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Benutzername: 
Silvia1981
Wohnort: 
Arnstorf

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2017
Durch alle Zeiten
Hammer, Helga

Durch alle Zeiten


sehr gut

Alle Facetten eines erfüllten Lebens

Auf den Roman "Durch alle Zeiten" von Helga Hammer war ich sehr gespannt, weil ich es sehr interessant fand, die Geschichte einer starken Frau zu verfolgen, die von den fünfziger Jahren bis in die Gegenwart reicht. Eine Zeitspanne, in der sich gesellschaftlich viel verändert hat, beginnend von der Kriegszeit und der Armut, der Schande eines unehelichen Kindes, die Stellung der Frau in der Familie und der Gesellschaft bis zur Gegenwart, wo vieles ungezwungener und freier geworden ist. Dazu die archaische Bergwelt Österreichs, die ich selbst kenne, selbst gerne Almhütten besuche und mich schon oft gefragt habe, welche Geschichten sie wohl zu erzählen haben.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, er ist sehr lebendig, schonungslos und bewegend. Die kurzen Kapitel wechseln stets zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dadurch muss man gedanklich zwar ständig umschalten, jedoch hat es für mich die Geschichte extrem spannend gemacht, so dass ich das Buch nicht mehr zu Seite legen konnte und an einem Tag verschlungen habe. Ich konnte mich auch bildlich gut hinein versetzen, ebenso kam viel Gefühl bei mir an.

Die Protagonistin Elisabeth hat es nicht einfach in ihrem Leben. Geboren in einer kinderreichen Familie, die mit Armut zu kämpfen hat. Sie hat aber schon als junges Mädchen den großen Willen, mehr in ihrem Leben erreichen zu wollen und setzt sich durch, eine gute Ausbildung machen zu dürfen. In Niklas findet sie ihre große Liebe, der ist jedoch bereits mit einer standesgemäßeren Frau verlobt und als sie dies erfährt, geht sie schwer enttäuscht als Kindermädchen nach England. Nach Niklas hat Elisabeth zwei weitere Geliebte, für die sie jedoch auch nicht mehr als eine Affäre ist. Ihre zwei Ehemänner liebt sie nicht und gerade unter Josef, dem Vater ihres dritten Kindes, leidet sie sehr. Während er sich herum treibt und auf Sauftour geht, hat sie alle Hände voll damit zu tun, den Hof, die Kinder und die Tiere zu versorgen, obwohl es ihr gesundheitlich immer wieder schlecht geht. Gerade in dieser für sie vermutlich schwersten Zeit hilft ihr nur die wieder aufgeflammte Affäre mit Niklas und die Hoffnung, dass am Ende für sie doch noch alles gut wird...

Bezüglich des Covers bin ich etwas zwiegespalten. Es zeigt vermutlich den glücklichen Moment auf der Hochzeit, auf der sie Niklas kennen lernt. Aber es sagt viel zu wenig über die ganze Geschichte aus und hätte mich wahrscheinlich in der Buchhandlung nicht dazu bewogen, das Buch in die Hand zu nehmen. Ein einfarbiger freundlicher Hintergrund und zwei bis drei kleine Bilder darauf, auch von der Bergwelt bzw. dem Brandstätterhof, hätte mich mehr angesprochen. Schön finde ich, dass es die Protagonistin Elisabeth auch im realen Leben gibt, die Autorin mit ihr seit dreißig Jahren befreundet ist und die Freundschaft sehr tief sein muss, was mitunter das größte Gut im Leben ist. Etwas schade finde ich, dass nur ein Teil der Geschichte der Wirklichkeit entspricht und ein Großteil der Phantasie entsprungen ist. So verstehe ich auch nicht, warum das Ende der Geschichte nicht der Realität entspricht, welche ich als ein schöneres Ende empfinde. Gerne wüsste ich, welcher Teil tatsächlich wahr ist und ob Elisabeth wirklich so viele Wendungen und Enttäuschungen in ihre Leben hinnehmen musste. Definitiv ist Elisabeth eine bewundernswerte und sehr starke Frau, die im Leben viel mitmachen musste und dadurch immer stärker wurde, aber im Grunde einfach nur ein schönes Leben und Liebe wollte und es freut mich sehr für sie, dass sie die letzten Jahre ihres Lebens doch noch in Ruhe und erfüllender Liebe leben durfte! Von mir gibt es hierfür vier glänzende Sterne und eine klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 25.09.2017
Dann schlaf auch du
Slimani, Leïla

