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Internetmaus
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Dörentrup

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Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2019
Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2
Riebe, Brigitte

Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2


ausgezeichnet

Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet. Im Vordergrund, die junge Frau, ist Silvie in einem schicken Kleid, ganz im Stil der 50-iger Jahre. Im Hintergrund ein Hotel und davor viele schöne Autos. Auf der Rückseite sehen wir noch das Cafe Kranzler. Es geht den Menschen besser und sie wollen wieder was erleben. Das suggeriert mir das schlichte aber sehr schöne Cover.
Der zweite Teil der Trilogie über das Modekaufhaus Thalheim ist von Brigitte Riebe aus Sicht der mittleren Schwester geschrieben. Es beginnt im Frühjahr des Jahres 1952. Silvie ist da 29 Jahre und möchte endlich ihr Leben genießen. Ihr steht der Sinn nach Musik, Tanz, Kino und all den schönen Dingen, die in den schweren Zeiten ins Abseits gerieten.
Es sind die Jahre des Wirtschaftswunders. Ludwig Erhard trägt als Bundeswirtschaftsminister erheblich dazu bei. Die Bundesrepublik und Westberlin erholen sich recht schnell von den Kriegsfolgen. In den sowjetisch besetzten Teilen Deutschlands und Ostberlin sieht es dagegen ganz anders aus. Die 1949 gegründete DDR kann in keinster Weise mithalten. Überall sind noch die Wunden des Krieges zu sehen. Während es in der BRD ständig besser wird und die Menschen vom Marshallplan der USA profitieren, herrscht im anderen Teil Deutschlands ein ständiger Mangel. Noch immer gibt es kaum neuen Wohnraum. Ruinen bestimmen das Straßenbild. Die Lebensmittelmarken sind noch nicht abgeschafft und die Geschäfte sind leer. Durch die Teilung Deutschlands in die einzelnen Besatzungszonen sind viele Familien getrennt und erleben diese Zeit sehr unterschiedlich. So auch die Thalheim Familie.
Das Modekaufhaus Thalheim in Westberlin wird von der ältesten Thalheim Schwester Rike, sehr gewissenhaft und sorgsam geführt. Doch als nach 10 langen Jahren in Krieg und Gefangenschaft, Oskar, der Zwillingsbruder von Silvie zurückkehrt beginnen die Turbulenzen. Friedrich Thalheim, der Vater, setzt den Sohn als Geschäftsführer ein. Entsprechend dem Rollenbild der Zeit. Dieser ist von Krieg und russischer Gefangenschaft traumatisiert und wird von Albträumen geplagt. Die kaufmännischen Kenntnisse, die Rike das Modekaufhaus erfolgreich führen lassen, fehlen ihm.
Silvie möchte ihren eigenen Weg abseits des Modekaufhauses gehen. Beim Rundfunksender RIAS engagiert sie sich stark. Ist Redakteurin und bringt ein neues Sendeformat heraus. „Stimmen“. Sie hat den genialen Einfall bekannte Persönlichkeiten live in ihre Sendung zu holen und sie zu interviewen. Da gerade in Berlin die 2. Berlinale vor der Tür steht, möchte sie mit Billy Wilder starten. Es gelingt ihr und wird ein voller Erfolg. Doch im Privatleben ist sie nicht zufrieden. Sie möchte Mann, Kind und Haus. Leider hat sie bei ihren Männerbekanntschaften nicht solch glückliches Händchen, wie im Beruf.
Mit viel Empathie und einem geschichtlich fundiertem Wissen über die damalige Zeit lässt uns Brigitte Riebe an den großen und kleinen Erlebnissen, Schicksalsschlägen und Kämpfen der Thalheim Familie weiter teilhaben.
Sehr gut gefällt mir, dass es auf den letzten 21 Buchseiten eine Zeittafel gibt, wo wichtige geschichtliche Daten der Jahre 1952 bis 1957 aufgelistet sind.
Ihr Schreibstil ist so bildhaft, dass ich, die in der DDR, im Jahre des Wunders von Bern geboren wurde, total hingerissen von ihren Büchern bin. Sie bringt mir in leichter Form die Geschichte jener Zeit nahe, die ich nicht erlebt habe und die meine Eltern in der DDR ganz anders erlebten.
Für mich macht dieses Buch auch sehr authentisch, das Musik, Filme, Schauspieler und Ereignisse, wie zufällig im Buch erwähnt werden.
Eine Inhaltsangabe über das Buch hier zu erstellen, liegt mir fern. Auf jeden Fall sollten alle, die Interesse an der deutschen Geschichte, in Ost und West, dieses Buch und die anderen der Trilogie lesen. Ich muss feststellen. Dass ich doch noch viele Fakten aus der BRD nicht kannte.
Die fiktiver Familie Thalheim und die Zeit der 50er- Jahre sind hier hervorragend miteinander

