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kilian

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2022
Meine bessere Schwester
Wait, Rebecca

Meine bessere Schwester


sehr gut

Vieles kann man in der eigenen Familiengeschichte wiederfinden
Familienbeziehungen aufzuzeigen in Romanform fordert immer eine Art Überhöhung, intensiver, als es in der Normalität des Lebens empfunden wird. Das Thema Zwillinge weckt in dem Leser die Erwartung auf Menschen zu treffen, die alles gemeinsam machen, gleich ticken und unzertrennlich sind. Nicht so Alice und Hanna. Schon zu Beginn des Buches erfährt man, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten und von unzertrennlicher Nähe und Sehnsucht nacheinander keine Spur.
In Meine bessere Schwester werden nicht nur die Beziehungen der Zwillinge zueinander aufgezeigt, auch die der anderen Familienmitglieder und in Rückblicken auch Verweise auf ähnliche Probleme untereinander in der Familiengeschichte.
Auch wenn die psychologische Seite hier gut recherchiert ist, hat es für mich ein Geschmäckle, dass auf subtile Art die Mutter für die psychische Erkrankung der Tochter verantwortlich gemacht wird. Sind immer die Eltern "schuld"?
Ich stelle fest, dass in den Neuerscheinungen der letzten Zeit oft das Thema Vererbung über Generationen hinweg im Mittelpunkt steht und damit meine ich nicht die Augenfarbe sondern eine andere eher seelische Ebene.
Der Titel klang immer mal in mir nach, erinnerte mich an etwas, was ich nicht fassen konnte. Dann viel der Groschen. Meine bessere Hälfte. So stellt man Ehepartner vor. Wieder ein Verweis auf den Einfluß von Familienkonstellationen auf das eigene Leben.

Bewertung vom 11.10.2022
Der Fußgänger
Boning, Wigald

Der Fußgänger


ausgezeichnet

Humor ist gefragt
Ein schön aufgemachtes Buch, wobei mich die haptische Sruktur des unteren Teils des Schutzumschlags sehr stört. Kein gutes Gefühl in den Händen.
Wandern und Philosophie gehören schon so lange zusammen, wie man das Wandern beziehungsweise das Fortbewegen zu Fuß nicht mehr zum Zweck des reinen Ankommens aus Notwendigkeit sieht. Von Stephen Graham kenne ich das Buch Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser. Erstmals erschienen 1926 und 2020 neu aufgelegt.
Wigald Boning geht im wahrsten Sinne des Wortes anders vor. Schon anfangs begrüsst er mit einem Gedicht sehr frei nach Goethe. Spätestens hier erkennt der Leser, für dieses Buch braucht man einen bodenständigen Humor.
Sehr amüsant zu lesen für passionierte Wanderer und Gelegenheitsspaziergänger. Hier wird Nietzsche zitiert und ebenso taucht auch mal ein Wort wie Schnarchischnarchi auf. Für jeden was dabei und es passt erstaunlich gut zusammen.

Bewertung vom 06.10.2022
Tohrus Japan
Nakamura, Tohru

Tohrus Japan


sehr gut

Kochzauber, Kultur und Biographie
Das Cover und die ganze Aufmachung des Buches sind sehr ansprechend und hochwertig. Da wir, vor allem mein Mann, öfter asiatisch kochen, war ich gespannt auf dieses Buch und erwartete, ja erst mal gar nichts. Einen Mix aus echt deutsch und echt japanisch konnte ich mir gar nicht vorstellen.
Zuerst einmal musste ich feststellen, dass das Buch kein reines Kochbuch ist. Wer nicht nur Rezepte nachschlagen, sondern auch etwas über den Hintergrund des Kochs und seiner in diesem Fall sehr speziellen Kultur erfahren möchte, der liegt bei diesem Buch richtig.
Wer hungrig das Buch aufschlägt, der wird sich über die kleinen "Portionen" wundern. In der Japanischen Küche wird ja oft nicht nur ein Gericht angeboten sondern mehrere Kleinigkeiten gleichzeitig.
Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Buch hat sich schnell gelegt. Wer Ideen für seine eigene Art des Kochens sucht, wird hier mehr als fündig. Basics sind sehr gut, Ideen wie der Sojalack fast schon genial.
Für alle Hobbyköche, die danach streben etwas sehr besonderes zu zaubern ist das Buch sehr zu empfehlen, wer hier japanische Rezepte sucht, die so abgewandelt sind, dass sie dem deutschen Gaumen mehr entsprechen oder Rezepte zum Sattwerden, der sollte lieber zu einer Alternative greifen.