Dann schlaf auch du


sehr gut

Sehr gutes und aktuelles Thema

Der Roman "Dann schlaf auch du" von Leila Slimani ist mir seit seiner Vorstellung im Gedächtnis geblieben, weshalb ich es nun endlich lesen wollte. Das Cover ist auf alle Fälle eine Eyecatcher und die Szene mit dem Kinderkarussell kommt auch im Roman kurz vor - Myriam hatte geplant mit ihren Kindern dorthin zu gehen, bevor sie sie tot bzw. leblos zu Hause gefunden hat... Die Autorin hat für ihren Roman ein sehr gutes und aktuelles Thema gewählt, das für mich auf alle Fälle mit Ausschlag gebend war, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Wie Myriam und Paul geht es heutzutage vielen Eltern. Dass der Beruf für die Frau eine deutlich wichtigere Rolle einnimmt als früher. Auch wenn man sich wie Myriam auf die Zeit zu Hause mit den Kindern freut, früher oder später kommt die Ernüchterung, dass alles längst nicht so einfach ist, wie es scheint, dass man einfach wieder das Bedürfnis hat, alleine herumzulaufen, andere Gesprächsthemen als die Kinder haben will, dass man sich wieder eine andere Aufgabe wünscht, in der man neue Verantwortung übernehmen kann und nicht nur Mutter ist - ich kenne es aus eigener Erfahrung!

Myriam erhält in dieser für sie schwierigen Phase ein Stellenangebot von ihrem ehemaligen Kommilitonen Pascal und geht völlig in ihrer neuen Aufgabe auf. In Louise finden sie eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, auf die sie sich immer mehr verlassen, sich ihre Arbeitszeiten immer weiter ausdehnen und es schließlich Louise ist, die die Fäden der Familie in der Hand hält. Nach und nach lernt man Louise näher kennen. Ihre inzwischen erwachsene Tochter, ihren verstorbenen Ehemann und dessen Vermächtnis an sie, ihre Lebensverhältnisse, ihre Gefühle und Gedanken. Wie kann man einer fremden Frau in einem derartigen Ausmaß seine Familie anvertrauen? Für mich persönlich nicht denkbar, aber die Autorin hat einen Fall aufgezeigt, in dem es durchaus Realität sein kann. Es ist nachvollziehbar, warum Louise am Ende so gehandelt hat, was sie dazu getrieben hat. Es ist auch nachvollziehbar, warum Myriam und Paul sich nicht von Louise getrennt haben, nachdem es Differenzen gab, zu sehr waren sie in ihrer Situation verfahren, zu sehr hing Myriam in ihrem Beruf fest und brauchte dringend die Unterstützung. Ein Horrorszenario, das mich mit Sicherheit so schnell nicht loslassen wird. Denn selbst wenn man die Fäden nicht wie in dem hier geschilderten Ausmaß abgibt kann man sich nie sicher sein, bei wem die eigenen Kinder wirklich sicher sind...

Der Roman lässt sich mit seinen 222 Seiten und großer angenehmer Schrift sehr schnell lesen und ließ sich mir deswegen nicht mehr aus der Hand legen. Generell hat mich der Schreibstil jedoch leider nicht ganz überzeugt, die Kapitel waren mir zu kurz und abgehakt, die Spannung und Intensität des Erzählstils zu wenig, als dass mir der Atem gestockt hätte. Man weiß vom ersten Kapitel an, wie die Geschichte endet und kann so nur nach und nach erahnen, warum Louise so gehandelt hat. Den tatsächlichen Auslöser erfährt man jedoch auch am Ende nicht so richtig. In meinen Augen hätte die Geschichte mehr Potential gehabt. Deswegen gibt es vier glänzende Sterne von mir.

Bewertung vom 13.09.2017
Wildeule / Gesine Cordes Bd.3
Wieners, Annette

Wildeule / Gesine Cordes Bd.3


gut

Unbedingt mit dem ersten Fall beginnen!

"Wildeule" von Annette Wieners ist mir seit der Vorstellung im Gedächtnis geblieben, weil ich den Schauplatz auf dem Friedhof, Gesines Lebensgeschichte bzw. die Krimireihe allgemein und die Gestaltung des Covers sehr ansprechend fand. Die ersten beiden Fälle kenne ich leider nicht und kann am Ende auch leider nur sagen, es wäre sicher von Vorteil gewesen, sie zuvor zu lesen, sicher hätte ich manche Szenen dadurch mit anderen Augen gesehen. So kann man nur erahnen, welche Vorgeschichte Gesine hat - den Tod ihres Kindes und ihr kompletter Lebenswandel von der Kommissarin zur Friedhofsgärtnerin, ihre Behausung in einem Wohnwagen, was sehr befremdlich wirkt, und allem voran ihre Freundschaft zum Bestatter Hannes. In Sache Covergestaltung hätte ich es im Nachhinein passender gefunden, eine Winterlandschaft zu wählen, zumal der Fall in der frostigen Jahreszeit spielt und diese immer wieder sehr schön beschrieben wird.

