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Maralind

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

Was passiert, wenn jemand unbedacht ein Gerücht weitererzählt? Und welche Auswirkungen kann das haben?

Diesen Grundgedanken fand ich extrem spannend! Richtig brisant wird das ganze, weil es sich bei diesem Gerücht um eine Kindermörderin handelt, die vor Jahren durch das Zeugenschutzprogramm in den beschaulichen Küstenort Flinstead,in der Nähe von London gezogen sein soll. Unter falschen Namen und anderer Identität.

Die Alleinerziehende Joanna Critchley wohnt seit kurzem mit ihrem kleinen Sohn Alfie wieder in ihrer alten Heimat Flinstead. Durch die ruhige Umgebung, einer neuen Schule und nicht zuletzt durch die Nähe ihrer eigenen Mutter, wünscht sich Joanna einen glücklichen Neustart vor allen für Alfie, der in seiner alten Londoner Schule unter Mobbing zu leiden hatte.
Eines Morgens schnappt Joanna zufällig an der Schule ein Gerücht auf. Sie hört andere Mütter darüber reden das die „berühmt-berüchtigte“ verurteilte Kindesmörderin Sally McCowan, die als zehnjährige einen fünfjährigen Jungen mit einem Messer ermordet haben soll, unerkannt in Flinstead leben soll.
Zunächst gibt Joanna nicht viel auf dieses Gerede, aber als sie abends in ihren neuen Buchclub Treffen die Aufmerksamkeit ein wenig auf sich ziehen möchte, erzählt sie wie beiläufig dieses Gerücht weiter. Und weiß im Grunde sofort, dass sie das nicht hätte tun dürfen. Einmal in Umlauf gebracht, lässt sich gerade so ein Gerücht nämlich nicht mehr stoppen.

Ich konnte dieses Buch nicht wirklich aus der Hand legen, die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Unter anderem sorgen auch alte Zeitungsartikel für die Lebendigkeit, für die Nähe zur Geschichte. Ich fand das sehr spannend und gelungen. Und auch wenn ich Joanna zu Anfang nicht sofort gemocht habe, bzw ihr Verhalten (zunächst) etwas befremdlich und zeitweise distanziert fand, war sie ehrlich und ich habe ihr abgenommen, dass sie das was sie erzählt nicht aus reiner Berechnung macht, sondern vielmehr sich und vor allem Alfie den Kontakt erleichtern will. Vieles erklärt sich für mich auch im Laufe der Geschichte. Ihre Selbstvorwürfe, ihre Zweifel, ihr Misstrauen und ihre Angst waren für mich aber glaubhaft. Neben Joanna und den anderen Charaktere mochte ich besonders den kleinen Alfie und auch seinen Vater Michael.

Das Gerücht verbreitet sich wie erwartet schnell und löst eine Kette von Verdächtigungen und Verleumdungen aus. Teilweise wird vor Gewalt auch nicht zurückgeschreckt. Ich fand das schon sehr beängstigend und unweigerlich fragt man sich, wie man selber reagieren würde..Ich darf hier nicht mehr dazu schreiben, sonst verrate ich noch etwas, aber die „Auflösung“ ist ein Paukenschlag! Und während ich noch versucht habe, diese Wendung zu verdauen, kam bereits die nächste und ich konnte mich gar nicht mehr vom Buch lösen. So fesselnd, tragisch, traurig, wütend machend, hilflos, aufrüttelnd, nachdenklich machend …so viele Gefühle wirbeln durcheinander. Und ganz am Ende habe ich das Buch zugeklappt mit einem laut gedachten “Whoa!“ und ich wusste sofort, dass mich dieses Buch noch lange nicht loslassen wird!

