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Benutzername: 
takabayashi
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Berlin
Über mich: 
Vielleser

Bewertungen

Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


sehr gut

Mystery/Fantasy mit britischem Humor
Eine sehr unterhaltsame Lektüre! Obwohl ich eher einen humorvollen Krimi erwartet hatte und kein Freund von Fantasyromanen bin, hat mir dieses Buch doch sehr viel Spaß gemacht. Das Fantasy-Element steht in der ersten Hälfte des Buches eher im Hintergrund. in dem wir nach einem etwas kryptischen Prolog zunächst einmal Hannah auf Jobsuche kennenlernen. Das Zusammentreffen mit der Crew der STRANGER TIMES und ihr Vorstellungsgespräch als stellvertretende Chefredakteurin verlaufen unter höchst seltsamen Umständen. Aber Hannah, die ihr sinnentleertes Leben als gutsituierte Ehefrau eines ständig fremdgehenden Mannes aufgegeben hat, braucht dringend Arbeit und freut sich sogar über diesen Job bei einer fragwürdigen Zeitung mit einem ungehobelten, übellaunigen, versoffenen Chef und einer skurrilen Mitarbeiterschar ...
Der Schreibstil ist gut lesbar und die Geschichte wimmelt von witzigen Situationen, schwarzhumorigen Dialogen und sehr seltsamen, eigentlich unsympathischen, aber doch irgendwie liebenswerten Charakteren. Im Verlauf der zweiten Hälfte kommt dann allmählich immer mehr Spannung auf. Die Mitarbeiter der STRANGER TIMES geben ihre Geschichten über UFO-Sichtungen, Geister und Ähnliches nie als Tatsachen aus, sondern lassen Menschen davon berichten, die derartige Erlebnisse hatten und daran glauben. Doch allmählich wächst bei ihnen der Verdacht, dass an diesen Begegnungen mehr als ein Körnchen Wahrheit ist. Im Buch tauchen zwischendurch auch immer wieder Kostproben von Artikeln aus der Zeitung auf - köstlich!
Wie schon gesagt: Fantasy ist eigentlich nicht so meins, aber diese wilde Mischung aus Britischem Humor, Realität und Fantasy mit Krimi-Touch hat mich sehr gut unterhalten!

Bewertung vom 18.09.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


sehr gut

Familiengeschichte des Handelshauses Ronnefeldt im Frankfurt des Biedermeier
Friederike Ronnefeldt, die junge Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt, ist die Hauptfigur dieses Historischen Romans. Diese starke Frauenfigur gibt sich nicht zufrieden mit "Kinder, Küche, Kirche", sie will sich auch stärker in das Teegeschäft ihres Mannes einbringen, speziell als ihr Mann zu einer sehr langen Einkaufs- und Forschungsexpedition nach China aufbricht. Ihr - eigentlich sehr freundlicher und liebenswerter Mann - ist noch zu sehr im Denken seiner Zeit verhaftet, was die Rolle der Frau angeht, woraus sich Konflikte zwischen den Ehepartnern ergeben. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte auch in Bezug auf andere Frauen aus Friederikes Umfeld. Außerdem geht es auch um Differenzen zwischen Protestanten und Katholiken, die zur damaligen Zeit noch eine extrem große Rolle spielten und um den vorherrschenden Antisemitismus und die sehr eingeschränkten Bürgerrechte von Juden.
Zuerst fand ich die Lektüre etwas zäh, doch dann bin ich ca. ab der Hälfte doch gut reingekommen und habe das Buch in einem Zug zu Ende gelesen. Die Krisen, die Friederike zu bewältigen hatte, waren spannend, auch wenn der intrigante Prokurist für meine Begriffe etwas zu böse geraten ist, nur schwarz, kein bisschen grau! Das erscheint mir doch etwas konstruiert. Auch sonst gab es für meinen Geschmack etwas viel Drama, zu dick aufgetragen. Die Atmosphäre und die Stimmung der Zeit werden jedoch recht anschaulich geschildert und man erfährt einiges über den Teehandel. Was mir vorher nicht bekannt war: damals galt China als einzige Bezugsquelle für Tee, dass es in Indien sehr guten Tee gibt, wusste man tatsächlich noch nicht!
Ein flüssig geschriebener, gut lesbarer, auf eine weibliche Hauptfigur fokussierter historischer Roman mit echten und fiktiven Personen, der interessante Einblicke in die damalige Gesellschaft liefert. Vor allem aber ein Familiengeschichte. Lesenswert!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2021
Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


