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Kiki2705

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2023
Die Kinder des Earls
Dietrich, Felicitas

Die Kinder des Earls


sehr gut

„Die Kinder des Earls“ aus der Feder von Felicitas Dietrich ist ein historischer Roman, der die Zeit Anfang des 11. Jahrhunderts und den langsamen Niedergang des bis dahin existierenden angelsächsischen Reiches beschreibt.
Von der Schlacht von Hastings 1066 und deren Ausgang hat sicher fast jeder schon einmal gehört, doch wie kam es zu dieser Schlacht? Wer waren die Hauptakteure im Kampf um die Macht?
Während ich vor Kurzem ein Buch über diese Zeit aus Sicht des Herzogs der Normandie, besser bekannt als William der Eroberer, gelesen habe, widmet sich dieser Roman hauptsächlich Godwin von Wessex und der Rolle von dessen Kindern.
Die Schreibweise ist leicht verständlich und man kann den einzelnen Schilderungen gut folgen.
Sehr gefallen hat mir die Darstellung der damaligen Lebensverhältnisse – vor allem auch die Unterschiede zwischen Angelsachsen und Normannen. Der langsame Aufbau des Konflikts, das Ausbreiten der Normannen auch im angelsächsischen Reich und die verschiedensten Ränkespiele im Kampf um die Vorherrschaft sind sehr gut beschrieben.
An manchen Stellen war mir die Beschreibung etwas zu detailliert und das Buch verlor daher etwas an Spannung, aber in der Gesamtbetrachtung ist der Roman eine historische Geschichtsstunde, die dem Leser vor allem die Rolle von Harold Godwinson näher bringt.
Harold konnte ich als Mensch in seinen Gefühlen und Handlungen gut verstehen und so wird ein fairer Blick auch auf die Seite der Verlierer geworfen.
Die Beziehungen zwischen den Geschwistern sowie deren jeweilige Rollen im Schicksal des Reiches waren für mich zu jeder Zeit authentisch und nachvollziehbar. Aber auch die Rolle von König Edward – ein eher schwacher König, der sich mehr mit dem Geistlichen beschäftigte als mit dem Lenken des Reiches – wurde sehr deutlich.
Auch emotional hat es mich an manchen Stellen stark berührt.
Besonders lobend möchte ich noch das Kartenmaterial sowie Personenregister und Glossar am Anfang des Buches erwähnen. Diese Informationen erleichtern einem den Lesefluss und man kann sich immer wieder während des Lesens daran orientieren.
Die Schilderungen im Nachwort, in denen die Autorin zu historischen und fiktiven Details noch einmal klar Stellung bezieht, runden die Lektüre ab.
Fazit:
Dieser historische Roman ist für jeden eine Bereicherung, der sich näher mit der englischen Geschichte und der Entstehung des heutigen Reiches beschäftigen will.
Für mich ein gut gelungener Debütroman und definitiv zu empfehlen.

Bewertung vom 04.03.2023
ECHOLOST - Für immer eins
Geßlein, Daniela

ECHOLOST - Für immer eins


ausgezeichnet

In „Echolost – Für immer eins“ entführt die Autorin Daniela Gesslein den Leser in eine spannende Mischung aus Romantik und Krimi.
Gleich zu Beginn fährt die Historikerin Carmen zusammen mit ihrem Ehemann Lot, den sie über alles liebt, in den Urlaub nach Portugal. Doch dort angekommen, trennt sich Lot ganz plötzlich und ohne Vorwarnung von ihr. In der Folge scheint für Carmen die Welt Kopf zu stehen und alles geht schief. Doch sie kann nicht daran glauben, dass Lot sie aus freien Stücken verlassen hat. Steckt eine Entführung hinter seinem seltsamen Verhalten?
Die Auflösung der Ereignisse und die Suche nach der Wahrheit lässt Carmen auch auf die Suche nach sich selbst gehen.
Bereits der Einstieg in die Lektüre ist spannend. Sofort spürt man die starken Emotionen der Protagonistin und ist mittendrin im Geschehen.
Carmen, deren Erstname eigentlich Echo lautet, ist eine sehr authentische Protagonistin, mit der man sehr gut mitfühlen kann.
Ihr langer Weg zur Wahrheit ist sehr gut beschrieben. Ihre Gefühle, Verwirrungen, aber auch tiefsten Abgründe haben mich beim Lesen sehr berührt.
Sehr gut fand ich die wechselnden Perspektiven im Laufe des Buches, sodass man aus verschiedenen Sichtweisen die Handlung kennenlernt und somit noch tiefer in die Hintergründe eintauchen konnte.

