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flowers.books

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Insgesamt 139 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2019
World of Lehrkraft
Schröder, Johannes

World of Lehrkraft


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

„Ich bin Lehrer. Nein, es ist noch schlimmer: Ich bin Deutschlehrer. Ich führe ein Leben am Korrekturrand der Gesellschaft. Durch meine Adern fließt rote Tinte. Ich wurde mit Buchstabensuppe gestillt.Manche sagen, ich sei das Ergebnis einer beruflichen Fehlentscheidung. Aus meiner Sicht handelt es sich eher um eine ganze Verkettung von Fehlentscheidungen. Aber jetzt ist es, wie es ist. Ich bin Beamter mit Frustrationshintergrund.“ (ZITAT)

Herr Schröder schreibt wie kein anderer humorvoll und komisch über den Schulalltag. Ich selbst durfte bei einem Live-Auftritt seinen unglaublich schlagfertigen und trockenen Humor genießen.

Geboren 1974 in Berlin, unterrichtete Johannes Schröder zwölf Jahre lang im baden-württembergischen Offenburg. Bis 2014. Dann verbrachte er ein Jahr in Kanada, mit dem Ziel vor Augen, ein Comedyprojekt umzusetzen. In „World of Lehrkraft – ein Trauma geht in Erfüllung" spricht der Schröder über das Leben am Korrekturrand der Gesellschaft, über intellektuell barrierefreien Unterricht und die Schulhof-Lebenserwartung der Pubertiere.

"Wir benutzen pro Tag 160 Metaphern, sie sind sehr präsent. Die Metapher ist kein Stilmittel, sondern eine Art zu denken. Wenn ich also sage „Unsere Liebe war ein Strohfeuer", dann ist das eine lupenreine Metapher. Sie vergleicht aber zwei total unterschiedliche Bereiche miteinander. In diesem Fall vergleiche ich eine Emotion, die Liebe, mit einem landwirtschaftlichen Kollateralschaden, dem Strohfeuer. Oder wenn ich sage „Du bist meine Sonne" – dann wissen alle, was gemeint ist: Du bist hell, du bist warm, du strahlst, du bist der Mittelpunkt meines Universums. Niemand würde auf die Idee kommen: Du bist rund und krebserregend." (ZITAT)

FAZIT

"World of Lehrkraft" konnte bei mir nicht nur wegen des tollen Covers und dem einprägsamen Titel punkten, sondern hat mir auch ein großes Lesevergnügen bereiten können.

Auf amüsante und pointierte Weise zeigt Schröder ein Bild der derzeitigen Schullandschaft und konnte mich so oft zum Lachen bringen. Sicherlich werden sich hier viele Lehrer und auch Schüler wiederfinden. Mit viel Wortwitz und Charme schildet Herr Schröder seine Erfahrungen an vorderster Front des Klassenzimmers.

Absolute Leseempfehlung meinerseits für diesen Stimmungsaufheller!

Bewertung vom 25.11.2019
Der Mensch ist böse
Hannes, Julian

Der Mensch ist böse


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt


"Der Killer mit den meisten bestätigten Opfern ist Dr. Harold Shipman, ein englischer Hausarzt, der viele seiner Patienten durch Heroininjektionen tötete. 218 Tote gehen mindestens auf sein Konto, es können jedoch auch weit über 400 gewesen sein." (ZITAT)

Mord, Totschlag, Diebstahl, Entführung und Einbruch. Jeden Tag passieren überall auf der Welt die schlimmsten Verbrechen. In unserer Fantasie finden diese Taten immer an dunklen, einsamen Orten statt und der Täter ist ein geheimnisvoller Unbekannter. Die Realität sieht völlig anders aus. Nicht umsonst ermittelt die Polizei immer zuerst im Umfeld des Opfers. Die Täter sind oft der eigene Partner, der Nachbar oder der beste Freund.

