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Ele
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Insgesamt 424 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


gut

Henriette lächelt, Roman von Andrea Heinisch, 207 Seiten erschienen im Picus Verlag.
Einblick in das Leben der stark übergewichtigen 50jährigen Henriette
Henriette ist 50 Jahre alt und wiegt 190 kg, sie verlässt ihre Wohnung nicht mehr und arbeitet im Homeoffice, ihr einziger Kontakt ist ihre Mutter, die sich ständig in ihr Leben einmischt. Doch eines Tages geschieht etwas und langsam verändert sich ihr Leben.
Ich habe den Roman in einem einzigen Tag ausgelesen. Die Seitenzahl ist nicht gerade umfangreich. Die einzelnen Kapitel sind kurz, auch die Sätze sind kurz manchmal zu abgehackt. Der Schreibstil ist flüssig. Doch irgendetwas störte mich an der Lektüre. Die Geschichte ist aus der Sicht Henriettes geschildert, ich hatte jedoch immer das Gefühl es wird von einem außenstehenden Erzählerbeschrieben, der jedoch genau weiß wie es in Henriette aussieht. Wo in ihrem Herz die Margerite wächst, was sie fühlt und denkt. Dabei habe ich mich immer eine Spur unwohl gefühlt, voyeuristisch. Ich hatte den Eindruck auf Abstand gehalten zu werden. Die Wörtliche Rede ist ohne Satzzeichen, auch das fand ich etwas befremdlich.
Nicht immer hatte ich das Gefühl, dass Henriette ganz bei Sinnen ist, die Gedanken waren wirr und kamen aus dem nichts, zu unterscheiden was Realität und was Wahrheit ist fiel mir schwer. Ganz besonders ihre Mutter, die Stimme, ihre Gemeinheiten, wie sie ihre Tochter behandelt hat. Wie lange hat Henriette sich ihre Anwesenheit, ihre Stimme nur eingebildet? Auf alle Fälle vermute ich, dass die Mutter nicht unschuldig an der Lage ihrer Tochter ist, was ist Henriette als Kind angetan worden? Genau wurde dies nie angesprochen. Eine Lieblingsfigur hatte ich leider nicht, denn anfangs hat mich Henriette eher abgestoßen. Ihre Mutter fand ich auch unmöglich, doch auch Martin ist nicht gut ausgeführt, authentisch fand ich keinen der Akteure, dafür ist keine der Figuren gut genug charakterisiert.
Wegen ihres Gewichts schafft Henriette ihr Leben nicht mehr, sie ist ungepflegt und ihre Wohnung scheint auch ein Saustall zu sein.
Doch dann ändert sich plötzlich alles. Und ab da habe ich das Buch ehrlich gestanden genossen. Gerne hätte ich mir da etwas mehr gewünscht, wie es in Henriettes Leben weitergeht. Hat es mit den neuen Nachbarn, oben und unten zu tun, oder liegt es an Martin dem Arbeitskollegen von Henriette? Henriette greift an und öffnet sich ganz langsam zum Leben. Respekt! Das hat sie mir letztendlich noch sympathisch gemacht.
Dafür eine Leseempfehlung und von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 22.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Die Erfindung des Lächelns, Roman von Tom Hillenbrand, EBook; Kiepenheuer & Witsch
Als am 22. August 1911, der Louvre in Paris seine Pforten öffnet, fehlt das Bild der Mona Lisa, trotz der intensiven Suche der Polizei, Straßensperren und alle Häfen und Bahnhöfe werden überwacht, bleibt das Kunstwerk verschwunden. Juhel Lenoir von der Pariser Polizei soll das Rätsel vom Verbleib des Werkes lösen.
Ich muss gestehen, dass ich ganz schwer in Lesefluss gekommen bin. Sehr viele Akteure, sprunghafte Erzählstrangwechsel und die vielen mir unbekannten Fremdwörter die der Autor verwendet, haben mir das Einlesen nicht leicht gemacht. 63 Kapitel in angenehmer Länge, diverse Erzählstränge, verschiedene Schriftarten, die für Schlagzeilen, Briefe und Gedankengänge verwendet wurden haben das Schriftbild belebt. Besonders die Nebenhandlungen, vor allem der Erzählstrang um die brutalen Revolutionäre, die mich anfangs verwirrten haben sich jedoch ab ca. der Hälfte zu einem Gesamtbild geeint. Letztendlich hat mich dieses „Schurkenstück“ um das Verschwinden des mittlerweile berühmtesten Bildes der Welt, verblüfft, überrascht und kurzweilig unterhalten.
Die zweite Hälfte des Buches habe ich genossen, die Geschichte nahm Fahrt auf, zuweilen musste ich sogar schmunzeln. Diesen Roman rund um die Entführung der Mona Lisa ist Hillenbrand ausgezeichnet gelungen. Hillenbrand schreibt flüssig und bildmalerisch. Reichlich Lokal- und auch Zeitkolorit ist vorhanden. Vor meinen Augen entstand Paris zu Zeiten der Belle Epoque Mode, Kunst Literatur, das Pariser Künstlerviertel rund um Montmatre. Hier möchte ich dem Autor eine gründliche Recherche bestätigen. Das Buch konnte mich in die Zeit und an den Ort entführen.
Dass die Mona Lisa einst aus dem Louvre verschwunden ist, wusste ich wohl, doch waren mir die näheren Umstände nicht bekannt, auch dass Picasso sowie Apollinaire höchstselbst in die Affäre verwickelt waren habe ich durch die Lektüre erfahren. Im Nachwort betont der Autor, dass alles sich in Wirklichkeit so zugetragen hat, abgesehen von den Dingen die er sich ausgedacht hat. Nach der Lektüre habe ich mich nochmals eingehend mit dem spektakulären Raub der Mona Lisa befasst, ich war verblüfft wie nahe Hillenbrand an den tatsächlichen Fakten geblieben ist. Durch diese mysteriösen Umstände ist das Werk Leonardo da Vincis auf jeden Fall zum berühmtesten Kunstwerk der Welt avanciert. Die Figuren waren authentisch und vielfältig geschildert. Viele Berühmtheiten dieser Zeit hatten einen gelungenen Auftritt.
Etwas weniger Okkultismus und Revolution hätte ich mir gewünscht. Deshalb von mir vier Sterne und eine dringende Leseempfehlung für die Fans der Epoche bzw. Leser die sich für das Verschwinden des Kunstwerks interessieren.

