BenutzerTop-Rezensenten Übersicht
Bewertungen
Insgesamt 384 BewertungenBewertung vom 21.01.2024 | ||
Genial. Einfach nur genial! Aber ich muss auch zugeben - ich war ungeheuer voreingenommen, war ich doch schon begeistert von Nathan Hills Vorgängerwerk "Geister". Monatelang habe ich seinem neuen Roman "Wellness" entegengefiebert, wiederum ein dicker Wälzer übrigens. Und einen Wälzer zu kreieren, ohne dass es auch nur irgendeinen Durchhänger gibt, das ist schon genial. Zudem ist Nathan Hills neues Werk neben der guten Story auch ein höchst informatives Buch für Menschen, die sich dafür interessieren, wie Beeinflussung (Psychologie, Medizin, Medien) funktioniert und wie es sich mit der Dynamik der Liebe verhält. All das erfahren die Lesenden über die beiden Protagonisten Jack und Elizabeth, deren Geschichte wir von ihrem Kennenlernen in 1993 - sie beobachten sich monatelang, die Fenster ihrer Wohnungen gegenüberliegend - bis hinein in ihre Familienphase und die erste Entfremdung in den 2000ern begleiten dürfen. Nathan Hill versteht es ausgezeichnet, verstehbar zu machen, wie sich die Geschichte der Herkunftsfamilie bis in die persönliche Liebesgeschichte hinein auswirkt und sich in einer 'hypoaktiven Partnerbindungsstörung' manifestiert. Und Nathan Hill lässt das Personal seines Romans sehr kluge Dinge sagen: "Stabilität ist eine Fantasie aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Stabilität entstand in einer Zeit, in der die Leute ihr ganzes Leben lang einen einzigen Job und einen einzigen Geschlechtspartner hatten. Aber heute musst du damit rechnen, nach der nächsten Fusion willkürlich gefeuert zu werden. Und das mit dem einen Geschlechtspartner kannst du auch vergessen - heute schlafen wir vor der Ehe mit Dutzenden und heiraten dann auch noch mehrmals." Ein lebenskluges Werk! Und ich befürchte, sollte Nathan Hill für sein nächste Schreibvorhaben wiederum einen seitenstarken Roman geplant haben, dass ich ganz viel Geduld haben muss, dass Hill meine Vorfreude bis in den schmerzenden Bereich hinein treiben wird ;-)) |
||
Bewertung vom 07.01.2024 | ||
Solider und gehaltvoller Schmöker. Die beiden Autorinnen Maria von Welser und Waltraud Horbas nehmen ihre Leserschaft mit auf einen Parcours durch das Deutschland der 70-er Jahre (1968 - 1977). Sich entlanhangelnd an bedeutsamen Ereignissen dieser Zeit wie den Studentenunruhen, der Mondlandung, der Ölkrise mit Sonntagsfahrverbot, dem Olympia-Terror von 1972, dem Kalten Krieg, dem Kampf um die Schachweltmeisterschaft, den großen Streiks von 1976 und dem Herbst des RAF-Terrors in 1977, folgt die Leserschaft dem Leben und der Karriere der zu Beginn der Geschichte 21-jährigen Alice. Zunächst Volontärin bei einem Lokalblatt, schafft sie es in einer männerdominierten und von Machtspielen durchzogenen Arbeitswelt bis hin zum Hörfunk. Mit großem Einsatz und einem Herz für gute Berichterstattung und gegen viele Widerstände versteht es Alice, ihrem Lebensziel näherzurücken, dabei hat sie nicht nur mit männlichen Vorurteilen zu kämpfen, sondern muss sich auch als alleinerziehende Mutter durchschlagen. Der Roman ist auch eine kleine Geschichte des langen Weges in die noch längst nicht erreichte Gleichberechtigung. Zwar bedienen sich die Autorinnen bei den üblichen Klischees, das tut dem Unterhaltungswert dieser durchaus empfehlenswerten, leichten Lektüre aber keinen Abbruch. |
||
Bewertung vom 30.12.2023 | ||