Ein tolles, flüssig geschriebenes Buch, dazu ein großartiges, stimmungsvolles Cover, für mich eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.01.2020
Knochengrab / Sayer Altair Bd.2
Cooper, Ellison

Knochengrab / Sayer Altair Bd.2


sehr gut

Offen gestanden hatte ich mir das Hörbuch ohne große Erwartungen geladen, aber es hat mich sehr überrascht.
Ich habe den ersten Teil nicht gelesen oder gehört, und ja, man bekommt schon einige Informationen über den ersten Fall. Nicht so viele, dass es mich schon genervt hat, aber ich habe mir gedacht, ich brauche den ersten Band jetzt nicht mehr lesen. Das finde ich eigentlich immer schade, weil ich nicht immer erst den ersten Band erwische oder die Zeit habe, von vorn anzufangen und dann schon gespoilert bin. Mittlerweile bin ich aber doch neugierig geworden, und werde den ersten Teil wohl nachholen. Gerade die politischen Verwicklungen nehmen dort wahrscheinlich ihren Anfang.

Die Geschichte hat mich gleich von Anfang an gefesselt, die Umgebung, der Nationalpark, der Knochengrabfund… Das hat mich gleich fasziniert und ich habe gebannt zugehört.
Auch das sich das Knochengrab noch etwas anders entpuppt, als es zunächst den Anschein hat, fand ich total spannend!

Die Charaktere und das gesamte Team um FBI Senior Special Agent Sayer Altair fand ich persönlich sehr sympathisch, obwohl ich besonders an einer Stelle dachte „Hallo? Warum kommt da (noch) niemand drauf?“ Aber das hat nichts daran geändert, dass ich Sayer Altair einfach mochte und ihre ganze Art toll fand. Die Familienmitglieder mochte ich auch total gern, vielleicht gerade, weil es eben keine klassische Konstellation ist.
Außerdem hat mich Kona gefesselt, der Spürhund vom neuen Teammitglied Max. Es ist wirklich außergewöhnlich, was diese Hunde leisten können!
Ich fand es auch total angenehm, dass wie selbstverständlich ein gleichgeschlechtliches Ehepaar eine Rolle gespielt hat, das hat mir super gefallen.

Besonders gefallen hat mir Sayers Forschungsarbeit über Psychopathen und der neurowissenschaftliche Blick und Einfluss. Irgendwie hat das für mich noch mal die „Würze“ des Buches ausgemacht und tatsächlich auch dazu geführt, dass ich privat auch noch mal nachgelesen habe.

Der Verlauf der Geschichte ist sehr spannend, und die Auflösung wirklich gerade was einen Teil angeht für mich sehr überraschend. Ich liebe es, wenn ich mit einer Sache nicht rechne und große Augen bekomme.

Insgesamt ein toller, spannender Thriller mit sehr interessanten wissenschaftlichen Erkenntnissen, super geschrieben und auch gelesen und ich freue mich schon sehr auf einen weiteren Band!

Bewertung vom 24.11.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


ausgezeichnet

Ich mag Cold Case Geschichten, ich finde es total spannend wenn alte, unaufgeklärte Fälle nach langer Zeit vielleicht doch noch gelöst werden können.

Kommissar William Wisting lässt das Verschwinden von Katharina Haugen keine Ruhe, so sehr, dass er ihre Fallakten sogar mit nach Hause genommen hat und sie an jedem Jahrestag ihres Verschwindens wieder hervorholt. Mittlerweile seit 24 Jahren.
Außerdem besucht er regelmäßig, vor allen an diesen Tag ihren damaligen Ehemann Martin und hat sogar sowas wie eine vorsichtige, weil trotzdem noch distanzierte Freundschaft aufgebaut.
Dann taucht der Ermittler Adrian Stiller, ein Mitglied der neuen Cold Cases Gruppe in Oslo, auf und stellt Fragen. Es wurden Fingerabdrücke von Martin Haugen gefunden, die aber mit einem anderen ungelösten Vermisstenfall in Verbindung stehen.
Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang?

Ich fand die Charaktere wunderbar liebenswert, vor allen William Wisting mochte ich sehr. Aber auch seine Tochter Line, die zwar noch in Mutterschaftsurlaub ist, aber als freie Journalistin das Angebot bekommt, über diesen neu aufgerollten Fall der seit Jahren vermissten Nadia Krogh zu berichten, ist sehr sympathisch. Die Episoden mit der kleinen Amalie waren wunderbar und haben mich immer schmunzeln lassen!
Aber auch die anderen Figuren waren für mich sehr echt und authentisch beschrieben. Einzig bei Adrian Stiller hatte ich meine Startschwierigkeiten, das hat aber daran gelegen, dass seine Ermittlungsmethoden und seine Art zunächst etwas befremdlich für mich waren.

