Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aus Liebe zum Lesen
Wohnort: 
Rannungen

Bewertungen

Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2023
Die Wirtinnen
Pistotnig, Silvia

Die Wirtinnen


ausgezeichnet

Gefangen in Rollenbildern und geprägt von Wertvorstellungen führen die Frauen in Silvia Pistotnings Roman „Die Wirtinnen“ aus dem schweizerischen Indie-Verlag Elster & Salis ein Gasthaus in der Provinz.

Als Ankerpunkte in der Familiengeschichte hat sich die Autorin wenige Jahre, wie 1938 und 1994 herausgepickt und lässt die 3 Protagonistinnen Oma Johanna, Mutter Marianne und Gertrud im ständigen Wechsel aus ihrer Sicht von ihrem Leben erzählen. Dabei verleiht Silvia Pistotnig jeder Figur ihre eigene, unverkennbare Erzählstimme, die sie authentisch wirken lässt.

Allen 3 Frauen ist gemein, dass sie sich mit familiären und gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert sehen und jede geht auf ihre eigene Art damit um. Neben den Widrigkeiten des Zeitgeschehens müssen sich alle auch mit den Geheimnissen der Familie herumschlagen. Und davon gibt es einige, denn alle vermeiden es tunlichst, mehr als das Nötigste miteinander zu reden und so bleibt jeder mit seinen Gefühlen und Gedanken für sich.

Ganz ruhig und dennoch keineswegs langweilig entwirft die Autorin ein vielschichtiges und authentisches Bild einer Familie über mehrere Generationen und lässt dabei deren jeweiliges Lebensgefühl mitschwingen.

Bewertung vom 26.02.2023
Spannende Detektivgeschichten zum Mitraten - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
Kiel, Anja

Spannende Detektivgeschichten zum Mitraten - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

Wer hat Herrn Wangs Katze, Frau Stolz, entführt? Und wo sind die Lesebücher der Klasse 3a nur hingekommen? Gut, dass es mit Emma, Robin, Elena und Matteo kleine Detektive gibt, die diesen und anderen Rätseln auf die Spur gehen und das nicht alleine, sondern zusammen mit den Lesenden.

Mir gefallen die drei Geschichten sehr gut. Der Textumfang ist genau passend für die empfohlene Lesestufe und das Mitraten macht richtig Spaß. Wer dann noch nicht genug vom Rätseln hat, kann auf den letzten Seiten des Buchs noch weitere Rätsel lösen. Die zahlreichen farbigen Illustrationen von Angela Glökler gefallen uns sehr gut und lockern das Lesen auf.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die spannenden Geschichten sogar kleine Lesemuffel ansprechen und das Mitraten spornt nochmal zusätzlich an, weiterzulesen. So oder so macht dieses interaktive Buch wirklich Spaß und fördert die Liebe zum Lesen.

Bewertung vom 26.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Was für ein Page-Turner! Kristina Hauff nimmt uns in ihrem neuen Roman „In blaukalter Tiefe“ mit auf einen Segeltörn in die schwedischen Schären, der völlig anders verläuft, als es sich Anwalt Andreas erhofft hatte. Der Urlaub soll seine Ehe zu Caroline retten und nebenbei möchte er durch die Einladung seines jungen Kollegen Daniel und dessen Freundin Tanja die Geschäftsbeziehung zu ihm verbessern.

Stattdessen finden sich alle zusehends in einem Machtkampf wieder, in dem es um enttäuschte Träume, Loyalität und verletzte Gefühle geht, die die gesamte Crew um Skipper Eric in Gefahr bringt. Als auch noch das Wetter umschlägt, wird es brenzlig. Kristina Hauff schafft es, einen optimalen Spannungsbogen zu erzeugen, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch wenn der Epilog bereits Andeutungen macht und man erahnen kann, was passieren wird, steigt dennoch oder gerade deswegen die Spannung zusehends. Lediglich die letzten Kapitel konnten mich nicht ganz überzeugen.

