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EineMami

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2023
October, October
Balen, Katya

October, October


ausgezeichnet

Man kann ein Mädchen aus der Wildnis holen, aber nicht die Wildnis aus einem Mädchen

October ist wild. Sie lebt allein mit ihrem Vater in einem Häuschen im Wald, weit entfernt von dem Trubel der Stadt London. October liebt das wilde Leben im Wald und sie liebt Geschichten. Nur ihre Mutter, die kann ihr gestohlen bleiben. Diese Fremde, die ständig versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Dabei hat sie October verlassen, als sie noch ganz klein war und ist in die Stadt gezogen. Das hat das Mädchen ihr nie verziehen. Doch an ihrem 11. Geburtstag taucht die Frau, die Octobers Mutter ist, wieder im Wald auf. Als das wilde Mädchen vor ihr flüchten will, geschieht ein schreckliches Unglück und October muss zu ihr nach London ziehen. Mitten in die graue Stadt hinein. Weit weg von ihrem geliebten Wald und dem wilden Leben … Oder ist es möglich, auch woanders wild und frei zu sein?

Katya Balen ist mit „October, October“ eine magische Geschichte über den Zauber der Kindheit, der Liebe zwischen Eltern und Kind und der Sehnsucht nach Verbundenheit gelungen. Sie schlüpft so selbstverständlich und nachvollziehbar in die Haut der 10jährigen October, dass jeder Gedanke, jedes Worte und jede Handlung authentisch ist.
Aus der Ich-Perspektive erzählt, gelingt dies auch dem Leser bzw. in meinem Fall dem Hörer ganz ohne Anstrengung. Dazu trägt die Sprecherin Luise Helm wesentlich bei, denn sie liest die Geschichte ganz und gar wunderbar. Man spürt, dass sie sich in den Charakter voll hineinversetzen kann und ihm authentisches Leben einhaucht. Ihre Darbietung rundete die Handlung harmonisch ab und hat mir extrem gut gefallen.

Das Buch ist nicht nur für Kinder ein Genuss! Ich würde sogar sagen, dass es für die gesamte Familie eine spannende und unterhaltsame Lektüre darstellt. Die Autorin reißt den Leser mit ihrem lebhaften Schreibstil einfach mit und lässt ihn nachdenklich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurück. Eine tolle Leistung, die fünf Sterne absolut verdient hat.

Bewertung vom 05.12.2023
Genuine Conspiracy
Miller, Tobias

Genuine Conspiracy


gut

Der dystopische Thriller „Genuine Conspiracy“ von Tobias Miller bildet den zweiten Teil einer Dilogie. Er kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden, da die nötigen Informationen zum Verständnis der gesamten Handlung im Text zu finden sind. Es ist dennoch ratsam, die beiden Teile nacheinander zu lesen.
Erzählt wird aus verschiedenen personalen Perspektiven, die nach und nach miteinander verknüpft werden.

Tom und Elaine sind von Atlanta nach Nashville geflüchtet. Sie haben dafür gesorgt, dass die Wahrheit über das „Wundermittel“ Genuine ans Licht kommt, das durch ein grausames Verfahren gewonnen wird. Doch schnell wird klar, dass niemand an einer Aufklärung und der Verfolgung der Schuldigen interessiert ist. Am wenigsten der Guvnor. Ein Teufel, wie er im Buche steht. Tom und Elaine geben alles, um ihn zur Strecke zu bringen und geraten dabei selbst ins Fadenkreuz skrupelloser Mächte.

Sci-Fi ist nicht gerade mein typisches Lese-Genre, aber ich fand es spannend in die Geschichte einzutauchen. Millers Schreibstil ist flüssig und eingängig, konnte mich jedoch nicht immer zu 100% abholen. Ich hätte mir zudem ein bißchen mehr Love-Story und mehr menschliche, emotionale Interaktion gewünscht, damit die Charaktere plastischer und greifbarer sind. Die Geschichte ist dennoch gut gelungen und bietet einen interessanten und unterhaltsamen Ausflug in eine düstere Zukunftswelt.

