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Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Mit "Hard Land" hat Benedict Wells einen wunderbaren Coming of Age Roman geschaffen, der mich sicher noch lange beschäftigen wird. Hauptfigur ist der unsichere und schüchterne 15-jährige Sam. Er lebt mit seinen Eltern in Grady, einem winzigen Ort in Missouri, in dem eine deprimierende Aufbruchsstimmung herrscht. Immer mehr Firmen dort schließen, die jungen Leute können es kaum erwarten, den Ort nach der High School zu verlassen . So wie auch Sams ältere Schwester es gemacht hat, die inzwischen weit entfernt lebt und sich kaum noch Zuhause blicken lässt.

Sam, dessen einziger Freund vor kurzem ebenfalls weggezogen ist und sich seitdem so gut wie gar nicht mehr bei ihm meldet, fühlt sich einsam und verlassen. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, muss er sich auch noch um seine geliebte Mutter sorgen, denn die hat Krebs. Ihr geht es zwar im Moment ganz gut, aber die Angst vor einem Rückfall ist ständig in Sams Kopf. Von seinem Vater fühlt er sich ungeliebt, was ihn noch zusätzlich belastet.

In dieser Ausgangssituation nimmt er einen Ferienjob in dem einzigen Kino des Ortes an, das selbst kurz vor dem Aus steht. Dort arbeiten außer ihm noch die zwei Jahre älteren Hightower, Cameron und Kirstie. Sam freundet sich, nach einem zuerst etwas holprigen Start, tatsächlich mit den drei Jugendlichen an und zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich richtig frei, verstanden und akzeptiert. Die drei unternehmen die verrücktesten Dinge zusammen und Sam blüht in der Gesellschaft seiner neuen Freunde richtig auf, wird mutiger und kann mit ihnen sogar kurzzeitig seine belastenden familiären Probleme vergessen. Doch die sind natürlich nicht verschwunden und so fühlt er sich oft zerrissen zwischen Glück und Trauer. Als der außergewöhnliche Sommer mit seinen neuen Freunden zu Ende geht, ist nichts mehr so, wie es vorher war, doch Sam ist ebenfalls nicht mehr der, der er vor diesem Sommer war.

"Hard Land" hat mich tief beeindruckt und gehört definitiv zu meinen absoluten Lesehighlights. Ich kannte bisher noch kein Buch von Benedict Wells, aber das werde ich jetzt auf jeden Fall schnell nachholen. Viele Sätze waren so schön, dass ich sie einfach mehrmals lesen musste. Der Schreibstil erinnert mich ein kleines bisschen an John Irving, dessen Bücher ich liebe und der es, genau wie Benedict Wells, schafft, selbst die tragischsten Ereignisse, noch mit einer Spur Humor zu beschreiben. Eine sehr berührende Geschichte über die Zeit vom Jugendlichen zum Erwachsenen , die so richtig ans Herz geht.. Dem Autor ist es gelungen, das 80er Jahre Flair so gut rüberzubringen, dass man sich sofort fühlte, als wäre man direkt zurück in diese Zeit gereist. Die Protagonisten wirken sympathisch und authentisch. Besonders Sam fühlte ich mich von Anfang an verbunden , freute mich mit ihm, wenn er ausgelassen und glücklich war und weinte mit ihm, wenn er verzweifelt war.

"Hard Land" ist ein Buch, das mich an manchen Stellen zum Lachen gebracht hat, das mir aber andererseits das Herz zerrissen hat. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