Bewertung vom 29.09.2022
Die verborgenen Zeichen der Natur
Caudill, Craig

Die verborgenen Zeichen der Natur


ausgezeichnet

Danke für ein so schönes Buch
Schon das Cover vermittelt, hier hast Du ein besonderes Buch. Haptisch wird der Seitenstreifen mit den vielen kleinen Naturbildern noch einmal hervorgehoben. Auch die übrige Covergestaltung ist gelungen. Man schaut ja heute auch bei Kinderbüchern auf die "Gendergerechtigkeit". Auf dem Umschlag sind Junge und Mädchen beide mit Hosen gekleidet, in der Natur ja praktischer, Der Junge zeigt auf die Vögel, das Mädchen riecht an den Blumen. Schon zu geschlechtsspezifisches Vorurteil? Aber im Buch ist es im Großen und Ganzen kein Problem, dass Mädchen zu "mädchenhaft" rüberkommen.
Ein großer Pluspunkt ist die Seitengestaltung. Es wird immer doppelseitig ein Bild oder eine Szene gezeigt. in kleinen weissen Feldern mit schwarzer Schrift sind die Infos quasi eingeblendet. Soe entsteht keine Unruhe, man muss nicht lange suchen. So wird auch das Feeling eines Wimmelbuches für kleine Kinder vermieden. Die jungen Leser können sich hier ernst genommen fühlen, hier ist ein Sachbuch für Dich, Du kannst damit ganz alleine was erfahren und lernen.
Früher hat man als Kind vielleicht noch die heimischen Wälder mit den Geheimnissen kennengelert. Auf welcher Seite des Baumes Moos wächst usw. In unserer global vernetzten Welt ist es richtig, dass auch weltweit gedacht wird. Auch für mich als Erwachsener war vieles neu und interessant.
Ein Dankeschön an alle, die an dem Buch mitgewirkt haben.

Bewertung vom 25.09.2022
Kochen am offenen Herzen
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen


sehr gut

Nicht nur sprachlich ein Spagat zwischen Derbheit und Haute Cuisine
Schon das Cover hat einige Auffälligkeiten. Oder einiges, was anders ist. Der Name des Autors wird hier in einem Kreis präsentiert, könnte auch von der Stelle her zum Titel gehören. Klare unaufdringliche Farbgestaltung, der Pinguin mit Kochmütze ist die Prise Humor. Niemand würde Kochen und den Begriff am offenen Herzen zusammen verwenden. Ist auch hier klar farblich getrennt. Aber bringt zum Nachdenken, was Kochen mit Operation zu tun haben könnte. Dann noch die ganz klassischen Begriffe Lehr - und Wanderjahre. Schon auf dem Cover finden sich Tradition, Provokation, Humor und ein gewisses etwas, genau wie im Buch.
Hier finden sich Beschreibungen , die scheinbar nicht zusammenpassen. So der Vater ( eher fiktiver Vater ) ein Antiquitätenhändler, der etwas zum Wichsen geil findet.
Sehr emotinale Passagen, die grundehrlich beim Leser ankommen. Ein Einblick hinter die Kulissen der Restaurants. Der knallharte Job, der viele demütigende Seiten hat, die aber innerhalb der verschworenen Gemeinschaft wohl geduldet werden. Gut essen war fast jeder mal, aber wer hat da schon hinter die Kulissen geschaut?
Aus dem Jobber, dem Kartoffelbrei aus der Tüte besser schmeckt als das selbstgemachte wird ein Geniesser der Haute Cuisine , der sich aber treu bleibt und in einer, Zitat, abgewichsten Jacke, die Speisekarte auf Französisch studiert.
Einige Passagen habe es in sich. Ich bin meiner Meinung nach nicht prüde, aber manches, ich will ja nicht spoilern, ist schon sehr unter der Gürtellinie.
Von mir 4 Sterne, da der Teil wie genau er es geschafft hat ein wenig untergeht.
Ein Tipp: Wer auf der Suche nach einer "gehobenen" Biographie eines Sternekochs ist und vielleicht noch wenig Einführung in die Kochkust erwartet liegt bei diesem Buch eher nicht richtig.