ausgezeichnet

Justizkrimi mit unkonventionellem Anwalt
Das Cover liefert uns einen optischen Eindruck von Anwalt Dr. Anton Pirlo, so wie er im Text beschrieben wird. Dieser (relativ) junge Strafverteidiger ist in kurzer Zeit erst zu größten Höhen aufgestiegen und dann ganz tief gefallen. In einer renommierten Kanzlei in Düsseldorf war er durch den Gewinn eines medienwirksamen Verfahrens everybody's darling geworden, bzw. doch nicht wirklich jedermanns, sondern es gab auch viele Neider,wie z.B. den eher unfähigen und intriganten Sohn des Kanzleigründers, und ehe er sich's versieht steht er als Sündenbock für einen Leak arbeitslos auf der Straße. Mit diesem Paukenschlag beginnt die Erzählung: Pirlo besäuft sich erst einmal sinnlos, kommt aber nach einigen Tagen wieder einigermaßen in die Spur. Und Rettung naht in Form einer Mandantin. Die jüngere Ehefrau eines Industriellen soll ihren Mann umgebracht haben und deren ehrgeizige Mutter engagiert Pirlo. Er übernimmt den Fall von seinem Wohnzimmer aus und engagiert durch Vermittlung seines ihm wohlgesonnenen Doktorvaters noch die frischgebackene junge Anwältin Sophie Mahler als Mitstreiterin, Sprössling einer Anwaltsfamilie, aber etwas überkreuz mit ihrer Familie,weil sie sich nicht der väterlichen Kanzlei für Wirtschaftsrecht anschließen will und lieber Strafrecht praktiziert. Sie vervollständigt das ungewöhnliche Anwaltsduo.
Bei Pirlo sind die familiären Altlasten noch gravierender, denn er hat sich von seiner kriminellen Familie losgesagt und seinen Namen von Ramzes Khatib in Anton Pirlo geändert. Seine recht simpel gestrickten Brüder haben sich in die Bredouille gebracht und erwarten Hilfe von ihm.
Das ist die Ausgangssituation dieses Krimis. Der Fall erscheint fast aussichtslos, aber Pirlo und Sophie, die sich allmählich zusammenraufen und sehr gut zusammen arbeiten können, sind beide äußerst hartnäckig! Es macht großen Spaß, die beiden bei ihrer Aufklärungsarbeit zu begleiten, bei der sie oft auf legal eher grenzwertige Methoden zurückgreifen.
Die Charaktere sind sympathisch, vielschichtig und gut gezeichnet, und von ihrem Zusammenspiel und ihren Kontrasten lebt die Handlung. Ich bin ein Fan von Gerichtsdramen (und Anwaltsserien) und fand auch die Szenen im Gerichtssaal sehr spannend und sehr gut beschrieben. Der familiäre Hintergrund der beiden Protagonisten spielt auch eine wesentliche Rolle, auch wenn die beiden darüber nicht miteinander reden.
Der manchmal etwas schnodderige Schreibstil ist gut lesbar, wobei Humor und Spannung auch nicht zu kurz kommen. Mein Fazit: Ein origineller, unterhaltsamer und spannender Roman, der nicht nur Fans von Justizkrimis zu empfehlen ist!

