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Berlin

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Insgesamt 277 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2021
Inselschreiber. Ostfrieslandkrimi
Roth, Rita

Inselschreiber. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Jedes Mal, wenn Gretje Blohm auf Norderney weilte, geschah ein Verbrechen. So profilierte sich die toughe und an literarischen Kriminalfällen interessierte Seniorin bald zu einer echten ostfriesischen Miss Marple. Sie ermittelt unkonventionell, dafür mit Scharfsinn und Humor, unterstützt von ihren gleichaltrigen Freunden Piet und Onno.

Zunächst scheint es keinen 8. Fall für sie zu geben, denn seit ihrer Ankunft vor wenigen Tagen, passierte nichts. Doch so sollte es nicht bleiben.
Vor ihren Augen stirbt in der Bibliothek des Conversationshauses der ehemalige Strafrechtsprofessor Düvel. Er war gerade bei Recherchen zu seinem ersten Krimi.
War es ein Unfall oder Mord? In seinem Krimi hat er eine reale Geschichte, in die eine alteingesessene Norderneyer Familie verwickelt war, einfließen lassen. Sollte die Veröffentlichung seines Erstlingswerks verhindert werden? Dafür spricht auch das Verschwinden seines roten Diktiergeräts.

Aber da der Professor sehr wohlhabend war, könnten auch ihm nahestehende Personen von seinem Tod profitieren. Es gibt genügend Motive und eine illustre Schar von Verdächtigen.
Natürlich kann Gretje die Ermittlungen nicht allein der Polizei von Norderney überlassen und muss ihre Spürnase in alles stecken. Dafür gründet sie zusammen mit Piet und Onno die Sonderkommission „Inselschreiber“. Dabei hat sie tatsächlich oft den richtigen Riecher und ist gelegentlich den polizeilichen Untersuchungen ein Stück voraus.

Der Leser wird durch immer wieder neue Wendungen überrascht und gefesselt. Der flotte und humorvolle Schreibstil von Rita Roth liest sich ausgezeichnet. So entwickelt sich sein spannender Inselkrimi um einen toten Autor und seine verschwundenen Aufzeichnungen, die Geheimnisse der Vergangenheit enthüllen.
Als Leser ist man am Ende überrascht, wie sich alles schlüssig aufklärt. Dabei spielen zwischenmenschliche Beziehungen und Abgründe eine tragische Hauptrolle. Aber Gretje kann dem Professor seinen letzten Wunsch erfüllen und seinen Krimi einem interessierten Publikum vorstellen.

Fazit:
Ein gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit vielen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Inselschreiber“ ist Lesevergnügen pur. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Bewertung vom 11.11.2021
Herr Heiland und der tote Pilger / Herr Heiland ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Simons, Johann

Herr Heiland und der tote Pilger / Herr Heiland ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Herr Heiland und der tote Pilger“ von Johann Simons ist der Auftakt einer neuen Cosy Crime Reihe, die in der bayrischen Provinz angesiedelt ist. Im Mittelpunkt steht der Pastor Klaas Heiland, den es von der Ostsee nach Sonntal am See, oder wie der Bürgermeister den Ort nennt, an die Bayrische Riviera, verschlagen hat.

Aus Gesundheitsgründen musste sein Vorgänger schnell den hübschen Ort verlassen und die geordnete Übergabe fiel aus. So stolpert Klaas Heiland in sein neues Amt und tappt von einem Fettnäpfchen in das nächste.
Ausgerechnet am nächsten Tag werden die Fußpilger erwartet, die alljährlich den Gebeinen des heiligen Hilarius einen Besuch abstatten. Leider hat Klaas Heiland noch nie von diesem Schutzpatron der Linkshänder gehört. Doch es bleibt nicht bei dieser Überraschung.

Am Morgen nach ihrer Ankunft wird einer der Pilger tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden und es wird nicht der einzige Tote sein. Die Geschichte, die Johann Simons leicht und locker mit viel Humor erzählt fesselt schnell. Es macht Freude den Pastor in seinem neuen Umfeld zu begleiten und mit ihm die eigenwilligen und manchmal etwas skurrilen Einwohner kennen zu lernen.

