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Bookwood
Wohnort: 
Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

Einblick in eine interessante Welt
Kati Naumann bietet mit ihrem neuen Roman „Die Sehnsucht nach Licht“ einen Einblick in eine sehr interessante Welt: sie beschreibt das Schicksal einer Bergarbeiterfamilie vom 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Dabei verknüpft sie gekonnt das Leben von Personen in der Jetztzeit mit dem der Familienmitglieder aus der Vergangenheit.
Sie stellt die junge Luisa in den Mittelpunkt der Erzählung, die durch ihre Nachforschungen nach ihrem verschollenen Großonkel Rudolf immer tiefer in ihre eigene Familiengeschichte eindringt. Der Roman lebt von den verschiedenen Perspektivwechseln und ist spannend erzählt. Man taucht gleichsam mit in diese für das Auge unsichtbare Unterwelt des Bergbaus ein und erfährt, wie damals die harte Arbeit der Bergleute ablief und wie sie sich im Laufe der Jahre weiterentwickelte. Parallel dazu entfaltet sich ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, die anschaulich darstellt, wie hart das Leben für die Menschen im Erzgebirge nach dem zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Besatzung war und wie eingeschränkt die Möglichkeiten des Einzelnen im DDR-Regime. Besonders erschreckend ist aber die Unbedarftheit mit der unter Fehlen jeglicher Sicherheitsvorkehrungen Bergbau und später noch Uranabbau betrieben wurde. Es ist wirklich furchtbar, noch einmal so deutlich vor Augen geführt zu bekommen, wie viele Menschen krank wurden und später sterben mussten.
Mich hat das Buch von Kati Naumann wirklich sehr beeindruckt. Man merkt, dass sie es mit Herzblut geschrieben hat und viel Zeit in die Recherche dafür gesteckt hat. Die einzelnen Figuren finde ich sehr authentisch und viele Dinge, die sie beschreibt sind berührend. Dabei gleitet sie aber nichts ins Sentimentale ab.
Für mich ist “Die Sehnsucht nach Licht“ eine absolute Leseempfehlung.
Das Cover ist schön und ansprechend gestaltet. Der Stammbaum der Familie ist zumindest zu Beginn der Lektüre ein „Nice to have“ und das Lesebändchen wie immer praktisch.

Bewertung vom 04.12.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


gut

Etwas verwirrend aber interessant
Natasha Pulley hat mit ihrem Fantasy-Roman „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ein außergewöhnliches aber auch etwas verwirrendes Buch geschaffen. Erzählt wird die Geschichte von Joe, der mit dem Zug 1889 in London ankommt und feststellt, dass die Stadt nicht mehr britisch sondern französisch ist und dass er scheinbar vergessen hat, wer er ist. Für den jungen Mann beginnt fortan eine Odyssee in der er seiner Identität nachjagte und der nur weiß, dass all die verwirrenden Ereignisse mit einem Leuchtturm zusammenhängen, der sich im hohen Norden Schottlands befindet: Eilean Mor.
Als er dorthin reist findet er jedoch nicht die Antwort auf all seine Fragen, sondern gerät nur noch immer tiefer in einen Strudel verwirrender Ereignisse.
Die Idee des Buches fand ich absolut gut und überzeugend, auch wenn sie natürlich nicht neu ist. Zwischenzeitlich fand ich die Story aber teilweise so verworren, dass ich kurz davor war, auszusteigen. Auch fand ich, dass die Ereignisse auf den Schiffen manche Länge aufwiesen. Als allmählich klar wurde, wie die Geschichte zusammenhängt, hätte man sich einige Erzählschleifen sparen können. Für mich waren Buchgestaltung und der Beginn des Romans vielversprechend. Allerdings konnte das Buch dann letztendlich meine Erwartungen nicht erfüllen.