Bewertung vom 01.12.2023
Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1 (MP3-Download)
Kennedy, Raven

Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wenn der vergoldete Vogel dem goldenen Käfig entkommt

Auren ist anders als die Frauen im goldenen Schloss des sagenumwobenen König Midas. Die sogenannten „Sättel“ des Königs sind durchweg wunderschön und erfüllen ihre Aufgabe als dessen Liebesgespielinnen gewissenhaft und leidenschaftlich. Doch Auren ist nicht nur Mätresse, nicht nur schön, sie ist auch so gold wie eine zum Leben erwachte Statue.Einst ein verlorenes Mädchen, verschleppt und mittellos, fristet sie heute ihr Dasein als des Königs „Favoritin“ oder besser gesagt, als gehüteter Schatz, wie ein Vogel im Käfig. Während sich die junge Frau nach dem Sinn ihres Daseins fragt, schmiedet König Midas Pläne, intrigiert gegen die Herrscher der Nachbarländer und schreckt auch nicht davor zurück Auren als Mittel zum Zweck einzusetzen.Nun soll die goldene Favoritin nach über 10 Jahren Gefangenschaft ihrem König quer durchs Land in ein entferntes Gebiet folgen. Eine gefährliche Reise durch Eis und Schnee beginnt. Wie aus dem Nichts tauchen Piraten auf, dann die Armee eines feindlichen Königreichs. Alle scheinen es auf den goldenen Sattel abgesehen zu haben. Auren muss lernen, sich selbst zu beschützen. Doch sie ist nicht so hilflos, wie es scheint. Das erkennt auch der Kommandant der feindlichen Armee. Ein bedrohlicher, verführerischer Fae …Erstmal, wow, was für eine Sprecherin! Regine Lange ist für mich das eigentliche Highlight dieser Geschichte, denn durch sie wurden Handlung und Figuren erst richtig plastisch. Die Frau kann sogar singen! Ich habe ihr so gerne gelauscht, dass ich die langatmigen Szenen und inneren Monologe am Anfang gut überstanden habe. Es dauert nämlich eine ganze Weile bis die Story Fahrt aufnimmt. Immer wieder habe ich mich gefragt, wohin die Reise denn nun eigentlich gehen soll. Im Nachhinein ist das gar nicht so verkehrt von der Autorin, denn dadurch ist die Handlung null vorhersehbar. Jedenfalls für mich. Aber Spannung kommt meines Erachtens erst im letzten Drittel des Buches auf.Auren ist die Protagonistin von Raven Kennedys Fantasy-Roman, die den Leser bzw. Hörer in der Ich-Form mit auf die Reise nimmt. Wirklich warm geworden bin ich mit ihr bisher nicht, aber ich bin mega gespannt, wie sich ihr Charakter und das Verhältnis zum beängstigenden Fae-Kommandanten Riss entwickeln wird. König Midas bleibt in diesem ersten Band sehr blass und verschwommen, aber mein Gefühl sagt mir, ich werde ihn bald besser kennenlernen.Ich erschnuppere definitiv eine Menge Potenzial in dieser Fantasy-Reihe und hoffe, die Autorin hat es genutzt. Damit habe ich jetzt schon verraten, dass ich mir auch die Folgeteile zu Gemüte führen werde. Ich hoffe, der teilweise etwas mühsame Einstieg hat sich gelohnt!

Bewertung vom 12.11.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Wahrheit

