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Benutzername: 
Shilo
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 895 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2024
Wohin unsere Träume ziehen
Cantrell, Josephine

Wohin unsere Träume ziehen


gut

Was geschah mit Mabel?
Josephine Cantrell erzählt in diesem Roman mit einem flüssigen und gefühlvollen Schreibstil die Geschichte von Sheila Mooney, die nach dem Schicksal ihrer Urgroßmutter Mabel und somit nach ihren eigenen Wurzeln sucht. Mabels Spur beginnt im Jahr 1921, als das 17jährige junge Mädchen mittellos und abgebrannt am Hafen strandet. Der irische Unabhängigkeitskrieg flaut gerade ab. Mabels Herkunft wird ein Geheimnis bleiben, denn niemals wird sie darüber sprechen.
Hundert Jahre später erfährt die Podcasterin Sheila von Mabel. Sie reist nach Donegal und begibt sich auf eine intensive Spurensuche.
Leider hatte ich von Beginn an Probleme damit, mit Sheila Mooney warm zu werden. Trotz aller Bemühungen gelang es mir nicht, mich in sie hineinversetzen zu können. Dagegen hätte ich sehr gerne mehr von Mabel erfahren. Doch dieses kam nur bruchstückweise zum Ausdruck. Zu viel Platz nahm für meinen Geschmack die Recherche nach den Hintergründen ein. Auch hätte ich den liebenswerten Zwillingen Christopher und Séamus mehr Platz in der Lektüre gegönnt. Trotzdem ist dieses Buch unterhaltsam und gut für zwischendurch geeignet.
Mein Fazit:
Auch wenn mich dieses Buch nicht restlos begeistern konnte, ist es mit Sicherheit nicht schlecht, sondern wird ganz sicher seine Anhänger finden. 3 Sterne.

Bewertung vom 09.04.2024
Böhmische Hoffnung
Lindberg, Karin

Böhmische Hoffnung


gut

Nette Unterhaltung für nicht sehr anspruchsvolle Leser
Im Jahr 1937 werden die im Sudetenland lebenden Deutschen als Menschen zweiter Klasse behandelt. Die ansässigen deutschen Firmen kämpfen um ihr Überleben. Auch Carl Lemberg bekommt kaum noch Aufträge. Als seine älteste Tochter Alba nach längerem Aufenthalt von ihren im Ausland lebenden Verwandten wieder nachhause kommt, ist Verdruss vorprogrammiert. Sie soll nach dem Willen ihrer Eltern standesgemäß heiraten. Alba jedoch möchte unbedingt eine Ausbildung in den Lemberg-Webereien absolvieren, was ihrem Vater, dem Patriarchen der Familie, gegen den Strich geht. Er verbietet es ihr.
Bei der Weihnachtsfeier, in der die Familie zur Anerkennung der Arbeitsleistung ihrer Arbeiter Suppe an diese verteilt, lernt Alba den tschechischen Hilfsarbeiter in der Weberei, Miroslav, kennen. Respektlos führt er ihr die Situation der Arbeiter vor Augen und vergleicht diese mit Albas luxeriösem Leben. Alba ist von Miroslavs Verhalten geschockt, doch mit der Zeit beginnt sie zu verstehen.
Die Thematik dieses ersten Teils der Lemberg-Saga ist vielversprechend. Und so freute ich mich auf eine spannende und wendungsreiche Geschichte. Doch leider dröppelte die Handlung ohne besondere Spannung oder wendungsreiche Ereignisse nur so vor sich hin. Als positiv denkener und neugieriger Leser hoffe ich jetzt, dass die Fortsetzung, die im Oktober 24 erscheinen soll, meine Hoffnungen erfüllen wird. Denn dieses Buch hat enorm viel Potential, das ausgenutzt werden sollte. 3 Sterne.

Bewertung vom 08.04.2024
Mühlensommer (eBook, ePUB)
Bogdahn, Martina

Mühlensommer (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Familiengeschichte voller Wärme
Gefühlvoll und warmherzig erzählt Martina Bogdahn die Geschichte von Maria, einer jungen Frau, die nach dem Hilferuf ihrer Mutter ihren Wochenendtrip abbricht, um unverzüglich nachhause zu fahren. Nach einem Unfall im Wald liegt ihr Vater verletzt im Krankenhaus. Obwohl Maria nach ihrem Schulabschluss von daheim in die Stadt floh, genießt sie jetzt das Zurückkommen, trotz der damit verbundenen schweren körperlichen Arbeit. Aber es gibt auch Probleme.
Der Roman wechselt regelmässig von der Gegenwart in die Kindheit der Protagonistin. In diesen Rückblenden erfährt der Leser, wie schwer damals das Landleben war. Es war geprägt von harter Arbeit und langen Arbeitstagen. Trotzdem war das Geld immer knapp. Familiäre Konflikte wechseln sich ab mit heiteren Begebenheiten und Ereignissen.
Dieses Buch ist eine gefühlvolle Familiengeschichte, die mich teilweise an meine eigene Kindheit erinnerte.
Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 06.04.2024
Gussie (eBook, ePUB)
Wortberg, Christoph

