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liesmal
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Wilhelmshaven

Bewertungen

Insgesamt 438 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2023
Hinter den Sternen ganz nah
Bartoli y Eckert, Patra

Hinter den Sternen ganz nah


ausgezeichnet

„Hinter den Sternen ganz nah“ ist ein Jugendroman von Petra Bartoli y Eckert, der mich zutiefst berührt.
Dabei fand ich es zunächst ein wenig befremdlich, eine Geschichte als Chatverlauf zu lesen. Doch genau das gehört für die 15-jährige Feli zur Trauerbewältigung. Nachdem sie ihre große Schwester durch einen Unfall verloren hatte, lässt sie den gemeinsamen Chat weiterleben, indem sie ihrer Schwester alles erzählt, was sie erlebt und vor allem auch das, was sie bewegt. Da sind Gefühle tiefster Trauer, Wut, Verzweiflung, Angst und Mutlosigkeit, die ich hautnah miterlebe.
Feli musste kurz nach dem Tod ihrer Schwester Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Das, was für Feli eine Strafe sein sollte, wurde am Ende zu einer Bereicherung. Wie sonst hätte sie Clara kennenlernen sollen? Mir gefällt besonders, dass die Geschichte auch davon erzählt, dass Freundschaft zwischen Jung und Alt gelingen kann.
Eine tolle neue Erfahrung für mich war es, einen Chatverlauf zu lesen, der sich als wunderbare Geschichte herausstellt. Beim Lesen dachte ich nie daran, die Autorin hätte sich die Geschichte ausgedacht. Für mich fühlte es sich so an, als hätte sie sie einfach geschehen lassen.
Von ganzem Herzen meine volle Leseempfehlung für Menschen jeden Alters.

Bewertung vom 07.09.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


sehr gut

Es beginnt wie in einem Märchen: In der Nachkriegszeit begegnet Henni, eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen, einem jungen Mann aus reichem Elternhaus. Bereits hier lässt die Autorin Marie Sand den Unterschied zwischen Arm und Reich in vieler Hinsicht deutlich erkennen.
Henni hat in ihrem Leben nicht viel Glück, aber sie besitzt einen starken Willen und es gelingt ihr, Hebamme zu werden. Sie sieht Menschen, die im Wohlstand leben, auf der einen Seite und auf der anderen Seite Mütter in großer Armut, die aus lauter Verzweiflung sogar bereit sind, ihr Kind auszusetzen.
Dramatisch und spannend liest sich „die Geschichte einer heimlichen Heldin“, wie es im Untertitel heißt. Immer wieder geschieht es, dass Neugeborene ausgesetzt oder sogar getötet werden. Dass das nicht mehr geschieht, dafür will sich Henni einsetzen. Unter großen Schwierigkeiten und über viele Hindernisse hinweg versucht sie, Müttern Mut zu machen und Hoffnung zu schenken. Sie setzt sich selbst großen Gefahren aus, als sie im Hof ihres Geburtsraumes eine Apfelsinenkiste aufstellt – eine Babyklappe.
Es ist eine anrührende Geschichte mit einem Inhalt, der unter die Haut geht.

Bewertung vom 04.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

„Das schnellste Mädchen der Welt. Das will ich mal werden. Hab ich heute Morgen beschlossen.“ Das sind die ersten Sätze aus dem Prolog. Schaue ich mir dazu das Cover an, so sehe ich ein glückliches und selbstbewusstes junges Mädchen, das sich „Vom Himmel die Sterne“ holt. Doch ganz so einfach wird es nicht.
Die Geschichte von Sallie Kincaid beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts im ländlichen Virginia. Schon mit fünf Jahren verliert sie ihre Mutter. Darum ist es besonders schön, von der besonderen Beziehung zu ihrem Vater, dem einflussreichen Duke, zu lesen, der seine Tochter liebevoll „Frechdachs“ nennt. Dann geschieht ein verhängnisvoller Unfall, Sallie wird verstoßen und muss ihr Zuhause verlassen.
Sie ist 17, als sie nach dem Tod des Duke nach Hause zurückkehrt. Da hatte sie bereits gelernt, hart zu arbeiten und dennoch ein ärmliches Leben zu führen. Jetzt wollte sie sich behaupten in einer Welt, in der nur die Männer das Sagen haben – eine große Herausforderung, nicht nur in Zeiten der Prohibition.
Gern habe ich mich von Jeannette Walls mitnehmen lassen in eine ungewisse Zeit voller Intrigen und Ungerechtigkeiten. Die Autorin hat fiktive und reale Ereignisse und Personen in einer fesselnden Geschichte miteinander verwoben und so eine packende Familiensaga entstehen lassen.