sehr gut

In einer Benediktinerabtei leben nur noch wenige Mönche und von den wenigen sind fast alle bereits hochbetagt. Lukas und Andreas sind die beiden einzigen jungen. Der Gastflügel des Klosters ist gut besucht und Andreas hat sich nun in eine Frau, die dort zu Gast war, verliebt und für sie das Leben als Mönch aufgegeben.
Lukas ist über die Entscheidung seines besten Freundes sehr enttäuscht und er fühlt sich irgendwie auch von ihm verlassen. Als jetzt Fotos von Andreas kommen, Familienfotos mit Frau und Baby, da reagiert Lukas ziemlich ablehnend und ignoriert sie zunächst einfach. Doch seitdem Andreas weg ist denkt Lukas viel über sich nach, über das Leben im Kloster, seine Erlebnisse mit den Gästen, auch über sein leben vor dem Kloster. Und diese Gedanken lesen sich so, als wären es Briefe von Lukas oder Gespräche, die er im ersten Teil des Buches hauptsächlich mit Andreas führt und später auch mit Sarah, einer Frau, die er am nahegelegenen See kennenlernt.
Dort verbringt er sehr viel Zeit . Beim Schwimmen im See fühlt er sich lebendig und kann seinen Gedanken ungestört freien Lauf lassen. Früher war er immer zusammen mit Andreas dort, inzwischen nur noch alleine.
Und eines Tages bei seinen täglichen Schwimm-Ausflügen steht Sarah vor ihm, eine junge Frau, die sein Leben ganz schön durcheinanderwirbelt. Die beiden lernen sich immer besser kennen und Lukas kann sich plötzlich auch einen anderen Lebensweg, als seinen jetzigen vorstellen. Doch seine Mitbrüder haben natürlich andere Pläne mit ihm, er soll die Leitung des Klosters übernehmen. Für Lukas ist die Entscheidung nicht leicht, aber entscheiden muss er sich.

Ich bin hin und hergerissen bei diesem Buch von Moritz Heger. Einerseits fand ich es wirklich interessant im Kopf von Lukas zu sein, seine Gedanken zum Austritt seines besten Freundes, seine Ansichten zu manchen Gästen oder zu seinen Mitbrüdern, die logischerweise auch ihre Fehler haben, wie jeder Mensch. Was er über Sarah denkt, wie er zum Zölibat steht, oder wenn er über sein Leben vor seinem Eintritt ins Kloster nachdenkt. Diese Stellen fand ich sehr lebendig und fesselnd.
Die vielen langen Passagen im See, wenn Lukas einfach nur das Gleiten durchs Wasser beschreibt , sich über die Tiefe, die Temperatur, seine Gefühle beim Schwimmen, auslässt, diese Textstellen waren mir , ehrlich gesagt, einfach zu ausführlich und detailliert und ich habe mich immer öfter erwischt, dass ich über diese Kapitel ziemlich schnell drübergelesen habe.

Aber alles in allem fand ich "Aus der Mitte des Sees" doch sehr gut, es hat die Zerrissenheit von Lukas gut rübergebracht , man konnte fühlen, wie enttäuscht er war, wie verletzt und wie unentschlossen über sein weiteres Leben.

Bewertung vom 24.02.2021
Die Tierolympiade - Leserabe ab Vorschule - Erstlesebuch für Kinder ab 5 Jahren
Wich, Henriette

Die Tierolympiade - Leserabe ab Vorschule - Erstlesebuch für Kinder ab 5 Jahren


ausgezeichnet

Dem kleinen Pony Pia, dem schönen Flamingo Fred und dem schlauen Affen Ali, die gemeinsam im Zoo leben, ist es furchtbar langweilig, denn heute ist das Wetter nicht so schön und die Besucher bleiben aus. Doch der schlaue Ali hat die rettende Idee, er schlägt vor, eine Tierolympiade zu veranstalten. Und so wird es dann auch gemacht, sie überlegen sich ein paar spannende Wettbewerbe und los gehts . Doch Pia, das kleine Pferd ist irgendwann sauer, weil sie nicht gewinnt. Da haben ihre Freunde eine Idee, wie sie gemeinsam Spaß haben können und auch alle am Ende Gewinner sein können.

Dieses Buch ist wirklich wunderschön gestaltet, die schönen farbenfrohen Illustrationen sind sehr niedlich. Im Text werden alle Hauptwörter durch Bildchen ersetzt, so dass die Kinder, die noch nicht lesen können, schon mitraten können. Zusätzlich ist ganz hinten im Buch eine ausklappbare Liste, in der nochmal alle Bilder und die dazugehörigen Wörter aufgelistet sind, so dass den kleinen Leseanfängern das Lesen spielerisch beigebracht werden kann.

