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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 213 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2024
Amberlough - Stadt der Sünde
Donelly, Lara Elena

Amberlough - Stadt der Sünde


sehr gut

Worum geht es?
Um zwei sehr unterschiedliche Männer im Nachtleben von Amberlough, die zwar eine Affäre haben, sich aber nicht trauen können. Denn politische Umbrüche, Razzien und Verfolgung beschatten das Leben der Menschen und Misstrauen ist leider dringend nötig.

Worum geht es wirklich?
Politik, Nachtleben und Liebe.

Lesenswert?
Ja, hat mir nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut gefallen. Zu Beginn wird man als lesende Person einfach in die Welt hineingeworfen und ich hatte große Probleme mit den Namen und der Handlung. Doch das wird nach und nach immer klarer und die Welt immer besser vorstellbar.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Männer Cyril und Aristide, der eine Spion und der andere Künstler in einem Nachtclub. Beide sind voller Geheimnisse (auch voreinander) und jeder versucht sein eigenes Leben zu retten. Trotzdem werden sie immer wieder voneinander angezogen und können ihre Verbindung nicht wirklich lösen.
Ich fand Amberlough als Stadt einfach super beeindruckend und die Beschreibungen richtig toll vorstellbar. Sei es bei Kämpfen oder auch im Nachtclub bei Strip-Shows. Einfach richtig gut in Worte gefasst. Wie auch im Berlin der 1920er Jahre gibt es hier eine Diskrepanz zwischen Queerness, Nachtclub, Prostitution und politischer Verfolgung und Umbrüchen. Das Buch hat also von allem etwas.
Die Selbstverständlichkeit der Diversität hat das ganze richtig gut abgerundet.
Generell hat mir auch der Schreibstil gefallen und die vielen kleinen Details. Allerdings sind auch die brutalen Szenen dadurch gut vorstellbar.
Die Figuren waren vielfältig und lebendig, sie wirkten einfach sehr real und ihre Wünsche und der Wille ums Überleben waren gut dargestellt. Auch exzentrische Figuren waren genau richtig.
Das Buch ist der erste Teil einer Reihe und auch wenn der Plot in sich halbwegs geschlossen ist, so geht es nahtlos mit einem offenen Ende für die Zukunft weiter.
Ich habe auf jeden Fall Lust auf die kommenden Bände, alleine schon der wunderbaren Cover wegen!

Bewertung vom 21.01.2024
Klimaungerechtigkeit
Otto, Friederike

Klimaungerechtigkeit


sehr gut

Worum geht es?
Mit konkreten Beispielen wird erläutert, wer von den Katastrophen besonders betroffen ist, wie sich die Katastrophen von der Intensität und Anzahl bedingt durch die Klimakrise ändern und wie verschiedene Länder damit umgehen.

Worum geht es wirklich?
Beibehalten von Strukturen, Lobbyismus und Ausblicke in die Zukunft

Lesenswert?
Ja, Lektüre habe ich als bereichernd und lehrreich empfunden. Anhand von verschiedenen Ereignissen wie Hitze, Dürre und Flut werden die Themen behandelt. Dabei werden weltweit Länder und Ereignisse betrachtet und man erfährt auch von Situationen, die im europäischen Weltbild bislang eher selten angesprochen werden.
Sprachlich ist das Buch gut lesbar und nicht zu wissenschaftlich trotz Einblicke in statistische Wahrscheinlichkeiten. Den Aufbau fand ich gut gelungen. Es ist interessant, dass man an Hand der einzelnen Themen durch Die Welt geleitet wird und nicht die Geographie als Ausgangspunkt dient.
Die Themen sind in kurze Kapitel untergliedert und auch wenn man mit der Lektüre pausiert, kann man später gut wieder einsteigen.
Die Autorin spricht zwar strukturelle Diskriminierung an, aber an manchen Stellen wurde das ganze für mich nicht ausreichend eindeutig benannt. So kommt zum Beispiel Ableismus gar nicht zur Sprache.
Bereichernd finde ich, dass es auch konkrete Handlungsempfehlungen und klar Worte von der Autorin gibt und sie nicht verlegen ist, Tatsachen auszusprechen. Ebenfalls gibt es viele detaillierte Auskünfte. Etwa bei der Ahrtal-Flut habe ich (obwohl ich in der Region lebe) noch neue Informationen erhalten - das hätte ich so nicht erwartet.
Es lohnt sich definitiv, dieses Buch zu lesen, wenn man ein bisschen weiter und losgelöst von politischen Entscheidungen das Thema Klima begreifen will. Obwohl das ganze natürlich ein belastendes Thema ist, finde ich es in diesem Buch gut umgesetzt und auch nicht reißerisch oder sensationsgierig.

