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Benutzername: 
Buecherseele79
Wohnort: 
Schwarzwald

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2019
Das blaue Wunder
Bagusche, Frauke

Das blaue Wunder


ausgezeichnet

Mit diesem Buch erlebt man als Leser sein blaues Wunder – ein wunderschönes und buntes blaues Wunder welches so stark bedroht ist dass es einem doch wieder mehr als nur traurig und wütend stimmt.

Wie viele Menschen finde ich das Meer und vor allem seine Bewohner unglaublich faszinierend, geheimnisvoll und wunderschön und somit war ich auf dieses Buch sehr gespannt.

Die Autorin Frauke Bagusche schreibt dass sie wohl eher Meerwasser als Blut im Körper hat und wenn man dieses Buch so liest merkt man auch dass dies stimmt denn diese Frau brennt für das Meer und seine Bewohner und genau darum ist dieses Buch so wichtig, ist dieses Buch so interessant und mitreißend.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, leicht zu verstehen, die Autorin versteht es Vergleiche mit Humor zu nehmen und alles was einem als Leser lateinisch vorkommt wird so erklärt dass man es auch richtig versteht.

Was ich als großen Pluspunkt für dieses Buch sehe ist dass die Autorin sich wirklich um das ganze Meer und seine Artenvielfalt interessiert, Ahnung hat und in diesem Buch erklärt.

Man beginnt mit der Wasseroberfläche die vielleicht erstmal nicht so wichtig und spannend erscheint, aber man lernt sehr schnell dass dieser erste Eindruck täuscht, dass an der Oberfläche soviel Leben sich tummelt welches für die weiteren Schichten unter Wasser, die bis in die Tiefen der Tiefen gehen unabdingbar sind.
Auch für uns Menschen, denn hier oben wird das Leben des Meeres gesichert, hier entsteht Nahrung und Bakterien für die Lebewesen die das uns bekannte Meer so unglaublich bewohnbar und wunderschön machen.

Frauke Bagusche nimmt uns mit in die Korallenriffe dieser Welt, erklärt anschaulich und bildhaft das Leben in einem Korallenriff, welche Aufgaben es für das Meer und seine Bewohner hat und wie viel Leben und Sicherheit sich hier tummelt.

Wir lernen Wale, Delphine, Haie, Rochen und Schildkröten kennen, ihre Lebensweisen und ihr Verhalten, die Mysterien aber auch die Vorurteile.

Wir reisen zusammen in die dunklen Tiefe der Meere, in die Tiefsee die ja noch immer sehr wenig erforscht ist.
Man merkt sehr schnell dass wir über den Weltraum mehr Wissen und Anhaltspunkte haben als über die eigenen Tiefen der Meere auf unserem Heimatplaneten.
Auch wenn man von den ein oder anderen Fotos/Berichten weiß dass die Tiere in der Tiefsee keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würden so sind sie doch perfekt an die Umstände angepasst und keinesfalls uninteressant.

Aber Frauke Bagusche hat dieses Buch nicht nur geschrieben weil sie das Meer liebt und und die Geheimnisse und die Vielfalt näher bringen möchte sondern weil das Meer bedroht ist.
Genauso wie die Regenwälder dieser Welt sind auch die Meere unabdingbar für unser Weltklima, sie tragen einen ebenso wichtigen Beitrag bei.

Doch wir alle wissen dass die Meere bedroht sind, nicht nur durch Überfischung sondern auch durch Plastikmüll, Bohrungen wegen Öl- und Gasfeldern, wir suchen neue Energien bzw. Schätze in den Meeren um unseren hohen Lebensstandart nicht aufgeben zu müssen, die Chemie die durch die Industrie, den Tourismus und die Landwirtschaft in die Flüsse und schlussendlich in die Meere fließt.
Dass auch hier ein schnelles und vor allem strengeres Handeln von Nöten ist wird beim lesen automatisch klar.

Die Autorin erhebt hier nicht den belehrenden Zeigefinger und zeigt auf andere, sondern ist selbst ehrlich indem sie erklärt dass man nicht überall auf Plastik verzichten kann bzw. es ihr nicht gelingt.
Aber wenn jeder bei sich anfängt, und wenn es nur kleine Schritte sind, so kann daraus etwas Großes werden.
Wenn jeder darauf achtet ob er jetzt ständig Lachs, Thunfisch, Meeresfrüchte oder Sushi essen muss, oder ob man eben genauer hinsieht, vieles hinterfragt und einen gesunden Hunger umsetzt, dann kann auch hier Gutes umgesetzt werden.

Denn wie es am Ende des Buches heißt - „ Wir müssen die Ozeane respektieren und auf sie aufpassen, als hinge unser Leben davon ab. Denn das tut es“. (Syl

Bewertung vom 02.07.2019
Er will sie sterben sehen
Mola, Carmen

Er will sie sterben sehen


sehr gut

Eine junge Frau wird in einem Park aufgefunden, sie wurde nach ihrem Junggesellinnenabschied entführt.
Ihr Tod ist nicht nur grausam beigeführt worden, sondern ihre jüngere Schwester wurde damals, ebenso kurz vor ihrer Hochzeit entführt und auf die gleiche Weise ermordet.
Wer also steckt dahinter?
Der Vater, der aus einer Romafamilie stammt und seine Töchter gerne anders erzogen hätte?
Ein Nachahmer?
Oder Miguel, der für den Mord, damals an der jüngeren Schwester, verurteilt, wurde?