Außerdem befinden sich am Ende der Geschichte auch noch ein paar kleine Rätsel, die Kinder im Vorschulalter auch leicht lösen können.

Ein wirklich tolles Buch!

Bewertung vom 14.02.2021
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


ausgezeichnet

Der Autor Alem Grabovac wurde 1979 in Würzburg geboren, als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers.
Hier erzählt er über sein Aufwachsen in zwei ganz gegensätzlichen Welten.

Seine Mutter Smilja , die in einem winzigen Gebirgsdorf in Kroatien in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen ist, kommt in den 70er Jahren nach Würzburg. Dort verliebt sie sich in den sehr charismatischen Emir, der sich im Nachhinein allerdings als Krinineller und notorischer Fremdgänger entpuppt. Als Smilja das merkt, ist sie allerdings schon mit ihm verheiratet und hat ihr gemeinsames Baby Alem, zur Welt gebracht. Als Emir sie im Stich lässt und sie natürlich weiter arbeiten muss und ihr Baby nicht alleine betreuen kann, gibt sie Alem schweren Herzens zu einer deutschen Pflegefamilie . Anfangs eigentlich nur als Übergangslösung bis zu Alems Schulzeit geplant, wird sein Aufenthalt dort dann doch zum Dauerzustand. Alem wäschst fortan bei der deutschen Familie Behrens auf, die selbst sieben eigene Kinder hat und sie behandeln ihn wie ihr eigenes, achtes Kind.

So hat er sein eigentliches Zuhause bei der deutschen Familie und die Ferien verbringt er bei seiner Mutter und ihrem neuen Freund . Die Wechsel zwischen diesen beiden , sehr unterschiedlichen Welten, fallen Alem nicht leicht. Ganz besonders , weil Dusan, der gewalttätige Freund seiner Mutter, ihn oft sehr grausam behandelt. Und auch die Besuche in dem Geburtstort seiner Mutter, in die die beiden jeden Sommer reisen, sind zuerst einmal wie ein Kulturschock für den kleinen Jungen, denn die Verhältnisse dort sind sehr karg. Aber Alem ist stark und er geht seinen Weg, auch wenn der oftmals sehr hart ist.

Über seinen leiblichen Vater hat man dem Jungen nicht viel erzählt und als er eines Tages herausfindet, dass seine Mutter ihn jahrelang belogen hat, macht er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln , er möchte einfach herausfinden, wie sein Vater wirklich war.


Alem durch seine Kindheit zu begleiten, war oft ziemlich schwer, vor allem bei den Besuchen in Frankfurt. Man fragt sich automatisch, warum eine Frau bei so einem Mann bleibt und warum sie vor allen Dingen, ihrem Kind so etwas antun lässt. Doch der Autor selbst, erzählt seine Geschichte ohne Verbitterung, er zeigt sehr viel Verständnis für alles, was ihm widerfahren ist. Er hat wohl einfach mit der Vergangenheit abgeschlossen und vieles verziehen.

Das Buch ist in drei Bereiche aufgeteilt. Im ersten Teil "Das Buch Smilja" erfährt man , wie alles begann, wie seine Mutter Smilja nach Deutschland kam, hier als Gastarbeiterin arbeitete und dann ihr wenige Wochen altes Baby in eine fremde Familie geben musste. Im zweiten großen Teil "Das Buch Alem" begleitet man dann Alem durch seine gesamte Kindheit. In diesem Teil gab es viele schöne Momente, aber auch sehr traurige. Im letzten und kleinsten Teil "Das Buch Emir" ist Alem dann auf der Suche nach seinem Vater.

Mir hat "Das achte Kind" sehr gut gefallen. Der Autor erzählt hier klar und schnörkellos und ohne Bitterkeit von zwei völlig unterschiedlichen Welten. Auf der einen Seite seine deutsche Familie, in der er geliebt und ohne Angst und Sorgen aufwachsen kann. In der es aber, wie er erst später feststellt, auch Schattenseiten gibt. Und auf der anderen Seite eine Welt voller Gewalt, Angst, Armut. Ein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann und das sich absolut zu lesen lohnt.

