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Top-Rezensenten Übersicht

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Gwynnys Lesezauber - Bloggerin & Lektorin
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Nüdlingen
Über mich: 
Buchverrückte mit der tiefen Leidenschaft für das geschriebene Wort. Ich lese nicht, ich tauche ein in fremde Welten, erlerne Magie und zähme Drachen! Ich lektoriere nicht, ich höre auf die Melodie eines Textes und fische die falschen Töne heraus.

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2021
Das Nebelmädchen von Mirrors End
Siegmund, Fabienne

Das Nebelmädchen von Mirrors End


ausgezeichnet

"Die Nacht war finsterdunkel.
Ja, das genau war das richtige Wort, denn finster und dunkel allein hätten für die tiefe Schwärze, die den Himmel färbte, nicht ausgereicht."
Aus Das Nebelmädchen von Mirrors End von Fabienne Siegmund

KURZMEINUNG
Wo die Sicht endet, Logik keinen Halt mehr findet, dort beginnen die Geschichten von Fabienne Siegmund. Diese hier wandelt in den Träumen.

SCHREIBSTIL & MEHR
Zweifelfinster – hoffnungszwielichtig – traumsplitterbunt. So möchte ich diese wunderbare kleine Geschichte zusammenfassen. Sie beginnt in der greifbaren Welt, wendet sich zu fernen Sternen und endet in einer Mischung aus dem Hier und dem Dort.
Lest dieses Kleinod, dass sowohl den Verstand als auch das Herz umschlingt, umherwirbelt, bis man nicht mehr weiß, was Traum und was Realität ist. Das so voller Emotionen schwingt, die im Alltag versteckt, hinter Fassaden verborgen und gut in der finstersten Ecke verschnürt bleiben. Doch auch das Streben nach Hoffnung, Befreiung und der Wunsch nach dem Dahinter liegen zwischen den Zeilen verborgen.
Ich habe ein paar Tränen vergossen, nach dieser Geschichte bin ich nicht sicher, ob sie wirkungslos im Taschentuch versiegt sind … Doch ich verrate nicht warum, Ihr müsst Euch schon selbst an die Zeilen wagen.
Es war düster, traurig, grausam – und doch leuchtete fern am Horizont immer dieser kaum wahrnehmbare Streifen der Möglichkeit, alles könnte gut werden. Oder zumindest wieder ein kleinwenig besser. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr mich Fabienne Siegmunds Zeilen berührt haben. Etwas Melancholisches in mir hat die Melodie des Buches aufgenommen und vibriert nun leise nach. Nicht unangenehm, eher nachdenklich. Ich bin sicher, das Buch bleibt in meinem Herzen - und das seit der ersten Zeile.

FAZIT
Ein Meisterwerk der Zeilenmelodien, das versteckt zwischen seinen Zeilen von zerbrochenen Träumen, zarten Hoffnungen und leidenschaftlichen Wünschen erzählt. Fabienne Siegmund ist für mich mehr als eine Autorin – sie kleidet in Worte, was man kaum zu fassen vermag. Aber wenn man es liest, erkennt man sich wieder ...
Ich freue mich schon auf ihre nächste Geschichte!

BEWERTUNG
Höchstwertung!
5 von 5 Goldenen Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 05.11.2021

Bewertung vom 17.10.2021
FEUERSTURM - Das McGregga-Armageddon
Heidemann, Thomas

FEUERSTURM - Das McGregga-Armageddon


ausgezeichnet

„Ich bin Zivilist.“
„Na, dann bist du bei uns ja in bester Gesellschaft“, ignoriert der Soldat mit sichtbarem Genuss den Wunsch nach militärischer Etikette. „Wir haben jede Menge Zivilisten an Bord, die sich alle an Käpt’n Bad Axe rächen oder das Kopfgeld für ihn einstreichen wollen. Das hat die hierarchischen Strukturen etwas … aufgeweicht. Wir sind hier alle gleich, nur die Kommandantin ist ein bisschen gleicher.“ Er deutet auf den Koffer in der Kapsel. „Den musst du selbst in dein Quartier tragen.“
Aus Feuersturm – Das McGregga-Armageddon von Thomas Heidemann


KURZMEINUNG
Douglas Adams wäre verdammt stolz auf Thomas Heidemann – dieses Buch gehört verfilmt! WARNHINWEIS! ACHTUNG! Angriff auf die Lachmuskeln vorprogrammiert!