"Schaut man auf die Statistiken, wurden in Deutschland in den letzten Jahren konstant über 90 Prozent aller Morde aufgeklärt. Das heißt aber auch, dass es jene weniger als zehn Prozent an Fällen gibt, die ungeklärt bleiben – und jedes Prozent davon ist bei solch schwerwiegenden Delikten eines zu viel." (ZITAT)

In seinen Geschichten zeigt Julian Hannes alias Jarow die schlimmsten menschlichen Abgründe. Hannes schildert über Psychopathen, Serienmörder, die Fälle über Maddie McCann und Rebecca R., ein Horrorhotel, Alcatraz Fluchtversuch, Spürhunde, Cyberkriminalität, Stalking und Selbstjustiz.

Seine Themen sind brisant, interessant, spannend und aufschlussreich.

Er selbst stellt ein eigenes Fazit dar, was ich als Leser als sehr positiv empfinde. Das Cover hätte ich etwas schlichter gewählt und gefällt mir weniger gut.

Als Leser entdeckt man oft Fälle, von denen man schon mehrmals gehört bzw. gelesen hatte. Die Gestaltung der einzelnen Abschnitte finde ich sehr übersichtlich, ebenso die Interviews mit dem Criminal Profiler Mark T. Hofmann, der erklärt, wie es passieren kann, das eigentlich ganz normale Menschen zu solch schlimmen Verbrechen fähig sind.

Klare Leseempfehlung meinerseits!

Julian Hannes gehört mit über 1,9 Mio YouTube Abonnenten zu den angesagten YouTubern in Deutschland. Bekannt wurde er durch seine Formate „Kranke Welt“ und „X-Faktor“, in denen er seien Leidenschaft für ungeklärte Mysterien und wahre Verbrechen zum Ausdruck bringt. In seinen Videos berichtet er unter anderem über kontroverse und schlimme Dinge, die in der Welt geschehen und fasziniert seine Community mit gruseligen Horrorgeschichten und unlösbaren Rätseln.

Bewertung vom 06.11.2019
Hinter deinem Rücken
Sarenbrant, Sofie

Hinter deinem Rücken


gut

Jede Frau träumt davon, sich hier frisieren zu lassen – bei Stefano de Luca, im angesagtesten Salon Stockholms.

Als die wunderschöne Angelina Silver dort zu arbeiten beginnt, scheinen die Geschäfte noch besser zu laufen.

Nur Jenny, bisher der Star des Salons, beäugt missgünstig die Künste ihrer neuen Kollegin, die aus ihrer Herkunft ein Geheimnis macht.

Dann wird der erste Kunde ermordet – und das ist erst der Anfang.

„In einem Salon voller Spiegel kann niemand etwas verbergen.“ (ZITAT)

Bei manchen Szenen haben mir persönlich einige Anhaltspunkte gefehlt, damit man als Leser sofort gut und flüssig folgen konnte.

Die gespannte Atmosphäre im Salon konnte man sich dafür als Leser sehr gut vorstellen, denn diese war durchaus realistisch und ich fühlte mich beim Lesen in Mitten des Gezeters und in der Geheimniskrämerei. Die Story wurde aus wechselnden Perspektiven erzählt, was ich sehr positiv und auflockernd fand.

Cover, Titel und Klappentext wecken sofort das Intresse eines jeden Thriller-Liebhabers und gefallen mir sehr gut!

Ein Thriller mit einem ungewöhnlichen Schauplatz und einer guten Idee, jedoch bleibt die Spannung etwas auf der Strecke!

Bewertung vom 04.11.2019
Die Frau, die nicht alterte
Delacourt, Grégoire

Die Frau, die nicht alterte


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

"Mit zehn Jahren sah ich haargenau aus wie eine Zehnjährige. Ich träumte von einem Pony wie Jane Banks aus Mary Poppins - den Film hatten wir alle zusammen im Cinema Le Royal geschaut." (ZITAT)


Nachdem mich sein Buch "Das Leuchten in mir" absolut in den Bann gezogen hatte, musste ich sein neustes Werk "Die Frau, die nicht alterte" unbedingt lesen.

Darin geht es um die Protagonistin Martine (später Betty), welche ein glückliches Leben mit Ende zwanzig führt. Sie hat studiert, mit André den Richtigen gefunden, ihn geheiratet und einen Sohn zur Welt gebracht. Die Zukunft ist für sie ein großes Versprechen. Doch als sie mit dreißig plötzlich aufhört zu altern, gerät alles ins Wanken. Dazu muss sie noch ein Leben ohne Mutter führen, denn ihre Maman ist sehr bald gestorben.

