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LizzyCurse

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2017
Bird and Sword / Bird & Sword Bd.1
Harmon, Amy

Bird and Sword / Bird & Sword Bd.1


sehr gut

Bird and Snow von Amy Harmon

Alles beginnt mit einer kleinen Puppe, die Lark unbedingt fliegen lassen will. Die kleine Prinzessin kann die Folgen nicht absehen. Ihre Mutter wird getötet, denn in ihrem Reich gelten magisch begabte Menschen als verpönt. Mit letzter Kraft webt ihre Mutter einen Zauber, der sie schützen soll. Stumm bleibt Lark zurück. Jahre später wird sie als Pfand in die Hände eines fremden jungen Königs gegeben. Wird sie hier ihre Kraft entfalten können?

Ich habe zuerst Fanarts von diesem Buch gesehen. Fanarts, die mich begeistert und neugierig gemacht haben - noch bevor ich überhaupt wusste, worin es in diesem Buch ging oder mich näher mit den Charakteren beschäftigt hatte. Eines stand für mich fest - wenn die Künstlerin so viele Emotionen in ihre Bilder legt, dann muss ich mir selbst ein Urteil bilden. Deshalb war ich umso glücklicher, „Bird and Snow“ endlich in den Händen zu halten und rein zu schmökern.

Die ersten Seiten gestalteten sich packend und spannend, gleich eines Films, der vor meinen Augen abläuft. Die Geschehnisse rund um den Magiebann und den Tod ihrer Mutter sind als Apetizer sehr gut gewählt und machten mich sehr neugierig. Weiße Püppchen, die fliegen und ein Mädchen, das einfach nur durch die Kraft ihrer Worte über sie gebietet. Es versprach spannend zu werden!
Der Schreibstil des Buches war recht einfach gehalten. Einerseits macht Amy Harmon’s Stil das herein finden in das Buch recht angenehm, andererseits war es mir für das High Fantasy Setting, in dem es spielt beinahe ein wenig zu simpel. Was mir sehr viel Spaß gemacht hat, waren jedoch die blumigen Vergleiche, die in der Geschichte Knospen und sie für mich zum blühen bringen.

Lark und Tiras, der junge König, der ein Geheimnis vor seinem Volk und vor seinem Reich verbirgt, stellten sich mir mit einem kräftigen Händedruck und einer warmen Umarmung vor. Besonders durch Larks Perspektive würde ich schnell warm mit ihr und konnte viele, wenngleich nicht alle ihrer Gedanken nachvollziehen. Lark ist ein mutiges Mädchen, das abwägt, aber manchmal an den falschen Stellen zickig wird. Ein bis zwei mal konnte ich sie im Verlauf des Buches nicht wirklich nachvollziehen ...
Besonders gut hat mir der Bezug zur Wortmagie gefallen. Wir haben zwar im Verlauf recht wenig über die Gabe an sich erfahren, aber die Autorin hat den Worten sehr viel Bedeutung beigemessen. Manchmal, wenn Lark über ihre Magie nachdachte, schlug mein Herz schneller!

Das ist bisher ein Loblied, nicht wahr? Nun, es gab meiner Meinung nach Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte.
Zum einen hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, dass der Plot nicht ordentlich ausgebaut gewesen ist, wie ein Pfad, der manchmal über eine wacklige Hängebrücke führt. Da waren Kämpfe mal eben in ein paar Seiten abgehandelt oder Streits zwischen den beiden Protagonisten wurden auf dem Reißbrett entworfen, anstatt sie organisch entstehen zu lassen, nur um ein bisschen Love Trouble entstehen zu lassen. Das war für mich einfach kein Lesevergnügen.
Der Plot hätte großartig sein können - wenn er genügend ausgebaut worden wäre und die Geschichte nicht in knapp vierhundert Seiten gepresst worden wäre. Da fällt eben die charakterliche Tiefe und so mancher Plotbaustein (den ich sehr gerne gehabt hätte) hinten runter. Das hat mich am meisten gestört. So vieles wurde angeschnitten, aber nicht ausreichend erklärt und hinterfragt. Über die Ausbildungen der Gabe hat man bis zum Schluss nicht so viel erfahren, dabei wäre gerade das so interessant gewesen!

Fazit? Ein gutes Buch, das aber storytechnisch und von der charakterlichen Tiefe her besser hätte sein können. Deshalb vergebe ich knappe vier Sterne.