Der dritte Teil der Marcus Goldman-Serie aus der Feder von Joël Dicker ist wie die vorhergehenden Romane eine mitreißende Jagd nach der Wahrheit. Unversehens wird die lieb gewonnene Hauptfigur Marcus Goldman in die Ermittlungen um eine junge Frau namens Alaska Sanders hineingezogen, die am Ufer eines Sees kaltblütig ermordet wurde. Vor 11 Jahren. Der Täter: Alaskas Freund und dessen Kumpel. Überführt von Marcus‘ gutem Freund und angesehenen Polizisten Sergeant Perry Gahalowood.Doch dann taucht ein anonymer Hinweis auf, dass bei den damaligen Ermittlungen nicht alles mit rechten Dingen zuging. Sitzt möglicherweise ein Unschuldiger im Gefängnis? Perry und Marcus begeben sich auf die Spuren der jungen Alaska Sanders und stoßen auf Lug, Trug und schmutzige Geheimnisse. Doch wer hat die junge Frau wirklich auf dem Gewissen? Alle Puzzleteile scheinen sich immer wieder neu zu ordnen. Handelt es sich um einen perfekten Mord oder eine perfekte Täuschung?Ich habe den ersten Teil der Serie „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ geliebt. Marcus war mir von Anfang an sympathisch und dabei ist es auch geblieben. Zwar habe ich den zweiten Teil der Reihe nicht gelesen, aber Joël Dicker versteht es, alle Zusammenhänge und Ereignisse aus der Vergangenheit der Figuren so darzustellen, dass ich dem dritten Teil auch so sehr gut folgen konnte. Besonders gefällt mir, wie er alte Bekannte - Charaktere aus den vorhergehenden Büchern - in die Geschichte einfließen lässt. Stets überkam mich in diesen Momenten ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit, wie bei einem Wiedersehen.Es ist einfach klasse und mitreißend, wie Dicker seine Geschichten aufbaut. Super finde ich die Rückschauen, die nicht von den Figuren erzählt werden, sondern wie eine Reise in die Vergangenheit funktionieren. Der Leser bzw. Hörer kann permanent rätseln und immer wieder ist doch alles anders, als er eben noch vermutet hat. Diese Eigenschaften von Dickers Romanen machen in meinen Augen ihre Sogwirkung aus.Der Schreibstil des Autors ist eingängig, flüssig, die Dialoge und Ereignisse authentisch und realistisch. Da ich die Geschichte als Hörbuch genossen habe, war für mich die Darstellung des Sprechers von essenzieller Wichtigkeit. Aber auch hier hat alles gestimmt. Torben Kessler macht einen großartigen Job und ist die perfekte Stimme für Marcus Goldman. Ich habe ihm wahnsinnig gerne zugehört. Geschichte, Charaktere und Darbietung - das Gesamtpaket verdient volle fünf Sterne!

Bewertung vom 05.11.2023
Wo die Sehnsucht schimmert
Olsen, Mila

Wo die Sehnsucht schimmert


sehr gut

Liebe in all ihren Facetten



Alles, was June will, ist ihre Geschwister in Sicherheit und Geborgenheit aufzuziehen. Seitdem ihre Eltern sie verlassen haben, ist ihr Stiefbruder Grayson für sie und die Kleinen zuständig, aber Grayson ist überfordert und schafft es kaum, die Miete für den Trailer im Trailerpark aufzubringen. Um sein Elend zu ertragen, greift er immer wieder zum Alkohol, verliert die Kontrolle und neigt zu Gewaltausbrüchen. June lebt mit ihren jungen 17 Jahren in einem ständigen Zustand der Angst und Sorge.

Als sie an einem Malwettbewerb teilnimmt, begegnet sie dem gut aussehenden Jesse, für den sie schon lange schwärmt. Er entpuppt sich als nicht nur attraktiv, sondern auch sehr freundlich. Und das, obwohl er mit seinem Porsche und den reichen Eltern offenbar das perfekte Leben führt und jedem Mädchen den Kopf verdreht. Oder ist das alles nur Fassade?
Als die beiden sich näher kommen, erkennt June nach und nach, dass auch scheinbar vom Schicksal verwöhnte Menschen schwerwiegende Probleme haben können.

Zwischen Jesse und ihr entwickeln sich tiefe Gefühle, nur Grayson darf nichts von ihrer Liebe erfahren. Ein Versteckspiel beginnt. Doch es kommt, wie es kommen muss und June entgleitet jegliche Kontrolle über ihr Leben …

Mila Olsen ist für mich die Königin der Emotionen. Sie schreibt mit einer so atemberaubenden Intensität über die gesamte Bandbreite der menschlichen Gefühle, dass der Leser mitgerissen wird und sich unversehens in einer Achterbahn von himmelhoch jauchzend bis abgrundtief traurig wiederfindet. Die Themen, die sie in ihren Romanen behandelt sind nichts für schwache Nerven! Auch in „Wo die Sehnsucht schimmert“ musste ich immer wieder schlucken. Grausamkeit, Gewalt, Verzweiflung und Elend. Menschen, denen Unaussprechliches widerfährt. Alkohol, Armut und nichts zu essen.
Doch das Licht der Liebe scheint auch an den dunkelsten Orten und fördert Mut und Selbstlosigkeit zutage. Dort, wo die Sehnsucht schimmert, gibt es immer auch Hoffnung.