SCHREIBSTIL & MEHR
Ich ziehe meinen Hut vor Thomas Heidemann – Chapeau! Dieser Autor hat es für mich geschafft, Douglas Noël Adams die Hand zu reichen. Ich liebe Per Anhalter durch die Galaxis und habe diese seltene Art des Humors in Feuersturm – Das McGregga-Armageddon wiedergefunden. Nicht ganz so britisch, aber doch nah dran. Es ist die Mischung aus Absurdität, dummen Einfällen und dem ganz normalen Wahnsinn, der die verschiedenen Spezies der Galaxien so befällt, der dieses Buch zu einem echten Meisterwerk macht.
Ich fordere hiermit eine Verfilmung! Das muss auf die Leinwand und ich will es im Kino anschauen und dort vor Lachen Bauchweh bekommen – wie es beim Lesen auch der Fall war.
Wahnsinnig, irrsinnig, katastrophal, krass durchgeknallt – so kann man den Protagonisten des Romans, Bad Axe Armistead McGregga, gut beschreiben. Aber er ist zudem auch absolut witzig, liebenswert und ein knuffiger Schussel. Einen solchen Charakter zu erdenken und ihm eine konsequente Verhaltenslinie zu geben, ist mit Sicherheit gar nicht so einfach. Es ist das ganze Team der Feuersturm, zusammen mir ihren Kontrahenten und den Nebencharakteren, die in ihrer Dynamik diese Lachmuskeln beanspruchende Atmosphäre schaffen.
Es ist bisweilen sehr schnell und spritzig geschrieben und hat damit ein wenig von Terry Pratchett, es zielt auf schwarzen Humor ab, bisweilen sehr trockenen Humor, und trifft damit genau meinen Nerv. Ich wurde grandios unterhalten!
Allerdings möchte ich anmerken, dass dieser Roman dennoch nichts für mal eben zwischendurch ist. Es liest sich anspruchsvoll, dynamisch und hält auf Trab!

FAZIT
Restlose Begeisterung, starker Muskelkater sämtlicher beim Lachen beanspruchter Muskeln und der Wunsch nach einer Verfilmung – so kann man dieses Buch am Ende für mich zusammenfassen. Geniale Unterhaltung der Extraklasse – Thomas Heidemann hat meinen vollen Respekt für diese grandiose Leistung! Ich finde, er darf gern noch mehr solcher fantastischen Werke schreiben!

BEWERTUNG
Höchstwertung!
5 von 5 Goldenen Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 17.10.2021

Bewertung vom 06.10.2021
Der Lehrling des Feldschers II
Walters, Greg

Der Lehrling des Feldschers II


ausgezeichnet

Eine Hörbuch-Rezension.

„Der Kaiser wird gar nichts davon erfahren. Das kann ich garantieren. Wir können jemanden schicken, der Vorsicht walten lässt, aber dennoch mit Nachdruck agiert. Schon in wenigen Wochen könntet Ihr das Buch besitzen und den Wunsch Seiner Majestät nach echter Unterstützung durch seinen schwarzen Feldscher erfüllen.“ Wieder ließ Johannes sein Lächeln aufblitzen.

Aus Der Lehrling des Feldschers II von Greg Walters


KURZMEINUNG
Bildgewaltige Fantasy mit viel Witz vor der schonungslos brutalen Kulisse des Dreißigjährigen Krieges. Historical Fantasy, die wirklich etwas kann!