Bewertung vom 30.08.2023
Sieben Tage Mo
Scherz, Oliver

Sieben Tage Mo


ausgezeichnet

„Sieben Tage Mo“ – Der Titel deutet darauf hin, dass sich alles nur um Mo dreht. Dabei hat Mo doch noch seinen Zwillingsbruder Karl.

Seit seiner Geburt ist Mo geistig behindert, Karl ist gesund zur Welt gekommen. Ihre Mutter ist überwiegend alleinerziehend und berufstätig. Also muss sich auch Karl oft um seinen Bruder kümmern – und dafür natürlich auf vieles verzichten.

Ich weiß, wie wichtig es ist, dass auch Geschwisterkinder geistig behinderter Menschen wahrgenommen werden und Anerkennung bekommen.

Der Autor Oliver Scherz sagt mit Herz und Verstand das, worauf es ankommt. Er beschreibt sehr realitätsnah, wie es Karl geht, indem er ihn die Geschichte erzählen lässt.

Mich hat das Buch nicht losgelassen. Ich konnte spüren, wie sehr Karl seinen Bruder liebt, aber auch, dass die Belastung für einen zwölfjährigen Jungen sehr groß, manchmal einfach zu groß ist. Viel zu wenig Zeit hat er für sich, für seine Bedürfnisse, seine Freunde…

Für Mo scheint das Leben leichter, sorgloser zu sein. Dass er aber auch ein ganz empfindliches Gespür hat und merkt, wenn er etwas „falsch“ gemacht hat, zeigen Sätze wie: „Mo brauchte beide Hände, um mir über den Rücken zu streicheln.“ Seine Art, sich zu entschuldigen.

Es ist ein berührendes Buch, das auch von gefährlichen Unternehmungen erzählt, von Menschen, die nicht nachdenken, sondern sich lustig machen über Menschen wie Mo, aber auch von denen, die ohne Berührungsängste ganz einfach mit ihm in Kontakt kommen.

Bewertung vom 26.08.2023
Erinnerungen des Waldes
Brun-Arnaud, Mickaël

Erinnerungen des Waldes


ausgezeichnet

Schönrinde liegt mitten im Dorfwald. Hier führt Archibald Fuchs mit viel Liebe und Sorgfalt die Buchhandlung, die er von seinem Vater übernommen hat. Bereits an dieser Stelle muss ich meine Begeisterung für die Illustrationen der Künstlerin Sanoe weitergeben. Die Buchhandlung befindet sich direkt in einer uralten Eiche, und die ist ganzseitig abgebildet und sieht zauberhaft aus. Man kann sich gut vorstellen, dass der Buchhändler hier glücklich ist und seine Arbeit liebt.

Aber dann kommt Ferdinand Maulwurf zu ihm. Der ist tieftraurig und in großer Not, weil er spürt, dass er immer vergesslicher wird. Für Archibald Fuchs steht fest, dass er jetzt als Freund und Helfer für Ferdinand da sein muss, und die beiden machen sich auf die Spurensuche nach der Vergangenheit von Ferdinand.

Der Autor Mickaël Brun-Arnaud erzählt eine spannende Geschichte zum Thema Demenz. Bei Ferdinand ist es die „Alles-vergessen-Krankheit“. Dass man mit dieser Krankheit Freunde braucht und Menschen, die einem zur Seite stehen und helfen, das weiß der Autor sehr wohl. Und es ist berührend und bewegend, wie einfühlsam er das Thema in die Tierwelt überträgt und es dadurch nicht nur für Kinder leichter zugänglich macht. Die vielen großen und kleinen farbigen Illustrationen sind eine zusätzliche Bereicherung für die zu Herzen gehende Geschichte.

Ein großartiges Buch, in dem es neben dem Vergessen auch um Erinnerungen, um Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Verständnis und ganz viel Liebe geht.

Bewertung vom 24.08.2023
Die Bücherjägerin
Beer, Elisabeth

Die Bücherjägerin


sehr gut

Dass Sarah und ihre Schwester ihre Eltern verloren haben, ist natürlich traurig. Doch welch ein Glück, dass sie dann bei ihrer Tante Amalia aufwachsen durften! Dadurch hat Sarah ihre Leidenschaft entdeckt und ist Bücherjägerin, Kartensammlerin und Restauratorin geworden.