Vorweg vielleicht gleich mal eine Warnung – dieser Thriller hat es wirklich in sich, wer ein zartes Gemüt hat sollte dieses Buch eher nicht lesen.
Nicht unbedingt weil es hier Blut und Totschlag gibt sondern weil der Täter eine ganz perfide Art besitzt seine Opfer zu quälen und zu töten.
Aber der Reihe nach...

Der Schreibstil ist zu Beginn eher ruhig und ich muss gestehen dass ich erstmals Befürchtungen hatte dass dies wieder ein eher langatmiger Thriller wird, auch die Protagonisten zu Beginn waren mir alles andere als sympathisch aber, hier hat sich doch ein Thriller - Highlight für 2019 herausgestellt.

Die Kapitel sind kurz und knackig gehalten und lesen sich nur so weg, man braucht zwar etwas bis man in die Geschichte findet, aber danach will man das Buch nicht mehr weglegen.

Der junge Polizist Àngel Zárate ist sehr engagiert, er will ein erfolgreicher Polizist werden und als dieser Mord an ihn gerät hofft er endlich auf seine erste, große Ermittlung.
Zárate ist mir zu Beginn sehr unsympathisch da er sehr drängend, launisch und herrisch sein kann, er will einfach seinen Platz und etwas Ruhm.

Die Sondereinheit um Elena Blanco, die BAC, wird sich diesem Fall annehmen.
Sie hat ein Geheimnis was sie mit sich trägt, ist für mich aber eine taffe Frau die nach den Richtlinien spielt, fair, aufbrausend, mit allen Wassern gewaschen und doch merkt man dass ihr die Vergangenheit zusetzt.
Auch das Team um Elena beim BAC konnte mich meist begeistern, der ein oder andere Ermittler hält sich für ganz toll, aber ja, ich denke diese Personen hat man in jedem Team.

Etwas verwirrend und gerade zu Beginn schwierig sind die ganzen spanischen Namen, denn dieser Fall spielt sich in der Nähe von Madrid, Spanien ab und bis man da ein bisschen durch dieses Namen – Wirrwarr steigt, braucht es etwas.
Aber es lohnt sich durchzuhalten denn es lichtet sich und die Fronten werden klarer.

Immer wieder, zu Beginn von neuen Kapitelabschnitten, gibt es einen Einblick bei einem kleinen Jungen der in einem Schuppen eingesperrt ist.
Und hierauf bezieht sich auch meine Warnung mit dem leichten Magen, grosser Fantasie, nichts für zarte Gemüter, selbst ich musste danach erstmals kurz das Buch auf die Seite legen... und das will was heißen.

Dieser Thriller spielt regelrecht mit dem Leser, man bekommt ständig neue Verdächtige vorgesetzt, ist am überlegen, grübeln, man schüttelt den Kopf, ist fassungslos angesichts der Vorkommnisse, und weiß doch nicht wohin diese Geschichte führen wird, wer hier welches Spiel spielt, wer etwas vertuschen will, wer an der Wahrheit interessiert ist.
Die ganze Auflösung fand ich persönlich sehr gut gelungen, überzeugend umgesetzt und vor allem mit Spannung und Fassungslosigkeit durchzogen.

Durch den Cliffhanger am Ende hoffe ich dass die Autorin bald einen weiteren Band von BAC, Elena Blanco auf den Markt bringt, ich will auf jeden Fall mehr von ihr lesen!

Für Thrillerfans die was aushalten und geniale Spannung mit Verwirrungen lieben – das ist ein Thriller für Euch!
Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.06.2019
Arthur und die Farben des Lebens
Causse, Jean-Gabriel

Arthur und die Farben des Lebens


ausgezeichnet

Arthur hatte alles – Geld, einen wichtigen Job, er konnte leben und leben lassen, er war angesehen und ganz weit oben.
Jetzt trinkt er lieber den ganzen Tag, geht keinem Beruf nach und soll sich bei einer Fabrik für Buntstifte bewerben damit ihm das Arbeitslosengeld nicht gestrichen wird... doch die Firma steht vor dem Konkurs und bei der letzten Packung Stifte mischt Arthur alle Farben kräftiger zusammen...
Dann wird die Welt von heute auf morgen grau und trist, die Menschen sehen keine Farben mehr und verkümmern...nur die erblindetet Moderatorin und Neurowissenschaftlerin Charlotte lebt weiterhin in einer Welt der Farben... und Arthur und Charlotte können zusammen mit der Tochter von Charlotte – Louise - die Welt wieder bunt machen.... doch es scheint Leute zu geben die dies nicht geschehen lassen wollen....

Alleine das Cover macht schon neugierig auf diese Geschichte, man ist jeden Tag von vielen Farben umgeben und doch sieht man es als selbstverständlich an.
Die Gestaltung des Buches passt perfekt zu dieser Geschichte die mich restlos begeistern konnte.

Der Schreibstil konnte mich sofort einnehmen, er ist interessant, voller bunter Aspekte über die Farben, die Farbwahrnehmung und hier und da fehlt es auch nicht an einem Spritzer Humor sowie etwas Spannung.