SCHREIBSTIL & MEHR
Das Buch
Dieser zweite Band hat mich fertiggemacht, allerdings im positiven Sinne. Ich habe so viel gelacht, war angewidert und zwischendrin wirklich todtraurig. Und während all dieser Empfindungen waren da diese geschichtlich korrekten Fakten, die sehr gekonnt in die fiktive Szenerie eingeflochten waren.
Der Dreißigjährige Krieg – auch wenn man den fantastischen Aspekt wegnimmt, hat man hier viel gelernt und die absoluten Schattenseiten der unsinnigen Zerstörung erfahren. Denn zwischen humorvollen und spritzigen Dialogen gab es sehr viel Tod, Intrigen und Verrat. Der Mensch von seiner schrecklichsten Seite.
Greg Walters hat mit diesem zweiten Band eine absolut würdige und grandiose Fortsetzung geschrieben. Es war an den richtigen Stellen ruhig, die Spannungskurve war ausgewogen und ich liebe es, wie er seine Charaktere lebendig erscheinen lässt. Sei es durch kleine Schusseligkeiten, einzelne Gesten oder Ausdrucksweisen. Dieser Band steht seinem Vorgänger somit in nichts nach!
Der Sprecher
Inzwischen bin ich ein absoluter Fan von Robert Frank, denn er gibt jedem Charakter seine ganz eigenen Züge. Stimmliche Akrobatik, gezielt und überaus gekonnt eingesetzt, sorgt für die richtige Atmosphäre und verschafft ein intensives Hörerlebnis. Er hat es irgendwie geschafft, dass man das Kratzen der Dämonenkrallen und den Schlachtenlärm wirklich zu hören geglaubt hat. Obwohl ich von ihm nun schon so viele verschiedene Bücher gehört habe, kommt keine Verwechslungsgefahr auf. Pausen sind an den richtigen Stellen eingelegt, die Stimme zittert bei Bedarf und niemand kann Betrunkene so gut imitieren wie Robert Frank. Seine Glanzleistung ist meiner Meinung nach Mela, er macht sie gleichermaßen sympathisch wie abstoßend. ^^

FAZIT
Ein gelungene und würdige Fortsetzung. Historical Fantasy, die alles zu bieten hat: Humor, brutale Schonungslosigkeit und authentisch gezeichnete Charaktere vor der Kulisse des Dreißigjährigen Krieges. Ich bin sehr gespannt auf den Abschlussband!

BEWERTUNG
Höchstwertung!
5 von 5 Goldenen Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 06.10.2021

Bewertung vom 03.10.2021
Fairytale gone Bad 3: Das Zeitalter der Kröte
Hell, Faye

Fairytale gone Bad 3: Das Zeitalter der Kröte


ausgezeichnet

„Es ist ihre Angst, die Sie zu mir geführt hat. Sie haben Angst, dass wir uns auf den Gedanken von Kafka, Tolstoi und King aufrichten könnten, bis wir Ihr völkisches Plagiat überragen und das gesamte System stürzen.“
Aus Fairytale Gone Bad III: Das Zeitalter der Kröte von Faye Hell

KURZMEINUNG
Die wohl krasseste Adaption des Froschkönigs und anderer Märchen, die ich je gelesen habe. Ehrlich, ungeschönt und ein wenig krank – Horror in einer ganz eigenen Form.

SCHREIBSTIL & MEHR
Krass, ich meine so richtig KRASS. Holy Sh***it!
Ich habe den Eindruck, Faye Hell steht so gar nicht auf beschönigte Dramatik. Sie packt aus – und zwar alles, was da so anatomisch und realistisch betrachtet auszupacken ist. Nun bin ich kein Fan jeglicher Erotik in Büchern, ich mag die derbe Ausdrucksweise ganz und gar nicht. Aber hier? Sie bombardiert auf eine Weise damit, dass mir die Luft wegbleibt. Sie ballert Wahrheit und eine ganz furchtbare mögliche Realität um die Ohren, dass man gern die Augen schließen, das Buch wegstellen und ganz schnell ein paar Folgen einer drolligen Kinderserie mit Happy End ansehen will.
Aber Sie hält in ihrem Buch gefangen, erschlägt beinahe mit Sinneseindrücken, Zitaten und einer Seite des menschlichen Daseins, die man so gern ignorieren möchte. Kurzum: Faye Hell trifft genau da, wo es besonders schmerzhaft ist. Und wisst Ihr was? Ich finde es absolut genial.
Dabei hat das Lesen keinen Spaß gemacht, wie man so gerne sagt. Es war eher wie eine enge Halskette aus besonders scharfem Stacheldraht. Aber sie hat mich zwischen den Zeilen gehalten, das ist hohe Kunst!

