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Milienne
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2023
Was Wanda will
Hach, Lena

Was Wanda will


ausgezeichnet

An ihrem ersten Tag an der neuen Schule beobachtet Wanda ihre Mitschüler*innen besonders aufmerksam. Doch ihr Ziel ist nicht, neue Freunde zu finden; vielmehr sucht sie gezielt nach Personen, die in ihr Vorhaben passen. Sie hat bereits einen gut durchdachten Plan, aber ihr fehlt noch das passende Team, um ihn umzusetzen. Schnell freundet sie sich mit einem cleveren Jungen an, der sich selbst "der Meister" nennt. Glücklicherweise kennt er die Schullandschaft und ihre Strukturen genau und unterstützt Wanda dabei, die übrigen Teammitglieder zu rekrutieren. Zu diesen zählt Lynn, eine begabte handwerkliche Künstlerin, ihr Schatten Schulze, der stets im Hintergrund agiert, der sportliche Kai sowie Desiree, die eher für ihr Agressionsproblem bekannt ist, in der Wanda jedoch Potenzial sieht. Wanda sorgt dafür, dass die Gruppe sich formiert, bevor irgendjemand auch nur ansatzweise von ihrem Plan erfährt: Sie will gemeinsam einen handsignierten Tennisball im Wert von 30.000 Euro aus der Villa am Stadtpark stehlen. Obwohl die auserwählten Mitglieder im Schulalltag wenig miteinander zu tun haben, überzeugt Wandas Plan sie, bei dem gewagten Vorhaben mitzumachen. Als kluge Strategin kennt sie die Abläufe des Villeninhabers genau und glaubt, für jedes auftretende Problem eine Lösung parat zu haben, aber auch ihr Plan hat Lücken…

Beim Lesen gewinnt man fast den Eindruck, dass Wandas Plan tatsächlich Sinn ergibt. Die Strategie klingt logisch und wird durch anschauliche Illustrationen unterstützt. Doch letztlich trägt die Geschichte die besondere Dynamik des Teams: Ein sonst mobbender Sportler trifft auf seine "Opfer", und eine aktivistische Künstlerin muss ihre eigene Blase verlassen. Gerade diese Zusammensetzung verleiht dem Buch eine besondere Note, denn allein der durchdachte Einbruchsplan würde keine so fesselnde Handlung ergeben. Die Mitglieder des Teams lernen nicht nur voneinander, sondern auch über sich selbst und ihre eigenen verborgenen Fähigkeiten. Die Spannung steigt, als sich unerwartete Herausforderungen in den Plan einschleichen. Bis zum Schluss bleibt unklar, ob es diesem ungewöhnlichen Team tatsächlich gelingen wird. Als Leser*in wird man stets überrascht. Vor allem wird die Lust auf Abenteuer geweckt, und man möchte am liebsten selbst einen aufregenden Plan aushecken - auch wenn es nicht unbedingt ein Einbruch sein muss.

Bewertung vom 03.08.2023
Das Summen unter der Haut
Lohse, Stephan

Das Summen unter der Haut


ausgezeichnet

Julle ist 14 und so verliebt, wie man nur mit 14 sein kann, nämlich direkt und ganz heimlich. Heimlich allerdings auch, weil er schwul ist und in den 70ern 14 und verliebt ist. So freundet er sich mit Alex, dem Neuen in der Klasse, erst mal an und zählt die Stunden, die sie sich kennen. Verliebt wie er ist, folgt Julle Alex in den Wald zu einer verbrannten Hütte und die beiden versuchen zu rekonstruieren, was passiert ist. Ein Abenteuer, das verbindet und Julle lernt viel über Alex' Leben, über sich selbst und den Wert wahrer Freundschaften.

Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund eines sommerlichen Settings und veranschaulicht, wie viel eine kurze Begegnung in einem Teenagerleben bedeuten kann. Die nostalgische Atmosphäre der 70er Jahre wird so gekonnt eingefangen, dass man sich fast in diese Zeit zurückversetzt fühlt, ohne sie selbst erlebt zu haben. Man spürt die Aufregung des Lebens ohne Smartphone und Internet, die damalige gesellschaftliche Rolle von Sexualität und die universellen Themen, die Jugendliche sowohl damals als auch heute beschäftigen. Der Roman schafft so eine wunderbare Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und appelliert an Gefühle, die wir alle irgendwo kennen: die sommerliche Leichtigkeit, das Gefühl des Verliebtseins und die Sorgen, die Jugendliche in einer Welt voller Erwachsener plagen. Dabei ist die Erzählung einfühlsam und gleichzeitig humorvoll geschrieben, was sie zu einem abgerundeten Sommerroman macht, den man an einem Nachmittag verschlingen kann.

Bewertung vom 02.08.2023
Missing in Paris - Wo ist Nina?
Meijer, Cis

Missing in Paris - Wo ist Nina?


sehr gut

Obwohl Lotte eine enge Beziehung zu ihrer älteren Schwester Nina hat, haben sie für Ninas Aufenthalt in Paris, wo Nina versucht, sich als Model zu etablieren, eine Vereinbarung getroffen: Nur eine Postkarte pro Woche von Nina, ohne ihre genaue Adresse und ohne weitere Telefonate. Umso aufmerksamer liest Lotte eben jene Postkarten und ist sich bei der letzten sicher, dass etwas nicht stimmt. Wieso sollte Nina die Mutter grüßen, die sie vor langer Zeit verlassen hat? Ihr Vater begleitet Lotte nach Paris, möchte aber von ihren "Hirngespinsten" nichts mitbekommen. Lotte ist erstmal auf sich allein gestellt. Allerdings übernachten sie bei einer alten Freundin des Vaters, deren gleichaltriger Sohn Jean-Paul sie in Paris herumführen soll. Wenn er nicht gerade Lottes Pläne, ihre Schwester zu finden, stört, lässt er ihr Herz sogar ein wenig höher schlagen.

Der Thriller überzeugt vor allem durch sein Ende, weswegen sich die gesamte Lektüre lohnt. Die erste Hälfte lässt das gelungene Ende noch nicht unbedingt erahnen, denn dort fügt sich alles etwas zu einfach für Lotte zusammen. Sie landet genau zur richtigen Zeit an den richtigen Orten, lernt wichtige Kontakte ohne Probleme kennen und vertraut sogar einem übernatürlichen Hellseher. Da am Ende alles Sinn ergibt und bis dahin offen bleibt, ob und was passiert ist, verzeiht man die kleinen Schwächen. Gelungen sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, seien es die komplizierten Familienverhältnisse bei Lotte und Nina, das Misstrauen gegenüber der französischen Gastgeberin oder die sich anbahnende Romanze zwischen Jean-Paul und Lotte, die genau das richtige Maß in der Geschichte einnimmt.
Der Thriller ist eher psychologisch betrachtet nervenaufreibend; er kommt ohne spezifische Gewaltdarstellung aus und schafft es dennoch, die Leser*innen mit jeder Seite tiefer in ein Netz aus düsteren Geheimnissen und unvorhersehbaren Wendungen zu ziehen, bis das atemlose Finale alles enthüllt.

Bewertung vom 03.07.2023
Koller (eBook, ePUB)
Büsing, Annika

Koller (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Roadtrip, der viele Fragen aufwirft

