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LaNasBuchclub

Bewertungen

Insgesamt 113 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2023
Sturmhöhe
Brontë, Emily

Sturmhöhe


ausgezeichnet

Die in Leinen gebundene und mit Goldfolienprägung ausgestaltete Ausgabe vom Nikol-Verlag ist ein wirklicher Hingucker im Regal und das zeitlose Design hat es mir durchaus angetan. Vermutlich in Anpassung an das kompakte Format, ist die Schriftart relativ klein gewählt (da sind andere Ausgaben vielleicht etwas angenehmer für die Augen), dafür lässt sich das Buch aber hervorragend überall hin mitnehmen. Der Erzählung vorangestellt findet man auch einen Stammbaum der Familien Earnshaw und Linton. Das Buch ist zwar beschränkt auf einen festgelegten Kreis von Protagonisten, aber bei den Namen kommt man doch leicht durcheinander, daher war das eine sehr wertvolle Stütze beim Lesen.
Sturmhöhe wollte ich wirklich schon seit einer ganzen Weile lesen und endlich hat sich für mich der richtige Moment dafür aufgetan. Natürlich kann man sagen, dass das Warten auf den richtigen Zeitpunkt und die richtige Stimmung, um ein Buch zu lesen, nur dazu führt, dass man es vielleicht nie lesen wird, allerdings ist das in diesem Fall doch gar kein schlechter Rat. Denn Sturmhöhe ist kein Buch, dass man so nebenbei zum Lesen in die Hand nimmt. Dafür ist es zu aufwühlend, zu fordernd und ja, auch sprachlich anspruchsvoll. Ich kann also nur empfehlen, es mit der erforderlichen Zeit und Ruhe anzugehen.
Wie wohl die meisten, wusste ich vorher schon, dass die Geschichte von Catherine und Heathcliff keine schöne ist. Liebe und Hass spielen eine zentrale Rolle, aber keineswegs ist es eine Liebesgeschichte. Und obwohl ich das wusste, war es trotzdem fast überwältigend wie viel Boshaftigkeit, Grausamkeit und menschliche Niedertracht einem in diesen Zeilen begegnet. Schwierig wurde das Lesen auch dadurch, dass ich, mit Ausnahme von Nelly, keiner Figur gegenüber Sympathien entwickeln können. Normalerweise tu ich mich schwer damit Bücher zu lesen, in denen mir die Figuren so vollkommen abgehen. In diesem Fall liegt hierin aber auch der besondere Reiz. Keiner der Protagonisten ist auf dieselbe Weise, aus denselben Gründen oder ganz und gar schlecht und es ist faszinierend, wie sich diese Facetten Menschlicher Schlechtigkeit nach und nach enthüllen. Und auch wenn es keine positiven Gefühle sind, so hat die Darstellung der verschiedenen Charaktere doch sehr viele Emotionen bei mir ausgelöst. Meistens schwankte ich zwischen Abscheu und Mitleid. Besonders der Teil der Handlung über die jüngste Generation, die durch Heathcliffs grenzenlose Rachsucht mit in den Abgrund gezogen wird, hat mich nachhaltig berührt. Emily Bronte hat meisterhaft dargestellt, was Grausamkeit, Vernachlässigung und Lieblosigkeit mit Kindern anzustellen vermag.
Jetzt fragt man sich vielleicht, warum sollte man sich diese Geschichte überhaupt antun, wenn es so wenig einnehmende Aspekte gibt und dazu sage ich: Emily Brontes Erzählkünste machen es zu einer einzigartigen Leseerfahrung. Die Zerstörungskraft von Liebe und Hass wie Catherine und Heathcliff sie empfinden scheint vor der Kulisse des sturmgeplagten Gutshofs und der kargen Moorlandschaft erst richtig entfesselt zu werden. Die Handlung, Figuren und Atmosphäre sind enorm gut aufeinander abgestimmt und das kreiert beim Lesen einen Sog, dem ich persönlich sehr schnell verfallen bin. Faszinierend ist auch, wie viel sie mit nur einem einzigen Satz zu transportieren vermag. Deshalb nochmal der Hinweis das Buch nicht „mal eben nebenbei“ zu lesen, sondern so aufmerksam wie möglich. Ansonsten entgehen einem wohlmöglich noch die vielen Feinheiten, die teilweise in einem einfachen Nebensatz Erwähnung finden.
Auch sehr geschickt ist die Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird. Der erste Erzähler, Mr. Lockwood, hat im Grunde einen ähnlichen Kenntnisstand wie der Leser und führt an die Schrecken und Geheimnisse von Wuthering Heights und dem Herren Heathcliff heran. Ellen Dean, die Haushälterin übernimmt den Großteil der weiteren Erzählung und das ist ein Gewinn, denn die Grausamkeiten durch die Perspektive einer freundlichen und zur Empathie fähigen Person zu erleben, macht es um einiges erträglicher.
Schließlich hat Sturmhöhe mir auch sprachlich sehr gefallen. Man muss sich vielleicht zunächst an die Ausdrucksweise gewöhnen, doch die Übersetzung von 1938 ist toll und jeder der gerne zu britischer Literatur des 19.Jh. greift, oder im Allgemeinen zu älteren Klassikern, wird das mit Sicherheit zu schätzen wissen.

