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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2022
Elternhaus
Mentges, Jennifer

Elternhaus


gut

Ich hatte mich wirklich sehr auf „Elternhaus“ gefreut; durch das Cover und den Klappentext habe ich mir einen düsteren und spannenden Psychothriller erwartet. Leider haben sich meine Erwartungen diesbezüglich nicht erfüllt.

Was mir gut gefallen hat war die düstere Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Es lag immer so ein bisschen etwas Unheilvolles selbst über den alltäglichen Dingen. Das hat auf der anderen Seite aber auch dazu geführt, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass etwas passiert, was allerdings letztendlich nicht der Fall war. Für mich verpuffte dieses Düstere dann am Ende und ließ mich irgendwie unbefriedigt zurück.

Womit ich allerdings während der gesamten Lektüre die größten Probleme hatte, war der Schreibstil, mit dem ich einfach nicht warm geworden bin. Es gab einerseits viele Wiederholungen, die die Lektüre zwischendurch immer wieder etwas zäh gemacht haben. Auch fand ich manche Situationen etwas derb beschrieben, das hat für mich nicht zum Rest gepasst. Tatsächlich ist das aber vielleicht auch einfach Geschmackssache, und mein Geschmack war es eben nicht.

Die Figuren fand ich wiederum sehr gut beschrieben und ausgearbeitet, sie blieben für mich aber trotzdem auch immer auf Distanz.

Alles in allem hat mir trotz des atmosphärischen, düsteren Settings doch etwas Entscheidendes gefehlt, nämlich die Spannung. Die Geschichte plätscherte für mich eher so dahin, es gab auch am Ende keinen Höhepunkt und dann war es auch schon vorbei. Für mich war „Elternhaus“ leider nicht das richtige Buch.

Bewertung vom 31.10.2022
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


gut

Seit 40 Jahren ist Hornclaw als Auftragsmörderin – oder, wie es im Buch heißt, in der Schädlingsbekämpfung – tätig. Doch obwohl sie sich immer noch fit hält, merkt sie, dass sie mit den jüngeren Kollegen nicht mehr ganz mithalten kann. Insbesondere, weil sie plötzlich auch so etwas wie Skrupel (oder eine Art Altersmilde) entwickelt, was dazu führt, dass sie nun selbst ins Visier gerät…

Der Klappentext versprach einen spannenden und auch vom Thema her doch ungewöhnlichen Roman mit Krimielementen, der jedoch im Ergebnis leider meinen Geschmack nicht ganz getroffen hat.

Zunächst einmal fand ich den Schreibstil gewöhnungsbedürftig, er ist auf der einen Seite sehr ausufernd, mit langen, teils komplizierten Sätzen (daran habe ich mich mit der Zeit allerdings gewöhnt). Auf der anderen Seite wird doch recht distanziert erzählt, was dazu geführt hat, dass mir die Figuren nicht so ganz nahe kamen. Es wurden auch kaum Klarnamen verwendet und die Stadt, in der die Geschichte spielt, wurde nicht namentlich genannt, was zusätzlich Distanz schafft bzw. eine gewisse Austauschbarkeit impliziert (sicher ein von der Autorin bewusst eingesetztes Stilmittel).

Insbesondere wenn von Hornclaws Vergangenheit die Rede war, gab es viele Andeutungen und wenig Konkretes, das war mir in der Fülle dann doch ein bisschen zu schwammig (was ebenfalls für das Ende gilt). Auch fand ich die Dialoge teilweise recht holprig, möglicherweise ist das aber auch der Übersetzung geschuldet.

Ich hatte beim Lesen jedenfalls ein reges Auf und Ab, mal fand ich es sehr langatmig und anstrengend, dann gab es wieder Passagen oder Kapitel, die richtig fesselnd und dadurch auch gut zu lesen waren.

Die Grundidee des Buchs hat mir schon gefallen und es werden auch wichtige Themen wie das Altern behandelt und wie in der Gesellschaft mit alten Menschen umgegangen wird (im besten Fall werden sie schlicht übersehen, im schlimmsten offen angefeindet). Insgesamt fand ich „Frau mit Messer“ daher nicht schlecht, richtig überzeugt hat es mich aber nicht, sondern mich am Ende doch etwas unbefriedigt zurückgelassen.