Der Schreibstil ist so herrlich angenehm, sehr ruhig und einfach nur schön. Ich habe mich sogar ertappt, dass ich langsamer gelesen habe, nur um noch etwas länger im Buch zu bleiben. Und ich habe mich jedes Mal wieder aufs Lesen gefreut! Dabei fand ich die Geschichte alles andere als langweilig, ich habe öfters bei neuen Entdeckungen große Augen gekriegt. Und auch die Spannung vor allen zwischen Wisting und Haugen war mit den Händen zu greifen!
Sehr gefallen hat mir auch diese unaufgeregte Art, vermeintliche Konfliktsituationen wurden auf eine Art gelöst, die ich einfach nur toll fand!

Die teilweise überraschende, aber auch logische Auflösung rundet dieses tolle Buch ab und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band-und einen neuen Fall!

Bewertung vom 17.11.2019
Der Kastanienmann
Sveistrup, Søren

Der Kastanienmann


sehr gut

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Zu Anfang hatte ich aber tatsächlich Probleme reinzukommen, das hat sich nach einiger Zeit gelegt und die Spannung hat mich eingesogen. Allerdings hatte ich nach wie vor auch Schwierigkeiten, mich den beiden neuen Ermittlern Naia Thulin und Mark Hess nahezufühlen.Ich kann noch nicht mal konkret sagen warum..sie waren für mich erst mal sehr distanziert und kühl, sogar unsympathisch. Aber je mehr ich in dieses Buch eingetaucht bin und erst recht zum Schluss habe ich echt gedacht, dass ich mich freuen würde, wieder von den beiden zu lesen!

Die Handlung ist sehr komplex und vielschichtig. Das hat mir sehr gut gefallen! Es werden öfter Fährten gelegt und man meint schon, den Fall selber gelöst zu haben, auch wenn das Gefühl da ist, da stimmt was nicht..aber mitnichten! Besonders gefallen hat mir, dass es für mich nicht nur um die „reine“ Jagd nach dem Kastanienmann ging, sondern sich nach und nach eine weitere, tiefe Geschichte entwickelt.
Ich werde in der nächsten Zeit keine Kastanienmännchen mehr neutral betrachten können! Das war schon recht hart, was da manchmal zur Sprache kam und entdeckt wurde.

Auf einem Spielplatz wird eine verstümmelte Frauenleiche gefunden, über ihrem Kopf hängt eine kleine gebastelte Puppe aus Kastanien.
Die Fingerabdrücke, die auf dem Kastanienmännchen gefunden werden gehören zu Kristine Hartung, der Tochter von der Sozialministerin Rosa Hartung. Nur..das Mädchen ist vor einem Jahr ermordet worden, und der Fall mittlerweile aufgeklärt. Die Ermittler und auch die Leser /Hörer stehen vor einem Rätsel. Während der Chef der Ermittlungen zunächst nicht will, dass Kristines Fall noch mal aufgerollt wird, setzen die beiden Ermittler, vor allen Mark Hess, alles daran, genau das zu tun, da sie sich nicht erklären können, warum die Fingerabdrücke des Mädchens dort platziert sind. Hess ist davon überzeugt, dass die Fälle in Zusammenhang stehen müssen und die Abdrücke eben kein Zufall sind. Die beiden Ermittler raufen sich zusammen und es dauert auch nicht lange, bis die beiden erneut zu einen Tatort gerufen werden..

Trotz meiner Anfangsschwierigkeiten fand ich den Thriller sehr spannend und die Vielschichtigkeit und die schlüssige Auflösung haben mich überzeugt! Die vielen Wege, Schlingen und Richtungen sind wirklich spannend, sehr gut und nachvollziehbar geschildert.
Insgesamt ein beeindruckendes Debüt!

Bewertung vom 14.10.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Was für ein Buch!