Geschickt eingebaut sind die Bedeutungen von Namen und deren Verbindungen.
Auch die Gedichte zu Anfang jedes Abschnittes waren emotional und tiefgründig und ergänzen die Geschichte somit perfekt.
Man sollte jedoch aufpassen, wenn man selber gerade in einem seelischen Tief steckt. Wie die Autorin zu Beginn des Buches selber schon warnt, könnte die Lektüre durchaus triggern und ist daher nicht in jeder Gefühlslage zu empfehlen.
Mir selber hat das Buch durch seine schnelle packende Schreibweise und die immer wieder unverhofften Wendungen sehr gut gefallen und mir ein paar tolle Lesestunden bereitet.
Ich war zu Anfang skeptisch aufgrund des Genremixes, kann aber nun sagen, dass dieser hier sehr gut gelungen ist.
Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.02.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Mit dem Krimi „Tod in Siebenbürgen“ entführt die Autorin Lioba Werrelmann den Leser in das Rumänien der heutigen Zeit, doch gleichzeitig auch in die Vergangenheit und Geschichte der Siebenbürger Sachsen.
Der Journalist Paul Schwartzmüller kehrt nach mehr als 30 Jahren in seine Heimat Siebenbürgen, besser bekannt als Transsilvanien, zurück, um das Erbe seiner Tante Zinzi anzutreten. Im Dorf angekommen, in dem er in seiner Kindheit glückliche und unbeschwerte Sommer verbracht hat, holen ihn die Erinnerungen ein und gleichzeitig das unleugbare Gefühl, eine Schuld auf sich geladen zu haben.
Gleich zu Beginn seiner Reise in die Vergangenheit wird auf Schloss Bran ein Mordopfer gefunden – bestialisch hingerichtet in der Folterkammer. Als Täter wird sein bester Freund von früher – Sorin – festgenommen, der volltrunken und blutgetränkt neben dem Opfer gefunden wurde.
Paul glaubt keine Sekunde an die Schuld seines Freundes und beginnt zu recherchieren. Dabei deckt er unglaubliche Machenschaften auf und kommt seinen Gegnern so nahe, dass er bald selbst auf der Abschussliste steht.
Bereits der Titel und das Cover des Krimis laden sofort zum Lesen ein und verbreiten eine mystische Atmosphäre, welche sich im Schreibstil der Autorin durch die gesamte Geschichte hinweg durchzieht.
Die Beschreibungen der atemberaubenden Landschaft rund um die Karpaten sowie Land und Leute in Siebenbürgen haben mich förmlich in ihren Bann gezogen.
Nicht nur die Handlung rund um den Mord und dessen Hintergründe war unglaublich spannend und hatte für mich immer wieder eine Überraschung parat, sondern auch die geschichtlichen Hintergründe und Traditionen der Siebenbürger Sachsen waren sehr interessant zu lesen.
Paul Schwartzmüller als Hauptprotagonist habe ich sofort in mein Herz schließen können. Man hat seine innere Zerrissenheit förmlich gespürt. Auch seine Liebe zu seiner alten Heimat war so präsent, dass man vor Augen hatte, was er sah und dachte.
Die zahlreichen weiteren Charaktere waren alle sehr authentisch, teilweise undurchschaubar und mysteriös.
Bis zum Schluss konnte ich nicht ganz benennen, wie alles zusammenhängt und doch hatte ich einen Verdacht.
Die Spannung riss somit für mich von Beginn an nicht ab und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Fazit:
Seit langem war dieser Krimi einer der besten, den ich gelesen habe. Handlung, Atmosphäre und Ort waren unglaublich packend und ich würde mich freuen, noch mehr von Paul Schwarztmüller und seinen Ermittlungen zu lesen.

