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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Toller Hamburg-Roman
Obwohl ich die bisherigen Romane von Miriam Georg, die ja auch in Hamburg spielen, nicht kenne, hat ihr neuestes Werk "Das Tor zur Welt", das auf zwei Bände angelegt ist, mich gleich fasziniert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Ada, deren Eltern zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandern und ihre kleine Tochter in der Obhut armer Bauern im Alten Land zurücklassen. Als diese auch auswandern, wird sie erneut zurückgelassen und muss sich vortan in Hamburg durchschlagen. Ihren Traum, selbst nach Amerika auszuwandern, verliert sie dabei nie aus den Augen. Eine andere Protagonistin des Romans ist Claire, eine Tochter aus reichem Hause, die nach dem Tod ihres Vaters ziellos durchs Leben treibt. Als der von ihr als Ehemann ins Visier genommene Reederssohn eine passendere Partie wählt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Die Wege von Ada und Claire kreuzen sich in der Hamburger Auswandererstadt und ihre Freundschaft scheint beiden gut zu tun. Aber letztendlich muss Ada erkennen, dass auch Claire sie nur verraten hat und einen erneuten furchtbaren Schicksalsschlag verkraften.
Miriam George gelingt es einfach meisterhaft den Zeitgeist des beginnenden 19. Jahrhunderts und die Stimmung in der Hafenstadt Hamburg einzufangen.
Die beiden unterschiedlichen Charaktere der Hauptfiguren sind überzeugend gezeichnet und die Geschichte ist insgesamt sehr stimmig. Gerade die Kontraste der beiden Welten, in der die beiden jungen Frauen leben, machen das Buch interessant und abwechslungsreich. Dabei trägt die Autorin nicht dick auf, sondern beschreibt sehr detailliert und teilweise auch sehr drastisch die damaligen Lebensumstände der armen Bevölkerung und die Zustände während des Cholera-Ausbruchs in Hamburg. Man möchte einfach immer weiterlesen und auch der Schluss des Buches bringt nochmal eine Wendung, die man nicht vermutet hatte. Das macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Band, den ich auch unbedingt lesen muss.
Die Covergestaltung ist sehr geschmackvoll und auch die beigefügten Fotografien, die man am Ende des Buches findet, tragen dazu bei, dass die Bilder, die Miriam Georg in ihrem Roman zeichnet, quasi lebendig werden.
Für mich einer meiner Lieblingsromane 2022.

Bewertung vom 18.09.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


sehr gut

Die 1960-er Jahre lassen grüßen
Für mich ist jedes neue Buch von Carmen Korn ein absolutes „Must-Have“. Da ich schon den ersten Band ihrer auf zwei Bände angelegten Familiengeschichte „Und die Welt war jung“ verschlungen habe, war „Zwischen heute und morgen“ eines der Bücher in 2022 auf dessen Erscheinen ich hingefiebert hatte.
Ich muss allerdings sagen, dass diejenigen Leserinnen und Leser, die den ersten Band nicht gelesen haben, sich mit diesem Folgeband sicherlich sehr schwer tun werden. Da hilft auch nicht, das trotzdem auch für mich sinnvolle Personenverzeichnis, das man mit der Lektüre an die Hand bekommt. Zu viele Anspielungen und Erzählfacetten, die ohne das nötige Vorwissen ins Leere laufen.
Für mich war es aber wieder eine sehr stimmig erzählte Familiengeschichte, die ja eigentlich mehrere Familien umfasst und, das macht die Story ja so abwechslungsreich und interessant, zwischen den Handlungsorten Köln, Hamburg und San Remo wechselt. Dabei finde ich besonders gut, dass die einzelnen Kapitel immer recht kurz sind und es dadurch nicht zu Längen im Erzählfluss kommt.
Im Gegensatz zum ersten Band habe ich allerdings mit zwei der Personen etwas „gehadert“: Da ist zum einen die tragische Gestalt des Pianisten Pips, die ich mitunter etwas dick aufgetragen und nervig finde. Auch die Lebenslösung, die sich die Autorin schließlich für ihn ausgedacht hat, ist für mich nicht wirklich rund und stimmig. Und da ist noch Uli, der aus Mitleid einst die schwangere Carla geheiratet hat und jetzt versucht, Versäumtes nachzuholen. Irgendwie verläuft seine Geschichte, die durchaus Potenzial gehabt hätte, letztendlich im Sande. Schade eigentlich.
Trotz kleiner Schwächen in der Handlung und auch wenn die Geschichte an manchen Stellen etwas „betulich“ daherkommt, habe ich die Lektüre des Romans doch wieder sehr genossen. Carmen Korn ist eben eine sehr gute Erzählerin, die mit vielen Details die 60er Jahre so gut beschreibt, dass ich mich wieder an meine Kindheit erinnert fühlte. Köln und Hamburg sind mir zudem sehr vertraute Orte, so dass ich mich bei Gerda, Heinrich Kurt,
Elisabeth und Co quasi wie zuhause fühle. Und das ist für mich der absolute persönliche Pluspunkt dieses Buches, das ich auf jeden Fall allen Fans der Autorin nur wärmstens weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 14.09.2022
Tot ist sie dein
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


