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Lasszeilensprechen
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Deutschland

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Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2015
Samariter
Hoffman, Jilliane

Samariter


gut

Mehr Familiendrama als Thriller

Faith fährt nach einer misslungenen Party in einem schlimmen Unwetter nach Hause. Sie hat eigentlich schon zu viel getrunken und auch ihre Tasche bei ihrem überstürzten Aufbruch vergessen. Mitten im Nirgendwo verliert sie die Orientierung und macht eine Pause. Bis eine Frau an ihrem Fenster wie wild klopft und um Hilfe fleht. Soll sie die Tür aufmachen? Ein Blick zu ihrer Tocher auf dem Rücksicht genügt und Faith zögert. So kann sie nur noch mit ansehen, wie 2 Männer erscheinen und die Frau mitzerren. Am nächsten Tag ist Faith nicht mehr so sicher, was sie da gesehen hat und verschweigt den Vorfall. Ein großer Fehler, als sie später erfährt, dass die Frau tot ist. Faith hat immer noch Angst, mit der gesamten Geschichte herauszurücken, aber jemand anderes hat das Geschehen auch noch beobachtet...

Auch wenn man es aufgrund des Covers meinen kann, hat dieses Buch nur indirekt etwas mit der CJ Townsend Reihe zu tun, aber wer es genau wissen will, muss bis zum Epilog lesen ;-)

Den Einstieg in das Buch kann ich einfach nur als packend bezeichnen. Die Regenfahrt im Auto, diese Männer und die um Hilfe bittende Frau vor Faith Autofenster... Ich konnte mich da bildlich völlig hineinversetzen. Eigentlich ist von Anfang der Geschichte an klar, dass Faith zur Polizei hätte gehen müssen. Die Autorin schafft es aber interessanterweise, Verständnis für Faith zu schaffen und bei dem Leser die Frage zu stellen, wie er in jener Situation gehandelt hätte. Faith ist kein schlechter Mensch und möchte der Frau helfen. Aber sie hat Angst um ihre Tocher, Angst um sich und vor allem um ihre Familie. Faith ist klar, dass die Polizei herausfinden würde, dass sie betrunken Auto gefahren ist. Sie verstrickt sich nach einer Lüge immer weiter und so führt eine Unwahrheit zur nächsten. Faith ist bereits zum Anfang des Buches überfordert, sie ertränkt ihre Probleme nach dem Fremdgehen ihres Mannes in Alkohol und der Druck, den der Fall auf sie ausübt, tut das Übrige dazu bei.

Eine große Rolle spielt Faith' Tocher Maggie. Maggie ist verhaltensauffällig, sie ist vier Jahre als und beobachtete das Geschehen von ihrem Kindersitz aus. Leider hat mich diese Figur regelrecht gestört. Ich konnte mir einfach keine 4-Jährige vorstellen, die so erwachsen redet wie sie. Das kam mir einfach total unglaubwürdig vor. Schade, da ihre Mutter und Vater so vielschichtig gezeichnet waren. Wir erfahren zwar einige Gedankengänge der Täter, da einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind, aber ihr Motiv und ihre Opfer werden nur oberflächlich betrachtet. Genauso wie die Ermittler, die weitestgehend im Hintergrund bleiben.

Durch das Buch zieht sich das Thema der Zivilcourage. Es springt immer wieder zwischen der Frage nach Helfen und Nichthelfen, sowie dem Graubereich dazwischen. Schuld uns Sühne sind zentrale Aspekte, die von der ersten bis zur letzten Seite reichen. Im Vordergrund des Buches steht eindeutig Faiths Gefühlsleben, sowie ihre privaten Probleme. Ich kann nicht sagen, dass das Buch nicht spannend ist, aber der Thriller-Aspekt gerät in diesem Buch schon etwas ins Hintertreffen. Nach dem großartigen Einstieg handelt der Mittelteil von Faith und ihrer Familie. Ich denke, dass einige Thriller Fans bemängeln werden, dass diese "Drama-Passage" die Spannung zu sehr dämpfte. Der letzte Teil befasst sich dann größtenteils mit den Aussagen der Zeugen und der Verhandlung vor Gericht. Generell war ich (positiv) überrascht, dass "Samariter" nicht so brutal war. Natürlich gab es einige böse Szenen, aber die wurden nicht so ausgeschlachtet, bzw. das Ergebnis wurde nüchtern von einem Polizisten im Nachgang zusammengefasst.