June und Jesse kommen nahezu abwechselnd kapitelweise in der Ich-Perspektive zu Wort und lassen den Leser in ihre Köpfe schlüpfen. Es ist unglaublich spannend, ihre Entwicklung zu verfolgen. Mit June hatte ich großes Mitgefühl und wäre zu gerne in die Geschichte eingedrungen, um ihr zu helfen.
Jesse ist ein sympathischer junger Mann, der einen Weg finden muss, mit der Vergangenheit abzuschließen. Auch mit ihm habe ich mitgefiebert.
Toll finde ich, wie Mila eine Welt erschafft, in der Gut und Böse verschmelzen und es kein Schwarz oder Weiß gibt. Denn das ist authentisch und macht das Auf und Ab der Gefühle so bittersüß.
Ich habe den Roman (wie alle von Mila) regelrecht verschlungen. Er reicht in Story und Gefühlsintensität nicht an einige ihrer vorigen Werke heran, ist aber in jedem Fall lesenswert.

Bewertung vom 18.10.2023
Magnolia Parks (eBook, ePUB)
Hastings, Jessa

Magnolia Parks (eBook, ePUB)


sehr gut

Toxische Achterbahn-Liebe, die fasziniert

Kennst du Magnolia Parks? Reich, schön und stets von jungen Männern umschwärmt? Natürlich kennst du sie. Jeder kennt sie. Nicht zuletzt durch ihre skandalöse Beziehung zu dem unverschämt attraktiven BJ Ballentine. Die Liebe ihres Lebens. Das zumindest glaubt sie, bis die Beziehung in die Brüche geht und die beiden es mit einer seltsamen Art von Freundschaft versuchen, die beinhaltet, dass sie permanent Zeit miteinander verbringen, sich anschmachten, aber nicht berühren. In der sie sich gegenseitig eifersüchtig machen, mit anderen rummachen, sich hassen, aber trotzdem nicht voneinander lassen können … klingt toxisch? Ist es auch!In Jessa Hastings Debütroman dreht sich alles um die Reichen und Schönen. Insbesondere um das allseits bewunderte Pärchen Magnolia und BJ. Abwechselnd kommen die beiden Charaktere aus der Ich-Perspektive zu Wort, wodurch ich die Gefühlswelten und die Verflechtungen ihrer Beziehung gut nachvollziehen konnte. Beide sind auf ihre Weise sympathisch, wenn ich ihre mentale Gesundheit auch dauerhaft anzuzweifeln gezwungen war. Erst nach und nach entfaltet sich der tragische Hintergrund ihrer Liebe. Obwohl sich viele Szenen und Handlungen häufig wiederholten und ich zugegebenermaßen kurz davor war von dem ewigen Hin und Her genervt zu sein, war die Geschichte auf ihre ganz eigene Weise spannend und ich wollte unbedingt wissen, was sich die Autorin am Ende für die verzweifelt Liebenden ausgedacht hat. Happy End oder Trennung? Bis zum Schluss habe ich gerätselt und bekam eine Überraschung.Sehr gut gefallen hat mir Hastings einnehmender, humorvoller und abwechslungsreicher Schreibstil. Ihr Roman hat mich wirklich gut unterhalten und das Interesse am Lesen nicht abbrechen lassen. Die Fortsetzung um Magnolia und BJ habe ich bereits vorbestellt. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

Bewertung vom 14.10.2023
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Wenn aus Wegschauen Hinschauen wird …

Bei John Boynes Roman „Als die Welt zerbrach“ handelt es sich um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Das Buch kann unabhängig vom ersten Teil gelesen werden.Gretel Fernsby ist über 90 Jahre alt. Ein bewegtes Leben liegt hinter der alten Dame und sie möchte ihre letzte Zeit auf Erden in Ruhe und Frieden in ihrem Apartment verbringen. Doch damit ist es vorbei, als in die leere Wohnung unter ihr eine junge Familie einzieht.Gretel freundet sich mit deren 9jährigem Sohn Henry an, doch der Junge ist ungewöhnlich verschlossen für ein Kind in seinem Alter. Freunde hat er keine, dafür streiten sich seine Eltern häufig. Als Gretel immer wieder Verletzungen am Körper des Kindes entdeckt, gerät sie in einen Strudel von Erinnerungen. Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, in der viele Menschen einfach wegschauten, während ihren Mitmenschen Grauenvolles angetan wurde. Der Zeit des 2. Weltkrieges. Gretel war damals noch ein Kind, dennoch fühlt sie sich schon ihr ganzes Leben schuldig. Kann Schuld durch eine couragierte Tat getilgt werden?Das Hörbuch wird von der sehr angenehmen und Alte-Dame-tauglichen Stimme von Elisabeth Günther vorgetragen. Bekannt z.B. durch die „Violet“ in „Bridgerton“.Ich mag ihre ruhige und gesetzte Art des Vorlesens, die den Charakter „Gretel“ für mich sehr greifbar gemacht hat. Optimal gewählt, meiner Meinung nach.Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit ab kurz nach dem 2. Weltkrieg erzählt. Nach und nach werden die beiden Zeitstränge ineinander verflochten.Ich war teilweise sehr geschockt über die grauenvollen Dinge, die Menschen bereit sind sich gegenseitig anzutun. Zunehmend hat mich die Geschichte gepackt und in den Bann gezogen.Gretel habe ich als sehr plastischen Charakter empfunden. Sie war für mich nicht grundsätzlich eine Sympathieträgerin, aber handelt und entwickelt sich authentisch. Immer wieder haben mich die Szenen zum Nachdenken gebracht. Was ist Schuld, wer trägt sie zurecht und kann man getanes Unrecht wieder gutmachen?Sehr gut gefallen haben mir die überraschenden Wendungen, die der Autor eingebaut hat. An einigen Stellen entwich mir der ein oder andere überraschte Ausruf.Insgesamt hat mich der Roman ausgezeichnet unterhalten. Ich habe dem runden, flüssigen und packenden Erzählstil sowohl Boynes als auch Günthers mit Genuss gelauscht.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Leuchtturmwärterin
Dieckmann, Guido