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Bewertung vom 21.01.2024
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


gut

lose Gedanken während Pandemie

Worum geht es?
Die Erzählerin hütet in einem Apartment den Papagei einer Freundin, welche hochschwanger bei der Familie gestrandet ist, als der Lockdown kommt. Die Erzählerin erzählt lose Geschichten über Feminismus, Schreiben und andere Menschen.

Worum geht es wirklich?
Unsicherheit, tröstende Gedanken und Veränderungen.

Lesenswert?
Ja, wenn auch nicht richtig überzeugend.
Gefallen hat mir die Sprache des Buches und wie die Erzählerin, zu der man gar nicht so viel erfährt, von einzelnen Dingen berichtet. Sie sitzt während des Lockdowns zusammen mit einem jungen Mann in einem großen Apartment fest, gemeinsam passen sie auf einen Papagei auf. Und zwischen Streitigkeiten in der Küche und Beschäftigungsstunden mit dem Vogel, erzählt die unbekannte Protagonistin von vielen verschiedenen Dingen.
Diese einzelnen Sequenzen sind zwar sehr schön erzählt und haben meinen Geschmack getroffen, mir ist jedoch die Aussage hinter diesem Roman absolut nicht klar. Alles plätschert so dahin, in der Rahmenhandlung passiert trotz (oder wegen?) der Pandemie nicht viel. Die Geschichten sind zwar teilweise bewegend oder interessant, verlaufen sich jedoch dann wieder in der Nichtigkeit.
Das hat bei mir das Gefühl ausgelöst, als hätte ich große Teile nicht verstanden oder als wäre mir etwas entgangen. Denn auch zurückblättern bringt nicht viel, weil doch fast jede Erzählung eine andere Zeit behandelt und ein ganz anderes Thema.
Der Roman lässt mich ratlos und etwas unwissend zurück, obwohl ich ihn sprachlich echt gerne gelesen habe.

Bewertung vom 10.01.2024
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


sehr gut

Worum geht es?
Pflegerin Kit soll sich in Hope’s End, dem alten Gemäuer auf der Klippe, um Lenora Hope kümmern: Eine alte Frau im Rollstuhl. Doch für vielen Jahrzehnten soll diese ihre Eltern und ihre Schwester ermordet haben. In dem Haus, in dem sie noch jetzt lebt.

Worum geht es wirklich?
Familie, Misstrauen und Schuld.