Bewertung vom 21.02.2023
Enna Andersen und die verlorene Zeit
Johannsen, Anna

Enna Andersen und die verlorene Zeit


gut

„Enna Andersen und die verlorene Zeit“ ist Band 5 einer Krimireihe aus der Feder von Anna Johannsen.
Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe, welches ich auch gut ohne Vorkenntnisse lesen konnte.
Die Eltern der Hauptkommissarin Enna Andersen wurden vor über 20 Jahren brutal ermordet. Nachdem der dafür verurteilte Täter nach seiner Entlassung versucht, das Verfahren neu aufzurollen und seine Unschuld beteuert, macht sich Enna in ihrem Urlaub privat auf die Suche nach dem wahren Täter. Unterstützt wird sie dabei von ihren Oldenburger Team-Kollegen. Im Laufe der Ermittlungen stoßen sie auf eine Spur, welche in die Vergangenheit der Hamburger Anwaltskanzlei führt, in der ihr Vater früher tätig war. Ist hier der wahre Hintergrund der Tat zu finden? Enna begibt sich auf eine gefährliche Suche, die endlich Licht in dieses dunkle Kapitel ihres Lebens bringen soll.
Das Cover des Buches ist sehr düster-mysteriös und verspricht einen ebensolchen Krimi. Leider finde ich die Stimmung im Buch nicht wieder und daher ist das Cover mit seinem Motiv für mich eher unpassend gewählt.
Die Schreibweise war für mich leicht verständlich und flüssig zu lesen.
Die Spannung blieb jedoch leider im gesamten Krimi etwas auf der Strecke, was wohl hauptsächlich mit den sehr ausgeweiteten Dialogen zwischen den Ermittlern zusammenhängt. Dadurch hatte ich nicht das Gefühl, das Buch nicht aus der Hand legen zu können und unbedingt das Ende erfahren zu wollen, was ich bei diesem Genre in der Regel habe.
Das Team rund um Enna ist mir jedoch von Beginn an sympathisch. Wie sie alle ihre Chefin unterstützen, fand ich sehr schön und durch die kleinen Rückblicke und Einblicke in das private Leben der Ermittler wurde ich mit ihnen schnell warm. Leider konnte ich jedoch keine wirklich emotionale Bindung zu den handelnden Personen aufbauen.
Der Fall an sich ist durchaus interessant und die Auflösung am Ende überrascht, doch aufgrund einiger für mich logischer Fehler ist die ganze Geschichte nicht rund.
Fazit:
Es war ein Krimi, den ich wohl leider schnell wieder vergessen werde und der mich nicht dazu animiert, die restlichen Bände der Reihe auch noch zu lesen. Daher nur 3 von 5 möglichen Sternen.

Bewertung vom 16.02.2023
Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3
Riley, Lucinda

Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3


ausgezeichnet

Mit „Die Schattenschwester“ ist Band 3 der 7-teiligen Schwestern-Reihe aus der Feder von Lucinda Riley erschienen und der Leser wird erneut in die Vergangenheit einer der 7 Schwestern geschickt, die Pa Salt adoptierte und die gemeinsam auf dem Schweizer Anwesen „Atlantis“ aufwuchsen. Nach seinem Tod hinterließ er jeder der Schwestern die Koordinaten sowie Hinweise zu ihrer wahren Herkunft, sodass sich auch Star in diesem Band auf die Suche begeben kann.
Alle Bände der Reihe starten zum selben Zeitpunkt und sind in sich geschlossene Geschichten, sodass man diese auch in unterschiedlicher Reihenfolge und unabhängig voneinander lesen kann. Ich empfehle jedoch, diese in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen.
Star ist zusammen mit ihrer nur wenig jüngeren Schwester CeCe fast wie Zwillinge aufgewachsen und so stark mit ihr verbunden, dass sie praktisch nie voneinander getrennt waren und sogar eine eigene Art von Gebärdensprache entwickelt haben. Doch als sie im Brief von Pa Salt die Hinweise auf einen Londoner Buchladen erhält, in dem sie den sympathischen, aber etwas exzentrischen Besitzer Orlando kennen lernt, beginnt für die sonst zurückhaltende und schweigsame Star nicht nur eine Reise in ihre Vergangenheit, sondern auch zu sich selbst, die einige Wendungen und Überraschungen bereithält.
Star ist die Schwester, die von allen am wenigsten auffällt. Sie scheint immer im Schatten von CeCe zu stehen und hat nicht das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Doch trotzdem hat sie mein Herz mit ihrer ruhigen besonnenen Art sofort gewonnen und ich habe ihren Weg gern begleitet.
Lucinda Riley ist es durch ihren flüssigen bildlichen Schreibstil erneut gelungen, mich in die Landschaft von Kent sowie in die Vergangenheit eintauchen zu lassen und vollkommen in der Geschichte wiederzufinden.
Erneut läuft der Handlungsstrang in 2 Zeitebenen ab, wobei ich die Vergangenheit um 1909 – 1943 als nicht ganz so abwechslungsreich empfunden habe. Jedoch war es sehr tiefgründig und emotional. Nicht zuletzt durch die sehr gefühlvollen Themen wie Depressionen, welche sehr behutsam in die Story eingeflochten wurden.
Auch die übergreifende Geschichte rund um das Leben und die Geheimnisse des Adoptivvaters Pa Salt wird weiter fortgeführt und in meinem Kopf entstehen weitere Fragezeichen, sodass ich gespannt bin, wie die weiteren Herkunftsgeschichten der noch verbliebenen Schwestern verlaufen.
Mir hat dieser 3. Teil wieder sehr schöne Lesestunden bereitet und ich freue mich bereits auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 08.02.2023
Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen
Abidi, Heike;Hutzenlaub, Lucinde

Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen


ausgezeichnet

Mental Load – wie oft bleiben die unsichtbaren Aufgaben wie das Kümmern um Familienangehörige, das Organisieren von Feierlichkeiten oder Vereinbaren von Arztterminen an den Frauen hängen und rauben Energie. Ein Thema, über das es sich lohnt nachzudenken und Abhilfe zu schaffen.
Das Buch „Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen“ von dem Autorinnen-Duo Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi gibt auf humorvolle, aber auch tiefgründige Art und Weise Tipps, wie man selber besser mit der psychischen Belastung umgehen kann und sich Freiräume schafft.
Die Autorinnen geben dabei im Wechsel verschiedene greifbare Geschichten aus ihrem eigenen und auch aus dem Alltag anderer Frauen wieder, die man als Leserin gut nachvollziehen und sich somit mit dem Gelesenen identifizieren kann. Nicht nur einmal habe ich mich dabei erwischt, wie ich bestätigend nickend die Seiten überflog und mich in den Geschichten wiederfand.
Nach jedem Kapitel werden kleine Tipps dargestellt, wie man die ein oder andere Situation besser meistern oder organisieren könnte. Vieles hiervon war für mich nicht neu, aber es hilft, sich seine eigene Lebenssituation noch einmal deutlicher vor Augen zu führen.
Auch tiefgreifendere Themen wie der Gender-pay-gep, die Rentenschere oder das leider immer wieder präsente Momshaming werden dabei nicht ausgelassen und regen zum Nachdenken an.
Da die Autorinnen auch aus ihrem eigenen Leben und ihren Erfahrungen berichten und dies auf sehr humorvolle, nahbare Art und Weise, waren mir beide Sichtweisen sofort sympathisch und ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt.
Fazit:
Das kleine als „Überlebenstraining“ bezeichnete Büchlein ist auf jeden Fall wert, einen Blick hinein zu werfen. Ob es tatsächlich aus dem Hamsterrad des Mental Load hinausführen kann, bleibt dahingestellt. Jedoch kann es einen Anreiz dazu geben, sich selber zu reflektieren und an der eigenen Überlastung etwas zu ändern. Da das Lesen auch noch mit Witz und Charme verbunden ist, kann ich es auf jeden Fall weiterempfehlen!