Die sieben Monde des Maali Almeida Komplex. Ein Roman, der fordert und herausfordert. Ein Roman, der verwirren kann, wie auch das Leben zuweilen sehr verwirrend ist. Ein Roman, der existenzielle Fragen stellt. Ein Roman, der verführt, sich auf eine ungewöhnliche Gedankenwelt einzulassen. Ein Roman, der neue Kulturräume öffnet. Ein Roman, der aus dem Jenseitigen das Diesseits ergründet. Ein Roman, der anstrengend ist, zugleich aber auch mit Bereicherung lockt... wenn man sich einlassen kann und mag. Die Hauptperson: Maali Almeida, Kriegsfotograf, dem Glücksspiel und gutaussehenden Männern zugeneigt ist im Besitz hochbrisanten Fotomaterials, welches der Regierung Sri Lankas schaden könnte; Maali erwacht in einer Art 'Zwischenreich', ist offenbar getötet worden und hat nun - bevor es ins Jenseits geht - sieben Tage (Monde) Zeit, Aufklärung über das zu betreiben, was ihm geschehen ist. Fantastische Erzählelemente, viele Namen und Abkürzungen, kulturspezifische Begrifflichkeiten und Ereignisse (die man auf den letzten Seiten des Buches nachschlagen kann) machen das Lesen nicht gerade leicht, aber so ist das halt, wenn ein Roman nicht einfach nur unterhalten will. Wichtig ist nur, dass bei all der Erzählwut des Booker-Prize-Trägers Shehan Karunatilaka die Botschaft nicht auf der Strecke bleibt. Und vielleicht bekommt man ja auch Lust, sich vertieft mit dem langandauernden Bürgerkrieg in Sri Lanka auseinanderzusetzen. |
||
Bewertung vom 11.12.2023 | ||
Großartig! Nachdem ich Daniel Kehlmanns neuen Roman "Lichtspiel" zu Ende gelesen habe, frage ich mich, warum ich eigentlich überhaupt andere Bücher von anderen Autor:innen lese... was wohl nur daran liegen kann, dass ich offensichtlich mehr lesen als Kehlmann schreiben kann. Und seinem neuen Werk merkt man das Ausgereifte in jeder Zeile an. Sprachlich hervorragend, exzellente Komposition und dabei noch absolut filmreif. Und schließlich geht es ja auch um Letzteres. So lautet es im letzten Drittel des Romans: "Die Zeit war aus den Fugen, überall, und man musste einen Weg finden, seine Arbeit zu machen. In diesem Moment bebte die Erde. Ein ziehendes Gefühl lief ihnen durch die Glieder, man glaubte zu fallen." 'Lichtspiel' umfasst die Zeitspanne von der 'Einverleibung' Österreichs ins Reich bis in die frühe Nachkriegszeit. Der deutsche Regisseur G.W.Pabst kehrt aus Sorge um die hilfsbedürftige Mutter und auch wegen seines nur mäßigen Erfolges in Amerika mit Frau und Sohn zurück nach Deutschland / Österreich. Weil schon sehr bald die Grenzen dicht sind, gelingt die Rückreise in die USA nicht mehr und Pabst wird von den Nzis vereinnahmt, ist gezwungen, 'deutsche Filme' zu machen. Kehlmann versteht es - auch unter zuhilfenahme wechselnder Erzählperspektiven - den Konflikt Pabst's, seinen Versuch die Passion des Regieführens nicht der totalen Anpassung an die Forderungen der Nazis zu opfern, präzise zu beschreiben. Dabei überlässt Kehlmann die Bewertung von Pabst's Verhalten der Leserschaft. Was gut und genau richtig ist. Immer wieder tauchen Berühmtheiten des deutschen Films auf und viel Aufmerksamkeit wird Pabst's verschollenem Film aus den letzten Kriegstagen gewidmet - die Welt bastelt an ihrem Untergang und Pabst dreht einfach nur einen Film... Gerahmt wird die eigentliche Geschichte durch Szenen aus der nahen Gegenwart... der ehemalige Kameramann, wegen seiner Demenz inzwischen wohnhaft in einem Seniorenstift, wird in eine populäre Fernsehshow eingeladen, in der es weniger um ihn selbst sondern vielmehr um den Regisseur Pabst und seine Zusammenarbeit mit ihm geht; und natürlich