Den Fall an sich fand ich interessant, der Täter/-in und die Hintergründe wurden erst auf den letzten Seiten aufgeklärt und als Leser tappt man lange im Dunkeln. Wie sich die Lösung vollzog, hat mich jedoch nicht ganz überzeugt. Ohne die Personen aus den früheren Fällen zu kennen konnte ich speziell in diesem Fall, wo es um Streitigkeiten bzw. mangelnder Offenheit und damit Frust zwischen Gesine und Hannes geht, keine große Sympathie aufbauen. Ich fand es phasenweise leider eher ermüdend als spannend, dem Kriminalroman weiter zu folgen, einzig die Neugierde auf die Lösung hat mich angetrieben, das Buch zu Ende zu lesen. Die Art der Kommissarin Marina, wie sie Gesine in deren Ermittlungsversuchen, in der Hoffnung, Hannes zu entlasten, hin und her geschubst hat, um ihr am Ende anzubieten, ihr Undercover in den Ermittlungen zu helfen und trotzdem weiterhin ruppig zu ihr zu sein, fand auch nicht komplett mein Gefallen. Ich rate deswegen auf alle Fälle, bei Interesse an dieser Reihe mit dem ersten Fall zu beginnen und bin trotz meiner durchschnittlichen Meinung gewillt, die Reihe noch von vorne zu beginnen, weil mich grundsätzlich das Schicksal von Gesine einfach berührt. So hoffe ich auch, dass es einen weiteren Teil mit einem "happy end" für ihre persönliche Entwicklung, ihre beruflichen Vorstellungen und in ihrer Freundschaft zu Hannes geben wird.

Bewertung vom 13.09.2017
Ich soll nicht lügen
Naughton, Sarah J.

Ich soll nicht lügen


sehr gut

Mir fehlte Gefühl und der "Wow-Effekt"

Das Thema des Psychothrillers "Ich soll nicht lügen" von Sarah J. Naughton fand ich sehr ansprechend, weswegen ich mich sehr auf das Buch gefreut habe. Auch das Cover fand ich grundsätzlich sehr gelungen und die Frau darauf fordert mit ihrem Blick direkt auf, das Buch in die Hand zu nehmen. Jetzt wo es vor mir liegt, finde ich es allerdings viel zu grell, selbst wenn die Farbgebung damit womöglich auf die Buntglasfenster in der Kirche bezogen werden kann, die alles in blutrotes Licht tauchen...

Der Anfang der Geschichte wirkt verwirrend. Nach der Szene, in der Abe vom vierten Stock in die Tiefe stürzt und daraufhin im Koma liegt, erfährt man in Kursivschrift von einem kleinen Mädchen, das schlimme Erlebnisse hat, und einer Szene an Silvester, bei der man lange nicht versteht, was sie mit der Geschichte zu tun haben soll. Im Folgenden werden die Tage zwischen dem 8. November und März des Folgejahres hauptsächlich aus der Sicht von Mags, Abes Schwester, und Jody, Abes Verlobte, die im gleichen Gebäude bzw. Stockwerk wie er wohnt, geschildert. Auch von dem kleinen Mädchen und dessen qualvoller Geschichte erfährt man immer wieder etwas mehr. Alle Protagonisten hatten eine sehr schwere Kindheit. Nicht nur Jody, der Mags ihre Version des Sturzes nicht glauben mag, auch Mags und Abe, die seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten, leider sehr unter ihrer Vergangenheit. Inwiefern, erfährt man ebenfalls erst sehr spät. Mags, die eine erfolgreiche Anwältin ist, will unbedingt aufklären, was es mit dem Sturz ihres Bruders tatsächlich auf sich hat, und streckt ihre Fühler in alle möglichen Richtungen aus. Sie versucht Kontakt zu den anderen Bewohnern der ehemaligen Kirche, die in Wohnungen für bedürftige Menschen umgebaut wurde und einen ganz besonderen Schauplatz bietet, herzustellen, allen voran Jody besser kennen zu lernen. Und stößt auf immer neue Erkenntnisse und Hinweise.

