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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2022
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem mir der Auftakt zur neuen medizinhistorischen Reihe rund um die Polizeiärztin Magda Fuchs schon so gut gefallen hat, war ich natürlich ausgesprochen neugierig, welche Abenteuer und Herausforderungen der zweite Band, „Das Leben, ein großer Rausch“, für sie bereithält.

Unversehens fand ich mich mitten auf der Tanzfläche wieder, wo ein blutiger Anschlag auf Magdas Freundin, die schöne Doris, ausgeübt worden war. Diese heimtückische Serie an Angriffen auf junge Frauen bildet die kriminalistische Rahmenhandlung, die vor der gesellschaftspolitischen Kulisse der rasch voranschreitenden Inflation zu Beginn der 1920er Jahre und der Anfänge der jüdischen Verfolgung durch die authentischen Schilderung des damaligen Lebens greifbar werden.

Damit einhergehend beleuchtet das Autorenduo Helene Sommerfeld mit feinem Blick die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung, die Ängste vor der drohenden Armut und die irrationale Suche nach einem Schuldigen an dem sie all ihre Wut und Verzweiflung auslassen können. Es ist kein Versuch menschliches Unvermögen zu entschuldigen, sondern vielmehr ein lebensnaher Blick auf die verzweifelten Beweggründe, die Menschen dazu bringen zu grausamen Monstern zu werden, die Unschuldige aufgrund ihrer Religion verfolgen.

Medizinisch steht das Thema ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung im Zentrum des Geschehens, wobei insbesondere das moralische Dilemma äußerst facettenreich beleuchtet wird. Zugleich wird daran die Entwicklung Magdas deutlich, die verglichen mit ihren ersten unsicheren Tagen als Polizeiärztin an Reife sowie Souveränität gewonnen hat und in ihrem Denken wie Handeln gefestigt ist.

„Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch“ bildet die Fortsetzung einer neuen, großartigen medizinhistorischen Reihe, die vor der Kulisse der rasch voranschreitenden Inflation und heimtückischer Messerattacken auf junge Frauen sehr eindrücklich auf das Thema ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung eingeht.

Bewertung vom 20.03.2022
Schwarz auf weiß
Thompson, Nikeata;Wolf, Thembi

Schwarz auf weiß


sehr gut

Nikeata Thompson ist eine absolute Power-Frau, die jedes Mal für gute Laune sorgt, wenn sie mit ihrer ansteckenden, positiven Art über den heimischen Fernsehbildschirm flimmert und ihre lebensfrohe Energie versprüht. Sie hat sich nicht nur als Tänzerin, Choreografin und Stage Coach einen Namen gemacht, sondern ist erfolgreiche Unternehmerin und ein starkes Vorbild, um für die eigenen Träume zu kämpfen.

„Schwarz auf weiß“ ist ihre absolut ehrliche, berührend persönliche und mutmachende Biografie, die geprägt ist von Höhen und Tiefen, steinigen Herausforderungen und pulsierenden Highlights und dabei zu 100 % Nikeata pur ist. Man begleitet sie in ihre nicht ganz einfache und doch glückliche Kindheit, die schwierigen Anfänge im Showbusiness inklusive rassistischer Anfeindungen und Ungerechtigkeit bis hin zu ihren größten Erfolgen, wie der Gründung einer eigenen Tänzeragentur.

Trotz der manchmal nicht ganz leicht verdaulichen Themen versprüht jedes einzelne Kapitel ansteckende Lebensfreude und zeigt wie stark diese Frau ist, die mit jeder neuen Aufgabe ein stückweit mehr zu sich selbst und ihrer inneren Kraft gefunden hat. Anhand ihrer inspirierenden Geschichte möchte sie andere Menschen dazu ermutigen, für die eigenen Wünsche und Ziele einzustehen und hat am Ende jedes Abschnittes praktische Handlungstipps parat, wo der Name Programm ist: Nikeatas Life Lessons.

Nikeata Thomson war mir mit ihrer lauten, extrovertierten und energiegeladenen Art schon immer sehr sympathisch, weil sie die eingestaubten TV-Gesichter aufmischt. Nachdem ich ihre Biografie „Schwarz auf weiß“, die sich wie ein inspirierender Motivationsratgeber mit praktischen Handlungstipps liest, verschlungen habe, kann ich nur eins sagen: Was für eine bewundernswerte, coole und starke Frau!