wird es zu einem peinlichen Auftritt, weil der Kameramann die ihm gestellten Fragen nicht beantworten und sich nicht mehr recht erinnern kann... Und so ist die eigentliche Geschichte gerahmt von 'Vergessen'. Und damit dies NICHT geschieht, hat Kehlmann uns mit "Lichtspiel" ein Werk geschenkt, dass uns förmlich zwingt, wieder hinzuschauen, sich nicht nur an ein Damals zurückzuerinnern, welches beinahe das freie Wesen der Kunst der rein propagandistischen, ideologisierten Unterhaltung geopfert hätte, sondern auch das Hier und Heute in den Blick zu nehmen und wachsam zu sein gegenüber Rchtsruck und Populismus. Für mich der bislang beste Roman in diesem Jahr!!! |
||
Bewertung vom 24.11.2023 | ||
Guter Ansatz. Aber... Nina Blazon verfolgt mit ihrem Roman "Ich träumte von einer Bestie" ein interessantes, belletristisches Projekt - sie ist der Frage auf der Spur, ob und inwieweit Traumata innerhalb der Geschichte einer Familie, auch aus der ferneren Vergangenheit, in die Gegenwart hinein Einfluss nehmen und Befindlichkeiten so prägen kann, dass sie Personen in ihrem gegenwärtigen Leben in irgendeiner Weise behindern. Hierzu wählt die Autorin eine Protagonistin, die Datenforensikerin Fleur, die sich im 'normal life' lieber wegduckt, sich nicht recht auf Beziehungen einlassen will/kann und in der digitalen Welt als 'Jägerin' unterwegs ist, sich aber in ihren nächtlichen Träumen immer wieder als Gejagte träumt. Eine Erbschaft in Frankreich führt sie in die Abründe der Geschichte ihrer Familie. Fleur spürt eine ihr zunächst unerklärliche Verbindung zu Figuren aus dem 18. Jahrhundert. In der Geschichte bleibt Vieles über lange Zeit nicht so richtig greifbar. Ein nicht unbedingt nebensächlich wirkender Erzählstrang vom Beginn der Geschichte wird nicht weiter verfolgt; und erst am Ende kommt die große Erklärung und auch die Bestätigung, dass Traumata über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg weitergegeben werden können, auch wenn sie ihre Erscheinungsform wechseln. Die Geschichte ist interessant und unterhaltsam, wirkt am Ende aber etwas konstruiert. |
||
Bewertung vom 13.11.2023 | ||
Interessante Handlungsstruktur. Drei Personen - drei Zeitebenen - eine Zugfahrt - derselbe Zielbahnhof. In Alex Schulmans neuem Roman "Endstation Malma" läuft nicht nur auf der Bildebene alles auf den Zielbahnhof des kleinen schwedischen Örtchens Malma zu, auch auf der Handlungsebene erfolgt die 'große Erklärung' - wie zu erwarten - erst auf den letzten Seiten. Bis dahin braucht es von Seiten der Lesenden einiges an Geduld, was selbstverständlich (vom Bild her) wieder gut zu einer Fahrt mit der Regionalbahn in die Provinz passt. Das Grundthema des Romans hat schon einiges an Potenzial, da ist Harriet, die etwas verrückte und irgendwie nicht zu greifende Mutter von Yana und Partnerin von Oskar, die die einschneidende Erfahrung in ihrem Leben gemacht hat, nicht erwünscht zu sein und darauf in der Überkompensation mit auffälligem Verhalten einerseits und Rückzugsverhalten andererseits reagiert; da ist Oskar, der von Harriet zunächst fasziniert ist, sich in die verliebt, die sich eigentlich nicht für liebenswert hält; und da ist die gemeinsame Tochter Yana, die die Erfahrung machen muss, dass ihre Mutter Harriet von einer Reise mit ihrem Vater Oskar - nachdem die beiden beschlossen haben, sich zu tennen - nicht zurückkehrt. Erst Kapitel für Kapitel entsteht langsam Klarheit über die Zusammenhänge der einzelnen Erzählstränge. Und so ist es zwar insgesamt eine durchaus lesenswerte Geschichte, die mich aber emotional nicht erreicht hat. |