Bewertung vom 16.09.2019
Für immer die Deine
Voosen, Jana

Für immer die Deine


sehr gut

Für immer die Deine Jana Voosen

Klappentext:
Wie hält man zusammen, auch wenn die Welt um einen herum zerbricht?

Altes Land, 1939: Es ist ein Skandal, der das Dorf Jork wochenlang in Atem hält. Die erst 17-jährige Tochter des wohlhabenden Obstbauern Landahl erwartet ein Kind vom Sohn des Pfarrers. Das junge Paar ist glücklich, doch als der Zweite Weltkrieg ausbricht, muss Fritz an die Front, und Klara schlägt sich mit ihrem Sohn alleine in einer kleinen Wohnung in Hamburg durch. Als sie entdeckt, dass der alte Mann in der Dachgeschosswohnung über ihr, nicht der ist, für den er sich ausgibt, trifft Klara eine folgenschwere Entscheidung.
Hamburg, 2019: Die frisch getrennte Journalistin Marie stößt bei Recherchen zu einem Artikel auf die Lebens- und Liebesgeschichte von Klara und Fritz Hansen. Sie ahnt nicht, dass die Begegnung mit den beiden ihr eigenes Leben maßgeblich beeinflussen wird…………………………………

Ein berührender Roman der auf 2 Zeitebenen spielt wobei die heutige Zeit eher als Rahmenhandlung dient.
Das Buch hat ein sehr schönes Cover, was sehr gut zur Handlung passt. Die Apfelblüten stehen für das wiedererwachen der Natur. Auch die Menschen, die im Buch so viel Leid erfahren müssen, gestalten ihr Leben neu.
Jana Voosen nimmt die Leser mit und lässt sie teilhaben an den ganzen Gräueltaten der Nazizeit. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig. Die handelnden Personen kann man sich bildlich vorstellen, ihre Geschichte miterleben.
Noch im Jahr der Hochzeit von Klara und Fritz beginnt der Zweite Weltkrieg. Sie leben mittlerweile in Hamburg in einer kleinen Wohnung. Dort wird der kleine Paul geboren. Schon die ersten Kriegsjahre bringen viele Entbehrungen für die Menschen mit sich. Auch Fritz muss an die Front und für Klara mit ihrem Sohn beginnt ein Überlebenskampf.

Ein Hamburger Zeitungsverlag hat im Jahre 2019 eine Sonderausgabe geplant, die zum 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges erinnern soll. Dazu will man Zeitzeugen befragen. Nur werden diese immer weniger. Die Zeit drängt also.

Die Journalistin Marie erfährt von dem Ehepaar Fritz und Klara Hansen. Sie leben im Alten Land und begehen in diesem Jahr ihren 80. Hochzeitstag, was eine Seltenheit ist.

Marie schreibt ihre Erinnerungen auf, mit allen Höhen und Tiefen, mit den Wirren des Krieges, mit der Verfolgung von Juden, Roma und Zigeunern. Tief tauchen wir im Buch in diese furchtbare Zeit der deutschen Geschichte ein.
Diese Lebensgeschichte, die auf einer sehr tiefen und bedingungslosen Liebe beruht, kann ich nur jedem empfehlen. Man darf nicht immer gleich aufgeben. Man muss was für seinen Partner tun und auch mal verzeihen können. Das Buch bringt uns das sehr nahe.