gut

Veronica Torres - eine unbequeme Ermittlerin
Mal kein Schwedenkrimi dachte ich mir, als ich das Buch „Tot ist sie dein“ des Autoren-Gespanns Ilana Casoy und Raphael Montes in die Hand nahm. Da beide aus Brasilien kommen, spielt der Krimi in dem die Polizistin Veronica Torres als Protagonistin ermittelt, in der Millionenstadt São Paulo.
Hier herrschen Armut und Gewalt, ein Frauenschicksal scheint nicht viel zu zählen.
Als die junge Marta sich aus dem Fenster des Polizeireviers in den Tod stürzt, möchte Veronicas Chef Wilson Carvana den Vorfall möglichst unter den Teppich kehren. Doch er hat nicht mit seiner Assistentin gerechnet. Veronica beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und holt sich die Unterstützung ihres Kollegen Nelson, mit dem sie mehr als nur eine Freundschaft verbindet. Doch da gibt es auch noch den geheimnisvollen Militärpolizisten Brandao und seine Frau Janete, die ein unheilvolles Band verbindet und die grausame Verbrechen begehen. Kann sich Janete mit Veronicas Hilfe von ihrem Ehemann befreien und ihn seiner gerechten Strafe zuführen?
Die Geschichte, die die beiden Autoren erzählen ist zweifellos intelligent und enthält einige überraschende Wendungen. Auch das Ende ist spannungsreich und clever ausgedacht.
Ich habe mich allerdings mit der Figur der Ermittlerin nicht ganz wohlgefühlt. Sie war mir einfach nicht sehr sympathisch. Vielleicht hätte man auch nicht ganz so viel in die Story packen sollen. Zwei parallel beschriebene Straftaten, das doch sehr komplizierte Familienleben von Veronica und dann noch eine angedeutete Hintergrundgeschichte, die sich auf das Leben ihres Vaters bezieht - mir war das alles etwas zu viel für 380 Seiten. Pluspunkt: so kam allerdings zu keiner Phase des Buchs Langeweile auf. Mir war das Buch auch teilweise etwas zu brutal. Die Gewalt gegen Frauen hätte nicht so detailliert geschildert werden müssen und auch die Sprache war mir an manchen Stellen zu grob.
Also alles in allem war es nicht so ganz mein Ding, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass das Buch vielen Krimileser*innen gefallen wird.