Lesenswert?
Ja, war ein interessantes Setting.
Lange Zeit weiß man beim diesem Buch nicht woran man ist. Mal geht es um menschliche Abgründe, um Schuld, mal um das geheimnisvolle Haus auf den Klippen, das sich immer weiter Richtung Meer neigt und seufzt und bebt und mal um die Beziehung zwischen Pflegerin Kit und der alten Frau im Rollstuhl, die beinahe komplett gelähmt ist und nur mit einer Hand Interaktion zeigen kann. Was sie aber nicht immer möchte. Ich mag es, wenn die erzählende Person unstet ist und man nicht genau weiß, ob gerade alles der Wahrheit entspricht.
Die Stimmung ist manchmal beklemmend, manchmal etwas gruselig, wirkt immer wieder etwas surreal und man kann nicht greifen, was da noch kommen wird. Dazu trägt auch der Kinderreim bei, der im Verlauf des Buches immer wieder zitiert wird.
Der Schreibstil und die Sprache haben mir sehr gefallen (Lob an Übersetzerin Christina Blum).
Ich fand die angesprochenen Themen interessant, weil es auch viel um Kits Beruf geht, um die Verantwortung die auf einer pflegenden Person liegt und was für Entscheidungen man fällen muss. Umso erstaunlicher finde ich, dass im Laufe der Geschichte fragwürdige Situationen auftreten, wo Kit einfach die Bedürfnisse und die Wünsche von Lenora übergeht, was ihr durch die Behinderung möglich ist. Dies war eher unangenehm und ich kann nicht einschätzen, ob es Absicht war oder man schlicht ignoriert, dass auch ein alter Mensch im Rollstuhl ein Recht auf Selbstbestimmung hat.
Je weiter die Handlung fortschreitet, desto absurder wird die Handlung, desto mehr Wendungen und involvierte Personen gibt es.
Auch das Ende wirft noch einmal Wahrheiten über den Haufen, hat mir aber gut gefallen.
Habe das Buch ganz gerne gelesen, auch wenn ich bisher noch nichts von dem Autor kannte. Werde ich im Auge behalten.

Bewertung vom 10.01.2024
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


sehr gut

Worum geht es?
Die beiden Freundinnen Mabel und Zoe studieren zusammen. Als Zoe jemand neues kennenlernt, der sie zu exquisiten Partys einlädt, fühlt sie sich nur geschmeichelt. Mabel hingegen hat ein ungutes Gefühl und schon bald darauf beginnt sie mit Nachforschungen zu dieser elitären Freundesrunde.

Worum geht es wirklich?
Mittelpunkte, fehlende Grenzen und Egoismus.

Lesenswert?
Ja, hat mir in großen Teilen richtig gut gefallen.
Direkt zu Beginn definitiv das Cover, dann die Sprache und der Schreibstil der Autorin. Das war ganz wunderbar. Als nächstes das Setting und dass es eben wirklich Dark Academia Elemente beinhaltet und nicht nur damit spielt, diese vermeintlich zu besitzen. Es geht wirklich düster zu und auch brutal. Die Brutalität wird allerdings sprachlich nicht ausgeführt oder in detaillierten Szenen dargestellt.
Ganz lange hat dieses Buch keine richtigen Fantasyelemente, was ich aber sehr passend und gut zum reinkommen fand.
Die Handlung wird größtenteils aus Mabels Sicht erzählt, kurze Passagen auch von der Figur Cliff. Daher ist man als Leser*in Mabel am nächsten und erfährt über sie am meisten. Ich fand sie spannend und interessant, mochte ihre selbstsichere Art. An einigen Stellen war mir das dann doch ein wenig zu viel. Der Umgang zwischen Cliff und Mabel ist manchmal eher toxisch, wobei die beiden nicht nonstop im Zentrum der Geschichte stehen. Mabel, Zoe und ihre Freundinnenschaft hingegen war irgendwie sehr süß, in der Regel auch sehr wohlwollend. Fand ich schön dargestellt.
Ich glaube am meisten haben mich Erzählart und das ganze Setting begeistert sowie die Darstellung von Dingen. Vieles wird erst sehr spät im Buch aufgelöst und auch das habe ich als passend empfunden. Tatsächlich hat mir die Handlung danach weniger gut gefallen, weil sie sich dann eher verändert hat und plötzlich andere Dinge im Fokus standen. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich eher zu 5 Sternen tendiert.
Auch wenn ich mir einen Teil der Auflösung denken konnte, so begeistert mich dennoch die Umsetzung und wie toll die Autorin diese Stimmung auf dem Campus einfängt und immer wieder mit kleinen Szenen ein großes Bild zusammensetzt.
Definitiv ein richtiger Glücksgriff und endlich mal ein Buch, das mir wirkliche Dark Academia Vibes gibt!