Bewertung vom 03.02.2023
Anne Frank Tagebuch
Frank, Anne

Anne Frank Tagebuch


ausgezeichnet

Zum Inhalt dieses weltberühmten Buches muss man wohl nicht viel sagen, ist Anne Frank doch vielen Menschen heutzutage ein Begriff. In einem Tagebuch, dass sie zu ihrem 13. Geburtstag geschenkt bekam, hielt das jüdische Mädchen fest, wie sich ihr Leben und das ihrer Familie in den Kriegsjahren ab 1942 veränderte. In ständiger Sorge vor der wachsenden Bedrohung durch die Judenverfolgung beschließt die Familie Frank gemeinsam mit einer befreundeten Familie unterzutauchen. Das Hinterhaus der Firma, die Herr Frank, Annes Vater, bis vor kurzem geleitet hat, wird zum gut getarnten Versteck umgebaut und soll fortan der neue Lebensmittelpunkt der 7- (später 8-) köpfigen Gruppe werden.
Während des Untertauchens wird ihr Tagebuch schnell zu Annes engstem Vertrauten und sie beginnt ihr Leben im Versteck ausführlich zu dokumentieren. Man ließt viel über ihre alltäglichen Beschäftigungen zwischen Lernen und Haushalt, über die unzähligen Konflikte zwischen den Hinterhausbewohnern, die das Leben auf engstem Raum so mit sich bringt, aber auch von Annes ganz persönlichen Gefühlen, Gedanken und Sorgen, die sie Tag für Tag umtreiben.
Hinsichtlich des Inhalts verzichte ich darauf eine Bewertung abzugeben. Dieses Buch lässt sich nicht so rezensieren, wie jedes andere beliebige Buch auch. Wie denn auch? Die Autorin war im Begriff ihre schriftstellerischen Fähigkeiten erst zu entwickeln und auch von einer Handlung im traditionellen Sinn kann man keineswegs sprechen. Und obwohl Anne Frank später beschlossen hat, ihre Worte für eine zukünftige Veröffentlichung zu nutzen, ist und bleibt es doch das Tagebuch eines 13 jährigen Mädchens.
Es ist ein befremdliches Gefühl, so intensiv in die intimsten Gedanken einer Person einzutauchen, einen Menschen so unverfälscht kennenzulernen. Ich fand es nicht ganz einfach damit umzugehen. In diesen Seiten steckt außerdem so viel von Annes Persönlichkeit, man erhält dadurch ein so unfassbar reales Bild von ihr, wie es keine Biographie der Welt hätte schaffen können. Umso mehr brach mir jedes Mal das Herz, wann immer sie über ihre Zukunft sinnierte und von einer Zeit nach dem Krieg schrieb. Das Wissen, was mit ihr und all den Bewohnern des Hinterhauses wurde, verleiht jedem Wort ein enormes Gewicht. Dieses Tagebuch ist wahrlich keins, dem man sich zwischendurch mal eben so eben widmen kann (oder sollte). Es ist ein literarisches Mahnmal an die Gräuel der NS-Zeit und hat als Zeitzeugenbericht einen unschätzbaren Wert.
Abschließend noch ein paar Worte zu der Hörbuchausgabe aus dem Argon Verlag. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung (was mir sehr wichtig war) und kommt in der Dauer auf etwa 10 ein halb Stunden. Gelesen wird es von Fritzi Haberlandt.
Logischerweise muss man in der Hörbuchausgabe auf die begleitenden Fotos der Familie Frank verzichten (Printausgabe aus dem Fischer Verlag), was durchaus ein wenig schade ist, jedoch hat das Hörbuch durch seine Sprecherin eine ganz eigene Stärke. Ist es bereits sehr intim die Tagebucheinträge zu lesen, wird es noch um einiges intensiver sie zu hören. Fritzi Haberlandt’s Darstellung haucht den Worten Leben ein, macht alles irgendwie noch persönlicher; noch eindringlicher. Anfangs hab ich mich ein wenig an dem leicht kindlichen Einschlag der Stimme gestört. Sehr bald jedoch war es beinahe, als würde man der Autorin selbst dabei lauschen, wie sie ihre Einträge vorließt. Wie gesagt, als würden die Worte lebendig.
Als Hörerlebnis war diese Erfahrung wirklich einzigartig.

Bewertung vom 29.01.2023
Horvath auf der Flucht / Lehrer Horvath ermittelt Bd.3
Hofmann, Marc

