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Benutzername: 
Anja
Wohnort: 
GMH

Bewertungen

Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2021
Die Flucht beginnt / Survivors Bd.1
Pfeiffer, Boris

Die Flucht beginnt / Survivors Bd.1


gut

Vorbei, bevor es wirklich losgeht

Die Idee, Erderwärmung und Klimawandel als Kinderbuch in eine Tiergeschichte zu verpacken, gefällt mir gut. Natürlich benennen die Fische das Problem nicht als „Klimawandel“ und machen auch nicht den Menschen verantwortlich (denn von all dem wissen sie nichts), aber sie schildern Veränderungen, die sie im Meer spüren. Das Wasser wird wärmer, dies hat Auswirkungen auf Pflanzen und Algen, die Fischen als Nahrung dienen. Korallenriffe, die Nahrungsquelle und Lebensraum sind, sterben. Auch den Raubfischen fehlt es an Nahrung… Das ganze Ökosystem Meer gerät ins Wanken. Und letztlich führt der zerstörte Lebensraum zur Flucht.

Zacky und seine Freunde spüren, dass das Wasser wärmer wird. Sie fühlen sich schlapp. Sie haben nicht genug Futter. Die Raubfische, mit denen sie sonst halbwegs friedlich zusammenleben, drehen förmlich durch vor Hunger. In den Erinnerungen an die Geschichten ihrer Vorfahren finden sie keine Erklärung für das Phänomen. Alles gerät mehr und mehr außer Kontrolle.

Soweit, so interessant. Aber dann ist das Buch auch quasi schon vorbei.
Es liest sich wie eine zu lang geratene Einleitung, die zunächst die Figuren ausführlich einführt und die Grundsituation schildert, wobei es aufgrund verschiedener Zeitsprünge und der Vielzahl an Fischen anfangs nicht immer ganz einfach ist, alles zuzuordnen.
Dann gibt es ein kurzes, spannendes Ereignis und plötzlich ist Schluss. Auch wenn das Buch klar als erster Teil ausgeschildert ist – nicht umsonst heißt es wohl auch: Die Flucht beginnt –, war mir dies zu knapp, da die Geschichte im Grunde wirklich gerade erst begonnen hat.

Ein paar wichtige Dinge stecken aber auch bereits in diesen paar Seiten:
Zum einen natürlich das in der tierischen Story verpackte Thema, das zwar kindlich daherkommt, aber doch nicht immer ganz kindgerecht ist, denn ein paar Szenen empfand ich als recht grausam. Der Tod schwingt immer mit und wird in einigen Szenen dann auch ganz konkret.
Zum anderen geht es um Zusammenhalt und das Zusammenarbeiten, egal wie unterschiedlich die Beteiligten auch sein mögen.

Die schwarz/weiß Illustrationen gefallen mir gut. Und wenn man mit ein wenig Hilfe herausgefunden hat, wie welcher Fisch aussieht, erkennt man diese auch in den Grafiken wieder.

Fazit

Die Flucht beginnt – hier ist der Titel Programm. Denn leider ist die Geschichte tatsächlich schon vorbei, kaum dass sie richtig begonnen hat. Die Einführung der Figuren ist recht lang und teils etwas verwirrend. Mit der Erderwärmung ist ein wichtiges Thema Grundlage der Handlung, das zu ernsten, teils aber auch sehr grausamen und traurigen Szenen im Meer führt.

Bewertung vom 24.10.2021
The Lie in Your Kiss / Die Hüter der fünf Jahreszeiten Bd.1
Ocker, Kim Nina

The Lie in Your Kiss / Die Hüter der fünf Jahreszeiten Bd.1


sehr gut

Auftaktband mit vielen Überraschungen

Die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen: Es gibt vier Jahrenszeitenfamilien, die über den Jahreszyklus wachen und die Jahreszeiten einleiten, damit alles seinen geordneten Gang geht. Diese Familien besitzen magische Kräfte, die auf die jeweiligen Eigenschaften der Jahreszeit angepasst sind. Verbindungen mit normalen Menschen werden nicht gern gesehen, ebenso Beziehungen zu den anderen Jahreszeitenhöfen.