Die Tatsache, dass Sarah besser mit Büchern als mit Menschen umgehen kann und auch die sonstigen Beschreibungen bringe ich mit dem Asperger-Syndrom in Verbindung. Mir gefällt Sarah! Gut, dass sie Manuskripte und Landkarten liebt, so dass sie sich auf das Abenteuer einlässt, mit Ben, den sie kaum kennt, nach dem fehlenden Stück der Tabula Peutingeriana zu suchen.

„Tabula Peutingeriana“ – davon habe ich nie vorher gehört und ich hätte es schon fast als fiktiv abgestempelt, doch meine Neugier hat mich dazu getrieben, mal nachzuschlagen. Die Tabula Peutingeriana mit dem fehlenden Teil ist tatsächlich real und interessant!

Zum größten Teil gefällt mir die Geschichte gut, vor allem, weil Ben so einfühlsam ist und mit Sarahs doch manchmal etwas ungewöhnlicher Art gut umgehen kann.

Worauf ich gern verzichtet hätte, sind an mehreren Stellen die vielen Aufzählungen, manchmal sogar mit Spiegelstrichen versehen.

Noch etwas hat mich gestört, wofür die Antwort, warum die Autorin so formuliert hat, leider erst am Ende des Buches stand: die geschlechtergerechte Sprache. Schade, dass der Hinweis darauf nicht am Anfang stand, dann wäre mein Augenmerk wahrscheinlich nicht ständig an den unterschiedlichen Formen hängengeblieben.

Dennoch hat mich die Geschichte mit dem leichten Humor, vielen Gefühlen und der Liebe zu Büchern berührt und ich konnte unterhaltsame Lesestunden genießen.

Bewertung vom 15.08.2023
Abraham
Kofmehl, Damaris

Abraham


ausgezeichnet

Die Bibelgeschichte von Abraham als Thriller? Da bleibt von der eigentlichen Bibelgeschichte sicher nicht viel übrig, so dachte ich. Aber ich wurde eines Besseren belehrt.

Damaris Kofmehl bleibt mit ihrer Erzählung ganz nah dran an der Bibelgeschichte. Doch mit ihrem Wissen, ein wenig Fantasie und ganz viel Leidenschaft gelingt es ihr, aus einem kleinen Abschnitt der Bibel einen großartigen Roman zu schaffen, der den Begriff „Thriller“ wohl verdient.

Wertvoll beim Lesen ist für mich die Karte „Abrahams Wanderschaft“ am Anfang des Buches. Auch die Übersicht über Personen und Namensbedeutungen gefällt mir und ist hilfreich, ebenso wie die Unterteilung in verschiedene Abschnitte, zu denen jeweils die Bibelstellen eingefügt sind.

Schon durch die Bibel habe ich Abraham für seinen starken Glauben bewundert. Die Autorin hat allerdings durch ihren ausführlichen spannenden und bildhaften Stil meine Sicht auf die Geschichte auf einen neuen Level gestellt. Das ganze Geschehen, die Orte, die Personen: Alles sehe ich vor meinem inneren Auge besser als in einem Film. Dabei finde ich gut, dass Damaris Kofmehl auch immer wieder die Ängste und Zweifel Abrahams in die Geschichte einwebt. Das bestärkt mich darin, dass auch ich Zweifel und Fragen haben darf, die aber meinen Glauben auch kräftigen.

Großartig ist außerdem, durch Abraham zu erkennen, dass niemand Angst haben muss, wenn eine Aufgabe bewältigt werden muss. Er sagt zu seinem Sohn Isaak: „Gott lädt uns nie mehr auf, als wir zu tragen vermögen. Wenn wir ihm nachfolgen, brauchen wir uns vor nichts zu fürchten.“

Übrigens, die Geschichte von Isaak … Bitte lest das Buch selbst. Von mir gibt es dafür eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.08.2023
LOL: Wer lacht, verliert!
Schreiber, Andreas

LOL: Wer lacht, verliert!


ausgezeichnet

„LOL! Wer lacht, verliert!“ ist ein Buch zum Kringeln! Dabei ist Lachen ja so gesund! Dumm ist nur, dass dieses Buch zwar zur guten Laune beitragen soll, man aber unter keinen Umständen lachen darf! Also: Eine Gruppe von Menschen (wenigstens zwei) trifft sich zur beliebten „Nicht-Lachen-Challenge“. Das heißt, es soll lustig werden, aber das Motto lautet: „Lachen verboten!“

Als Hilfsmittel kommt das Buch ins Spiel. Hier finden sich 250 Aufgaben, Aktivitäten und Spiele ganz unterschiedlicher Art, die dabei helfen sollen, abwechselnd die Mitspieler*innen zum Lachen zu bringen. Doch aufgepasst: Wer lacht, verliert!