Gussie (eBook, ePUB)


sehr gut

Gussie – Biografie einer außergewöhnlichen Frau
Auguste Zinsser, genannt Gussie, heiratet 1919 mit 24 Jahren den 19 Jahre älteren Wittwer Konrad Adenauer. Konrad bringt drei Kinder mit in diese Ehe, das Ehepaar bekommt noch fünf weitere Kinder, von denen vier überleben. Obwohl das Paar grundverschieden ist, liebt Gussie ihren Konrad über alle Maßen. Sie engagiert sich politisch und sozial und unterstützt ihren Mann in jeder Hinsicht. Doch der aufkeimende Nationalsozialismus ändert alles.
Im Jahr 1948 liegt Gussie im Bonner Johannis-Hospital und weiß, dass ihre Tage gezählt sind. Sie nimmt Rückblick auf ihr Leben. Christoph Wortberg lässt den Leser an einzelnen Ereignissen teilhaben, die in kurzen Kapiteln erzählt werden.
Es ist ein einfühlsames und sehr berührendes Porträt einer starken und außergewöhnlichen Frau, die im Alter von nur 52 Jahren viel zu jung sterben musste. Penibel hat der Autor die Familiengeschichte um Gusssie Adenauer recherchiert und zu Papier gebracht. Dabei ist es ihm ausgezeichnet gelungen, die Protagonistin facettenreich und authentisch darzustellen.
Diese eindrucksvolle Romanbiografie hat mich sehr beeindruckt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.04.2024
Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö (eBook, ePUB)
Lausen, Bettina

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein mitreißender Roman
Im Politikunterricht erfährt die zwanzigjährige Eva erstmals von den Konzentrationslagern und den Gräueltaten der Nazis. Sie stellt ihre Eltern zur Rede. Doch diese behaupten, sie hätten davon nichts gewusst und es sei alles nur Lüge. Als überzeugte Nazis ließen sie ihre damals 4jährige Tochter beim Reichsparteitag Hitler einen Strauß Blumen überreichen. Eva will sich mit der Aussage ihrer Eltern nicht zufrieden geben. Es entwächst ein schwelender Konflikt, denn Evas Lebensbild ist erschüttert. Ihr junger Politiklehrer Johann, für den sie tiefere Gefühle entwickelt hat, rät ihr, bei einer Zeitung als Redakteurin anzufangen. Doch für eine Frau ist es in den 1950er Jahren fast unmöglich, eine Arbeit zu finden. Diese ist den Männern vorbehalten, die eine Familie zu ernähren haben.
Zwischen Johann und Eva entwickelt sich Liebe. Doch diese ist streng verboten, und zwar aus mehreren Gründen. Haben sie eine Chance und wird Eva ihren eigenen Weg gehen können, zusammen mit dem Mann, den sie liebt?
Nachvollziehbar lässt Bettina Lausen die Nachkriegszeit vor den Augen des Lesers aufleben. Sie beschreibt, wie sich die Nazizeit aus den Köpfen vieler Menschen noch nicht wegdenken ließ, denn zu intensiv wurden sie damals gedrillt. Auch Evas Vater gehört dazu. Er ist der Despot der Familie, vor dem sich auch Eva zu beugen hat. Doch sie beginnt, gegen ihn und das Denken aufzubegehren. Der einzige Lichtblick in dieser Familie ist Oma Ida. Liebevoll versucht sie, die Wogen zu glätten. Besonders hatte es mir ihr Düsseldorfer Dialekt angetan.
Zeitgemäss und perfekt an die 1950er angepasst sind die verschiedenen Charaktere gezeichnet. Die Handlung baut sich langsam auf, überrascht durch unvorhersehbare Wendungen und endet anders, als erwartet.
Ich würde mir wünschen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Denn diese Geschichte hat noch sehr viel Potential. Sehr gerne würde ich Eva auf ihrem weiteren Weg begleiten.
Diesen wundervollen, perfekt recherchierten Roman kann ich jedem historisch interessierten Leser ans Herz legen. 4 Sterne.