Bewertung vom 09.03.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

„Ein Blockbuster in Buchform: The Revenant in den Alpen, Game of Thrones in Altdorf“ so steht es in der Kurzbeschreibung zu „Tell“. Und dem kann ich in vollen Zügen nur zustimmen. Inspiriert von DEM Schweizer Nationalhelden schlechthin, Wilhelm Tell, hat Joachim B. Schmidt einen fulminanten, atemberaubenden und spannenden Roman vorgelegt, der mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zog. Zuerst dachte ich das ist mutig, nach der letzten Seite weiß ich, das was er daraus gemacht hat, ist großartig.

In diesen schnellen, fast 100 Sequenzen lässt er etwa 20 Protagonisten zu Wort kommen, die die Geschichte Stück für Stück aus ihrer Sichtweise heraus erzählen. Dadurch entsteht ein solch kraftvoller Sog, der vor Lebendigkeit und Authentizität geradezu sprüht. Komplettiert wird diese spritzige, außergewöhnliche Art des Erzählens durch die bis ins kleinste Detail skizzierten Figuren und deren entbehrungsreiche Lebensumstände.

Alle Akteure agieren in einem so plastisch geschildertem historischen Setting, sofort ploppen die entsprechenden Bilder im Kopf auf. Die Willkür der Habsburger Landvogte und deren Soldaten, grandios verkörpert durch Gessler und seinen Schlächter-Vasallen Harras auf der einen Seite. Andererseits stehen mit Wilhelm Tell, hier einem eigenbrötlerischen, wortkargen Bergbauern und den Dorfbewohnern die geknechtete Bevölkerung gegenüber. Wilhelm Tell gibt ihnen allen eine Stimme. Von Anfang an konnte ich eintauchen in diese längst vergangene Zeit ins Schweizer Isenthal, in das beschwerliche Leben dort und den Repressalien der Obrigkeit. Je weiter sich die Geschichte entwickelt, desto rasanter steigt die Spannungskurve an, um sich in einem explosiven Showdown zu entladen.

Joachim B. Schmidt findet immer das nötige Fingerspitzengefühl und den richtigen Ton, den eine Geschichte braucht, um ihre Wirkung entfalten zu können und zu funktionieren. Wie schon zuvor bei "Kalmann" ist dies auch bei Tell hervorragend gelungen, wie ich finde.
Durch seinen einzigartigen, klaren und so herrlich treffenden Schreibstil, die filmreifen Charaktere und die absolut stimmige Handlung ist „Tell“ für mich ein Lesehighlight für 2022.

Bewertung vom 06.03.2022
Ein Fest im kleinen Friesencafé / Das kleine Friesencafé Bd.2
Mommsen, Janne

Ein Fest im kleinen Friesencafé / Das kleine Friesencafé Bd.2


sehr gut

Was gibt es Schöneres als mit Janne Mommsens Büchern dem trüben, kalten Winter zu entfliehen? Da kam mir sein neuer Roman „Ein Fest im kleinen Friesencafé“ gerade recht. Nach nur wenigen Seiten verspürte ich bereits wieder dieses einmalige Inselfeeling, hörte das Rauschen der Nordsee, atmete die salzige Meeresluft ein und spürte den kräftigen Wind. Der Kurzurlaub konnte beginnen. Als dann auch noch ein abenteuerlicher Segeltörn nach Helgoland und eine matschige Wattwanderung nach Amrum anstand, war ich voll in meinem Element.

Janne Mommsen ist es auch diesmal wieder gelungen, eine lockere, unterhaltsame, humorvolle und berührende Geschichte mitten aus dem Leben zu erzählen. Alle lieb gewonnenen Charaktere aus dem ersten Band sind wieder mit an Bord. Mit ihrem kauzigen und raubeinigem Charme haben sie mich sofort um den Finger gewickelt, es war als ob ich mit auf der Insel wäre, wo es diesmal turbulent zugeht.

Denn im kleinen Friesencafé herrscht großes Gefühlschaos. Bei Julia und Finn-Ole ist Funkstille und Hark plagt die Eifersucht. Seine Bemühungen Anita nicht zu enttäuschen und ein flottes Tanzbein zu schwingen, bringen ungeahnte Komplikationen und witzige Situationen mit sich. Ich konnte mir oft ein Lächeln nicht verkneifen. Trotz all dieser Verwicklungen hat Julia viel zu tun, soll sie doch eine große Party organisieren. Es macht so großen Spaß bei den Vorbereitungen dabei zu sein, denn auch hier erwarten den Leser unerwartete Wendungen und humorvolle Szenen mit herrlich lebendigen Dialogen.

