Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blümchen
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 156 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2022
Marilyn und die Sterne von Hollywood / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.22
Beinert, Claudia;Beinert, Nadja

Marilyn und die Sterne von Hollywood / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.22


ausgezeichnet

Eine Romanbiografie, die mitten ins Herz trifft

Wer Fotos und Filme von Marilyn Monroe kennt, würde nie erahnen, was diese selbstbewusste Ikone des amerikanischen Films in ihrer Jugendzeit durchmachen musste. Ich gebe zu, auch ich gehörte zu denen, die bei ihr immer nur den Glamour gesehen und keinen Blick hinter die Fassade geworfen haben.

Umso besser, dass die Schwestern Claudia und Nadja Beinert sich den schwierigen frühen Jahren der berühmten Monroe angenommen und ein gänzlich anderes Bild dieser mythosumwobenen Frau gezeichnet haben.

Und das ist ihnen sehr gut gelungen. Bei vielen dieser Romanbiografien habe ich bisher als Kritikpunkt angeführt, dass sie zu sehr an der Oberfläche blieben und eine in den Mittelpunkt gerückte Lovestory mehr Gewicht bekam als der Blick auf den Menschen, um den es in dem Buch geht. Das ist hier anders.

Man lernt die 16jährige Norma Jeane mit all ihren Wünschen, Hoffnungen und Träumen kennen – und erlebt mit, wie diese durch ihre schwierigen Familienverhältnisse mehr als einmal zunichte gemacht werden. Die junge Frau wird in eine arrangierte Ehe gedrängt, in der sie erst lernen muss ihren Ehemann zu lieben. Gerade als sie glaubt, sie habe die bröckelige Basis ihrer Ehe zementiert und an die Verbindung zu glauben beginnt, geht Jim zum Militär – und die nur 17jährige Norma steht wieder allein vor dem Nichts.

Es ist ein harter Kampf für die junge Frau, die ein Herz für Ausgegrenzte hat, weil sie selbst dieses Gefühl kennt, nicht anerkannt zu werden. Einzig ihre Hündin Muggsie bietet ihr Trost in der Zeit, als sie verzweifelt versucht, sich ein Familienleben aufzubauen. Ihren Traum von der Schauspielerei verfolgt sie kaum noch – aber er lässt sie auch nie ganz los.

Bis ein Army-Fotograf Norma an ihrem Arbeitsplatz „entdeckt“, die ersten Fotoaufträge eingehen und schließlich aus dem Fotomodell Norma Jeane Dougherty die Schauspielerin Marilyn Monroe wird, vergeht einiges an Zeit. Das Buch endet mit dem Zeitpunkt, an dem sie ihren Künstlernamen wählt.

Doch in den 470 Seiten bis dahin bekommt man einen sehr tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der jungen Norma, die ein Opfer der Umstände ist und erst lernen muss, für sich selbst zu kämpfen und ihre Standpunkte zu vertreten. Ihren Weg zu beobachten, der sie von der unsicheren 16jährigen zur selbstbewussten Frau führt, ist sehr einfühlsam und nahbar dargestellt von den Autorinnen.

Ich habe mit Norma gelacht und geweint, gelitten und triumphiert – und eine Frau kennengelernt, die mir ohne dieses wunderbare Buch hinter einer Fassade von Makeup und kirschrotem Lippenstift verborgen geblieben wäre. Ein tolles Leseerlebnis, das bestens unterhält und trotzdem in die Tiefe geht!

Bewertung vom 24.05.2022
Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
Jansen, Lina

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt


sehr gut

Abenteuerliche Reise nach bewährtem Strickmuster

In seiner neuen Reihe „Verlorene Geschichten“ lässt der blanvalet-Verlag historische Begebenheiten und seine vergessenen Helden wieder auferstehen. Den Anfang macht dabei Clärenore Stinnes und ihre Weltumrundung in einem Automobil in den Jahren 1927 und 1928.

Die Geschichte wird erzählt von Lina Jansen und hinter diesem Pseudonym verbirgt sich die bekannte Autorin Beate Maly, die schon viele historische Stoffe zu Romanen verarbeitet hat, zuletzt die Geschichte von Mozarts Schwester „Nannerl“.