Bloom ist ein Wintermädchen. Aber sie besitzt keine Kräfte und deshalb wurde sie bisher nicht unterrichtet und auch nicht für die Position einer Hütern vorbereitet. Das ganze System ist ihr verhasst. Sie fühl sich nicht richtig zugehörig, wird sie doch aus vielen Familienangelegenheiten ausgeschlossen. Dennoch genießt sie es, dass sie dadurch die Freiheit hat, eine öffentliche Schule zu besuchen.
Ein Vorfall innerhalb der Familie macht sie zur nächsten Hüterin. Mit allen Pflichten, die dazu gehören. Und mit plötzlich erwachenden Kräften, die Bloom nicht zu beherrschen weiß.
Zwar war mir Bloom nicht unsympathisch, ich habe sie allerdings oft als unnötig zickig und auch sehr naiv empfunden. Wenn ihr ganz offensichtlich jemand etwas verschweigt – was sie auch bemerkt –, geht sie darüber hinweg und schenkt demjenigen dennoch ihr Vertrauen. Mit fatalen Auswirkungen. Sie trifft Entscheidungen, ohne die Folgen komplett zu überdenken. Zu ihrer Verteidigung muss man natürlich sagen, dass sie viele Dinge nicht wissen kann, weil es ihr nie erklärt wurde. So richtig intensiv sucht sie aber auch nicht nach Antworten.
Da Bloom die Ich-Erzählerin ist, teilt sie mit den Leser/innen entsprechend auch nur ihr eingeschränktes Wissen, gibt aber viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle.

Das Buch entwickelt sich völlig anders, als der Klappentext zunächst vermuten lässt. Nur der Titel dienst hier quasi als kleiner Spoiler. Die unerfahrene Bloom ist das perfekte Opfer für eine Gruppe von Leuten, die das ganze System umkrempeln wollen. Dadurch gerät die 17-jährige unverschuldet zwischen die Fronten. Welche Seite Recht hat, vermag sie nicht zu sagen. Bloom versucht, das Richtige zu tun, gerät dabei aber immer wieder in neue Schwierigkeiten. Dadurch liegt durchweg eine gewisse Spannung über der Geschichte. Es gibt einige Wendungen, die mich überraschen konnten. Allerdings gab es auch einige Längen. Oft passiert gar nicht so richtig viel – weil Bloom nicht weiter weiß oder nichts tun kann. Sie denkt viel nach, dreht sich dabei aber auch oft im Kreis. Unnötigerweise gibt es auch etliche Wiederholungen bereits geschilderter Sachverhalte.

Zum Ende hin nehmen Spannung und Dramatik deutlich zu. Es kommt zu weiteren Überraschungen und traurigen Momenten. An einer besonders dramatischen Stelle endet das Buch und lässt noch viele Fragen offen.

Fazit

Auftaktband voller Wendungen, Intrigen und Geheimnisse. Die Idee der Story hat mir gut gefallen. Streckenweise empfand ich die Protagonistin als anstrengend, die aufgrund ihrer Naivität nicht ganz unschuldig von Problem zu Problem stolpert. Neben vielen spannenden und überraschenden Momenten hat die Geschichte aber auch einige Längen. Der Cliffhanger macht neugierig auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 24.10.2021
Was man bei Licht nicht sehen kann / Vergissmeinnicht Bd.1
Gier, Kerstin

Was man bei Licht nicht sehen kann / Vergissmeinnicht Bd.1


ausgezeichnet

Abwechslungsreich, spannend, magisch

Auf einer Party trifft der 17-jährige Quinn ein Mädchen, das ihn vor einer Gefahr warnt. Aber bevor er herausfinden kann, worum es geht, hat Quinn einen schweren Unfall. Danach sieht er immer häufiger Dinge, die nicht real sein können. Da er sich niemandem anvertrauen kann, sucht er Hilfe bei seiner Nachbarin Matilda. Die zwei Familien können sich nicht ausstehen und was die Matilda über ihn denkt, ist ihm egal. Oder…? Und dann ist es ausgerechnet Matilda, die ihn unterstützt, als all die irren Dinge wahr zu sein scheinen…

Ich kenne bisher nur ein Buch von Kertin Gier. Wolkenschloss habe ich damals als Hörbuch gehört und fand es recht gut. Komplett umgehauen hat es mich aber nicht. Vergissmeinnicht hingegen hat mich sofort in seinen Bann gezogen.

Quinn und Matilda sind unglaublich tolle, sympathische Protagonisten. Abwechselnd schildern die beiden ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle aus der Ich-Perspektive. Der anschauliche, flüssige Schreibstil macht es leicht, sich in die Figuren einzufühlen und sich all die neuen Wesen vorzustellen.