Bewertung vom 14.02.2021
Die Biene Maja: Die schönsten Gutenachtgeschichten
Felgentreff, Carla

Die Biene Maja: Die schönsten Gutenachtgeschichten


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht, die fleißige kleine Biene Maja und ihren etwas faulen aber sehr lieben Freund Willi? Ich habe sie geliebt in meiner Kindheit und ich finde es ganz toll, dass ich jetzt die Geschichten über Maja, Willi, Flip den Grashüpfer, Frau Kassandra, die Bienen-Lehrerin und die vielen anderen Bewohner der Klatschmohnwiese, meinen Enkeln vorlesen kann.

Dieses niedliche Kinderbuch enthält sechs Gutenachtgeschichten und zwar:

Majas Geburt
Die große weite Wiesenwelt
Kein Schlaf für Maja
Der tiefe Schlaf
Maja und die Mondblume
Majas Kuchenrezept

Jede dieser sechs Geschichten wird durch wunderschöne, farbenfrohe Illustrationen ergänzt. Die Figuren sehen heute ganz anders aus, als früher, aber sie sind jetzt nicht weniger niedlich. Die Kapitel haben genau die passende Länge und die Geschichten sind leicht verständlich, deshalb finde ich sie genau richtig für Kinder ab 4 Jahren. Aber auch ältere Kinder werden ganz sicher noch Gefallen an der kleinen neugierigen Maja und den anderen Bewohnern der Klatschmohnwiese finden.

Wirklich ein wunderschönes Kinderbuch, das mein Enkelchen jetzt schon liebt und mir macht es großen Spaß, ihr daraus vorzulesen.

Bewertung vom 31.01.2021
Darling Rose Gold
Wrobel, Stephanie

Darling Rose Gold


ausgezeichnet

Zum Inhalt:

Rose Gold glaubt bis zu ihrem 18. Lebensjahr, dass sie schwer krank ist. Für sie ist es ganz normal gewesen, im Rollstuhl zu sitzen, nicht normal essen zu können, nie andere Kinder sehen zu dürfen, daheim von ihrer Mutter unterrichtet zu werden... Als sie 18 Jahre alt ist, kommt sie dahinter, dass sie diese schlimmen Symptome immer nur hatte, weil ihre Mutter sie seit frühester Kindheit vergiftet hat. Das Mädchen befreit sich mit Hilfe von Außen und ihre Mutter muss ins Gefängnis. Jahre vergehen, in denen die beiden keinen Kontakt mehr haben und trotzdem ist es Rose Gold , die Patty nach 5 Jahren aus dem Gefängnis abholt und sie sogar in ihrem Zuhause aufnimmt. Patty geht davon aus, dass Rose Gold ihr verziehen hat und dass sie sich mit ihr versöhnen will und so zieht sie bei ihr und ihrem Baby ein. Im Stillen macht sie auch schon Pläne, das Zepter im Haus schon bald wieder übernehmen zu können. Doch was sie nicht ahnt: Ihre Tochter ist nicht mehr das arme Opfer von früher und hat bereits eigene Pläne geschmiedet . Und so beginnt ein Machtkampf zwischen Mutter und Tochter, bei dem auch vor richtig fiesen Mitteln nicht zurückgeschreckt wird.

Meine Meinung zu dem Buch:

Ich habe die 409 Seiten in einem Rutsch durchgelesen, weil ich einfach nicht mehr aufhören konnte. Ich glaube, das beweist schon, wie sensationell ich dieses Buch finde. Obwohl es hier eigentlich um ein wirklich trauriges Thema ging, fand ich diese Geschichte nicht deprimierend, sondern habe mich bestens unterhalten gefühlt, denn die Autorin hat sich für ihre Protagonisten richtig fiese Bösartigkeiten einfallen lassen. Sympathisch war mir in der Geschichte fast keiner. So gut wie jeder hatte irgendwelche Macken, einige sogar echte psychische Störungen. Aber gerade das fand ich so fesselnd.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptpersonen. In dem einen Handlungsstrang kommt Rose Gold selbst zu Wort und man begleitet sie vom Tag der Verhaftung ihrer Mutter bis kurz vor deren Entlassung aus dem Gefängnis. Man erlebt, wie sie vom schüchternen, ängstlichen Mädchen zur selbstständigen jungen Frau wird, aber wird gleichzeitig Zeuge, dass ihre schlimme Kindheit auch in ihrer Psyche großen Schaden angerichtet hat.