Arthur ist ein ziemlicher Pechvogel der alles verloren hat und mit seiner Trinkerei sehr zufrieden ist.
Ihn fand ich von Beginn an, trotz seiner Ansichten, sympathisch und er kann einem eher leid tun als dass man ihn nicht leiden mag.
Seine Arbeit in der Fabrik, vor allem die Herstellung von Buntstiften, die vielen Farben, die Gerüche und Wahrnehmungen haben mir sehr gut gefallen.

Auch Charlotte und ihre Tochter sind sehr interessant und liebevoll dargestellt, gerade weil Charlotte noch nie das Augenlicht hatte fand ich ihre Erzählungen und Erklärungen wie sie Farben wahrnimmt sehr spannend und man merkt dass der Autor hier sehr begeistert recherchiert hat.
Überhaupt war Charlotte für mich der interessanteste Charakter da sie zwar blind ist aber sich deswegen nicht versteckt sondern ihre anderen 4 Sinne dafür hervorragend arbeiten und der Autor das sehr lebhaft und verständlich erklären konnte.

Allgemein geht es in diesem Buch um alle Farben dieser Welt, alle Farben die wir wahrnehmen, wie wir sie wahrnehmen, was welche Farbe für Auswirkungen auf das Gehirn und die Gesellschaft hat, es ist ein Buch der Farbenlehre, eine Ode an die Farben.
Und die Kritik finde ich sehr gut und informativ verpackt denn in den letzten Jahren sind Schwarz- Weißtöne schick geworden, grau wird immer moderner, das Bunte geht verloren, die Leute kleiden und dekorieren in einem „Einheitsbrei“ und da hat der Autor meine vollste Zustimmung.
Denn diese Schwarz- Weiß geht mir persönlich auch ordentlich gegen den Strich, bunt ist beautiful, dahin müssen wir wieder zurück.

Was leistet das Auge, wo wird welcher Gehirnteil stimuliert wen wir eine gewisse Farbe sehen?
Welche Farbe hat welche Auswirkungen auf uns, auf unser Hirn, auf unser Handeln, auf unser Denken?
Wie würden wir leben wenn es von heute auf morgen keine Farben mehr geben würde?
Wäre es möglich uns die Farben alleine sinnbildlich noch vorstellen zu können?
Ein Grau, verschiedene Schwarz und Weißschattierungen, genau das was die Mode heute vorgibt, dies wäre unsere Welt, aber könnten wir mit dieser „Mode“ überhaupt, auf Dauer, leben?
Diese und noch einige Fragen, Theorien und wissenschaftliche Erklärungen nimmt der Autor in seinem Buch „Arthur und die Farben des Lebens“ auf und setzt sie zu einer sehr schönen, bunten, spannenden und auch liebevolle Geschichte zusammen, eben eine Ode an die Farben.

Ich bin absolut begeistert und kann dieses Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 21.06.2019
Die Karte der zerbrochenen Träume
Joukhadar, Zeyn

Die Karte der zerbrochenen Träume


ausgezeichnet

Nour, in New York geboren, kehrt nach dem Tod des Vaters mit ihren zwei älteren Schwestern Huda und Zahra sowie der Mutter nach Syrien zurück, dem Land aus dem sie eigentlich kommen, dem Land indem Eltern sowie Schwestern geboren wurden.
Doch der Frieden endet jäh und schrecklich und von jetzt auf gleich entschließt sich die Mutter mit ihren Töchtern und Freund der Familie zu fliehen.... während dieser Flucht erinnert sich Nour an die Fabel von Rawiya, die im 12 Jahrhundert an der Seite des Kartenzeichners al- Idrisi ihre Abenteuer bestehen musste... mit dem gleichen Weg den Nour heute nehmen muss...


Das Cover könnte nicht besser zu dieser Geschichte passen, gibt es doch beide Erlebnisse, die von Nour und von Rawiya wieder.
Und ich muss gestehen, ich hatte mich umgehend in dieses Cover sowie Klappentext verliebt.
Auch die Gestaltung im Buch durch die Karte ist sehr gelungen und die Blautöne passen perfekt zu der ganzen Geschichte.

Der Schreibstil konnte mich von Beginn an fesseln und der Einstieg ist ruhig aber gelungen.
Auch sehr interessant sind die Kapitelaufteilungen bzw. die Gedichte die es dazu gibt und machen neugierig auf die Geschichte dahinter und deren Auflösung.

Man erlebt Nour in zwei Zeitzonen – einmal als sie noch in New York lebten sowie die Zeit in Syrien aber dann eben auch die Flucht in ein sicheres Land.
Gerade Nour und ihre Schwester Huda konnte ich sofort in mein Herz schließen, ich fand ihr Umgehen miteinander sehr angenehm, verbunden und liebevoll.
Zarah würde ich als die Zicke in der Familie beschreiben, mit ihren Ansichten hatte ich oft so meine Probleme, auch die Entscheidungen der Mutter waren nicht immer nachvollziehbar, aber wenn Krieg herrscht, man überlegen muss wie man als Familie überleben kann, dann siegt die Vernunft eben nicht immer und genau hier gelingt dem Autor die erschreckende Realität.