Doch zurück zu Clärenore und ihrem großen Abenteuer. Die junge Frau stammt aus einer wohlhabenden, eigentlich sogar stinkreichen Familie. Doch nach dem Tod ihres Vaters hat sie keinen Fürsprecher mehr, so dass sie in die Führung der vielen Familienunternehmen nicht einbezogen wird.

Clärenore ist das schwarze Schaf der Familie – besonders ihre Mutter kann mit der eigenwilligen jungen Frau nicht viel anfangen. Dass sie Hosen trägt und Autorennen fährt, kann und will sie absolut nicht tolerieren. Daher nabelt sich Clärenore immer mehr von ihrer Familie ab und geht ihren eigenen Weg. Mit einer noch nie dagewesenen Weltumrundung in einem Automobil will sie allen beweisen, was sie - und Frauen allgemein – bewältigen können.

Im Buch begleiten wir Clärenore sowie ihre Mitstreiter auf ihrer sehr abenteuerlichen Fahrt. Da es viele Reiseetappen gibt und auch viele Vorkommnisse, ist das Buch in weiten Teilen ein Bericht bzw. liest sich so. Das ist durchaus spannend, aber mir fehlte noch mehr die zwischenmenschliche Komponente. Wie fühlte es sich damals an, als Frau mit drei (weitestgehend fremden) Männern unterwegs zu sein und mit ihnen teilweise im Zelt oder im Auto zu übernachten? Ich hab mir da schon einige Fragen gestellt – es war schließlich eine Zeit, in der noch andere hygienische Bedingungen und moralische Vorstellungen herrschten. Meine Gedanken wurden aber leider im Buch nicht aufgegriffen und ich hatte den Eindruck, Clärenore wurde nach dem bewährten Strickmuster historischer Frauenunterhaltung immer als „Powerfrau“ dargestellt. Ich wäre gern tiefer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt abgetaucht um ein noch besseres Bild von ihrem Selbstverständnis zu erhalten, das ich dann mit dem Fremdbild (das die Männer auf der Reise von ihr hatten) gegenüberstellen könnte. So ganz ist mir das nicht gelungen, dafür drang die Geschichte nicht tief genug unter die Oberfläche.

Natürlich spielte - auch das ein bewährtes Mittel in Unterhaltungsromanen - eine Liebesgeschichte eine Rolle, die im Laufe des Buches immer größeren Raum einnahm. Dies allerdings ist verständlich und auch historisch verbürgt – schließlich heiratete Clärenore Stinnes ihren Kameramann Carl-Axel Söderström nach ihrer Reise (und nach dessen Scheidung).

Fazit:
Eine abenteuerliche, spannende Reise mit vielen exotischen Schauplätzen, die auch die Beschwerlichkeit des Reisens zur damaligen Zeit unterstreicht. Die Figuren, allen voran Clärenore, waren mir aber zu wenig differenziert und nicht so tief ausgearbeitet wie von mir erhofft.

PS. Der zweite Band der „verlorenen Geschichten“ erscheint Ende September: „Monsieur Jammet und der Traum vom Grand Hotel“ von Ines Thorn.

Bewertung vom 17.05.2022
In den Wäldern der Biber
Fischer, Franziska

In den Wäldern der Biber


ausgezeichnet

Entschleunigung pur

Es ist kein neues Thema, das Autorin Franziska Fischer in diesem Roman anpackt: Neuanfang nach Totalcrash, Beziehung im Eimer, Wohnung weg – was tun, wenn alles in Trümmern liegt? Das hat man durchaus schon öfters gelesen.

Den Unterschied machen zwei Dinge: das Setting dieses Romans im ländlichen Brandenburg und diese Nähe zur Natur, die sich durch jede Seite zieht.

Für mich war dieses Buch wie Nachhausekommen. Selbst ein Landei, bin ich empfänglich für die Beschreibungen von Wäldern, Auen und Vogelgezwitscher – denn das ist es, womit ich aufgewachsen bin. Und als sich Alina bei ihrem Großvater inmitten des kleinen Dorfes Spechthausen einnistet und die Erinnerungen an die glückliche Land-Kindheit sie überfluten, hatte ich zeitweise das Gefühl, die Autorin schreibt über mich. Genau so fühle ich mich, wenn ich in meinen Heimatort zurückkomme. Diese unheimliche Erholung, die in den vertrauten alten Bäumen liegt und den Wegen, die man selbst schon so oft gegangen ist...

