. den Umgang mit der modernen "christlichen" Seefahrt mit ihren Arbeitskräften, die Vertreter der modernen Medien und unser Konsumverhalten. Damit liefern sie nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch einigen Stoff zum Nachdenken.
Gerne empfehle ich diesen lesenswerten Krimi weiter.

Bewertung vom 06.03.2023
Das Gold der Küste
Voss, Isabel

Das Gold der Küste


ausgezeichnet

Das Atlantis der Nordsee

Rungholt 1361

Fenna ist die Tochter des Redjeven Tammo Jaspers, der die Geschicke Rungholts leitet. Sie liebt Jorik Barstegen, den Sohn von Tammos größtem Widersacher Ove. Nach Tammos Tod erbt Fenna dessen Amt und muss in der Folgen nicht nur um ihre Liebe kämpfen, sondern auch um ihre Existenz.

Der anschauliche, packende Schreibstil hat mich gleich mitgenommen an die Nordsee. Die Ereignisse, die zum Untergang Rungholts geführt haben, werden so plastisch geschildert, dass ich teilweise das ungute Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Anspielungen auf aktuelle Ereignisse waren durch die Folgen der Ausbeutung des Salzvorkommens und besonders durch die Machtgier des Ove Barstegen direkt erkennbar.

Mit Fenna Jaspers hat Isabell Voss eine sympathische, starke junge Frau in den Mittelpunkt gestellt, die von ihrem Vater ausgebildet worden ist, die Geschicke der Stadt zu lenken. Zusammen mit ihrem Herzblatt Jorik und den Freunden Beeke, Eyk und Hennerk hätte sie das auch geschafft, wäre da nicht Joriks Vater Ove, selbst scharf auf das Amt des Redjeven und ausschließlich am eigenen Vorteil interessiert. Das ergibt eine interessante Konstellation, die ständig für Spannung sorgt. Gegen alle Widerstände, die nicht zuletzt daraus resultieren, dass sie eine Frau ist, versucht Fenna das Richtige für ihre Stadt zu tun. Der Kampf, den Fenna mit sich selbst ausfechten muss, denn schließlich geht es nicht nur um die Stadt, sondern auch um ihre Liebe, wird sehr einfühlsam dargestellt. Auch Joriks Zwiespalt zwischen der Loyalität zu seinem Vater und seiner Liebe zu Fenna ist sehr gut nachzufühlen.

Die Autorin hat es geschafft, trotz des allgemein bekannten Ausgangs (dass Rungholt untergegangen ist, ist nun mal Fakt) die Geschichte ihrer fiktiven Protagonisten von Anfang bis Ende spannend ins historisch belegte Geschehen einzubinden. Ich habe mich durchgehend gut unterhalten gefühlt und kann dieses Buch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 24.02.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Erwartungen erfüllt

Die Geschichte spielt während und nach dem 2. Weltkrieg im Südpazifik, was alleine schon ziemlich spannend ist, denn darüber wusste ich abgesehen von den Ereignissen in Pearl Harbour, Hiroshima und Nagasaki nicht viel. Joe McGrady ist Detective der Polizei in Honolulu und soll einen brisanten Doppelmord aufklären. Im Verlauf der Ermittlungen folgt er einer Spur nach HongKong, wo er in japanische Gefangenschaft gerät. Ein japanischer Diplomat, dem an der Aufklärung des Falles gelegen ist, befreit ihn und nimmt ihn bis zum Kriegsende auf. Nach inzwischen fünf Wintern kehrt er zurück nach Honolulu und nimmt die alte Fährte wieder auf.

In sehr packendem, einfühlsamem und bildhaftem Schreibstil erzählt James Kestrell die Geschichte Joe McGradys und verknüpft sie meisterhaft mit den historischen Ereignissen am Ende des zweiten Weltkrieges. Er hat mich direkt mitgenommen ins Geschehen im Südpazifik. Er schildert seinen Helden Joe McGrady so einfühlsam, dass man als Leser glaubt, an seinen Gedanken teilhaben zu können. Gleichzeitig bleibt die Geschichte immer spannend, auch während Joe an seinem Rückzugsort im Hause des Diplomaten mehr oder weniger zur Untätigkeit verdammt ist. Gegen Ende steigert sich die Spannung zu einem spektakulären Showdown.
Insgesamt habe ich mich nicht nur erstklassig unterhalten gefühlt, sondern ich habe auch noch einiges gelernt über die letzte Zeit des zweiten Weltkrieges im Südpazifik. Dieser historische Krimi hat die durch die bereits erhaltenen Auszeichnungen geweckten Erwartungen mehr als erfüllt.