Von ihrer Familie wird Matilda als „schwarzes Schaf“ bezeichnet. Dabei scheint sie doch die einzig “normale“ zu sein. Da die Mädchen der Familie sich aber alle sehr ähnlich sehen, kam und kommt es immer wieder zu Verwechslungen – teils sehr unangenehm für Matilda. Als Fantasy-Leseratte kann sie sich mit allem Übernatürlichen fast schneller anfreunden als Quinn, dessen Leben sich so schlagartig ändert.

Quinn ist nach seinem Unfall mit der Situation überfordert. Er sieht Dinge, die er nicht sehen sollte. Der Versuch, mit seinen Mitmenschen darüber zu reden, bringt ihm aber nur deprimierende Psychologentermine ein. Nach und nach eröffnet sich ihm eine neue, fremde Welt mit ungewöhnlichen Wesen und Begebenheiten, die verborgen vor den Menschen existiert. Als er sich sicher sein kann, dass er nicht verrückt ist, beginnt er, die neuen Erkenntnisse zu hinterfragen. Was gar nicht so einfach ist, wenn einem immer nur Halbwahrheiten aufgetischt werden.
Schnell wissen er und Matilda nicht mehr, wem sie glauben und vertrauen können. Ihnen passieren unglaublich viele unglaubliche Dinge. Die Handlung bietet einige Wendungen und Überraschungen. Aber vor allem hält sie lauter liebevoll ausgearbeitete Fantasywesen bereit. Fiese Schurken, zauberhaft-niedliche Wesen und verrückte Typen.

Die Mischung aus Fantasy-Abenteuer und zaghafter Annährung der mehr oder weniger verfeindeten Nachbarskinder hat mir gut gefallen. Die Geschichte weist dadurch ruhigere, gefühlvolle Momente zwischen all den rasanten und fantastischen Begebenheiten auf. Es werden ununterbrochen Fragen aufgeworfen, die die Spannung hoch halten und das Schicksal der Figuren offen lassen. Ich bin förmlich durch die Seiten gerast, weil ich stetig mit den beiden mitgefiebert habe und wissen wollte, wie es weitergeht.

Das offene Ende macht Lust auf die Fortsetzung.

Fazit

Sehr sympathische Figuren, mit denen man gern mitfiebert, eine tolle ausgearbeitete Fantasywelt mit facettenreichen Bewohnern, und eine abwechslungsreiche, spannende Handlung sorgen für aufregende Lesestunden. Ich bin gespannt auf Band 2.

Bewertung vom 24.10.2021
Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1
Grauer, Sandra

Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1


sehr gut

wendungsreich und voller Geheimnisse

Drachenprinz Aiden wird an ein Collage in Dublin geschickt. Elfenkriegerin Kailey ebenfalls – allerdings nicht zum Studieren, sondern um den Drachen auszuspionieren. Denn ein Krieg zwischen beiden Völkern scheint kaum noch vermeidbar. Jedes Wissen über den Gegner kann daher zum Vorteil werden. Doch Kaileys Auftrag steht von Beginn an auf wackeligen Beinen…

Von Sandra Grauer kenne ich bisher leider nur Band 1 von „Clans of London„. Das Buch fand ich super – fragt mich nicht, warum ich den zweiten Band bisher nicht gelesen habe. Tatsächlich wäre es nicht verkehrt gewesen, auch Teil 2 zu kennen, da Flame und Arrow zwar grundsätzlich eigenständig ist, die bekannten Figuren und ihre Geschichte aber dennoch darin vorkommen und es schon auch irgendwie um die Hexenclans geht.

Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven, zwei in der Ich-Form, eine aus der personalen Perspektive (der Grund für diesen Unterschied erschließt sich mir nicht). Durch die Wechsel gibt es einen guten Überblick über das Geschehen an verschiedenen Orten und Einblicke in die Strukturen und Vorhaben beider Völker.

Die Fae und die Drachen sind verfeindet. Deswegen sind Aiden und Kailey auch Feinde. Einfach, weil es so sein muss. Nun ist es aber ihre jeweilige Aufgabe, das Vertrauen des anderen zu gewinnen, um den Gegner auszuspionieren. Dabei bekommen sie Einblicke ins Leben und Wesen des jeweils anderen, die sie immer wieder zum Nachdenken und Zweifeln bringen. Doch der drohende Krieg lässt nur wenig Platz für Zuneigung.
Beide waren mir sympathisch, auch wenn ich mit Kailey immer mal wieder gehadert habe, da sie sich sehr viel verbissener an die auferlegten Regeln hält, obwohl es einige Ungereimtheiten gibt.
Interessant sind vor allem die gemeinsamen Szenen der beiden, die geprägt sind von ihrem Versteckspiel und der angeborenen Abneigung zueinander. Neben einigen Wortgefechten gibt es actionreiche Momente und auch emotionalere Szenen.