Bewertung vom 10.08.2021
Rum oder Ehre / Kulinarische Kriminalromane Bd.2
Henn, Carsten Sebastian

Rum oder Ehre / Kulinarische Kriminalromane Bd.2


ausgezeichnet

Norddeutsche Mentalität, karibisches Feeling, Spannung, Humor und alles über Rum

Ein gelungener Cocktail! Carsten Sebastian Henn schafft es immer wieder, ein gelungenes Garn zu spinnen.

Martin Störtebecker, 72 Jahre alt aus Flensburg, genannt "Käpt'n", obwohl er aufgrund seiner Seekrankheit nicht sonderlich gut als Seemann geeignet ist, bricht nach dem Tod seines besten Freundes nach Jamaika auf, um herauszufinden, was vor 20 Jahren wirklich passiert ist, als sein Bruder dort hinfuhr und bald darauf verschwand.

Ich habe schon viele kulinarische Krimis dieses Autors gelesen und goutiert. Diese Reihe, in der jeweils ein alkoholisches Getränk im Mittelpunkt steht, unterscheidet sich insofern von seinen anderen Reihen, dass es Einzelbände mit jeweils unterschiedlichen Protagonisten sind.

Der Käpt'n schart bald ein Trüppchen skuriler Helfer um sich, und während er dem Weg seines Bruders durch diverse Destillerien folgt, geschehen noch weitere Morde - bei seinen Nachforschungen hat er offensichtlich in ein Wespennest gestochen.Er erfährt vieles, was er über seinen Bruder noch nicht wusste, hat plötzlich eine Nichte und verliebt sich zu seinem Erstaunen auch noch. Die Beschreibung seiner Suche wird durch Abschnitte aus dem Tagebuch seines Bruders ergänzt und zwischendurch gibt es noch - andersfarbig gekennzeichnete - Exkurse über alles Wissenswerte über den Rum, wie z.B. seine Entstehung, verschiedene Herstellungsmetoden, Herkunftsländer, Cocktail-Rezepte etc.Nach einer Weile musste ich mir passend zur Lektüre ein Gläschen meines (allerdings kubanischen) Edelrums einschenken!

Die Geschichte wird sehr humorvoll erzählt, ist aber auch sehr spanned und überaus unterhaltsam. Es gibt viele unvorhersehbare Wendungen und die Aufklärung des Falles findet schließlich daheim in Flensburg statt. Der Schreibstil ist flüssig, witzig und gut lesbar, der Krimi ist (für mich) richtig rund, hat mich mit einem wohligen Gefühl zurückgelassen und dem Wunsch, gleich weiterzulesen. Der erste Band "Der Gin des Lebens", den ich noch nicht kenne, ist schon auf dem Weg zu mir...

Kurzum eine Leseempfehlung für alle, die gepflegte (aber nicht seichte) Cosys mit einem Schuss Humor lieben!

Bewertung vom 10.08.2021
Der Tintenfischer / Ein Fall für Commissario Morello Bd.2
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der Tintenfischer / Ein Fall für Commissario Morello Bd.2


sehr gut

Flüchtlinge in den Fängen der Mafia – ein gemächlicher und unterhaltsamer Polit-Krimi

Die Krimihandlung kommt erst sehr allmählich in Gang, dafür gibt es aber anfänglich viele interessante Details aus Commissario Morellos Vorleben, die im ersten Band noch nicht erwähnt wurden. David, ein junger nigerianischer Flüchtling, stürzt sich von einer venezianischen Brücke, doch Morello und Kollegin Anna, die durch das coronaleere Venedig streifen, gelingt es, ihn zu retten.

Davids Erzählungen über sein Schicksal weisen auf eine Verbindung zwischen nigerianischen Mafiagruppen und der italienischen Mafia hin. Da ist Morello, der sizilianische Mafiajäger, der in Venedig gestrandet ist, ganz Ohr.