Bewertung vom 27.11.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


sehr gut

Mutige Frauen
In Jennifer Ryans Roman „Die Köchinnen von Fenley“ geht es um 4 mutige Frauen, die im 2. Weltkrieg in Großbritannien versuchen, so gut wie möglich zu überleben.
Jede von ihnen möchte in einem Kochwettbewerb der BBC gewinnen, um Co-Moderatorin in einer Kochshow zu werden.
Da ist einmal die junge Witwe Audrey, die mehr schlecht als recht versucht, sich und ihre beiden Söhne über Wasser zu halten. Ihre Geldsorgen drohen übermächtig zu werden und sie hat Angst deshalb ihr Haus zu verlieren. Ihre Schwester Gwendoline nimmt auch an dem Wettbewerb teil. Ihr geht es eher darum, sich unabhängig von ihrem Mann Sir Strickland zu machen, der sie mehr und mehr unterdrückt. Dann gibt es da noch als weitere Teilnehmerinnen deren junge Hausangestellte Nell, die zwar eine begnadete Köchin ist, aber der es an Selbstvertrauen fehlt und Zelda, die sich als ehemalige Restaurantchefin ausgibt und ihre Schwangerschaft vertuschen möchte. Für beide wäre der Gewinn des Kochwettbewerbs der Weg in ein selbstbestimmtes Leben.Zunächst stehen sich die Frauen als erbitterte Rivalinnen gegenüber. Doch das Leben und die damit unvorhersehbaren Ereignisse macht ihnen schnell klar, dass sich ihre Wünsche nur erfüllen können, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen.
Jennifer Ryan gelingt es gut, die Stimmung im vom 2. Weltkrieggebeutelten Großbritannien zu beschreiben. Essensrationierungen und die Angst vor Bombenangriffen bestimmen den Alltag. Gerade den Frauen wird viel abverlangt, haben sie doch meist die Aufgabe, ihre Familien mit einem sehr begrenzten Angebot an Lebensmitteln zu ernähren. Anschaulich machen dies die im Buch enthaltenen Rezepte. Phantasiereich wird dort nicht Vorhandenes oder Rares durch andere Lebensmittel ersetzt. Ansonsten ist die Story zwar nicht besonders tiefschürfend, sondern eher herzerwärmend, was die Lust am Lesen allerdings nicht schmälert.
Die Covergestaltung ist ok, ich hätte mir aber auch ein etwas weniger steifes Bild vorstellen können.

Bewertung vom 25.11.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Opfer oder Täter?
Wir leben in einer Welt, in der es oft sehr schwierig ist zu entscheiden, ob wir es wirklich mit einer gesicherten Information zutun haben, oder ob es sich um sogenannte „Fake-News“ handelt. Besonders im Orkus der Socialmedia ist manchmal kaum erkennbar, welcher Beitrag einfach nur Stimmung machen möchte und sogar manchmal dazu dient, dass Menschen diskreditiert und verurteilt werden, obwohl sie unschuldig sind.
Solch einen Fall beschreibt der Autor in seinem Krimi „ Fake“ auf sehr spannende Art und Weise: Patrick Dostert, der mit seiner Frau ein eher beschauliches Leben führt, gerät urplötzlich in den Fokus polizeilicher Ermittlungen. Von ihm ist ein Video im Socialmedia-Netzwerk aufgetaucht, das ihn als brutalen Schläger zeigt. Eine ihm völlig unbekannte Frau behauptet zudem noch, dass er ihre verschwundene Freundin ermordet hat. Alles spricht gegen ihn und Dostert scheint schon so gut wie verurteilt. Dann jedoch übernimmt der gewiefte Anwalt Göbel seine Verteidigung. Dessen privater Ermittler beginnt zu recherchieren und das Blatt beginnt sich für Patrick doch noch zum Guten zu wenden. Doch ist er tatsächlich Opfer oder doch Täter? Was schließlich zum Ende der Geschichte herauskommt überrascht.
Neben dem brandaktuellen Thema ist für mich auf jeden Fall die spannende Erzählweise des Autors ein absoluter Pluspunkt. Der Thriller beginnt mit einer Sequenz, die der Leser erst ganz zum Schluss des Buches einzuordnen vermag. Im Verlauf der Story wird man immer hin und her gerissen, was ist nun tatsächlich so passiert und wo wurde Information manipuliert. Gut gemacht finde ich den mehrfachen Perspektivwechsel aus dem die Handlung erzählt wird. Gefallen hat mir auch, dass die Geschichte nicht unnötig ausgewalzt wurde, sondern eher kurz und gut ist. Für mich war es das erste Buch von Arno Strobel. Das hat mir aber zweifellos Lust auf noch mehr Lesestoff aus seiner Feder gemacht.