Nebenbei erfährt der krimibelesene Klaas Heiland bald mehr über das Umfeld und die Geschichte der Toten. So überrascht es am Ende nicht, dass es ihm mit Glück und Geschick gelingt, die Morde schlüssig aufzuklären und neue Freunde in Sonntal am See zu finden. Natürlich kann er auch mit seiner Antrittsrede in der ersten Sonntagsmesse die Herzen seiner neuen Gemeinde gewinnen.

Mich hat dieser bayrische Cosy-Crime gefesselt und mir eine vergnügliche und spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.11.2021
Spiekerooger Austern. Ostfrieslandkrimi
Freund, Marc

Spiekerooger Austern. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

„Spiekerooger Austern“ von Marc Freund ist der Auftakt einer Reihe mit den neuen Ermittlern Wiebke Eden und Hinrich Mattern. Beide sind so verschieden wie Ebbe und Flut.
Wiebke wird nach einem traumatischen Kriminalfall in Bremen auf eigenen Wunsch nach Spiekeroog versetzt. Endlich kann sie wieder in ihrem geliebten Ostfriesland arbeiten. Doch da gibt es noch den grummeligen Hauptkommissar Hinrich Mattern, der ihr neuer Vorgesetzter ist. Bisher hat er alle ihm auf Zeit zugteilten Kollegen erfolgreich vergrault. Wie wird es Wiebke ergehen für die eine feste Stelle neu geschaffen wurde? Können die Beiden ein Team werden oder bleibt Hauptkommissar Hinrich Mattern als einsamer Wolf auf der Insel?

Doch zu diesen Betrachtungen kommt keiner von beiden, da am Wochenende eine übel zugerichtete männliche Leiche auf den Spiekerooger Austernbänken entdeckt wird. Zunächst ermittelt Hinrich Mattern wie gewohnt allein. Doch Wiebke muss mehr erfahren, auch wenn ihr offizieller Dienstbeginn erst am Montag ist und deshalb beginnt sie mit ihren Recherchen allein.

So ermitteln beide getrennt auf unterschiedlichen Wegen und treffen sich bald bei den gleichen Verdächtigen wieder. Beiden ist klar, dass es sich um einen blutigen Racheakt an dem Immobilienunternehmer Herwig Camphausen handelt. Er hatte „mehr Feinde als sich Muscheln im Watt befinden“ – so der Autor Marc Freund.
Deshalb ist es auch nicht so einfach bei den zahlreichen Verdächtigen und Tatmotiven eine heiße Spur zu finden. Während Hinrich Mattern erfahren und routiniert ermittelt, zeichnet sich Wiebke durch Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit aus. Bald ist auch der holprige Start der beiden überwunden und sie arbeiten tatsächlich schon etwas zusammen. Als Wiebke in eine sehr gefährliche Situation gerät, ist Hinrich Mattern zur Stelle, um erfolgreich einzugreifen.

Marc Freund erzählt eine komplexe, sehr gut durchdachte Geschichte. Sein Schreibstil ist flüssig und liest sich ausgezeichnet. Ich konnte mir alle beschriebenen Charaktere sehr gut vorstellen und war, genau wie die beiden Ermittler, immer wieder überrascht von der Entwicklung des Falls. Mit einem weiteren Mord nehmen Tempo und Spannung rasant zu.
Durch ihre Eigenmächtigkeit gerät Wiebke erneut Lebensgefahr. Der Erfolg scheint ihr recht zu geben, doch kann sie noch einmal auf rechtzeitige Unterstützung hoffen oder ist es schon zu spät?

Fazit:
Ein gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit vielen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Spiekerooger Austern“ ist Lesevergnügen pur und ein gelungener Serienauftakt. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis. Ich freue mich schon auf neue Fälle der beiden Kommissare.