Die Fabel von Rawiya fand ich unglaublich toll, spannend und bildergewaltig, allgemein würde ich das Buch als sehr bildergewaltig beschreiben da man sich einen Sandsturm ebenso gut vorstellen konnte wie eine Oase, eine Stadt, den Roch oder Königshäuser.
Auch hier besticht die Geschichte durch Mut, Gemeinschaft und Freundschaft.
Spannend und einfach schön war zu lesen wie die Landschaft damals zu der Zeit von Rawiya aussah und wie Nour nun diese Reise von ihrer Fabellegende erlebt, was sich verändert hat.

Durcheinander kommt man durch die verschiedenen Ansichten meines Erachtens nicht, jedes neue Kapitel beginnt mit der Geschichte von Rawiya und geht dann über in die Gegenwart von Nour.

Ein wichtiges Buch zur rechten Zeit – dieser Aussage kann ich mich anstandslos anschließen.
Der Autor beschreit die Sicherheit im Heimatland, wie man aber gerne gewisse Zeichen ignoriert und auf das Beste hofft und was es dann bedeutet seine Haus durch eine Granate zu verlieren, seine paar Sachen in den Trümmern zu suchen und die Flucht zu ergreifen.

Wie schwer, oft unwürdig, lebensgefährlich so eine Flucht ist wenn man bald nichts mehr hat als die eigenen Kleider am Leib, wenn man keine Ahnung hat wo man sich medizinisch versorgen lassen kann, was Fremde für Glück aber auch für Leid bedeuten können und wie schnell man erwachsen, härter und kalt reagieren muss wenn man auf der Suche nach einem sicheren Fluchthafen ist.

Gerade weil man Nour so in das Herz schließt nimmt einen diese Geschichte komplett mit, man freut, kämpft und leidet mit der Familie, hofft auf das Beste und lebt genauso im Ungewissen wie Nour, man weiß nicht was auf der nächsten Seite geschehen wird.
Wie

Ich kann dieses Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 21.06.2019
Mehr als tausend Worte
Beck, Lilli

Mehr als tausend Worte


ausgezeichnet

Aliza und Fabian haben sich getroffen und sofort ineinander verliebt. Doch die Zeit und Geschehnisse heißen diese Liebe nicht gut, denn Aliza ist Jüdin und Fabian von „arischem“ Blut, ihre Liebe ist 1938 verboten.
Als wäre dies nicht schon schrecklich genug wird der Großvater von Aliza von der Gestapo in der Nacht abgeholt, die Verbote und der Hass gegen Juden nimmt erschreckend zu und der Vater von Aliza sieht nur eine Möglichkeit – sie mit einem Kindertransport nach England zu schicken damit sie sicher ist.
Währenddessen erhält Fabian den Einberufungsbefehl der Wehrmacht.... beide geben sich das Versprechen aufeinander zu warten, sich zu finden und zu heiraten.... dann bricht der zweite Weltkrieg aus...

Der Beginn konnte mich sofort in die Zeit schleudern und man trifft umgehend auf ein schreckliches Erlebnis – die Gestapo holt den Großvater von Aliza mitten in der Nacht ab.
Da stockt einem als Leser erstmals das Herz und ab da entwickelt die Geschichte eine Dynamik der man sich nicht mehr entziehen kann.

Der Schreibstil ist sehr packend, gefühlvoll und trifft den Nerv, den Angst, dieses Ungewisse der damaligen Zeit sehr genau.
Auch sind weitgehend alle Protagonisten entweder sympathisch oder ablehnend.

Die jüdische Familie Landau spielt hier die Hauptrolle, speziell Tochter Aliza.
Durch diese Protagonisten hat die Autorin gekonnt ein Zeitfenster geschaffen welches die Auswirkungen für die Juden, zur damaligen Zeit, gekonnt aufgreift und für den Leser erschreckend begreiflich macht.
Das man nicht einfach so seine Sachen packen konnte um zu verschwinden, dass auch oft die Verantwortung für den Beruf – Aliza´s Vater ist Arzt – einen zurückhält, die Großeltern, die eine weite Reise bzw. Flucht gar nicht mehr überstehen würden, man seine Sachen, seine Wertpapiere alle gar nicht einpacken kann bzw. darf.

Die andere Seite lernt man durch den „Blockwart“ Karoschke kennen, er ist der NSDAP treu ergeben, verwaltet das Haus und hält trotzdem „seine schützende Hand“ über die Familie Landau. Wie sich dies aber in seinen Augen abspielt wird hier sehr schnell sehr deutlich klar und man schwankt öfter zwischen Wut und Fassungslosigkeit.

Die Liebe zwischen Fabian und Aliza ist toll in Szene gesetzt, vor allem weil Fabian sowie seine Familie, sich nicht um die Rassengesetze kümmern, sie bleiben der Familie Landau weiterhin treu und freundlich gegenüber und begeben sich damit täglich selbst in Gefahr.
Man weiß was die Nazis damals verlangten wenn man „jüdisches Blut“ in der Familie hatte, hier liegt der Augenmerk auf die Liebe die über dieses Gesetze hinwegsieht und sich nicht distanzieren will.

Kindertransporte nach England wurden damals viel angeboten damit wenigstens die Kinder, meist von jüdischen Familien, in Sicherheit sind.
Gehört hatte ich davon schon oft aber in diesem Buch nimmt dann Aliza den Hauptakt ein als sie von ihrer Familie sich loseisen muss um in England sicher zu überleben.
Was aber hieß dies damals für die Familien?
Vor allem, was hieß es damals für die Kinder die in ein fremdes Land gebracht wurde, ohne Familie, ohne Freunde, ohne dass sie die Sprache beherrschten?

Und wie wechselte die Stimmung als England gegen Deutschland in den Krieg zog?
Wie sicher und angenehm war dann das Leben von jüdischen Kindern?
Wie die Angst um die Familie daheim? - durch die Möglichkeiten von Nachrichten und genauer Berichtserstattung?

Hier liegt der Augenmerk der Autorin, auf die Möglichkeit der Transporte, die Sicherheit für die eigenen Kinder und wie sich ihr Leben dadurch verändert hat, was für eine ungewisse Zukunft aber auch Gefühlslage sie tagtäglich erleben mussten.

Im Ganzen kann ich dieses Buch nur dringend empfehlen da es, wie so viele Bücher zu diesem Thema, heute wichtiger denn je ist.
Eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.06.2019
The Couple
Hall, Araminta

The Couple


ausgezeichnet

Mike und Verity, kurz V, haben sich während ihres Studiums kennengelernt.
Während Mike eher der Einzelgänger und zurückhaltend ist nimmt ihn V an die Hand und gibt ihm Selbstvertrauen, die beiden werden unzertrennlich.
Ihr gemeinsames Spiel „Crave“ erregt sie beide und steigert ihr Sexualleben.
Doch als Mike beruflich nach Amerika geht verändert sich die Beziehung, der grosse Bruch erfolgt als Mike V beichtet einen Seitensprung gehabt zu haben.... doch Mike nimmt die Trennung nicht hin, schließlich ist es nur eine Erweiterung ihres „Crave“...

Das Cover ist ein Blickfang auch wenn die Story vielleicht nicht neu klingt, jedoch war ich neugierig was die Autorin wie umgesetzt hat.
Der Schreibstil ist leicht, flüssig, gut zu verfolgen und zu verstehen.

Die ganze Geschichte wird nicht aus der Sicht der Frau, hier Verity, beschrieben sondern aus der alleinigen Sicht von Mike und das macht dieses Buch so unglaublich spannend und interessant.
Meist liest man ja dass die Frauen eher verrückt nach Liebe sind, sich Rachegelüsten und sexuellen Freiheiten hingeben und sich ihre Traumwelt „zusammenbasteln“.
Hier ist jetzt mal der Mann an der Reihe und in meinen Augen hat die Autorin gekonnt die ganze Story umgesetzt.

Ich war oft in einem Wechselbad der Gefühl, man lernt Mike kennen als er im Gefängnis sitzt und seine, und die Geschichte mit V, aufzuschreiben beginnt, sein Anwalt hat ihm dazu geraten.
Schon da fängt man als Leser an zu grübeln was denn passiert sein könnte.
Und dann fängt Mike mit seiner Geschichte an, aber nicht alles erfährt man auf einen Schlag sondern die Autorin lässt immer wieder kleine Einblicke geschehen, gerade was die Kindheit von Mike betrifft.

Ich war ständig zwischen Mitleid für Mike und dann wieder schockiert, geschockt und ich muss ehrlich gestehen – ich hatte Angst vor diesem Protagonisten.
Mit ihm macht man fast alle Wechselbäder der Gefühle durch und kann sich doch nie sicher sein was jetzt genau die Wahrheit ist und was hier zusammengereimt wurde, hauptsächlich von Mike.

Aber auch V, Verity, ist interessant, sie spielt zwar nicht die Hauptrolle, aber auch hier streut die Autorin die ein oder andere Begebenheit ein wo man als Leser sich dann schon anfängt zu fragen was sie nun für ein Mensch ist, welche dunklen Geheimnisse verbirgt eigentlich V?
Tut sie nur so unschuldig?
Spielt sie mit Mike?
Oder denkt sich Mike einfach zu viel aus?

In diesem Thriller erlebt man regelrecht ein Wechselbad der Gefühle, das Ende hat mich persönlich sehr schockiert und fassungslos gemacht.
Aber gekonnt umgesetzt und auf jeden Fall ein Buch welches man gar nicht mehr aus der Hand geben möchte.

Im Nachwort, welches ich empfehlen kann, erklärt die Autorin was sie mit ihrem Buch bezwecken wollte, was sie auf diese Idee gebracht hat.
Und mit diesem Nachwort und den Tatsachen zeigt sie auf jeden Fall Missstände in Punkto Gleichberechtigung, sexuelles Verhalten vor Gericht bei Frauen und Männer auf und wie hier der Augenmerk der Gesellschaft ist.

Nicht nur für Thrillerfans ein „must read“!

Bewertung vom 17.06.2019
Hannah und ihre Brüder
Balson, Ronald H.

Hannah und ihre Brüder


ausgezeichnet

Ben Solomon will die Wahrheit endlich ans Licht bringen und bedroht bei einer Gala den angesehenen Elliot Rosenzweig mit einer Waffe.
Diese Geschichte schlägt Wellen und Rosenzweig möchte die Sache aus der Welt haben.
Ben wendet sich mit Liam an die Anwältin Catherine Lockhart die aber nicht überzeugt ist diesen Fall annehmen zu wollen, diesen Fall überhaupt gewinnen zu können.
Doch dann beginnt Ben zu erzählen, aus der Zeit als Polen von der deutschen Wehrmacht eingenommen wurde und seine jüdische Familie und er um ihrer Leben fürchten mussten, dass Elliot Rosenzweig sein bester Freund war und was sich damals wirklich zugetragen hat...

Dies ist mein erstes Buch des Autors und ich bin schlichtweg begeistert.
Ronald H. Balson hat einen absolut fesselnden und doch sehr einfühlsamen Schreibstil der den Leser mitten ins Herz trifft.
Der Autor schafft es mit viel Gefühl, Spannung und Zeitgeschichte eine bilderhafte Erzählung zu gestalten und man reist mit Ben in die Vergangenheit die tief unter die Haut geht, man hat immer wieder sein eigenes Kopfkino am laufen.

Alles beginnt mit der Gala in der Ben auf Elliot trifft und diesen mit einer Waffe bedroht.
Sofort stehen Verdächtigungen im Raum die auch mit als Leser gefesselt haben und man will nun Ben begleiten um alles zu erfahren.

Ben schließt man sofort in das Herz, er hat eine ruhige und angenehme Art der Erzählung, der Lebensansicht und Weisheit.
Und man lernt seine Vergangenheit kennen, das damalige Leben in Polen mit seiner Familie, als die deutsche Wehrmacht das Land für sich einnahm.
Die Haupthandlung liegt hier auf der Vergangenheit von Hannah, Ben und Otto – die 3 sind die besten Freunde, Hannah und Ben verlieben sich ineinander.
Otto wurde von seinem Vater bei Ben seiner Familie untergebracht da der Vater, ein Trinker, nicht die Möglichkeit hat sich um Otto zu kümmern, umso mehr nehmen sich Ben und seine Familie ihm an.

Doch das Leben von allen ändert sich mit den Besetzern, auch die Freundschaft von Otto und Ben verändert sich drastisch.
Und hier will ich nicht spoilern sondern man sollte das Buch auf jeden Fall lesen um zu erfahren was es damit auf sich hat.

Catherine ist zu Beginn eher ungeduldig und hat noch ihre Probleme mit ihrer Vergangenheit, auch hat sie keinen Nerv sich um Ben und seine Geschichte zu kümmern.
Doch ihr bester Freund Liam bringt sie dazu ihm zuzuhören.

Warum sollte man dieses Buch lesen?
Gibt es nicht schon genügend Literatur über den zweiten Weltkrieg, über die einzelnen Schicksale, über die Judenverfolgung?
Was ist hier anders?

Ich finde dass die Thematik wieder und immer noch hochaktuell ist, gerade weil die Zeitzeugen immer weniger werden, die Zeiten sich ändern und sich in der ein oder anderen Art wiederholen, weil in Ben seiner Geschichte mehr Wahrheit steckt als man vielleicht erstmal annehmen möchte und weil der Autor hier soviel Gefühl und Hingabe zu dieser Geschichte zeigt dass man dieses Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann oder mag.
Und alleine weil Ben einfach ein Protagonist ist den man einfach lieb haben muss und mit ihm diese schwere Zeit durchstehen will.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt und dringend empfehlen!

Bewertung vom 17.06.2019
Nanos - Sie kämpfen für die Freiheit / Malek Wutkowski Bd.2
Leibig, Timo

Nanos - Sie kämpfen für die Freiheit / Malek Wutkowski Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem Malek der Rebellion gegen Kanzler Kehlis den Rücken gekehrt hat gibt es für ihn nur ein Ziel- seinen Bruder Dominik aus den Fängen von Kanzler Kehlis, von den Nanopartikeln zu befreien, damit er endlich wieder selbstständig denken und fühlen kann.
Doch seine Wege kreuzen sich immer wieder mit denen der Rebellion und gemeinsam tauschen sie wichtig Informationen aus... doch können sie den Kanzler wirklich noch aufhalten?
Denn dieser bereitet eine zweite Generation von Nanopartikeln vor die es noch einfacher machen soll Rebellen und „Free Menschen“ schnappen zu können....

Der zweite Band ist noch spannender und temporeicher als der erste Band, mir fiel es unheimlich schwer dieses Buch überhaupt aus der Hand zu legen.

Lobenswert ist dass der Autor zu Beginn ca. 2 ½ Seiten zusammengefasst hat was im ersten Buch passiert ist.
So ist man sofort wieder auf dem neusten Stand und kann das zweite Buch umgehend beginnen.
Auch ist im hinteren Teil des Buches ein Personenverzeichnis welches hier alle Protagonisten auflistet und den Gedanken auf die Sprünge hilft.
Jedoch muss ich sagen dass es nie zu viele Personen auf einmal sind und man eigentlich gar nicht nicht durcheinander kommt.
Auch empfehle ich den ersten Teil vorab zu lesen damit man weiß um was es in diesen Büchern geht, um die Situation komplett zu erfassen und zu erfahren was Nanopartikel sind.

Das zweite Buch schließt umgehend an die Ereignisse vom ersten Teil an und sofort ist man wieder mit Malek unterwegs der sich diesmal Hilfe von seinem ehemaligen Freund und Bandenkumpel Erik holt.
Hier wird manch Situation durch Erik seine lockeren Sprüche und seinen Humor aufgelockert was sehr gelungen und nicht übertrieben wirkt.
Auch Malek ist in diesem Buch eher düster, er ist zu allem bereit und Erik muss ich öfters zurückziehen da er sonst unüberlegt handelt, allgemein ist dieses Buch düsterer gehalten, denn es geht um soviel mehr.