Jana Voosen ist ein sehr ergreifendes Buch gelungen.

Bewertung vom 09.09.2019
Wo die Hoffnung blüht
Cambron, Kristy

Wo die Hoffnung blüht


sehr gut

Ein sehr gefühlvoll geschriebenes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann.

Die Handlung der Protagonisten spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen. Einen wichtigen Teil, in allen Zeitsträngen, nimmt ein Schloss im wunderschönen Loiretal, in Frankreich ein. Es wird das Dornröschenschloss genannt und liegt versteckt im so genannten Fuchswald.

Schon zur Zeit der Französischen Revolution war es Eigentum der Familie Vivay. Deren Familienwappen ist der Fuchs.

Ellie Carver wohnt in den USA. Ihre Oma, der sie sehr verbunden ist, leidet an Alzheimer. Durch diese Erkrankung, des allmählichen Vergessens lebt sie nun in einem Pflegeheim. Eine Freundin von Ellie, die dieses Heim leitet rief sie an, ihrer Großmutter ginge es nicht so gut, sie ist sehr aufgeregt und unruhig. Ihr sind Dinge aus der Zeit des Krieges eingefallen, die sie aber nicht mehr genau weiß. Wie viele Menschen, die die Schrecken des Krieges erlebten, hat sie nie über diese Zeit gesprochen Nun ist es zu spät. Sie hütet ein Geheimnis, dass sie aber nicht mehr weiß. Nur ihre Enkelin, Ellie, kann es herausfinden. - - - - - - - - - - - - So begibt diese sich auf die weite Reise und fliegt nach Frankreich. Die Vergangenheit ihrer Großmutter, Viola und somit auch ihrer Familie, will sie dort entdecken. Eine große Aufgabe. Sie hat kaum Anhaltspunkte und nur ein altes Foto.

Lady Viola, wie Ellies Großmutter genannt wird, hat die lange Geschichte dieses Schlosses zurück bis zur Zeit der Französischen Revolution, erforscht. Sie beginnt im Juni 1789. Aveline soll ihrem Verlobten, dem Sohn des Duc de Divay kennenlernen. Ein rauschendes Fest, soll es geben. Aber es kommt anders.

Dieser Roman ist außergewöhnlich. Die drei Frauen, von denen die Handlung bestimmt wird sind alle sehr stark und verstehen es, mit Mut und Nächstenliebe ihren Willen zu vertreten und dafür zu kämpfen.

Kristy Cambron schreibt dieses Buch sehr anschaulich. Ihr Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Sie bringt uns in diesem Roman die Geschichte des Schlosses, mit seinen Bewohnern und mit dem Weingut, das sich daran anschließt sehr nahe. Man kann sich die wunderbare Landschaft genau vorstellen.

Teilweise fehlt mir der Zusammenhang zur Erbfolge des Schlosses.

Bewertung vom 29.08.2019
Der Tote vom Elbhang / Svea Kopetzki Bd.1
Küpper, Anke

Der Tote vom Elbhang / Svea Kopetzki Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch ist das Krimi – Debüt der Autorin Anke Küpper.

Schon das Cover macht neugierig und trifft die Stimmung der Handlung gut. Dunkle Wolken liegen über dem Falkensteiner Ufer in Blankenese. Die Autorin hat sich sehr genau in dieser noblen Wohngegend umgeschaut. Ihre Beschreibungen sind sehr authentisch. Einfühlsam und flüssig liest sich alles. Man kann sich auch als nicht Hamburger die Gegend vorstellen.

Es beginnt mit einer Zwangsversteigerung eines total verwahrlosten Grundstückes mit einem kleinen und heruntergekommenen Haus, das Bestandsschutz hat. Aber in bester Lage liegt. Es wird ein utopischer Preis geboten. Ein berüchtigter Immobilienhai hat eine verdeckte Vollmacht erteilt, so dass er selber nicht in Erscheinung tritt. Der Zuschlag, soll erst eine Woche später erfolgen, da der jetzige Eigentümer angeblich die offenen Forderungen begleichen kann. Schon das wirft Fragen auf.