Die Familie Hardcastle lädt zum Maskenball in ihren Herrenhaus Blackheath ein. Auf den Tag genau vor 19 Jahren ist auf dem Anwesen ein schreckliches Unglück passiert und die Dame des Hauses hat diesen Tag gewählt, um mit den denselben Gästen wie damals einen Ball zu veranstalten.
Allein das ist schon merkwürdig für mich gewesen und hat mich neugierig gemacht. Die Tochter, Evelyn Hardcastle, die mittlerweile in Frankreich lebt, ist der Einladung gefolgt und schnell erfährt der Leser, dass Evelyn am gleichen Abend noch zu Tode kommen wird.

Dann lernen wir Sebastian Bell kennen, der völlig verwirrt und panisch durch einen Wald rennt, glaubt, Zeuge eines Mordes gewesen zu sein und Zuflucht in einem Herrenhaus, eben jenem Blackheath sucht. Zu Anfang kennt er jedoch weder seinen Namen, noch das Herrenhaus oder auch die anderen Gäste, die ihn mehr oder weniger freundlich aufnehmen. Das einzige, woran Bell sich erinnern kann, ist ein Name. Anna, das vermeintliche Opfer. Mühsam versucht er sich Stückchen für Stückchen zu erinnern und sich in der ungewohnten Umgebung und den Leuten zurechtzufinden.
Dieser ungewöhnliche Auftakt hat mich gleich gefangen genommen. Und da der Klappentext schon preis gibt, dass es sich bei dem Mann um Aiden Bishop handeln könnte, der gefangen in einer Zeitschleife den Tod von Evelyn Hardcastle aufklären muss, um sich zu befreien, hat mich das umso neugieriger gemacht. Aiden hat acht Tage, acht Körper und damit acht verschiedene Wirte und sollte er danach den Tod Evelyns aufklären können, seine Freiheit zurück. Ansonsten beginnt der Zyklus von vorn…

Aiden Bishop erlebt nun Tag für Tag neu, jedoch mit jedem zusätzlichen Körper und dem jeweiligen Wirt auch die Möglichkeit dessen Stärken, Gefühle und Gedanken mit einzubringen, um den Tod von Evelyn aufzuklären. Das erweist sich manches Mal aber als Hindernis, weil Aiden auch mit der körperlichen Statur zurechtkommen muss. Bei einem Wirt haben sich mir die Nackenhaare gesträubt, so schonungslos sprangen mich die Gedanken an. Das hat mir aber auch besonders gefallen, diese verschiedenen Grundvoraussetzungen der Avatare und Aidens Versuche sich mit ihnen zu arrangieren, sich die Stärken anzueignen oder auch dessen Gedanken zurück zu drängen.

Das halbverfallene Herrenhaus ist fast schon gespenstisch, ich konnte den Staub beinahe schon riechen und ich hatte die verschlissenen Vorhänge und manche kaputte Möbel schon vor Augen. Dazu die erlesenen Gäste, die sich jedoch meist mit einem Drink in der Hand die Zeit vertreiben und sich fast alle gegenseitig nicht leiden können. Das Ganze ist so atmosphärisch geschrieben, dass ich da vollkommen eingetaucht bin. Die Beschreibung des Wetters, nahezu immer Regen und Sturm, Dunkelheit und Kälte sowie die bildhafte Sprache unterstreichen das Gefühl noch. Nach und nach setzt sich für Aiden und für den Leser der Tag und der Abend zusammen, wobei auch tief verborgene Geheimnisse ans Licht kommen.
Erst war ich verwirrt, als ein einziger Tag und Körper gleich mehrmals aufgetaucht ist, aber das hat sich sehr schnell aufgeklärt. Ich fand das großartig und hab versucht zu entschlüsseln wer denn nun ein falsches Spiel treibt.
Was hat es mit dem Pestdoktor auf sich? Oder mit Anna, zu der Aiden anscheinend eine tiefe Verbindung hat? Im Buch sind so viele Details, Puzzlestücke und einfach nur tolle Sachen verborgen, es war für mich ein Vergnügen! Allerdings sollte man das Geschehen aufmerksam verfolgen. Manches habe ich daher auch erst etwas später zusammenfügen können.