Bewertung vom 18.09.2023
Treue hat ihre Grenzen / Südtirolkrimi Bd.10
Neubauer, Ralph

Treue hat ihre Grenzen / Südtirolkrimi Bd.10


ausgezeichnet

Treue hat ihre Grenzen, Südtirol-Krimi von Ralph Neubauer, 272 Seiten, erschienen im Athesia-Tappeiner-Verlag.
Dieser Krimi führt die Leser in die Weindörfer Tramin, Kaltern und Girlan.
Fabio Fameo ist nun Vicequestore, somit ermittelt er nicht mehr selbst. Claudio und Tommaso sehen sich kurz vor ihrer Pensionierung mit einem Mordfall konfrontiert, dessen Ursprung in die Anfangszeit ihrer Karriere zurückreicht.
Ein angesehener Traminer Weinbauer wird in seinem Weingarten erschossen, hat ein rätselhafter Unfall mit dem Verbrechen zu tun, und was weiß der Dekan über diesen Mordfall? Zusammen mit den Carabiniere ermittelt die „Polizia“ hier die Commissario Francesca Giardi, die auch durch private Verwicklungen in diesem interessanten Fall involviert ist.
„Treue hat ihre Grenzen“ hat mir wieder außerordentlich gut gefallen, mich bestens unterhalten. Nachdem die anfänglichen Verwirrungen, durch die Menge der im Fall beteiligten Personen, geklärt waren, konnte ich mich hervorragend in diesen raffinierten Krimi fallen lassen. Ralph Neubauer hat gründlich recherchiert, da ich die Gegend durch meine unzähligen Aufenthalte in dieser Gegend kenne, hat das Kopfkino bestens funktioniert. Die Vinothek der Kellereigenossenschaft Kaltern z.B. ist genau wie im Buch beschrieben. Neubauer schreibt aufregend fesselnd und flüssig.
Der Spannungsbogen beginnt unglaublich hoch und bleibt auf hohem Niveau bis zur Auflösung. Immer wieder dachte ich diesen raffinierten Krimi lösen zu können, aber ungeahnte Wendungen und Verwicklungen haben mich erneut eines besseren belehrt. Die Spuren gehen immer wieder in verschiedene Richtungen viele falsche Fährten haben mich vom Lösungsweg abgelenkt. Erst ganz zum überraschenden Schluss, haben mich die Ermittler geschickt auf die richtige Spur geführt. Eine Freude ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen zu können.
Nebenbei habe ich auch noch eine Menge über Wein und sogar Sektherstellung gelernt. Viele Figuren sind authentisch, so oder ähnlich sind sie im Etschtal anzutreffen, besonders habe ich mich über den Auftritt von Lorenz Martini gefreut, so manche guten Tropfen haben wir in seiner Weinkellerei schon gekauft. Die fiktiven Figuren sind so gut charakterisiert und lebensecht geschildert, dass man meinen könnte sie auch persönlich zu kennen.
Für mich sind die Krimis von Neubauer ein Highlight, Urlaubsfeeling mit Spannung pur. Die Kriminalfälle packend dargestellt, verblüffend eingefädelt und gelöst. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, der Übergang von Fabio Fameo zu Francesca Giardi und Eduard Taler als Ermittler, haben mich überzeugt.
Es ist nicht zwingend nötig die Südtirol-Krimis in Reihenfolge zu lesen, es ist genügend Information eingestreut um der Handlung problemlos zu folgen und dieses Buch als Einzelband zu lesen, mehr Spaß macht es jedoch die Entwicklung der Figuren mit zu verfolgen.
Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 05.09.2023
Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2
Scott, Lia

Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2


ausgezeichnet