Die Figuren waren mir zu stereotyp, zu sehr in ihrer Rolle verankert, was aber wohl auch der Kürze des Textes geschuldet ist und zur Zuspitzung der Ereignisse an Bord beitragen soll. Mich hat das an dieser Stelle nicht so sehr gestört und so funktioniert der Roman für mich sehr gut und bleibt mir als Lesevergnügen im Gedächtnis.

4,5/5

Bewertung vom 20.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


gut

Puh! Da hat Annika Reich ja was angerichtet. Der Klappentext ihres Romans „Bei uns sterben die Männer nicht“ klingt schon mal verheißungsvoll.

Ein malerisches Anwesen am See voller Frauen, abwesende Männer, eine Großmutter, die über alles herrscht, zu erfüllende Rollenbilder und zwei tote Frauen. Das alles bildet einen explosiven Stoff für eine Familiengeschichte, in der es ums Dazugehören und Nichtgenügen geht, in der Geheimnisse eher die Regel als die Ausnahme sind, in der es Missgunst und Neid gibt, in der alle mehr oder weniger einen Knacks abbekommen haben.

Die Ich-Erzählerin Luise schildert all das am Tag der Beerdigung der Großmutter und in zahlreichen Rückblenden. Dass sie dabei diejenige ist, die am wenigsten von der Familiengeschichte weiß, scheint zunächst ein guter Griff zu sein.

Zum Ende hin wird dann allerdings klar, dass die Autorin die vielen losen Fäden nicht verbindet. Weder die Herkunft des Vermögens, die Verbindung zu Hitler, noch das Verschwinden der Ehemänner wird erklärt. Gerade auch das letzte Kapitel lässt mich noch ratloser zurück.

Die Story hatte so viel Potential, Hinweise wurden geschickt gestreut, die Spannung stieg, doch leider hat sich die Autorin darin verloren. Enden dürfen offen bleiben, Geheimnisse gewahrt werden, aber hier wurde einfach keine Geschichte draus. Am Ende bleibt ein großes Fragezeichen zurück.

Bewertung vom 15.02.2023
Die Geschichte der Architektur
Zukowsky, John

Die Geschichte der Architektur


sehr gut

Für die Liebhaber*innen schöner Bauwerke habe ich ein neues Buch im Großformat aus dem Prestel-Verlag: „Die Geschichte der Architektur: Von der Pyramide zum Wolkenkratzer“ von John Zukowsky.

Wie der Titel schon sagt, hat sich der Kunst- und Architekturhistoriker Zukowsky der Mammutaufgabe gestellt, einen Überblick über die Epochen der Architektur zu erstellen. Um dies zu stemmen, hat er für jedes vorgestellte Bauwerk jeweils nur ein Foto vorgesehen. Leider sind auch die Erläuterungen sehr knapp ausgefallen, sodass man kaum einen Eindruck vom Bauwerk, geschweige denn von den Architekt*innen und deren Intention erhält. Dafür werden reichlich Fakten zu geschichtlichen Ereignissen eingestreut, die für die Architektur wenig bis gar nicht relevant sind, sodass sich aus meiner Sicht der Fokus ein wenig verschiebt.

Nichtsdestotrotz gibt das Buch einen guten Überblick über die Architekturgeschichte und zeigt viele Bauwerke aus den verschiedenen Epochen und geht am Rande auch auf ein paar typische Details des jeweiligen Baustils aus. Dabei verteilen sich die vorgestellten Gebäude rund um den Globus und beschränken sich nicht wie so oft auf westliche Architektur.

Auch wenn ich mir ein bisschen mehr Tiefe gewünscht hätte, wird das Buch seinem Titel dennoch gerecht und bietet einen schönen Streifzug durch 5000 Jahre Architekturgeschichte.

Bewertung vom 08.02.2023
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


ausgezeichnet

Haben alle Menschen gleich viel Zeit? In „Alle Zeit - Eine Frage von Macht und Freiheit“ geht Teresa Bücker der Zeitverteilung in unserer Gesellschaft auf den Grund.