Bewertung vom 28.10.2022
Die verborgenen Zeichen der Natur
Caudill, Craig

Die verborgenen Zeichen der Natur


ausgezeichnet

Wie entsteht eine Wolke?
Was ist Seetang?
Warum kuscheln Schafe?
Was ist der Vollmond?

Diesen (und noch vielen weiteren) Fragen geht Craig Caudill in seinem Buch „Die verborgenen Zeichen der Natur“ auf den Grund. Als erstes sind mir hier die wirklich wunderschönen Illustrationen aufgefallen (bereits das Cover ist ein echter Blickfang), die mich auch nach mehrmaligem Durchblättern immer noch begeistern.

Doch das Buch bietet noch viel mehr: Jede Doppelseite ist einem bestimmten Thema gewidmet (beispielsweise Schmetterlingen, der Orientierung im Schnee, der Sprache der Pilze), hier entführt der Autor den Leser unter anderem in den Wald, an die Küste und in die Wüste.
Dabei nehmen die Informationen nie überhand (immerhin ist das Buch für Kinder ab 8 Jahren empfohlen), sondern sind wohl dosiert und proportioniert in verständlicher Sprache aufbereitet.
Und nicht nur Kinder können hier etwas lernen, auch für Erwachsene gibt es viel Wissenswertes und möglicherweise sogar auch Neues zu entdecken.

Außerdem gibt der Autor seinen Lesern mit auf den Weg, dass sie auf ihre Sinne (sehen hören, riechen und tasten) vertrauen müssen, um die Geheimnisse der Natur zu entschlüsseln – und neugierig bleiben sollen. Gerade in Zeiten von Smartphones, Streaming-Diensten, die zu Dauerbeschallung einladen etc. finde ich es wirklich wichtig, einfach mal in der Natur auf Entdeckungsreise zu gehen und diese mit allen Sinnen zu erleben.

Zum Schluss finden sich noch ein Glossar, in dem diverse Begriffe erklärt werden und weitere Literaturtipps.

Für mich ein wirklich tolles Buch, das nicht nur Kinder zum Entdecken einlädt und dabei viel Wissenswertes vermittelt.

Bewertung vom 25.10.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


sehr gut

Die junge, vielversprechende Ermittlerin Lilly Hed lässt sich aus privaten Gründen von Stockholm ins idyllische Nynäshamn versetzen. Dort gibt es aufgrund der hohen Temperaturen immer wieder Brände, auch Menschen sterben. Doch waren das wirklich Unglücksfälle? Oder macht sich ein Mörder die hohe Brandgefahr zunutze? Lilly nimmt die Ermittlungen auf.

Zunächst einmal fand ich „Im Feuer“ wirklich super geschrieben und auch die kurzen, knackigen Kapitel führten dazu, dass ich unbedingt weiterlesen wollte. Zwischendurch gibt es dann immer wieder Tagebucheinträge von früher, die man lange nicht zuordnen kann. Auch hat die Autorin mit Lilly Hed eine sehr sympathische Ermittlerin geschaffen, deren Privatleben (sowohl das vergangene, als auch das aktuelle) mir allerdings insgesamt doch etwas zu viel Raum eingenommen hat.

Das zugegebenermaßen wirklich erschreckende Szenario der schwer zu kontrollierenden (Wald-)Brände ist sehr plastisch und aus verschiedenen Blickwinkeln (Betroffene, Feuerwehrmann Jesper, Lilly) beschrieben; ich konnte den Rauch teilweise fast riechen.

Es gibt aber auch immer wieder Längen und der Autorin gelang es nicht, die Spannung über die komplette Lektüre hinweg hoch zu halten. Möglicherweise lag das auch an dem bereits erwähnten recht ausführlich beschriebenen Privatleben Lillys (obwohl ich verstehen kann, dass das teilweise auch notwendig war). Ich fand es zwar schon spannend, die Ermittlungen zu verfolgen, so richtig gefesselt war ich allerdings nicht.