"Ich vermisste Mamam. Ihre Arme, ihr Atem hatte mich verwaist zurückgelassen, mir fehlte jede ihrer Poren, jedes Haar, jede Silbe, die sie mir nicht hatte schenken können. Genau wie Papa lief ich nur noch auf einem Bein." (ZITAT)


Für jede Frau klingt das zuerst sehr verlockend, wer wünscht sich dieses Phänomen schließlich nicht. Doch anfängliche Euphorie wird schnell gedämpft und alles ist nicht so einfach wie es scheint. Die offensichtiche Altersdistanz wird - zumindest optisch - immer größer, sowohl zu ihrem Mann als auch bald zum Sohn.

"Ich wusste um das Chaos, das sich anbahnte. Ich wusste um die Freude und die Fassungslosigkeit. Ich wusste um den Segen und den Fluch." (ZITAT)


Grégoire Delacourt hat einen absolut großartigen Schreibstil. Bei seinen Texten muss man einige Male innehalten und diese wirken lassen.

Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut und passt perfekt zu seinen bisher erschienenen Büchern.


Der französische Autor Grégoire Delacourt wurde am 26. Juli 1960 in Valenciennes geboren. Nach einer Ausbildung in der Jesuitenschule La Providence studierte er Rechtswissenschaften in Grenoble. Seit 2004 führt er mit seiner Frau Dana Philp eine eigene Werbeagentur. In Frankreich etablierte sich Delacourt bereits 2011 mit seinem Roman "L’Écrivain de la famille" als Schriftsteller und erhielt zahlreiche Literaturpreise. Mit seinem zweiten Roman "Alle meine Wünsche" gelang ihm auch der Durchbruch in Deutschland und 26 anderen Ländern. Delacourt lebt mit seiner Familie in Paris.

Bewertung vom 02.11.2019
Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein, Jetzt sitzt du in der Falle.
Strobel, Arno

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein, Jetzt sitzt du in der Falle.


gut

Meine Meinung und Inhalt

"Jenny ließ das Gebäude an Shining von Stephen King denken. Nicht, weil es ähnlich ausgesehen hätte wie das Overlook Hotel aus dem Film, sondern weil der in der Dämmerung liegende verwinkelte Bau abweisend und wenig einladend wirkte, was in ihr das Bedürfnis weckte, augenblicklich auf dem Schneeschuh kehrtzumachen und möglichst schnell einen großen Abstand zwischen sich und dieses Hotel zu bringen. Der mit dunklem, fast schwarzem Holz verkleidete Komplex sah aus, als hätte man mehrere kleine Gebäude ohne Rücksicht auf jegliche Symmetrie einfach ineinandergeschoben. Umgeben war das Hotel von mehreren Baumgruppen, die zu gleichmäßig angeordnet waren, als dass sie zufällig dort gewachsen sein konnten." (ZITAT)

Als Fan von Arno Strobel und Liebhaber des Berchtesgadener Land mit Umland musste ich "Offline" einfach lesen.


Fünf Tage ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein. Digital Detox. So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf den Watzmann in 2000 Metern Höhe reist.

Das klingt an und für sich für den Leser vielversprechend. Die Kulisse für einen tollen Thriller ist gegeben.

Aber am zweiten Tag verschwindet einer von ihnen und wird kurz darauf schwer misshandelt gefunden. Jetzt beginnt für alle ein Horrortrip ohne Ausweg. Denn sie sind offline, und niemand wird kommen, um ihnen zu helfen.

»Ich glaube, wir sollten von jetzt an immer zusammenbleiben«, schlug Ellen vor. »Egal, ob außer uns noch jemand im Hotel ist oder nicht, wenn wir zusammenbleiben, kann keinem von uns etwas geschehen.« (ZITAT)

Das Rätselraten um den Täter beginnt. Als Leser geht es einem wie den Protagonisten selbst. Viele Möglichkeiten herrschen, einige Protagonisten kann man - vielleicht aus Symphatie-Gründen relativ schnell für sich ausschließen.