Bewertung vom 10.01.2024
Der Nahostkonflikt
Asseburg, Muriel;Busse, Jan

Der Nahostkonflikt


sehr gut

Worum geht es?
Um das Verhältnis von Israel und Palästina, über Annäherung und Distanzierung. Es werden Ereignisse bis Anfang 2023 beachtet.

Worum geht es wirklich?
Um Land, um Sicherheit und auch darum, wie andere Länder an der Situation beteiligt sind.

Lesenswert?
Ja, das Buch hat mir in kurzer knapper Form sehr viele Informationen zu den beiden Ländern gegeben. Sowohl historisch, als auch wie sie im Laufe der Zeit mit anderen Ländern verbündet oder verfeindet waren, welche Interessengemeinschaften es gibt und wie wenig homogen die Meinungen im Land sind.
Ich habe dieses Buch gelesen, weil ich durch den Terrorangriff der Hamas im Herbst 2023 auf Israel und die darauf folgenden militärischen Angriffe von Israel gegen Gaza, einfach so viele Fragen hatte und kaum Grundwissen aufgebaut habe in der Schulzeit zu diesem Thema. Für diese Situation fand ich das Buch richtig hilfreich, weil wirklich ein kleines Grundverständnis aufgebaut wird und eben auch die umliegenden Länder oder europäische Länder oder die USA einbezogen werden. Denn sie alle wirken mal mehr mal weniger auf den Konflikt ein und spielen dabei unterschiedliche Rollen.
Mir hat das Buch geholfen, dass ich in verständlichen Worten Fakten geliefert bekommen habe. Die Art und Weise habe ich als neutral empfunden. Keines der Länder wurde in ein gutes oder schlechtes Licht gerückt und auch die Optionen wurden oft nur auf die Machbarkeit hin bewertet oder schlicht Argumente genannt ohne zu einer Schlussentscheidung zu kommen. Das hat mir gut gefallen. Ob es wirklich so neutral geschildert ist, wie ich es empfunden habe, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen.
Die Kapitel sind ziemlich kurz und knapp, die Sprache gut verständlich. Manchmal war es schwierig, dass in einem Absatz chronologisch erzählt wurde, nur damit dann ein Sprung weiter in die Vergangenheit erfolgte. Hat mich stellenweise verwirrt.
Bereichernd finde ich auch die Lektüreliste am Ende des Buches, die nicht nur Sachbücher, sondern auch Romane empfiehlt. Auch hier kann ich leider nicht bewerten, ob das eine gute Auswahl ist und sie beide Seiten repräsentiert. Aber zumindest ist es hilfreich, solch eine Leseliste überhaupt zu haben.
Die Lektüre hat mir definitiv weitergeholfen ohne dass ich mich von ihr beeinflusst fühle. Aber ich kenne nun ein paar Hintergründe und Fakten, die bei dem Thema sicher nicht verkehrt sind.

Bewertung vom 10.01.2024
Knochenasche rottet nicht
Bardilac, Eleanor

Knochenasche rottet nicht


sehr gut

Worum geht es?
Nahtlos an Band 1 anschließend geht die Geschichte um Aurelia und Marius weiter. Nur knapp dem Tod entkommen und davon gezeichnet stehen sie nun vor neuen Herausforderungen

Worum geht es wirklich?
Liebe, Verlust und Neuanfänge.