Bewertung vom 01.10.2017
Die Hexenholzkrone 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.1
Williams, Tad

Die Hexenholzkrone 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.1


ausgezeichnet

Oh wie habe ich gejubelt, als Williams seine Rückkehr nach Osten Ard verkündete. Mehr von Simon und Miri zu lesen und zu erleben, wie es weitergeht, ist wohl ein großer Traum jedes Osten Ard Fans, der deren Kampf verfolgt hat. Zum Glück musste ich nicht so lange warten wie manch anderer Fan - ich habe den Engelsturm erst im Frühjahr gelesen und hungerte folglich nach mehr!
Nur um so viel schon mal vorn weg zu nehmen. Ich wurde wahrhaftig nicht enttäuscht. Das ganze Buch hat sich das Gefühl von nachhause kommen gehalten, bei guten Freunden sein. Schon jetzt vermisse ich alte und neue Freunde schmerzlich und stehe schon in den Startlöchern für den nächsten Trip nach Osten Ard, für das nächste Abenteuer.

Schon auf den ersten Seiten hat mich dieses Gefühl, zuhause, bei Freunden zu sein, erfasst und wollte mich einfach nicht mehr loslassen, das ganze Buch über nicht. Obwohl Simon, Miri und ihr Hofstaat zu einem denkbar traurigen Anlass reisten. Doch ich fühlte mich wohl, habe jeden einzelne Seite genossen. Natürlich beginnt das Abenteuer in Osten Ard langsam und mit bedacht. Williams führt den Leser in eine gewandelte Welt ein, in dem halbwegs geordnete Verhältnisse herrschen und Miri und Simon gealtert sind und schon viele Schicksalsschläge erdulden mussten. Das merkt man ihnen an. Muss man auch - sie sind erwachsen geworden und haben Erfahrungen gesammelt! Trotzdem war ich gefesselt von ihrer Reise und der gewandelten Ordnung - und natürlich allen voran von Morgan, der seinen Weg noch nicht gefunden hat und auf seine ganz eigene Art und Weise versucht, mit all dem, was ihm begegnet und beschäftigt umzugehen. Ich denke, dass ist Tads Stärke - bei jedem anderen Halbwüchsigen hätte ich die Trunksucht als Schwäche abgetan und darüber die Nase gerümpft, doch Williams lässt auch hinter Morgans Fassade blicken, hinter sein sorgsam gepflegtes rüdes Image. Interessant! Und spannend! Doch auch Morgan wird bald lernen, was wahre Freundschaft bedeutet! Und als schließlich die alten „Gefährten“ wieder beieinander sind, Simon, Miri, Binabick, Eloair und all die anderen - ich hab mich gefühlt, als hätte mich die Runde auf ein Glas Gewürzwein ans Feuer geladen. Das Gefühl hat einfach von vorne bis hinten gestimmt.
Tad hat ein unglaubliches Talent Situationen und Orte zu beschreiben. Ich habe die Laternenbrücke oder den Horchhorst bildlich vor mir gesehen und mir so gewünscht, ebenfalls dort an diesem Ort zu stehen.

Bisher klingt alles sehr nach dem alten Osten Ard, oder? Doch wer „Das Herz der verlorenen Dinge“ gelesen hat, der weiß, dass auch die Nornen eine tragende Rolle in diesem Buch spielen. Doch sie sind nicht mehr die Schreckensgestalten, vor denen die Eltern ihre Kinder mit Gruselgeschichten warnen (gut, nicht nur). Tad hat sich viel Mühe gegeben, auch ihnen Tiefe und Struktur zu verleihe und ich muss zugeben, dass mich vor allen Dingen Viyeki fasziniert. Man fragt sich, ob sich Menschen und Nornen nicht an nähren. Dann wäre der Weg für ein Bündnis offen … Der endlich Frieden bringen könnte! Sowas ist in der Welt, die Williams nun geschaffen hat, durchaus denkbar! Und das fasziniert. Er schafft es, dass ich zumindest die Nornenkrieger in mein Herz schließe, und ich habe es erst bemerkt, als Viyeki schon längst einen Platz in meinem Herzen erobert hatte. Auch die Halb-Nornen haben einen Platz in ihrer Gesellschaft inne.

Tad Williams erzählt ausladend. Er packt Osten Ard voller Wunder. Auch mich wirkt sie plastisch und wunderschön, gefährlich, rau - ich liebe es, einzutauchen und nur schwer wieder den Weg zurückzufinden.
Ich empfehle es für all jene, die große High-Fantasy Geschichten lieben und mit einem langsamen Worldbuilding klar kommen. Ich liebe es!

Bewertung vom 01.10.2017
Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1
Bardugo, Leigh

Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1


ausgezeichnet

„No Mourners, no funerals“



Das war das erste Buch von Leigh Bardugo, das mir zwischen die Finger gekommen ist. Zuvor erschien ja schon ihre Grischa Trilogie, die in der selben Welt und mit dem selben Magiesystem spielt, aber mehr Ähnlichkeiten bestehen meines Wissens nach nicht. „Das Lied der Krähen“ kann also bedenkenlos von Grischa-Neulingen wie mir gelesen werden.