Für mich ist „Samariter“ ein Familien-Drama-Thriller. Der Mittelteil hätte definitiv ein paar mehr Spannungsmomente vertragen können und das Augenmerk hätte stärker auf das Motiv der Täter gelenkt werden müssen. So wird die Mordserie zum Nebenschauplatz. Aus diesen Gründen vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 25.11.2015
Der tödliche Tanz des Monsieur Bernard
Pellissier, Marie

Der tödliche Tanz des Monsieur Bernard


sehr gut

Der 2. Pariskrimi mit Lucie, der neugierigen Gardienne, selten so oft meine Idee zum Mörder geändert

Ein Jahr ist es her, dass die Hausmeisterin Lucie in ihrem Haus am Place des Vosges ermittelt hat. Als sie bei der Reinigung in der Pariser Oper aushilft, wird der Ballettdirektor am Fuße der großen Treppe aufgefunden. Gardienne Lucie ahnt, dass es sich hierbei nicht um einen Unfall handelt und ruft Commisaire Legrand zur Hilfe, der den Fall schnellstmöglich abschließen will. Und so stellt die kleine Madame ihre ganz eigenen Ermittlungen an. Nur ein Durchdringen durch die verschworene Ballettgemeinschaft ist gar nicht so einfach...

In Anbetracht der aktuellen Ereignisse ist es wundervoll, Paris in seiner schönen Form zu erleben. Die malerische Abbildung der Stadt und der Leute gefiel mir schon in dem ersten Band um Gardienne Lucie. Diese liebenswürdige Dame arbeitet auch diesmal wieder an allen Fronten: Das Instandhalten des Hauses und dem Beilaunehalten der Bewohner und des neuen Verwalters, der Zusammenführung ihrer Familie und der Ermittlung eines neuen Falls. Dass natürlich nicht alles gleichzeitig funktioniert, ergibt sich von selbst. Auch wenn man in einigen Situation echt den Kopf über Lucie schütteln kann, hat sie viel Witz und Charme, sodass man ihr so einigen Mist gar nicht übel nehmen kann.

Commissaire Legrand ist noch schlechter auf auf Lucie zu sprechen und freut sich nicht gerade, sie am Tatort der Oper vorzufinden. Griesgrämig erlebt man den Kommissar, hat er doch einen Fall, der keiner ist. Auch seine Assistenin Aurélie, die ihm meist einen Schritt voraus ist, bereitet ihm einige Sorgen. Trotzdem ist der Monsieur le Commisaire ein sehr angenehmer Ermittler. Seine Eigenheiten und seine Zweifel gegenüber der Gardienne sind doch reichlich unterhaltsam. Dass er Herz hat, beweist er auch, als er sich kurzerhand in eine der Verdächtigen verliebt. Auch wenn Lucie und Legrand eher gegen- als miteinander arbeiten, sind sie ein sehr erfolgreiches, wenn auch bizarres Ermittlerduo.

Es ist unglaublich, ich habe wirklich selten so oft meine Vermutungen bezüglich des Mörders während eines Buches geändert. Dabei ist die Anzahl der Verdächtigen theoretisch überschaubar, aber es tauchen immer wieder neue Hintergrundinformationen auf, sodass man immer wieder seine Meinung ändert. Ein großes Lob an die Autorin, obwohl man vielleicht nicht auf den letzten Seiten den Verdacht nochmals von einen auf den anderen hätte lenken müssen, das war dann schon etwas viel.