Horvath auf der Flucht / Lehrer Horvath ermittelt Bd.3


sehr gut

„Horvath auf der Flucht: Des Lehrers dritter Fall“ ist die Fortsetzung der humorvollen Krimi Reihe von Autor Marc Hofmann, in dem der kauzige Deutschlehrer und erprobte Hobbydetektiv Horvath vor neue unerwartete Herausforderungen gestellt wird.
Im Grunde hat dieser nämlich schon genug damit zu tun sich mit den Irrungen und Wirrungen des digitalen Zeitalters herumzuschlagen. Ginge es nach ihm, würde er sich mit Handy, Moodle, TikTok und Co. gar nicht weiter auseinandersetzen, aber die Corona-Pandemie zwingt ihn dazu seinen modus operandi beim Unterrichten anzupassen.
Das müsste reichen, um auch den hartgesottensten Pädagogen ins Schwitzen zu bringen, aber auf Horvath wartet auch noch ein Gerichtsprozess. Der Vater eines Schülers möchte ihm anscheinend das Leben schwer machen. Doch als genau dieser Vater plötzlich erschlagen auf dem Boden seiner Arztpraxis liegt, fangen Horvaths Probleme erst richtig an.
Für den leitenden Kommissar Masic scheint die Lage eindeutig: Horvath hatte sowohl die Gelegenheit als auch das Motiv für die Tat. Dass es sich bei dem Lehrer zufällig um den Bruder seines erklärten Erzfeindes handelt, ist für ihn nur ein günstiger Zufall. Horvath hingegen ist ganz und gar nicht willens für eine Tat verurteilt zu werden, die er nicht begangen hat und entschließt kurzerhand seine eigenen Ermittlungen anzustellen.

Für mich war „Horvath auf der Flucht“ das erste Buch von Marc Hofmann und auch die erste Geschichte aus dieser Reihe, die ich gelesen habe. Die Handlung ist in sich abgeschlossen und obwohl es natürlich einige Anspielungen auf die ersten beiden Fälle von Horvath gibt, hatte ich keine großen Schwierigkeiten mich in der Geschichte zurechtzufinden.

Der Schreibstil ist locker und flüssig, versehen mit einem guten Schuss Humor. Man liest in der Ich-Perspektive Horvaths und dass ist auch sehr erfreulich, weil man dadurch schnell ein Gefühl für seinen Charakter bekommt. Etwas schrullig, etwas eigen, aber doch sehr liebenswert. Besonders die Interaktionen mit seinen Schülern haben mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Obwohl er selbst eher auf der konservativen Seite steht, von legerer Sommerkleidung und Anglizismen nicht viel hält, ist er doch stets bemüht seine Schüler zu verstehen. Gut gefallen hat mir auch, dass Horvath für scheinbar jede Situation das passende Buchzitat parat hat. Eben ganz und gar Vollblut-Deutschlehrer. Er ist auf jeden Fall eine Figur mit Wiedererkennungswert.
Neben seiner Berufung als Pädagoge, hat Horvath allerdings auch ein geübtes Händchen, was Kriminalfälle betrifft. Man müsste meinen, Pädagogik und Detektivarbeit, das passt doch vorne und hinten nicht. In diesem Fall funktioniert es aber recht gut. Ich fand es sehr amüsant Horvath dabei zu folgen, wie er Beweisproben sammelt, Leute befragt und seine Schlüsse zieht. Besser wurde es nur durch die tatkräftige Unterstützung seiner Schüler.

Die Handlung hat mir auch gut gefallen. Ich würde die Reihe definitiv eher im Bereich Cozy Crime sehen, denn die Ereignisse entwickeln sich doch eher gemächlich und bei der charmanten Atmosphäre kommt keine extreme Spannung auf. Dennoch ist der Fall gut durchdacht und das Miträtseln macht Spaß.
Bei diesem Buch zeigt sich mal wieder, die Kombi machts. Unterrichtsalltag meets Mordermittlung funktioniert besser als gedacht und der außergewöhnliche Ermittler ist das Tüpfelchen auf dem i. „Horvath auf der Flucht“ war ein Zufallsfund, über den ich mich echt freue und ich werde definitiv Teil 1 und 2 der Reihe nachholen.