Der Szenenwechel ist dem Autor auch sehr gelungen. Ich bin ein großer Fan von dem Schreibstil des Autors und seiner Kreativität.

Kurzum, ein wirklich perfekt gewähltes Cover, eine spannende Handlung umgeben von einer finsteren Atmosphäre und überraschenden Wendungen. Leider muss ich gestehen, dass es deutliche Parallelen zu Agatha Christie und Shari Lapena‘s „Der zehnte Gast“ gibt, was mich etwas gestört hat.

Eine Idee, die neu umgesetzt wurde, was "Offline" aber nicht zu Strobels bestem Werk macht - auch aufgrund der öfteren Wiederholungen und der manchmal langgezogenen Passagen.

Der im August 1962 in Saarlouis geborene Arno Strobel zählt zu den renommierten deutschen Thriller-Autoren. Zunächst führte ihn sein Weg aber in eine andere Richtung. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung in einem handwerklichen Beruf, seinem Dienst in der Bundeswehr und seinem Studium der Versorgungstechnik arbeitete er im IT-Bereich. Sein Debüt mit einem wesentlich umfassenderen Projekt folgte 2007 mit „Magus – Die Bruderschaft“. Da sein Manuskript bei den großen Verlagen wenig Anklang fand, veröffentlichte er es außerordentlich erfolgreich im Selbstverlag. Bald darauf zeigte ein namhafter Verlag Interesse. Im Anschluss brachte er zahlreiche Thriller auf den Markt, wie zum Beispiel „Der Trakt“, „Das Skript“ und „Die Flut“. Arno Strobel hat drei Kinder und lebt mit seiner Partnerin in der Nähe von Deutschlands ältester Stadt Trier.

Bewertung vom 14.10.2019
Die Dame hinter dem Vorhang
Peters, Veronika

Die Dame hinter dem Vorhang


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt

„Von der Straße aus ist nicht mehr viel zu erkennen als ein dunkler Schemen. Sie sitzt dort oben und beobachtet alles, was hier unten vor sich geht.“ (ZITAT)

Die Geschichte spielt im Jahr 1927 in England.

An einem Maimorgen verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.


„In einer halben Stunde, wenn ich den Tee serviere, wird sie überrascht tun und behauten, sie habe gar nicht mitbekommen, dass ich wieder da sei, und ich werde es auf sich beruhen lassen.“ (ZITAT)


Die Autorin verbindet auf angenehme Weise die historisch belegte Edith mit diversen fiktiven Personen. Eine davon erzählt die Lebensgeschichte. Das Buch ist flüssig und mit schöner Sprache geschrieben.

Als Frau in der damaligen Zeit hat Edith es gewagt, aus dem starren Korsett der Standesregeln auszubrechen und ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Dieses Leben war nach außen hin schillernd und prunkvoll. Sitwell war bekannt für große Auftritte in Brokat und Seide, und sie war eine der bedeutendsten Lyrikerinnen ihrer Zeit.

Doch dieses Leben war auch geprägt von Entbehrungen, Schulden, Einsamkeit.

Veronika Peters bedient sich in ihrem biographischen Roman der Kunstfigur Jane Banister, um hinter den schönen Schein zu blicken.

Jane hält die Launen von Sitwell aus und erträgt ihre Geschichten und Zornesreden. Sie spendet ihr Trost und ist einfach für sie da. Genau aus diesem Grund ist Jane mir von Beginn an sympathisch. Ich mag ihre aufgeschlossene und herzliche Art und es ist schön zu sehen, wie die Autorin das Verhältnis zwischen Jane und Edith schildert, welches sich nach und nach zu verändern scheint.

Diese super schöne liebevoll ausgestattete Ausgabe mit Leinenrücken und Lesebändchen ist ein echter Hingucker und verdient einen Extra-Stern!

Kurzum, ein wirklich tolles Buch, das sich lohnt gelesen zu werden!