Sturmjahre – Das Versprechen einer neuen Zeit, Historischer Roman von Lia Scott, Ebook von FISCHER E-Books.
Band zwei der Sturmjahre-Saga, voller Liebe, Hoffnung und starker Familienbande.
Nach dem Ende des großen Weltkrieges, versuchen sich die Menschen wieder zurück in den Alltag zu kämpfen. Auch für die Familie Dennon, beginnt wieder die Normalität. Archie hat einen Arm verloren, seine Brüder haben den Krieg unversehrt überstanden. Doch die seelischen Folgen machen ihm schwer zu schaffen. Immer wieder holen ihn die Kriegserlebnisse ein. Längst schon merkt er wie sehr er Vika liebt, doch er bringt es nicht fertig ihr das zu zeigen. Auch Vika, die ihn ebenfalls liebt, hat mit der Zeit den Glauben an ein gemeinsames Glück verloren. Sie verlässt zusammen mit ihrem Sohn Arch, Foxgirth und versucht in Glasgow ein neues Leben zu beginnen. Wird ihr das gelingen?
Das Buch besteht aus 18 Kapiteln die in drei Teile gegliedert sind. Übersichtlich und in angemessener Länge. Wieder besticht die Autorin mit ihren herrlichen bildhaften Beschreibungen, der Landschaft und Orte. Große Emotionen vor atemberaubender Kulisse. Doch auch die Figuren sind gut gezeichnet, jeden einzelnen, auch die Nebencharaktere konnte ich mir gut vorstellen. Lia Scott hat die einzelnen Bände ihrer Sturmjahre-Saga, der Liebesgeschichte eines Paares gewidmet, diesmal handelt es sich um Archie und Vika. Voller Spannung erwarte ich, dass auch die anderen Geschwister der Dennon Familie, Hauptfiguren in den weiteren Bänden sind. Andeutungen im vorliegenden Band lassen darauf vermuten. Dabei handelt es sich hier nicht nur um einen Liebesroman, das Leben, die Armut in den Glasgower Elendsvierteln, das einfache Leben auf dem Land, dies alles hat Lia Scott hervorragend beschrieben und zeugt für eine gründliche Recherchearbeit.
Schon zu Beginn war es leicht in Lesefluss zu kommen. Zum einen, weil mir die Figuren vom ersten Band noch hervorragend in Erinnerung waren. Zum anderen, schließt die Handlung direkt am Ende des Vorgängerbands an. Einmal begonnen, konnte ich das Buch ganz schlecht wieder aus der Hand legen. Ungeahnte Verwicklungen und ein überraschendes Ende habe ich genossen, habe mit den Figuren mitgelitten, gehofft und gebangt. Ich werde die Sturmjahre-Saga sicher weiterverfolgen und hoffe, dass die Abstände zwischen den nachfolgenden Teilen, nicht zu lang sind.
Mir hat besonders gut gefallen, dass es hier vordergründig um das harte Leben der Frauen in dieser Zeit geht. Frauen mussten während des Kriegs, die Arbeit von Männern erledigen und nun da die Männer zurückgekehrt sind sollen sie wieder in die zweite Reihe zurücktreten. Dieses Sujet beschäftigt mich z. Z. literarisch enorm und es gefällt mir, darüber zu lesen. Deshalb ist auch Blaire eine meiner Lieblingsfiguren, doch auch Vika und ihre Schwester Shona sind tapfer und verdienen meinen Respekt. Archie, trotz seinen inneren Kämpfen, ich vermute eine posttraumatische Belastungsstörung, ist ein einnehmender Charakter. Außer Tante Geillis, waren mir alle Figuren sympathisch, sie handeln authentisch und nachvollziehbar.
Am liebsten würde ich sofort weiterlesen. Eine absolute Leseempfehlung. Sturmjahre Bd.2 kann man gut als Einzelband lesen, viel schöner aber ist es wenn man den Vorgängerband kennt. Von mir volle Punktzahl, 5 Sterne.