Der Plot, so wie er oben dargestellt ist, klingt recht simpel - ein Diebstahl mit einer überschaubaren Anzahl an Bandenmitgliedern? Simpel! Wer das denkt, der liegt so weit daneben, wie Kaz Breker kein Chorknabe mit einer hübschen Tenorstimme ist!
Zunächst einmal erzählen das Geschichte einige Personen - neben Kaz kommen auch die anderen Crewmitglieder zu Wort, jedoch hatte ich keineswegs das Gefühl, durch die vielen Perspektivwechsel den Scharfschützen mit einem kleinen Spielproblem Jesper oder Wylan, den jungen Bombenbauer, weniger gut zu kennen als Kaz oder Inej, die gelenkige Diebin. Leigh Bardugo hat es geschafft, dass mir jeder Charakter ans Herz gewachsen ist und jeder Schicksalsschlag beinahe körperlich weh tat - da Kaz seine ganz eigenen verborgenen Dämonen mit sich herum trägt, Wylan ein Geheimnis birgt, für das ihn die Welt verhöhnt oder Jesper sich nicht ohne Grund nur mit den Händen an seinen Waffen wohl fühlt. Diese Geheimnisse werden Stück für Stück offenbart - und in diesem ersten Band der Duologie noch längst nicht alle. Trotzdem kam in mir das Gefühl auf, dass ich, während ich in den Seiten voran schritt, ein kompliziertes Puzzle löste, das mit jedem Teil eine neue Sichtweise auf das unfertige Bild eröffnete. Wahnsinn und Genie liegen vor allen Dingen bei Kaz sehr nahe beieinander. Und trotzdem mochte sie alle, da sie besonders sind, einzigartig und alle ihre kleinen Macken ganz abseits ihrer Geheimnisse und Sorgen haben. Wie gern würde ich in Ketterdam gemeinsam mit Inej und Nina sitzen und stapelweise Waffeln verspeisen, einfach, da sie von diesem gemeinsamen Vorhaben mit einer Wärme schwärmen, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lies. Einen besonderen Liebling habe ich nicht - Die Dynamik zwischen den Crewmitgliedern macht eigentlich das besondere an dem Buch aus. Und es würde mich schmerzen, wenn ich einen besonders hervorheben müsste.

Die Handlungsorte waren bombastisch. Vor allen Dingen liebe ich Ketterdam mit seinen düsteren -Gassen, seinem Hafen und der Gefahr, die dir immer über die Schulter schaut, wenn du durch die düstere Seitengassen schleichst. Bardugo hat es geschafft, eine ganz besondere Stimmung zu erzeugen, die mich fasziniert hat. Sie hat sowohl die gierigen Schatten der Stadt als auch die hellen Seiten dargestellt (nun gut, von den hellen Seiten etwas weniger, aber seis drum). Und auch der Diebstahl in der Eisfestung hoch oben im Norden war atemberaubend clever dargestellt.

Die Grundspannung in dem Roman baute sich von der ersten Seite an auf und hielt sich dann auch auf einem hohen Level. Manchmal blieb mir der Atem weg, wenn Kaz wieder einmal einen seiner unberechenbaren Momente hatte und ich nicht sagen konnte, was er als nächstes tun würde.

Das Magiesystem war gesprenkelt von wissenschaftlichen Einflüssen, was mir sehr gut gefallen hat. Einfach den Zauberstab schwenken und ein paar Worte murmeln kann ja jeder. In Bardugos Welt gibt es drei Arten von Magie, und je nachdem haben sie auch unterschiedliche Handlungsgebiete.

So, und was bedeutet nun die Überschrift? Tja, „Keine Klageweiber, keine Beerdigungen“ wünschen sie sich immer, wenn sie einen neuen Coup angehen. Und diese Worte bedeuten so viel für sie. Wenn es gut geht und das Buch berührt, bedeuten die Worte auch für den geneigten Leser viel. Für mich bedeuteten sie so viel, dass ich sie am Schluss leise mitgemurmelt habe, völlig gebannt und in der Hoffnung, dass sie sich bewahrheiten.
5 Sterne mit einem Lechzen auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 01.10.2017
Die Magie der Lüge
Gozdek, Nicole