Am Schluss nimmt die Geschichte dann noch einmal so richtig Fahrt auf und die Auflösung war für mich doch überraschend und gut gelungen. Die Puzzleteile fielen auf ihren Platz und gaben ein insgesamt stimmiges Bild ab.

Für mich ein solider, vielleicht manchmal etwas behäbiger Krimi mit kleinen Schwächen, nicht herausragend, aber trotzdem guter Durchschnitt. Ich denke ich werde auch den nächsten Teil rund um Lilly Hed lesen.

Bewertung vom 27.09.2022
Carrie Soto is Back
Reid, Taylor Jenkins

Carrie Soto is Back


ausgezeichnet

Ich mag Tennis wirklich gerne (passiv, gespielt habe ich nur als Kind ein paar Mal), aber nachdem ich den Klappentext gelesen hatte dachte ich: Okay, ein Buch über Tennis…? Und das kann interessant sein? Doch dann war ich neugierig, habe angefangen zu lesen und konnte plötzlich gar nicht mehr aufhören. Und ja, ein Buch über Tennis kann interessant sein. Denn es geht auch noch um viel mehr, um Freundschaft, Liebe, mit Verlusten und Niederlagen umzugehen, den Erfolgsdruck, die Schattenseiten des Ruhms und darum, wie toll und wichtig es ist, das tun zu können, was man liebt.

Carrie Soto war die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten, als sie mit Anfang 30 ihre Karriere beendete. Fünf Jahre später muss sie live mitansehen, wie Nickie Chan in punkto gewonnene Grand-Slam-Siege mit ihr gleichzieht. Gemeinsam mit ihrem Vater und Trainer Javier beschließt sie, für ein Jahr zurückzukommen, um sich den (alleinigen) Rekord zurückzuholen.

Erzählt wird aus Sicht von Carrie (in Ich-Form), immer wieder unterbrochen von Zeitungsausschnitten und Interviews über das aktuelle Sportgeschehen (im Jahr 1995, in dem das Buch hauptsächlich spielt). Zunächst begleitet der Leser Carries Vater vierzig Jahre zuvor in die USA, wo er beginnt als Tennistrainer zu arbeiten, und kann ihre Anfänge im Tennissport verfolgen. Danach beginnt dann die Geschichte ihres Comebacks, quasi abschnittsweise aufgeteilt in die vier Grand-Slam-Turniere des Jahres.

Ich muss gestehen, Carrie hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, sie zu mögen (was ihr sicher völlig egal wäre). Sie ist wahnsinnig ehrgeizig und hat keine Empathie oder so etwas wie ein Gespür für andere Personen. Ihre Gegner betrachtet sie als Feinde, die es zu vernichten gilt.
Und obwohl mir Carries Charakterzüge wirklich größtenteils absolut fremd sind, hat es die Autorin geschafft, mir diese nahezubringen und dadurch Carries Wesen und ihr Verhalten nachvollziehbar zu machen.

Mehr noch, obwohl ich ihre Art teilweise fast schon abstoßend fand, kam ich nicht umhin, sie für ihren Kampfgeist und das Sich-Quälen-Können (mir ebenfalls fremd) zu bewundern und ich begann im Laufe der Lektüre, regelrecht mit ihr mitzufiebern und habe am Ende sogar wirklich gehofft, dass sie es schafft, ihren Rekord zurück zu holen und irgendwie Frieden mit sich (und mit Niederlagen) zu schließen.

Denn obwohl es vordergründig wirklich sehr viel um Tennis, Training, Matchpläne, Taktik, Statistiken etc. geht, ist das eben noch längst nicht alles und die Botschaft dahinter hat mich wirklich berührt. Ich war sogar fast ein bisschen traurig, als es schließlich zu Ende war, denn ich hätte Carrie tatsächlich gerne auch noch länger begleitet.

Mir hat „Carrie Soto is Back“ (im Übrigen mein erstes Buch der Autorin) wirklich sehr gut gefallen. Auf jeden Fall eines meiner Highlights in diesem Jahr.

