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Pusteblümchen
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 320 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


ausgezeichnet

Spionagethriller mit historischem Hintergrund

Das ist sicherlich eines der Bücher, von denen man sich wünscht, dass sie rein fiktiv sind. Das ist es aber leider nicht.
Es geht um den Kalten Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA in der Zeit der 1980er Jahre.
Nina Winter ist Schreibtisch-Agentin beim BND bevor sie als Führungsoffizierin nach Russland geht. Zunächst sieht sie hierin ihre große Chance, gleichzeitig ist damit aber auch ein hohes Risiko für die verbunden und es wird für Nina so richtig gefährlich.

Die Handlung ist spannend, brutal und einfach erschreckend. Dennoch gab es auch kurze Momente, in denen ich einfach lachen musste. Diese Stellen hat Andreas Pflüger gelungen eingesetzt, ohne dem Szenario den Schrecken zunehmen, aber um zwischendurch einmal kurz durchzuatmen.

Die Spannung ist durchgehend hoch und es gibt immer wieder überraschende Wendungen bis zum Schluß alles stimmig aufgelöst wird.
Mich hat dieser Spionagethriller gefesselt und dazu gebracht mehr über die historischen Hintergründe erfahren zu wollen.

Bewertung vom 29.09.2023
Ich erkenne eure Autorität nicht länger an
Bech, Glenn

Ich erkenne eure Autorität nicht länger an


ausgezeichnet

Voller Wucht und Wut

Ich mag Bücher, die provozieren und damit auf wichtige gesellschaftliche Themen aufmerksam machen.
Glenn Blech nimmt sich hier äußerst kritisch sozialen Themen unserer Zeit an. Dabei merkt man welche Wut über soziale Ungerechtigkeiten, Ausgrenzungen und der zunehmenden Kluft zwischen den sozialen Schichten in ihm stecken. Er ruft zur Solidarität auf und fordert dazu auf gesellschaftliche Normen und Standards zu hinterfragen.
Das alles passiert nicht in einem leicht zu lesendem Text, sondern in kunstvoller Prosa. Es ist eine Ansammlung von Gedanken und Erfahrungen, die Zeit benötigen, auf die ich mich einlassen musste und die mir neue Blickwinkel gezeigt haben.

Es ist eine Sammlung von Gedanken bzw. Episoden aus dem Leben des Autors, in denen er Mißstände und die Schwächen in unserer Gesellschaft sehr offen und ganz ungeschönt anspricht.

Bewertung vom 24.09.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


ausgezeichnet

Ein äußerst bewegender historischer Roman

Der 11-jährige Jude Natan flüchtet zusammen mit anderen Kindern aus Berlin nach Italien. Dort findet er in einem kleinen Dorf in der Villa Emma Zuflucht. In diesem Zuhause wird versucht den Kindern ein wenig Normalität zu geben, es wird ein Stück Alltag geschaffen, gemeinsam gelernt und musiziert. Es dauert aber nicht lange, bis die Nationalsozialisten auch in Italien ankommen.
Dank des mutigen Einsatzes des Pfarrers Don Arrigo und einigen anderen geht die Flucht weiter.

Ich habe schon viele historische Romane über die Zeit des Zweiten Weltkriegs gelesen, aber dieser hat mich wieder einmal besonders berührt. Was ich hier lesen musste ging einfach unter die Haut. Die Grausamkeiten, die damals stattfanden sind immer wieder unfassbar. Gleichzeitig gab es Menschen voller Mut und selbstloser Einsatzbereitschaft. Der hier geschilderte Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft in dieser kalten, gefährlichen und grausamen Zeit, ist einfach unfassbar, aber unfassbar schön und steht in einem unglaublichen Kontrast zu dem was sonst geschehen ist.

Dieser Roman hält historische Ereignisse fest, die nicht vergessen werden dürfen.