Und so hatte dieses Buch, obwohl es eine Geschichte von Neuanfang beinhaltet, für mich viel von Entschleunigung und „Runterkommen“. Ich habe mich rundum wohl gefühlt mit diesem Roman und konnte tief eintauchen – wobei mich auch immer wieder Erinnerung an meine Kindheit begleitet haben.

Alinas Geschichte vom Neuanfang im Dorf ihrer Kindheit ist schön erzählt, manche Stellen haben sogar etwas Poetisches. Viele Szenen jedoch entsprechen einem „typischen“ Unterhaltungsroman und sorgten damit dafür, dass sich das Buch absolut flüssig lesen ließ.

Die Figuren waren mir sehr sympathisch, ich glaube in diesem Ort mit diesen Leuten hätte ich mich selbst auch sofort wohlgefühlt. Und letztlich ist das Buch genau das: etwas zum Wohlfühlen, zum Versinken, zum Abschalten. Für mich war es ein Volltreffer, andere werden vielleicht aufgrund der etwas „literarisch“ anmutenden Aufmachung noch etwas mehr Tiefgang erwarten (aber hoffentlich nicht enttäuscht sein).




Zusammenfassend würde ich das Buch durchaus als typischen Wohlfühl-Unterhaltungsroman bezeichnen, wenn auch mit Tendenz zu einer tiefgreifenderen Auseinandersetzung mit Problemfeldern. Nicht verkitscht, aber dennoch mit Romantik, nicht soooo anspruchsvoll, aber dafür mit Herz für Land und Leute. Wer eine kleine Flucht aus seinem stressigen Alltag sucht, ist hier genau richtig!

Bewertung vom 10.05.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Was für ein Hype um Elizabeth Zott! Dieses Buch wird derzeit gefühlt in jeder Buchhandlung groß präsentiert und auf jedem Insta-Kanal vorgestellt. Nur eine große Werbekampagne oder berechtigte Begeisterung?

Anfangs war ich etwas verwundert. Diese Geschichte soll so einen Wirbel auslösen? Zwei "Nerds" finden zueinander. Okay. Elizabeth hat es als WissenschaftlerIN nicht leicht in den USA der 1960er Jahre. Nachvollziehbar. Sie wollen keine Kinder, dafür zieht ein Hund ein. So weit, so unspektakulär.

Doch dann gerät Elizabeths Welt aus den Fugen. Plötzlich steht sie ohne Job, dafür aber als alleinerziehende Mutter da. Zerbricht anfangs fast an der Situation. Und ab da wird das Buch zum Highlight. Denn die Geschichte von Elizabeth und ihrer hochintelligenten Tochter Madeline sowie dem ebenso hochintelligenten Hund "Halbsieben" (ja, der Name hat eine Bedeutung) ist kämpferisch, herzerwärmend, sympathisch, amüsant, emotional (obwohl Elizabeth davon nichts wissen will!) und berührend.

Elizabeth nimmt in ihrer Geldnot das Angebot eines Fernsehsenders an und moderiert eine Kochsendung. Doch sie ist ja Chemikerin. Und ist der Prozess des Kochens nicht reine Chemie?

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2022
Trügerische Provence / Commissaire Leclerc Bd.7
Lagrange, Pierre

Trügerische Provence / Commissaire Leclerc Bd.7


ausgezeichnet

Hochzeit mit Hindernissen

Albin Leclerc, seines Zeichens Kommissar im (Un-)Ruhestand, wäre nicht Albin Leclerc, wenn er sich einfach nur auf seine Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren würde. Nein, dafür ist er viel zu umtriebig. Als bei einem klassischen Konzert die Violinistin nicht auftaucht und kurz darauf deren Lebensgefährte tot aufgefunden wird, läuten bei Albin alle Alarmglocken und verdrängen die Hochzeitsglocken.