Veronika Peters, geboren 1966 in Gießen, verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und Afrika. Im Alter von 15 Jahren verließ sie ihr Elternhaus, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und absolvierte eine Ausbildung zur Erzieherin. Sie arbeitete in einem psychiatrischen Jugendheim, bis sie Ende 1987 für zwölf Jahre aus dem sogenannten bürgerlichen Leben ausstieg und in eine Benediktinerinnenabtei eintrat. Von der Zeit, die sie dort lebte, handelt die autobiographische Erzählung »Was in zwei Koffer passt« (2007). Es folgten die Romane »An Paris hat niemand gedacht« (2009), »Das Meer in Gold und Grau« (2011), »Die Liebe in Grenzen« (2013) und »Aller Anfang fällt vom Himmel« (2015). In ihrem neuesten Roman »Die Dame hinter dem Vorhang« setzt sie der englischen Exzentrikerin Edith Sitwell ein Denkmal.
Veronika Peters ist verheiratet mit dem Schriftsteller Christoph Peters, hat eine Tochter und lebt als freie Autorin in Berlin.

Bewertung vom 04.10.2019
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


gut

Habt ihr sie gesehen?


Meine Meinung und Inhalt

„Aber nun geht mir die Tinte aus, die Tür steht weit offen, und was mich dahinter erwartet, wird das wenige an Achtung zunichtemachen, das Sie möglicherweise für mich hegen. Ich kann den Gedanken gut ertragen, denn ich hatte Ihre Achtung nie verdient. Um Sie hingegen bin ich in Sorge, denn jenseits der Schwelle brennt nur ein einziges Licht, und das ist noch furchterregender als die Dunkelheit …“ (ZITAT)


Nach „Die Schlange von Essex“ ist dies mein zweites Buch der Autorin Sarah Perry, welche auch in „Melmoth“ einen unglaublich faszinierenden, detaillierten und malerischen Schreibstil zum Besten gibt.

Perry wurde 1979 in Essex geboren und lebt heute in Norwich. Ihr Roman Die Schlange von Essex war einer der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre in England. Ausgezeichnet als Buch des Jahres 2016 der Buchhandelskette Waterstones, Gewinner des britischen Buchpreises 2017 für den besten Roman sowie für das beste Buch insgesamt.


Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth - einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Die mysteriöse Frau trägt viele Namen, wie z.B. Melmoth die Zeugin, Melmotte oder auch Melmotka – je nachdem, wo man geboren ist und sie ist einsam. Ihre Einsamkeit ist uferlos und wird erst enden, wenn die Welt untergeht und Melmoth Vergebung erfährt. Sie erscheint den Menschen am Tiefpunkt ihres Lebens, und nur die Erwählten spüren ihren Blick. Sie heben den Kopf, und plötzlich steht die Zeugin vor ihnen. Angeblich streckt sie dann die Arme aus und sagt: Nimm meine Hand! Ich war so einsam!«

„....Ammenmärchen, das man kleinen Kindern erzählt, damit sie nicht über die Stränge schlagen«, sagte er. »Hat deine Mutter dich denn nie auf den Schoß genommen und dir erzählt, Melmoth beobachte dich?“ (ZITAT)


Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern, welche sie von ihrem Freund Karel Pražan erhält
- und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?


»Manchmal glaube ich, dass jedes große Gefühl direkt mit allen anderen Gefühlen verbunden ist. Besser, man meidet sie, wann immer es geht.« (ZITAT)


Kurzum, ein wirklich interessantes Buch mit einer ausgewöhnlichen Story, welche mich aber nicht überzeugen konnte und welche ich teilweise sehr anstrengend und langgezogen fand.

Das Cover wurde hervorragend und auffallend gestaltet und gefällt mir ausgesprochen gut. Ebenso als positiv hervorzuheben ist die Innengestaltung und die im Fuß enthaltenden Fußnoten.

Bewertung vom 30.09.2019
Licht und Schatten
Drvenkar, Zoran

Licht und Schatten


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt
"Sie haben zwei Millionen Jahre darauf gewartet, dass Solea zurückkommt?
Solomon zuckte mit den Schultern.
Was blieb ihnen übrig?
Aber ... wer hält denn das so lange aus?
Du darfst die Zeit nicht missverstehen, sagte ihr Vater. Zwei Millionen Jahre sind wie der Wechsel einer Jahreszeit, wenn die Ewigkeit vor dir liegt." (ZITAT)

Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes.