Die Szenerie an der Oper ist sehr kulturell und gibt einen umfangreichen Einblick in die Ballettwelt. Am Anfang habe ich mich aufgrund der Vielzahl an den Personen dort etwas schwer reingefunden und mitunter dauerte mir zu lange, bis Lucie einen von ihnen wieder ein entscheidendes Detail abluchsen konnte. Für diesen ruhigen, aber sehr stimmungsvollen Kriminalroman à la französischer Miss Marple, vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 14.11.2015
Ich. Bin. So. Glücklich.
Knoll, Jessica

Ich. Bin. So. Glücklich.


weniger gut

Hat nicht viel mit dem Klappentext gemein

Ani FaNelli führt ein glückliches, glamouröses Leben und hat einen lukrativen Job bei einem New Yorker Modemagazin. Ihr reicher Verlobter Luke rundet das Bild des perfekten Lebens ab. Nur, dass Ani gar nicht so glücklich ist und ein schweres Geheimnis aus ihrer Schulzeit auf ihr lastet, welches sie nun einholt und ihr erarbeitetes Leben zerreißt.

Das ist zumindest die Zusammenfassung laut Klappentext. Es vermittelt den Anschein von einem spannenden Buch, welches sich um Anis jetziges Leben dreht. Leider korrespondiert der Inhalt des Buches kaum mit diesem Klappentext, was daran liegt, dass rund 70% des Buches sich mit Anis Schulzeit befasst. Es erinnert eher an einen Jugendroman, der am College spielt, und in dem es um eine Gruppe Jugendlicher geht. In ihrem Fokus liegen Mobbing, Drogen, Sex und Gruppenzwang, halt eine typische Collegestory.

Die Geschichte springt ständig zwischen der Gegenwart und der Collegezeit. Manchmal sind die Sprünge sehr abrupt und zusammenhangslos. Die Protagonistin Ani ist eine der unsympathischsten Protagonistinnen, die ich bisher erlebt habe. Alles was sie tut, tut sie, um andere zu täuschen oder zu beeindrucken. Sie tut selten etwas ohne Hintergedanken, ist fies und sehr derb. Ihr Hauptziel ist es, bei anderen beliebt zu sein – egal, was es koste. Natürlich muss eine Hauptfigur nicht immer sympathisch sein, aber ich hätte mir wenigstens ein paar Augenblicke gewünscht, in denen ich ihr Handeln nachvollziehen könnte.

Ein sehr zentrales Thema des Buches ist Anis Geheimnis. Es handelt sich um ein schreckliches Ereignis, welches eigentlich nur noch die Spitze von Anis Erlebnissen ist. Leider kann ich dies nicht weiter erörtern ohne zu viel zu verraten. Ani erfährt viel Leid in ihrem Leben, und durchlebt dieses nochmals, als sie in der Gegenwart bei einer Dokumentation mitmacht. Das Erlebte kann aber auch nicht mehr Anis Eigenheiten wieder aufwiegen. Ihr Mann ist mir übrigens noch unsympathischer gewesen. Er kümmert sich nur um seine Interessen und empfindet Anis Vergangenheit als Ballast, den man lieber unter den Teppich kehren sollte.

Für ein Buch, welches so wenig mit dem Klappentext zu tun hat, kann ich nicht mehr als 2 Sterne vergeben. Zeitweise hat mir das Buch kaum gefallen, im Mittelteil war es sehr mitreißend, aber halt einfach nicht das, was ich erwartet habe.

Bewertung vom 08.11.2015
Die tödliche Tugend der Madame Blandel
Pellissier, Marie

Die tödliche Tugend der Madame Blandel


ausgezeichnet

Französicher, unblutiger Krimi mit viel Flaire und Witz

Paris, Place de Vosges: Lucie ist die gute Seele und Hausmeisterin des Hauses Nr. 3. Sie mischt sich gerne in die Belange der Anwohner ein, aber diesmal bringt sie ihr ausgeprägtes Helfersyndrom in Gefahr: Sie beseitigt kurzerhand bei einer der Bewohner die Spuren eines Ehebruchs - leider wird diese Nachbarin am Folgetag tot aus der Seine geborgen. Lucie hat ein schlechtes Gewissen, hat sie doch womöglich Spuren des Täters verwischt. Die Polizei nimmt langsam ihre Spur auf und so gerät auch Lucie in Verdacht. Lucie schickt die Polizei auf eine falsche Fährte, um selbst den Täter dingfest zu machen…