In der Nacht nach der Versteigerung wird dieses Grundstück zum Tatort. Menschliche Knochen werden dort gefunden. Svea Kopetzki, ist Hauptkommissarin und leitet die Mordbereitschaft. Sie lebt noch nicht lange in Hamburg und ist der Liebe wegen aus Duisburg dorthin gezogen. Auch ihr Team trifft am Tatort ein. Es ist die junge, selbstbewusste und kluge Kommissarin Franzi und Tamme, der ein Hüne ist und früher auf dem Hamburger Kiez Dienst tat.

Die Ermittlungen laufen in mehrere Richtungen und erweisen sich als schwierig, da lange Zeit, der Tote nicht identifiziert werden kann. Die richtige Spur lässt sich lange nicht finden. Die Spannung bleibt so immer erhalten. Ich finde die Handlung gut strukturiert. Als es zu überraschenden Wendungen kommt, fügen sich die Puzzleteilchen schnell zusammen. Der Fall kann innerhalb einer Woche aufgeklärt werden und hat sich anders entwickelt, als am Anfang vermutet.

Die einzelnen Protagonisten werden in die Handlung mit einbezogen. Wir erleben sie nicht nur als Kommissare, sondern auch als Menschen, mit all ihren Macken und Problemen. Das gefällt mir sehr gut. Sie sind so angelegt, dass wir gespannt auf den zweiten Hamburg - Krimi der Autorin warten.

Anke Küpper hat einen guten Schreibstil, der sich angenehm und flüssig liest. Das Buch ist auf jeden Fall weiter zu empfehlen. Mich hat es überzeugt.

Bewertung vom 19.08.2019
Das Wunder der Freiheit und Einheit
Harald Bretschneider, Bernd Oettinghaus

Das Wunder der Freiheit und Einheit


ausgezeichnet

Das Wunder der Freiheit und Einheit

Es ist ein wirkliches Wunder geschehen, was man damals nur mit dem Wort „Wahnsinn“, ausdrücken konnte.
Das Wunder der Freiheit und Einheit, welches dieses Buch nachzeichnet begann schon an 19. August 1989 – also heute vor 30 Jahren.

Das paneuropäische Picknick zwischen österreichischen und ungarischen Grenzbewohnern, an einem kleinen Teil des geöffneten Grenzzauns, wurde von DDR Urlaubern, die in Ungarn waren, besucht, und von hunderten zur Flucht genutzt.

Am 3. Oktober 1989 schließt die Parteiführung die letzte offene Grenze der DDR. Ein visafreies Reisen ist nicht mehr möglich. Wir DDR Bürger sind praktisch eingesperrt. Dieses Datum nehmen Harald Bretschneider und Harald Oettinghaus und schreiben über die Ereignisse der folgenden 38 Tage bis zur Grenzöffnung am 9. November 1989.
Diese Tage sind in 38 Kapiteln unterteilt, die die Ereignisse des Tages beschreiben gleichzeitig berichten Zeitzeugen von ihren Erfahrungen an dem jeweiligen Tag. Es sind sehr viele Kirchenvertreter, die ihre Kirchen auch für Nichtmitglieder öffneten, darunter. Von diesem Einfluss, den die Kirchen nahmen ahnten wir nichts. Viele Dinge die im Hintergrund passierten, waren uns nicht bekannt.

Das Buch bringt mich in die Zeit zurück, die ich damals im Alter von 35 Jahren in meiner Heimatstadt Magdeburg selbst erlebte. Es waren sehr emotionale Zeiten, die wir damals erlebten. Wie brisant sie waren, haben wir oft verdrängt obwohl wir wussten und auch sahen, dass die Stasi stets dabei war. Wir waren total euphorisch und wollten eine Veränderung unseres Lebens.

Die Revolution verlief friedlich. Die Erkenntnis, dass es hätte anders verlaufen können, wird mir ganz deutlich nach dem Lesen dieses Buches. Es ist wirklich ein Wunder, dass es so geschah.