Durch den fluffigen, einnehmenden Schreibstil und den so herrlich lebendigen Dialogen, bei denen ich oft schmunzeln musste, verbrachte ich entspannende Lesestunden auf der traumhaften Nordseeinsel Föhr. Janne Mommsen hat ein feines Gespür, sowohl unterhaltsame, einfühlsame Geschichten mit grandiosen Figuren zu erzählen als auch gleichzeitig die herrliche Natur der nordfriesischen Inselwelt lebendig werden zu lassen. Für mich war dieser emotionale und stimmungsvolle Wohlfühlroman wieder ein richtig schönes Leseerlebnis.

Bewertung vom 06.03.2022
Auf und mehr davon
Keil, Lisa

Auf und mehr davon


sehr gut

Winterblues aufgepasst, dieser humorvolle Wohlfühlroman bringt Schmetterlingsgefühle und sommerliche Vibes ins winterliche Grau und zaubert euch ein Dauergrinsen ins Gesicht! Nach den beiden herzerwärmenden Geschichten rund um Kaya und Lasse sowie Rob und Anabel, die ich beide geliebt habe, stehen in „Auf und mehr davon“ gleich zwei Frauen im Mittelpunkt: Milli und Cordula.

Während ich die quirlige, lebensfrohe Milli mit ihrer Liebe zu Tieren schon von Teil eins an ins Herz geschlossen hatte, war ich besonders neugierig auf einen Blick hinter die strenge Karriere-Frau-Fassade ihrer Mutter Cordula. Ehe ich mich versah, steckte ich inmitten einer turbulenten Achterbahnfahrt aus Liebesabenteuern, herrlich amüsanten Dialogen und jeder Menge Tierliebe. In wechselnden Erzählperspektiven lernt man nicht nur Cordula von einer anderen Seite kennen, fiebert der Annäherung der beiden Frauen entgegen und steht gemeinsam mit Milli im Kuhstall, sondern begibt sich mit den beiden auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit und ins liebgewonnene Örtchen Neuberg.

Lisa Keil ist Tierärztin mit Leib und Seele und das spürt man: Neben großartiger Unterhaltung, prickelnden Romanzen und charismatischer Charakterzeichnung ist es besonders die Liebe zu den Tieren, die ihre herzerwärmenden Romane so besonders machen. Egal ob groß oder klein, Ochse oder Biene, sie alle lernt man auf ganz eigene, sympathische Weise kennen.

„Auf und mehr davon“ ist ein humorvoller Wohlfühlroman, der sich wie Heimkommen anfühlt und mit herrlich amüsanten Dialogen und mitreißend ineinander verwobenen Liebesgeschichten wärmende Sonnenstrahlen ins Herz schickt.

Bewertung vom 06.03.2022
Meter pro Sekunde
Pilgaard, Stine

Meter pro Sekunde


ausgezeichnet

In ihrer Eigenartigkeit so großartig, außergewöhnlich und unvergesslich macht Stine Pilgaards Sprache diesen Roman zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Man findet sich selbst in der Rolle eines Schatzsuchers wider, jedoch nicht nach Gold und Silber, sondern nach funkelnden Worten und Sätzen sowie den klugen, witzigen und berührenden Überlegungen und Ansichten der sympathischen Protagonistin.

Dabei ist sie so herrlich direkt und offen, nimmt kein Blatt vor den Mund und „haut einfach raus“ was sie sich denkt. Gerade in ihrem Kummerkasten entstehen dadurch herrlich geistreiche und teilweise urkomische Lebensweisheiten, die ich sofort unterschreiben würde. Erfrischend anders und unangepasst, ist es eine wahre Freude ihr zu lauschen, denn genau so hat es sich angefühlt: als würde man ihr zum Plausch gegenübersitzen.

Mein Versuch bewusst langsamer zu lesen, um all die wunderschönen Details sowie Sprachperlen auszukosten und mich nicht zu früh aus Westjütland zu verabschieden, hat nur bedingt funktioniert, zu groß war die Neugier auf das weitere Geschehen und die sogartige Begeisterung für diese Geschichte.

Sprachgewaltig, geistreich, humorvoll und absolut brillant geschrieben avanciert „Meter pro Sekunde“ schon jetzt zu einem Highlight-Kandidaten und weckt Sehnsüchte nach Dänemark.