FAZIT
Zarte Gemüter werden sich hier nicht wohlfühlen, das ist klar. Doch wer seine Perspektive gern einmal unter einer ganz außergewöhnlichen Adaption betrachten möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen. Horror in Realismus – eine fatal-geniale Mischung!

BEWERTUNG
5 von 5 Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 03.10.2021

Bewertung vom 03.10.2021
Paris Underground (eBook, ePUB)
Stephan, Anja

Paris Underground (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie angewurzelt stand er da. Es war nicht so, dass er Angst vor ihr hatte. Nein, nein. Es war vielmehr ein tiefsitzendes Gefühl von …
Verdammt … er hatte Angst vor ihr. Aber das Schlimmere war, dass er wusste, dass sie recht hatte. Sein einziger Freund hatte ihn ans Messer geliefert.

Aus Paris Underground – Das kalte Herz I von Anja Stephan


KURZMEINUNG
Gefühlvolle und erwachsene Fantasy mit einem erfrischenden Humor und Charakteren, die in ihren Persönlichkeiten eine authentische Tiefe vermitteln – ich bin begeistert!

SCHREIBSTIL & MEHR
Ich bin richtig verliebt in diesen Auftakt!
Anja Stephan ist es gelungen, erwachsene Fantasy mit frischem Humor und einer Tiefe zu schreiben, die direkt ins Herz geht. Ich liebe die Atmosphäre, die ihr Paris für mich bereithält, die Dynamiken der Gespräche und den daraus entstehenden Witz.
Scott hat als Protagonist seine ganz eigenen Züge und Denkweisen, er wirkt dadurch greifbar. Dabei hat man nicht das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen. Vielmehr ist es so, dass die Autorin erlaubt, ihn während der Handlung richtig kennenzulernen. Immer weitere kleine Bruchstück aus Vergangenheit und Gegenwart ergeben ein neues Ganzes und lassen ihn in seinem ganz eigenen Licht erscheinen – und das macht sie mit all ihren Charakteren. Das ist etwas ganz Besonderes, denn sie drängt die Züge nicht auf, stellt sie als gegeben hin. Sie lässt ihre Charaktere selbst wirken. Das feiere ich wirklich ganz speziell.
Auch der Schreibstil der Autorin hat ein ganz eigenes Flair. Keine Silbe wirkt gestelzt, taktisch gesetzt. Aus dem ganzen Buch spricht Gefühl. Ich habe den Eindruck, die Autorin hat viel von sich zwischen den Zeilen versteckt.
Und derweil sie schon damit überzeugen kann, verteilt sie in dieser Geschichte so unglaublich wichtige Statements. Zum Teil offen und deutlich benannt, zum Teil versteckt und dennoch offensichtlich genug, um wahrgenommen zu werden.

FAZIT
Eine absolute Leseempfehlung! Kluge, erwachsene und harmonische Fantasy überzeugt mit authentischen Charakteren und einem ganz besonderen Lesegefühl. Das Buch hat sich mit jeder Zeile in mein Herz geschlichen und ich fiebere dem zweiten Band entgegen. Ich hoffe sehr, die Bücher erscheinen auch als Print, denn ich möchte sie unbedingt in meinem Regal stehen haben!

BEWERTUNG
Höchstwertung!
5 von 5 Goldenen Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 03.10.2021

Bewertung vom 27.09.2021
Das Geheimnis der Talente
Valentin, Mira

Das Geheimnis der Talente


ausgezeichnet

Erik starrt mich an, als hätte ich ihn vor den Kopf geschlagen. Dann setzt er sich plötzlich auf, fasst mein Gesicht mit beiden Händen und dreht es ins Licht. Eine Weile betrachtet er mich stirnrunzelnd.
„Du bist irgendwie anders“, murmelt er. Du denkst klarer und du siehst verändert aus. Was ist passiert?“
Aus Das Geheimnis der Talente, Band I von Mira Valentin

KURZMEINUNG
Spannende Urban Fantasy mit einem schönen Romance-Anteil. Gelungener Auftakt zwischen Märchen und harter Realität. Wem darf man noch trauen?

SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Ich bin mit ein wenig Vorbehalt an diese Reihe meiner Lieblingsautorin gegangen. Konnte sie mich doch beispielsweise mit Enyador und dem Mitreiser vollkommen überzeugen. Diese Reihe war jedoch ihr Debüt und ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Wer jedoch ein echter Fan ist, möchte alles lesen!
Gesagt, getan – was soll ich sagen? Nachdem ich auf den ersten Seiten ein wenig Anlaufprobleme hatte, weil ich von ihr einfach „erwachsenere“ Geschichten gewohnt war, konnte mich das Buch rasch durch ihre Fähigkeit, Charaktere lebendig und authentisch zu zeichnen, für sich gewinnen.
So schnell konnte ich gar nicht schauen, da hatten mich Spannung, Zwiespalte und unnahbare Anführer um den Finger gewickelt. Wobei es da gewisse Freunde gibt, die ich viel lieber mag – aber um das zu verstehen, müsst Ihr das Buch leider selbst lesen. ^^
Jedenfalls ist es Mira Valentin gelungen, eine romantische Urban Fantasy zu schreiben, die mich trotz der recht jungen Protagonisten sehr gut unterhalten hat. Von inneren Konflikten, unerfüllten Sehnsüchten und der ständigen Gefahr, den nächsten Morgen nicht mehr zu erleben, wurde man in einen emotionalen Strudel gerissen, der für zeitweilige Atemlosigkeit sorgte.
Richtig genial fand ich, wie sie die Dschinn dargestellt hat. Zudem erfreute mich, wie sie auch in diesem Werk beleuchtet, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Sie hat ein Talent dafür, zu zeigen, dass man die Dinge nie von nur einer Seite aus betrachten sollte. Und obwohl ich es nicht erwartet hatte, hat sie auch hier damit gepunktet. Ich erkenne die Autorin wieder – darüber freue ich mich wohl am meisten.

MEIN FAZIT
Mit ihrem Debüt konnte mich meine Lieblingsautorin abholen und einmal mehr für sich gewinnen. Nach ein paar Seiten, in denen ich mit dem Neueinstieg schwergetan habe, hat die Geschichte am Ende in mein Herz gefunden. Ich freue mich auf Band 2!

MEINE BEWERTUNG
Hier gibt es 5 von 5 Zahnrädchen.
©Teja Ciolczyk, 27.09.2021

Bewertung vom 12.09.2021
Die Highlanderin / Enja, Tochter der Highlands Bd.1
Fellner, Eva

Die Highlanderin / Enja, Tochter der Highlands Bd.1


weniger gut

Der Mönch sprach ein Gebet und ließ sich vom Wächter aus meiner Zelle führen. Ich bekam einen Kloß im Hals. Wenn es also der König nicht schaffte, dann würde mich die Kirche ins Grab bringen. Wie hatte Isaak immer gesagt? „Kein Gott der Welt kann gegen die Dummheit der Menschen etwas ausrichten. Inshallah …“
Aus Die Highlanderin von Eva Fellner


KURZMEINUNG
Ein historischer Roman mit Schwächen, insgesamt jedoch unterhaltsam.


SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Die Autorin hat ein Händchen für die Beschreibungen der Umgebung. Auch manche Charaktere hat sie sehr gekonnt gezeichnet.
Enja zum Beispiel war präsent als Protagonistin, aber ich bekam einfach kein Bild von ihr. Wie sie gekleidet war, konnte ich greifen, doch ich konnte ihr kein Gesicht zuordnen. James hingegen und auch Hal hat man sofort vor Augen. Das ist schade, da es ja hauptsächlich um sie geht. Leider war sie in ihren Handlungen auch ein wenig unstet. Von der kontrollierten Assassinin zur unbeherrschten Frau, die sich damit richtig in Schwierigkeiten bringt – das passt für mich nicht ganz zusammen. Denn eine Ausbildung, wie Enja sie genossen hat, geht in Fleisch und Blut über.
Mich haben auch ein wenig die Rückblenden irritiert und immer aus dem Lesefluss gerissen. Ich hätte ihre Geschichte schlicht von Beginn an erzählt und darauf aufgebaut besser gefunden. Ich verstehe natürlich, dass diese Rückblenden zum einen die Spannung besser aufbauen, wenn sie an die richtige Stelle gesetzt werden, und zum anderen manches erst nach und nach entdeckt werden kann. Es hat also seine Berechtigung und vermutlich gefällt es auch vielen Lesern so sehr gut. Mir hat es jedoch die eben erst aufgebaute Stimmung zerstört – dabei hat die Autorin es ja immer wieder geschafft, die Atmosphäre greifbar zu machen. Doch für das richtig fesselnde Lesegefühl hat es dann leider doch nicht gereicht. Bedauerlich, denn das ist mir sehr wichtig.
Der Schreibstil an sich war jedoch gut zu lesen und insgesamt wurde ich unterhalten.