Bewertung vom 25.09.2022
Schülerin, Gamerin, Weltenretterin / Lina Knut Bd.1
Zwerschina, Franz

Schülerin, Gamerin, Weltenretterin / Lina Knut Bd.1


sehr gut

Ein wenig overload
Auch wenn ich mit der Altergruppe ledigich am Rande noch Kontakt habe und die digitale Welt der Kinder mir aktuell unbekannt ist, so vermeine ich doch einen gewissen Einblick zu haben.
Das Cover kommt sicher gut an, ist vielseitig und modern. Die englischen Begriffe sind Kindern, die Zugang zum PC oder online Aktivitäten haben sicher nicht unbekannt. Wobei ich den Begriff Achievements freischalten selbst nachlesen musste. Das habe ich dann so verstanden, dass man ein einem Spiel durch erreichen eines Ziels eine Belohnung bekommt. Hier wird dadurch einfach der Lesefortschritt gelobt. Das past gefühlsmässig nicht zusammen. Auch wenn Kinder vieles in der digitalen Welt intuitiv machen, so benötigen sie zum Verständnis eines Computerspiels doch eine gewisse Lesekompetenz. Dann ein Kind für die ersten fünf Seiten zu loben und das Level mit Kleine Leseraupe zu benennen, das passt nicht zusammen.
Auch die Präsentation einer selbstbewussten Schülerin in Kombination mit einem Vater, der in einen Toaster eine Honigstreichmaschine einbauen will passt gefühlsmässig nicht. Enweder lustiges Märchen oder Gaming-Kinderbuch.
'Ansonsten ist es ein gelungenes Abenteuer und ich bin sehr gespannt, was an feed back von den ersten Leser*innen unser Schulbibliothek kommt.

Bewertung vom 13.09.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


sehr gut

Solo ein wenig mühsam
" In der Fortsetzung ihres Bestsellers «Und die Welt war jung» lässt Erfolgsautorin Carmen Korn einmal mehr Vergangenheit lebendig werden. "
Diese Zeilen fand ich zu dem Buch Zwischen heute und morgen. Gerne hätte ich diese Info aktuell zu dem Buch auch gehabt, dann zuerst den ersten Band gelesen.
Aber so ganz prinzipiell konnte man das Buch auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgängerband lesen, aber ein Vermerk zum Beispiel auf dem Cover, wäre hilfreich und angemessen gewesen.
Gleich mit dem Beginn des Buches , eher dem Text innen auf dem Schutzumschlag, war ich genau in die Zeit katapultiert. Mit der Beschreibung, wie Bini vor dem Kleiderschrank steht und die zu klein gewordenen Schätzchen begutachtet und kurz darauf doch nicht den Leckereien widerstehen kann, genau so stellt man sich die Fresswelle der Nachkriegszeit vor.
Das Personenverzeichnis und den Stammbaum zu Beginn des Buches habe ich übersprungen. War zu langweilig, ich lerne auch Romanfiguren lieber im Flow kennen.
Ansonsten spiegelt sich das Cover voll im Roman wieder. Man findet ein wenig Nachhall von der Aufbruchsstimmung der jungen Leute und auch Reste der Unbekümmerheit.
Auf alle Fälle lohnt es sicher, das Buch nur in Verbindung mit den anderen Bänden zu lesen.