Bewertung vom 07.02.2023
Das Gelübde der vergessenen Tochter / Das Bergkloster Bd.1 (eBook, ePUB)
Schörghofer, Manuela

Das Gelübde der vergessenen Tochter / Das Bergkloster Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Das Gelübde der vergessenen Tochter“ ist Band 1 einer Dilogie aus der Feder von Manuela Schörghofer.
Eine junge Frau mit rotem Haar und schwer verwundet klopft an die Pforten des Klosters Tannhöhe. Sie kann sich angeblich an nichts von dem erinnern, was ihr zugestoßen ist und wird von den Ordensschwestern Laya genannt. Doch in der Umgebung des Doppelklosters, in dem sowohl Männer als auch Frauen, strikt getrennt voneinander, leben, geschehen seltsame Dinge – immer wieder verschwinden junge Mädchen, die Laya sehr ähnlich sehen und kehren nie wieder zu ihren Familien zurück.
In dem Ordensbruder Ansgar scheint Laya einen Verbündeten gefunden zu haben, der wie sie das Rätsel um die verschwundenen Mädchen lösen will, doch welches Geheimnis verbirgt er selber vor ihr und kann sie ihm tatsächlich trauen? Und welche Machenschaften gehen im Kloster vor? Laya begibt sich auf eine gefährliche Spurensuche, um Rache zu üben an ihren Peinigern und das Rätsel um die verschwundenen Mädchen zu lösen.
Der Schreibstil in diesem Roman ist flüssig und von Beginn an fesselnd. Man wird unmittelbar ins Geschehen hineingeworfen und ist sofort mittendrin.
Die Hauptprotagonistin Laya ist mir als sehr mutige junge Frau, die weiß, was sie will und dabei auch sehr umsichtig und klug handelt, sofort sympathisch geworden.
Auch der Ordensbruder Ansgar mit all seinen Facetten wird authentisch beschrieben, sodass man zu ihm eine gute Bindung aufbauen und sein Handeln verstehen kann.
Die zahlreichen Nebencharaktere sind mit viel Feingefühl gezeichnet und jeder scheint etwas zu verbergen oder mehr zu sein als man im ersten Augenblick erwartet.
Das Leben im Kloster, die handelnden Personen und die Landschaft standen mir bildhaft vor Augen und neben all den historischen Begebenheiten habe ich mich zwischenzeitlich gefühlt wie in einem sehr guten Krimi. Die ganze Zeit über entstanden in meinem Kopf neue Fragen und bis zum Schluss blieb die Spannung erhalten.
Hilfreich sind die vorhandenen Grundrisse des Klosters Tannhöhe. So hat man eine gute Orientierung beim Lesen, wo sich die handelnden Personen gerade bewegen. Auch das Personenverzeichnis und das vorangestellte Glossar sind sehr nützlich.
Das Ende des Romans ist sehr gelungen und so gestaltet, dass für den geplanten 2. Teil noch viele offene Fragen zu klären sind und ich mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit den Protagonist*innen freue.