Im zweiten Handlungsstrang ist Patty die Erzählerin und man folgt ihr ab dem Zeitpunkt ihrer Entlassung und ihrem Einzug ins Haus der Tochter. Der Schreibstil von Stephanie Wrobel gefiel mir sehr gut, denn sie erzählt nicht einfach nur, was die beiden Frauen tatsächlich erleben, sondern man kann auch einen Blick in den Kopf der beteiligten Personen werfen und gerade die Gedanken der beiden , nicht gerade psychisch unauffälligen, Frauen waren oftmals so richtig böse und hinterhältig. Während sie nach vorne Nettigkeiten austeilten, schmiedeten sie in ihrem Kopf längst wieder gemeine Pläne. Und da beide auch immer Gedankensprünge in die Vergangenheit machten, erfuhr man nach und nach, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

Spannend wurde es dadurch, dass man irgendwie bis zum Schluss nicht wusste, wer von den beiden denn am Ende gewinnt, oder ob es dabei vielleicht sogar nur Verlierer geben wird.

Obwohl das Jahr ja eigentlich erst begonnen hat, ich weiß jetzt schon, dass "Darling Rose Gold" auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr gehören wird und ich hoffe sehr, dass die Autorin noch viele Bücher in dieser Art schreiben wird.

Bewertung vom 27.01.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


sehr gut

Für die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan läuft es beruflich gerade nicht so gut, da sie bei der Recherche eines Artikels ziemlich Mist gebaut hat. Da bekommt sie überraschend Post von der gesuchten Mörderin Anna Kiel. Die hat vor Jahren einen Anwalt kaltblütig und ohne erkennbaren Grund getötet. Dieser Anwalt war der Sohn eines sehr einflussreichen Mannes, um den es immer wieder Gerüchte gibt, dass er selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt sein könnte. Bisher konnte man ihm allerdings nie etwas nachweisen.

In dem Brief an Heloise macht Anna Kiel nun mysteriöse Andeutungen und erwähnt sehr private Dinge, die die Journalistin eigentlich noch keinem Menschen erzählt hat und nun möchte sie natürlich herausfinden, was die Mörderin, mit der sie ja nie etwas zu tun hatte, von ihr will und woher sie all diese Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit weiß. Außerdem hofft sie auf eine sensationelle Story, die sie nach ihrem beruflichen Desaster natürlich gut brauchen könnte..

Zur gleichen Zeit bekommt Kommissar Erik Schäfer, der Polizeibeamte, der damals im Fall "Anna Kiel" ermittelt hat , einen Hinweis, dass sich die flüchtige Mörderin in Frankreich aufhält. Nun ermitteln Heloise und der Kommissar teilweise gemeinsam, aber da sie sich noch nicht vollkommen vertrauen, zum großen Teil auch jeder für sich und die Journalistin ist dabei manchmal auch ziemlich leichtsinnig, wodurch sie nicht nur sich selbst in Gefahr bringt.

"Leichenblume" von der skandinavischen Autorin Anne Mette Hancock ist der erste Band um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Ich wurde neugierig auf dieses Buch, als ich las, dass die Autorin mit Jo Nesbo verglichen wird. Diesen Vergleich finde ich nun zwar etwas zu hoch gegriffen, aber trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich habe etwas gebraucht, bis ich richtig in die Geschichte fand , aber ungefähr nach der Hälfte hat die Story richtig an Fahrt aufgenommen und es wurde dann auch noch sehr spannend. Die beiden Hauptpersonen wurden mir allerdings bis zum Ende der Geschichte nicht wirklich sympathisch, aber vielleicht wird das ja noch anders, wenn ich weitere Bände mit den beiden lese.