Mir hat gut gefallen, dass der Leser sehr lange auf die Folter gespannt wird, was die genauen Gründe für die schlimmen Kindheitserlebnisse der Personen anbelangt, dass überhaupt nicht vorhersehbar ist, was tatsächlich hinter Abes Sturz steckt und dass Mags am Ende etwas ganz besonderes unternimmt, um für ihren Bruder Rache auszuüben. Der Psychothriller ist sehr gut gestrickt und führt immer wieder auf neue Fährten, die dann doch ins Leere laufen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm und ich konnte mir diese Kirche mit ihren besonderen Bewohnern und die Gegend mit der Bande Jugendlicher sehr gut vorstellen. Die Personen sind soweit gut ausgearbeitet und sind ihrer Hintergründe wegen mit Sicherheit authentisch dargestellt. Trotzdem konnte ich leider gar keine Verbindung zu ihnen aufbauen, und bis auf die Szenen mit dem kleinen Mädchen hat es mir einfach an Gefühl und Sympathie gefehlt und der "Wow-Effekt", den man am Ende eines tollen Buches verspürt, blieb leider auch aus. Deswegen kann ich nur vier von fünf Sternen vergeben, aber trotzdem meine Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.09.2017
Drei Tage und ein Leben
Lemaître, Pierre

Drei Tage und ein Leben


ausgezeichnet

Erschütternd, gefühlvoll, spannend und nachhallend…

… erzählt der Autor Pierre Lemaitre in seinem Roman „Drei Tage und ein Leben“ die Geschichte von Antoine, einem zwölfjährigen Jungen, der nicht sonderlich sympathisch wirkt, was allerdings auf Grund seiner Lebensumstände auch nicht verwundert. Seine alleinerziehende Mutter ist streng mit ihm, zu seinem Vater hat er bis auf Geschenke keinen Kontakt, der Kontakt zu seinen Freunden ist durchwachsen, nachdem ihm seine Mutter die Treffen zum PlayStation spielen verboten hat und er alleine durch die Wälder streift. Dort errichtet er stolz ein Baumhaus, das von seiner heimlichen Liebe jedoch abschätzig bewertet wird. Sein einziger treuer Gefährte in dieser für ihn schweren Zeit ist der Nachbarshund, dessen Ermordung er mit eigenen Augen mit ansehen muss und davon traumatisiert ist. Aus seiner blinden Wut heraus schlägt er dem sechsjährigen Nachbarsjungen Rèmi mit einem Stock gegen die Schläfe, welcher daran sofort stirbt, und so verändert sich sein restliches Leben von heute auf morgen komplett.

Im Folgenden durchlebt der Leser mit Antoine die drei darauffolgenden Tage. Wie er sich selbst und seiner Mutter gegenüber fühlt, wie der Ort Beauval mit den Geschehnissen umgeht, welche Angst er hat, dass die Leiche gefunden wird, welche Verzweiflung er hegt und welche Pläne er versucht zu verfolgen, aber weder Flucht noch Selbstmord gelingen ihm. Ein schweres Unwetter lässt die an sich schon rasante Geschichte noch mehr aufleben, was mich zusätzlich sehr betroffen gemacht hat, zumal ein Unwetter ähnlichen Ausmaßes vor einem Jahr hier ganz in der Nähe gewütet hat und mir durch die Geschichte noch deutlicher wurde, wie die Leute gefühlt haben müssen. Das Unwetter verwüstet das Dorf und das Waldgebiet enorm, wodurch das Leid der gesamten Dorfbewohner in den Vordergrund und der verschwundene Rèmi in den Hintergrund tritt. Und Antoine beschließt, von Beauval fortzugehen.

Zwölf Jahre später nimmt der Autor die Geschichte wieder auf und man lernt den inzwischen Erwachsenen Antoine kennen, wie sich sein Leben für ihn positiv entwickelt hat, er sich phasenweise stark und allem überlegen fühlt, er allerdings nach wie vor auch sehr mit seiner Schuld zu kämpfen hat. Albträume verfolgen ihn immer wieder, mit niemandem jemals über den Vorfall sprechen zu können, quält ihn, Besuche in Beauval meidet er so gut es geht. Bei einem dieser Besuche begeht er einen weiteren folgeschweren Fehler, deren Konsequenzen seine positive Entwicklung wieder zum Einsturz bringen und er in weiterer Hinsicht eine Bestrafung erhält zum Preis seines ganzen Lebens. Nach einem weiteren Zeitsprung von vier Jahren erfährt der Leser seine aktuelle Lebenssituation, in der er sich mit den Tatsachen arrangiert hat, soweit es geht, und der Autor lässt am Ende eine weitere Bombe platzen, mit der der Leser nicht gerechnet hätte. Ob Rèmis Leiche je gefunden und Antoine als Täter überführt wurde, möchte ich hier natürlich nicht verraten!