Chris lernt Koller kennen und noch bevor er sich sicher ist, ob Koller sein richtiger Name ist, erleben die beiden innerhalb einer Woche mehr zusammen als andere in jahrelangen Beziehungen. Ursprünglich war der Plan, an die Ostsee zu fahren, Koller erwähnt beiläufig seine Verbindung zu dem Ort. Dass der Ausflug einen Einblick in seine Kindheit bietet und noch weitere private Details enthüllen wird, ahnen beide nicht. Schnell wird Chris klar, warum Koller so ist, wie er eben ist. Während Chris aufgrund seiner distanzierten Mutter eher rational handelt, macht Koller seinem Namen alle Ehre und zeigt offen seine Emotionen. Obwohl zwei verschiedene Welten aufeinander treffen, passt es irgendwie, wenn auch vielleicht nicht für immer, zumindest für diesen ausgedehnten Roadtrip.
Als Leser*in kann man sich genauso wenig der mitreißenden Art von Koller entziehen wie Chris. Obwohl man spürt, dass ein Leben mit ihm alles andere als stressfrei sein kann, bleibt man gefesselt. Was als unscheinbare Begegnung beginnt, entfaltet sich wie der Schmetterlingseffekt zu etwas Großem und wirft viele Fragen über das Leben auf. Besonders gelungen ist, dass diese Fragen nicht nur aus der Perspektive einer einzelnen Generation gestellt werden, sondern auch andere Altersgruppen einbezogen werden. Ungewöhnlicherweise wird der Fokus an einer Stelle auf die Geschichte von Kollers verstorbener Großmutter gelegt, obwohl sie in der erzählten Gegenwart nicht mehr lebt. Auch Chris eigene Vergangenheit kommt nicht zu kurz und wir erfahren, wie seine wissenschaftlich engagierte Mutter überhaupt zu einem Kind gekommen ist. Während wir als Leser viele Einblicke erhalten, scheinen Koller und Chris kaum ernsthafte Gespräche zu führen, die nicht ausarten. Das macht ihre Beziehung, sofern man sie als solche bezeichnen kann, nicht unbedingt plausibel. Dennoch ist die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren für den Roadtrip entscheidend und treibt einen zum Weiterlesen. Spannend ist auch die Einbeziehung der Hochwasserkatastrophe von 2021, die sich zu den vielen persönlichen Katastrophen im Leben der beiden dazu gesellt. Der direkte Stil passt wunderbar zu den beiden und man schließt diese Gegenpole doch sehr ins Herz.

Bewertung vom 14.06.2023
Unten
Ilisch, Maja

Unten


ausgezeichnet

Wer auf Netflix den zur Coronazeit populären Film “Der Schacht” geguckt hat, erinnert sich: Denen in den oberen Etagen geht es gut, je weiter unten man ist, destwo tiefer ist man auch in der Nahrungskette. Wesentlich besser und tiefgründiger hat Maja Ilisch dieses dystopische Konzept umgesetzt.
In einem Moment spielt Nevo noch mit ihrer Freundin Juma fangen, im nächsten müssen sie sich aufteilen, denn solche Spiele sieht die Hausverwaltung gar nicht gerne. Da das Etagenhaus die einzige Welt ist, die die Bewohner kennen, hat die Hausverwaltung eine beträchtliche Macht, der die Kinder nicht ausgesetzt sein wollen. Juma versteckt sich im Wäscheschacht, aber als die Wachen weg sind, kann Nevo sie nicht mehr finden. Juma versteckt sich im Wäscheschacht, doch als die Wachen weg sind, findet Nevo sie nicht mehr. Der einzige Weg zu Juma und zur Wahrheit führt nach unten, und Nevo beginnt, das System zu hinterfragen, über das sie zuvor nie nachgedacht hat.
Dieses Buch öffnet eine Welt, die in sich sehr geschlossen ist und eine Gesellschaftskritik verbindet.
Nevo ist ein mutiges 11-Jähriges Mädchen und nach der Beschreibung des Hochhauses zu urteilen, hätten sich nur die wenigsten nach unten getraut.
An sich ging das Konzept immer auf und war gut durchdacht. Nur am Anfang blieb unklar, warum ein so kontrollierendes System überhaupt so etwas wie einen gemeinsamen Wäscheschacht zulässt, der mal eben nach unten führt.Zudem wird eine etwas banale Frage nicht geklärt: Wie wird die Wäsche der vielen Bewohner richtig zugeordnet? Da das Buch einen zum Hinterfragen anregt, bleiben diese Fragen bei der Genauigkeit der Geschichte nicht aus, diese wird dadurch jedoch nicht beeinträchtigt. Am Ende hätte mir noch etwas mehr Aufklärung des Systems gefallen, so bleibt jedoch zumindest die Fantasie angeregt. Eine kreative und spannende Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2023
Einfach mehr Luft
Holmes, Alexandra