Die Leuchtturmwärterin


sehr gut

Spannendes Setting, rätselhafte Ereignisse und eine mutige junge Frau

Ich Im Zentrum von Guido Dieckmanns Roman „Die Leuchtturmwärterin“ steht die junge Fotoreporterin Nelly Vogel. Zur Zeit des 2. Weltkrieges steht die Deutsche dem Regime kritisch gegenüber und gerät prompt ins Fadenkreuz der Gestapo. Um ihre Haut zu retten, wird sie kurzerhand nach Holland verfrachtet und soll sich in einem kleinen Küstenort fortan um den Leuchtturm kümmern. Doch weder die ansässigen holländischen Bewohner noch die deutschen Besatzer bringen der jungen Frau Sympathie oder gar Vertrauen entgegen. Dabei verbindet die Vergangenheit Nelly mit dem kleinen Ort. Als die junge Deutsche einen abgestürzten britischen Piloten unter ihre Fittiche nimmt, spitzt sich ihre Lage lebensbedrohlich zu …

Ich muss zugeben, dass ich mich nach dem Lesen des Klappentextes auf eine dramatische Lovestory eingestellt hatte. Zu meiner Überraschung hat „Die Leuchtturmwärterin“ aber viel mehr von einem Krimi. Spannend und gespickt mit überraschenden Wendungen hält Dieckmanns Roman den Leser fast durchgehend in Atem. Mir fehlte zwar der intensiv romantische Teil und auch allgemein hätte ich mir mehr transportierte Emotionen gewünscht, aber es hat Spaß gemacht die vielen rätselhaften Fäden in der Hand zu halten und zu grübeln, wer nun wen auf dem Gewissen hat und warum.
Dieckmann versteht es, ein interessantes Gespinst aus Lügen, Hinweisen und Intrigen zu erstellen und dieses dann stimmig aufzulösen. Ich fand zwar manche Handlungen und Dialoge nicht ganz authentisch, aber mein Interesse an dem Fortgang der Geschichte ist nie erloschen.
Faszinierend ist auf jeden Fall der Einblick in die damaligen, schrecklichen Ereignisse, die der Autor in seinen Roman einfließen lässt. Gefallen hat mir auch sehr, dass er der heldenhaften Corrie ten Boom einen Platz in der Geschichte eingeräumt hat. Die Verflechtung von Fiktion, realen Personen, Schauplätzen und Ereignissen finde ich sehr spannend.

Dieckmanns Schreibstil ist vielseitig, flüssig und abwechslungsreich. Er hat mich unterhaltsam durch das Buch getragen. Mein Interesse an Nelly und ihrem Schicksal war von Anfang an geweckt, obwohl ich nie das Gefühl hatte, sie wirklich zu kennen. „Die Leuchtturmwärterin“ lebt von der schnellen, überraschenden Entwicklung und für mein Empfinden weniger von der Ausgestaltung der Charaktere. Sympathie habe ich nur teilweise empfunden. Dennoch hat die Geschichte ihre ganz eigene Sogwirkung und war mir eine kurzweilige Lektüre.