||
Bewertung vom 11.11.2023 | ||
Geduld. Die muss man wohl haben. Zoe Beck lässt ihre Leserschaft bis kurz vor Schluss warten mit der großen Erklärung. Die Frage, die sich mir im Nachgang stellt ist die folgende: Ging es der Autorin darum, die Leser:innen es sich genauso mühevoll zusammenreimen zu lassen, scheinbar Unverbundenes nebeneinander aushalten zu müssen, wie es der Protagonistin Harriet im Verlaufe von "Memoria" ergeht (es wird zudem nur aus deren Perspektive erzählt)? Dann ist das Vorhaben gelungen. Zoe Beck siedelt ihre Story in der nahen Zukunft an; die Wälder brennen, die gesellschaftliche Lage hat sich zugespitz, die Kluft zwischen Besitzenden und dem Präkariat ist gewachsen. Harriet hält sich mit einem Job bei einem Wachdienst über Wasser, aber immer wieder tauchen Erinnerungen in ihr auf, die ihr fremd und nicht zu ihrer Lbenensgeschichte gehörig erscheinen. Als sie dann bei einem Brand eine ältere Frau rettet, die ihr irgendwie bekannt vorkommt, kommt einiges ins Rollen und Harriet begibt sich auf die Suche nach ihrer wahren Vergangenheit - welchen Erinnerungen kann sie trauen? Dass so ganz nebenher Harriets Vater an einer Demenz leidet und in einer Spezialeinrichtung untergebracht ist, also auch hier die Themen 'sich erinnern und vergessen' eine zentrale Rolle spielen, gibt dem Thriller noch einen Bonuspunkt, regt es doch an, über die Bedeutung des Erinnerungsvermögens und das Identitätsgefühl nachzudenken. Auch wird immer wieder angedeutet, inwieweit eine KI nicht nur in der Lage sein könne, dem demenziellen Erinnerungsverlust etwas entgegenzusetzen, sondern auch künstliche Erinnerungen zu erschaffen, damit der Mensch auf 'ein glückliches Leben' zurückblicken kann und nicht den Traumata der Vergangenheit ausgesetzt ist. Genau hierzu hätte ich mir in "Memoria" dann aber doch den einen oder anderen Exkurs gewünscht - das hätte dem Spannungsbogen des Thrillers keinen Abbruch sondern vielmehr gut getan. |
||
Bewertung vom 06.11.2023 | ||
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne Hervorragend. Ich stelle jetzt nicht die naheliegende Frage, wieviel persönliches Erleben der Autorin in die Geschichte reingepackt ist - es gelingt Sina Scherzant auf jeden Fall in bewundernwerter Weise, sowohl die innerpsychischen Prozesse ihrer Protagonistin Katha als auch die gruppendynamischen Prozesse innerhalb einer Clique Jugendlicher am Ende der Pubertät in Worte zu kleiden. Dabei findet sie eine Sprache voller Authentizität und von hoher literarischer Qualität. Wie kann man nur auf so einen Hammer-Satz kommen: "Vierzehn Jahre nach Angelicas Tod bestellte ich einen Americano." Beschrieben wird in der Ich-Perspektive die Geschichte von Katha. Umzug mit Mutter und jüngerer Schwester Nadine aus der Provinz nach Dortmund. Vater weg und neue Partnerin. Ankommen in einer neuen Schule. Sich eine neue Bezugsgruppe suchen, sich in der Klasse etablieren; funktionieren, sich anpassen, den eigenen Gefühlen nicht trauen (weil das zwischen Jungs und Mädchen wohl irgendwie so laufen muss). Katha lernt über die Klassenkameradin Sofie deren Mutter Angelica kennen - eine neue Welt tut sich auf. Katha - als ewige Peoplepleaserin lernt durch Angelica zunehmend, auch ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen und wagt langsam, Schritt für Schritt, ihre alte Rolle abzuwerfen. Doch da stirbt Angelica, was Katha in eine tiefe Krise stürzt (die fast schon depressiv-psychotisch genannt werden kann...). Sina Scherzant bietet ihrer hoffentlich zahlreichen Leserschaft kein 'happy end' , aber einen Weg - schildert am Ende ausgesprochen realistisch, wie es mit Katha weitergeht... 14 Jahre nach dem schmerzhaften Verlust. Ein Buch mit ungeheurer Tiefe und Emotionalität. Wow! Hervorragend! |