Die Geschichte steckt voller Geheimnisse. Viele Hintergründe bleiben sehr vage, sodass ich nur über die Absichten beider Völker rätseln konnte. Dabei kommt es im Verlauf zu mehreren Wendungen und Überraschungen, viele Antworten gibt es aber dennoch nicht.
Das Ende ist ein ziemlich fieser Cliffhanger und zudem der einzige Moment, wo ich das Handeln einer Figur absolut überhaupt gar nicht nachvollziehen konnte. Warum…? Ich muss definitiv auch Band 2 lesen, um die Antwort darauf zu erhalten.

Der Schreibstil ist anschaulich und flüssig, die Figuren facettenreich ausgearbeitet. Ich mag das System der Drachen, Fae und Hexen, die durch verschiedene Vorfälle in der Vergangenheit feste Regeln und Gebiete haben. Auch die unterschiedlichen Lebensweisen der Völker fand ich sehr interessant und bin gespannt, mehr darüber zu erfahren.

Fazit

In Erinnerung bleibt: definitiv das schockierende Ende. Die Handlung mit ihren Spannungsmomenten, den vielen offenen Fragen und zahlreichen Wendungen konnte mich überzeugen. Die erschaffene Welt der Drachen, Fae und Hexen hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 17.09.2021
Wie du die Welt verändern kannst
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


sehr gut

Demokratie kindgerecht erklärt

Die Begriffe Demokratie und Föderalismus werden kindgerecht (und politikuninteressiertengerecht) erklärt. Auch das deutsche Wahl- und Regierungssystem wird in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Beispielen dargestellt. Auf dieser Grundlage zeigt das Buch verschiedene Beispiele auf, wo und wie Kinder mitwirken können, wobei auch ihre Chancen abgewogen werden – die in der Familie oder Schule natürlich besser stehen als in der Stadtpolitik, wo viel mehr Bereiche und Menschen in Entscheidungen einbezogen werden müssen. Kinder werden aber dennoch aufgefordert, den Mut zu fassen, sich für ihre persönlichen Wünsche ebenso wie für Belange, die ihnen am Herzen liegen, einzusetzen und sich nicht zu leicht abwimmeln zu lassen.

Die Tipps für die Verhandlungen mit Erwachsenen mögen aus Kindersicht ganz cool sein, ich empfinde sie – als Erwachsene – aber als teilweise grenzüberschreitend, da Erwachsene dabei an einigen Stellen als dumm hingestellt werden und den Kindern signalisiert wird, ‚mit diesen Handlungsweise und Argumenten kannst du deine Eltern in die Ecke drängen, sie veralbern und deinen Willen durchsetzen‘.

Durch viele verschiedenen bunten Infokästen werden die langen Textpassagen aufgelockert. Gar nicht gelungen empfinde ich die Rätsel, da die falschen Antworten überwiegend unsinnig (im Sinne von absolut albern) sind, sodass zur Beantwortung der Frage auch auf das Lesen des Buches verzichtet werden kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2021
Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
Krusche, Lisa

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch


sehr gut

weder realistisch noch vernünftig, aber oft spaßig und in gewisser Weise lehrreich

„Und manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt,
wenn einem selbst die Fantasie fehlt.“ (Kapitel 21)

Gustav würde gern seinen Vater finden. Als seine Mutter mit ihrem neuen Freund in den Urlaub fährt, bietet sich für ihn eine Chance: Zusammen mit seinem Opa und Freundin Charles begibt sich Gustav auf eine lange, ereignisreiche Suche, die Gustav schon bald für aussichtslos hält. Doch Charles vertraut auf die mystische Kraft des Universums…

Gustav und Charles sind zwei sehr gegensätzliche Figuren. Gustav, sehr schweigsam, hat seinen Wohnort bisher kaum verlassen. Er weiß nichts über seinen Vater, stellt sich aber allerlei Berufsmöglichkeiten vor. Als Ich-Erzähler der Geschichte teilt er zumindest den Leser/innen seine Gedanken und Gefühle mit – seiner Umwelt nur bedingt.
Charles hingegen ist offen, fast schon aufdringlich, voller Fantasie und Abenteuerlust. Während Gustav wenig redet, sprudeln die Worte und Weisheiten aus ihr nur so heraus. Aufgeben ist keine Option für sie. Und so ist sie maßgeblich für das kommende Abenteuer verantwortlich.