Bewertung vom 16.11.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


sehr gut

Ada wird 1945 geboren und die ersten Jahre ihres Lebens verbringt sie mit ihrer jüdischen Mutter Sala in Argentinien. Als Ada fast 10 Jahre alt ist, kommen die beiden zurück nach Deutschland und Ada lernt auch endlich ihren Vater kennen (obwohl sie nie sicher ist, ob er überhaupt ihr richtiger Vater ist).
Endlich hat sie eine ganz normale Familie, wie sie sich das immer schon gewünscht hatte. Doch leider bekommt sie in dieser Familie keine echte Geborgenheit , denn die Eltern sind beide nicht sehr liebevoll. Der Vater , ein Arzt arbeitet immerzu und ist selten zuhause und die Mutter, die als Jüdin eine schlimme Vergangenheit hat und die auch noch ständig ihrer großen Liebe nachtrauert, hat immer wieder depressive Phasen, in denen man sie mit Samthandschuhen anfassen muss. Für Ada eine schwierige Situation, vor allem, weil sie so viele Fragen hat, die sie aber leider keinem stellen kann, weil einfach nicht über die Vergangenheit gesprochen werden darf. Als Ada dann auch noch ein Geschwisterchen bekommt, das "Goldkind" ihrer Eltern, wird es ganz einsam für das Mädchen. Trotz dieser schwierigen Kindheit gelingt es Ada allerdings, sich zu einer starken Frau zu entwickeln und auch wenn es in ihrem Leben nicht gerade wenige Probleme und Schwierigkeiten gibt, schafft sie es immer wieder, weiterzugehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Ich kenne den Vorgänger "Der Apfelbaum" von Christian Berkel, nicht , aber ich denke, das ist auch nicht dringend nötig, um "Ada" zu verstehen, denn es handelt sich um eine in sich abgeschlossene Geschichte. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut und das Leben von Ada war sehr fesselnd beschrieben. Ich hatte oft Mitleid mit dem Mädchen, weil ihre Kindheit so einsam und lieblos war, doch sicher ging es zu der damaligen Zeit leider vielen Kindern so, dass man ihre Sorgen und Ängste nicht wirklich ernstnahm und dachte, ihnen noch einen Gefallen zu tun, indem man die schlimmen Vorkommnisse im Krieg einfach verdrängte und keine Fragen darüber beantwortet wurden.

Ein Buch, das ich auf jeden Fall empfehlen würde, auch, wenn ich mir einige interessante Passagen etwas ausführlicher gewünscht hätte.

Bewertung vom 03.10.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


sehr gut

Michael und Juliet führen zusammen mit ihren gemeinsamen Kindern , der 7-jährigen Sybil und dem fast 3- jährigen George ein ganz normales Vorstadtleben. Die Ehe kriselt, Juliet leidet seit der Geburt der Kinder unter Depressionen, Michael fühlt sich durch Job und Familienleben eingeengt. Dann setzt er sich in den Kopf, eine Segelyacht zu kaufen und mit Frau und Kindern ein Jahr lang durch die Karibik zu segeln. Juliet ist zuerst entsetzt von dieser Idee, denn sie selbst hat gar keine Ahnung vom Segeln und ihr Mann nicht viel mehr als sie. Nachdem Michael ihre Weigerung nicht akzeptieren will und nicht nachgibt, lässt sie sich schließlich doch noch auf dieses verrückte Vorhaben ein und so beginnt das Abenteuer, das das Leben der ganzen Familie für immer dramatisch verändern wird.