Lesenswert?
Ja, aus vielen Gründen ein bereicherndes Buch. Mir gefällt, wie auch in Band 1, der Schreibstil sehr gut und die unglaublich vielfältigen und diversen Charaktere. Dies erstreckt sich nicht nur in eine Richtung. Stattdessen versucht die Autorin hier wirklich viele unterschiedliche Figuren abzubilden. Das war hier erneut richtig toll und auch bereichernd, weil es so einfach nebenbei passierte und sich gut in die Handlung einfügte!
Die Figuren im Mittelpunkt sind sympathisch, aber haben Ecken und Kanten und nicht alles läuft perfekt. Sie müssen lernen mit Verlust und Konsequenzen umzugehen. Besonders die eher philosophischen Gespräche haben mir gefallen oder auch der Umgang mit Gefühlen. Das war teilweise sehr schön zu lesen und sehr cozy.
Mich hat die Stadt, die die Autorin hier schildert, fasziniert. Da Setting und viele Kleinigkeiten sind bezaubernd und schaffen eine durchweg beeindruckende magische Welt.
Teilweise etwas langweilig fand ich den eigentlichen Plot, da es eher wie ein langes Ende des ersten Buches wirkte. Es gab meiner Meinung nach kaum Höhen und Tiefen, sondern ging sehr linear voran, so als wäre es eben ein langes großes ausführliches Ende.
Ich habe das Buch definitiv gerne gelesen, denn die Figuren, die Welt und die Sprache sind einfach gut gelungen.

Bewertung vom 26.12.2023
Die Gebärmutter
Keyi, Sheng

Die Gebärmutter


sehr gut

Worum geht es?
Um eine chinesische Familie mit vielen Töchtern im 20. und 21. Jahrhundert. Um die Wünsche der Frauen und um das, was ihnen von außen als Wunschzustand vermittelt wird.

Worum geht es wirklich?
Eigene Entscheidungen, Kinder, Familie und Umgang mit dem Alter.

Lesenswert?
Ja, war eine interessante Lektüre. Möglicherweise ungewohnt für westliche Leser*innen, da die chinesische Autorin nicht uns als Publikum anspricht. Daher kann zum Beispiel die Namensgebung verwirrend sein. Gerade solche Bücher sind aber ja interessant, weil sie nicht durch eine westliche Brille erzählen.
Die Handlung und auch die Sprache sind unaufregend und ohne großen Spannungsbogen. Eher nüchtern und sachlich wird hier geschildert, wie die Frauen mit den Ansprüchen umgehen, die die Familie und die Gesellschaft an sie haben. Oftmals werden sie auf die Mutterrolle degradiert, die man natürlich nicht zu früh einnehmen darf, aber auch nicht zu spät. Generell gibt es nur wenige Situationen, wann sich eine Frau richtig verhalten kann.
Dabei treffen mehrere Generationen aufeinander, wobei die meisten Protagonist*innen noch näher beleuchtet werden.
Sprachlich war die Lektüre interessant, an einigen Stellen überraschend derb und vulgär. Sehr interessant sind die Anmerkungen zu konkreten Übersetzungen, etwa wenn Wortspiele erläutert werden.
Durch die distanzierte Erzählung sind mir die Figuren nicht wirklich nahe gekommen und die Handlung springt auch immer wieder zwischen den Menschen hin und her. Dadurch war es eher schwierig, ihr richtig zu folgen oder eine Beziehung zu den Protagonist*innen aufzubauen.
Trotzdem war die Lektüre insgesamt bereichernd. Auch wenn uns hier vieles fremd ist hinsichtlich Geburtenkontrolle vom Staat, so ist es dennoch horizonterweiternd, wenn man lernt, mit welchem Druck Frauen in anderen Ländern aufwachsen. Und zeitgleich kann man doch recht viel auf die Situation in Europa übertragen.

Bewertung vom 26.12.2023
Reykjavík
Jónasson, Ragnar;Jakobsdóttir, Katrín

Reykjavík


sehr gut

Worum geht es?
Ein Mädchen verschwindet 1956 von einer Insel, sie wurde nie wieder gefunden. Ein Reporter lässt dreißig Jahre später nicht locker und recherchiert zu den Ermittlungen damals.