Bewertung vom 03.04.2024
Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
Renk, Ulrike

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit


sehr gut

Sehr empfehlenswert
Ulrike Renk führt den Leser in das Jahr 1889. Marthe wächst in den Vogesen auf einem Hof auf. Doch Julie, Marthes Mutter zieht mit ihr nach Paris, um Marthe eine Schulausbildung zu ermöglichen. Sie hat, da sie eine begabte Köchin ist, eine gute Anstellung bekommen. Marthe entdeckt ihre Leidenschaft für das Schreiben und schon bald hat sie ein klares Ziel vor ihren Augen.
Mit einem warmherzigen Schreibstil erzählt die Autorin von dem fesselnden und ereignisreichen Leben der Journalistin und Gründerin der angesehenen Kochschule Le Cordon Bleu, Marthe Distel. Wie ich es von den anderen Büchern der Autorin kenne, hat sie auch dieses Mal die verschiedenen Charaktere sehr detailliert und lebensecht beschrieben. So war es für mich möglich, mit ihnen die Gefühle teilen zu können. Durch interessante Ereignisse und Wendungen bleibt die Geschichte sehr spannend, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Mich hat diese wunderschöne Geschichte sehr berührt und mir wundervolle Lesestunden bereitet. Sehr gerne empfehle ich es weiter.
4 Sterne.

Bewertung vom 03.04.2024
Die Zeit der Kinder (eBook, ePUB)
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder (eBook, ePUB)


sehr gut

Auch Kinder haben Rechte
Lena Riess hat mit diesem Buch einen beeindruckenden Roman über das Entstehen der ersten Kindergärten geschrieben. Sie sind das Gegenteil von den üblichen Kinderverwahranstalten, in denen der Tagesablauf von Monotonie und Disziplin geprägt ist. Jetzt soll den Kleinen durch Freude beim Spielen und Ausprobieren Wissen angeeignet werden. Das ist das Ziel von Friedrich Fröbel, der sich auch gegen die "notwendige" körperliche Züchtigung stellt.
Erzählt wird die Lebensgeschichte von Friedrich Fröbel und seiner späteren Frau Luise Levin. Ihre neuartigen Erziehungmethoden finden nicht bei allen Leuten Anklang. Sie haben mit Anfeindungen und großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn zu jener Zeit wurden Kinder dazu erzogen, sich bedingungslos diszipliniert zu verhalten. Man durfte sie weder sehen noch hören.
Dadurch, dass es immer wieder Rückblicke in die Kindheits- und Studienjahre von Fröbel gibt, wird verständlich gemacht, was ihn prägte. Doch leider sorgten die vielen Sprünge in die unterschiedlichen Zeit- und Handlungsebenen dafür, dass ich sehr konzentriert bleiben musste, um den Überblick nicht zu verlieren. Da half manchmal nur ein kurzes Zurückblättern.
Es ist ein beeindruckendes Buch, das anschaulich den unterschiedlichen Umgang mit Kindern zwischen dem 19. Jahrhundert und heute beschreibt. Gerne empfehle ich es weiter. 4 Sterne.

Bewertung vom 02.04.2024
Und vor uns das Meer (eBook, ePUB)
Henning, Jule

Und vor uns das Meer (eBook, ePUB)


gut

Unterhaltsam
Unvorbereitet trifft Mette die Nachricht, dass iihre ehemals beste Freundin Josefa an Krebs verstorben ist. Kurz darauf erhält sie einen Brief von einem Notar, dem der letzte Wunsch Josefas beigefügt ist. Sie soll zusammen mit Ole, einem gemeinsamen Freund aus der Schulzeit, Josefas Asche auf Sylt verstreuen. Auf der Insel angekommen, wird Mette
von Erinnerungen überwältigt, die mit ihrer Kindheit und Sylt in Verbindung stehen. Denn hier gab es ein Kinderverschickungsheim, an das sie die schrecklichsten Erinnerungen hat. Ole steht Mette zur Seite. Durch lange Gespräche kommen sie sich langsam näher.
Dieser Roman, der aus der Sicht von Mette geschrieben ist, steht für das Schicksal der vielen Kinder, die in den 1950er bis in die 1970er zur Erholung verschickt wurden. In vielen Fällen, und das ist historisch belegt, wurden sie misshandelt und missbraucht.
Jule Henning hat diese Geschichte sehr genau recherchiert. Mit einer sensiblen und flüssigen Schreibweise führt sie durch die Handlung, in der sie die einzelnen Charaktere bildhaft gezeichnet hat.
Obwohl ich anhand des Klappentextes gehofft hatte, mehr über einzelne Schicksale der Kinder zu erfahren, hat mir dieses Buch unterhaltsame Lesestunden bereitet. 3 Sterne.