In meinen Augen ist dies ein herausragender Roman. Beginnend beim sehr passenden Cover mit dem verschlossen wirkenden Jungen. Der Autor hat ein Thema gewählt, wie es mir noch in keinem Buch untergekommen ist und dies unglaublich gut umgesetzt, auch wenn man sich fragen muss, wie man auf die Idee kommt, als Autor solch eine Geschichte durchspielen zu wollen. Es wird einem vor Augen geführt, wie schnell eine unüberlegte Handlung das restliche Leben beeinflussen kann, dass die Zeit nicht alles vergisst und man nicht vor allem davonlaufen kann. Die Geschichte hallt noch stark in mir nach und wird mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. Deswegen gibt es von mit definitiv fünf von fünf Sternen dafür!

Bewertung vom 01.09.2017
Morgen ist es Liebe
Maifeld, Monika

Morgen ist es Liebe


ausgezeichnet

Perfekter Roman für kalte Wintertage

Der Roman "Morgen ist es Liebe" von Monika Maifeld ist perfekt dafür geeignet, an kalten Wintertagen schöne Stunden mit einem guten Buch zu verbringen. Schon das Cover ist wunderschön gestaltet, ich mag es sehr und auch die Geschichte hat mir sehr viel Herzenswärme und Freude bereitet. Auch wenn sie sehr vorhersehbar ist, sind darin doch einige Wendepunkte enthalten, die stets dazu anregen, weiterlesen zu wollen - ich konnte das Buch schlichtweg nicht mehr aus der Hand legen! Und gerade diese Wendepunkte machen das Ende umso schöner, welches mich als Leser sehr zufrieden und mit wunderschönen Gefühlen zurück lässt, denn man konnte die Liebe so deutlich spüren...

Die Geschichte, die in der Zeit vom 21. Dezember bis 8. Januar spielt und mit einem Epilog sehr passend abgerundet wird, handelt von Alexandra, einer jungen Ärztin, die nach der Weihnachtsfeier zu ihrer Mutter fahren möchte, dafür eine Abkürzung durch die Weinberge nimmt, auf schneebedeckten Straßen vom Weg abkommt, ihr Auto sich überschlägt und sie darin verbrennen würde, wäre nicht ein rettender "Engel" zur Stelle, der sie aus dem Auto zieht, hinterher aber spurlos verschwindet. Der "Engel" Martin hatte eigentlich vor, sich in dem Moment selbst das Leben zu nehmen, weil er mit einer Schuld leben muss, die er sich nicht verzeihen kann. Der Rechtsanwalt Martin lebt aktuell als Bettler, seine Art von Buße, und nimmt mit Alexandra und ihrer Mutter Kontakt auf, um den Abschiedsbrief an seine Geschwister zurück zu bekommen, der im Mantel steckte, den er Alexandra als Schutz vor der Kälte umgelegt hatte. Aber er schafft es nicht, ihnen die Wahrheit zu sagen und landet, wie`s der Zufall will, sogar zum Unterschlupf in deren Gartenhaus, verstrickt sich immer mehr mit der Familie und seinem Schweigen. Es dauert, bis er Alexandras Vertrauen gewinnt, im Gegensatz zu dem ihrer Mutter Martha, die ihn von Anfang an gut leiden kann und einen guten Menschen in ihm sieht. Ein Journalist, ein Polizist, ein verzweifelter Familienvater, der sich als Retter ausgibt und Alexandras Exfreund bringen weitere Turbulenzen in die 424 Seiten lange Geschichte mit ein, die vielleicht manchmal leichte Längen hat, aber die ich insgesamt doch sehr genossen habe.

Alexandra, Martin und Martha sind mir schnell ans Herz gewachsen. Sie alle tragen ihr Päckchen mit sich und haben schlimme Erlebnisse zu verarbeiten. Umso mehr kann man sich mit ihnen über die positiven Wendungen freuen. Auch führt die Geschichte Aspekte vor Augen über Verhaltensweisen, die der richtige Weg sind im Leben. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, vor allem auch das Gefühl, das darin lag. Ebenso deren Gedanken fließen in kursiver Schriftart wunderschön mit ein. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und kann ihn jedem, der diese Art Literatur mag, nur wärmstens ans Herz legen! Von mir gibt es deswegen sehr gerne fünf glänzende Sterne dafür!

Bewertung vom 01.09.2017
It's Market Day
Haebel, Fabio

It's Market Day


sehr gut

Anders als erwartet, ein Augenschmaus!