Einfach mehr Luft


ausgezeichnet

Ben ist Teil einer großen Familie, genauso weitreichend wie sein Stammbaum ist die familiäre Vergangenheit. Um seine Führerschein zu machen, sammelt er auf den Wegen zu seiner Urgroßmutter einige Kilometer an Übungsstrecke. Sie ist seit dem Tod seines Urgroßvaters die Repräsentantin der Familie und dient als lebendige Verbindung zur Vergangenheit. In maßvollen Dosen offenbart sie Ben Geschichten, in denen jedes Familienmitglied auftauchen kann und die die Auswirkungen der nationalsozialistischen Vergangenheit deutlich werden lassen. Als Ben an einem Abendessen anlässlich ihres 100. Geburtstags mit dem gegenwärtigen Teil der Familie konfrontiert wird, erkennt er, dass die Spuren der Vergangenheit immer noch da sind und ihr Einfluss überall zu spüren ist. Inmitten dieser familiären und geschichtsträchtigen Anspannung macht er sich auch noch Sorgen um sein Pferd, sodass es ihm manchmal an Luft zum Atmen fehlt. Er sehnt sich nach etwas mehr Freiraum in dieser Situation und fängt an, seine eigene Position in der Konstellation der Generationen zu finden.

Der Jugendroman greift geschickt die Themen Familie, Generationen und weitergegebene Erinnerungen auf, während er den Bezug zur Gegenwart nicht vernachlässigt. Angesichts des Verlusts der Zeitzeugen des Nationalsozialismus ist es von großer Bedeutung, respektvoll und angemessen mit diesem Thema umzugehen. Es ist umso erfreulicher, dass dies in einem Jugendroman stattfindet. Die Urgroßmutter wählt bewusst ihre Worte sorgfältig aus und gibt den Erinnerungen Überschriften, ohne jemals aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Ben, der sympathische Protagonist, besitzt ein feines Gespür für Vergangenheit und Gegenwart und zeigt, dass man nicht nur die Vergangenheit seiner Vorfahren ist, sondern viel mehr sein kann.

Die Aufteilung der Kapitel nach den Gängen des Geburtstagsessens verstärkt die Spannung und erzeugt eine theaterähnliche Atmosphäre. Ein lesenswertes Buch, das sowohl die junge Generation als auch die ältere anspricht.

Bewertung vom 24.05.2023
When you get the Chance - Mein Herz voller Träume
Lord, Emma

When you get the Chance - Mein Herz voller Träume


ausgezeichnet

„Millie, du bist kein Mensch. Du bist eine Achterbahn.”
Millie arbeitet seit sie klein ist an ihrem Traum: Broadway-Star. Für Rückschläge, die gerne auch mal im Internet landen, hat sie ihre eigenen Strategien entwickelt und so erfindet sie sich alle sechs Monate neu, auf jede Rolle stets vorbereitet.In der Theater-AG ihrer Schule scheint ihr nur Oliver im Weg zu stehen. Er ist nicht immer einverstanden mit ihrer aufbrausenden und einnehmenden Art. Trotzdem spürt man, dass sie sich vielleicht gut ergänzen könnten. Millies Vater spricht sich gegen das Pre-College aus, für das sie heimlich vorgesungen hat, was zu einer ihrer berüchtigten "Millie-Launen" führt. Aus Frust beschließt sie, ihr eigenes Mamma Mia Musical durchzuspielen, zumindest was die Suche nach der Mutter angeht. Vielleicht kann die Mutter, die sie nicht kennt, sie bei ihren Träumen unterstützen?