Die Kirchen haben viel zu dieser, unserer friedlichen Revolution beigetragen.

Ich wünsche mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen und die Geschichte der Teilung und der Wiedervereinigung Deutschlands nicht in Vergessenheit gerät.

Leider ist in vielen Köpfen noch immer eine Mauer vorhanden und das macht mich oft traurig.
28 Jahre, 2 Monate und 27 Tage getrennt durch die Mauer, mit all ihren Grausamkeiten, waren wirklich schlimm genug.

Bewertung vom 18.07.2019
Marlenes Geheimnis
Riebe, Brigitte

Marlenes Geheimnis


ausgezeichnet

Berührende Familiengeschichte von Krieg, Vertreibung und Flucht aus dem Sudetenland

Welch eine Geschichte. Dramatik und Emotionen pur. Ich versank total in Marlenes Geheimnis, das auf historisch belegten Ereignissen beruht.

Brigitte Riebe hat die Flucht und Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem heutigen Polen in eine berührende Liebesgeschichte eingebettet. Ihr Schreibstil ist so plastisch, das ich total von der Handlung mitgerissen war.

Mit Eva, der Hauptfigur in der Kriegs- und Nachkriegszeit litt, weinte und trauerte ich. Sie war eine starke und stolze Kämpferin aber ohne diese Charaktereigenschaften hätte sie wahrscheinlich diese grauenhaften Geschehnisse nicht überstanden. So erlebte ich eine Zeitreise, die gefühlvoll aber doch sehr authentisch dargestellt ist.

Das Buch handelt von drei Frauen, die drei Generationen auf zwei Zeitebenen verkörpern. Diese gehen meist unbemerkt ineinander über. Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist sehr spannend und hat immer wieder unerwartete Wendungen.
Gleich zu Anfang des Buches, als die Personen langsam in die Handlung einflossen, erstellte ich mir ihren scheinbaren Stammbaum. Marlenes Geheimnis, wäre kein Geheimnis, wenn dieser zum Schluss noch Bestand hätte.

Als Christiane Julika Auberlin, genannt Nane, von Frankfurt aufbricht um nach langer Zeit wieder an den Bodensee, den sie so liebt, zu fahren, nahm sie mich gleich mit. Ihre Großmutter Eva ist verstorben und die drei Frauen der Familie treffen sich aus diesem traurigen Anlass wieder.

Nane stand ihrer Großmutter sehr nah. Leider kamen ihre Mutter Victoria, und ihre Tante nicht gut miteinander aus und stritten oft. So lebte sich die Familie auseinander.
Von ihrer Tante Marlene erhält sie einen Umschlag mit einem dicken Notizbuch ihrer Oma. Sie hofft, dass ihre Enkelin es schafft dauerhaften Frieden zwischen ihrer Mutter Vicky und ihrer Tante Marlene zu stiften, wenn sie ihre Lebensbeichte gelesen hat. Die Großmutter wünscht sich, dass alle ihre Wurzeln kennen. Daher hat sie ihre Erlebnisse von Vertreibung, Flucht, Lagerleben, Einquartierung bis zum Neuanfang am Bodensee aufgeschrieben.

Ein sehr gefühlvoller Roman, trotz der schauerhaften Handlungen, an denen wir teilhaben müssen.

Uns wird unsere Geschichte wieder in Erinnerung gebracht. Es gab schlimme Zeiten, da waren Millionen von Deutschen auf der Flucht und suchten ein neues Zuhause. Das sollten wir angesichts der heutigen Flüchtlingsströme, nicht vergessen.

Bewertung vom 23.06.2019
Das Tal der Orangen
Courtot, Béatrice

Das Tal der Orangen


sehr gut

Der Schauplatz des Debütromans von Beatrice Courtot ist zum großen Teil Mallorca.