Das Buch „It`s Market Day“ von Fabio Haebel konnte mich auf den ersten Blick zunächst gar nicht begeistern, weil ich dachte, darin hauptsächlich allgemeine Informationen über die Märkte zu erhalten, die man nur als Reisender wirklich gebrauchen kann. Positiv überrascht war ich dann schon durch die Leseprobe, die mir durchaus mehr versprochen hat, vor allem viele Rezepte, die ich nicht erwartet hätte. Begeistert bin ich nun, indem ich das Buch tatsächlich selbst in Händen halte, denn dadurch hat es meine Erwartungen nochmals übertroffen.

Die Aufmachung und der Druck ist sehr hochwertig, das Buch sehr schwer, die Gestaltung sehr abwechslungs- und einfallsreich und das ganze Buch ist gespickt mit sehr vielen sehr schönen Fotos, mit denen man sich beim Betrachten selbst in die jeweiligen Szenen hineinversetzt fühlt. Es ist tatsächlich, als würde man mit dem Autor auf Reisen sein. Die eigentlichen Informationen über die Märkte sind in Form von "7 Dinge, die man wissen muss" und knappen Erzählungen des Autors über seine Erlebnisse dort dargestellt. Einen wichtigen Teil nehmen die Rezepte ein, die auch sehr ansprechend sind. Da es sich natürlich um regionale Spezialitäten handelt sind diese zwar sehr interessant zu lesen und man würde am liebsten von den Gerichten sofort probieren wollen, jedoch ist genau dies der Schwachpunkt in meinen Augen, dass Zutaten für mich einfach nicht ohne weiteres zu beschaffen sind, gerade wenn man in ländlicher Gegend lebt und z.B. keinen Fischhändler in der Nähe hat, oder es mir den Aufwand nicht wert ist bzw. dass die Gericht vermutlich viel besser schmecken, wenn sie auch im jeweiligen Land und der passenden Atmosphäre zubereitet bzw. verspeist werden.

Wer gerne in Kochbüchern blättert und gerne bildlich mit auf Reisen nach Paris, Kopenhagen, Berlin, Amsterdam, Wien, London, Syrakus und Madrid gehen möchte, ist in diesem Buch bestens aufgehoben und ich denke, es ist eine tolle Geschenkidee, mit der man am Kochen und Reisen interessierten Menschen eine große Freude machen kann. Für mich ist dieses Buch in Hinsicht darauf, dass ich nur einen Bruchteil der Rezepte wirklich testen werde, vier glänzende Sterne wert.

Bewertung vom 01.09.2017
In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1
Chaplet, Anne

In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1


gut

Landschaftlich und geschichtlich interessant

Das Buch „In tiefen Schluchten“ von Anne Chaplet war mein erster Ausflug in die französische Kriminalgeschichte bzw. nach Frankreich allgemein, von dem ich mir sehr viel erwartet habe, zumal mich auch momentan Bücher, in denen geschichtliche Hintergründe eine Rolle spielen, sehr interessieren. Leider kann ich das Buch am Ende jedoch nur durchschnittlich bewerten.

Aufmerksam geworden bin ich auf den Kriminalroman definitiv durch das wunderschöne Cover – ich würde am liebsten sofort selbst an diesen schönen Ort, in die wilde Landschaft des Vivarais reisen! Dass man im Inneren des Umschlages auch noch Karten vorfindet, finde ich ebenfalls super und die landschaftlichen Beschreibungen in der Geschichte, die jedoch keinesfalls über Hand nehmen, habe ich sehr genossen.

Die Geschichte dieser Region finde ich sehr interessant, wenn es auch etwas schwierig war, sie sich ohne großes Vorwissen im Laufe des Buches zusammen zu suchen und es sicher ratsam ist, sich über andere Medien noch intensiver damit zu beschäftigen, um noch mehr darüber zu erfahren. Interessant war ebenso das Dorf Belleville, in dem die Geschichte spielt, auch wenn es ein Ort der Imagination ist. Die Verschwiegenheit und Distanz Fremden gegenüber, das Geheimnis der Vergangenheit und welchen Bezug die Menschen zueinander haben.

Die Personen, allen voran Tori, eine 42jährige Witwe, die eigentlich mit ihrem Mann dorthin gezogen ist, um die Geschichte der Vorfahren ihres Mannes zu erforschen, und Nico, ein guter Freund von ihr, waren mir nicht unsympathisch, sind mir aber durchwegs auch nicht so recht ans Herz gewachsen. Tori finde ich gut ausgearbeitet und man kann ihre Situation, Handlungen und Gefühle gut nachvollziehen.