Das Ende war für mich nicht vorhersehbar, ich hätte da echt so nicht mit gerechnet und auf alle Fälle bleibt dieses Ende hängen und regt zum Nachdenken an. Und das gefällt mir!

Ein großartiges Buch mit einer außergewöhnlichen Geschichte, ein spannender Krimi und eine clevere Suche nach dem Täter, atmosphärisch dicht und toll geschrieben. Dazu im wahrsten Sinne des Wortes ein prächtiges Cover.. für mich ein wirklich tolles Erleb

Bewertung vom 13.10.2019
Der Fund
Aichner, Bernhard

Der Fund


ausgezeichnet

Die 53 jährige Rita arbeitet seit 18 Jahren als Verkäuferin in einem Supermarkt. Ihre damaligen Träume, Schauspielerin zu werden hat sie begraben, weil ihre lieben Eltern damals so plötzlich gestorben sind und sie wieder zumindest vorübergehend zum Landleben zurückgekehrt ist. Gefangen in einer Ehe, die nach dem tragischen Tod des gemeinsamen Sohnes nicht mehr zu retten ist und nur noch das Pflichtgefühl, alte Loyalität und mangelnde Perspektive Rita bei ihrem Alkoholkranken Mann hält lebt Rita nun in einer eintönigen Routine. Und sie ist auch fest überzeugt, dass sie es auch gar nicht anders will…bis sie zufällig einen Bananenkarton öffnet und darin geschmuggelte Drogen entdeckt. Von einer plötzlichen Aufregung und Vorstellung ergriffen, was sich damit für sie alles ändern könnte, es ihre letzte Chance wäre, ihrem Leben noch mal eine andere Richtung zu geben, beschließt sie, den Karton mit dem Kokain mit nach Hause zu nehmen, anstatt den Fund zu melden. Und es wird schon vorweggenommen, Rita wird für diesen Entschluss sterben...

Die Erzählweise der Geschichte ist einzigartig! Die kurzen, knappen Sätze haben mich angezogen wie ein Magnet. Fast noch besser fand ich den Verhörstil, den fand ich genial. Es wurde nur das allernötigste gesagt, und dabei gekonnt alles transportiert, was man wissen muss. Bemerkenswert dabei fand ich, dass ich sogar Gefühle gespürt habe. Ein kurzer Satz hat so viel Wärme übermittelt, während ein anderer vor Kälte nur so klirrte. Ritas Schwiegermutter z.B. war in ihrer Kälte nicht zu überbieten, ich hatte beim Lesen so eine Antipathie, das hat mich selber fast erschreckt.
Auf der anderen Seite haben drei, vier Worte genügt, um so viel Wärme, Mitgefühl und Interesse zu vermitteln, das hat mich völlig gebannt. Großartig!

Die Geschichte ist total spannend, ich habe mit Rita mitgefiebert, mich überraschen lassen, nur um nachher zu merken, dass es total Sinn ergibt. Rita erfüllt sich in mehr als einer Hinsicht ihre Träume und ich habe richtig gespürt, wie sie aufgelebt ist. Da die Verhöre nach Ritas Tod stattfinden, ein Polizist will sich mit der Aufklärung nicht zufrieden geben und er forscht hartnäckig weiter, und die Kapitel dazwischen Ritas Sichtweise schildern, hat mich das noch mal richtig gefesselt und ich wusste bald nicht mehr, ob ich das eine und andere lieber gelesen habe.
Mehr darf und kann ich jetzt leider nicht verraten, ohne zu spoilern.

Kurz vor Schluss hatte ich dann eine Vermutung, wie das ganze enden wird und trotzdem gab es noch mal einen Paukenschlag für mich, den ich nicht habe kommen sehen. Und auch das endgültige Ende hat mir wirklich sehr gut gefallen!

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.10.2019
Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


sehr gut

Die 14 jährige Aurora Jackson ist sehr geschmeichelt, als sie eingeladen wird, mit ihrer ein Jahr älteren und selbstbewussten Schwester Topaz und ihrer Clique zelten zu fahren. Auch wenn sie sich unwohl fühlt und merkt, dass gerade ihre Schwester sie eigentlich nicht dabei haben will, ist sie auch stolz mit den sechs älteren Freunden was zu unternehmen. Im Laufe des Abends verstärkt sich jedoch dieses Unwohlsein bei Aurora, sie fühlt sich nicht zugehörig, teilweise sogar abgestoßen vom Reden, Alkohol, Drogen und Sex.
Am nächsten Tag ist Aurora spurlos verschwunden..