MEIN FAZIT
Dieser historische Roman kommt zwar mit einigen Schwächen daher, kann jedoch insgesamt unterhalten. Für das Herzblut der Autorin, das Potenzial der Geschichte und mich als Leserin hätte ich mir einfach mehr gewünscht.

MEINE BEWERTUNG
Hier gibt es 2 von 5 Zahnrädchen.
©Teja Ciolczyk, 11.09.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Die Götter müssen sterben
Bendzko, Nora

Die Götter müssen sterben


ausgezeichnet

»Ich habe einige unheilbare Wunden und weiß, dass noch mehr folgen werden«, sagte sie. »Eine andere Frau würde eine ausgestreckte Hand nicht fortschlagen, nicht in einem fremden Land, wo sie sonst allein unter Feinden wäre. Aber ich weiß es besser, Areto. Zum Würgen und Schlagen bedarf es beider Hände. Es ist grausam, doch ehrlich. Wer dich dagegen füttert, braucht nur eine Hand und kann die andere hinter dem Rücken verbergen. Ich kann dir nicht trauen. Und du solltest es mir gleichtun.«
Aus Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko

KURZMEINUNG
Brutal ehrliche Dark Fantasy, die auf vielen Ebenen emotional aufwühlt, begeistert und fasziniert.


SCHREIBSTIL & CHARAKTERE
Dieses Buch ist in sich so gewaltig, dass es eine kleine Weile brauchte, es zu verdauen. Normalerweise schreibe ich Rezensionen für Bücher, die mir außerordentlich gut gefallen haben, sofort. Doch in diesem Fall musste sich die Geschichte erst setzen und ihren Platz in meinen Gedanken und meinem Herzen finden.
Es ist auf so vielen Ebenen ein gelungenes Werk. Zwischen den Zeilen singt es, zeigt trotz der fantastischen Aspekte die brutale und groteske Ehrlichkeit – das dahinter der schillernden Sagen um die Griechen und ihre Götter.
Doch was mich so überzeugt hat, war die Unerbittlichkeit, mit der Nora Bendzko das Leben der Amazonen, das Leben aller in der damaligen Zeit, beschrieben hat. Weder waren die Kriegerinnen nur blutgierige und Männer fressende Furien – das kam nur manchmal ein wenig raus ^^ – noch trugen sie Blumen im Haar und lebten friedlich zusammen. Die Natürlichkeit, die hier mitschwingt, die Offenheit, die sie ihren Protagonist:innen schenkt, das alles fasziniert und fesselt. Es erschreckt jedoch auch, bringt zum Schlucken, zum Tränen wegblinzeln und vor allem dazu, die Gefühle der Charaktere in mir zum Klingen zu bringen bis sie der Geschichte antworten. Ein unbeschreibliches Lesegefühl!
Dahinter findet sich eine greifbare Atmosphäre – ich übertreibe nicht, wenn ich Euch sage, dass ich während so mancher Kampfhandlung das Blut auf meiner Zunge schmecken konnte. Nora Bendzko schreibt bildgewaltig. Ich hatte den Schlachtenlärm im Ohr, sah die Handlung vor meinem geistigen Auge und wurde mitten hineingezogen, in diesen Strudel aus Liebe, Hass, Verrat, Ehre, Verlust und Intrigen. Sehr zugesagt hat mir ihre Interpretation der Götter – so stelle ich sie mir auch immer vor. ^^
Dennoch möchte ich das Buch nicht verfilmt wissen, denn ich glaube nicht daran, dass man dieser Umgebung gerecht werden könnte. Es lebt definitiv von der eigenen Vorstellungskraft.