Bewertung vom 04.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Total genialer Krimi
Yrsa Sigurdardottir ist für mich eine der größten Krimiautorinnen Skandinaviens. Mit ihrem neuen Werk „Schnee“ stellt sie dies wieder einmal unter Beweis. Ich bin total begeistert und habe das Buch in einem Rutsch verschlungen.
Die Story spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab. Da sind zuerst einmal 2 Ehepaare aus Reykjavik, die auf einer Wanderung ins isländische Hochland spurlos verschwinden.
Zum Suchtrupp gehört die junge Johanna, deren Geschichte auch erzählt wird. Und da ist noch Hjörvar, der in der Radarstation Stokksnes arbeitet und dort merkwürdige Dinge erlebt. Die Autorin verwebt meisterhaft mystische Geschehnisse mit den tatsächlich geschehenen Ereignissen. Man ist sich bis fast zum Schluss des Buches selbst oft nicht klar, was nur in der Vorstellung der Personen passiert ist und was tatsächlich Realität ist. Zwischendurch habe ich selbst schon fast daran gezweifelt, ob das was ich da lese auch wirklich ein Krimi ist. Erst ganz zum Schluss erfährt die Leserin/der Leser, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammenlaufen und kann zumindest einige Rätsel für sich lösen. Ein bisschen Mystik bleibt allerdings auch noch zum Schluss, aber das passt perfekt zur Geschichte und zu dem Land, in der sie spielt. Ich bin restlos begeistert von „Schnee“, weil die Autorin eine so beklemmende Atmosphäre durch ihre Erzählweise schafft, die einem zeitweise regelrecht den Atem raubt. Das Buch ist ganz anders, als die Krimis, die ich bisher von der Autorin gelesen habe, aber es sticht so auch auf jeden Fall durch diese Andersartigkeit hervor. Von mir also eine 100% tige Weiterempfehlung mit Gänsehautgarantie für düstere Herbst- und Winterabende. Das sehr schlicht gehaltene Cover gefällt mir auch, ein so spezielles Buch braucht nicht mehr!

Bewertung vom 03.09.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


sehr gut

Andrea Olivers erster Einsatz als US-Marshal
Manch eine Leserin/mancher Leser mag die Protagonistin des neuen Thrillers von Karin Slaughter bereits aus der Netflixserie „Ein Teil von ihr“ kennen. In diesem Band „Die Vergessene“ agiert die junge Frau zum ersten Mal nach ihrer Ausbildung als US-Marshal.
Sie soll einer Richterin Personenschutz geben, die anonyme Drohbriefe erhält und um ihr Leben fürchtet. Doch Andrea wurde nicht ohne Grund für diesen Job ausgesucht. Es stellt sich heraus, dass die Tochter der Richterin vor vierzig Jahren ermordet wurde und auch Andreas leiblicher Vater in den Fall verwickelt sein könnte, denn das Verbrechen wurde nie aufgeklärt.
Trotzdem ist es meines Erachtens nicht notwendig die Vorgängergeschichte zu kennen. Alle notwendigen Informationen erhält man auch im vorliegenden Band.
Die Geschichte wird immer abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit erzählt. In der Vergangenheit ist es die Geschichte von Emily, der ermordeten Tochter der Richterin, die in der letzten Highschoolklasse auf einer Party vergewaltigt wurde und deshalb ungewollt schwanger war. Durch die Schwangerschaft wurde sie zur Ausgestoßenen, die verzweifelt versucht herauszubekommen, was in der Partynacht wirklich passiert ist. Durch das Hin und Her der verschiedenen Zeitschienen wird eine immerwährende Spannung aufgebaut, die die 560 Seiten lange Story nicht langweilig werden lässt. Die Figur der jungen Polizistin Andrea ist überzeugend gezeichnet, besonders ihr Wille, ihren eigenen Weg zu gehen und sich von ihrer Mutter freizuschwimmen. Allerdings bleibt sie weiterhin mit ihrer schwierigen Vergangenheit verbunden, in der ihr Vater eine große Rolle spielt. Da ist also noch Potenzial für weitere Folgebände. Einige unvorbereitete Wendungen der Geschichte machen durchgehend Lust aufs Weiterlesen und machen das Buch zum Pageturner bis zum Schluss.
Die Covergestaltung finde ich leider etwas beliebig, stört mich aber auch nicht großartig.
Da hätte man etwas Treffenderes wählen können.