"...was Solea sah - nicht nur den Lichtfunken in der Dunkelheit und woher er kam, sondern auch, dass ein Kind geboren werden sollte, ein Kind aus ihren eigenen Reihen, und dass sich eine der Mütter dafür opfern würde, denn dieses Kind sollte nicht nur das Licht auf die Erde zurückbringen, es sollte auch zum Sturz der selbsternannten Göttin führen und ihre Herrschaften und die Zegechem dorthin zurückschicken, woher diese gekommen waren." (ZITAT)

Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren. Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden.

Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen.


"Nachdem Solea sich geweigert hatte, die Eifersucht abzulegen, sprach Solomon weiter, kappte sie den Impuls, damit ihr niemand folgen konnte. Von diesem Tag an war es den Schwestern unmöglich, an ihren Ursprung zurückzukehren. Nur zusammen konnten sie zu Licht werden, denn nur
als Einheit konnten sie die weite Reise nach Hause antreten. ..." (ZITAT)

Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet. Vor ihr liegen viele Gefahren, darunter ein Wächter, der es auf ihre Seele abgesehen hat.

"Ein Außenstehender hätte es für eine Ironie des Schicksals gehalten. Ein Tag früher, ein Tag später und alles wäre anders verlaufen. Aber der Wächter hielt nichts von dem Schicksal, denn er trug die Arroganz seines Daseins tief in seinem Herzen. Für ihn war das Schicksal wie das Glück und der Zufall. Drei Geschwister, auf die man sich nicht verlassen konnte." (ZITAT)

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Meisterwerk. Der Autor Zoran Drvenkar ist mir bereits durch seine Bücher "Still", "Du" und "Sorry" bekannt. Drvenkar hat einen unglaublich tollen, fesselnden und magischen Schreibstil.

"Licht und Schatten" ist eine absolut fantastische Geschichte für Groß und Klein und wir mir in Erinnerung bleiben.

Großartiges Cover, heldenhafte authentische Protagonisten und eine phantasievolle malerische Kulisse / Story.

Dieses Buch ist eines meiner Jahreshighlights und bekommt deshalb meine Leseempfehlung!

Zoran Drvenkar, wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Angafangen mit Gedichten schrieb er bald schon Kurzgeschichten, die er mit der Zeit immer weiter ausbaute. Seit 1989 ist er als freier Schrifsteller tätig und ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuch-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Victor Caspak und Yves Lanois. Heute wohnt der Autor in einer alten Kornmühle bei Berlin.

Bewertung vom 24.09.2019
Das Leuchten in mir
Delacourt, Grégoire

Das Leuchten in mir


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

„Die Worte, die man nie ausspricht, sind die, die am meisten wehtun.“ (ZITAT)

Emma ist vierzig und seit achtzehn Jahren mit Olivier verheiratet. Sie haben drei wohlgeratene Kinder, es könnte nicht besser sein. Dass etwas Entscheidendes in ihrem Leben fehlt, merkt Emma erst, als in einer Brasserie ihr Blick auf den von Alexandre trifft. Sie weiß sofort Bescheid. Für ihn wird sie alles riskieren, alles aufgeben – koste es, was es wolle.

Alles erscheint neu. Emma möchte alles wagen – sie möchte sich hingeben. Es scheint entschieden und geplant – bis zu der einschneidenden, alles verändernden, Wende. Eine Wende, in der Emma erfahren wird, dass die Trauer eine Liebe ist, die keinen Ort mehr hat.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich war vierzig Jahre alt. Hatte einen Mann, der mit einer sehr schönen Zwanzigjährigen zusammen war. Drei phantastische Kinder, die nicht mehr mit mir redeten. Ich lebte seit über drei Monaten in einem Mobilheim für zwei Personen in Cucq, einer Gemeinde von dreizehn Quadratkilometern im Pas-de-Calais.“ (ZITAT)


Immer an ihrer Seite ist ihre beste Freundin Sophie. Hier zeigt der Autor auf, was Freundschaft wirklich bedeutet.