Bewertung vom 26.08.2023
Wenn du erzählst, erblüht die Wüste (eBook, ePUB)
Schami, Rafik

Wenn du erzählst, erblüht die Wüste (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn du erzählst, erblüht die Wüste, Roman von Rafik Schami, Ebook, Carl Hanser Verlag.
Eine Sammlung von wunderbaren Geschichten wie aus tausendundeiner Nacht.
Jasmin die einzige Tochter des weisen Königs Salih versinkt durch den Tod ihrer Mutter in tiefe Melancholie. Ihr Vater ahnt auch nicht, dass sie sich in einen armen Fischer verliebt hat. Verzweifelt sucht er Heiler die der Tochter helfen können. Karam der Kaffeehauserzähler beschließt die Prinzessin zu heilen. Und so versammelt er zehn Abende lang erzählfreudige Menschen im Palast, um die traurige Prinzessin mit den schönsten Geschichten aus ihrer Traurigkeit herauszuholen. Geschichten von Mut und Feigheit, von Freundschaft und Feindschaft, von der Liebe und der Weisheit des Herzens. Eine Hommage an das Erzählen.
Rafik Schami, einer meiner Lieblingsautoren, hat es mit dieser Anthologie geschafft, mich völlig zu begeistern. Eine Illusion ähnlich wie in tausendundeiner Nacht. So viele Märchen und Erzählungen, traurig, lustig oder nachdenklich machend, auch vereinzelt mit einem Hauch Frivolität, kurze und längere, eingebettet in eine Rahmenhandlung die mich ebenfalls berührt hat. Der Ursprung dieses
Werkes stammt aus einem Buch, welches von der Zerstörung durch den Krieg, aus der Bibliothek seines Vaters gerettet wurde. Eingeteilt sind die Erzählungen nach Themen, für jeden Abend der Erzählrunde ein anderes Thema. Die einzelnen Geschichten mit einem fett gedruckten Titel passend zum Inhalt überschrieben, sodass man einzelne Märchen immer wieder schnell finden kann. Ganz sicher werde ich das immer wieder tun.
Bildmalerisch erzählt im orientalischen Stil und voller Poesie. Ich habe das Buch begonnen und war sofort gefesselt. In der Hälfte des Buches habe ich begonnen, ganz langsam zu lesen, ich wollte einfach nicht, dass das Buch zu Ende geht. Wieder einmal habe ich gemerkt, was für ein begnadeter Erzähler der Autor ist, er bringt mit seinen Worten die Wüste zum Blühen.
Ganz besonders schön fand ich die Geschichten über die Liebe, sie haben mich vereinzelt zu Tränen gerührt, mich im Innersten getroffen. Aber alle waren es wert in diese Sammlung aufgenommen zu werden. Ich habe mich daran erfreut, sie haben mich getröstet, mich zum Schmunzeln gebracht oder belehrt. Ich kann dieses Buch einfach nur Jedem ans Herz legen. Die Leser, die orientalische Geschichten mögen, oder wie ich Fans des Autors sind, sollten es unbedingt lesen und genießen. Eine einmalige Gelegenheit Rafik Schami und seine Kunst kennenzulernen. Ganz besonders finde ich diesen Band auch als Geschenk geeignet, ich werde das ganz sicher tun.
Von mir volle Punktzahl, fünf Sterne.