Millie ist ein Teenager voller Energie und Ehrgeiz, der von Visionen und Ambitionen angetrieben wird, um die man sie beneiden könnte. Oliver ist ebenfalls ehrgeizig, aber ruhig und stellt eher einen Gegenpol zu Millie dar. Trotz ihrer Streitereien spürt man, dass sie sich möglicherweise gut ergänzen könnten. Die anderen Charaktere in der Geschichte, wie ihre Tante Heather, ihr bester Freund Teddy mit seiner Geocaching-Leidenschaft und ihr nerdiger Vater, sind ebenfalls gut ausgearbeitet und fügen sich perfekt in die Geschichte ein. Man begreift bei dem Umfeld sofort, warum Millie bis jetzt nicht nach ihrer Mutter gefragt hat und auch Millie lernt bei ihrer Suche, dass sie mit den Menschen in ihrem Leben bereits wahnsinniges Glück hat - das sich eventuell sogar vermehrt. Sehr gelungen ist auch die Liebesgeschichte, die sich nie in den Vordergrund drängelt oder Millie sogar von ihren Träumen abhält. Sie entwickelt sich langsam und beruht auf einem tatsächlichen Kennenlernen, nicht auf einem plötzlichen Liebesanfall. Millie ist die ideale Besetzung der Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin, sie ist inspirierend, stark, reflektiert, talentiert und manchmal auch einfach nur Millie, eine junge Frau, die noch nicht weiß was wird. Ich wünschte, ich könnte sie tatsächlich mal am Broadway sehen, aber ich gebe mich auch mit ihrer Rolle im Roman mehr als zufrieden!

Bewertung vom 24.05.2023
Ein Sommer voller Wunder
Lewis, Caryl

Ein Sommer voller Wunder


ausgezeichnet

Bevor wir in die Geschichte einsteigen, bekommen wir eine Liste von dem, was Martys Großvater besitzt. Obwohl es in dieser Geschichte nicht um Besitztümer geht, ganz im Gegenteil, ist diese Liste nicht unwichtig. Die Liste von Martys Mutter hingegen ist endlos. Durch die Kindheit in ihrem Messi-Haushalt wurde Marty sehr geprägt, er hatte nie Freunde zu Besuch oder Platz zuhause und musste immer Ausreden finden. In der Schule hat er keine Freunde, bis er Gracie kennenlernt. Sie hat ganz andere Probleme im Elternhaus: Ihre Eltern sind im Rosenkrieg und ihr Vater bietet ihr ein gepflegtes, aber leerstehendes Haus, denn er ist nie da. So flüchten die beiden zusammen in den Schrebergarten von Martys Großvater und lassen sich mit einem kleinen Samen auf ein großes und magisches Abenteuer ein.

Ohne die Eltern zu verurteilen, wird die Geschichte einfühlsam und humorvoll erzählt. Beide Kinder sind auf ihre eigene Art einsam, umso schöner, dass sie zusammenfinden. Der Großvater macht das ulkige Trio perfekt. Die Idee, wie es zu dem magischen Sommer der drei kommt, ist sehr kreativ und abenteuerlich, die möchte ich gar nicht vorwegnehmen, aber es hat viel Spaß gemacht, das Abenteuer zu verfolgen. Schön war auch, dass Gracies Gehörlosigkeit nie eines ihrer Probleme war und man ihre Liebe zum Tanzen durch die Seiten spüren konnte. Man fliegt durch die Seiten und wird immer wieder von feinen Illustrationen begleitet. Ein Buch, aus dem Jung und Alt etwas mitnehmen kann!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2023
MUT ich
van der Gieth, Hans-Jürgen;Potofski, Ulli

MUT ich


ausgezeichnet

Mutproben kennt jede und jeder aus der eigenen Kindheit, doch das Ausmaß, die diese hier einnehmen, hat einen modernen Einfluss: Die erfolgreiche Netflixserie “Squid Games”. Erwachsene spielen Spiele, doch es ist mehr als “nur ein Spiel”, denn der Verlierer wird getötet. Diesen gewaltvollen Inhalt der Spiele bringt Anführer Ben nun auch in seine Clique. Die Bestrafung soll eine Ohrfeige sein.