Ich konnte beim Lesen Auroras Gefühle, das wachsendes Unwohlsein und auch das anfängliche geschmeichelt sein sehr gut nachvollziehen, ich fand das sehr authentisch, lebendig und mitfühlend beschrieben.

30 Jahre später findet ein argloses Mädchen im Wald einen Finger, schnell wird klar, dass es nur die Überreste von Auroras Leiche sein können und die 14 jährige den Zeltplatz damals nicht lebend verlassen hat. Neben der Leiche wird ein Drogendepot gefunden, was noch mal ein anderes Licht, einen anderen Ansatz auf die Geschehnisse wirft..
Detective Chief Inspector Jonah Sheens, der mit den Jugendlichen damals auf eine Schule gegangen ist, rollt den Fall sofort wieder auf und beginnt mit den Ermittlungen noch mal von vorne, fest entschlossen, Auroras Verschwinden und Tod diesmal endgültig aufzuklären.

Dabei kommen Ermittlungsfehler und sich widersprechende Aussagen der 6 Freunde ans Licht, die die ganzen 30 Jahre Kontakt gehalten haben. Zwei von ihnen sind mittlerweile miteinander verheiratet, was ich sehr spannend fand. Genauso wie die unterschiedlichen, meist erfolgreichen Lebenswege der übrigen Cliquen Mitglieder. Ein früherer Englischlehrer rückt auch noch mal in den Fokus. Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer von ihnen wohl Aurora getötet hat..
Und vor allem warum..

Die Ermittlungsarbeiten, insbesondere die Verhöre sind sehr detailliert geschildert, das mochte ich aber. Ich fand das faszinierend und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen! Auch war mir DCI Sheens zum größten Teil schon sympathisch, gerade weil er selber mit dem Fall und etwaigen Sympathien zu kämpfen hatte. Constable Juliette Hanson, neu im Team und sehr eifrig, manchmal vielleicht zu übereifrig mochte ich fast noch lieber und da der Klappentext des Buches verspricht, dass es wohl noch weitere Fälle geben wird, freue ich mich jetzt schon darauf, wieder von Ihnen zu lesen. Die beiden anderen im Team blieben für mich etwas im Hintergrund, was ich ein bisschen schade fand.
Die Gruppendynamik, die auch 30 Jahre nach Auroras Verschwinden - oder gerade deswegen zu spüren war, hat mich gefesselt, wobei ich meinte, dieses brodeln im Innern, dieses Unterschwellige einiger Freunde regelrecht greifen zu können. Ich kann noch nicht mal sagen, dass mir alle sechs oder einige sehr sympathisch waren, vielleicht hatte ich mit Coralie das meiste Mitgefühl.
Manchmal hatte ich das Gefühl, noch "mehr" erfahren zu wollen, kann das aber auch nicht so ganz bestimmen..

Die Auflösung hat mich am Ende nicht ganz so überrascht, aber der Weg dorthin und einige Ereignisse fand ich toll. Außerdem hat mir super gefallen, dass das Buch in kurzen Teilabschnitten die Nacht von Auroras Verschwinden erzählt, Zeitpunkt für Zeitpunkt, so dass man die Ereignisse verfolgen kann und fast schon das Gefühl hat, dabei zu sein.
Dazu finde ich das Cover des Buches einfach genial, es ist so passend und düster für mich, mit den Bäumen, dem Wald und dem Nebel und der eindrucksvollen Schrift. Vorne und hinten beim Buchumschlag sind die sechs Freunde, das Opfer und die Ermittler noch mal in kurzen Texten zusammengefasst. Eine tolle und schöne Idee, weil ich gerade zu Anfang des Buches von den vielen Namen etwas verwirrt war. Das hat sich aber relativ schnell gelegt.

Insgesamt hat mir das Krimidebüt sehr gut gefallen!