Bewertung vom 22.09.2023
Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne
Pfeiffer, Boris

Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne


ausgezeichnet

Eine spannende Dystopie

Hitze, Feuer, Sinnfluten, Dürre, Hagel, Tornados und Stürme haben das Leben auf der Erde zerstört. Städte und Häuser existieren nicht mehr und auch die Welt der Pflanzen ist sehr mitgenommen.
Eine heftige Sturmflut hat das Zuhause von Drdjuck und seiner Familie zerstört. Nur Drdjuck hat überlebt, sich einer Büffelherde angeschlossen und von dieser gelernt, sich den heftigen Wetter- und Klimaphänomen entgegenzustellen. In dieser vollkommen zerstörten Welt gibt es Jäger, die sich Drdjuck Fähigkeiten zu nutze machen wollen und ihn in eine Falle locken.
Der Klimawandel und seine möglichen Folgen werden hier in einer erschreckenden Deutlichkeit dargestellt, die schockiert, wachrüttelt aber auch sehr beängstigend ist. Ich finde es wichtig, dass jungen Lesern die Folgen des Klimawandels mit allen Konsequenzen vermittelt und das ist hier in einer spannenden und lebendigen Geschichte gut gelungen.
Die Erde wird auch ohne uns bestehen, aber wir werden nicht ohne sie existieren und überleben können. Deutlicher hätte der Autor diese Botschaft nicht vermitteln können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


ausgezeichnet

Der Mordclub ermittelt wieder

Ich liebe britische Humor und habe mich nur zu gerne erneut mit Mrs. Potts und ihren Freundinnen Becks Starling, der Ehefrau des Pfarrers und Suzie Harris, einer Hundesitterin, in das britische Marlow begeben. Das kleine idyllische Städtchen an der Themse hat einen ganz besonderen Charme und eignet sich damit perfekt für den Schauplatz eines Cosy-Crime-Falls.
Der reiche Sir Peter Bailey möchte die viel jüngere Krankenschwester Jenny Page heiraten und gibt einen Tag vor seiner Hochzeit eine Party, die er nicht überlebt. Während alle im Garten feiern, wird er in seinem Arbeitszimmer durch einen Wandschrank aus Mahagoni erschlagen. Für die Polizei ist schnell klar, dass es sich um einen Unfall handelt, aber Mrs. Potts ist da ganz anderer Meinung und fängt gemeinsam mit ihrem Mordclub an, zu ermitteln.

Mir hat es Spaß gemacht herumzurätseln, was sich ereignet hat. Obwohl alles äußerst amüsant dargestellt wird, mangelt es nicht an Spannung. Judith, Suzie und Becks sind ein ganz wunderbares Trio und ich mag die drei mit ihren jeweiligen Besonderheiten.
Auch wenn ich den Einwohnern von Marlow ruhigere Zeiten wünsche, hoffe ich, dass es bald wieder Arbeit für den Mordclub gibt.

Bewertung vom 16.09.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Eine ungewöhnliche Familiengeschichte

Das Buch ist aus der Perspektive des Autors geschrieben, der sich auf Spurensuche nach seinen Familienangehörigen begeben hat.
Sein Großvater ist bereits acht Jahre vor seiner Geburt gestorben und sein Wissen über ihn und sein Leben war gering. Als er 2010 erstmalig aus beruflichen Gründen nach Polen fäht, verspürt er den Drang, die Heimat seiner Großeltern aufzusuchen. Zunächst soll es eine einmalige Sache bleiben, aber nachdem er feststellt, dass sein Großvater mehr als zwanzig Jahre lang vergeblich versucht hat seinen durch den Krieg verlorenen Familienbesitz wiederzuerlangen, will er mehr wissen und beginnt sich ausführlich mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen.

Zunächst muss ich sagen, dass ich es sehr anstrengend fand das Buch zu lesen. Die Sätze waren klar und gut verständlich, aber mir fehlte die Struktur, Absätze und Kapitel, die den Ereignissen ein wenig mehr Form verleihen und sie dadurch leichter verdaulich machen.
Dennoch ist die Familiengeschichte von Menachem Kaiser interessant und ich möchte sagen auch außergewöhnlich. Die Spurensuche gestaltet sich oftmals als schwieriger als gedacht, sind aber keineswegs erfolglos. Dadurch ist ein lesenswertes, berührendes Buch mit Erinnerungen an für den Autor unbekannte Familienmitglieder entstanden.

Bewertung vom 16.09.2023
Endlich frei! Der queere Coming-out-Ratgeber
Schättin, Marco

Endlich frei! Der queere Coming-out-Ratgeber


ausgezeichnet

Coming Out – verstehen und umsetzen

Das Buch bietet Hilfestellungen in vielerlei Hinsicht. Zum einen gibt es Unterstützung für Menschen, die sich outen möchten, macht Vorschläge, wie diese vorgehen können und bereitet auf mögliche Reaktionen vor. Zum Anderen sorgen verschiedene Coming-Out-Berichte dafür, dass die Situation, der Menschen, die gerade ihr Innerstes nach außen kehren deutlich und verständlich wird.