Zeit ist nicht gerecht verteilt und das zieht weitere Probleme nach sich. In unserer Gesellschaft wird Zeit unterschiedlich gewertet. Lohnarbeit hat z. B. einen viel höheren Stellenwert, als Care-Arbeit, die überwiegend von Frauen geleistet wird, was u. a. zu Altersarmut und weniger politischer Teilhabe von Frauen führt. Diese und viele weitere Schwierigkeiten unserer Zeitverteilung erklärt die Autorin ausführlich und verständlich. Ihre Aussagen untermauert sie mittels zahlreicher Zitate und Quellenangaben.

Mir waren einige der Probleme und Zusammenhänge tatsächlich nicht bewusst. Sehr interessant fand ich zudem verschiedene vorgestellte Ansätze und Lösungsmöglichkeiten, wie wir Zeit gerechter verteilen können.

Zeit ist aus meiner Sicht ein unterschätztes Privileg, vor allem von weißen Männern, deren ungerechte Verteilung Frauen und/oder marginalisierte Gruppen auf vielfältige Weise benachteiligt. „Alle Zeit“ ist ein wichtiges Buch, das uns diese Missstände und mögliche Lösungen aufzeigt und hoffentlich eine Veränderung bewirken kann.

Bewertung vom 30.01.2023
Die Wildmohnfrau
Knausenberger, Sarah

Die Wildmohnfrau


ausgezeichnet

Was ist für Euch Zuhause? Eher ein Ort oder mehr ein Gefühl? Und wie fühlt es sich an, wenn man ein richtiges Zuhause nicht kennt? Genau damit beschäftigt sich die Protagonistin Mia in Sarah Knausenbergers besonderem Buch „Die Wildmohnfrau“ aus dem Kunstanstifter Verlag.

Als sie die Kontaktanzeige der Wildmohnfrau liest, verlässt Mias Mutter ihren Mann Hals über Kopf und zieht mit Mia kurzerhand bei ihr und deren Tochter Toni ein. Während Mia zu Toni eine innige Beziehung entwickelt, leidet die zu ihrer Mutter zusehends. Mia kämpft mit der Pubertät, unsicheren Verhältnissen und Armut und findet in der Wildmohnfrau, deren richtiger Name übrigens nie genannt wird, immer wieder einen Zufluchtsort, eine Konstante in ihrem unsteten Leben.

Sarah Knausbergers Figuren sind nicht schwarz/weiß angelegt, es gibt nicht die Guten und die Bösen. Vielmehr zeigt sie die vielen Facetten eines Lebens und sie hat mit Mia eine Identifikationsfigur geschaffen, die sich trotz aller Widrigkeiten im Leben behauptet und ihre Leidenschaft findet.

Zu etwas ganz Besonderem wird das Buch außerdem durch die Gestaltung von Elke Ehninger, die das Buch illustriert hat, und zwar so stimmig, dass sogar die Farbe des Einbands nicht zufällig gewählt wurde. Diese Liebe zum Detail, die hochwertige Ausstattung und die interessante, feinfühlige Geschichte schaffen trotz der schweren Themen ein Leseerlebnis, das noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 27.01.2023
Orgasmic Woman
Stadick, Mara;Schlitter, Vivien;Dziwisch, Natalia Alicja

Orgasmic Woman


ausgezeichnet

Liebst du dich selbst? Kennst du dich, deinen Körper und deine Wünsche wirklich richtig? In „Orgasmic Women - Deine Lust ist deine Kraft!“ rufen die Sexualtherapeutinnen Mara Stadick und Vivien Schlitter gemeinsam mit der Grafikdesignerin Natalia Dziwisch zu mehr Selbstliebe auf, und das nicht nur im sexuellen Kontext.

Die Autorinnen führen mit viel Empathie an physische und psychische Grundlagen heran, erzählen von ihren eigenen Erfahrungen und denen ihrer Klient*innen und begeben sich dann mit ihren Leser*innen auf eine 30-tägige Reise zu mehr Selbstliebe.

Das Buch zeichnet sich durch eine einfühlsame und wertschätzende Sprache aus. An keiner Stelle wird man zu etwas gedrängt oder verunsichert, sondern vielmehr ermutigt, in den Dialog mit sich selbst zu gehen, zu hinterfragen und zu experimentieren. Ebenso liebevoll sind die Illustrationen, die die ganze Vielfalt an weiblichen Körpern darstellen und einen im Selbstwert stärken.