Bewertung vom 17.09.2019
Cold Storage - Es tötet
Koepp, David

Cold Storage - Es tötet


sehr gut

Zunächst einmal finde ich das Cover supertoll! Auch der giftgrüne Buchrücken, als Hinweis auf den gefährlichen Pilz ist toll und passt für mich perfekt.
Der Einstieg ist die Geschichte ist sehr spannend und hat mich gleich gefesselt. Im Jahr 1987 werden die beiden Agenten Roberto Diaz und Trini Romano nach Australien geschickt, weil sich dort etwas unerklärliches ereignet hat. Zusammen mit der Mikrobiologin Dr. Hero Martins versuchen sie zu erkunden, was im Ort Kiwirrkurra passiert ist, das den Tod aller Einwohner dort verursacht hat.

Wie gebannt habe ich gerade die ersten Kapitel gelesen, die Geschichte lief wie ein Film vor Augen ab, der Schreibstil war spannend und gleichzeitig locker mit dezentem Humor, das fand ich klasse. Als die drei entdecken, dass tatsächlich ein todbringender Pilz die Katastrophe verursacht hat, dämmen sie eine weitere Ausbreitung ein, Hero nimmt aber eine gut verschlossene Probe des Pilzes mit, um sie weiter analysieren zu können….
Ich hatte bei der Beschreibung und den Auswirkungen des Pilzes Gänsehaut, besonders gefallen hat mir dann auch, dass stellenweise aus der Sicht des Pilzes erzählt wurde-das hat es noch plastischer, echter und gruseliger gemacht! Fasziniert habe ich von der Anpassung, der Mutation und schließlich der Übernahme des Menschen als Wirt gelesen. Ein beängstigendes Szenario! Furchteinflößend, gruselig und auch teilweise ekelig.
Die Geschichte springt nun ins Jahr 2019 (!) Travis, Spitzname Teacake schiebt gelangweilt seinen Nachtdienst bei Atchison Storage,dem unterirdischen Lagerkomplex und hört unvermittelt ein Piepen, dass ihn aus seiner Routine herausreißt und in Erwartung eines großen Abenteuers macht er sich gemeinsam mit seiner Kollegin Naomi ,die er nur zu gern näher kennenlernen würde, auf, um dem Piepen auf den Grund zu gehen. Ohne zu ahnen, dass in den Tiefen des Lagers die einstige Probe des Pilzes verwahrt wird…
Die Erzählweise ist flüssig, anfangs erfährt man noch einige Hintergrundinfos, insbesondere von Naomi und Teacake, die Figuren bleiben trotzdem irgendwie für mich an der Oberfläche, was ich aber im Nachhinein für diese Art der Geschichte nicht so schlimm finde. Sehr gefreut habe ich mich, als die sympathischen ehemaligen Agenten wieder zurückbeordert wurden, wobei nur eine Person eine größere Rolle spielt. Das fand ich richtig toll!

Im Laufe der Geschichte wird es dann auch mal sehr ekelig und da ich die ganze Zeit sowieso das Gefühl hatte, einen Film zu sehen, hätte ich mich fast weggeduckt. Die Art und Weise, das „Abenteuer“ was sich Teacake versprochen hat, der teilweise lockerer Ton und der leichte Humor und auch das Ende haben mir jedoch gut gefallen.

Bewertung vom 13.08.2019
Opfer / Carl Edson Bd.1
Svernström, Bo

Opfer / Carl Edson Bd.1


ausgezeichnet

Als Kommissar Carl Edson zu einem vermeintlichen Tatort gerufen wird, bietet sich ihm und seinen Kollegen ein schockierendes Bild. Das Opfer, Marco Holst, ein bekannter Krimineller, ist grausam gefoltert und an die Scheunenwand genagelt worden.
Entsetzt stellen die Beamten fest, dass der Mann noch lebt und er wird gleich ins Krankenhaus gefahren, wo er aber bevor er noch irgendetwas aussagen kann zwei Tage später stirbt.
Die Journalistin Alexandra Bengtsson, deren Chef von Aftonbladet eine Sensation wittert, heftet sich sofort an die Fersen des Kommissars und versucht hartnäckig an Informationen zu kommen.
Und Marco Holst bleibt nicht das einzige Opfer…