Bewertung vom 27.01.2023
Twisted Dreams / Twisted Bd.1
Huang, Ana

Twisted Dreams / Twisted Bd.1


gut

Wieder nur ein ungerechtfertigter BookTok-hype oder doch so gut wie alle sagen? „Twisted Dreams“ von Ana Huang hat es mir nicht leicht gemacht, diese Frage zu beantworten. Einerseits fand ich das Buch echt catchy und unterhaltsam, andererseits gab es einige Dinge, die wirklich nicht gut waren.
Es ist kein Geheimnis, dass „Twisted Dreams“ aus den sozialen Medien nicht wegzudenken ist und Alex Volkov nicht selten als der perfekte Bookboyfriend ausgezeichnet wird. Entsprechend neugierig war ich also auf dieses Buch.
Das Cover der im LYX-Verlag erschienen Neuauflage gefällt mir im Großen und Ganzen ganz gut. Vielleicht eine Spur zu unscheinbar, gefällt mir das Design doch besser, als bei den bisher erschienenen Covern.
Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ana Huangs Art zu Erzählen ist sehr locker und leichtgängig und so habe ich ohne Probleme in die Geschichte starten können. Etwas unausgewogen fand ich allerdings die Beschreibungen innerhalb der Szenen. Während Alex‘ Aussehen, seinem Auto, seiner Haltung, Wohnung etc. sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, blieben viele andere Aspekte sehr blass im Vergleich. Bisschen weniger Alex Volkov Show hätte es für mich auch getan.
Schade fand ich außerdem, dass die ganze emotionale Entwicklung von Ava und Alex nicht wirklich packend erzählt wurde. Ja, es gibt sehr viele spicy scenes, der Part hat sich ohne Probleme aufgebaut und entwickelt. Aber ich finde Romance lebt von diesen Momenten, in denen man als Leser miterlebt, wie sich die Protagonisten einander emotional näherkommen. Doch statt tatsächlich mal solche Szenen zu lesen, z.B. die nächtelangen Gespräche oder Dates, die wohl über Wochen stattfinden, wird überwiegend nur beiläufig erwähnt, dass das stattgefunden hat. Ich hatte daher oft das Gefühl entscheidende Interaktionen zwischen Alex und Ava verpasst zu haben.
Hinsichtlich der Charaktere und der Handlung habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Autorin einfach zu viel unterbringen wollte. Auch hier muss ich wieder einmal Alex als Beispiel heranholen. Er ist einfach zu ideal. Erfolgreicher CEO, Multimillionär mit überdurchschnittlichem IQ und außergewöhnlicher Gedächtnisleistung, seit er 14 ist leitet er de facto die Familiengeschäfte, sein Studium hat er natürlich als schnellster abgeschlossen (natürlich auch mit Bestleistungen), alle respektieren und fürchten ihn, er hat keine Angst vor gar nichts (nicht einmal vor Bären), zeigt nie auch nur eine Emotion, ist quasi Christian Grey 2.0. – die Liste könnte unbestimmt lang weitergehen. Mit seinem allesbestimmenden Streben nach Rache präsentiert er sich wie ein Möchtegern Batman, nur weniger cool und von der unauthentischen Sorte. Selbst seine „Schattenseiten“ wirken zu ideal. Da fehlen mir insgesamt die Ecken und Kanten, um aus ihm einen glaubhaften Charakter zu machen.
Ava ist – wie könnte es anders sein – das genaue Gegenteil. Total liebenswürdig, fürsorglich und trotz traumatisierender Vergangenheit ein Sonnenschein. So wird sie einem vorgestellt und am Anfang kam das auch richtig gut rüber. Auch ihre Charakterentwicklung (besonders zum Schluss) fand ich sehr schön mitzuverfolgen. Dann wiederrum hat die Autorin es aber nicht so wirklich konsequent durchgezogen mit dem Sunshine-Image. Teilweise fand ich ihr Verhalten sogar etwas widersprüchlich zu ihrer ursprünglichen Charaktervorstellung.
Ein Gefühl von „zu viel des Guten“ hatte ich auch bei der Handlung. Man bekommt brother’s best friend; Nachbar-Romance; traumatische Vergangenheit; grumpy-/sunshine; den unantastbare CEO, der keine Beziehungen führt; den düsteren, kriminellen Twist; den Psycho-Ex – auch hier ließe sich die Liste fortsetzen. Die Ansätze sind alle für sich ganz gut, aber daraus geworden ist so eine bestenfalls halbgare Sache und nur die wenigsten Komponenten wurden überzeugend ausgearbeitet. Dazu kommt, dass die Handlung wirklich sehr vorhersehbar war. Es war spannend und der düstere Touch hat mir gefallen, sodass ich darüber hätte hinwegsehen können. Doch dann hat die Autorin sich dafür entschieden, die Szenen in den entscheidenden Momenten in eine Richtung abdriften zu lassen, die mich schmerzhaft an „daily Soap“ erinnerte.
Mein abschließendes Fazit ist, wie man unschwer schlussfolgern kann, gemischt. Bei BookTok Hypes bin ich eher vorsichtig mit meinen Erwartungen. Lieber lasse ich mich positiv überraschen, als direkt mit hohen Erwartungen an ein Buch heranzugehen, um enttäuscht zu werden. „Twisted Dreams“ hat mich also auf keinen Fall enttäuscht, aber um auf den hype-train aufzuspringen, hat es nicht gereicht. Dafür hat für mich einfach zu viel nicht richtig gepasst. Trotz allem kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass die Reihe so viele Fans hat. Die Idee ist cool, der Schreibstil erlaubt es, sich schnell in der Geschichte zu verlieren und der Unterhaltungsfaktor ist da. „Twisted Dreams“ ist zwar nicht mein neues Lieblingsbuch, aber ich freu mich es endlich mal gelesen zu haben. Ich lande alles in allem bei 2.5 Sternchen.

Bewertung vom 25.01.2023
Kopfarbeit
Vajkoczy, Peter

Kopfarbeit


ausgezeichnet

„Kopfarbeit“ liest sich wie eine Liebeserklärung an die Neurochirurgie und an das menschliche Gehirn. Dabei geht es keineswegs darum den Mythos der „Halbgötter in Weiß“ weiter zu nähren, sondern vielmehr darum dem Leser einen ganz realistischen Einblick in dieses chirurgische Kunsthandwerk zu bieten. Man bekommt nicht nur hochinteressante Einblicke in die Anatomie und Funktionsweise des Gehirns, sondern lernt auch die verschiedensten Krankheitsprofile kennen und erfährt wie enorm risikoreiche Eingriffe durch das Zusammenwirken modernster Technologien und bestens aufeinander abgestimmten Hochleistungsteams erst möglich gemacht werden.
 Das Tor in diese faszinierende Welt wird uns geöffnet von Autor Prof. Dr. Peter Vajkoczy. Der Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Berliner Charité gehört zu den renommiertesten Neurochirurgen weltweit und erzählt hier anhand von ausgewählten Beispielen aus seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung von den schlimmsten und den schönsten Seiten der Neurochirurgie.