Er setzt sich mal wieder über sämtliche Anweisungen von oben hinweg und bricht nach Sizilien auf - eine gefährliche Aktion, denn dort ist er seines Lebens nicht sicher. Kollegin Anna lässt sich nicht davon abbringen, ihn zu begleiten. Geht es Morello nur darum, Davids Freundin Oni vor der Zwangsprostitution zu retten, oder leitet ihn noch immer der Wunsch, den Capo dei Capi dingfest zu machen?

Ein zunächst so eher dahinplätschernder Krimi mit sehr gelungenen Personen- und Ortsbeschreibungen, viel appetitanregendem Kochen und Essen, witzigen Momenten einerseits, interessanten Fakten über die nigerianische Mafia und das Schicksal von den in Italien gelandeten Flüchtlingen andererseits. Auf den ersten Blick fast ein wenig an Donna Leons Brunetti-Krimis erinnernd, aber nur auf den ersten Blick, denn Morello ist doch ein ganz anderer Typ als Brunetti. Dann steigert sich die Spannung allmählich bis hin zu einem regelrechten Show Down gegen Ende.

Ich fand die Lektüre trotz kleinerer Ungereimtheiten unterhaltsam und spannend, allerdings nicht ganz so gut wie den ersten Band. Es war nicht „unputdownable“, lässt den Leser jedoch dank eines Cliffhangers am Schluss mit reichlich Stoff zum Nachdenken zurück!

Bewertung vom 10.08.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


sehr gut

Historischer Roman über die Nachkriegszeit im Berlin der frühen Zwanziger Jahre

Den ersten Band dieser Romantrilogie „Schatten der Welt“ habe ich nicht gelesen – vielleicht erklärt das, warum es mir anfangs etwas schwer fiel, in einen Lesefluss hineinzukommen. Es geht auch so, aber es wäre wohl von Vorteil, die Bände chronologisch hintereinander zu lesen.

Die drei Protagonisten Isi, Artur und Carl kamen ursprünglich aus Thorn in Westpreußen im heutigen Polen. Offensichtlich hatten sich die drei verschworenen Jugendfreunde während des ersten Weltkrieges aus den Augen verloren, aber 1919 treffen sie in Berlin wieder aufeinander.

Isi, überzeugte Revolutionärin, aber auch Femme Fatale, Artur, ein flexibler Gastronom, Bandenchef und Unternehmer mit deutlichem Hang zur Halbwelt und Carl, der etwas naive Gutmensch, der seinen Traum verfolgt, Fotograf oder Kameramann zu werden.

Im Umkreis dieses Trios erleben wir deutsche Geschichte hautnah, die frühen Zeiten der Weimarer Republik nach dem Sturz der Monarchie durch die Novemberrevolution, den Kapp-Putsch, die Ablehnung des Versailler Vertrages, der Deutschland mit unbezahlbar hohen Reparationen belastete, das Finden eines Sündenbocks, dem die alleinige Schuld für die Unterzeichnung dieses Vertrages in die Schuhe geschoben wird und die Kämpfe verschiedenster Gruppierungen untereinander um die Vorherrschaft in der neuen Republik (oder ihre Abschaffung).

Isi ist anfangs sehr intensiv mit dem Spartakusbund involviert, durch Artur, der eher an erfolgreichen Geschäften interessiert ist, lernen wir die glitzernde Amüsierwelt der „Goldenen Zwanziger“ kennen und Carl gelingt es dank der Starthilfe von Ernst Lubitsch, in der UFA Fuß zu fassen.

Eine interessante Geschichte aus dieser schillernden Zeit in Berlin, die allerdings auf 500 Seiten hin und wieder einige Längen aufweist. Den interessanten und sympathischen Protagonisten werden durch intrigante Schurkencharaktere immer wieder Steine in den Weg gelegt. Das ist teilweise recht spannend, wirkt manchmal aber auch arg konstruiert. Des öfteren konnte ich die Handlungsweisen der drei Freunde nicht recht nachvollziehen.