Der Thriller verlangt dem Leser einiges ab. Die grausamen Morde und Folterungen werden detailliert beschrieben, und ich habe mich beim Lesen auch oft gefragt, wer zu sowas überhaupt fähig ist..Das Buch ist in drei Teile unterteilt, was ich so zunächst nicht erwartet habe, zumal der zweite Teil aus der Sicht des Täters geschrieben ist. Dennoch tut das der Spannung aus meiner Sicht keinen Abbruch, eher im Gegenteil! Man taucht in menschliche Abgründe ein, erfährt mehr über die Beweggründe und schließlich den Ausführungen des Täters. Das war für mich manchmal wirklich nicht leicht zu ertragen.
Trotzdem hat mich das Buch von der ersten Seite an gefesselt, der Schreibstil ist sehr flüssig und klar und die relativ kurzen Kapitel fand ich auch sehr angenehm. Die unterschiedlichen Charaktere fand ich sehr gut dargestellt. Die Nähe zu einigen Figuren und dann auf der anderen Seite die Distanz, die Kühle—das hat für mich gepasst. Und es stellt sich die Frage, wer ist Opfer und wer ist Täter?
Der Schluss hält dann doch noch ein paar Überraschungen bereit und obwohl ich mit einer Sache schon gerechnet habe, haben mich die anderen Wendungen wiederum überrascht!

Ein super spannender Thriller mit schockierenden und brutalen Einblicken, die noch lange nachwirken!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2019
ATME!
Merchant, Judith

ATME!


sehr gut

Nile ist verliebt in Ben und überzeugt, in Ben den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. Ben hat sich wegen Nile von seiner Frau getrennt und die beiden leben nun in einer gemeinsamen Wohnung. Eines Tages geschieht das Unfassbare..Nile sieht während eines Einkaufsbummels ein teures Kleid im Schaufenster und beschließt etwas übermütig, es anzuprobieren. Als Nile aus der Umkleide kommt und Ben das Kleid präsentieren möchte, ist er verschwunden. Und zwar spurlos.

Nile reagiert sehr panisch, sucht ihren Ben überall, lässt sogar im Krankenhaus anrufen, ob dort jemand aufgrund eines Unfalls eingeliefert worden ist. Ich habe ein wenig beim Lesen die Stirn gerunzelt, weil mir die Reaktion von Nile ein bisschen suspekt war. Das erklärt sich nachher für mich, weil Nile Ben nicht per Handy erreichen kann, etwas, was noch nie vorgekommen sei.
Schließlich ruft sie auch bei der Polizei an, die sie jedoch nicht ernst nehmen. Sie bekommt dort aber den Tipp, Verwandte und Freunde anzurufen, um vielleicht näheres zu erfahren. Das macht Nile, wohlwissend, dass sie von allen abgelehnt und sogar gehasst wird. Die einzige, die nach einer überraschend kurzen Zeit zu Nile steht, ist ausgerechnet Flo, Bens (noch) Ehefrau.
Die Geschichte ist in Ich Form geschrieben, außerdem in sehr kurzen, fast abgehackten Sätzen, was das Lesen für mich noch rasanter und atemloser macht. Ich hatte öfter das Gefühl, Nile beruhigen zu müssen, stellenweise war ich gleichzeitig genervt von ihr und dann hatte ich wieder Mitgefühl…Ich konnte jedoch das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich nun unbedingt wissen wollte, was mit Ben passiert ist. Mehrere Ansätze von meiner Seite aus habe ich wieder verworfen, weil es immer wieder neue Einblicke und Wendungen gab. Mit der Auflösung schließlich habe ich in dieser Form tatsächlich nicht gerechnet!
Um nicht zu spoilern, darf ich hier nicht mehr verraten..es tauchen noch weitere Figuren auf, allerdings dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Flo und Nile,ich fand beide sehr gut dargestellt und ich hatte mal mehr mal weniger Sympathie für beide Frauen. Das hat es für mich aber auch interessanter und eben sehr spannend gemacht.

Eine atemlose, spannende Geschichte voller Wendungen und unerwarteten Einblicken!