Bewertung vom 02.04.2024
Tunnel der Mutigen / Schicksalsmomente der Geschichte Bd.3
Hardinghaus, Christian

Tunnel der Mutigen / Schicksalsmomente der Geschichte Bd.3


ausgezeichnet

Unglaublich spannend
Dieses Buch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die am Tage des Mauerbaus mit ansehen muss, wie ihr Mann mutwillig von einem Grenzsoldaten der DDR erschossen wird. Der Schütze bleibt ungestraft und Lotte schwört Rache. Sie tritt einer Gruppe von erfahrenen Fluchthelfern bei und hofft, so Kontakt zu russischen Agenten zu bekommen. Diese sollen ihr dabei helfen, den Mörder ihres geliebten Mannes zu finden. Der Tunnel wird gegraben und endet im Keller von Oma Schmidtchen, die in diesem Haus einst die Wirtschaft "Kutscherpeitsche" geführt hat und es jetzt für diese gefährliche Aktion zur Verfügung stellt.
Mit einem lebendigen und pfiffigen Schreibstil schildert der Autor, wie es zu dem Tunnelbau kam, der 29 verzweifelten und mutigen Menschen die ersehnte Freiheit schenkte. Auch ist es die Geschichte einer Rache, die Lotte jahrzehntelang keine Ruhe finden lassen wird.
Die Charaktere sind vielseitig und bildhaft gezeichnet. Die Handlung mit ihren unvorhersehbaren Wendungen und Ereignissen ist unglaublich spannend und so flogen die Seiten nur so dahin.
Es ist das erste Buch, das ich von Christian Hardinhaus gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte.
5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.03.2024
Wären wir Vögel am Himmel
Litteken, Erin

Wären wir Vögel am Himmel


ausgezeichnet

Ein Roman, der unter die Haut geht
Nachdem mich der Debütroman der Autorin "Denk ich an Kiew" schon total begeistert hatte, war ich nun auf dieses Buch mehr als gespannt. Und was soll ich sagen? Dieses Buch toppt das erste sogar noch.
Die deutsche Wehrmacht hat die Rote Armee im Sommer 1941 zurückgedrängt und rückt nun selber in die Ukraine vor. Und auch sie verbreitet Angst und Schrecken. Die Nazis sind auf der Suche nach Arbeitern, die sie als Sklaven in den deutschen Waffenfabriken einsetzen können. Und so werden auch die knapp 12jährige Halya zusammen mit der 17jährigen Lilija und ihrem Cousin Slavko in einem Viehwagon nach Leipzig verschleppt.
Fern von ihren Familien und ohne zu wissen, ob sie diese jemals wiedersehen werden, müssen sie nun um ihr Überleben kämpfen.
Dieses Buch ist nicht leicht zu verdauen. Es zeigt die unvorstellbaren Gräueltaten, die den Ukrainern auch im zweiten Weltkrieg, dieses Mal im Rahmen der "deutschen Osterweiterung" angetan wurden, Dabei wurden mehr als 2,4 Millionen Männer, Frauen und Kinder in deutsche Fabriken als Zwangsarbeiter verschleppt. Sehr viele überlebten dieses nicht.
Die kurzen Kapitel, die jeweils aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählen, geben Einblick in die Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere. Mehr als einmal liefen mir Schauer des Entsetzens über den Rücken und machten mich fassungslos. Der Unbarmherzigkeit und Brutalität, der auch Halya, Lilija und Slavko über Jahre ausgesetzt waren, sind einfach nur unvorstellbar.
Dieses bewegende Buch, das Erin Litteken basierend auf den Erlebnissen ihres Großvaters geschrieben hat, ist eine Geschichte über Hoffnung und die dadurch entstehende Kraft, immer wieder von Vorne anfangen zu können. Und es ist die Geschichte einer tiefen Freundschaft.
Dieser Roman, der unter die Haut geht, ist jedoch für zart besaitete Leser weniger geeignet. Von mir gibt es überzeugte 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.