Bewertung vom 20.11.2022
Gesund essen durchs Jahr
Schocke, Sarah

Gesund essen durchs Jahr


ausgezeichnet

Bereicherung für jedes Kochbuchregal
Sarah Schocke ist mit dem Buch „Gesund essen durchs Jahr“ ein wirklich toller Koch-Ratgeber gelungen der eine Bereicherung für jedes Kochbuchregal darstellt. Dabei gefällt mir besonders die ausgewogene Kombination aus den Informationen zur gesunden Ernährung und den gut nachkochbaren Rezepten. Die Gliederung erfolgt nach den einzelnen Monaten des Jahres und ist übersichtlich in Form eines Registers gestaltet. Dabei hat jeder Monat eine besondere Farbe erhalten und deshalb sieht das ganze farbenfroh und ansprechend aus. Jedes Monatskapital greift ein dazu passendes Ernährungsthema auf. Das reicht zum Beispiel von der genaueren Betrachtung Veganer Ernährung im Januar bis zur Rückbetrachtung des Jahres aus ernährungstechnischer Sicht im Dezember. Ergänzt werden die fundierten und interessanten Informationen durch gut erklärte Rezepte, die überwiegend einfach nachzukochen sind. Wie bei eigentlich jedem GU-Kochbuch sind die Bilder sehr gut fotografiert und regen zum Ausprobieren und Nachkochen an. Wenn man seine Ernährungsweise, aus welchem Grund auch immer, einmal überdenken und verändern möchte, erhält man in diesem Buch nicht nur wertvolle Tipps und Tricks, sondern auch alltagstaugliche Hinweise , wie man über ein ganzes Jahr hindurch vorgehen kann. Da können gute Vorsätze zu Beginn des Jahres auf jeden Fall konsequenter und nachhaltiger umgesetzt werden. Ich finde diese neue Kombi aus Ratgeber und Kochbuch auf jeden Fall super und werde versuchen damit meine Ernährungsweise noch gesünder zu gestalten.

Bewertung vom 23.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Gelungener Einstand
Viveca Sten ist ja eine der ganz Großen in der skandinavischen Krimiszene. Mit „Kalt und still“ beginnt sie eine neue Reihe in der die junge Polizistin Hanna Ahlander ermittelt und neu zum Ermittlunsteam der Polizei Are stößt.
So erfahren wir auch zunächst sehr viel über die Person und die problematische Lebenssituation in der sich die Protagonistin befindet. In ihrer alten Dienststelle wurde sie gemobbt, weil sie sich für misshandelte Frauen einsetzte und auch nicht davor zurückschreckte, Untersuchungen gegen einen Kollegen, der verdächtigt wird, seine Frau getötet zu haben, anzustrengen. Deshalb hat man sie sogar freigestellt und will sie dazu nötigen, sich einen anderen Job zu suchen. Privat geht es ihr auch nicht gerade gut, denn ihr Freund hat eine Neue und möchte deshalb, dass sie unverzüglich aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Deshalb nimmt sie notgedrungen das Angebot ihrer Schwester wahr, in deren Ferienhaus in Are zu zu ziehen, um sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Dort wird sie durch Zufall in die Ermittlungen zum Fall der verschwundenen 18jährigen Amanda mit eingebunden und gerät dadurch schließlich selbst in tödliche Gefahr.
Die Geschichte kommt meines Erachtens etwas langsam in Gang. Der tatsächliche Kriminalfall rückt leider zunächst etwas in den Hintergrund. Als Auftaktband einer neuen Reihe finde ich es aber durchaus legitim, die Personen gut einzuführen. Abzuwarten bleibt, wie sich das in den Folgebänden darstellen wird. Hanna und Daniel sind ein sympathisches Ermittlerduo: sie in einer Lebenskrise und er als frischgebackener Vater zwischen Familie und Job hin und hergerissen. Da findet sich jede Leserin und jeder Leser irgendwie wieder.
Mit dem Kriminalfall erfindet die Autorin nicht unbedingt das Rad neu. Irgendwie ahnt man von Beginn an, was passiert ist, Dennoch gibt es ausreichend Verdächtige und zum Schluss hin kommt auch richtig Spannung auf. Vielleicht hätten dem Buch ein paar Seiten weniger gut getan, denn es gibt auch mal einige Längen. Gut gefallen hat mir die atmosphärische Beschreibung des winterlichen Are. Da bekommt man jetzt schon große Lust auf die Vorweihnachtszeit. Die Covergestaltung gefällt mir super gut: einfach skandinavisch schlicht und schön. Ich bin also schon gespannt auf den zweiten Fall von Hanna und Daniel.