Die Handlung selbst ist schon sehr unrealistisch und in vielen Punkten auch einfach schräg. Nur mit einem Namen und völlig veralteten Infos durch halb Europa zu fahren, auf der Suche nach einem Menschen, von dem man weder weiß, was er heut tut, noch wie er inzwischen aussieht… klingt nicht gerade erfolgsversprechend.
Begleitet von einem Opa, der diese wahnsinnige Strecke vielleicht besser nicht allein fahren sollte. Einer eigentlich Fremden, die Gustav in dieses Abenteuer gedrängt hat. Einem mindestens 30 Jahre altes Kaninchen…. Und einer mehr oder weniger sprechenden Wasserpflanze.
An abenteuerlichen Geschehnissen mangelt es genauso wenig wie an einer skurrilen Reisegesellschaft.

Aber darum geht es letztlich gar nicht: Der Kernpunkt der Geschichte ist, dass man an etwas glauben soll. Dass man dranbleiben soll, egal wie unwahrscheinlich es auch ist. In den Worten von Charles – man soll auf das Universum vertrauen und darauf, dass vom Universum geschaffene Umwege ebenfalls ihre Berechtigung haben.

Der Weg ist das Ziel – und das Ziel ist nicht unbedingt immer, wie man sich es vorgestellt hat.

Und das gilt in gewisser Weise auch für das Buch.
Die Geschichte liest sich auf keinen Fall schlecht, der Schreibstil ist passend kindgerecht gehalten. Allerdings empfand ich die Story aufgrund der zahlreichen eigenwilligen Begebenheiten nicht immer als ganz rund. Berührende Passagen und kluge Weisheiten entschädigen aber dafür. Die andauernde Suche hält eine gewisse Spannung aufrecht.

Zwischen den Zeilen stecken noch viel mehr angedeutete Themen und Sorgen. Wenn über die schwierige Familiensituation mit wechselnden Männern berichtet wird, über eingesperrte Zirkustiere, oder über Gustavs Mutter, die aus Angst, nach einem Urlaub nicht mehr in ihr Leben zu passen, ihr zuhause lieber gar nicht erst verlässt…

Fazit

Eine Reise voller Abenteuer und kleiner Hindernisse – weder realistisch noch vernünftig, aber oft spaßig und in gewisser Weise dennoch lehrreich (in einigen Punkten aber halt auch nicht).

Bewertung vom 17.09.2021
Die Sache mit dem dritten L / Leo und Lucy Bd.1
Elbs, Rebecca

Die Sache mit dem dritten L / Leo und Lucy Bd.1


ausgezeichnet

abwechslungsreiche, lehrreiche Story mit zu vielen Themen

Leo ist der Ich-Erzähler der Geschichte. In einfacher Sprache schildert er seine Erlebnisse und Gefühle. Gelungen finde ich dargestellt, wie sich seine Gedanken manchmal verknoten. Wenn er beispielsweise negativ über Mitschüler denkt und für sich feststellt, dass er dies eigentlich gar nicht will und es auch nicht gut ist, er aber gerade nicht anders kann.

Wenn Leo versucht, zu lesen, machen sich die Buchstaben auf dem Papier selbstständig. Vor allem, wenn er unter Druck oder Beobachtung steht, fällt es ihm schwer, Wörter zu entziffern. Ist er allein, gelingt das Lesen deutlich leichter – und dann kann Leo sich auch richtig viel merken. Seine Leseschwierigkeiten, wie sich die Buchstaben verhalten und verdrehen, werden sehr anschaulich dargestellt.
Die Strategien seiner Freunde, optische Eselsbrücken zu bauen, fand ich sehr clever. Die ganze Nachbarschaft wird in die Pläne mit einbezogen und unterstützt Leo tatkräftig, auch wenn nicht jede/r die nötige Geduld mitbringt. Richtig wütend gemacht hat mich hingegen der Umgang seines Lehrers mit dem Thema.

Leos Wettebewerbsvorbereitung zeigt, wie wichtig es ist, sich etwas zuzutrauen und für seinen Traum zu arbeiten. Wie gut, dass Leo so tolle Freunde hat, die ihn auf unterschiedlichste, kreative Arten unterstützen. Ihn aufbauen, wenn Leo der Mut verlässt und ihn nicht aufgeben lassen.