Für ein Sachbuch hat mir der Schreibstil wirklich außergewöhnlich gut gefallen. Besonders bei den Beschreibungen der verschiedenen Operationen habe ich nicht selten den Atem angehalten, weil ich so mit dem Team, vor allem aber mit den Patienten mitgefiebert habe. Die Atmosphäre im Operationssaal war so greifbar und mitreißend. Es gab Passagen, die sich wirklich so spannend gelesen haben wie eine True Crime Erzählung.
Natürlich wird man auch regelmäßig mit fachspezifischen Ausdrücken konfrontiert, aber Prof. Dr. Vajkoczy erklärt sehr verständlich und präzise anatomische Besonderheiten, chirurgische Instrumente, medizinische Gerätschaften und die einzelnen Abläufe während des chirurgischen Eingriffs. Als medizinische Laie habe ich wirklich eine Menge lernen können.
Schließlich hat mich dieses Buch auch sehr durch seine Emotionalität und Nahbarkeit beeindruckt. Ganz entgegen dem gängigen Klischee des selbstsüchtigen Rockstar-Chirurgen stehen hier zu jedem Zeitpunkt Demut, Verantwortungsbewusstsein, Teamwork und Selbstreflektion im Vordergrund. Immer wieder verdeutlicht Prof. Dr. Vajkoczy, dass die Neurochirurgie keine One-Man-Show ist, sondern jeder individuelle Eingriff der Mammutleistung einer ganzen Gruppe hochspezialisierter Fachkräfte entspricht. Und obwohl man durchaus etwas über seinen persönlichen Werdegang erfährt und auch den Menschen hinter dem weißen Kittel ein wenig kennenlernen darf, wird allen Beteiligten z.B. den Pflegekräften, Anästhesisten, Kollegen etc. Aufmerksamkeit und Hochachtung entgegengebracht. Allem voran, und auch das hat mich sehr berührt, legt Prof. Dr. Vajkoczy sein Hauptaugenmerk beim Erzählen auf seine Patienten. Er stellt dem Leser jeden Patient, jede Patientin vor. Damit meine ich nicht den Tumor, das Aneurysma oder in anderen Worten das medizinische Profil, sondern immer erst den Menschen. Man bekommt die Gelegenheit sie kennenzulernen, ihr Leben, ihre Angehörigen und ihre Persönlichkeit und gerade deshalb hat mich jeder Erfolg und jede Niederlage beim Lesen auch zutiefst berührt.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass „Kopfarbeit“ mich schwer beeindruckt und enorm begeistert hat. Die Faszination für die Neurochirurgie und die Komplexität des menschlichen Gehirns und Nervensystems ist definitiv auf mich übergesprungen und die Leseempfehlung für dieses Buch ergibt sich ganz von selbst.

Bewertung vom 23.01.2023
Der seltsame Fall der Alchemisten-Tochter
Goss, Theodora

Der seltsame Fall der Alchemisten-Tochter


sehr gut

Mit dem Tod ihrer Mutter steht Mary Jekyll vor dem Nichts. Das Einkommen der Familie ist versiegt, alles Wertvolle im Haus verkauft, das Personal ist entlassen und das letzte Geld mühselig zusammengekratzt. Doch als Mary höchst unerwartet über eine Spur stolpert, die sie zu dem berüchtigten Edward Hyde führen könnte, scheint sich ihr Blatt auf einmal Wenden. Die junge Frau weiß nicht viel über den ehemaligen Freund und Mörder ihres Vaters, aber die Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt wurde, ist Anreiz genug, um sich mit dem Schatten aus ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Aber schon bald stößt sie auf die Spuren einer geheimen Gesellschaft machthungriger Wissenschaftler und lernt die monströsen Ergebnissen ihrer Forschung kennen.

Ich fand die Idee von der Geschichte, diese Verstrickung vieler literarischer Klassiker ungemein spannend und hatte deshalb große Lust den Auftakt zur Athena-Club Trilogie zu lesen. Und auch wenn mich das Buch nicht zu 100% abholen konnte, hat es doch eine Menge Potential zu unterhalten. Der Schreibstil ist leichtgängig und fesselnd, innerhalb der ersten Seiten zeigt sich aber bereits, dass dieses Buch etwas anders erzählt wird. Die Seiten sind nämlich gespickt mit kürzeren oder längeren Kommentaren – teilweise kann man fast von Dialogen sprechen – der Protagonistinnen, die sich zum Geschehen äußern. Es ist definitiv mal was anderes und das war zweifellos ein mutiger Schritt der Autorin, denn ich kann mir vorstellen, dass das nicht jedermanns Fall ist. Ich persönlich fand diese Einwürfe gewöhnungsbedürftig, irgendwann wurden sie aber zum selbstverständlichen Bestandteil des Lesens und waren sogar recht amüsant.

Das tolle an diesem Buch war wirklich die Verknüpfung der einzelnen Klassiker. Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Sherlock Holmes, Dracula, Frankenstein, Rappaccinis Tochter, die Insel des Dr. Moreau – da kam ganz schön was zusammen. Trotzdem ist es Autorin Theodora Gross wirklich gut gelungen sie alle auf glaubhafte und kreative Weise miteinander zu verknüpfen. Ich fand schön, wie jede Protagonistin eine Hintergrundgeschichte bekommen hat und basierend darauf so als Figur ausgearbeitet wurde, dass sie glaubhaft und authentisch rüberkommt. Der Athena Club wirkt wirklich toll und ich glaube, dass auch die Fortsetzungen beim Lesen viel Spaß machen werden.