Empfohlen ist das Buch als Partyspiel für Teenager, allerdings finde ich, dass es auch für Kinder gut geeignet ist und ebenso für ältere Menschen. Dazu könnte man bei Bedarf die eine oder andere Vorlage leicht abwandeln (damit z. B. ein Senior nicht unbedingt einen Purzelbaum schlagen muss!).

Die Aufgaben und Spiele sind bunt gemischt und haben in meiner Familie schon für gute Laune und so manchen Lacher gesorgt. Und man kann so herrlich schadenfroh sein, wenn ein anderer plötzlich losprustet, weil er sich einfach das Lachen nicht mehr verkneifen kann.

Lach mal wieder! Das ist meine Empfehlung und dazu gebe ich gern einen klaren Hinweis auf dieses Buch.

Bewertung vom 14.08.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Louis und Frieda sind viele Jahrzehnte verheiratet. Selbstverständlich, dass er seiner pflegebedürftigen Frau beisteht und hilft. So soll es auch bleiben. Doch manchmal kommt es anders. Plötzlich ist Louis nicht mehr da und Frieda zieht in ein Pflegeheim. Inzwischen ist sie 81 Jahre alt und erst jetzt stellt sie sich ihren Erinnerungen.
Der Autor Jaap Robben erzählt Friedas Geschichte in verschiedenen Zeitebenen. Wir lesen, wie sie heute ihre Tage verbringt, dass ihr Sohn Tobias und seine Frau ihr bei vielen Dingen helfen, und erfahren viel über Louis und ihre gemeinsame Zeit. Es war eine gute Zeit.
Doch es gibt auch die Jahre, die noch weiter zurück in die Vergangenheit führen. Diese Erlebnisse hat Frieda ganz fest in ihrem Inneren verschlossen und erst jetzt ist sie bereit, sich ihren Erinnerungen zu stellen und ihre Geschichte zu teilen.
Sie ist noch nicht mal zwanzig Jahre alt, als sie in den Sechzigerjahren mit Otto ihre erste große Liebe kennenlernt. Doch die Liebe steht unter keinem guten Stern. Otto ist verheiratet, Frieda wird schwanger. Undenkbar in der damaligen Zeit, ein Kind allein großzuziehen. Mit großem Einfühlungsvermögen gelingt es Robben, die Dramatik der Situation zu beschreiben. Nicht nur, dass Otto seine Frau nicht verlässt, muss Frieda die Erfahrung machen, dass sie von ihren Eltern verachtet wird und plötzlich ganz allein auf sich gestellt ist.
Auch wenn Frieda im Alter nicht ohne Ecken und Kanten ist, so ist sie mir dennoch ans Herz gewachsen. Ihre Geschichte und die ihres verlorenen Kindes hat mich zutiefst berührt. Das hat zum größten Teil Jaap Robben mit seinem lebensnahen, emotionalen und einzigartigen Schreibstil bewirkt. Er hat mit seiner Geschichte von Frieda Tendeloo eine Geschichte geschrieben, die stellvertretend für unendlich viele Frauen steht, die damals in derselben Situation waren und Ähnliches erleben mussten wie Frieda.

Bewertung vom 06.08.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Das Buch besteht aus drei Teilen, betitelt mit „Davor“, „Danach“ und „Lange danach“.

„Die aufwühlende und zugleich zärtliche Geschichte zweier Menschen, die nicht anders können als sich immer und immer wieder anzuziehen.“

Dieser Satz aus der Buchbeschreibung trifft es auf den Punkt, schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte von Rosie und Will voll im Griff. Das ist noch „Davor“.

Mir gefällt der fesselnde Schreibstil unglaublich gut. Auch wenn es die Geschichte einer Liebe ist, so ist es doch so viel mehr als ein Liebesroman. Es werden soziale Probleme und auch ganz persönliche Themen behandelt und so realistisch erzählt, dass ich nicht mit dem Lesen aufhören mochte. So erschüttert mich das Geschehen am Ende des ersten Abschnitts total und das ganze Ausmaß des Schreckens aus dem Prolog bricht hier über mir zusammen.

Die Autorin Claire Daverley hat die Figuren detailliert und bildhaft beschrieben, und zwar nicht nur das Äußere, sondern vor allem auch die Charaktere mit allen Gefühlen. Vor allem sind es die Gefühle und die daraus resultierenden Reaktionen, die mich verblüffen, weil ich alles sehr gut nachvollziehen kann.

Ein großartiges Buch, das Raum gibt zum Hoffen und Bangen, zu Freude und Trauer, zum Lachen und Weinen und das ich sehr gern weiterempfehle.