Die Freundschaft der drei Kinder ist neben Leos Legasthenie ein zentrales Thema. Leo und Lucy sind beste Freunde. Begleitet werden die zwei auf Schritt und Tritt von Lucys Hund Blumenkohl. Cornelius kommt neu zu diesem Grüppchen dazu, hat aber keinen ganz einfachen Einstieg. Die drei müssen erst zusammenwachsen und besonders Leo setzt sich in dieser Zeit auch mit den Themen Neid und (fehlendem) Vertrauen auseinander. Die Kinder erkennen, wie wichtig es ist, sich Fehler einzugestehen und aus diesen zu lernen.

Mobbing erfahren alle drei in der Schule auf verschiedene Weise. Leo durch seine Leseschwäche. Lucy sitzt im Rollstuhl. Und Cornelius wegen seiner Figur und Unsportlichkeit. Die Schwierigkeiten, mit denen sich Leos Freunde auseinandersetzen müssen, schwingen allerdings nur nebenbei mit. So wird beispielsweise zigfach darauf hingewiesen, dass Cornelius von seinen Eltern nur Salat zum Essen bekommt, sodass ich mir letztlich auch nochmal einen intensiveren Umgang mit diesem Themen gewünscht hätte.

In einer Szene versuchen einige Erwachsene, Leo, der von Mitschülern gehänselt wird, aufzumuntern, indem sie ihm zeigen, welche Beleidigungen sie bereits in ihrem Leben ertragen mussten. Dies ist zwar ein berührender Moment, fördert aber viele neue Themen wie Rassismus oder Sexualität zutage, für die kein weiterer Raum zur Bearbeitung zur Verfügung steht.

Und dann gibt es da ja auch noch die Sache mit Leos Eltern. Leo lebt allein bei seiner Mutter. Seinen Vater kennt er nicht. Er weiß nur, dass dieser Astronaut ist – zumindest ist er fest davon überzeugt.
Im Verlauf offenbart seine Mutter ein persönliches Geheimnis. Und findet den neuen Hausmeister ganz spannend… Und um den Vater tut sich ganz am Ende auch noch eine Story auf, auf die für mein Empfinden aber viel zu wenig eingegangen wird.

Und als wäre das alles nicht genug, werden die Kinder auch noch in eine Hundeentführung verstrickt.

Fazit

Legasthenie, Mobbing, Behinderung, Freundschaft, Familie, Hundeentführungen, große Träume und kleine Abenteuer… Ganz schön viel Stoff. Für mich verliert die Handlung dabei immer mal wieder den roten Faden und ich empfand einige der Abschweifungen als langatmig, während ich mir an anderen Stellen eine intensivere Bearbeitung einiger angeschnittener Themen gewünscht hätte (wenn man sie halt schon benennt).
Insgesamt konnte mich die teils verrückte, teils berührende Geschichte aber gut unterhalten. Und letztlich zeigt sich, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Und dass es sich lohnt, für seine Ziele zu arbeiten…

Bewertung vom 27.07.2021
Mit dir leuchtet der Ozean
Coplin, Lea

Mit dir leuchtet der Ozean


sehr gut

Ruhige Geschichte mit sympathischen Figuren

Penny hat gerade ihr Studium abgebrochen und will sich eine Auszeit auf Fuerteventura nehmen, wo sie einen Job in einer Hotelanlage bekommen hat. Dort trifft sie auf Milo, der ebenfalls vor seinem Leben in München geflüchtet ist. Milo, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit verbindet…

Das Buch spielt auf Fuerteventura und weckt auf jeden Fall Fernweh und Urlaubsgefühle. Letztlich hätte ich mir davon aber noch viel mehr gewünscht – mehr Naturbeschreibungen und Inselausflüge, vielleicht auch mehr Kontakte mit Einheimischen und ja, ich hätte auch noch ein wenig mehr Hotelflair und Bingo-Abende vertragen. All das gibt es eher am Rande, obwohl die Arbeit im Hotel ihren Alltag bestimmt und nur wenig Freizeit lässt. Dadurch bleibt das Setting leider etwas austauschbar.
Die langsame Annährung der Figuren und vor allem die Gedanken, die sich beide über sich selbst und übereinander machen, stehen klar im Vordergrund und bestimmen das Geschehen.

Dabei gibt es zunächst gar nicht so viele gemeinsame Szenen, sondern eher gemeinsame Momente, über die sinniert wird und bei denen sich beide Gedanken machen, was ihr erneutes Aufeinandertreffen zu bedeuten hat. Darunter leidet die eigentliche Handlung teilweise ein wenig, denn das meiste spielt sich in den Gedanken der Figuren ab.