Bewertung vom 30.10.2021
Dreifachmord in der Nacht
Albertsen, Stefan

Dreifachmord in der Nacht


ausgezeichnet

Hauptkommissar Axel Groot und Kommissarin Hilka Martens sind die neuen Ermittler der Kripo Norden, die jetzt ihren 4. Fall lösen müssen.
„Ein kaltblütiger Dreifachmord schockt Ostfriesland! In einem Waldstück bei Bensersiel werden mehrere Männer tot aufgefunden. Erschossen in einem Transporter liegen ein hiesiger Kleinkrimineller und ein ehemaliger Auricher Polizeibeamter, der auf die schiefe Bahn geriet. Etwas abseits das dritte Opfer. Doch nicht nur die Todesart unterscheidet sich von den anderen beiden, auch sein Lebenslauf erscheint zu glatt, um wahr zu sein.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

Es ist ein vielschichtiger Fall, bei dem Einiges nicht so ist, wie es zunächst den Anschein hat. Auch das Team Groot und Martens funktioniert noch nicht reibungslos, ganz im Gegenteil. Manchmal sind beide so sehr mit ihren Animositäten beschäftigt, dass der aktuelle Fall in den Hintergrund gerät. Erst später habe ich erfahren, was die beiden privat und persönlich belastet und konnte mehr Verständnis dafür aufbringen. Ich begleite dieses Team zum ersten Mal bei Ermittlungen. Außerdem gehören noch der junge Polizeiobermeister Dyssen und der erfahrene Kollege Vogt zur Kripo Norden.
Unterstützung erhalten die Kollegen vom LKA-Sonderermittler Kemmer, mit dem Groot auch so seine Probleme hat.

Trotz der insgesamt nicht einfachen personellen Beziehungen kommt bald Bewegung in den Fall, als die Ermittler das Privatleben der Opfer untersuchen. Tatsächlich wartet eine veritable Überraschung auf sie.
Der Schreibstil von Stefan Albertsen ist flüssig und sehr gut lesbar. Die Geschichte ist spannend und komplex. Sie fesselt den Leser von Beginn an. Spuren führen in verschiedene Richtungen. Bald ergeben sich ganz neue Dimensionen, die weit über Ostfriesland hinaus reichen. Je schwieriger sich die Untersuchungen gestalten, desto besser wird die Zusammenarbeit von Groot und Martens. Beide sind äußerst fähige Ermittler.
Das Ende fordert noch einmal alles, als der Fall für Groot plötzlich ganz persönlich wird. Das Ermittlerteam zeigt in einem dramatischen und spannungsgeladenen Finale seine gesamte Kompetenz bei der Aufklärung der Ereignisse.

Fazit:
Der Krimi ist gut strukturiert aufgebaut, hat viele Handlungsansätze, die nicht geradlinig zur Lösung führen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten.
Mich hat „Dreifachmord in der Nacht“ gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine 5 Sterne sowie eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.10.2021
Blutiger Meerblick. Ostfrieslandkrimi
Jensen, Dörte

Blutiger Meerblick. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Kommissar Joost Kramer und seine Freundin Ricarda schmieden gerade Pläne für einen Kurzurlaub auf der schönen Insel Norderney, wo gerade die norddeutsche Meisterschaft im Kitesurfen stattfindet, als das Handy von Joost klingelt. Ein Unternehmensberater wurde in seinem Haus ermordet aufgefunden und die Task Force Ostfriesland, zu der neben ihm auch sein Kollege Robert gehört, muss den Mord aufklären.

Dieser 12. Fall ist für das Team nicht einfach zu lösen. Zwar war der Unternehmensberater kein angenehmer Zeitgenosse und auch seine Ehefrau hat so diverse Geheimnisse, doch eine schnelle Aufklärung ist nicht in Sicht. Verdächtige Zeitgenossen sind vorhanden, dennoch passt alles nicht wirklich zusammen. Angegebene Alibis zur Tatzeit erweisen sich als wasserdicht und die Beobachtung einer Nachbarin, die eine dunkle robbenähnliche Gestalt am Haus gesehen hat, hilft bei den Ermittlungen nicht weiter.
Erst als der Inselpolizist Gerrit eine Reihe von Einbrüchen in Ferienimmobilien, die er aufklären muss, nebenbei erwähnt, kommt Joost Kramer eine Idee für seine weiteren Recherchen.

Dörte Jensen erzählt in kurzen Kapiteln eine spannende Geschichte. Ihr Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben und charakterisiert. Menschenkenntnis und auch eine Prise Humor bereichern den Krimi.

Natürlich spielt auch in diesem Krimi Ricarda keine unwichtige Rolle. Ohne das es Joost Kramer erfährt, reist sie ebenfalls nach Norderney, um Ihrer Freundin Henrike Sattler, die sich auf der Insel eine Wohnung gekauft hat, zu helfen. Die Schauspielerin kann, infolge von Dreharbeiten in Bayern, bestellte Möbel nicht selbst entgegen nehmen. Wie gefährlich dieser Freundschaftsdienst noch für Ricarda werden wird ahnt niemand.