Diese Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen durch Juliets Erinnerungen, die ihre Kindheit, ihr Verhältnis zur Mutter, ihre Ehe mit Michael, die Geburt ihrer Kinder und den schicksalshaften Segeltörn umfasst. Und zum anderen durch eine Art Tagebuch Michaels, das er in Form eines Logbuchs auf ihrer Reise geschrieben hat und das Juliet nach der Rückkehr nun liest.
Mir hat diese Erzählweise sehr gut gefallen und ich fand gerade die Logbucheinträge besonders interessant. Schon ganz am Anfang wird deutlich, dass während dieser Segeltour etwas Dramatisches passiert sein muss. Da immer nur Andeutungen gemacht werden, kann man nur spekulieren, was denn eigentlich Schlimmes passiert ist. Das fand ich wirklich spannend und konnte kaum aufhören zu Lesen, bis ich dann irgendwann erfuhr, dass ich mit meiner Befürchtung doch richtig lag.
Zwischendurch gab es allerdings auch immer wieder Passagen, die sich ziemlich zogen, die vielen technischen Details übers Segeln waren für mich eher uninteressant .
Außerdem muss ich leider zugeben, dass es mir sehr schwer fiel, mich in die beiden Hauptprotagonisten einzufühlen. Besonders Michael wirkte auf mich richtig egoistisch und rücksichtslos .Juliet dagegen war mir oft zu duldsam und nachgiebig, andererseits in manchen Situationen dann wieder so kalt , wie zum Beispiel im Umgang mit ihren Kindern.
Mir blieben die beiden Personen einfach bis zum Schluss eher fremd , deshalb konnte ich da nicht so mitfühlen, wie ich das normalerweise bei solchen tragischen Geschichten tun würde .

Trotzdem war das ein Buch, das mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird und das ich auf jeden Fall empfehlen würde.

Bewertung vom 25.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


ausgezeichnet

Roy Opgard und sein ein Jahr jüngerer Bruder Carl sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich und Roy, der robustere und härtere der beiden, wird immer mehr zum Beschützer seines jüngeren Bruders. Schon im Jugendalter verlieren sie dann ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall. Zuerst schweißt das die zwei Brüder noch enger zusammen, doch irgendwann geht Carl ins Ausland zum Studieren und Arbeiten und Roy bleibt alleine auf dem elterlichen Hof in dem kleinen norwegischen Ort Os zurück. Er arbeitet zuerst als Automechaniker und leitet später eine Tankstelle.

15 Jahre sind inzwischen vergangen , in denen beide ihr eigenes Leben führten. Plötzlich steht Carl wieder vor der Tür , mit dabei, seine Frau Shannon. Und das Paar hat große Pläne im Gepäck, sie wollen auf dem gemeinsamen Grundstück der Brüder ein Wellnesshotel errichten.
Um das riesige Vorhaben zu finanzieren, brauchen sie allerdings die Hilfe der Bewohner von Os und Carl und Shannon versprechen jedem, der sich an dem geplanten Bau beteiligt, großen Reichtum. Die Dorfbewohner sind zwar anfangs noch sehr skeptisch, doch Sonnyboy Carl konnte Menschen schon immer leicht für sich gewinnen und so kann ,nach etwas Überzeugungsarbeit, das geplante Projekt tatsächlich in die Tat umgesetzt werden .

Und damit nimmt das Drama seinen Lauf, denn leider sind in der Vergangenheit Dinge passiert, die besser für immer unentdeckt bleiben würden, was aber immer schwieriger wird, seit Carls Rückkehr. Roy versucht, wie immer schon, das Schlimmste zu verhindern und seinen Bruder vor allem zu beschützen, was allerdings immer weiteres Chaos auslöst. Langsam wird klar, dass es vielleicht gar keine so gute Idee war, dass Carl mit Shannon nach Os kam. Doch nun sind sie da und das Unglück lässt sich nicht mehr aufhalten.

"Ihr Königreich" ist kein typisches Jo Nesbø Buch, also keines in der Art wie seine Harry Hole Bücher. Ich würde diese Geschichte mehr als Familiendrama und weniger als Krimi bezeichnen. Auch wenn sich hinter der harmlosen Fassade einiger Bewohner ziemlich verbrecherisches Potenzial verbirgt und in Os so einige Menschen nicht gerade eines natürlichen Todes gestorben sind. Ich bin , gerade weil es mal etwas ganz anderes von diesem Autor ist, hingerissen von dem Buch und hoffe, man bekommt in Zukunft mehr in dieser Art von Jo Nesbø zu lesen, denn mir persönlich gefiel es sogar besser als alle seine vorherigen Bücher ( obwohl die auch super waren).