„Und sie hat mir versprochen: »Wenn das vorbei ist, wenn dein Herz in tausend Stücke zerfallen ist, werde ich dir helfen, es wieder zusammenzukleben. Stück für Stück.«“ (ZITAT)


„Das Leuchten in dir“ ist ein literarisches Highlight. Kaum ein Buch konnte mich so berühren. Der Autor schildert die kurzen nachdenklichen Kapitel mit einer Poesie sondergleichen. Er schafft Momente zum Innehalten. Eine Geschichte, die Mut schöpfen lässt, traurig macht und auch zeigt, was es heißt zu Leben. Eine Geschichte, in der es um Wagnisse geht, um Entscheidungen und um das Gehen und Zurückkehren.

„… dann spricht er von Hoffnung. »Die Hoffnung ist das stärkste Gefühl, das man empfinden kann, stärker als Hass, als Liebe, stärker als Terror oder Gewalt.«“ (ZITAT)
Ein ganz unbeschreiblich wundervolles Buch, das meine, von herzen ausgesprochene, Leseempfehlung erhält.

Zum Autor: Der französische Autor Grégoire Delacourt wurde am 26. Juli 1960 in Valenciennes geboren. Nach einer Ausbildung in der Jesuitenschule La Providence studierte er Rechtswissenschaften in Grenoble. Seit 2004 führt er mit seiner Frau Dana Philp eine eigene Werbeagentur. In Frankreich etablierte sich Delacourt bereits 2011 mit seinem Roman "L’Écrivain de la famille" als Schriftsteller und erhielt zahlreiche Literaturpreise. Mit seinem zweiten Roman "Alle meine Wünsche" gelang ihm auch der Durchbruch in Deutschland und 26 anderen Ländern. Delacourt lebt mit seiner Familie in Paris.

Bewertung vom 19.09.2019
Porzellankind
Angelowski, Myriane

Porzellankind


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt
Myriane Angelowski wurde 1963 in Köln geboren und arbeitete mehrere Jahre als Referentin für Gewaltfragen. 2001 machte sie sich als Coach selbstständig, leitet Krimi-Seminare und Schreibworkshops. 2007 veröffentlichte der Emons-Verlag ihren Debütkrimi „Gegen die Zeit“ sowie 2009 „Tödliches Irrlicht“. Im Herbst 2010 schien im Emons Verlag ihr Mystery-Thriller „Der Werwolf von Köln“.

"Warum ist Mami gemein zu mir?" (ZITAT)

Ellis, die unglaublich begeisterungsfähig ist, sehr viel Fantasie hat und zu wenig Liebe empfängt. Ellis, die einfach nur dazugehören will, ihrer Mutter gefallen will.

„Eine Kleine mit eigenem Kopf, manchmal draufgängerisch und dann wieder zerbrechlich wie feinstes Teeservice.“ (ZITAT)

Leise und einsam bewegt sie sich durch die Villa der Eltern. Denn ihre Mutter erträgt keine Nähe. Und keinen Lärm.
Ellis’ Bruder Eduard ist ein Schreikind. Sein Gebrüll wird zur familiären Belastung – bis er schließlich für immer verstummt.

Eine Mutter, die ihrer eigenen Tochter regelmäßig zeigt, dass sie nicht genug ist. Dass sie eine Tochter wollte, ein kleines Mädchen mit Zöpfen, welches Kleider liebt und mit Barbies spielt. Ein süßes Püppchen, das Freundinnen hat und beliebt ist. Ein Mädchen, das Sport treibt, Richterin wird oder Anwältin.

Schritt für Schritt entwickelt sich zwischen Ellis und ihrer Mutter ein verstörendes Intrigenspiel, bis Ellis erkennt, dass es mehr als eine Wahrheit gibt.

"Missgeburt, Mondgesicht, Brudermörderin." (ZITAT)

Das Cover zu "Porzellankind" gefällt mir wahnsinnig gut! Eye-Catcher-Bonus!

Inhaltlich hat mich die Geschichte sehr aufgerüttelt. Nicht ist wirklich so, wie es scheint, vielmehr eine große Fantasy-Welt zum Schutz.

Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten, einen Durchblick zu erhalten. Angelowski schildert die Kapitel abwechselnd zwischen DAVOR und DANACH.
Erst am Ende klärt die Autorin anfängliche Unklarheiten auf und schafft somit ein großartiges Ende.
Für mich ein tolles Buch - das wirklich außergewöhnlich geschrieben ist!