Bewertung vom 13.08.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe (eBook, ePUB)
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe (eBook, ePUB)


sehr gut

Porträt auf grüner Wandfarbe, Familienroman von Elisabeth Sandmann, EBook von Piper ebooks.
Eine faszinierende Spurensuche mit starken Frauenpersönlichkeiten und besonderen Schicksalsorten, eine Geschichte über Hoffnungen und Träume, Schuld und Vergebung.
Gwen erhält einen Anruf von ihrer Tante Lily, ob sie mit ihr eine Reise in die Vergangenheit der Familie unternehmen will. So gerät Gwen tief in die Geschehnisse über eine komplizierte Freundschaft sehr unterschiedlicher Frauen die Jahrzehnte übersteht, Geheimnisse offenbart und dramatische Familienzusammenhänge aufdeckt.
Umfangreiche Kapitel sind mit Schlagworten die den Inhalt zusammenfassen überschrieben. Tagebucheinträge und Briefe erscheinen kursiv deutlich gemacht. Mehrere Zeitebenen und Rückblicke ziehen sich durchs ganze Buch, durch den Wechsel wurde die Spannung zusätzlich befeuert. Hauptsächlich erscheint die Erzählung aus der Sicht von Ella und Gwen. Die Autorin schreibt flüssig und mit viel Gefühl für die jeweilige Epoche, besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen vom Setting, die Landschaften, die Städte und Gebäude, doch auch die handelnden Charaktere hatte ich direkt vor Augen.
Hier handelt es sich um eine extrem komplexe Geschichte, die sehr langsam in Fahrt kommt. Zusammen mit den Tagebüchern von Ella bin ich mit Gwen in die Familiengeschichte eingetaucht. Anfangs hätte ich es sehr hilfreich gefunden ein Personenregister zu haben um dort die Vielzahl der Personen überblicken zu können. Ich habe mir selbst auf einem Zettel die Zusammenhänge und Familienverbindungen notiert um mich besser zurechtzufinden. Was am Anfang im Zusammenhang noch sehr verwirrend ist, klärt sich jedoch im Laufe der Lektüre. Insgesamt fand ich jedoch, dass es sich hier um ein wenig zu viele Lügen, Geheimnisse und dunkle Verstrickungen gehandelt hat. Etwas weniger davon, wäre nachvollziehbarer gewesen. Und immer wenn es eine Phase gab, in der Gwen die Zusammenhänge nicht mehr überblicken konnte war da ein verstaubter Koffer eine vergessene Truhe, ein vergilbter Brief oder in einem Versteck ein Puzzle-Teilchen, wie aus dem Hut gezaubert. Ich empfand es insgesamt ein wenig zu dick aufgetragen. Da wäre weniger mehr gewesen.
Trotzdem hat die Geschichte einen starken Sog auf mich ausgeübt, sie war voller Emotionen, Gefühle und vor allem haben mich die starken Frauen beeindruckt. Außerdem fand ich sie faszinierend, weil ich selbst gerne in alten Briefen Fotoalben und Familiengeschichten stöbere. Das große Familienrätsel, blieb bis zum Ende spannend. Meine Lieblingsfigur war Ella, sie hat mit Abstand die größte Entwicklung gemacht. Auch Jola Frau Huber und Onkel Theo konnte ich gut leiden. Nimmermüde hat Ella es aus ärmlichsten Verhältnissen nach oben geschafft, einzig mit der aussichtslosen Liebe, bzw. Bewunderung für Jacob hat sie mich enttäuscht, er hatte stets nur Augen für Eine, Ella wurde m. E. nur ausgenutzt. Ilsabé scharfzüngig und verletzend mit ihrer Oberflächlichkeit, ihrem Standesdünkel und ihrem Egoismus fand ich unerträglich, trotz Altersmilde fand ich sie immer noch unsympathisch.
Insgesamt habe ich das Buch genossen, interessante Figuren, spannende Familienheimlichkeiten, erschütternde Schicksalsschläge, die Autorin hat wirklich keine Begebenheit in der Zeitgeschichte ausgelassen, das zeugt von einer gründlichen Recherche. Deshalb eine Leseempfehlung, für die Fans von spannend erzählter Weltgeschichte entlang Familiengeheimnissen.
Von mir dafür 4 Sterne.