Etwas schwächer fand ich in diesem Auftaktband der Reihe die Handlungsentwicklung. Obwohl sie mir per se echt gut gefallen hat und auch die Ermittlungen in den grausamen Mordfällen wirklich spannend waren, gab es zwischenzeitlich ein paar Längen, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Zudem kam der Spannungshöhepunkt für meinen Geschmack ein wenig zu früh, sodass die letzten Seiten eher einem entspannten Auslaufen der Geschichte glichen. Ich verstehe, was die Intention der Autorin dahinter war, besonders mit Blick auf die Fortsetzung, allerdings hat sich das Ende dieses Teils dadurch ein wenig in die Länge gezogen angefühlt.

Abgesehen von diesen kleineren Kritikpunkten hat es einfach richtig Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Die Figuren sind toll ausgearbeitet und prima aufeinander abgestimmt, es gibt spritzige Dialoge und eine Menge Humor und nach diesem ersten Abenteuer des Athena-Clubs hätte ich definitiv Lust zu lesen, was die Fortsetzungen noch zu bieten haben.

Bewertung vom 17.01.2023
Das letzte Vermächtnis
Jakob, Ernst

Das letzte Vermächtnis


ausgezeichnet

„Das letzte Vermächtnis – Ein Jill Carter Thriller“ von Ernst Jakob ist ein Thriller-Volltreffer! Dieses erste Abenteuer der Titelheldin ist eine atemberaubende und rasante Schnitzeljagd, die von der ersten Seite an zu fesseln weiß und im Leser die Begeisterung für antike Geschichte erweckt. Es erinnert an die knallharten Abenteuer von Dan Browns Romanhelden Professor Robert Langdon und kombiniert es mit dem rauen Charme einer Indiana Jones Erzählung. Doch statt des typischerweise männlichen Hauptcharakters wartet dieser Thriller mit einer starken, intelligenten und faszinierenden Heldin auf, die absolut mitreißt.
Jill Carter, ihres Zeichens Vollblut-Archäologin und Nachfahrin von keinem geringeren als Howard Carter höchstpersönlich, ist im Begriff den Fund ihres Lebens zu machen, als die brutale Entführung einer jungen Frau Ereignisse ins Rollen bringt, die ihre Anwesenheit in Alexandria erfordern. Alte Bekannte und neue Freunde tun sich zusammen, um den Entführern ein Schnippchen zu schlagen, als sich langsam enthüllt, wohinter diese tatsächlich her sind. Jill Carters Gegner sind skrupellose Grabräuber und nicht weniger als das Schicksal der Menschheit könnte von dem Erfolg ihres Vorhabens abhängen.
Ich wurde beim Stöbern durch eine sehr begeisterte Rezension auf dieses Buch aufmerksam. Eine taffe Protagonistin, verborgene Artefakte und ein Wettlauf gegen die Zeit? Klingt auf anhieb sehr überzeugend und nach wenigen Seiten war es schon um mich geschehen. Der Schreibstil, bildhaft und fesselnd, hat es mir einfach zu leicht gemacht mich in der Geschichte zu verlieren. Die Handlung führt die Figuren zu den verschiedensten Orten und jeden einzelnen konnte ich mir vorstellen, als wäre ich gerade selbst dort. Jede Ausgrabungsstätte, jede Insel und jede Kirche erwacht hier zum Leben. Das war beim Lesen wirklich toll.
Die Charaktere, sowohl Haupt- und Nebenfiguren sind super herausgearbeitet und ich hatte erstaunlich schnell ein Gefühl für die Persönlichkeiten, denen man im Rahmen dieser Geschichte folgt. Jill Carter ist eine Romanheldin, der man sich nur schwer entziehen kann und ich wäre sehr froh, wenn sie in Zukunft noch weitere Abenteuer zu meistern bekommt.
Über die Handlung will ich nicht allzu viel verraten, außer vielleicht, dass sie einem selten Gelegenheit zum Durchatmen lässt. Es bleibt allzeit temporeich und spannend. Der Autor muss enorm viel Zeit in die Planung seiner Handlung gesteckt haben, denn die Ereignisse überschlagen sich immer wieder aufs Neue, führen zu großen Enthüllungen und halten einen in Atem, ohne dass es ins Absurde abdriftet. Am Ende bleiben keine Ungereimtheiten oder offenen Fragen, nur ein spektakuläres Finale.
Die Spielorte, insbesondere aber die historischen Hintergründe wurden sehr gut recherchiert und glaubhaft in die Geschichte eingefügt. Tatsächlich konnte ich noch die ein oder andere Sache lernen, beispielweise durch die aufregenden antiken Erfindungen, die in die Geschichte eingearbeitet wurden. So wird man beim Lesen quasi selbst zum Entdecker. Jakob hat hier wirklich auf brillante Weise Fakt und Fiktion in Einklang gebracht.
Alles in allem ist „Das letzte Vermächtnis“ ein sehr starker Thriller, der mich bestens Unterhalten hat. Selbst Leser, die nicht wirklich in diesem Genre unterwegs sind, sollten diesem Buch definitiv eine Chance geben.