Bewertung vom 23.09.2022
Die versteckte Apotheke (eBook, ePUB)
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Büchern, die (mit so großem Abstand) auf zwei Zeitebenen spielen, weil ich schon des Öfteren die Erfahrung gemacht habe, dass dann der historische Teil etwas „zu kurz“ kommt oder nicht genau ausgearbeitet ist. Aber der Klappentext klang spannend und das Thema genau nach meinem Geschmack, deshalb musste ich einfach zugreifen. Und ich habe es wirklich nicht bereut!

Erzählt wird wie schon erwähnt auf zwei Ebenen, Nella und Eliza 1791 sowie Caroline in der Gegenwart. Die Sprache ist passend zu Zeit und Person gewählt, lässt sich super lesen und ich war sofort drin in der Lektüre.

Tatsächlich fand ich beide Erzählstränge wirklich spannend, ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, und dass sie sich abwechseln, hat die Spannung nur noch erhöht.
Es hat mir gut gefallen, dass ich auf der einen Seite einen gewissen Wissensvorsprung Caroline gegenüber hatte, auf der anderen Seite aber auch mitverfolgen konnte, wie sie immer mehr über die Vergangenheit herausfindet.

Am Ende fand ich es dann schon sehr Friede, Freude, Eierkuchen, vor allem bei Caroline, so als wollte die Autorin einfach alles zu einem guten Ausgang bringen. Und ich habe mich gefragt, ob es wirklich so „einfach“ sein kann, was Caroline alles herausfindet (diese Frage habe ich tatsächlich auch nach Beendigung des Buchs noch nicht abschließend für mich beantworten können, was in der Nachschau aber auch nicht weiter schlimm ist).

Allerdings ist das schon ein bisschen Jammern auf hohem Niveau, denn während des Lesens habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht, dafür war ich viel zu gefesselt und in der Geschichte drin und wollte unbedingt wissen, wie es weiter- und ausgeht.

Ich fand „Die versteckte Apotheke“ sehr unterhaltsam und habe die Lektüre wirklich genossen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.09.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


ausgezeichnet

Olof Hagström war über zwanzig Jahre nicht mehr in seiner Heimatstadt. Jetzt ist er geschäftlich in der Nähe und fährt spontan zu seinem Elternhaus, wo er seinen Vater tot – ermordet – auffindet.
Auch Polizistin Eira Sjödin war einige Zeit weg und ist gerade nach Kramfors zurückgekehrt. Dort soll sie am Mordfall eines älteren Mannes mitarbeiten. Dessen Sohn Olof hatte vor über zwanzig Jahren die Vergewaltigung und den Mord an einem Mädchen gestanden. Auch er ist zurück. Und Eira, die damals noch ein Kind war, muss sich ebenfalls der Vergangenheit stellen.

Von Beginn an hat mich die Atmosphäre dieses Buchs in ihren Bann gezogen und mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.
Eira Sjödin ermittelt mit einer Akribie, die mir wirklich sehr gut gefallen hat. Das Ganze wird zwar sehr detailliert beschrieben, allerdings nie mit Längen, sondern immer spannend zu verfolgen. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl, es fehlen ein paar Details bzw. Ermittlungsschritte, trotzdem war stets alles nachvollziehbar. So hatte ich als Leser das Gefühl, als wäre ich tatsächlich bei den Ermittlungen hautnah mit dabei.

Überhaupt ist Eira als Ermittlerin und in gewisser Weise auch Hauptperson wirklich toll. Sie hat zwar ihr Päckchen zu tragen (wie das fast überall der Fall ist), für meinen Geschmack nimmt das aber nie überhand, sondern fügt sich perfekt in die Geschichte ein.

Auch der Fall – bzw. eigentlich sind es zwei Fälle, der Mord an Sven Hagström und das Verschwinden von Lina vor über zwanzig Jahren – war für mich absolut stimmig und es fiel mir wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Ein ruhiger, atmosphärischer Krimi, der für mich ganz deutlich aus der üblichen Krimilandschaft herausragt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – und jetzt schon die Vorfreude auf den zweiten Band.