Bewertung vom 04.08.2023
Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19 (eBook, ePUB)
Bergmann, Renate

Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nicht, dass noch einer sitzenbleibt, Humoristischer Roman von Renate Bergmann alias Torsten Rhode, 240 Seiten, ein Ullstein-Taschenbuch.
Im 19. Band erzählt die Twitter-Omi von ihren Erlebnissen als LOVL. Lehrkraft ohne volle Lehrbefähigung.
Lisbeth ist die Tochter von Renates Neffen Stefan. Auch für sie beginnt nun der Ernst des Lebens. Doch schon bei den ABC-Schützen fallen Stunden aus. Lehrkräftemangel! Das kann die Online-Oma nicht einfach so stehen lassen, denn eine Renate Bergmann hilft doch, wo sie nur kann. Gerne denkt Renate an ihre eigene Schulzeit zurück und solange zwei plus zwei vier bleibt, können die Kleinen von Renate noch etwas lernen. So holt Renate den Zeigestock raus und zeigt wie es wirklich geht.
Wieder einmal habe ich den neuen Oma Renate Band genossen, habe bei der Lektüre geschmunzelt und gekichert. Denn Renate redet bzw. schreibt wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Bei Wotzäpp, I-Mehls und Fäßbock kennt sie sich aus, da kann ihr keiner ein X für ein U vormachen, wissen Se. Durchgehend und ohne Kapiteleinteilung aber mit genügend Leseabschnitten. Am Ende hat Renate noch ein Personenregister eingefügt, da werden die wichtigsten Personen aus ihrem Universum in alphabetischer Reihe aufgeführt. In kürzester Zeit war ich mit der Lektüre von Band 19 schon wieder am Ende. Flüssig zu lesen, leicht und unbeschwert.
Am besten gefallen mir ihre witzigen Wortneuschöpfungen, die Knödelmädchen die es auch unter den jungen Lehreinnen gibt, ihre Wörkleif-Bällänz ist durchaus in Ordnung. Sie kennt sich aus mit den neuen Kaffeebrauapparaten und produziert Mackenlatte. Und mit dem Tischerücken ala Scheng Pfui kann man eine Renate Bergmann nicht beeindrucken.
Doch in diesem Band geht sie sehr kritisch mit dem Schulsystem mit Stundenausfällen, mit dem Lehrermangel um, auch wie manche überfürsorgliche Helikoptereltern ihre Kinder verziehen, ja das kann nicht gut sein für Hortensia-Lisa und Luca-digga. Und genau da habe ich mich erwischt wie ich immer wieder zustimmend nicken musste. Sehr gefallen haben mir die Erlebnisse aus ihrer eigenen Kindheit, die sie immer wieder einstreut. Oft habe ich auch an meine eigene Schulzeit gedacht und bin ehrlich froh, dass ich keine schulpflichtigen Kinder mehr habe. Ganz besonders amüsant, ist im Buch, auch der Ablauf eines Elternabends und ein Klassenausflug in den Zoo geschildert.
Es war wieder ganz toll mit der resoluten Oma und ich hoffe, dass es bald wieder etwas Neues von Renate zu lesen gibt. Ein rundherum gelungener neuer Band, ich werde nicht müde immer weiter zu lesen. Das Schöne daran ist, die Bücher müssen nicht in Reihenfolge gelesen werden.
Eine Leseempfehlung an alle die gerne beim Lesen Schmunzeln, oder sogar lachen. Ich vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 02.08.2023
Perlenbach (eBook, ePUB)
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Perlenbach, historischer Roman von Anna-Maria Caspari, E-Book von Ullstein eBooks.
Anna-Maria Caspari beschreibt in ihrem zweiten Eifelroman einfühlsam die Lebenswege dreier Menschen, die versuchen, den Zwängen in der Gründerzeit zu entfliehen.