Lucie arbeitet seit mehreren Jahrzehnten als Gardienne ihres Hauses. Sie weiß über alles Bescheid, was sich im Haus abspielt und übernimmt gerne Tätigkeiten, die nicht zu ihrem Aufgabenfeld gehören. Die Bewohner schätzen sie, bis auf die arrogante Bewohnerin Vanessa, die ihr das Leben schwer macht. Als diese tot aufgefunden wird, ist Lucies Ermittlerdrang trotz allem geweckt.

Die Beschreibung Paris‘ ist wirklich mit viel Liebe zum Detail. Marie Pellissier weiß es, den Leser direkt in die Stadt der Liebe zu versetzen. Das Buch schwankt zwischen einen Krimi und einem Roman, der das Familienleben von Lucie betrachtet. Dieser Mix geht in diesem Buch aber völlig auf. Auch wenn es phasenweise ruhig ist, plätschert das Buch nicht belanglos rum. Ich habe die Geschichte zu jeder Zeit gerne gelesen und auch der Fall selbst ist interessant und nicht von Anfang an vorhersehbar.

Kommissar Legrand ist wunderbar mürrisch und ein guter Kontrast zu der gutmütigen Lucie. Die vielen Nebencharaktere bekommen alle ihre eigene Geschichte, sodass sie keine gesichtslosen Figuren bleiben. Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass das Buch mal nicht mit einem Mord beginnt, sondern man die relevanten Personen und auch das Mordopfer erst einmal kennenlernt. Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben, einige Szenen sind allerdings etwas zu überspitzt und erinnern eher an eine Komödie.

„Die tödliche Tugend der Madame Blandel“ ist ein französischer Krimi mit viel Charme und Witz und beweist, dass Krimis nicht immer blutig sein müssen. Ein unterhaltsames Buch, welches man gerne an einem Sonntagnachmittag mit auf die Couch nimmt. Ich freue mich auf den nächsten Teil, der bereits in meinem Regal steht, und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 02.11.2015
Ein ganz neues Leben / Lou Bd.2
Moyes, Jojo

Ein ganz neues Leben / Lou Bd.2


gut

Konnte mich nicht berühren und kommt leider nicht an "Ein halbes ganzes Jahr" heran

Louisa Clark hatte ein halbes Jahr, um Will Traynor, der an einen Rollstuhl gefesselt war, zum Weiterleben zu bewegen. Diese Zeit hat Louisa sehr verändert und noch immer kämpft sie mit dem neuen Leben, dass sich für sie ergeben hat. Bis eines Tages eine Person, die mit Will verbunden ist, vor Louisas Tür steht und ihr Leben nochmal kräftig durcheinander bringt.

"Ein ganzes halbes Jahr" war eines meiner Lieblingsbücher der letzten Zeit. Die Geschichte erinnerte mich etwas an "Ziemlich beste Freunde" und daher musste ich bei einer Fortsetzung des Buches unbedingt zugreifen, auch wenn für mich die Geschichte eigentlich abgeschlossen war. Ich kann vorwegnehmen, dass ich mir die Fortsetzung ganz anderes vorgestellt habe. Die Stärke des Buches - nämlich kein lahmer Abklatsch des ersten Buches zu sein (was ja auch gar nicht möglich gewesen wäre) - war wohl auch gleichzeitig seine Schwäche. Natürlich begleitet man Louisa auf ihren weiteren Weg, der mitunter recht steinig ist. Sie hat sich immer noch nicht gefangen, steckt in einem miesen Job fest und besucht eine Selbsthilfegruppe. Ein Sturz vom Dach ihres Hauses erweist sich dann mit als ein Wendepunkt in ihrem Leben. Auch Louisas und Wills zum Teil recht schräge Familienmitglieder sind wieder mit von der Partie, sodass man auf alte Bekannt stößt.