Bewertung vom 19.09.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

Die 16-jährige Juno lebt mit ihrem Bruder und ihren Eltern in völliger Isolation auf einer kleinen, dicht bewaldeten Insel. Es ist ein einfaches Leben und es ist ein Leben in Angst. Denn jederzeit könnten Fremde auftauchen, die Rache an ihrem Vater nehmen und die ganze Familie auslöschen wollen. Und irgendwann wird vielleicht nicht einmal mehr der eigens gebaute Schutzraum Sicherheit bieten…

Ich kenne Ivar Leon Menger von seinen Hörspielen, insbesondere „Ghostbox“ und war daher sehr gespannt auf sein erstes Buch.

Die Geschichte wird aus Sicht von Juno erzählt (in Ich-Form, was ich sowieso gerne mag) und das merkt man auch, denn manche Gedanken und Wahrnehmungen sind doch recht kindlich, aber auch passend für das Alter. Auf jeden Fall ließ es sich sehr gut lesen.

Dass mit der Familie irgendetwas nicht stimmt – und zwar etwas, das über den Klappentext hinausgeht –, habe ich gleich gemerkt. Ich hatte auch recht schnell eine Ahnung, die sich im weiteren Verlauf dann auch bestätigt hat. Das war deshalb etwas schade, weil ich während der Lektüre immer so ein bisschen darauf gewartet habe, dass noch irgendetwas Überraschendes passiert oder die Geschichte einen Haken schlägt. Das tat sie nicht, zumindest nicht in dem Maß, wie ich es mir erhofft habe, was mich schlussendlich etwas unbefriedigt zurückgelassen hat.

Trotzdem ist das Buch spannend zu lesen, ich wollte natürlich unbedingt wissen, was noch passiert und wie und ob sich alles auflöst. Am Ende gab es einen richtigen Showdown, da hat der Autor doch noch ein paar (kleinere) Haken eingebaut, und irgendwann wusste ich nicht mehr, wem Juno und auch ich als Leser überhaupt noch trauen kann.

Am Ende blieben dann für meinen Geschmack aber einfach zu viele Fragen offen, mehr noch, es taten sich auch noch neue auf, so dass ich mich nach der Lektüre wirklich etwas ratlos gefühlt habe.
Dass nicht alles beantwortet wird, fand ich gar nicht mal so schlimm. Immerhin erzählt Juno aus ihrer (naturgemäß begrenzten) Sicht und dass sie nicht alles wissen kann, ist ja logisch. Ein bisschen mehr Klarheit hätte ich mir allerdings schon gewünscht, insbesondere wenn es auf den letzten Seiten noch diverse Andeutungen gibt, mit denen der Leser dann alleine gelassen wird.

Alles in allem (und mit ein wenig Abstand) hat mir „Als das Böse kam“ aber gut gefallen. Es war spannend, gut zu lesen und ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Bewertung vom 14.09.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1 (eBook, ePUB)
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Kurz nachdem die Influencerin Lotte Wiig ein Foto ihrer zweijährigen Tochter Poppy gepostet hat, verschwindet diese. Kommissarin Emer Murphy, die nach einem Zusammenbruch eigentlich krankgeschrieben ist, erfährt aus den Medien von der Entführung. Irgendetwas berührt sie an dem Fall und so macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach Poppy.

Das Buch ist abwechselnd aus Sicht von Lotte und Jens Wiig (Poppys Eltern), Marie Wiig (der Großmutter) und der Polizistin Emer Murphy (die hierbei den größten Part einnimmt) geschrieben. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Posts aus dem Internet (Mütterforum etc.).
Am Anfang bekommt der Leser einen Einblick in das Leben von Lotte, Jens und Poppy, die den Familienunterhalt über Posts auf Instagram bestreiten. Auf der einen Seite interessant, auf der weit größeren Seite aber einfach nur eine gruselige Vorstellung, wenn man nicht mal mehr essen oder anziehen kann was man möchte, sondern das, was am meisten Geld bringt.