Bewertung vom 06.03.2022
Die Farbe Lila
Walker, Alice

Die Farbe Lila


ausgezeichnet

Im Tod ihrer Mutter alleingelassen, vom Vater missbraucht, geschwängert und wie Vieh an den Ehemann verkauft, der sie ebenfalls demütigt und unterdrückt, wendet sich Celie in Briefen an die einzige Person, die ihr noch bleibt: Gott. Ihre Sprache ist einfach, die Gedanken ungefiltert, teils naiv, meistens erschütternd und immer unglaublich berührend, sodass man sich selbst in der mitreißenden Abgründigkeit ihres Lebens mitsamt all dem unvorstellbaren Leid wiederfindet. Gleichzeitig ist „Die Farbe Lila“ so glühend kraftvoll, ein Plädoyer für die Stärke der Weiblichkeit und den selbstverständlichen Zusammenhalt von Frauen untereinander.

Äußerst eindrücklich beleuchtet Alice Walker die unterschiedlichen Gefüge von Familie, Liebe und Freundschaft. Im Zuge dessen zeichnet sie einige Charaktere in leuchtenden, exotischen wie ausdrucksstarken Farben wohingegen die bodenständige und zurückhaltende Celie zunächst als blasse Skizze in Schwarz-Weiß erscheint. Jene Antithetik beginnt jedoch zunehmend zu schwinden, Celie findet in der strahlenden Shug Avery ein Vorbild, das ihr ermöglicht über die Seiten hinaus aufzublühen und ihre innere Stärke nach außen zu kehren.

Zugleich wird Celies kurvenreiche Lebensgeschichte von einem leisen Hintergrundrauschen über die Ausbeutung Schwarzer als Menschen zweiter Klasse begleitet, das stellenweise zu einem tosenden Inferno anschwillt und die Kehle vor lauter Fassungslosigkeit eng werden lässt: Die Missionarszeit und Verdrängung der indigenen Völker in Afrika kommt gleichermaßen zur Sprache wie das anhaltende Schuld- und fehlende Zugehörigkeitsgefühl ob der weitreichenden Nachwehen der jahrzehntelangen, menschenrechtsverachtenden Sklaverei.

„Die Farbe Lila“ ist definitiv keine leichte Kost, in ihrer inhaltlichen wie sprachlichen Ausdrucksstärke aber ein glühender Appell für ein selbstbestimmtes Leben für Frauen jeglicher Herkunft, das für mich ein zeitloser Klassiker ist!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2022
Die Vertraute
Halls, Stacey

Die Vertraute


sehr gut

Nach ihrem absolut gelungenen Buch „Die Verlorenen“ hat Stacey Halls mit ihrem neuen Werk „Die Vertraute“ erneut einen fesselnden historischen Roman über zwei Frauenschicksale veröffentlicht. Diesmal nimmt sie ihre LeserInnen mit ins düstere, abergläubische Mittelalter und schildert in eindrücklichen Bildern und atmosphärisch dicht die unterschiedlichen Lebensbedingungen zwischen Arm und Reich. Ich konnte den Schmutz, die beengten, katastrophalen Wohnverhältnisse und die Not, die eigene Familie über die Runden zu bringen sehen. Ebenso wurde auch die uneingeschränkte, unangefochtene Macht der Oberschicht, ihr Reichtum sowie ihr verschwenderischer Lebenswandel deutlich.

Die Geschichte, die sie vor diesem Hintergrund erzählt, orientiert sich an wahren Begebenheiten und historischen Persönlichkeiten. Vor allem die Hexenprozesse um die Pendle Hexen erregten zur damaligen Zeit große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Aus der Perspektive der erfrischend willensstarken und selbstbewussten Fleetwood Shuttleworth taucht man in langsam fließenden, beeindruckenden Bildern ein in eine Zeit, in der es nicht viel bedurfte, um als Hexe verdächtigt zu werden. Dadurch entwickelte sich die Geschichte um Fleetwood und Alice zu einem bewegenden, interessanten und spannendem Roman, den ich unglaublich gerne gelesen haben.

Stacey Halls hat, wie ich finde, eine ganz besondere Art historische Stoffe umzusetzen. Ihr Schreibstil ist so herrlich locker und fließend, wie ein ruhiges Gewässer, das sich im Laufe des Geschehens zu einem reißenden Strom entwickelt. Aber auch die wunderbar, detailliert und realistisch geschaffenen Figuren verleihen dem Roman eine herrliche Leichtigkeit. Ich bin schon gespannt auf ihr nächstes Buch, denn obwohl es sich ja um historische Romane handelt, verleiht sie ihren Protagonstinnen immer ein wenig Kampfgeist und die nötige Finesse, um sich über die geltenden Regeln zumindest ein bisschen hinwegzusetzen.