Kommissar Kramer gerät am Ende an seine physischen und psychischen Grenzen, als Ricarda in Lebensgefahr schwebt. Dörte Jensen gelingt es die Spannung bis zu einem hochdramatischen Finale konstant zu halten und den Leser mit einer schlüssigen Lösung zu überzeugen.

Fazit:
Der Krimi ist gut strukturiert aufgebaut und hat viele Handlungsansätze, die nicht geradlinig zur Lösung führen. Ein phantasievoll ausgedachter Krimi, der überzeugend gelöst wurde. Mich hat „Blutiger Meerblick“ gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine 5 Sterne sowie eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.10.2021
Leybuchtmord. Ostfrieslandkrimi
Riekers, Hans-Rainer

Leybuchtmord. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Stine Lessing und Stefan Grote sind Sonderermittler in Aurich. Die hübsche Kriminalanwärterin und der erfahrene Hauptkommissar sind ein sehr gegensätzliches Team, welches sich aber bei der Arbeit wunderbar ergänzt. Der vierte Fall, bei dem ich sie kennen lernen durfte, hat es in sich.

Ein harmloser Autounfall bringt Dinge ins Rollen, die den Leser und die ermittelnden Polizisten, immer wieder aufs Neue überraschen. Der flotte und informative Schreibstil von Hans-Rainer Riekers fesselt sofort. Er erzählt eine komplexe Geschichte sehr anschaulich aus verschiedenen Perspektiven. So taucht man als Leser schnell in den Fall ein, der immer wieder durch neue Wendungen überrascht.

Als die Ehefrau des verunglückten Autofahrers, der sich im Krankenhaus befindet, sich bei der Polizei in Aurich meldet, um etwas abzugeben, erkennt Stefan Grote die Frau, die er einmal liebte. Kurze Zeit später wird sie erschlagen aufgefunden und Grote ist persönlich tief betroffen und will ihren Mörder um jeden Preis finden.

Nach dem Verschwinden ihres Ehemannes aus dem Krankenhaus ahnt man Böses. Doch was sich bei den Ermittlungen tatsächlich ergibt, verschlägt einem die Sprache. Bei den Recherchen stoßen Grote und Lessing auf dunkle Geheimnisse Es ist ein hoch komplizierter Fall, den beide bei sommerlicher Gluthitze lösen müssen. Glücklicherweise haben sie sehr hilfsbereite und fähige Kollegen aus der Polizei und der Pathologie an ihrer Seite.

So gelingt in einem hochdramatischen Finale die Lösung dieses Fall und einiger älterer unaufgeklärter Fälle. Doch der Preis, den Stefan Grote dabei zahlt, ist hoch.

Fazit:
Die gesamte Handlung war super aufgebaut, logisch und spannend. Auch die Beschreibungen der Gegend und der Orte war interessant. Der Fall wurde in sich schlüssig gelöst-
Ein gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit vielen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Leybucht Mord“ ist Lesevergnügen pur. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Bewertung vom 24.09.2021
Ein Traum von Schönheit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.4
Baldini, Laura

Ein Traum von Schönheit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.4


ausgezeichnet

In der Buchreihe des PIPER Verlages „Bedeutende Frauen, die die Welt verändern“ erschien im September 2021 der Roman „Ein Traum von Schönheit - Estée Lauder“ von Beate Maly alias Laura Baldini. Der Name des amerikanischen Kosmetikimperiums Estée Lauder ist bekannt, doch wer war die Frau die ihren Namen als Marke kreierte?

Das Einwandererkind Josephine Esther Mentzer verkörpert wie kaum eine andere Frau den amerikanischen Traum vom Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen zur Chefin eines milliardenschweren Kosmetikkonzerns.
Der Roman schildert nur die Zeit zwischen 1922 und 1941. Eine kurze Zeit, die eine Frau und ihre Produkte prägt. In jenen Jahren wurde der Grundstein für ihr erfolgreiches Unternehmen gelegt. Geschickt verknüpft Laura Baldini die Gegenwart des Jahres 1941 mit Estées Vergangenheit. Bei einem Theaterbesuch am Broadway erinnert sich die Protagonistin, die mittlerweile in der besseren Gesellschaft angekommen ist, an ihre Kindheit und die ersten Anfänge im Business. Schon früh wurde ihr Interesse an Cremes und Tinkturen durch ihren Onkel, einen Apotheker, der selbst Heilsalben herstellte, geweckt. Gemeinsam beginnen sie an speziellen Gesichts- und Körpercremes zu arbeiten. Neben der Hygiene sind qualitativ hochwertige natürlich Inhaltsstoffe von besonderer Bedeutung.