Bewertung vom 29.01.2023
Der Riss
Winter, Thilo

Der Riss


ausgezeichnet

„Der Riss“ von Thilo Winter ist ein Thriller, der den Leser in die eiskalte Weite der Antarktis entführt.
Antonia Rauwolf ist Vulkanologin und soll in dieser Funktion die jüngst in der Westantarktis entdeckten 91 Vulkane auf ihre Aktivität untersuchen, denn diese hätte enorme Auswirkungen auf das weltweite Klima und somit auch auf den Fortbestand der Menschheit.
Doch die Wissenschaftlerin kommt nicht nur für ihre Untersuchungen auf den eiskalten Kontinent im Süden unseres Planeten, sondern auch, um ihren verschollenen Bruder Emilio zu finden, der als Biologe auf der Neumayer-Station geforscht hat und seit ein paar Wochen als vermisst gilt. Bei ihrer Suche kommt sie nicht nur verbrecherischen Machenschaften auf die Spur, sondern auch der Gewalt der Natur gefährlich nahe.
Der wissenschaftlich angehauchte Thriller konnte mich von Beginn an durch anhaltende Spannung fesseln. Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Sprache so gut gewählt, dass ich mir die eisige Atmosphäre der Antarktis, aber auch die Schönheit des ewigen Eises bildlich vorstellen konnte. Auch die räumliche Situation auf einer Forschungsstation wurde sehr gut dargestellt.
Antonia als Hauptperson ist eine sehr mutige Frau, die sowohl ihren Beruf ernst nimmt, als auch wagemutig ihre Ziele verfolgt.
Bei der Beschreibung der anderen Wissenschaftler kann man sich lange nicht sicher sein, wer Freund und Feind ist und fiebert daher umso mehr mit.
Die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die im Buch eine Rolle spielen, werden mit einfachen verständlichen Worten so erklärt, dass man diese als Leser ohne Vorkenntnisse gut verstehen kann, was nicht in jedem Wissenschaftsthriller der Fall ist. Im Nachwort wird noch einmal sehr gut erläutert, welche Schilderungen auf Tatsachen beruhen.
Dabei wurden mir interessante Fakten über die Antarktis überhaupt erst bewusst und führen einem vor Augen, wie kostbar und schützenswert dieser noch fast unberührte Fleckchen Erde tatsächlich ist!
Für mich war dieser Thriller eine sehr spannende, fesselnde Lektüre, die ich kaum aus der Hand legen konnte und somit eine klare Leseempfehlung verdient hat.

Bewertung vom 29.01.2023
Der Tote von Wiltshire / Lockyer & Broad ermitteln Bd.1
Webb, Katherine

Der Tote von Wiltshire / Lockyer & Broad ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