Etwas enttäuscht war ich von dem Teil, den der Krimi in der Geschichte einnimmt. Große Spannung darf man nicht erwarten und die Polizei interessiert sich in diesem Ort für sehr wenig. Dass ein Höhlenforscher von seinem Ausflug nicht zurückkehrt, interessiert lange niemanden und auch als sich die doch mysteriösen Todesfälle häufen, wird nicht nach dem Hintergrund gesucht, sondern logische Begründungen an den Tag gelegt, durch die man ja keine genaueren Nachforschungen anstellen muss, Hauptsache der Frieden der Gemeinschaft wird bewahrt. Eine solche Herangehensweise habe ich nicht erwartet und ist mir in noch keiner Geschichte begegnet. Ich hätte mir einfach bessere Polizeiarbeit gewünscht, wenn auch diese Herangehensweise irgendwo nachvollziehbar ist und ich mir durchaus vorstellen kann, dass diese Realität sein könnte.

Den Schreibstil fand ich als angenehm und die Geschichte als gut flüssig und kurzweilig zu lesen und konnte mir mit den Beschreibungen gut vorstellen, wie die Landschaft und Personen aussehen könnten und war somit auch bildlich mit dabei, was ich oft als sehr wichtig erachte. Alles in allem hätte ich mir jedoch einfach mehr Krimi und Sympathie erwartet.

Bewertung vom 24.08.2017
Der Sandmaler
Mankell, Henning

Der Sandmaler


ausgezeichnet

Eine beeindruckende Reise nach Afrika

Zum Glück ist es mir das Buch "Der Sandmaler" von Henning Mankell durch Zufall in die Hände gefallen, es wäre ansonsten schade um diese grandiose Geschichte gewesen, die für mich sehr beeindruckend war. Das Cover passt sehr gut zum Titel bzw. Thema. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte, die im Jahr 1971 spielt, ist in sehr einfacher und gefühlvoller Sprache verfasst und hat meinen Horizont, was Afrika und Geschichte betrifft, erweitert. Den Zeitsprung in die Vergangenheit merkt man an kleinen Dingen, z.B. dass im Flugzeug geraucht werden darf oder die Protagonistin einen herkömmlichen Fotoapparat verwendet. Grundsätzlich wirkt die Geschichte jedoch keinesfalls veraltet.

Elisabeth, die aus einfachen Verhältnissen stammt, war für mich von Anfang an eine tolle Protagonistin. Im Gegensatz zu Stefan, Sohn reicher Eltern, der in mir keine Sympathie wecken konnte. Die Beiden haben Abitur gemacht, hatten eine flüchtige Beziehung und reisen beide zufällig im gleichen Flugzeug für zwei Wochen nach Afrika. Elisabeth möchte das Land verstehen, ebenso wie Sven, ein Lehrer, mit dem sie neben Stefan viel Zeit verbringt und der ihr historische Hintergründe näher bringt. Auch mit einem armen afrikanischen Jungen, Ndou, verbringt sie eine für sie sehr aufschlussreiche Zeit. Stefan dagegen ist rein auf Strandleben, Alkohol und Frauen aus.

Der Autor hat in der nur 156 Seiten langen Geschichte, die in meinen Augen noch viel mehr ausgeschmückt hätten werden dürfen, sehr viele gute Themen untergebracht. Er zeigt dem Leser die Schönheit des Landes, bringt ihm das Leben der Einheimischen, ihre Armut, Lebenskunst und ihre Bräuche näher, zeigt, wie weiße Touristen und der Kapitalismus sich an der Armut des Landes bedienen und welche Auswirkungen und Nachwirkungen der Kolonialismus für das Land hat. Dass dieses Land in gewisser Weise von den reichen Industriestaaten als Müllhalde benutzt wird und wie die Armen die Touristen sehen, als wären deren Heimatländer das Paradies auf Erden, wie perfekt und problemlos alles fort sei und die Menschen glauben dies nachahmen zu müssen, damit es ihnen gut geht und damit ihre Eigenart ablegen und sich in die Abhängigkeit von europäischen und amerikanischen Unternehmen treiben.

Elisabeth und Stefan machen einige beeindruckende Erfahrungen, sei es der Besuch eines großen Marktes, eines Fußballspieles in der Nationalarena des Landes, eines Friedhofes, in dem die Kolonialherren begraben liegen und eines Lepradorfes. Aber nur Elisabeth lernt aus diesen Erfahrungen, kommt ins Überlegen über ihr Leben und dem in Afrika, verändert sich und hat schließlich auch noch die Möglichkeit, Ndous Familie und die Bitte dessen Vater an sie, sowie deren Lebensumstände in einer Wellblechhütte in einem der ärmsten Viertel kennen zu lernen und erhält als Geschenk des Sandmalers neben einem Frauengesicht, das die Form Afrikas hat, auch ein Porträt von ihr in den Sand gemalt, ein Geschenk, das sie nicht mitnehmen kann, wie die Touristen es mit allem anderen machen. Diese Begegnung weckt in ihr neue Lebenslust und Freude darauf, ihre weitere Lebensplanung, die ihr bisher nicht klar war, in Angriff zu nehmen.