Bewertung vom 29.08.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


ausgezeichnet

Häppchenweise zu lesen!
Das Cover ist ja der absolute Wahnsinn. Immer wieder entdeckt man beim Schauen Einzelheiten und ist versucht damit wie mit einem Suchbild zu spielen. Oder darüber zu philosophieren. Wo Antennen stehen und wo keine und was das bedeutet zum Beispiel.
Schon beim Lesen der Inhaltsangabe kommt man ins Grübeln oder ist das auch philosophieren?
Thema Haustiere, mal schnell reinlesen. Den Text so ganz und gar nicht erwartet und die Aussage sinngemäß, dass ein Ziel-Zuhause das sein muss, in dem wir nicht mehr wissen ob wir Menschen oder Karnickel sind, die habe ich auch nach mehrfachem lesen nicht verstanden.
Dann gibt es das Thema Weißes Pulver. Hier geht es tatsächlich um Drogen, aber eigentlich auch wieder nicht. So geht es halt zu beim Philosophieren.
Insgesamt ein sehr interessantes Buch, man braucht kein philosophisches Vorwissen tut sich aber schwer damit, mehr als ein Kapitel auf einmal zu lesen. Daher der Ratschlag, häppchenweise zu Gemüte führen.

Bewertung vom 28.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

In zu grossen Fußstapfen?
Das Cover finde ich auf Anhieb genial. Vintage oder Retrolook. Erinnert an Science Fiction der 70er Jahre. Fast schon klassisch.
Enzensberger? Verwandt mit Hans Magnus Enzensberger? Nach Recherche die Tochter. Da hat sich Theresia Enzensberger ja in ganz große Fusßstapfen vorgewagt. SF Klassiker und ein Autor, der es zu Lebzeiten in der Schulunterricht geschafft hat.
Wenn man das alles im Hinterkopf hat und dann das Buch liest, arme Autorin.
Ein erster Schmunzler: das Inhaltsverzeichnis erinnert an den englischen Grammatikunterricht.
Ich habe zudem den Eindruck, dass Theresia Enzensberger von einer ganz anderen Position aus schreibt, Leser müssen da erst einmal hinkommen. Ihr Postskriptum unter dem Titel Lektüre ist eine Ansammlung von Autoren, Veröffentlichungen und Querverweisen, die ich nicht einmal dem Namen nach kenne. Und auch Lord Byron als Anfangszitat im Buch ist hoch gegriffen.
Ansonsten ein ganz lesenswertes Buch, bei dem ich immer den Eindruck hatte, als Leser nicht zu genügen.

Bewertung vom 20.08.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


sehr gut

Fantasywelt mit einer Prise Galgen-Humor
Zur Covergestaltung. Wenn die Zielgruppe aus Kindern und Jugendlichen besteht, dann wäre das Cover ok. Für erwachsene Fantasy-Leser fehlt der gewisse Kick. Vielleicht sind wir ja auch schon verwöhnt von den großen Autoren? Hier wäre eine Übernahme des Covers der englischen Originalausgabe The Blacktongue Thief angebrachter gewesen.
Wenn mir ein Autor in einem Atemzug quasi mit Patrick Rothfuss und Anthony Ryan genannt wird, recherchiere ich gerne. Sehr überrascht war ich über den Hinweis auf seine Gedichte und sein Wirken als Comedian.
Letzeres findet sich in seinem Buch unzweifelhaft wieder. Manch einen wird das vielleicht stören, aber ich finde es großartig.
Es ist schwierig über die Personen des Buches zu schreiben, ohne den Kurztext zu wiederholen oder zu Spoilern. Nur mal ein bischen.. Freut euch auf riesige Kriegsraben und ein uraltes Mörderalphabet. Man muss es sich einfach mal anlesen.
Bei einer Trilogie lohnt es sich sicher, nicht zu lang und kann dann vor allem nicht zu langatmig werden. Ob 5 Sterne, sehe ich dann nach Band 2.