Bewertung vom 23.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Was wirklich geschah
Jane Harpers Roman „Der Sturm“ ist von der Covergestaltung her ein absoluter Hingucker: wellenumtoste Felsklippen, die bedrohlich und düster aus dem Meer herausragen.
Leider kommt die darin von der Autorin erzählte Geschichte nicht ganz so fulminant daher, wenn man sich denn einen spannenden Thriller darunter vorgestellt hatte.
Doch ist die Story durchaus interessant: Kieran kehrt in seinen Heimatort an der tasmanischen Küste zurück, wo vor längerer Zeit sein Bruder Finn mit seinem Freund während eines Sturms ertrank. Er gibt sich die Schuld an diesem Unglück, denn die beiden jungen Männer hatten ihn wohl damals zu retten versucht. Doch das ist nicht das einzige schreckliche Ereignis, das die Bewohner mit dieser grauenvollen Sturmnacht verbinden. Damals verschwand auch die vierzehnjährige Gabby, deren Leiche bis zum heutigen Tag nicht gefunden wurde.
Im Roman macht sich Kieran daran herauszubekommen, was tatsächlich während des Orkans geschah. Er trifft seine Freunde von damals wieder und spätestens als die junge Aushilfskellnerin Bronte tot am Strand gefunden wird, ahnt er dass einige Personen bisher die Wahrheit verschwiegen haben und etwas verbergen.
Richtige Spannung kommt während des Lesens des Buches eigentlich nur zum Schluss auf, wenn klar wird, wer für das Verschwinden von Gabby verantwortlich ist und warum Finn und sein Freund sich damals in die letztendlich tödliche Gefahr des Sturmes begaben.
Viel wird sich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt, wobei die Autorin aber hier sehr empathisch beschreibt und deshalb glaubhaft bleibt.
Ich hatte nur letztendlich eine andere Erwartungshaltung an das Buch. Ich hatte mir einen spannenderen Krimi vorgestellt. Alles in allem fühlte ich mich aber doch ganz gut unterhalten. Absolutes Plus dieses Romans ist die gewählte Location, die einmal nicht Großbritannien oder Skandinavien ist. Auch bin ich neugierig darauf geworden, mal ein anderes Buch von Jane Harper zu lesen, deren Werke ja von den Kritiker*innen durchaus viel Lob erhalten.

Bewertung vom 14.10.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Toller Hamburg-Roman
Obwohl ich die bisherigen Romane von Miriam Georg, die ja auch in Hamburg spielen, nicht kenne, hat ihr neuestes Werk "Das Tor zur Welt", das auf zwei Bände angelegt ist, mich gleich fasziniert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Ada, deren Eltern zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandern und ihre kleine Tochter in der Obhut armer Bauern im Alten Land zurücklassen. Als diese auch auswandern, wird sie erneut zurückgelassen und muss sich vortan in Hamburg durchschlagen. Ihren Traum, selbst nach Amerika auszuwandern, verliert sie dabei nie aus den Augen. Eine andere Protagonistin des Romans ist Claire, eine Tochter aus reichem Hause, die nach dem Tod ihres Vaters ziellos durchs Leben treibt. Als der von ihr als Ehemann ins Visier genommene Reederssohn eine passendere Partie wählt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Die Wege von Ada und Claire kreuzen sich in der Hamburger Auswandererstadt und ihre Freundschaft scheint beiden gut zu tun. Aber letztendlich muss Ada erkennen, dass auch Claire sie nur verraten hat und einen erneuten furchtbaren Schicksalsschlag verkraften.
Miriam George gelingt es einfach meisterhaft den Zeitgeist des beginnenden 19. Jahrhunderts und die Stimmung in der Hafenstadt Hamburg einzufangen.
Die beiden unterschiedlichen Charaktere der Hauptfiguren sind überzeugend gezeichnet und die Geschichte ist insgesamt sehr stimmig. Gerade die Kontraste der beiden Welten, in der die beiden jungen Frauen leben, machen das Buch interessant und abwechslungsreich. Dabei trägt die Autorin nicht dick auf, sondern beschreibt sehr detailliert und teilweise auch sehr drastisch die damaligen Lebensumstände der armen Bevölkerung und die Zustände während des Cholera-Ausbruchs in Hamburg. Man möchte einfach immer weiterlesen und auch der Schluss des Buches bringt nochmal eine Wendung, die man nicht vermutet hatte. Das macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Band, den ich auch unbedingt lesen muss.
Die Covergestaltung ist sehr geschmackvoll und auch die beigefügten Fotografien, die man am Ende des Buches findet, tragen dazu bei, dass die Bilder, die Miriam Georg in ihrem Roman zeichnet, quasi lebendig werden.
Für mich einer meiner Lieblingsromane 2022.