Leider war das Buch nicht so emotional, wie erwartet. Ein wenig holprig gestaltete sich der Anfang des Buches. Diverse Anekdoten rund um Will, lassen ihn in diesem Buch nochmals aufleben, auch wenn er ansonsten eine eher nebensächliche Figur darstellt. Die Familienprobleme von Lous Eltern (ihre Mutter hat die Emanzipation für sich entdeckt), hätte ich für die Geschichte nicht gebraucht. Außerdem haben sich die Dialoge, vor allem innerhalb der Trauergruppe, sehr geähnelt. Vielleicht hätte das Buch auch mehr darauf eingehen sollen, wie es nun wirklich mit Louisa weitergeht, denn das Augenmerk liegt doch schon sehr auf der Person, die neu auf der Bildfläche erscheint.

Das Buch war nicht schlecht, aber nach einem perfekten ersten Band, kann so eine Geschichte einfach nie an den Vorgänfer herankommen. Louisas Geschichte mit dem Weg zu ihrem persönlichen Glück war meist recht vorhersehbar. Ich liebe Jojo Moyes Schreibstil, doch gegen Ende war er wirklich recht schnulzig. Alle einbezogenen Personen kamen nochmal zusammen und machten sie Mut; das war irgendwie zu viel des Guten.

Für mich war "Ein ganz neues Leben" ein wenig wie ein langer Epilog. Eine Geschichte, die nach Beendigung nochmal hinter die Kulissen schaut und Mut geben soll. Die Tragik und Komik, die "Ein ganzes halbes Jahr" ausgemacht haben, ging hier leider etwas unter, daher gibt es von mir 3 Sterne. Durchaus kein schlechtes Buch, aber halt auch "nur" ein schöner Frauenroman.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2015
Für immer Blue
Harmon, Amy

Für immer Blue


sehr gut

Nicht ganz das, was ich erwartet habe aber trotzdem eine schöne Suche nach dem "Ich"

Blues Echohawks Ziel ist, herauszufinden, wer sie ist und woher sie stammt. Bereits als Baby wurde sie von ihrer Mutter am Straßenrand zurückgelassen. Nachdem sie auch ihre Bezugsperson und Mentor verliert, wird Blue gänzlich zur Außenseiterin. Allein ihr Geschichtslehrer Darcy Wilson hat es ihr angetan und so zieht sie gerne mal seine Aufmerksamkeit auf sich. Durch seine ansteckende Leidenschaft für Geschichte und seine fürsorgliche Art kann er zu Blue durchdringen. Aber beide wissen, dass sie gewisse Grenzen nicht übertreten dürfen.

Wer den Klappentext liest, dürfte meinen, dass es sich um eine typische Lehrer-Schüler-Beziehungskiste handelt, deren Geschichte einen nicht sonderlich überraschen kann. Dem ist bei „Für immer Blue“ aber auf keinen Fall so! Blue ist - wie ihr Name schon andeutet- alles andere als ein gewöhnliches Highschool-Mädchen. Ihre Familienverhältnisse kann man wahrhaft als schwierig bezeichnen. Weggegeben von ihrer Mutter, wächst Blue bei Jimmy auf, der ihr die Liebe zur Natur und zum Schnitzen beibringt. Diverse indianische Legenden, die Jimmy Blue auf den Weg gegeben hat, fließen an vielen Stellen in die Geschichte ein. Die beiden Hauptprotagonisten Blue und Wilson gefielen mir gut, obwohl ich sie lieber innerhalb der Schulzeit mochte, als in der Zeit danach. Ihre gegenseitige Zurückhaltung als Schüler und Lehrer waren verständlich und nachvollziehbar, danach gab es aber einige Entscheidungen, über die ich eher der Kopf schütteln musste.