Nichtsdestotrotz ein flüssig geschriebener, spannender und unterhaltsamer historischer Roman, der mich persönlich jedoch nicht so zu begeistern vermochte, wie Richard Dübells Jahrhundertsturm-Trilogie, die zu großen Teilen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort spielt. Auf jeden Fall sehr lesenswert für Freunde des historischen Romans.

Bewertung vom 21.07.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


sehr gut

Ein Komplott eingefleischter Nazis in den Anfangszeiten der Ära Adenauer
Philipp Gerber ist Amerikaner deutscher Herkunft, er hat im 2. Weltkrieg aufseiten der Amerikaner gekämpft und befindet sich im Jahre 1953 als Mitarbeiter des CIC (Counter Intelligence Corps) in Deutschland. Da bekommt er den Auftrag, den Mord an einem anderen CIC-Mann aufzuklären, der von den Amerikanern in die "Sicherungsgruppe Bonn" eingeschleust worden war, einer Abteilung des BKA. Flugs bekommt Gerber die deutsche Staatsbürgerschaft verpasst und eine leitende Kommissarsstelle in der Sicherungsgruppe.
Im Laufe seiner Arbeit erschließen sich ihm viele Zusammenhänge, z.B die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland. Die Amerikaner haben rechtsgerichtete Gruppen ehemaliger Nazis unterstützt, weil diese ihnen als sichere Gegner der Sowjets erschienen. Auch wird von amerikanischer Seite durchaus Druck auf Adenauer ausgeübt, wie dieser Gerber bei einem ihrer Zusammentreffen berichtet. Auch dass Gerüchte über ein Mordkomplott einer rechten Gruppe gegen einen prominenten SPD-Politiker durchgesickert sind, den Gerber nun beschützen soll.
Ein spannender zeitgeschichtlicher Politkrimi über eine Zeit, die bis jetzt in historischen Kriminalromanen noch selten bearbeitet wurde. Das Cover passt wunderbar und weckt Assoziationen zu dieser Zeit. Die Handlung wirkt manchmal ein wenig konstruiert, der sympathische Gerber ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kämpft wie ein Superheld gegen seine Gegner, die er immer besiegt und dabei größtenteils ohne Blessuren davonkommt. Das hat mich aber kaum gestört, ich fand die Lektüre spannend, den Schreibstil flüssig und die zeitgeschichtlichen Fakten fesselnd und freue mich auf den zweiten Band mit Philipp Gerber.

Bewertung vom 27.06.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


gut

Etwas überfrachtet
Der Autor hat in seinen Erstlingsroman etwas zu viele Themen hineingestopft: Einen Generationenkonflikt, Kapitalismuskritik, Kritik an der chinesischen Politik, das Erwachsenwerden eine Unternehmersohnes ...
Der 26jährie Alex Cohen ist seit einem Jahr in Südchina, wo sein Vater Fedor eine Schuhfabrik betreibt. Dieser macht seinen Sohn zwar zum Teilhaber, gewährt ihm aber keine Entscheidungskompetenz, was diesen naturgemäß frustriert. Besonders nachdem er die Arbeiterin und politische Aktivistin Ivy kennen und lieben gelernt hat, will er die Lage der chinesischen Arbeitskräfte verbessern und auch sonst eine ganz andere Geschäftsstrategie verfolgen als sein Vater, der nur Billigschuhe für amerikanische Kaufhausketten produziert, die bei allen Entscheidungen ein Mitspracherecht haben.
Etwas weniger wäre vermutlich mehr gewesen, denn nach einem gelungenen, humorvollen Einstieg wird die Lektüre zwischendurch manchmal etwas zäh, auch weil man als Leser nicht so richtig weiß, in welche Richtung das gehen soll.
Für mich hat sich der Vater-Sohn-Konflikt als Hauptthema herauskristallisiert, die Beschreibung der Arbeitsbedingungen und der Rebellion der Arbeiter bilden nur den Hintergrund dafür. Eine durchaus interessante Geschichte, die aber in der Umsetzung nicht ganz überzeugt!