MEIN FAZIT
Bild- und emotionsgewaltige, düstere Fantastik, die von ihrer brutalen Ehrlichkeit und ihrer greifbaren und authentischen Atmosphäre lebt. Episch!

MEINE BEWERTUNG
Höchstwertung!
5/5 Goldene Zahnrädchen
©Teja Ciolczyk, 15.07.2021

Bewertung vom 20.05.2021
Die Erfindung von Alice im Wunderland
Hunt, Peter

Die Erfindung von Alice im Wunderland


ausgezeichnet

Und doch bedeuten Wörter, wie ihr wisst, mehr, als wir damit ausdrücken wollen, wenn wir sie verwenden: Ein ganzes Buch sollte also schon um einiges mehr bedeuten, als der Autor im Sinn hatte. – Charles Dodgson (Lewis Carroll) über Die Jagd nach dem Schnatz

Winston Churchills berühmter Ausspruch über Russland aus dem Jahr 1939 ließe sich auch auf die „Alice“-Bücher übertragen:
Sie sind „ein Rätsel, umgeben von einem Mysterium, das in einem Geheimnis steckt; aber vielleicht gibt es einen Schlüssel.“
– Aus Die Erfindung von Alice im Wunderland: Wie alles begann von Peter Hunt


Ein ebenso umfangreiches wie zum Nachdenken anregendes Werk – man sieht Alice mit anderen Augen.


DAS WERK ALS GANZES BETRACHTET
Durchgelesen habe ich dieses Wunderwerk der Annahmen, belegten Hintergründe und Rätsel um Alice sehr schnell. Doch es birgt so viele Details ins sich, dass ich oft noch geblättert habe. Ich bin durch die Seiten gesprungen und habe mich immer wieder gefragt, wie es wäre, Charles Dodgson einmal treffen und mit ihm sprechen zu dürfen.
So verweilte ich sehr lange zwischen diesen Zeilen. Denn es hat mir Spaß gemacht, Peter Hunts Ausführungen zu lesen. Sie sind bisweilen ein wenig kompliziert und verschachtelt geschrieben und die vielen Klammern mit wichtigen Fakten machen es nicht einfacher – aber das hat für mich nicht trüben können, welche Faszination das Buch auf mich ausgeübt hat.
Ich bin schon immer begeistert von Alice – sei es als Film, Buch, Konsolenspiel oder Nacherzählung. Und sicher sehe ich die Geschichte um das Mädchen herum nun mit anderen Augen. Aber mir wurde nicht der Zauber genommen, den diese Geschichte auf mich ausübt. Viel mehr bekam er nun die richtige Würze! Ich liebe Mehrdeutigkeit, Scharfsinn, Botschaften und gut getarnte Szenerien. Nun ist das Wunderland noch vielschichtiger für mich.
Es ist so interessant, zu erfahren, was Charles Dodgson zu einzelnen Figuren bewogen hat. Wie viel versteckte Realität durch die Seiten hüpft. Und es macht ihn nahbar, zu wissen, dass mehr seiner Emotionen in seine Werke hineingeflossen sind, als man bei einem Kinderbuch annehmen könnte.
Es kursieren ja die wildesten Gerüchte über Charles Dodgson und sein Alias Lewis Carroll – auch hier wird einiges klar und anderes gar nicht erst erwähnt. Geeignet, um die Gerüchteküche abkühlen zu lassen.
Gepaart mit vielen künstlerischen Eindrücken und enorm viel Wissen ist dieses Buch eine gelungene Komposition aus gestillter Neugier, neuen Perspektiven und genügend Raum, eigene Spekulationen zu betreiben.
Ein Buch zum Buch – und so viel mehr.
Ich verabschiede mich mit den Worten von Disneys Grinsekatze:
„So irre und so Geist gestört,
der Uhu schreit,
der Hirsch der röhrt ...
und der Momratz ist fort!"

©Teja Ciolczyk, 20.05.2021