In seiner bekannten - für die Kommissare Castel und Theroux nervtötenden - Art mischt er sich mit seinem mittlerweile seit Jahren abgelaufenen Polizeiausweis in die Ermittlungen ein und läuft am Ende Gefahr, seine eigene Hochzeit zu sabotieren. Ob Albin und sein Mops Tyson es noch rechtzeitig zur Trauung schaffen und ob sie überhaupt in der Lage sind, eine Hochzeit zu feiern… das lest ihr am besten selbst.
Wie immer bleibt zwischen den Krimiszenen genügend Raum für die Beschreibung der wunderschönen provenzalischen Landschaft. Diesmal hat sich der Autor besonders die Gegend um den Mont Ventoux und die Abtei Sénanque, das Wahrzeichen der Provence, vorgenommen und gekonnt in die Handlung eingebaut. Am liebsten würde man sich sofort auf den Weg dahin machen und die Gegend erkunden. Aber auch die beschriebenen klassischen Konzerte an diesen wunderschönen Locations lassen Fernweh aufkommen.

Damit hat dieser Krimi auch diesmal wieder eine sehr gute Mischung aus Urlaubsfeeling und Spannung zu bieten und nimmt die Leser schon von der ersten Seite an direkt mit in die Provence. Abgerundet wird das Buch von einer Figurenfamilie, mit der man gern mal abends bei einem Pastis oder einem Glas Wein zusammensitzen würde. Für mich nach wie vor eine der besten „Urlaubs-Krimi-Reihen“!

PS. Diesmal freue ich mich noch mehr als sonst auf den für Frühjahr ‘23 angekündigten nächsten Band, denn es gibt Andeutungen (und meinerseits große Hoffnungen!), dass er (zumindest teilweise) einen noch exotischeren Schauplatz haben könnte.

Bewertung vom 19.04.2022
Heimkehr nach Whale Island / Whale Island Bd.1
Covi, Miriam

Heimkehr nach Whale Island / Whale Island Bd.1


ausgezeichnet

Zauberhafter Liebesroman mit Fernwehgarantie

An einem alten Leuchtturm sitzen, mit Blick auf den weiten Atlantik, die Sonne strahlt von einem tiefblauen Himmel und da! War das etwa eine Walflosse im glitzernden Wasser des Ozeans? Auch wenn man gerade „nur“ im heimischen Garten sitzt – mit Miriam Covis Roman ist man ganz schnell ganz weit weg…

Ihre neue 3-bändige Reihe hat die Autorin auf einer kleinen (fiktiven) Insel vor Kanadas Ostküste angesiedelt. Da sie selbst ein riesiger Fan von Nova Scotia ist und die Gegend durch ihre vielen Aufenthalte fast wie ihre Westentasche kennt, kann Miriam Covi hier aus dem Vollen schöpfen. Die Beschreibungen der traumhaft schönen Landschaften sind daher ein Highlight des Buches.

Doch um was geht es überhaupt? Kurz gesagt ist es (natürlich) eine Liebes- und Familiengeschichte. Die drei Bände werden die Lebens- und Liebesgeschichten von drei Brüdern erzählen, die aus einem familienbetriebenen Hotel auf Whale Island stammen. Im ersten Band geht es um Duncan, der mittlerweile in New York ein Hotel der Sommerset-Gruppe leitet – und der mit der Tochter des Hoteltycoons Richard Sommerset verheiratet ist. Als er mit seiner Angestellten Greta einen Businesstrip in seine alte Heimat unternimmt, stürmen die Geister der Vergangenheit auf ihn ein. Und Greta wird durch eine Verwechslung für seine Ehefrau gehalten. Eine Situation, die viele Turbulenzen, aber auch ein gewisses Knistern verspricht…

Natürlich wissen Leser*innen solcher Romane, wie das Buch enden wird. Aber darum geht es gar nicht. Sondern es geht darum, sich – wie ich über die Osterfeiertage – völlig in den Roman fallen lassen zu können, einen Kurzurlaub im Kopf zu verleben und dabei auch noch tolle Charaktere kennenzulernen. Und bei Duncans Familie möchte man am liebsten selbst sofort Urlaub machen! Seine herzliche Mutter Heather, sein etwas grummeliger Dad (mit einem weichen Herz!), seine quirlige Schwester Skye und sein etwas reservierter Bruder Aidan sind eine Mischung, die einem sofort ans Herz wächst. Aidans 12jährige Tochter Isla und Familienhund Johnnie Walker komplettieren die Sippe. Aber auch die Nebencharaktere sind mit sehr viel Liebe gezeichnet, so etwa der deutschstämmige Einsiedler Gottlieb Müller oder die Bibliothekarin Rae, die nicht nur die richtigen Bücher sondern auch immer einen klugen Rat für jeden Inselbewohner hat.