Bewertung vom 18.09.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


sehr gut

Die 1960-er Jahre lassen grüßen
Für mich ist jedes neue Buch von Carmen Korn ein absolutes „Must-Have“. Da ich schon den ersten Band ihrer auf zwei Bände angelegten Familiengeschichte „Und die Welt war jung“ verschlungen habe, war „Zwischen heute und morgen“ eines der Bücher in 2022 auf dessen Erscheinen ich hingefiebert hatte.
Ich muss allerdings sagen, dass diejenigen Leserinnen und Leser, die den ersten Band nicht gelesen haben, sich mit diesem Folgeband sicherlich sehr schwer tun werden. Da hilft auch nicht, das trotzdem auch für mich sinnvolle Personenverzeichnis, das man mit der Lektüre an die Hand bekommt. Zu viele Anspielungen und Erzählfacetten, die ohne das nötige Vorwissen ins Leere laufen.
Für mich war es aber wieder eine sehr stimmig erzählte Familiengeschichte, die ja eigentlich mehrere Familien umfasst und, das macht die Story ja so abwechslungsreich und interessant, zwischen den Handlungsorten Köln, Hamburg und San Remo wechselt. Dabei finde ich besonders gut, dass die einzelnen Kapitel immer recht kurz sind und es dadurch nicht zu Längen im Erzählfluss kommt.
Im Gegensatz zum ersten Band habe ich allerdings mit zwei der Personen etwas „gehadert“: Da ist zum einen die tragische Gestalt des Pianisten Pips, die ich mitunter etwas dick aufgetragen und nervig finde. Auch die Lebenslösung, die sich die Autorin schließlich für ihn ausgedacht hat, ist für mich nicht wirklich rund und stimmig. Und da ist noch Uli, der aus Mitleid einst die schwangere Carla geheiratet hat und jetzt versucht, Versäumtes nachzuholen. Irgendwie verläuft seine Geschichte, die durchaus Potenzial gehabt hätte, letztendlich im Sande. Schade eigentlich.
Trotz kleiner Schwächen in der Handlung und auch wenn die Geschichte an manchen Stellen etwas „betulich“ daherkommt, habe ich die Lektüre des Romans doch wieder sehr genossen. Carmen Korn ist eben eine sehr gute Erzählerin, die mit vielen Details die 60er Jahre so gut beschreibt, dass ich mich wieder an meine Kindheit erinnert fühlte. Köln und Hamburg sind mir zudem sehr vertraute Orte, so dass ich mich bei Gerda, Heinrich Kurt,
Elisabeth und Co quasi wie zuhause fühle. Und das ist für mich der absolute persönliche Pluspunkt dieses Buches, das ich auf jeden Fall allen Fans der Autorin nur wärmstens weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 14.09.2022
Tot ist sie dein
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


gut

Veronica Torres - eine unbequeme Ermittlerin
Mal kein Schwedenkrimi dachte ich mir, als ich das Buch „Tot ist sie dein“ des Autoren-Gespanns Ilana Casoy und Raphael Montes in die Hand nahm. Da beide aus Brasilien kommen, spielt der Krimi in dem die Polizistin Veronica Torres als Protagonistin ermittelt, in der Millionenstadt São Paulo.
Hier herrschen Armut und Gewalt, ein Frauenschicksal scheint nicht viel zu zählen.
Als die junge Marta sich aus dem Fenster des Polizeireviers in den Tod stürzt, möchte Veronicas Chef Wilson Carvana den Vorfall möglichst unter den Teppich kehren. Doch er hat nicht mit seiner Assistentin gerechnet. Veronica beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und holt sich die Unterstützung ihres Kollegen Nelson, mit dem sie mehr als nur eine Freundschaft verbindet. Doch da gibt es auch noch den geheimnisvollen Militärpolizisten Brandao und seine Frau Janete, die ein unheilvolles Band verbindet und die grausame Verbrechen begehen. Kann sich Janete mit Veronicas Hilfe von ihrem Ehemann befreien und ihn seiner gerechten Strafe zuführen?
Die Geschichte, die die beiden Autoren erzählen ist zweifellos intelligent und enthält einige überraschende Wendungen. Auch das Ende ist spannungsreich und clever ausgedacht.
Ich habe mich allerdings mit der Figur der Ermittlerin nicht ganz wohlgefühlt. Sie war mir einfach nicht sehr sympathisch. Vielleicht hätte man auch nicht ganz so viel in die Story packen sollen. Zwei parallel beschriebene Straftaten, das doch sehr komplizierte Familienleben von Veronica und dann noch eine angedeutete Hintergrundgeschichte, die sich auf das Leben ihres Vaters bezieht - mir war das alles etwas zu viel für 380 Seiten. Pluspunkt: so kam allerdings zu keiner Phase des Buchs Langeweile auf. Mir war das Buch auch teilweise etwas zu brutal. Die Gewalt gegen Frauen hätte nicht so detailliert geschildert werden müssen und auch die Sprache war mir an manchen Stellen zu grob.
Also alles in allem war es nicht so ganz mein Ding, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass das Buch vielen Krimileser*innen gefallen wird.