Ein Buch, das dem Leser so vieles an Informationen und Gefühlen gibt und dazu anregt, das eigene Leben zu überdenken. Ich vergebe hierfür sehr gerne fünf glänzende Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


sehr gut

Coras spektakuläre Flucht Richtung Norden

Das Buch "Underground Railroad" von Colson Whitehead hat mich seines Themas wegen sofort in seinen Bann gezogen. Das Cover finde ich gut gelungen. Die weiße Schrift und die große Schriftgrößte vor dem dunklen Hintergrund springt einem sofort ins Auge. Das Gebäude unter dem Nachthimmel könnte zu einer Station der Underground Railroad gehören, die im Buch eine wichtige Stellung einnimmt. Diese ist ein geheimes Netzwerk von Fluchtrouten, Treffpunkten, sicheren Unterschlupfen und Unterstützern aus unterschiedlichsten Bevölkerungsteilen, das den Sklaven zur Flucht verhilft und sie durchs ganze Land vom Süden in den Norden schleust. Alle kennen immer nur die nächsten Schritte und nie den ganzen Plan. Der Autor nimmt den Begriff wörtlich und baut diese in seiner Geschichte in Form echter Waggons, echten Stationen und echten Schaffnern auf, was jedoch so in Wirklichkeit nicht der Fall war, vielmehr erfolgt die Flucht über Tage auf anderen Fortbewegungsmitteln, was ich etwas schade finde. Seine Auslegungsweise klingt zwar spektakulär, eine Erzählung mit den tatsächlichen Begebenheiten hätte mir jedoch besser gefallen.

Die Geschichte um Cora, einer etwa 16 Jahre alten Sklavin auf einer Baumwollplantage, habe ich mit großer Bestürzung, Interesse, Spannung und Mitgefühl verfolgt. Das Thema Sklaverei im 18. und 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten von Amerika war mir bisher in dieser Form nicht bekannt und ich war schockiert, was ich darüber alles erfahren habe und der Autor erreicht damit definitiv, dass der Verständnishorizont des Lesers erweitert wird. Der Autor hat weitere wichtige Themen erörtert, z.B. die Bevölkerungskontrolle in Form von Zwangssterilisation. Nachdem man Coras Leben auf der Baumwollplantage in Georgia kennen gelernt hat, nimmt der Autor den Leser in längeren Kapiteln mit auf deren Flucht über South Carolina, North Carolina, Tennessee und Indiana bis in den Norden. Dazwischen lernt man in kürzeren Kapiteln Personen besser kennen, die in der Geschichte ebenfalls eine tragende Rolle spielen, auch den Grund des Verschwindens von Mabel, Coras Mutter, die ebenfalls geflüchtet ist, es vermeintlich als erste Sklavin bisher geschafft hat, tatsächlich zu entkommen, und Cora alleine ihrem Schicksal überließ. In jedem der Staaten erlebt Cora eine andere Einstellung flüchtigen Sklaven gegenüber und erlebt so von großer Hilfsbereitschaft bis zu monatelanger Gefangennahme im Spitzbogen eines Speichers alle möglichen Szenen und wird unterwegs nicht nur einmal vom Sklavenjäger aufgespürt, der alles daran setzt, sie seinem Besitzer zurück zu bringen, wo eine grausame Strafe bis hin zum Tod auf sie wartet.

Der Schreibstil hat mir grundsätzlich gut gefallen. Durch die Gestaltung der Kapitel und Rückblicke bekommt man einen sehr umfassenden Einblick und kann sich ein sehr gutes Bild von allem machen. Die Darstellung der Grausamkeit des Themas fand ich in sehr guter Form gewählt, man fühlt definitiv mit den Sklaven, aber auch mit den Stationsvorstehern und Mitgliedern der Underground Railroad, die für die Rettung der Sklaven ihr Leben riskieren, mit. Jedoch gab es zwischendurch auch Passagen, die für mich schwer zu lesen waren und große Konzentration erforderten. Auch die große Anzahl der vorkommenden Personen hat mich manchmal etwas verwirrt. Alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen und mein geschichtliches Wissen erweitert. Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen!