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Benutzername: 
Milli11
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2018
Die Kathedrale des Lichts
Laurin, Ruben

Die Kathedrale des Lichts


sehr gut

Ein gelungener Mittelalter-Roman

Der Baumeister Bohnsack hat den Auftrag bekommen, den neuen Dom in Magdeburg zu bauen. Zusammen mit seiner Tochter Helena, einer bildhübschen und gescheiten jungen Frau, macht er sich auf den Weg zu seiner neuen Wirkungsstätte. Dabei treffen die beiden immer neue und ganz unterschiedliche Personen, die sich ihrem Weg anschließen: der junge Ritter Ansgar von Lund mit seinem Knappen, zwar sehr erfolgreich im Turnierkampf, aber abgebrannt und mittellos bis auf die Knochen, den wendischen Sklaven Moritz, stark und als Bildhauer sehr begabt, aber durch traumatische Ereignisse in der Kindheit seelisch schwer angeschlagen, den Schmied Benno mit seiner mutigen und gutherzigen Frau Monica und noch manch andere.

Die Schicksale dieser Personen verweben sich im Laufe des Romans immer weiter miteinander, Helena verliebt sich, Ansgar und Moritz auch, neue undurchsichtige Gestalten tauchen auf und hassen und begehren wiederum andere, Menschen werden übel misshandelt und auch ermordet, es tut sich ein buntes Kaleidoskop an mittelalterlichen Gebräuchen und Sitten auf und nebenbei wächst der Dombau immer weiter fort. Helena verliert ihre erste Liebe und muss auf Geheiß ihres Vaters einen ungeliebten und grausamen Mann heiraten, Moritz kann sich an den Mördern seiner Familie rächen und findet zum Ende hin noch sein großes Glück.

Dazu kommt noch eine ganze Menge an Wissen zu den damaligen Bauweisen und sehr nett ist auch ein Einschub zur Geschichte des heiligen Mauritius, dessen Figur im Magdeburger Dom aufgestellt und verehrt wird.

Das liest sich sehr munter und spannend, man fiebert mit den Liebespaaren mit und trauert um die Toten, zum Teil freut man sich natürlich auch, wenn es die richtigen erwischt. Dem Autor gelingt es wirklich gut, dem Leser die ganz andere Lebenswelt der damaligen Zeit nahe zu bringen und ich bin durchaus sehr froh, heute zu leben und mich nicht den Vorgaben meines Vaters oder Ehemannes fügen zu müssen und trotz aller gegenwärtigen Probleme ist unser Leben glücklicherweise sehr viel friedlicher und weniger gewalttätig geworden.

Eine sehr gute Empfehlung für alle Leser, die gerne historische Roman lesen, die gut recherchiert sind und nicht nur die üblichen Geschichten mit lediglich altertümlichen Mäntelchen herum.

Bewertung vom 06.02.2018
Die letzte Borgia
Dunant, Sarah

Die letzte Borgia


sehr gut

Ein privilegiertes Frauenleben in einer grausamen Zeit
Das Buch beginnt mit Lukrezia Borgias Reise zur Hochzeit mit ihrem zukünftigen 3. Mann Alfonso d’Este. Hinter sich lässt sie Rom und dort einen geliebten Ehemann, der im Auftrag ihres eigenen Bruders Cesare getötet wurde.

Und so lässt sich mit wenigen Worten die gesamte, noch lebende Familie Borgia darstellen. Der Papstvater Alexander, seinen Kindern sehr zugetan, aber gleichzeitig diese auch immer wieder zum eigenen Machterhalt ausnutzend, Bruder Cesare, der seine Schwester überaus liebt und trotzdem auf ihre Gefühle keinerlei Rücksicht nimmt und Lukrezia selbst, die unter den Handlungen und Ränkespielen von Bruder und Vater leidet, sich aber dennoch nicht von ihnen lösen kann.

Schon auf der Reise lernt man dann auch Lukrezias Charakter kennen, durchaus verspielt und allen schönen Dingen zugetan, trotzdem aber auch klug und gerissen und absolut in der Lage, mit viel Charme und Härte ihren Willen durchzusetzen. Und diese Fähigkeiten wird sie am Hof in Ferrara in ihrer zukünftigen Schwiegerfamilie auch sehr brauchen und schlussendlich wird es ihr gelingen, sich einen eigenen Wirkungskreis dort aufzubauen.

Gleichzeitig werden auch der weitere Werdegang und Schicksal von Papst Alexander und von Cesare Borgia beschrieben und das ist gleichzeitig faszinierend und abstoßend.

Das alles wird sehr lebendig und eindringlich geschildert und auch die damals offensichtlich übliche alltägliche Grausamkeit im Umgang der Menschen wird sehr anschaulich beschrieben, gerade die Handlungen Cesare Borgias und die seiner Kämpfer kann man sich aus heutiger Sicht kaum vorstellen.

Wer satte historische Schmöker liebt, ist hier bestens beraten.

Bewertung vom 22.01.2018
Das Jesus-Experiment
Roßbach, Bernd

Das Jesus-Experiment


gut

Science Fiction mit einem Stückchen Kirchengeschichte
Der Wissenschaftler Tom Jennings hat eine Methode gefunden, Erinnerungen und Erlebnisse aus der Vergangenheit nicht nur der untersuchten Person selbst, sondern auch die seiner Vorfahren als Live-Bilder bzw.-filme sichtbar zu machen. Natürlich finden sich sogleich Konkurrenten, die ihm diese Erfindung strittig machen wollen als auch potentielle Vermarkter, die erkennen, wie man aus dieser Methode maximalen Gewinn schlagen kann und ggf. damit auch noch andere Entwicklungen vorantreiben kann, wie z. B. eine Art Handy, das Gedanken und Wünsche erkennt und sofort in den Konsum umsetzt. Ich will stark hoffen, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis das auf den Markt kommt, ich bin sicher, dass diese Forschung auch in Wirklichkeit mit Hochdruck betrieben wird.

Jennings stößt nun auf eine Nachfahrin von Pontius Pilatus, in deren Erinnerung somit auch das Bild von Jesus gespeichert sein müsste und sticht damit in ein Wespennest, denn die Kirche ist an der Aufklärung und Verbreitung der wahren Ereignisse rings um Jesus` Tod alles andere als interessiert. Und nicht nur nicht interessiert, sondern auch entschlossen, mit allen möglichen Mitteln derartige Veröffentlichungen zu verhindern.

Und damit beginnt eine Hatz durch halb Europa, die stark an die Romane von Dan Brown erinnert.
Das Buch liest sich durchaus flüssig, allerdings ist mir eigentlich keine der Figuren des Buches wirklich nahe oder sympathisch, viele Handlungen sind mir nicht schlüssig oder logisch und die Auflösung am Ende ist auch etwas gewollt.

Nichtdestotrotz gibt das Buch Denkanstöße, was heutzutage in der Wissenschaft so betrieben wird und ob das wirklich für die Menschen sinnvoll und nötig ist. Das „Ansehen“ von Erinnerungen meiner Vorfahren halte ich eher für unwahrscheinlich, zumal man bei der Fülle der vererbten Bilder mit Sicherheit niemals einzelne Personen wiedererkennen oder identifizieren könnte, aber die Entwicklung von Sprachcomputern wie Alexa etc. geht ja schon eindeutig in die Richtung des iBiD.

Für Leser mit Interesse an Science Fiction gepaart mit einem bisschen Kirchenkritik ist das Buch eine gute Empfehlung.

Bewertung vom 22.12.2017
Im Feuer der Freiheit
Freudenberg, Bele

Im Feuer der Freiheit


sehr gut

Liebesroman in historischem Ambiente

Ich liebe historische Roman und kann von wahren Begebenheiten, geschichtlichen Zusammenhängen und dergleichen eigentlich nicht genug bekommen. Nun habe ich aber in der Leserunde gemerkt, dass viele schon abschalten, wenn mehr als 1 Jahreszahl und eine wahre historische Begebenheit in einem Buch zusammenkommen. Da ist es für eine Autorin natürlich schwer, alle Seiten zufrieden zu stellen und so liegt dann auch hier der Augenmerk eher auf der Liebesgeschichte.

Die ist auch sehr schön aufgebaut, die junge Fanny, die als Waise bei ihrem Onkel in Hamburg lebt, verliert auch diesen und wird Georg von Alvesloh als Mündel überstellt. Und mit diesem verbindet sie schon eine ungute Geschichte. Zu einem besseren Verhältnis der beiden tragen die üblen Gerüchte, die sich um von Alvesloh ranken, nun auch gerade nicht bei.

Dazu kommt noch, dass Fanny ein recht naseweises vorwitziges Mädchen ist, das aber leider vom wahren Leben im Hamburg während der napoleonischen Kriege keine Ahnung hat. Sie hat keine Menschenkenntnis und versteht von den politischen Wirren dieser Zeit, als Hamburg französisch besetzt ist, dann von den Russen befreit und wieder aufgegeben wird und wiederum an Frankreich fällt, ebenfalls nichts. Das wäre ihr nicht zum Vorwurf zu machen, wenn sie nicht immer wieder mit viel Dickkopf Gutes versuchen will und so immer wieder in brenzlige Situationen gerät, aus denen ihr Vormund sie herausholen muss.
Aber schlussendlich siegt auch hier die Liebe und die beiden finden zusammen.

Das Lesen dieses Buches fällt leicht, und ich kann auch einige Hamburger Orte in dem Buch wiederfinden. Für mich wären noch einige historische Ereignisse und Ausführungen mehr noch interessanter gewesen, deshalb gebe ich Insgesamt dafür gute 4 Sterne.

Bewertung vom 22.12.2017
Geister der Nacht (eBook, ePUB)
McGilmore, Andrew

Geister der Nacht (eBook, ePUB)


weniger gut

Leider gar nicht mein Fall

Das Beste an diesem Buch ist mich das Cover und das schicke Pseudonym der Autorin. Ansonsten kann ich leider keinerlei Logik oder sinnhaftes Handeln unter den handelnden Personen ausmachen.
Eine der Hauptfiguren, Jolyn, hat Geburtstag und wird von ihren Freunden mit einer Nacht in einem Spukhaus überrascht. Leider kann ich schon hier nicht verstehen, wie diese Gruppe zum Begriff „Freunde“ kommt.

Eigentlich kann kaum einer den anderen leiden, ist eifersüchtig auf einen anderen, ständig streitet sich jeder mit jedem aus völlig unsinnig Gründen bzw. weil einer was gesagt hat und der andere das gemeint hat ...
Und das zieht sich durch die ganze Geschichte, das erschwert das Lesen und macht insgesamt keinen Spaß.

In dem Spukhaus passieren dann auch recht merkwürdige Geschichten, die aber leider auch völlig unglaubwürdig sind, Leute verschwinden in diversen Gängen, die vorher nicht da waren, plötzlich hängen Bilder an der Wand und waren vorher nicht da, Menschen werden wahlweise ein- und ausgesperrt, brechen durch Decken und nebenbei werden unmotiviert haufenweise Leute umgebracht. Normalerweise würde sich schon nach dem ersten Toten wohl eine Gruppe von Freunden instinktiv zusammenfinden und nicht einzeln in alle möglichen Richtungen verschwinden, um es einem potentiellen Mörder so richtig einfach zu machen. Mal davon abgesehen, dass es schon rein technisch nicht so einfach sein dürfte, jemanden zu töten, wenn derjenige schon auf der Hut ist, weil er x Leichen bereits entdeckt hat.

Ich habe bis zum Schluss durchgehalten und noch auf eine logische Erklärung gehofft, aber es endet damit, dass zum Schluss ein uralter Verehrer von Jolyn auftaucht mit einer völlig bescheuerten Geschichte, die ich nicht verraten will, vielleicht kann ja ein anderer Leser da mehr Sinn darin entdecken.

Für mich leider nur 2 Sterne, wie gesagt für das Cover und kleine Spuren von Spannung.

Bewertung vom 22.12.2017
Die Lichter von Paris
Brown, Eleanor

Die Lichter von Paris


sehr gut

2 unterschiedliche und doch ähnliche Frauenschicksale

Dieses Buch verläuft in 2 Zeitebenen, zum einen mit Madeleine, die mit ihrem Mann in Chicago um die 2000-ender Jahreswende lebt und mit ihrem Leben fürchterlich unglücklich und komplett unzufrieden ist. Sie arbeitet nicht, ist für ihren Mann nur eine Art Statussymbol und muss das brave Püppchen spielen. Liebe und Zuneigung spielen hier eine eher untergeordnete Rolle. Nach einem Streit mit ihm reist sie ab in ihre Heimatstadt zu ihrer Mutter, mit der sie ein ähnlich distanziertes Verhältnis wie zu ihrem Mann hat. Ständig vergleicht sie sich mit ihrer Mutter und fühlt sich unterlegen und ungenügend.

Durch Zufall entdeckt sie auf dem Dachboden dann aber die Tagebücher ihrer Großmutter Margie, die ein ähnlich korsettiertes Leben führen musste, bis sich ihr durch einen glücklichen Zufall die Möglichkeit bietet, eine Zeit in Paris in den goldenen 20-er Jahren zu leben. Und so taucht auch Madeleine nun ein in diese verrückte, lebendige Stadt zu dieser Zeit, in der vieles im Umbruch und Aufbruch ist.
Und nun springt der Roman immer zwischen den beiden Frauen hin + her, das macht es für mich sehr spannend.

Und nach und nach entdeckt sich auch Madeleine neu, bekommt Impulse von neuen und alten Bekannten und Freunden und beginnt endlich, ihr Leben selbst zu gestalten.
Das Buch liest sich sehr flüssig und ich fand es sehr spannend, endlich zu erfahren, wie es mit den beiden Frauen nun weitergeht. Gerade die Beschreibung von Paris hat mir sehr gefallen.

Mit Madeleine wiederum hatte ich einige Probleme. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich eine Frau in meinem Alter so dermaßen von außen, erst Ihren Eltern und dann von ihrem Mann, beeinflussen und unterdrücken lässt. Das scheinen mir aber auch sehr selbstgewählte „Upper class“-Probleme zu sein, denn Geld spielt sowohl für Margies wie auch Madeleines Eltern keine Rolle und so gibt es erstmal keine Notwendigkeit, sich selbst finanziell zu unterhalten. Und das schafft natürlich Abhängigkeiten und fordert Wohlverhalten ein. Zu Margies Zeiten scheint mir das auch in ihrer Gesellschaftsschicht durchaus verständlich, allerdings nicht in heutigen Zeiten.

Deshalb bleibe ich bei sehr guten 4 Sternen und einer eindeutigen Leseempfehlung für alle, die sowohl Frauen- wie auch historische Romane lieben.

Bewertung vom 22.12.2017
Mit dir am Horizont (eBook, ePUB)
Rogasch, Julia

Mit dir am Horizont (eBook, ePUB)


sehr gut

Schöner Frauenroman in wunderbar beschriebener Kulisse

Anna lebt in einer Vorzeigebeziehung in einer schicken Penthauswohnung in Hamburg und arbeitet zusammen mit ihrem gutaussehenden eloquenten Ehemann als Anwältin in der gemeinsamen Kanzlei. Bei so viel Perfektion auf einem Haufen müssen ja doch irgendwo verborgene Leichen liegen. Und die zeigen sich umgehend, als Anna einen Brief einer ehemaligen sehr engen Freundin erhält, die sie dringend um Hilfe bittet.
Gegen den Willen ihres Mannes reist sie nach Sylt, wo Tessa bislang lebt. Und dort muss Anna feststellen, dass sie zu spät gekommen ist …
Und nun brechen reihenweise um sie herum sicher geglaubte Wahrheiten, Aussagen und Beziehungen zusammen.

Das alles liest sich sehr flott und gut, besonders gelungen finde ich die Schilderungen der Orts- und Landschaften auf Sylt, da merkt man viel Herzblut der Autorin. Hin und wieder werden die Seelenzustände und Befindlichkeiten der Hauptperson etwas zu ausführlich dargelegt, um dem Leser die Zwiespälte in Annas Seelenleben gang ganz nahe zu bringen, da könnte man ebenso wie an den manchmal etwas zu häufig aufgerufenen „dunklen Gewitterwolken am Horizont“ und „stahlblauen Augen“ gut ein paar Seiten kürzen.

Aber im Großen und Ganzen hat es mir viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen, als Urlaubslektüre besonders bei einem Nordseetrip auf jeden Fall zu empfehlen.

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