Anfangs hat mir der Schreibstil der Autorin noch gut gefallen und ich kam schnell rein in die Geschichte. Mit der Zeit wurde es dann aber immer zäher. Ständig bekam man zwischendurch Informationen, die man eigentlich gar nicht braucht, auch bei Dialogen. Das fand ich mit der Zeit wirklich anstrengend zu lesen.
Auch dass Emer Murphys (Privat-)Leben so viel (für meinen Geschmack: zu viel) Raum einnimmt, dabei aber hauptsächlich aus Andeutungen besteht, fand ich eher störend.

Das Ende hat mich dann schon überrascht, auch wenn ich es im Gesamten etwas konstruiert und zu dick aufgetragen fand. Insgesamt passte es für mich in das eher durchschnittliche Gesamtbild des Buchs.

Bewertung vom 02.09.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

Yada ist 17 und lebt auf einer schwimmenden Stadt in der Ostsee. Ihr Vater hat die Seestatt entworfen, um dem Chaos und Untergang der Zivilisation auf dem Festland zu entgehen. Yada lebt mit der (von ihrem Vater geschürten) Angst, ähnlich psychisch labil zu sein wie ihre verstorbene Mutter, deshalb wird vieles von ihr ferngehalten. Doch immer mehr fragt sie sich, ob die Welt da draußen wirklich im Chaos versinkt und dann macht sie auch noch eine Entdeckung, die alles bisher Geglaubte in Frage stellt…

So ein bisschen ratlos hat mich „Auf See“ zurückgelassen. Einerseits habe ich die Lektüre sehr genossen, sie war unterhaltsam und auch fesselnd. Auf der anderen Seite hatte ich zunächst das Gefühl, vielleicht den Sinn dahinter nicht ganz verstanden zu haben.

Das Buch ist abwechselnd aus Sicht von Yada (in Ich-Form) und Helena, einer charismatischen und eher durch Zufall zum Orakel erklärten Künstlerin, die in Berlin lebt, geschrieben. Dazwischen gibt es immer wieder Kapitel mit Geschichten aus Helenas „Archiv“, historische Fakten (die mir bis dato völlig unbekannt waren) über utopische Zukunftsfantasien, Gründungen von neuen, autarken Staaten, (versuchte) Territorialübernahmen etc. die es scheinbar immer schon gegeben hat.

Der Aufbau hat mir wirklich gut gefallen, auch die Überschriften zu den einzelnen (größeren) Teilen, das Zusammenspiel mit den historischen Fakten, das war alles sehr stimmig und durchdacht und gepaart mit dem Schreibstil der Autorin für mich spannend zu lesen.

Insbesondere die Charakterisierung von Helena fand ich sehr gut gelungen (wogegen Yada für mich so ein bisschen blass blieb, allerdings passiert auf der Seestatt vielleicht auch nicht so viel wie im trubeligen Berlin und Yada ist viel auf sich allein gestellt, obwohl das sicher nicht als (alleiniger) Grund herhalten kann). Obwohl sie ganz anders ist als ich habe ich mich ihr irgendwie nahe gefühlt.

Zuletzt muss ich noch erwähnen (und das habe ich in einer Rezension noch nie gemacht), dass ich das Cover, besonders in natura, einfach umwerfend finde. Es erinnert mich so ein bisschen an die alten Science-Fiction-„Schinken“ meines Vaters, deren Cover ich früher auch immer schon bewundert habe (mit deren Inhalt ich allerdings weniger anfangen konnte).

Mit ein paar Tagen Abstand kann ich sagen, dass mir „Auf See“ wirklich gut gefallen hat und ich mich mit dem Gedanken angefreundet habe, dass es vielleicht auch gar keinen tieferen Sinn (zumindest für mich) geben muss. Tatsächlich könnte ich mir sogar vorstellen, das Buch später noch einmal zu lesen, was ich über nicht allzu viele Bücher behaupten kann.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Es lohnt sich wirklich, sich auf die Geschichte (und die Geschichten dahinter) einzulassen.