Erzählerisch hatte das Buch für mich genau das richtige Tempo und ich war völlig versunken in die Geschichte. Es gab nur eine Kleinigkeit, die mich (am Anfang) etwas gestört hat und das war die Bezeichnung von Duncan. Greta und ihre Kolleginnen aus dem New Yorker Hotel nennen ihn heimlich wegen seiner kühlen Ausstrahlung den „Eisblock“. Diese Bezeichnung nutzt die Autorin sehr oft statt seines Namens, wenn sie im ersten Drittel des Buches aus Gretas Sicht schreibt. Es kommen mitunter dreimal pro Seite Sätze vor wie „Der Eisblock geht auf ein Schild zu…“/“Nicht zu fassen“ brummt der Eisblock/ Ich beobachte den Eisblock, wie er…“ Das war echt zu viel. Es las sich nicht gut und hat mich ehrlich gesagt etwas genervt. Zum Glück verliert sich das im Laufe des Buches, als Greta und Duncan sich besser kennenlernen.

Insgesamt war es aber nur ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten ganz zauberhaften Geschichte, die alles bietet, was man sich für eine Auszeit vom Alltag wünschen kann. Beste Wahl als Urlaubs- oder Wochenendlektüre, wenn man einfach mal abschalten will. Und wer einen Vergleich sucht: Fans von Serien wie Chesapeake Shores oder Virgin River werden hier voll auf ihre Kosten kommen!

Bewertung vom 08.04.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


sehr gut

Das große Finale der Polizeiärztin-Saga

Zum 3. Mal bin ich mit Polizeiärztin Magda Fuchs ins Berlin der 1920er Jahre gereist. Da ich mittlerweile schon einige Bücher gelesen habe, die in dieser Zeit in Berlin spielen, war mir der gesellschaftliche und politische Rahmen der Geschichte vertraut. Nun könnte man das Fluch oder Segen nennen… Denn einerseits war ich sofort drin in der Geschichte, andererseits hatte ich natürlich bei vielen Erläuterungen oder Beschreibungen das Gefühl, es so oder ähnlich bereits einmal gelesen zu haben.

Dennoch erzählt das Autorenduo, das sich hinter dem Pseudonym Helene Sommerfeld verbirgt, die Geschichte von Magda Fuchs, nun verheiratete Mehring, und den anderen aus Band 1 und 2 bekannten Frauen spannend weiter. Magda hatte ja in den Vorgängerbänden die kleine Elke gerettet, die nun als Ziehkind bei Magdas Schwester lebt. Wo jedoch Elkes kleiner Bruder Otto abgeblieben ist, weiß niemand. Magda hat die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben und versucht mit Hilfe ihres Mannes Kuno, der ja Kriminalkommissar ist, den Jungen aufzuspüren.

Celia hatte den reichen Industriellensohn Edgar geheiratet. Sie wollten eine Ehe auf Augenhöhe führen, doch als Edgars Vater stirbt und Edgar die Geschäfte seines Vaters übernehmen muss, entfernen sie sich voneinander.

Derweil hat sich Doris Kaufmann zum gefeierten Filmstar entwickelt, will sogar einen eigenen Film produzieren und träumt von der ganz großen Karriere in Amerika.

Über 500 Seiten führen die Autoren durch das turbulente Berlin jener Zeit und erzählen in diesem Buch außerdem noch einen Kriminalfall. Insgesamt hatte ich diesmal den Eindruck, dass unheimlich viele Themen angefasst werden – von LGBTQ-Personen bis Autismus. Dabei können diese Themen neben den Haupt-Handlungssträngen jedoch für sich jeweils nicht die Tiefe erfahren, die ich mir dafür gewünscht hätte und so „verpufft“ das eine oder andere interessante Thema leider als „unter ferner liefen…“ Das fand ich etwas schade.

Insgesamt ist der Roman wieder sehr flüssig erzählt und man kann richtig durch die Seiten fliegen. Dennoch konnte mich dieser dritte Teil nicht ganz so sehr einfangen wie die beiden Vorgängerbände. Aber das will ich gar nicht den Autoren anlasten – wahrscheinlich habe ich, wie eingangs erwähnt – nun mittlerweile einfach (zu) viele ähnliche Romane gelesen und entdecke daher weniger Besonderes darin. Für mich ist es einfach das Zeichen, mich verstärkt Büchern mit anderen Themen zu widmen. Aber wer gern in Romanen über die Goldenen Zwanziger schwelgt, der ist mit der Magda-Fuchs-Reihe auf jeden Fall gut beraten!

Bewertung vom 05.04.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


weniger gut

Es kam kein Gefühl auf beim Lesen

1925 in einem kleinen Ort in den Dolomiten. Franziska Bruggmoser hat gerade in Innsbruck ihren Ausbildung zur Lehrerin beendet und kehrt heim auf den Südtiroler Hof. Dort erwartet sie ein Brief der italienischen Behörden – ihr wird das Lehren untersagt, sofern sie nicht ausreichend Italienischkenntnisse nachweist und den Unterricht auf italienisch führt.

Die Annexion Südtirols durch Italien nach Ende des Ersten Weltkriegs wird für viele Bewohner des Landstrichs zu einer Zerreißprobe. Wie sollen sie reagieren? Sich anpassen, die übergestülpten italienischen Nachnamen akzeptieren und nicht aufbegehren? Oder sich dem Regime widersetzen und – wo immer möglich – die deutsche Sprache und ihre Kultur pflegen?

Franziskas Vater entscheidet sich fürs Anpassen, möchte keinen Ärger mit den Behörden. Franziska selbst kann sich mit den Gegebenheiten nicht abfinden und gründet eine sogenannte „Katakombenschule“, in der sie Kinder heimlich in der deutschen Sprache unterrichtet. Letztendlich geht es aber auch für Franziska darum, den Hof und ihre Heimat zu bewahren, denn um den Hof steht es schlecht – gleich recht, da ihr alkoholabhängiger Bruder ihn in Kürze übernehmen soll…

Franziska war leider keine Hauptfigur, mit der ich mich identifizieren konnte. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Gegebenheiten um sich herum kaum bis gar nicht reflektiert. Sie begehrt gegen ihren Vater auf, ohne die Beweggründe für seine Anpassung an die Italiener zu hinterfragen. Sie beschwert sich über ihren alkoholabhängigen Bruder, ohne seine Krankheit auch nur ernst zu nehmen (es ist eine posttraumatische Belastungsstörung aus dem ersten Weltkrieg und daraus folgend eine Alkoholabhängigkeit). Sie nutzt den ihr zugetanen Knecht Wilhelm als Arbeitskraft für ihre Pläne, ohne zu reflektieren, was er alles für sie tut… kurz gesagt, für meine Begriffe ging sie zu sehr mit Scheuklappen durch die Welt und nahm immer sich selbst und ihre Situation zuerst wahr. Auch kam ihre Hingebung an den Lehrerberuf für mich nicht so richtig rüber.

Die Geschichte des Buches empfand ich als etwas unausgegoren. Sollte es um Franziskas Weg als Lehrerin gehen? Um die Rettung des Heimathofes? Um ihr politisches Engagement? So richtig überzeugend fand ich keinen dieser Handlungsstränge.

Außerdem konnte ich die Liebe zu Südtirol leider nicht wirklich zwischen den Zeilen herauslesen. Dazu hätten für mich auch Szenen gehört, in denen Franziska sich in die Natur zurückzieht, die Landschaft ihrer Heimat genießt und dort ihre Situation reflektiert. Das habe ich vermisst.

Merkwürdig mutete für mich auch an, dass sie ihre Eltern mit „Sie“ anspricht. War das in Südtirol im Jahr 1925 tatsächlich üblich? Wenn ja, hätte ich dazu zumindest eine kleine Erläuterung erwartet – so empfand ich das einfach nur als eigenartig.