Sowohl Milo als auch Penny haben ihre Probleme beim Flug über den Atlantik nicht völlig hinter sich lassen können, sodass durchaus auch ernste Themen besprochen werden. Besonders Milo hat eine dramatische Vergangenheit, die ihn nicht zuletzt in Form von üblen Gerüchten stets verfolgt. Die Mühe, den Leuten die Wahrheit zu sagen, macht er sich nicht.

Für Drama sorgen Milo und Penny selbst eher nicht. Dafür sind andere zuständig. Dabei gibt es einen Sinneswandel einer Figur, den ich nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Milo und Penny schildern ihre Erlebnisse und Erinnerungen abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Beide haben eine sehr angenehme Art, die es leicht macht, sich in sie hineinzufühlen. Gut gefallen hat mir auch der Umgang miteinander. Die Gefühlsentwicklung ist nachvollziehbar dargestellt.

Der Schluss kam für mich etwas abrupt. Es hätten am Ende für mich gern noch ein paar Seiten mehr sein dürfen.

Fazit

Schön geschrieben, tolles Setting, das aber gern mehr Raum hätte bekommen dürfen. Insgesamt hat mir das Buch gefallen, ich mochte beide Hauptfiguren und ihre Gefühlsentwicklung. Allerdings grübeln beide mehr, als miteinander in Aktion zu treten, sodass es für mich durchaus etwas mehr Handlung und ein paar weniger sich im Kreis drehende Gedanken hätte geben dürfen.

Bewertung vom 27.07.2021
Wie man seine Eltern richtig groß rausbringt / Eltern Bd.6
Johnson, Pete

Wie man seine Eltern richtig groß rausbringt / Eltern Bd.6


gut

einfach eine Spur drüber

Eigentlich möchte Luis ins Fernsehen und die Menschen mit seinen Witzen unterhalten. Stattdessen geben seine Eltern ein Interview und werden plötzlich berühmt. Das hatte sich die ganze Familie so nicht vorgestellt…

Den ersten Band der Reihe fand ich total toll. Ich mochte die Kombination aus Spaß und ernsten Themen. Dann habe ich erst wieder Band 5 gelesen, wo diese Mischung für mich nicht ausgewogen war.
Auch Teil 6 konnte mich leider nicht recht überzeugen.

Erneut empfand ich die Handlung als arg übertrieben. Luis zieht wieder alle Register, um seine Ziele durchzusetzen. Es wird kräftigt getrickst und gelogen. Dabei passiert natürlich wieder jede Menge Mögliches und Unmögliches – für mich insgesamt zu viel Chaos für die kurze Zeitspanne.
Dabei mag ich die Art und Weise, wie er seine Eltern als Geldgeber darstellt, die doch bitte ansonsten seinen Wünschen zu folgen haben, nicht. Diese Haltung zieht sich allerdings über weite Strecken durch das Buch.

Auch Luis Eltern sind wieder ziemlich schräg drauf und übertreiben für mich an etlichen Stellen ebenfalls. Ich finde es dadurch schwer, die Geschichte überhaupt ernst zu nehmen (auch wenn man das zu einem gewissen Grad natürlich auch nicht soll…).

Dabei gibt es durchaus auch diesmal ernste Themen, die in die schräge Handlung auf ihre typische übertriebene Weise eingewoben sind:
Beispielsweise dass die inneren Werte mehr zählen als das Äußere.
Zudem geht es um Freundschaft, Loyalität, und kleine Probleme in der ersten Beziehung.
Und letztlich stellt Luis dann doch auch fest, dass nicht alles Mist ist, was seine Eltern ihm zu vermitteln versucht haben, während auch seine Eltern wieder Luis’ Talente zu schätzen lernen.
Einen gewissen Entwicklungsprozess gibt es also glücklicherweise auch diesmal.

Die Sprache ist einfach gehalten und damit kindgerecht. Die Tagebuchform mit den vielen kurzen Einträgen, in denen Luis seine Leser/innen direkt anspricht, ist ansprechend. Und natürlich erzählt Luis auch wieder jede Menge Witze.

Fazit

Während ich Luis im ersten Band noch mochte, empfinde ich ihn hier erneut als zu übertrieben und die Handlung mit zu vielen chaotischen Ereignissen überfrachtet. Luis zieht vieles ins Lächerliche, lügt und trickst, wo er nur kann. Besonders gestört haben mich Luis’ extrem dargestellten Denkmustern (=Eltern als Taschengeldgeber), die doch etwas fragwürdige Werte vermitteln.