Monschau, Ende des 19. Jahrhunderts. Dort treffen die Kinder Luise, Tochter des Arztes, Jacob, der Sohn eines Tuchfabrikanten und Wilhelm, ein armer Bauernsohn, aufeinander. Zusammen verbringen sie ihre mehr oder weniger unbeschwerte Kindheit und auch die frühen Wege des Erwachsenwerdens, jeder träumt seinen Traum, doch die Lebensumstände sind so verschieden und bringen die Freunde in unterschiedliche Richtungen.
Ein wunderbares Buch, ich habe die Geschichte genossen. Weil ich auch Ginsterhöhe hervorragend fand, wollte ich es unbedingt lesen. Jetzt bin ich am überlegen, welcher der beiden Eifelromane mir wohl besser gefallen hat. Ich denke, beide sollten dringend gelesen werden, Perlenbach, wenn möglich sogar vor Ginsterhöhe.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, die durch Zeitabschnitte gekennzeichnet sind. 32 Kapitel in angenehmer Länge, mit Ort und Datum überschrieben, machen das Lesen und das Zurechtfinden in Ort und Zeit leicht. Besonders schön fand ich am Ende das zusätzlich angefügte Kapitel: Die gute alte Zeit.... Das schafft die Verbindung zum nächsten Teil. Dort ist nachzulesen, was die Jahre im ausgehenden 19. Jahrhundert für eine Zeit der Widersprüche war, die relativ lange Friedenszeit zwischen dem deutsch-französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg. Die Gründerzeit, der Beginn der industriellen Revolution, geprägt von Erfindungen und Fortschritt in Medizin und Technik. In der jedoch die Bevölkerung noch gefangen war in Konventionen und Regeln. Die Kaiserzeit, als Frauen weder studieren noch eine eigene Meinung haben durften. Damals war die Eifel das Armenhaus Deutschlands, genau das ist hier auf überaus eindrucksvollste Art geschildert. Flüssig zu lesen, im auktorialen Stil, jederzeit ist der Leser also in der Lage, das Geschehen im Ganzen zu überblicken. Eine gründliche Recherchearbeit ist da Voraussetzung und das merkt man auch. Zeit- und auch Lokalkolorit sind überreichlich vorhanden, die Szenen haben mir bei der Lektüre, ständiges Kopfkino hervorgerufen. Dazu haben auch die Tagebucheintragungen von Frederike Linden beigetragen, immer wieder gab es interessante Beiträge zum Zeitgeschehen, die mich des Öfteren wirklich verblüfft haben.
Die Charaktere sind so echt beschrieben, dass man meinen könnte jeden Charakter persönlich zu kennen, auch Nebenfiguren z.B. die Patientin von Luise – Frau Flosdorff oder der Knecht Mathes. Am meisten habe ich Luise bewundert, weil sie m. M. nach die größte Weiterentwicklung gemacht hat, sie ist, finde ich ihren Zukunftswünschen am nächsten gekommen. Doch auch Wilhelm hat mich beeindruckt, er hat sich emporgearbeitet und es geschafft ein gutes Leben zu führen. Einzig Jacob ist die tragische Person in dieser Geschichte. Ich habe das Buch angefangen und nur wenn es dringend nötig war, habe ich es aus der Hand gelegt. In dieser Zeit sind mir die Begebenheiten in Monjoie und in Wollseifen jedoch nicht aus dem Kopf gegangen. So herzergreifend und flüssig erzählt, ein Lesegenuss. Ich hoffe, irgendwo zwischen Perlenbach und der Gegenwart ist noch ein wenig Platz für einen weiteren Eifelroman, den ich sofort lesen würde. Eine absolute Leseempfehlung, den Lesern denen Ginsterhöhe gefallen hat, will ich Perlenbach ans Herz legen. Alle anderen können, mit Perlenbach beginnen und dann Ginsterhöhe genießen. Ich vergebe dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 26.07.2023
Der Alchemist von Venedig
Dellinger, Anton