Neben Malek gibt es auch immer wieder Einblicke in die Handlungen der Rebellion, auch hier geschehen Verwandlungen, geheime Absprachen die mich, zeitweise, fassungslos und sehr sprachlos zurückgelassen haben.
Jannah, die man schon aus dem ersten Buch kennt, ist noch verbissener auf den Sturz des Kanzlers und blendet auch hier viele Gefahren aus.
Die Verluste in allen Bereichen werden größer, man merkt dass die Zeit drängt und keine Seite Zeit zu verschenken hat.

Neu im Spiel ist Reba Ahrens, eine Scientin im Auftrag von Kanzler Kehlis.
Sie beschäftigt sich mit den Aufzeichnungen des entführten Forschers Carl Oskar Fossey und soll überprüfen an was der Professor gearbeitet hat bevor er von der Rebellion entführt wurde.

Über dieser ganzen Geschichte schwebt die nächste Generation von Nanopartikeln die es dem Kanzler aber vor allem seine Konfessoren einfacher machen soll Rebellen, Intolerante, Menschen die „free“ auf die Nanopartikel sind ,zu stellen, gefangen zu nehmen, sie „auszusieben“ damit Deutschland friedlich und glücklich bleiben mag.
Aber Kehlis hat seinen Blickwinkel erweitert und möchte sich noch grösseren Aufgaben widmen...die Zeit drängt also nicht nur für die Rebellion sondern auch für Malek.
Im ersten Band hatte ich noch bemängelt dass mir Kanzler Kehlis zu kurz kommt, auch wegen seinen Ansichten und Absichten – dies hat der Autor in diesem Buch gekonnt hervorgeholt und den Kanzler mehr in den Mittelpunkt gerückt, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.

Sehr gelungen fand ich wieder die Darstellung der Nanopartikel, auch welche Art von Partikel jetzt hergestellt werden sollen – diese ganze Thematik hat der Autor sehr gekonnt und sehr spannend umgesetzt, auch dass man es als Laie verstehen mag und es einem dann eine Gänsehaut über die Arme jagt.

Mit dem Ende, mit dieser Entwicklung so hatte ich nicht gerechnet und ja, bin absolut begeistert von diesem zweiten Buch.
Ich kann diese zwei Bände auf jeden Fall empfehlen!

Bewertung vom 05.06.2019
Geschichten aus Nian - Lindenreiter
Belt, Paul M.

Geschichten aus Nian - Lindenreiter


ausgezeichnet

Alles beginnt mit einem kleinen Kind aus Nian welches eher ein Träumer ist, seine Eltern sich aber wünschen dass er in seiner Schulklasse es in die vorderer Reihe schafft um sein Wissen zu zeigen, und dem Wunsch auf einem Blatt durch die Luft zu schweben.
Natürlich nicht irgendein Blatt sondern ein Blatt von der Linde die in der Nähe der Schule steht.
Doch die Menschen aus Nian sind wirklich sehr sehr klein, gerade Früchte und Blätter von Bäumen können erheblichen Schaden anrichten.... doch der kleine Nianer gibt nicht auf.

Ebenso ähnlich sind Kai aus dem Mittelland und Lia aus dem Gebirgsland gestrickt, auch sie sind eher Träumer, müssen sich in der Familie, in der Schule, in der Gemeinschaft beweisen, halten sich eher für klein und nichtig.
Und doch sind diese 3 kleinen Menschlein mehr als nur Träumer, denn als sie ihren Mut finden eröffnet es ihnen ungeahnte Kräfte die sie mit Wasser, Gräsen und Bäumen reden lässt und neue Wege für ihre Träumen eröffnen.

Alleine das Cover ist schon ein Blickfang und durch die Farben, Formen und das Bild im allgemeinen bekommt man einen sehr guten Einblick was einen in diesem Buch aus Nian erwarten kann und wird.

Der Schreibstil ist leicht, schön, in der ersten Geschichte noch etwas „gehoben“, aber ich finde dies unglaublich passend, da gerade beim „Lindenreiter“ eine Legende erzählt wird und da ist so eine Aussprache regelrecht passend.

Auch sind die Seiten immer wieder mit kleinen, passenden Zeichnungen unterlegt, gerade zu Beginn der Geschichten sind es mehr was ich aber gut überlegt finde, da gerade Kinder sich so ein Bild von Nian und seinen Bewohnern machen kann, auch wie „groß“ sie in Wirklichkeit sind.

Der Autor wirbt mit Fantasie die ohne Blut, Mord und Totschlag auskommt, ein Buch für die großen und kleinen Kinder unter uns und ich kann hier zu 100% zustimmen.
Nicht nur Kinder werden ihre Freude an diesen 3 Geschichten haben, auch Erwachsene finden hier schnell Zugang und es spricht das „innere“ Kind von allen an.
Natürlich sollte man sich diesem „inneren“ Kind auch bewusst sein, sonst wird man dieses Buch wohl eher als verlorene Zeit ansehen.