Bewertung vom 13.08.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Schöne Urlaubslektüre
Das Buch „Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner war für mich wirklich eine schöne Urlaubslektüre. Allzu viel Tiefgang hat der Roman nicht, vermag aber durchaus gut zu unterhalten.
Die Geschichte ist relativ schnell erzählt. Es gibt zwei verschiedene Handlungsstränge:
Die erste Story spielt im 18. Jahrhundert. Ihre Protagonistin ist die junge Apothekerin Nella, die durch einen persönlichen Schicksalsschlag von der Heilerin zur Giftmischerin wird. Sie hilft verzweifelten Frauen dabei, sich von ihren Ehemännern zu befreien. Durch die Verquickung ungünstiger Umstände kommt ihr die Polizei auf die Schliche und Nella ist plötzlich auf der Flucht.
Die andere Geschichte spielt in der Gegenwart. Die Amerikanerin Caroline hatte mit ihrem Mann eigentlich einen Liebesurlaub in London geplant. Kurz vor der Abreise findet sie heraus, dass er sie betrogen hat. Tief verletzt reist sie alleine nach England und findet dort durch Zufall ein geheimnisvolles Fläschchen am Ufer der Themse. Mit Hilfe einer Bibliothekarin aus der British Library kommt sie einer Geschichte auf die Spur, die, so ahnt man schnell, die von Nella ist.
Das Buch hat eine Reihe spannender Momente, insgesamt ist die Handlung doch relativ vorhersehbar. Gefallen hat mir der Wechsel zwischen den Schauplätzen in Vergangenheit und Gegenwart. Mir etwas zu klischeehaft ist, dass die Historikerin Caroline erst von ihrem Mann betrogen werden muss, um zu erkennen, dass sie selbst mit ihrem Leben unzufrieden ist. Da war die Figur der Nella um einiges glaubhafter gezeichnet.
Großer Pluspunkt des Buches ist die schöne Covergestaltung: sehr phantasievoll und gut gelungen.

Bewertung vom 13.08.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


ausgezeichnet

Zurecht mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet
Für mich ist „Sturmrot“ von Tove Alsterdal bisher das Krimihighlight des Jahres 2022.
Unheimlich eindrucksvoll beschreibt die Autorin die Ermittlungen in einem Mordfall im kleinen schwedischen Ort Adalen, der in unmittelbarem Zusammenhang mit einem anderen „Cold Case“ steht. Vor 23 Jahren verschwand ein junges Mädchen spurlos und ein 14-jähriger Junge war damals dringend tatverdächtig. Nun ist das Mordopfer der Vater gerade dieses Jungen. Er selbst wird erneut wieder der Tat verdächtigt. Doch ist alles genau so wie es scheint? Die „rechtschaffenen“ Nachbarn des Toten haben offensichtlich etwas zu verbergen. Das findet die junge Polizistin Eira Sjödin heraus, die an ihrem ersten Mordfall mitarbeiten darf. Doch was hat ihr eigener Bruder mit allem zu tun? Das fragt sich die engagierte Ermittlerin, die in ihrem Privatleben verzweifelt versucht ihre demenzkranke Mutter zu handeln. Bis endlich klar wird, was tatsächlich heute und damals geschah, müssen einige Wahrheiten aufgedeckt werden, die den/die Leser*in immer wieder überraschen.
Wirklich ein toller Krimi, der sehr atmosphärisch ist. Man glaubt, selbst mitten in der bedrückenden Stimmung des Mordfalles gefangen zu sein. Gut beschrieben sind die Gefühle von Eira, die zwischen beruflichem Pflichtbewusstsein und familiärer Verbundenheit hin- und hergerissen ist.
Der Schluss des Krimis hat mich wirklich überrascht. Mit diesem Ausgang hatte ich nicht gerechnet.
Die Covergestaltung ist etwas minimalistisch, gefällt mir aber. Ich denke, die weiteren Bände werden dazu passend gestaltet sein, damit es einen Wiedererkennungseffekt gibt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich Band 2 und 3 der Trilogie auf jeden Fall lesen werde.