Das Buch spielt in einem sehr schönen Teil der Insel, der den meisten Touristen unbekannt ist. Sie führt uns in eine wunderbare Gegend, die auch recht bildhaft beschrieben ist. Das Buch spricht schon durch sein Cover sehr an. Wunderbare Farben, in ein warmes Licht getaucht. So stellt man sich das Tal vor, wo die Orangen wachsen.
Der Roman hat zwei Zeitstränge. Der eine spielt in den Jahren 1935 bis 1938 und der andere in den Jahren 2016 und 2017.
Auf einer Hotelbaustelle in Marseille findet ein Arbeiter eine alte Blechdose mit dem Aufdruck Mallorquinische Köstlichkeiten, Spanische Spezialitäten. Sie enthält persönliche Gegenstände und ein altes Heft mit handgeschriebenen Notizen und Rezepten. Wir schreiben das Jahr 2016 und in Paris betreibt Anais seit 3 Jahren das Cafe de I`Esaimada, was seit Generationen Teil ihrer Familie ist. Sie ist dort sehr engagiert und betreibt auch eine Website für ihr Cafe. Da sie dort den Namen der Begründerin, Magdalena Cardenas, ihrer Urgroßmutter erwähnte wird sie vom Fundbüro in Marseille ausfindig gemacht und erhält von dort einen Anruf über den Fund. Sie fährt hin und holt die Dose dort ab. Ihre Neugierde über ihre Urgroßmutter ist geweckt. Sie möchte mehr erfahren und begibt sich auf eine Reise in die ihr unbekannte Vergangenheit ihrer Familie.

In Soller auf Mallorca gelingt es Anis auf den Spuren ihrer Urgroßmutter zu wandeln. Sie erfährt vom Spanischen Bürgerkrieg, der von vielen Inselbewohnern täglich neue Entscheidungen verlangte. Viele waren im Widerstand, so auch Magdalena. Diese verliert im Krieg die wichtigsten Menschen. Von ihrer Heimatinsel muss sie bald fliehen, da sie verraten wird. Über viele Umwege kommt sie nach Paris. Dort gründet sie das Cafe, das nun erfolgreich von Anais geführt wird.

Das Buch lässt uns die wunderbare Landschaft und die Orangenplantagen förmlich erleben. Die Beschreibung ist wunderbar und lässt einen in die Landschaft eintauchen. Vom Leben der Magdalena hätte ich gern ein bisschen mehr erfahren. Vieles ist nur kurz behandelt. Auch bei den Personen, wie zum Beispiel ihrer Freundin, Marta, fehlt mir ein gewisser Tiefgang.

Anais ist nun oft auf der Insel um mehr von Magdalena zu erfahren. Es gibt noch einige Personen, die sie noch kannten. An die schrecklichen Zeiten des Bürgerkrieges erinnern sie sich aber nur sehr ungern. Viele Puzzleteile trägt sie zusammen und es entsteht ein ihr völlig unbekanntes Bild von ihrer Urgroßmutter. Immer mehr verliebt sie sich in die Insel und in den jetzigen Besitzer der Finca, wo einst Magdalena aufwuchs und die ihr gehörte.

Es ist ein gut zu lesendes Buch, das uns von der ersten Seite an in den Bann zieht. Für ein Erstlingswerk finde ich es sehr gut gelungen und empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 17.06.2019
Die Fliedertochter
Simon, Teresa

Die Fliedertochter


ausgezeichnet

Eine geheimnisvolle Schneekugel
Das Erbe einer starken Frau
Eine Liebe, die sich nie erfüllt hat............

Was für ein emotionales Buch, welches den Leser stark berührt und fordert.
Es ist das dritte Buch, das ich von Teresa Simon gelesen habe.
Nach den Holunderschwestern und den Oleanderfrauen, die, meiner Meinung nach, kaum zu toppen waren, überbietet sie sich mit der Fliedertochter selber und setzt diese wunderbare Reihe, die in geschichtsträchtigen Städten spielt, fort.