Bewertung vom 22.05.2021
Trust My Heart / Golden Campus Bd.1
Payne, Lyla

Trust My Heart / Golden Campus Bd.1


sehr gut

Angenehm ruhige Liebesgeschichte

May ist erst seit kurzem an der Golden Isles Academy. Ihr Leben dort zu finanzieren, stellt sie vor einige Herausforderungen. Der Job als Nanny der 11-jährigen Sophie kommt ihr da sehr gelegen. Arbeitgeber sind nun allerdings die begehrten Zwillinge Noha und Felix und vor allem letzterer bringt sie ziemlich durcheinander…

May ist zwar keine Einzelgängerin, richtig Anschluss hat sie an der neuen Schule allerdings dennoch nicht gefunden. Und tatsächlich sieht sie sich auch selbst nicht so recht zugehörig an der Eliteschule. Sie hat eine gute Freundin, der sie sich anvertrauen kann und der sie auch eine loyale Unterstützung ist.
Der Job als Nanny für Sophie ist für sie ein Segen, löst er doch auf einen Schlag einen Teil ihrer Sorgen und bereitet ihr auch noch Spaß. Sie verbringt gern Zeit mit dem Mädchen und stellt sich trotz fehlender Vorkenntnisse auch gut dabei an.
Gut gefallen hat mir auch, dass sie sich Felix gegenüber traut, ihre Meinung zu sagen und schwierige Themen anzusprechen, auch wenn dieser zunächst oft abweisend und verschlossen reagiert.

Felix ertränkt seinen Kummer in Alkohol, was ihn zunächst nicht sonderlich sympathisch macht, auch wenn er immer darauf achtet, den letzten Rest Selbstkontrolle zu behalten. Dennoch ist er ein fürsorglicher Bruder, der – etwas unbeholfen zwar – sich stets um seine kleine Schwester kümmert.
Erst der Kontakt zu May erdet ihn wieder ein wenig. Dabei war die Wirkung, die sie von Anfang an auf ihn hat, für mich zunächst nicht so recht nachvollziehbar. Je besser die zwei sich kennenlernen, desto besser konnte ich mich aber auch in seine Gedanken einfinden.

Beide schildern die Ereignisse abwechselnd aus der Ich-Perspektive und geben dabei nicht zuletzt Einblicke in das, was sie lange voreinander verbergen – Erinnerungen, die sie belasten, ebenso wie ihre Gefühle.

Die Handlung ist über weite Strecken sehr ruhig. Die langsame Annährung der Figuren sowie die Überwindung ihrer ganz eigenen Probleme, die sie beschäftigen und beeinflussen, stehen im Vordergrund. Während des Lesens dachte ich noch, wie schön es ist, dass keine unnötigen Konflikte konstruiert werden. Zu früh gefreut: Zum Ende hin gibt es dann doch noch einiges an Drama, was für mich in mehrerer Hinsicht unnötig war – vor allem, da der Prolog das Ende bereits vorwegnimmt, sodass es nur wenig Grund zum Zweifeln oder Mitfiebern gibt.

Zudem bleiben bei den letzten Ereignissen für mich noch ein paar Fragen offen. Da die Folgebände allerdings im selben Freundeskreis spielen, ist es zumindest denkbar, dass diese Punkte nochmal aufgegriffen werden.
Tatsächlich bin ich auf die weiteren Bände nun auch wirklich gespannt, da es im Umfeld von May und Felix sehr vielseitige, interessante Charaktere gibt, die ihre Geheimnisse bisher noch für sich behalten.
Besonders Felix’ Zwilling Noah ist zwar stetig präsent, bleibt dennoch bisher aber komplett undurchsichtig. Im Grunde erfährt man bisher über ihn nur, dass er etwas grummelig und extrem geheimnisvoll ist. Ich habe allerdings die Klappentexte der Folgebände noch nicht gelesen, ob er tatsächlich zu einer Hauptfigur wird.

Was mich enorm gestört hat, waren die verschiedenen Kaninchenszenen im Buch. Sowohl im Tierheim als auch zuhause passieren einige absolut nicht artgerechte Dinge (auch wenn ich inzwischen bereits herausgefunden habe, dass „die Amerikaner“ da offensichtlich ein wenig anders ticken). Dennoch für mich persönlich wirklich ein Problemthema, das sich durch das halbe Buch zieht.

Fazit

Eine angenehm ruhige Liebesgeschichte, die über weite Strecken ohne unnötiges Drama auskommt. Der Fokus liegt auf der langsamen Annährung und der Entwicklung der Figuren, die beide mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpfen. Ein paar kleine Fragen bleiben leider am Ende noch offen.