„Orgasmic Women“ ist ein absolut empowerndes Buch, das die Kraft hat, die Sicht auf sich selbst positiv zu verändern.

Bewertung vom 15.01.2023
Architektur
Roeder, Annette;Leigh Baron, Pamela;Baron, Pamela

Architektur


sehr gut

Ihr wisst ja wahrscheinlich, dass ich ein Faible für Architektur habe. Um meine Leidenschaft auch meinen Kindern zu vermitteln, habe ich zu Annette Roeders Kinderbuch „25 moderne Bauwerke aus aller Welt“ gegriffen.

Darin stellt sie Gebäude, wie die berühmten modernen Klassiker Fallingwater und das von Walter Gropius erschaffene Fagus Werk ebenso wie neuere Bauten, wie die Elbphilharmonie oder Zaha Hadids Hafenhuis Antwerpen vor. Außerdem finden auch unbekanntere, aber nicht weniger bedeutende Bauwerke ihren Platz im Buch, wie eine Notunterkunft aus Pappe und die Micro Yuan’er Kinderbibliothek in Peking.

Jedem Gebäude wird eine Doppelseite gewidmet, auf der es eine großformatige Illustration von Pamela Baron gibt, sowie einen Infotext mit den wichtigsten Informationen, in der die Autorin beschreibt, was das Besondere an dem jeweiligen Bauwerk aus ihrer Sicht ist. Einige dieser Texte finde ich für Kinder etwas schwierig formuliert. Bei meinen Kindern bedurfte es oft weiterer Erklärungen, um die Texte wirklich zu verstehen.

Auf den letzten Seiten findet sich dann eine Zeitleiste, auf der alle Bauwerke chronologisch abgebildet sind und durch wichtige Eckdaten und Informationen zum Architekten ergänzt werden. Diese Inforationen hätte ich mir eher direkt bei der Vorstellung der Gebäude gewünscht. Außerdem hätten weitere Ansichten und ggf. Grundrisse das Verständnis für die Bauwerke sicher verbessert. Besonderheiten eines Bauwerks kann man meiner Meinung nach nicht anhand eines einzigen Bildes zeigen, noch dazu, wenn es nur eine Illustration ist und kein Foto, das z. B. das Materialzusammenspiel viel besser veranschaulicht.

Während mir die Grundidee des Buchs gut gefällt und die Zusammenstellung der Bauwerke gelungen ist, finde ich die Präsentation leider insgesamt weniger geglückt.

Bewertung vom 11.01.2023
Ein Hund mit Flügeln
Maar, Paul

Ein Hund mit Flügeln


sehr gut

Wer kennt ihn nicht, den Erfinder des Sams, Paul Maar? Im Fischer-Verlag ist jetzt ein neues Buch von ihm für Erwachsene erschienen: „Ein Hund mit Flügeln – Erfundenes und Erlebtes“ enthält Texte aus mehreren Jahrzehnten seines Schaffens, darunter Gedichte, Kurzgeschichten, Essays.

Die Texte zeigen eine andere Seite des Autors, der vor allem für seine fröhlichen Kindergeschichten bekannt ist. Es gibt nachdenkliche, ernste bis hin zu leicht morbiden Gedanken und Geschichten, aber auch die humoristischen Momente fehlen nicht. Bei einigen Geschichten fragt man sich, ob das jetzt das „Erfundene“ oder tatsächlich „Erlebte“ seines Lebens ist.

Besonders gefällt mir auch hier wieder bei einigen Texten Paul Maars Spiel mit den Worten, mit Klängen, mit Bedeutungen, insbesondere bei den „Geschichten von Herrn Lampert“ wie dem folgenden: „Herr Lampert behauptete, er sei Optimist. „Wie kann das sein? Du siehst doch immer nur das Schlimmstmögliche voraus“ sagte Lobesam. „Ja. Aber ich bin ganz optimistisch, dass es auch eintritt“, antwortete Herr Lampert.

„Ein Hund mit Flügeln“ bietet kurzweilige Unterhaltung und macht mit seinem Leineneinband auch optisch eine gute Figur.