Der Prolog des Buches, der im Herbst 1999 handelt, beginnt mit der Neugierde eines elfjährigen Mädchens. Ihr Papa ist schon verstorben und die kleine Paulina erschafft sich ihre eigenen Welten. Dazu geht sie auf Entdeckungsreise in das Zimmer, was ihm gehörte. Dort findet und liest sie einen älteren, sehr traurigen Brief. Auf ihre Fragen bekommt sie aber noch keine Antworten von ihrer geliebten Mutter. Diese soll sie erhalten, wenn sie alt genug dazu ist....

Die Handlung der Fliedertochter spielt auf zwei Zeitebenen, 1936 bis 1945 in Wien sowie 1936 und 2018 in Berlin.
Berlin 2018, die mittlerweile 30-jährige Paulina Wilke wird von ihrer langjährigen mütterlichen Freundin Antonia gebeten nach Wien zu reisen um dort ein geheimnisvolles Vermächtnis an ihrer Stelle abzuholen. Sie hatte erst jetzt von einer ihr unbekannten Wiener Familie davon erfahren und kann aus gesundheitlichen Gründen nicht selber reisen. Einen persönlichen Bezug zu Wien hat sie nicht.
So reist Paulina in diese schöne Donaustadt und ahnt nicht, was sie dort erwartet.
Von der Familie Ferdinand und Lena Brunner und deren Sohn Moritz, wird sie auf das Herzlichste empfangen. Lena`s Vater, geboren 1928, ist erst mit fast 90 Jahren verstorben und hat als Vermächtnis ein altes Tagebuch einer jungen Frau hinterlassen, auf dem er schrieb:
"Lotte Laurich, Berlin. Unbedingt suchen.
Tochter Antonia Laurich, geboren 1943."

Paulina hält nun diese alten Aufzeichnungen in ihren Händen beginnt gespannt darin zu lesen.
Das Tagebuch gehörte einer Luzie Kühn, einer Sängerin die in Berlin bei ihren Großeltern lebt. Sie hat einen Makel. In ihr fließt jüdisches Blut. In Berlin wird es immer brenzliger für die Juden und so haben die Großeltern beschlossen, das sie Deutschland verlassen und in Wien einen neuen Anfang suchen soll.

Teresa Simon schildert in ihrem Buch die schwärzesten Zeiten des 3. Reiches. Voller Emotionen und schonungslos läßt sie uns mit Luzie diese Schreckensherrschaft durchleben, denn auch Wien bleibt nicht verschont. Im Frühjahr 1938 wird Österreich dem Deutschen Reich angeschlossen, es wird zur Ostmark.

Durch die Aufzeichnungen der Luzie erfahren wir viel von der Geschichte Österreichs. Wie man die Juden und anderer, nicht den Vorstellungen eines gesunden Ariers entsprechenden Menschen ganz grausam durch die Wiener Nazis behandelte, vertrieb, ausrottete. Luzie Kühn lebt in dieser Zeit in stetiger Angst, denn auch ihr Freund ist Jude.

Zum Ende des Buches erfahren wir dann natürlich auch, warum Paulinas ältere Freundin Antonia, genannt Toni, dieses Tagebuch erhalten soll. Auch Paulina bekommt jetzt die Antworten auf ihre Fragen zu dem Brief, den sie als kleines Mädchen las. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit hat die Autorin die Personen miteinander verstrickt und jetzt wieder entwirrt.

In Wien fällt es Paulina schwer dieses Tagebuch aus der Hand zu legen. Sie besucht die Straßen und Plätze, die von Luzie so präzise beschrieben sind und fühlt sich ihr ganz nahe. Der Autorin gelingt es so, uns für Wien zu begeistern. Daran läßt sie uns mit diesem wuderbaren, gefühlvollen und doch so herzzerreißenden Roman teilhaben.
Ich habe mich mit Luzie gefreut und mit ihr gelitten und geweint. Teresa Simons Schreibstil ist so wunderbar und plastisch, das ich mitten im Geschehen war. Es ist für uns unvorstellbar, was die Menschen der damaligen Zeit ertragen mußten.
Wir müssen gerade in der heutigen Zeit alles dafür tun, dass so eine grausame Gewaltherrschaft nie wieder Mac