||
Bewertung vom 19.10.2023 | ||
Ja, aber.... "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser ist ein durchaus interessantes Buch, in dem jede Perspektive für sich auch sprachlich äußerst gelungen umgesetzt ist. Und den einzelnen Erzählstängen / Perspektiven mag man auch gerne folgen... aber es dauert bis ins letzte Buchdrittel hinein, bevor sich der 'große Zusammenhang' auftut... und ab da ist es schon fast schade, dass auch dieser Roman sein (offenes) Ende findet. Die Basiserzählung bilden die Geschichten, die die einzelnen Arme eines Riesenkalmars zu erzählen haben; darin eingebettet die Entstehungsgeschichte zum 'Weißen Hai' und zu Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer", Sanjas Praktikum auf einem Frosttrawler, unterwegs in Richtung Antarktis und auch das beeinträchtigte Sexualleben der im Roman 'Autor' genannten Person... wie gesagt, zunächst alles ein wenig verwirrend und man könnte sagen, dass der Autor bezüglich seines Werkes selbst etwas auf den Punkt bringt, indem er Sanja in ihrem aus Langeweile begonnenen Tagebuch schreiben lässt: "Vielleicht ist auch deshalb viel Literatur so langweilig, weil es so spannend ist zu schreiben, und denjenigen, die schreiben, gar nicht auffällt, dass es nicht unbedingt spannend ist, das dann zu lesen." By the way - es müsste sich ein Tiefenpsychologe an dieses Buch wagen, vielleicht sogar ein klassischer Freudianer... weil nämlich so viel von Körperöffnungen und -sekreten die Rede ist. Am Ende wird man schon belohnt, aber ein klein wenig Durchhaltevermögen ist schon vonnöten! |
||
Bewertung vom 16.10.2023 | ||
Gelungen. Absolut gelungen. Elena Fischer hat mit "Paradise Garden" einen Erstling geschrieben, den ich verschlungen habe - und je näher das Ende des Buches rückte, desto langsamer las ich, um zu verhindern, dass die Geschichte ein Ende findet. "Paradise Garden" erzählt die Geschichte der 14-jährigen Billie, die mit ihrer aus Ungarn stammenden Mutter in prekär zu nennenden Verhältnissen lebt; befreundet mit der wohlsituierten L., ist Billie dennoch stolz auf ihre zuweilen etwas chaotische Mutter Marika; diese bemüht sich, obwohl das Geld oft nicht bis zum Monatsende reicht, mit einer guten Portion lebenszugewandtem Optimismus, ihr ein gutes Leben zu bieten - ein Höhepunkt ist dabei schon, dass man sich hin und wieder den Eisbecher 'Paradise Garden' gönnen darf. Natürlich ist dies 'nur' das Ausgangsszenario. Schon bald ahnt man, dass es in der Geschichte von Mutter Marika Geheimnisse gibt, über die sie gegenüber Billie nicht sprechen mag - wer ist Billies Vater? Als dann dier Großmutter wegen einer angeblichen Erkrankung zur Behandlung aus Ungarn anreist und in mit in die kleine Wohnung zieht, bringt dies einiges ins Rollen und mündet schließlich in Billies Suche nach der Vergangenheit der Mutter, nach ihrem Vater und vor allem nach einer 'Heimat in sich selbst'. Elena Fischer berührt große Themen: Soziale Ungleichheit, Verlust, Trauer, Freundschaft. Und sie packt diese Themen in eine berührende Geschichte. Und der Text fließt. Zurecht steht "Paradise Garden" auf der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises! |
||