Estée ist von ihren Produkten überzeugt und kann es potentiellen Kundinnen auch ausgezeichnet vermitteln. Schnell verkauft sie nicht nur auf der Straße, sondern bald auch in Hotels und einem Kosmetiksalon, wo sie die Anwendung ihrer Produkte demonstriert. Der erste große Erfolg kommt, als das Kaufhaus Saks Fith Avenue die Zustimmung gibt ihre Produkte auch dort zu verkaufen. Bald folgen amerikaweit andere Kaufhäuser.
Dabei erweist sie eine Idee von Estée als absolut genial, die aus dem Geldmangel für ein Werbebudget resultiert. Sie verteilt kleine Gratisproben ihrer Produkte. Die visionäre Idee die Kundin mit dem Produkt in Kontakt zu bringen, wird später von allen anderen Wettbewerbern aufgegriffen.

Doch der Preis den sie für den geschäftlichen Erfolg zahlt ist hoch. 1930 hat sie die Liebe ihres Lebens, den Stoff- und Kurzwarenhändler Joseph Lauter, geheiratet. 1933 kommt Sohn Leonhard zur Welt. Ihre Ehe zerbricht.
Anschaulich beschreibt die Autorin die Zerrissenheit ihrer Protagonistin, die Frauen wie keine zweite versteht. Alle Frauen, egal welcher Klasse und Nationalität sie zugehören, haben das Recht auf Schönheit.

Zu Hause unterstützt ihr Mann sie rückhaltlos. Er kümmert sich um Haushalt und Kind, aber zu wenig um sein Unternehmen, um das Familienleben zu sichern. Bevor Estée erkennt, wie modern und fortschrittlich ihre Ehe mit einem Mann auf Augenhöhe ist, muss sie erst schmerzliche Erfahrungen erleben, um das zu begreifen. Es ist Neid, der sich hinter Mitleid versteckt, mit dem sie konfrontiert wird, wenn sie allein Events besucht, weil ihr Mann sie wieder nicht nicht begleiten kann.

Die innere Zerrissenheit und das Aushalten von Problemen und schwierigen Situationen verlangt Estée viel ab. Noch nicht zu spät erkennt sie, dass Joe und sie tatsächlich ein Dreamteam sind und gemeinsam ein Unternehmen aufbauen können. Die Grundlage dafür ist ihre Liebe, die auch in dunkler Zeit nie erlosch.
Große Gefühle und viel Sachkenntnis zeichnen den Roman aus. Der Schreibstil von Laura Baldini ist flüssig und liest sich ausgezeichnet. Die Autorin erzählt mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben.

Fazit:
Laura Baldini hat ein wunderbares Buch über die Anfänge des Kosmetikimperiums der Estée Lauder geschrieben, welches fasziniert und verzaubert. Ein berührender und ergreifender Roman ist ihr gelungen, der mich begeistert hat. Gern würde ich mehr als 5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 22.09.2021
Juister Chor. Ostfrieslandkrimi
Jorritsma, Sina

Juister Chor. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Die beiden Inselkommissare Antje Fedder und Roland Witte arbeiten nicht nur beruflich gut zusammen, sondern sind mittlerweile auch privat ein Paar. Doch es läuft zwischen den beiden derzeit nicht so gut, denn sie haben für den Sommer Unterstützung vom Festland erhalten. Es ist die junge, attraktive und hochmotivierte Kollegin Wiebke Kropp, die den beiden helfen soll. Antje wird von Zweifeln und Eifersucht geplagt. Doch es kommt noch ärger.

Ausgerechnet in der Küche der Kneipe ihres Vaters wird ein Toter, ermordet mit einem Messer, gefunden. Bei der Überprüfung des Alibis von Tjark Fedder wartet die nächste Überraschung auf Antje und es ist für sie nicht einfach professionell zu bleiben.