Für mich zog sich die Geschichte und außer dem Knecht Wilhelm konnte ich für keine der Figuren echte Sympathie aufbauen. Es war einfach nicht mein Buch… Die weiteren Teile der Saga wecken bei mir daher leider auch keine Neugier und ich werde die Reihe nicht weiterlesen.

Bewertung vom 03.04.2022
Raquel - Ein Polizeischwein ermittelt / Inspektor Valente und Polizeischwein Raquel ermitteln Bd.3
Elderen, Heidi van

Raquel - Ein Polizeischwein ermittelt / Inspektor Valente und Polizeischwein Raquel ermitteln Bd.3


sehr gut

Das coolste Schwein Portugals

Portugal hat ein Polizeischwein. Und was dieses Schwein bei seinen Ermittlungen erlebt, können Leser in der Reihe um Porco Iberico Raquel und ihren Besitzer, den Kriminalpolizisten Fernando Valente, miterleben. Nicht nur, dass Raquel ihre Liebe zum Motorradfahren entdeckt (im Beiwagen), sie ist überhaupt eine richtig coole Sau!

Obwohl der Titel es nicht vermuten lässt, ist dieses Buch schon der 3. Teil der Reihe. Ich frage mich, warum sich der Verlag entschieden hat einen neuen Titel zu wählen – ich fand die Vorgängerbände mit den Titeln „Mord /Sterben auf Portugiesisch“ sowohl vom Titel als auch vom Cover her schöner. Zumal auf dem jetzigen Band ein schönes deutsches rosa Hausschwein prangt, das mit dem dunklen Porco Iberico wenig zu tun hat. Schade – ich hätte ein wenig Authentizität besser gefunden.

Das Buch an sich aber ist wieder Cosy Crime vom Feinsten und dazu noch angesiedelt in der wunderschönen Gegend Alentejo. Die Verbindung Krimi und Urlaub funktioniert auch hier wunderbar und Raquel macht eine etwas mopsige, aber trotzdem gute Figur als Ermittlerin in diesem Roman.

Auch die Nebenfiguren sind herrliche Charaktere, allen voran Mafalda, Fernandos Großmutter, welche die Familie auch mit ihren 90 Jahren noch geschickt lenkt und leitet. Ein echtes Original – ich freue mich immer auf Szenen mit ihr.

Der Fall selbst spielt diesmal im Milieu einer New-Age-Kommune, von denen es in Portugal wohl so einige gibt. Eine Reihe möchtegernerleuchteter Menschen aus ganz Europa hat sich hier zu einer ganz besonderen Form des Zusammenlebens gefunden, bei der auch die freie Liebe ohne Eifersüchteleien eine große Rolle spielt – was Fernando so gar nicht nachvollziehen kann. Denn seine Angebetete Anabela ist verheiratet und erwartet gerade ein Kind von ihrem Mann.

Als bei einer Zeremonie mit einer pflanzlichen Droge eine Teilnehmerin ums Leben kommt, werden Fernando und Raquel auf den Plan gerufen, wobei Fernando sogar verdeckt in der Kommune ermitteln muss. Raquel wird im Laufe der Ermittlungen entführt und Fernando erpresst - so nimmt eine turbulente Mörderjagd seinen Lauf.

Allzu ernst sollte man diesen Krimi natürlich nicht nehmen. Aber Raquel und Fernando sind ein tolles Team, in dem in der Regel Fernando fürs Denken und Raquel fürs Essen verantwortlich ist… Es macht Spaß, mit den beiden durch den portugiesischen Frühling zu fahren und mit ihnen zu rätseln, wer unter den vielen in Frage kommenden Personen der Mörder oder die Mörderin ist. Die Auflösung des Krimis war mir diesmal ein wenig zu grotesk (ich glaube einfach nicht, dass so etwas im wahren Leben passieren würde). Aber man soll ja nie nie sagen

Bewertung vom 27.03.2022
Löwenland
Grüner, Valentin

Löwenland


sehr gut

Ein außergewöhnliches Leben

Also, eins ist mal Fakt: Ein bisschen durchgeknallt muss man schon sein, wenn man sich im „Niemandsland“ von Botswana niederlassen und dort sein Leben verbringen will…