Der Alchemist von Venedig


weniger gut

Der Alchemist von Venedig, historischer Roman von Anton Dellinger, EBook im Gmeiner-Verlag.
Der Baumeister Mansani rettet seinem Bruder das Leben, er soll im Kanal ertränkt werden weil er die Tochter des Dogen geschwängert hat. Bei dieser Tat wird er beobachtet und hat sich so erpressbar gemacht. Der Stadtkämmerer Ducatini will dies ausnutzen und zwingt Mansani, ihm bei einem Täuschungsmanöver zu helfen. Die beiden Gelehrten Newton und Leibnitz, die sich in Venedig aufhalten, sollen eine Sternwarte bauen, größer als die des Papstes. Doch Newton soll vor allem eines, Gold herstellen. Das kann nicht lange gutgehen. Denunzierungen im Bocca die Leone sind an der Tagesordnung.
Das Buch teilt sich in fünf lange Leseabschnitte/Kapitel, die mit einer Überschrift versehen sind, die auf den Inhalt eingehen. Der Autor schreibt aus der Sicht von Ducatini und auch Mansani, wobei er einzig letzteren im Ich-Stil erzählen lässt, das fand ich schon etwas gewöhnungsbedürftig. Bis auf Leibnitz und Newton sind alle Figuren fiktiv, wobei sich Newton niemals in Venedig aufgehalten hat. Da mich zu Beginn des Buches die vielen Charaktere verwirrt haben, war ich um die Personenübersicht im Anhang froh.
Viele Szenenwechsel und auch Begebenheiten, die schnell abgehandelt waren haben m. M. nach für unnötiges Durcheinander gesorgt, ständig hatte ich das Gefühl, dass ich Seiten ausgelassen habe. Etliche Zusammenhänge hätte ich mir ausführlicher erklärt gewünscht, der Sachverhalt war für mich schwer nachvollziehbar. Häufige Seitenwechsel der Charaktere haben mich verwirrt. Besonders vor dem letzten Kapitel war ein gewaltiger Sprung, da hatte ich Mühe dem Geschehen noch zu folgen. Ich denke. dass aus der Idee mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl eine tolle Geschichte hätte werden können. Ich finde den Titel auch etwas unglücklich gewählt, da der Alchemist hier Newton nur eine Nebenrolle spielte, „der Baumeister von Venedig“ wäre treffender gewesen.
Ich lese Romane die aus der glanzvollen Zeit von „La Serrenissima“ erzählen, eigentlich sehr gerne, hier fühle ich mich um meinen Lesegenuss gebracht, schade. Einzig jedoch, das Setting war gut beschrieben, das Verhältnis von Mansani und seiner Gemahlin fand ich angenehm beschrieben, insgesamt möchte ich jedoch keine Leseempfehlung aussprechen, denn zum gleichen Sujet gibt es bessere Werke. Von mir 2 Sterne.

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