Bewertung vom 17.01.2023
The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?


ausgezeichnet

„The man I never met“ ist der erste zeitgenössische Roman von Autorin Elle Cook und erscheint am 14.Februar 2023 bei Rütten & Loening Berlin.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, dieses Buch zu beschreiben. Der Klappentext, besonders die Idee, dass sich die Protagonisten auf so ungewöhnliche Weise näherkommen, hat mich gleich angefixt und ich hatte große Lust diese Geschichte zu lesen. Dabei habe ich die ganze Zeit mit einer lockeren, charmanten und humorvollen Handlung gerechnet, doch zwischen den farbenfrohen Buchdeckeln befand sich ungleich viel mehr. Auf keinen Fall habe ich erwartet, dass mich dieses Buch auf die beste-schlimmste Weise leiden lassen würde. Ich hab so viel mit den Protagonisten mitgefiebert und mitgelitten, mich geärgert und gefreut, das hats zu einer unglaublich tollen Leseerfahrung gemacht.
Tatsächlich entwickelt sich die Geschichte von Hannah und Davey in den ersten Kapiteln ganz genauso, wie ich es erwartet hatte. Es ist ungemein mitreißend und romantisch, wie die beiden einander kennenlernen und trotz der Distanz sehr nahekommen. Diese romantische Leichtigkeit ist allerdings nur von kurzer Dauer. Ich will ungern mehr zu der Wendung und weiteren Handlung verraten, um den Überraschungseffekt nicht zu verderben also sag ich nur das: Der Herzschmerz überfällt einen blitzartig, wie eine schwere Krankheit, nur um mühevoll und Seite für Seite durch Worte geheilt zu werden.
Das Ende war zwar unendlich kitschig und würde bestimmt jede Hallmark-Love-Story in den Schatten stellen, aber nachdem einem beim Lesen das Herz immer und immer wieder in kleine Stücke gerissen wird, war das genau das richtige, um die Geschichte abzuschließen.
Natürlich ist eine packende Story nur die halbe Miete. Schreibstil und Figuren haben ihr übriges getan. Elle Cook hat ein gutes Gespür dafür Emotionen einzufangen und rüberzubringen und hat dabei eine so locker-leichte Erzählweise, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Geschrieben ist die Geschichte in der ich Perspektive, wobei man als Leser die Gelegenheit bekommt, aus der Sicht von Hannah als auch von Davey zu lesen. Zwar ist der Erzählanteil von Hannah deutlich größer, die Davey-Kapitel waren aber gut platziert und haben sich sehr gut in das Gesamtgefüge der Handlung eingefügt. Ich fand diese Wechsel super, weil man dadurch beide Protagonisten mit all ihren Gefühlen, Ängsten und Beweggründen viel besser kennenlernt. Da die beiden einander – ganz im Sinne des Titels – lange Zeit nicht begegnen, wird es dem Leser dadurch auch ermöglicht nachzuvollziehen, was bei Hannah und Davey tatsächlich passiert.
Hannah fand ich als Protagonistin super. Sie wirkt klug, nahbar und ist allgemein sehr sympathisch. Alles gute Voraussetzungen, um beim Lesen mit ihr mitzufiebern. Für mich waren aber ihre Ecken und Kanten ungleich spannender. Sie hat doch einige Charakterschwächen und, ich will nicht lügen, einige ihrer Entscheidungen haben mich wirklich schwer geärgert, aber umso besser war es dann zu lesen, dass sie aus ihren Fehlern was für sich gelernt hat. Sie ist durchaus reflektiert und man kann mitverfolgen, wie sie als Person wächst.
Dasselbe lässt sich im Grunde genommen auch über Davey sagen. Er ist so mühelos attraktiv, selbstbewusst und sympathisch, doch im Laufe der Geschichte lernt man noch ganz andere Seiten an ihm kennen. Auch er muss Hürden überwinden und an den Herausforderungen des Lebens wachsen.
Ich konnte auf jeder Seite dieses Buches spüren, wie viel Herzblut die Autorin in diese Geschichte hat einfließen lassen und nach dem Lesen des Nachworts hat sich dieses Gefühl nur bestärkt. Sehr eindringlich und zutiefst persönlich erzählt Elle Cook was sie zum Schreiben von „The man I never met“ bewogen hat und ich kann wirklich nur jedem, der dieses Buch liest oder lesen will, nahelegen auch dem Nachwort die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.
Abschließend bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass „The man I never met” jetzt schon ein Jahreshighlight ist und ich es wirklich nur wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 11.01.2023
Mister Park Lane / Mister Bd.4
Bay, Louise