Worum geht es wirklich?
Macht, Schweigen und kein Vergessen

Lesenswert?
Ja, hat mir sehr gut gefallen. In großen zeitlichen Sprüngen wir das Versprechen skizziert, das sich zu einem Cold Case entwickelt und nie gelöst werden konnte. Im Jahr 1986 beginnt jedoch ein junger Reporter erneut zu recherchieren und entdeckt Dinge, die bis dahin nicht bekannt waren. Er ahnt dabei gar nicht, in welche Gefahr er sich begibt.
Insgesamt würde ich das Buch eher als Krimi beschreiben, für Thriller fehlte mir jetzt die konkrete Spannung und Action. Aber das mindert das Lesevergnügen nicht.
Sprachlich gefällt mir das Buch gut (übersetzt von Andreas Jäger) und auch der Spannungsbogen ist gut gelungen. Überraschend gibt es bei der Hälfte des Buchs eine Wendung, die die Geschichte ganz anders werden lässt. Hat mir gefallen, hat jedoch auch die Handlung in die Länge gestreckt.
Dadurch, dass der Hauptteil der Geschichte in den 90er Jahren spielt, erfährt man ziemlich viel über die damalige Zeit, über historische Ereignisse und über ein Island der Vergangenheit. Trotzdem fühlt es sich nicht wie ein historischer Krimi an, denn dafür ist es einfach viel zu nah an unserer heutigen Zeit.
Die Protagonist*innen waren sympathisch und angenehm, ihrer Geschichte zu folgen hat Spaß gemacht und sie wirkten durchweg realistisch und menschlich. Auch der Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen war gelungen und gute nachvollziehbar.
Ich hätte mir zwischendrin gewünscht, dass die Handlung noch einmal in die Vergangenheit springt und man dort vielleicht noch mehr erfährt.
Das Ende habe ich so nicht kommen sehen, wirkte aber auch stimmig.
Ich hatte das Gefühl, dass die damalige Zeit sehr gut dargestellt wird und die beiden Autor*innen das wirklich sehr realistisch wiedergeben konnten.
Zusammenfassend hat mir das Buch echt gut gefallen, man darf nur keinen Thriller erwarten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


sehr gut

geisterhafter Kriminalfall

Worum geht es?
Maali ist tot und findet sich plötzlich in einer geisterhaften Zwischenebene wieder. Doch wie ist er ums Leben gekommen? Genug Menschen hat er verärgert, schließlich fotografiert er das Grauen in einem Land voller Bestechung und Gewalt.

Worum geht es wirklich?
Erpressung, Trug und Liebe.

Lesenswert?
Ja, eine wirklich wilde Lektüre. Die Erzählweise ist eher ungewöhnlich und erfordert ein bisschen Zeit um in die Geschichte einzufinden. Die Namensfülle ist reichhaltig, es gibt aber eine Liste der agierenden Personen.
Maali ist ums Leben gekommen und befindet sich nun für sieben Monde in einer Geisterebene, von der aus er die Welt beobachtet, aber nicht mit ihr interagieren kann. Er weiß nicht wie er ums Leben gekommen ist und geht neugierig auf die Suche.
In seinem Leben gibt es in den Augen einiger wahrlich viele Gründe für den Tod: Er fotografiert das Grauen, die Machenschaften und korrupte Menschen und fühlt sich zu Männern hingezogen, was nicht offen ausgelebt werden darf.
Die lesende Person wird weder über Sagen oder Legenden noch über die näheren Umstände aufgeklärt, in denen sich Sri Lanka zur Zeit der Handlung befindet. Man erhält jedoch genug Andeutungen um sich seinen Reim machen zu können oder auch Dinge zu googeln.
Generell ist die Situation eher schaurig, da viele Menschen ermordet werden und die Geister im Zwischenreich oft dunkel und bösartig sind.
Das Buch war definitiv anders als erwartet, schwerer zu lesen als gedacht, aber hat mich trotzdem sehr neugierig auf das Land und seine Vergangenheit gemacht. Cover und inneres Layout gefallen mir sehr gut.
Wenn man über den Tellerrand blicken will, kann ich diese Lektüre echt empfehlen.