Zum Schluss muss ich unbedingt noch das grandios gestaltete Cover erwähnen. Denn nach all dem Lob für den Inhalt des Buches darf diese wunderschöne und außergewöhnliche Gestaltung des Buchumschlags, nicht vergessen werden. Es vereint so viele interessante Details des Buches in sich, man muss nur genau hinsehen, dann hat man eigentlich schon eine kleine Inhaltsangabe, was ich ziemlich genial finde.

Bewertung vom 03.03.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


ausgezeichnet

Bernardine Evaristo erzählt so erfrischend ehrlich und aufrichtig aus ihrem Leben, es ist eine Freude und Bereicherung, sie auf ihrem oftmals steinigen und doch so interessanten Lebensweg zu begleiten. Beginnend mit ihrer Herkunft und Familie erzählt sie in sieben Kapiteln offen und direkt von ihren Beziehungen, von Rassismus, aber auch von ihrem künstlerischen Weg über das Theater hin zu ihrer Arbeit als preisgekrönte Autorin. Dabei spart sie nichts aus und scheut sich auch nicht davor Unangenehmes auszusprechen und Fehler zuzugeben. Auf jeder Seite konnte ich den Kampfgeist und eisernen Willen fühlen, den sie aufbringen musste, um ihre Ziele zu erreichen. Aber auch ihre Verletzlichkeit und ihre liebenswerte, unvoreingenommene Art auf Menschen zuzugehen, sind deutlich zu spüren.

Neben den beeindruckenden Einblicken in ihr Privatleben widmet sie sich ausführlich ihrem schriftstellerischen Schaffen. Gerade die Passagen, in denen sie ihren Schreibprozess schildert und auf welche Weise ihre einzelnen Texte und Romane entstanden sind, fand ich sehr interessant und spannend zu lesen.

Dieses Kaleidoskop an Eindrücken und Erlebnissen einer so bemerkenswerten und sympathischen Frau wird noch komplettiert durch ihre lebensbejahende Einstellung und ihren unerschütterlichen Optimismus, den sie ausstrahlt und in diesem Buch an vielen Stellen an ihre LeserInnen weitergibt.

Mit „Manifesto“ ist Bernardine Evaristo ein vielschichtiges, berührendes und absolut lesenswertes Buch gelungen, welches den Weg beschreibt, den sie gehen musste, um das zu werden, was sie heute auszeichnet. Eine Frau mit Empathie, die angekommen ist, die ihre Erfahrungen weitergibt und andere Menschen damit unterstützen möchte. Kurzum eine durch und durch positive und angenehme Persönlichkeit.

Bewertung vom 15.02.2022
Strandleuchten / Das Inselkrankenhaus Bd.3
Helland, Liv

Strandleuchten / Das Inselkrankenhaus Bd.3


sehr gut

Nachdem ich nur so durch die Seiten der beiden vorherigen Bände rund um das Inselkrankenhaus und seine sympathischen Mitarbeiter – allen voran die herzliche Krankenschwester Greta Paulsen – geflogen bin, war die Vorfreude auf „Das Inselkrankenhaus – Strandleuchten“ natürlich groß.

Vor allem, weil es laut Klappentext nun verstärkt um den charismatischen Frauenschwarm Dr. Bent Rebien gehen sollte, der in der zurückhaltenden Hebamme Anna seinen Gegenpol findet. Die Chemie zwischen den beiden fand ich großartig, genau wie Annas Hintergrundgeschichte und vielleicht war ich deshalb so enttäuscht, dass die beiden trotz des Covers nur eher unbedeutende Nebenrollen einnehmen und man dadurch große Teile ihrer Liebesgeschichte verpasst.

Habe ich in den vorherigen Bänden besonders das Inselfeeling wie einen entspannenden Kurztrip an die Nordsee genossen, so hat Liv Helland für meinen Geschmack durch die zahlreichen Einzelstränge ein bisschen zu sehr auf das Gaspedal gedrückt. Nichtsdestotrotz gibt es jede Menge herzerwärmende Momente mit den liebenswürdigen Charakteren inmitten von medizinischen Notfällen, hormonellen Feuerwerken und läutenden Hochzeitsglocken.

„Das Inselkrankenhaus – Strandleuchten“ kann mit den beiden großartigen ersten Bänden zwar nicht ganz mithalten, hält aber dennoch jede Menge Romantik, authentische Charaktere und medizinischen Flair vor traumhafter Urlaubskulisse bereit.