Bewertung vom 10.08.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


sehr gut

Ein bewegtes Leben
Die meisten Bücher von Isabel Allende beschreiben das Leben von starken Frauengestalten und spielen in einem südamerikanischen Umfeld. So ist es auch in ihrem neuen Werk „Violeta“. Die Geschichte umfasst beinahe ein ganzes Jahrhundert und das ist es auch, was den Reiz des Buches ausmacht. Geboren wird die Protagonisten während des Ausbruchs der Spanischen Grippe und sie stirbt wieder mitten in einer Pandemie, die der Corona-Virus verursacht hat. Dazwischen liegen Höhen und Tiefen eines menschlichen Lebens: Verluste, Liebesglück und Liebesleid, sowie berufliches „Auf und ab“. Einfluss auf den Werdegang von Violeta hat aber auch ganz maßgeblich die politische Situation in dem Land, in dem sie lebt. Unterdrückung und Verfolgung politischer Gegner sind eine lange Zeit ihres Lebens an der Tagesordnung.
Interessant an der Konstruktion des Romans fand ich, dass Violeta ihr Leben quasi ihrem Enkel Camilo erzählt. Das Buch ist also ein Briefroman. Dadurch bekommt der Leser Einblick in die innersten Gefühle der eigenwilligen Frau, die für ihre Zeit schon recht ungewöhnliche Wege geht. Sie unterwirft sich gerade in Liebesdingen keineswegs den gesellschaftlichen Zwängen ihres konservativen Heimatlandes, sondern wählt, genauso wie im beruflichen Bereich, oft einen steinigen Weg, um an ihr Ziel zu gelangen.
Isabel Allende erzählt wie immer wunderschön: anschaulich und atmosphärisch. Ihre Figuren wirken authentisch, wenn auch manche interessante Persönlichkeit, wie z. B. die der Miss Taylor, in ihrer Darstellung etwas zu kurz kommt.
Der politische Hintergrund des Romans ist zwar da, für Leser*innen, die nicht so daran interessiert sind, aber auch nicht so dominant.
Für mich ein wirklich gelungenes Buch, das aber eher etwas ruhiger daherkommt als manch anderer Roman der Autorin. für Allende-Fans ist es aber auf jeden Fall ein Muss, denn auch mit 80 Jahren hat die „Grande Dame“ der südamerikanischen Literatur meines Erachtens nichts verlernt. Die Cover-Gestaltung mag ich, auch wenn ich mir selbst Violeta etwas anders vorgestellt habe.