Wie angedeutet widmet sich die 2. Hälfte des Buches gar nicht der Schulzeit, sondern Blues und Wilsons Leben danach, sowie Blues Findung nach sich selbst, ihrer Vergangenheit und dem Erwachsenwerden. Das Buch umfasst eine Anzahl von Themen, wie eine Schwangerschaft, ein Mordfall oder ein Amoklauf, die aber doch recht kurz kommen und tiefer gehend behandelt werden hätten müssen. Durch die fehlende Tiefe fehlte mir die Verbindung zu dem Geschehen. In diversen Rezensionen wird bemängelt, dass der Klappentext irreführend ist. Dem kann ich zum Großteil zustimmen; die „große Liebesstory“ ist es nicht.

Das Buch entsprach zwar nicht ganz meinen Erwartungen, aber trotzdem hat es mir gefallen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieser Roman nicht plump oder abgedroschen, sondern abwechslungsreich war. Einige Themen hätten tiefer beleuchtet werden müssen, aber der locker, leichte Ton der Autorin lässt einen das Buch zügig lesen. Wer eine Reise nach dem Ich mag, geschmückt mit einer dezenten Liebesstory, wird das Buch mögen. Ich vergebe 4 Sterne für „Für immer Blue“.

Bewertung vom 18.10.2015
Verschwörung / Millennium Bd.4
Lagercrantz, David

Verschwörung / Millennium Bd.4


gut

Hälfte Larsson, Hälfte Lagercrantz

Unmittelbar nach der Rückkehr des renommierten Mathematikers Frans Balder wird dieser tot aufgefunden. Interessant ist sein Tod insofern, dass er an einem wichtigen Forschungsprojekt zur künstlichen Intelligenz arbeitete und offensichtlich seine Erfolge nicht mit der Firma teilen wollte, bei der er zuvor in den USA arbeitete. Mikael Blomkvist, dessen Karriere praktisch vor dem Aus ist, ist plötzlich an einer großen Story dran: Frans Balder hatte ihn direkt vor seinem Tod kontaktiert, um geheime Infos preiszugeben. Nun da jegliche Spur fehlt, fällt Blomkvist nur eine Kontaktperson ein, die er kontaktieren kann. Und so hinterlässt er eine kryptische Nachricht an Lisbeth Salander auf seinem PC. Diese hat gleichzeitig die NSA in höchste Aufregung versetzt, nachdem ein(e) Hacker(in) in ihr Netz eingedrungen ist…

Balders autistischer Sohn August wird Zeuge des Mordes. Er spricht zwar nicht, kann aber sehr wohl Personen zeichnen – und damit auch den Täter – und ist sehr begabt, was Mathematik angeht. Leider gibt es in den Ämtern, die sich um August Schutz kümmern sollen, ein paar offene Stellen, und so sieht sich Lisbeth gezwungen, sich der Obhut des Jungen anzunehmen.

Als bekennender Fan der Millennium-Trilogie schaffte es „Verschwörung“ gleich auf meine Wunschliste. Ich war ziemlich gespannt, auch wenn ich keine 1:1 Kopie erwartete. Ich muss sagen, dass ich den ersten Teil absolut gelungen fand. Wie in den bereits vorherigen Teilen baut sich die Geschichte allmählich auf, es werden nach und nach Verbindungen geschaffen und auch die Rolle von Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander ist glaubwürdig. So steht Millennium mal wieder kurz vor der Pleite und nur noch eine Riesenstory kann wohl ein Comeback bringen. Schwierig für Blomkvist, der sich doch vor technischen Erneuerungen sträubt, welche nun genau für den Aufschwung sorgen sollen. Währenddessen lebt Lisbeth wieder für sich zurückgezogen und zieht als „Wasp“ wieder ein paar Fäden in der Hackergemeinde. Nachdem sie wieder mal Mikaels PC ausspioniert, erhält sie so seine Anfrage um Mithilfe.