Der Tote ist Joris Niemann, der neue Leiter des Juister Shanty Chors. Doch wer ist dieser Mann wirklich? Ein seriöser Makler für Schiffsversicherungen ist er jedenfalls nicht. Als Rohdiamanten ins Spiel kommen, gehen die Ermittlungen weit über Juist hinaus und führen in Richtung organisierte Kriminalität.

Doch ist hier auch das Mordmotiv zu finden? Die Recherchen der drei Polizisten sind akribisch und bringen immer neue Überraschungen ans Licht. So ist es nicht verwunderlich, dass es bald mehrere Verdächtige mit einem Tatmotiv gibt.
Der Krimi wird von Sina Jorritsma flüssig erzählt und die Spannung wächst kontinuierlich bis zu einem völlig überraschenden Ende.

Mir hat dieser Krimi ausgezeichnet gefallen und ich bin gespannt, welche neuen Fälle auf Antje und Roland warten. Die privaten Probleme der Ermittler wurden gekonnt in die Handlung integriert. Das überzeugende Inselkolorit rundet den Fall perfekt ab.

Fazit:
Spannung und Lesevergnügen pur zeichnen diesen Krimi aus – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Bewertung vom 17.09.2021
Die Tränen des Kardinals
Simon, Heinz-Joachim

Die Tränen des Kardinals


ausgezeichnet

Viel Trouble mit dem Privatdetektiv Serge Christiansen

Der Krimi „Die Tränen des Kardinals“ von Heinz-Joachim Simon ist der zweite Teil der Abenteuer des Hamburger Ermittlers Serge Christiansen in den 80er Jahren. „Der Mann aus Hamburg“ hat er sich bei der Lösung einer schwierigen Sache im Vatikan bewährt.

Er wird wieder gerufen, als aus dem Vatikanischen Archiv geheime Verträge gestohlen wurden. Niemand darf davon erfahren, weil politische Verwicklungen die Folge wären. Deshalb muss Christiansen diskret bei der Wiederbeschaffung vorgehen. Wir befinden uns mitten in der Zeit des Kalten Krieges. Seit dem 16.10.1978 gibt es einen polnischen Papst, Johannes Paul II.

Die Geschichte, die Karl-Heinz Simon flott erzählt hat es in sich. Ein richtiger Agententhriller denn Serge Christiansen stößt schnell auf interessante Tatsachen. Dabei wird er aktiv von einem CIA-Agenten unterstützt. Schnell wird es gefährlich, aber einen ehemaligen Fremdenlegionär kann nichts so bald erschrecken.
Das einzige Problem, was Serge nicht so richtig in den Griff bekommt sind seine Frauengeschichten. Gerade frisch getrennt von der attraktiven Römerin Maja, findet er schnell Kontakt zu anderen schönen Frauen, was Maja, die sich von ihm losgesagt hat, auch nicht gefällt.

Gerade ist ein Auftrag erledigt, erhält Christiansen einen neuen Fall. Gelder aus Rom für die Solidarność wurden veruntreut. Christiansen muss helfen diesen Sachverhalt zu klären und reist nach Danzig, wo er bald in neue ziemlich gefährliche Situationen gerät.

Kaum ist er in Rom zurück wartet ein neuer Fall. Ein Attentat auf den Papst ist geplant. Was hinter dieser Geheimdienst-Information steckt - darüber soll er mehr in Erfahrung bringen. Dabei gerät er nicht nur in äußerst brisante Situationen, sondern fast an seine Grenzen.

Karl-Heinz Simons flotter Schreibstil liest sich sehr gut und er kennt sich aus in jener Zeit. Reale Fakten werden gekonnt mit seiner Geschichte verbunden und die Spannung bleibt konstant auf hohem Niveau. Über die Länder und Städte, die Christiansen bereist, kann er dem Leserinteressante kulturhistorische Fakten mit leichter Hand vermitteln.

Fazit:
Wer einen spannenden, lockeren und unterhaltsamen Krimi mit Augenzwinkern lesen möchte, dem kann ich „Die Tränen des Kardinals“ für eine kleine Reise in die 80er Jahre empfehlen. Gern vergebe ich 4 Sterne.