Neben persönlichen Lebenserfahrungen klärt dieser Ratgeber auch auf. Sachlich und ohne Zurückhaltung schreibt der Autor über ein Thema, das für viele (leider) noch tabu ist. Es werden Begriffe erklärt, die mir im Alltag schon oft begegnet sind, aber deren Bedeutung mir nicht in Gänze bewußt war.
Ich habe viel erfahren und mir ist klar geworden, wie schwierig es ist, wenn man von der Situation des eigenen Coming-Outs steht.
Mir hat die Mischung aus persönlichen Erfahrungen des Autors und den aufgegriffenen Lebensgeschichten mit den verschiedenen sexuellen Orientierung, kombiniert mit den wissenschaftlichen Fakten und Begriffserklärungen gut gefallen.

Bewertung vom 10.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Erinnerungen und Rückblicke

Der Autor schreibt hier über die letzten drei Tage seiner Mutter und ich hatte mich auf ein bedrückendes, melancholisches Werk eingestellt. Das ist es aber absolut nicht, ganz im Gegenteil. Obwohl die Mutter kein einfaches Leben hatte und der Tod nicht mehr weit ist, gibt es eine Menge Humor. Einiges ist ein wenig makaber und es gibt auch durchaus bissige Momente. Dennoch sind die Zeilen liebevoll und mit Respekt geschrieben.

Der Wunsch, ich möchte schon fast sagen die Sehnsucht, der Mutter nach einem Eigenheim, ihr hartes Leben während des Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, die Inflation und was das für die Menschen bedeutete, das alles wird in Erinnerungen einfühlsam erzählt.

Normalerweise schreibe ich nichts über das Cover, da es für jeden offensichtlich ist. Aber hier lohnt sich der Blick unter den Schutzeinband und es ist so stimmig, dass ich es einfach erwähnen muss.

Mit dem Buch hat der Autor Hommage an seine Mutter geschrieben, mit der er mich nachdenklich zurückgelassen hat. Es sind gerade einmal 160 Seiten, aber diese sind äußerst gehaltvoll.

Bewertung vom 10.09.2023
60 Kilo Kinnhaken
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


sehr gut

Über das Leben in Island zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Handlung schließt an „60 Kilo Sonnenschein“ an und findet wieder in der kleinen fiktiven Siedlung Segulfjörður am Fjord statt.

Getsur ist inzwischen 19 und erwachsen geworden. Er stürzt sich in das Leben mit all seinen Möglichkeiten und weiht seinen Ziehvater längst nicht mehr in alles ein.

Es ist ein sehr sprachgewaltiger Roman über das Leben in Island und die Menschen dort. Die teils schrulligen Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen und ihr Lebensmut hat mich beeindruckt.

Die Beschreibungen rufen Bilder hervor, die vermutlich nur jemand mit Ortskenntnissen vermitteln kann. Über bunte Holzhäuser, ein Hafen voller Leben, das Treiben der Einheimischen und der ausländischen Fischer, Höhen und Tiefen des Lebens, ernste Themen sowie nebensächliche Plänkeleien werden hier humorvoll und sarkastisch wiedergegeben.

Das Buch ist ein Stück Island, mit dem ich das Gefühl bekommen habe einen guten Einblick in ein mir bisher weitgehend unbekanntes Land zu erhalten.

Bewertung vom 07.09.2023
Wir müssen gar nichts!
Maylou, Hannah

Wir müssen gar nichts!


ausgezeichnet

Offene Worte

Mit ihren offenen und sehr persönlichen Worten hat mich Hannah Maylou sehr beeindruckt. Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, in sich dem jemand so mutig und direkt Tabuthemen unserer Zeit stellt. Deswegen freue ich mich sehr, dass ich das Buch entdeckt habe und hoffe, dass es ganz viele Frauen lesen werden.
Die Themen sind vielfältig. Es geht um gesellschaftliche Normen und damit verbundene Tabuthemen. Aber warum sind diese eigentlich tabu ?
Warum fällt es uns z.B. so schwer über Weiblichkeit zu sprechen ?
Gleichberechtigung ist immer wieder ein Thema, aber wie weit wir von dieser entfernt sind, wird hier mehr als deutlich. Eigentlich müsste man nach dem Lesen des Buches geschockt sein, aber Hannah erzählt so sympathisch und humorvoll, bringt immer wieder persönliche Erfahrungen mit ein, dass ich einfach nur begeistert über ihre offenen Worte war.