Mister Park Lane / Mister Bd.4


gut

„Mister Park Lane“ ist nun der vierte Teil aus Louise Bays beliebter Mister-Reihe und erzählt die Geschichte von Joshua und Hartford. Letztere war als Ärztin im Ausland stationiert, bis es an der Zeit für sie ist nach London zurückzukehren. Und auf einmal läuft so gar nichts nach ihrem Plan. Hartfords Mutter ist es zu verdanken, dass sie die erste Zeit ausgerechnet bei Joshua Lucas unterkommen soll. Der Joshua Lucas, der seit ihren Teenager Jahren der beste Freund ihres Bruders war. Den sie hinter sich lassen musste, obwohl sie damals schrecklich verknallt in ihn war.
Aber was solls, sind ja nur drei Monate! Und es besteht kein Grund sich das Leben wegen einer längst vergangenen Jugend-Romanze unnötig schwer zu machen, oder? Dabei stellt sich für Hartford schnell heraus, dass sie vielleicht doch nicht so über Joshua hinweg ist, wie sie es sich einzureden versucht hat.
Nachdem mich die bisherigen Teile der Reihe total abholen konnten, wollte ich selbstverständlich lesen, wie es mit Joshua’s Geschichte weiter geht. Leider muss ich aber sagen, dass „Mister Park Lane“ mich insgesamt nicht ganz so begeistern konnte.
Der Schreibstil von Louise Bay ist natürlich wie gewohnt toll. Ihre lockere, emotionale und einnehmende Art Liebesgeschichten zu erzählen, wird nie langweilig und war in diesem Band auch der treibende Faktor für mich, um weiter dran zu bleiben. Erneut gestattet sie ihren Leser/innen Einblicke in die Gefühlswelt beider Protagonisten. Das gefällt mir persönlich immer ganz gut, weil dadurch beide Charaktere viel nahbarer werden und man irgendwie auf beiden Seiten mitfiebern kann. Nur leider habe ich dennoch keine wirkliche Sympathie für Joshua oder für Hartford aufbauen können. Beide wirkten auf mich eher emotionslos und auch wenn die Chemie zwischen ihnen durchaus erkennbar war, hat es mich nicht wirklich packen können; das Knistern war bestenfalls lauwarm.
Auch die Handlung konnte mich dieses Mal nur bedingt in den Bann ziehen. Mir hat zwar gefallen, dass die Autorin versucht hat sich an einige wichtige Themen heranzutasten, die Ausarbeitung ist dabei jedoch nicht ganz so überzeugend geworden. Darüber hinaus wurde für mich viel von den unnötig hervorgerufenen Dramen überschattet. Natürlich braucht jede gute Romance ein gewisses Maß an Drama, aber für gewöhnlich schafft Louise Bay, dass es sich stimmig und für die Charaktere echt an fühlt. Mit Hartford und Joshua wirkte es leider sehr konstruiert und flach.
Alles in allem hat mir die Grundidee von Joshuas und Hartfords Geschichte gut gefallen, die Umsetzung hingegen nicht ganz so. „Mister Park Lane“ gehört deshalb definitiv eher zu den schwächeren Büchern der Autorin. Es ist ein gutes Buch, konnte mich aber nicht begeistern.

Bewertung vom 11.01.2023
Alle Wege führen nach Rom
Sommer, Michael

Alle Wege führen nach Rom


sehr gut

„Alle Wege führen nach Rom: Die kürzeste Geschichte der Antike“ ist ein wunderbar ausgearbeitetes Sachbuch, das sein Publikum spielerisch leicht mit anderthalb Jahrtausenden Menschheitsgeschichte bekannt macht. Ich bin erstmals durch den doch etwas ulkigen Titel auf das Buch aufmerksam geworden und als sehr geschichtsinteressierte Person, wollte ich es unbedingt mal mit diesem Werk versuchen.
In 8 gut ausgearbeiteten Kapiteln nimmt uns der Autor und begeisterte Historiker Michael Sommer mit auf eine turbulente Rundreise durch die Vergangenheit. Der flotte, einnehmende und gut verständliche Schreibstil macht es dabei sehr leicht sich zwischen den Seiten schnell zurecht zu finden. Und wer vielleicht die Sorge hat, nur einen weiteren dicken Geschichtswälzer vorzufinden, der dazu verdammt ist im Regal zu verstauben, irrt gewaltig, denn mit ca. 270 Seiten ist dieses Buch in der Tat die wohl kürzeste Zusammenfassung der Antike. Es klingt durchaus nach einer Herausforderung so viel Wissen auf so wenigen Seiten einzufangen, aber es ist dem Autor durchaus gelungen, dieses Kunststück zu vollbringen. Mir hat dieses Tempo gut gefallen, denn für ein Sachbuch ist es doch irgendwie erfrischend, dass es auch mal kurz und knackig sein kann.
Etwas überraschend war, dass der Autor einen so starken Schwerpunkt auf die politischen Entwicklungen der epochalen Abschnitte legt. Die Verknüpfung von der heutigen Zeit mit der Antike entwickelt sich hier schnell zum zentralen roten Faden, daher sollte man zum Lesen neben einem Interesse für Geschichte, auch ein wenig Interesse für politikwissenschaftliche Themen mitbringen.
Alles in allem hat mir dieses Sachbuch gut gefallen. Man konnte auf jeder Seite die Begeisterung des Autors für sein Fachgebiet herauslesen und das ist definitiv ansteckend. Wer jetzt nach etwas sucht um bereits vorhandenes Wissen zu vertiefen, wird mit dieser doch sehr kompakten Darstellung der Antike vermutlich keinen Volltreffer landen, ich persönlich fands aber super, um meine Kenntnisse ein wenig aufzufrischen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass selbst Geschichtsmuffeln sich für diese temporeiche Erzählung erwärmen könnten. So oder so ist „Alle Wege führen nach Rom: Die kürzeste Geschichte der Antike“ die Leseempfehlung alle mal wert.