Gerade Kinder werden, in meinen Augen, hier gestärkt und ermutigt.
Kindern träumen gerne, fragen Dinge wo man als Erwachsener eher mit Logik herantritt und sehen die Welt noch mit ganz anderen Augen.
Und viele fühlen sich vielleicht klein, unbedeutend oder nicht mutig genug.
Genau hier liegt die Stärke des Buches, in den Aussagen in den Geschichten – man muss manchmal nur ein bisschen mutig sein, sich etwas zutrauen und man kann die tollsten Dinge erleben und fühlt sich plötzlich nicht mehr klein und schwach.

Als Erwachsener wird man, so erging es mir, an die eigene Kindheit erinnert, die Zeit die man in der Natur verbracht hat, geträumt und gewagt hat, die Bilder die der Autor durch seine gekonnte Erzählweise hervorruft lassen einen ein tolles Kopfkino erleben.

Ich kann dieses Buch jedem Leser, ob groß oder klein, nur ans Herz legen und ich hoffe noch auf viele, weitere, tolle und schöne Geschichten aus Nian.
Natürlich eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.05.2019
Nazis Inside
Wierig, Angela

Nazis Inside


ausgezeichnet

Angela Wierig ist Strafverteidigerin und soll nun für eine Mandantin, deren Bruder ein Opfer der NSU- Gruppe wurde, diese vor dem Gericht in München verteidigen.
Ihre Eindrücke, Wahrnehmungen und Ansichten hat sie in ihrem Buch „Nazis Inside“ für den „normalsterblichen“ Leser ohne großen juristischen Hintergrund zusammengefasst.

Ich hatte große Erwartungen aber auch etwas Angst was mich in diesem Buch erwarten wird, gerade ob ich die Ausführungen von Frau Wierig verstehen werde.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und ehe man es sich versieht ist man schon mitten in der Verhandlung drin und folgt Frau Wierig durch den Gerichtsalltag.
Auch viele juristische Fachthemen werden von ihr sehr gekonnt vereinfacht, logisch und mit Sinn nachzuvollziehen.
Der Schreibstil, ihre Ansichten bestechen oft durch ihren Humor, oft mit Ironie gespickt, aber auch nach der Ansicht - „das sag ich jetzt mal frei Schnauze“.
Ich kann mir vorstellen dass dies nicht bei allen Lesern gut ankommen wird, mir hat diese gesamte Mischung aber sehr gut gefallen, denn bei manchen Situationen helfen nur noch eine Portion Humor und Ironie.

So und dann wird es schon schwierig das Buch zusammenzufassen bzw. dieses Buch spaltet.
Ich denke dass die Wenigen mit Objektivität umgehen können, und diese beherrscht, für mich, dieses Buch.
Viele haben den NSU-Prozess verfolgt, viele haben sich ihre Meinung gebildet und ich denke dass dieses Buch viele Grundpfeiler der Meinung von jedem einzelnen erschüttert und man entweder mault oder das Buch in die Ecke wirft.

Natürlich hatte ich, gerade zu Beginn, meine Probleme mit diesem Buch, wie gesagt, man hat sich seine Meinung durch die Berichterstattung gemacht und jetzt erhält man ganz neue, andere Eindrücke.
Und diese Eindrücke machen vor keinem Halt, werde den Opfern die aussagen, noch der Antifa, den Rechten, den Anwälten, der Presse, den ganzen Stimmen und Meinungen die man überall gehört, gelesen und gesehen hat.

Die Ansichten von Frau Wierig gleichen der einer Strafverteidigerin, ohne große Gefühle, ohne dass sie sie sich in der Presse aufspielt bzw. schauspielt, sie heuchelt nichts in die Kameras und steht zu ihren Aussagen und Ansichten.
Dies kommt nicht gut an, weder bei den Kollegen die mit ihr auf der Bank sitzen, noch bei den Medien selbst.
Jeder hat seine Meinung vorgefertigt und alle sollen bitte in diese Schablone passen.
Ihre Meinung und Erfahrung mit der genannten Presse und Kollegen fasst sie genauesten zusammen- und wie Frau Wierig manchmal meinte - man möchte kotzen, bei gewisser Scheinheiligkeit kann ich diese Aussage verstehen und absolut nachvollziehen.

Wer jetzt denkt nur die „Antifa“ bekommt ihr Fett weg oder die Presse sowie Kollegen, Leute die meinen dass in Deutschland der Rassismus überall alles beherrscht, das Gericht das Urteil oder die Urteile nicht rechtens gesprochen hat, der täuscht.
Denn ebenso werden Frau Zschäpe, ihre Verteidiger und das ganze Theater welches um Frau Zschäpe gemacht wurde, ausgeleuchtet, analysiert und ebenso schonungslos dargestellt.

Frau Wierig erklärt diesen Prozess genau so wie jeder andere Prozess auch ablaufen würde, während alle „Pseudoprofis“ ihre Meinung hinausschreien und dem Gericht Rassismus oder Unfähigkeit vorwerfen zeigt sie mit Sachlichkeit dass eben gewisse Dinge vor Gericht, laut Gesetz, so abzulaufen haben, es seine Richtigkeit hat und man dies eben auch überall ebenso anwenden würde wenn man selbst vor Gericht stehen würde.
Gerade was dieser Prozess an wirklich Arbeit und Schwierigkeiten dargestellt hat wird hier sehr eindrucksvoll und verständlich aufgezeigt.

Trotz anfänglicher Bedenken finde ich dieses Buch absolut gelungen, es zeigt 401 Tage des NSU-Prozesses und ich finde jeder sollte dieses Buch gelesen haben!