Bewertung vom 10.08.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


ausgezeichnet

Leichen im Keller
Ein neues Winkelmann-Buch erkennt man eigentlich in einer Buchhandlung immer schon von Weitem. Die Gestaltung ist zwar jeweils eher minimalistisch, aber trotzdem gut gestaltet und einprägsam. Das ist auch so bei „Das Letzte was du hörst“, dem jüngsten Werk des Autors.
Dieses Mal beschäftigt sich der zur Zeit am Krimihimmel ganz oben leuchtende Starschriftsteller mit einem sehr aktuellen Thema: Es geht um Morde in Zusammenhang mit einem Podcast-Guru, die tiefe Einblicke in die Abgründe menschlicher Seelen liefern.
Der Protagonist Marc Maria Hagen nutzt sein Charisma um Menschen, die sich in Lebenskrisen befinden, finanziell auszubeuten. Doch steckt da sogar noch mehr dahinter und er ist ein kaltblütiger Killer?
Die Journalistin Roya versucht schon länger hinter seine Geheimnisse zu kommen. Als ihre Informantin Martina jedoch angeblich Selbstmord begeht und auch noch verdächtigt wird, ihren eigenen Mann getötet zu haben, schlüpft sie selbst in deren Rolle und stößt so eine Reihe verhängnisvoller Ereignisse an, die sie in tödliche Gefahr bringen. Bis die Kommissarin Carola Barreis herausfindet, was tatsächlich hinter den Todesfällen steckt, muss sie intensiv auf ihre unkonventionelle Art ermitteln und wird doch letztendlich selbst von den Zusammenhängen überrascht.
Andreas Winkelmann schafft es auch in seinem neusten Werk wieder, den Leser quasi an der Nase herum zu führen. Was anfangs völlig klar schien, wird durch verschiedenste Wendungen in der Erzählung in Frage gestellt. So bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten und garantiert atemlose Unterhaltung. Carola Barreis als knurrige Ermittlerin überzeugt, ebenso Protagonist Marc Maria Hagen, als schmieriger Psychoguru mit Charisma. Ich fand den Krimi wirklich klasse und konnte ihn kaum aus der Hand legen. Ich mag aber eben auch den Schreibstil des Autors sehr gerne.
Von mir auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung. Natürlich freue ich mich schon auf den nächsten Winkelmann!

Bewertung vom 07.07.2022
Der Tote aus Zimmer 12
Horowitz, Anthony

Der Tote aus Zimmer 12


ausgezeichnet

Mit „Der Tote aus Zimmer 12“ hat Anthony Horowitz schon den 2. Band einer Krimireihe mit Susan Ryeland als Vermittlerin vorgelegt. Dabei ist die junge Frau gar keine Polizistin, sondern eine ehemalige Lektorin, die aber inzwischen London verlassen hat und mit ihrem Lebensgefährten ein kleines Hotel auf der griechischen Insel Kreta betreibt.
Dort wird sie auch von einem älteren englischen Ehepaar aufgesucht, das sie bittet, ihre verschwundene Tochter Cecily zu suchen. Die Treherns glauben, dass deren Verschwinden mit einem Mord in Zusammenhang steht, der sich vor acht Jahren an Cecilys Hochzeitstag in Barlow Hall, dem Hotel ihrer Eltern in Suffolk ereignete. Cecily hatte ihnen telefonisch mitgeteilt, dass sie in dem Krimi „Atticus unterwegs“ Hinweise auf den wahren Täter entdeckt zu haben glaubt. Da Susan den Roman damals in ihrem Verlag betreut hat, hoffen die Treherns, dass sie ihnen bei der Suche nach ihrer Tochter helfen kann.
Susan, die sich gerade in argen Geldnöten befindet und deren Beziehung zu Freund Andreas etwas kriselt, entschließt sich nach England zu reisen und Recherchen anzustellen. Dort trifft sie bei allen Beteiligten auf wenig Unterstützung und erkennt, dass Cecilys Verschwinden und auch die Lösung des vergangenen Mordfalls eng mit dem von ihr verlegten Buch verknüpft sind.

Das Buch ist wirkt zwar an einigen Stellen etwas konstruiert, dennoch ist es sehr lesenswert für alle Fans des guten alten englischen Krimis. Besonders der Plot mit der Versammlung aller beteiligten Personen a la Agatha Christie lässt einen fast schmunzeln.
Clever konstruiert ist die Anlage des Buches mit dem „Krimi im Krimi“!
Meines Erachtens ist es für die Lektüre nur äußerst hilfreich aber dennoch nicht zwingend, den Einsteigerband der Serie zu kenne. Es gibt schon hier in dem Teil einige Anspielungen und auch wieder auftauchende Personen, die man sonst schlecht einordnen kann.
Das Cover passt zur Serie und ist eine gute Wahl.
Mein Fazit: Meine Erwartungen wurden voll erfüllt und ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen. Für Horowitz-Fans ist es sowieso ein Must-have!