Nun zu den Punkten, die mir nicht so gut gefallen haben: Es werden viele Personen eingeführt, ja beinahe sogar zu viele. Bei einigen von ihnen habe ich mich letztens Endes gefragt, wozu sie dienten, da sie irgendwie keinen weiteren Zweck erfüllten. Die Mitte des Buches habe ich regelrecht als Cut empfunden. Vor allem Lisbeths Motive ändern sich allmählich von rein persönlichen Rachegelüsten zu recht politischen. Das passt nicht zu der Lisbeth, die mir aus der Trilogie bekannt ist. Generell wirken die beiden etwas glatter und das Geschehen weniger düster als sonst. Das zentrale Thema zur künstlichen Intelligenz und Industriespionage, verbunden mit Verschwörungen innerhalb der NSA, war mir dann doch etwas zu abgehoben. Das Ende ist mir leider viel zu sachlich. Haben Blomkvist und Salander eine Menge aufgedeckt, bleiben doch viele Fragen erst offen. Diese werden dann einfach so „abgearbeitet“ und von anderen Figuren erzählerisch beantwortet. Hier fehlte mir der investigative Part der beiden, der sonst so eine zentrale Rolle spielt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass man im ersten Part wirklich einen Stieg Larsson in den Händen hält und seine lieb gewonnen Protagonisten Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander noch einmal erleben darf. Die zweite Hälfte ist dann vor allem weniger gesellschaftskritisch und von menschlichen Abgründen durchdrungen als sonst der Fall. Das Ende war für mich recht unbefriedigend, daher vergebe ich 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2015
Klar ist es Liebe
Hall, Sandy

Klar ist es Liebe


sehr gut

Als Hörbuch weitaus eher zu empfehlen, die vielen Leser machen es aus!

Lea und Gabe sind das perfekte Paar, nur merken sie selbst es nicht, sondern alle Menschen um sie herum. Seien es die besten Freunde, die Mitbewohner, die Dozentin, die Mitschüler, der Lieferservice, die Starbucks-Bedienung oder der Busfahrer. Selbst die örtliche Parkbank oder das Eichhörnchen im Park kommen hier zu Wort und schildern die Momente, in denen Lea und Gabe aufeinander treffen. Mit kleinen Hilfestellungen versucht Leas und Gabes Umfeld, den beiden bei dem zu helfen, was allen anderen bereits klar ist…

Die Beschreibung des Buches fand ich absolut großartig. Tolle Leser wie Simon Jäger haben den Figuren ihre Stimmen geliehen. So erzählen 14 Leser und Figuren, wie sie Leas und Gabes Zusammenkommen erleben. Es scheint ganz so wie im echten Leben; Menschen, um uns herum, die einen beobachten und sich mitunter eine ganz eigene Lebensgeschichte im Kopf zusammenspinnen. Diese Herangehensweise an einen Liebesroman fand ich sehr gelungen. Die Sprecher sind großartig, mal etwas übertrieben (die Zicke Hillary oder Leas klischeebehafteter, schwuler Freund), mal sehr erheiternd – oder hast du schon mal eine Parkbank sprechen gehört? Nach ein paar Startschwierigkeiten mit dem Auseinanderhalten der einzelnen Figuren, konnte ich dem Hörbuch gut folgen.

Wer eine große Liebesgeschichte erwartet wird jedoch enttäuscht sein. Anders ausgedrückt: Das Verhalten von Lea und Gabe ist schon recht kindisch. Vermutlich hätte mir das Buch im Teenageralter mehr zugesagt. Beide können nicht voneinander lassen, Gabe ist sehr schüchtern und dann gibt es natürlich noch die unvermeidbaren Missverständnisse, die jeglichen Fortschritt wieder nach hinten werfen. Gegen Ende des Buches hätte ich mir einfach etwas mehr Handlung gewünscht, da diese ab der Hälfte des Buches regelrecht stagnierte.

Hätte ich lediglich das Buch gelesen, wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen. Darum empfehle ich ganz klar das Hörbuch, wenn man sich für „Klar ist es Liebe“ interessiert. Tolle Sprecher, die von außen das Geschehen kommentieren – ein toller Ansatz für weitere Romane. 4 Sterne von mir für das Hörbuch!