„Der Tote von Wiltshire“ ist ein Krimi aus der Feder von Katherine Webb, die mir als Autorin bisher unbekannt war.
Hedy Lambert wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sie soll mit einem Küchenmesser im Schuppen ihrer Herrschaft, bei der sie als Haushälterin tätig war, einen jungen Mann kaltblütig ermordet haben. Alle Indizien sprachen damals gegen sie und auch ein Motiv konnten ihr die Ermittler schnell nachweisen. Doch nun – 14 Jahre später – meldet sich Hedy aus dem Gefängnis beim damals ermittelnden Inspector Lockyer und bittet um erneute Überprüfung des Falles. Heute wie vor 14 Jahren beteuert sie ihre Unschuld.
Wurde damals etwas übersehen oder sitzt die wahre Mörderin schon ihre rechtmäßige Strafe ab? Bei den neu aufgerollten Ermittlungen treffen DI Lockyer und seine Partnerin Constable Gemma Broad auf eine Wand des Schweigens und Geheimnisse, die nie ans Licht kommen sollten.
Der Autorin gelingt es trotz einer sehr unaufgeregten ruhigen Schreibweise eine durchgehende Spannung aufzubauen. Bereits zu Beginn der Ermittlungen stellten sich mir beim Lesen unendlich viele Fragen. Keiner der Verdächtigen sowie Zeugen waren in meinen Augen auszuschließen, doch ich konnte auch keinem ein eindeutiges Motiv zuweisen.
Die Ermittlungsarbeit des Duos Lockyer und Broad hat mir dabei besonders gut gefallen. Schritt für Schritt haben sie sich einen Zeugen nach dem anderen vorgeknöpft und kommen der Lösung des Falls so immer näher.
Gleichzeitig lernt man auch die persönlichen Hintergründe der beiden im Laufe des Buches immer näher kennen und merkt, dass sowohl Lockyer mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat und auch bei Gemma nicht alles in Ordnung scheint.
Die Beschreibungen der Landschaft, aber auch des Herrenhauses sowie dessen Bewohner waren teilweise so bildhaft, dass ich mir alles genau vorstellen konnte.
Die familiären Hintergründe hinterließen für mich sogar zeitweise eine gewisse Melancholie, in die man aber nicht vollends versinkt, da sofort wieder eine spannende neue Frage im Raum steht.
Bis zum Schluss kann man sich als Leser nicht sicher sein, zu welchem Ergebnis die Ermittler letztlich kommen und die Auflösung hat mich überrascht.
Gelungen ist auch das Ende des Buches – ein Cliffhanger, der neugierig macht und ich werde das Ermittlerduo Lockyer/Broad mit Sicherheit weiter verfolgen!

Bewertung vom 17.01.2023
Von Spaß war nie die Rede
Berg, Ellen

Von Spaß war nie die Rede


ausgezeichnet

„Von Spaß war nie die Rede“ ist der neue Roman aus der Feder von Ellen Berg.
Fee steht in der Mitte ihres Lebens, hat einen guten Job als Praxisassistentin und zwei pubertierende Teenager zu Hause. Sie kümmert sich rührend um Haushalt und Kinder, aber auch um alles andere, denn Fee hat ein großes Problem: Sie kann nicht „Nein!“ sagen und in ihrer Ehe kriselt es gewaltig. Nach einem sehr missglückten Familienurlaub wird ihr bewusst, dass sich etwas ändern muss. Fee begibt sich auf neue unbekannte Wege und versucht sich selbst zu finden, doch hat ihre Ehe eine Chance all die Veränderungen zu verkraften?
Ellen Berg hat einen Schreibstil, der einen auf humorvolle Art auf die kleinen Alltagsprobleme hinweist, die wohl jede(r) kennt, der in einer langjährigen Partnerschaft lebt.
Fee als Hauptprotagonistin ist dabei eine Frau, die ihre kleinen Fehler hat und versucht, es immer allen recht zu machen. Sie war mir von Beginn an sympathisch, vor allem, da ich ihre Gefühlswelt so gut nachvollziehen konnte. Man wünscht Fee einfach einen Wandel und dass sie ihre Mitmenschen mitreißen kann.
Gleichzeitig nimmt sie sich nicht so bitterernst und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Die zahlreichen Nebencharaktere wie die Kinder Emmi und Finn sowie der Ehemann Christian, aber auch die Freundinnen von Fee sind sehr authentisch beschrieben, sodass man zu jedem eine Bindung aufbauen kann.
Sehr gelungen fand ich die zahlreichen witzigen Sprüche im Buch, über die ich regelmäßig lachen konnte, aber auch die vielen Weisheiten, die mich zum Nachdenken angeregt haben und die man sich selber für sein Leben mitnehmen kann.
So ist dieses Buch für mich nicht nur ein absoluter Wohlfühlroman gewesen, sondern auch eine Anregung, im eigenen Leben nach neuen Wegen zu suchen.
Es war das erste Buch, welches ich von Ellen Berg gelesen habe, wird aber definitiv nicht das letzte von dieser tollen Autorin gewesen sein!