Bewertung vom 27.06.2021
Berlin Heat
Groschupf, Johannes

Berlin Heat


ausgezeichnet

Temporeich, spannend, atmosphärisch
Dieser Nachcorona Berlin Noir ist sehr ungewöhnlich geschrieben, kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Der spielsüchtige Tom Lohoff muss dringend seine Spielschulden begleichen - der Kredithai sitzt ihm schon im Nacken. Da kommen ihm die beiden unsympathischen Typen, die eine seiner Wohnungen zu einem verlockend hohen Preis für einen "Freund" mieten wollen, gerade recht. Allerdings ahnt er nicht, worauf er sich da eingelassen hat - es hat etwas mit einem AfD-Politiker zu tun! Tom vermietet Wohnungen an angereiste Party People, die alle unbedingt ins "Berghain" wollen, und versorgt sie mit allem, was sie so brauchen. Nach dem Corona-Jahr tut sich endlich wieder etwas auf dem Markt! Atemlos geht es durch die Berliner Nächte und Tom wächst einem trotz aller seiner Fehler irgendwie ans Herz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Protagonisten des Romans - brutalen Psychopathen aus der kriminellen Szene - ist er kein schlechter Mensch. Nach allerlei aberwitzigen Wendungen, bei denen auch Menschen zu Tode kommen, kommt Tom am Ende relativ ungeschoren aus dem ganzen Schlamassel heraus.
Ein etwas anderer, ungeschönter Blick auf die Berliner Partyszne, humorvoll, aber teilweise auch recht heftig, rasant, spannend und erfrischend. Sicher nicht jedermanns Sache, aber von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.05.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


sehr gut

West-Berlin-Krimi mit viel Lokal- und Zeitkolorit
Eine Zeitreise nach West-Berlin im Jahre 1969 - Rebecca Hirsch, Ehefrau des Richters Joachim Hirsch, wird in ihrer Wohnung von einem Unbekannten getötet. Und Kommissar Heller, der vor dem Hause Hirsch Posten bezogen hat, war zwischendurch kurz weg und hat die Ankunft des Mörders verpasst. Was steckt dahinter? Ein antisemitischer Angriff? Richter Hirsch ist nebenberuflich auch als Cantor in der Synagoge tätig. Und die schon aus dem ersten Band bekannte Amerikanerin Louise Mackenzie ist seine Nichte.
Im MI in der Keithstraße vermutet man bald eine Beteiligung des KGB und nun versucht der Staatsschutz den Fall an sich zu reißen, es beginnt ein Kompetenzgerangel unter häufiger Teilnahme und Einmischung des damaligen Bürgemeisters und Innensenators Kurt Neubauer. Aber Heller verbeißt sich in en Fall und findet mehr heraus, als seine Kollegen.
Sowohl Hellers Halbschwester Petra als auch Louise Mackenzie halten sich häufig in der Wieland-Kommune auf, die rege Kontakte zur Kommune 1 (Kunzelmann, Langhans, Teufel, Obermaier) pflegte.
Der Krimi ist fast ein Spionage-Thriller, zum Ende hin sehr spannend, zwischendurch manchmal ein wenig langatmig. Man erfährt viel über die damalige Westberliner Szene, Jargon und Zeitgeist sind gut getroffen, was speziell Leuten wie mir, die damals dabei waren, viel Spaß macht. Wieder eine gute Mischung aus Zeitgeschichte und Krimihandlung, die ich allerdings nicht ganz so gelungen fand, wie im ersten Band. Trotzdem eine gute Idee für eine Serie, die doch viel mehr bietet, als nur einen Krimi. Eine unterhaltsame und informative Lektüre!