Vor allem Paul muss darunter leiden. Alle anderen sind einfach froh, dass sie es nicht sind, obwohl auch sie eigentlich merken, dass das alles nicht so in Ordnung ist. Selbst die Ohrfeigen reichen Ben nicht mehr, der mit ansteigendem Konsum der Serie immer mehr abzustumpfen scheint und die Situation spitzt sich dramatisch zu.
Es wird sehr deutlich, dass die Bestrafung gerade für Paul nicht nur körperlichen Schmerz bedeutet. Die Scham treibt ihn immer mit in den Teufelskreis, in dem er sich Ben beweisen will, denn mit Erwachsenen reden kommt nicht in Frage. Die fehlenden Erwachsenen sind auch bei Ben ein ausschlaggebendes Problem, denn sie kontrollieren gar nicht, welch unpassende Serie Einfluss auf ihren Sohn übt.

Van der Gieth schreibt in einem klaren und zugänglichen Stil, der es jungen Lesern leicht macht, sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Obwohl die Kinder in dem Buch alle mitmachen, ahnen einige früh, dass das alles nicht in Ordnung ist. Diese Reflektionen wirken manchmal zu erwachsen und passen gar nicht zu dem sonstigen Verhalten. Trotzdem ist es wichtig, dass die Botschaft so klar formuliert wird: Gewalt hat bei Spielen nicht verloren und eine Serie, die uneingeschränkt zugänglich ist, kann einen immensen Einfluss auf ein Publikum haben, das eigentlich nicht die Zielgruppe sein sollte. Ein sehr dringliches Thema, mit passenden und gelungenen Illustrationen in eine Geschichte eingebettet.

Bewertung vom 19.04.2023
Julia und der Hai
Hargrave, Kiran Millwood

Julia und der Hai


ausgezeichnet

So gelb wie das Cover (teilweise) ist, ist auch das Buch der zehnjährigen Julia, genannt Juli. In dieses Notizbuch schreibt sie alles über das Meer hinein, was sie von ihrer Mutter, einer Meeresbiologin, erfährt. Das können die lateinischen Namen der Arten sein, die Größe eines bestimmten Tieres oder eben das Alter des Grönlandwals - über 400 Jahre.

Und weil er so alt wird, will die Mutter ihn erforschen und so vielleicht ein Mittel gegen Demenz finden. Praktisch, dass ihr Mann auf Unst, der nördlichsten der Shetlandinseln, einen Leuchtturm reparieren soll. Juli, ihre Eltern und ihre Katze Nudel wohnen einen Sommer in diesem Leuchtturm - Julis Mutter hat also wenig Zeit, die Forschungsgelder zu erhalten. Aufgeben kann sie nicht. Das, was Juli vorher an ihrer Mutter so bewundert hat, bereitet ihr langsam Angst. Der Ehrgeiz wird zur Verbissenheit, die Begeisterungsfähigkeit schwankt oft hin zu Stimmungstiefs. Nur gut, dass Juli in dem kleinen Ort in Kin einen Freund gefunden hat, der ihr nicht das Meer, aber die Weite der Sterne zeigt.

Das liebevoll gestaltete Buch zieht einen schon mit dem ersten Satz in seinen Bann: “Das Meer birgt mehr Geheimnisse als der Himmel.”, und kann diesen Bann ganze Zeit halten.
Sprache, Illustration und Inhalt haben was magisches, werden gerade durch die wissenschaftlichen Aspekte und die psychische Erkrankung der Mutter aber immer wieder mit der Realität verbunden. Sehr einfühlsam werden nicht nur diese heiklen Themen angegangen. Juli ist eine wissbegierige und empathische Protagonistin, die über sich hinauswächst.

Selten lernt man auf so eine schöne und anschauliche Weise so viel über das Meer, die Sterne und das Leben, sodass jedes Alter ein tolles Leseerlebnis haben wird.