Die Magie der Lüge


gut

Als ich Magie der Namen las, war ich zunächst beeindruckt vom Ideenreichtum der Autorin. Die Magie, die Stellung in der Gesellschaft und das eigene Leben war an den wahren Namen gebunden, den ein Kind im Jugendalter mit der Namensweihe erhält und sich dementsprechend wandelt. Enttäuschter war ich jedoch vom Ende, das meiner Ansicht nach viel zu abrupt und abgeschnitten erfolgte und mich ein bisschen fassungslos zurückließ. Das Ende - selbst wenn man es als Cliffhanger betrachtet - hat mich nicht glücklich gemacht und ich legte das Buch mit einem faden Beigeschmack zur Seite. Was geschieht nun mit Tir und Rus? Und bleibt die Veränderung der Wirklichkeit ohne Folgen?
Die Bauchschmerzen, die ich vor der Lektüre des Buches hatte, legten sich nach den ersten Seiten. Eine neue Protagonistin wurde vorgestellt, durch deren Augen wir in diesem Buch die Welt (und auch ein oder zwei Wirklichkeiten) erleben werden. Um ehrlich zu sein - ich war erleichtert, ich mochte die Protagonisten aus dem ersten Band sehr, aber unbelastet in den zweiten einsteigen zu können, tat meiner Leserseele eigentlich ganz gut. Ich lernte An kennen, ihre Diebereien und begleitete sie und ihren Partner auf ihrer Reise durchs Land. Sie ist eine Wahrheitsfinderin und vollkommen schockiert, als sie eines Morgens in einer vollkommen fremden Wirklichkeit aufwacht. Ich musste oft schmunzeln, als sie vor den alltäglichsten Dingen erschrak oder versuchte, die gestohlene Wirklichkeit zu erklären und von ihrem Umfeld nur Unglauben erntete als wäre sie verrückt geworden. Ich kann mir vorstellen, dass es für sie ein hartes Stück Arbeit war, den anderen die andere Wirklichkeit begreiflich zu machen. An dieser Stelle konnte ich richtig mit An mit fühlen, auch als sie beschließt, den einzig anderen Wahrheitsfinder zur Rede zu stellen - Tirasan Polliander, mit dem auch ich noch ein Hühnchen (oder zwei) zu rupfen hatte. Ab Mitte des Buches gehörten Tir und Rustan mit zur bunten und größeren Crew, um das Abenteuer ihres Lebens zu erleben.
Spannend, aufregend, und die alten Helden sind auch wieder mit von der Partie, auf dem Weg die Fragen zu klären, die mir unter den Nägeln brennen! Was kann ich mir mehr wünschen? Und trotzdem fällt mir die Beurteilung sehr sehr schwer.
Keine Frage - Ich mochte es. Ich mochte es wirklich! Der Schreibstil und Nicoles flüssige, farbenfrohe Sprache hat mich mitgenommen auf das Abenteuer. Ich habe es in Rekordzeit gelesen - da mich die Charaktere gezogen haben. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich ihre Geschichten verweben. Diese Frage hat mich durchs Buch geleitet.
Was hat mich denn nun gestört?
Mit der Wirklichkeit zu spielen erfordert eine wirklich stimmiges, bis ins kleinste Detail durchdachtes Worldbuilding. Und daran habe ich mich gestoßen. Die Welt war fantastisch, keine Frage. Aber ich habe mich an Details gestoßen. Ist Tir wirklich mächtig genug, um die Erinnerungen aller Menschen zu verändern? Müsste es da nicht auch eine ganz andere gesellschaftliche Struktur geben, um Kinder plötzlich in die Gesellschaft zu integrieren? Keine Frage, das war im Hintergrund alles irgendwo vorhanden, aber wirklich in den Vordergrund transportiert wurde diese Tatsache nicht. Und das soll nur ein Beispiel sein.
Außerdem fand ich die ein oder andere Plotwendung etwas unglücklich verständlich gemacht - da taten sich Löcher auf, mal klein, mal schon ein bisschen größer, die mich beim Lauf durchs Buch stolpern und inne halten ließen. Für mich war der Plot einfach nicht rund. Durch die Seitenzahl bedingt, ist mir vieles auch nicht ausführlich genug beleuchtet worden. Nicole wollte auch Tirs Gefühlswelt deutlich machen, was aber nur mäßig gelungen ist, da das Buch ja aus Ans Perspektive erzählt wird.

Ich vergebe ich 3,5 Sterne für dieses Buch.

Bewertung vom 24.09.2017
Die Prüfung / Nevernight Bd.1
Kristoff, Jay

Die Prüfung / Nevernight Bd.1


ausgezeichnet

Nevernight spielt nicht den Moralapostel und es ist kein Buch, dass man eben mal so nebenbei liest. Ich wage sogar zu behaupten, dass man dieses Buch entweder hasst oder liebt. Man kommt nicht umhin, sich eine Meinung zu bilden. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass die Handlung und die Charaktere einen Leser nicht tangieren. Ich persönlich liebe es, um diese Tatsache mal vorne weg zu schicken. Ich kann aber auch jeden verstehen, der dem Buch nicht so zugetan ist. Jay Kristoff hat mit Nevernight eine ausgeklügelte, in sich stimmige, düstere Welt geschaffen, in der starke Akteure um ihr Leben und für den Tod anderer kämpfen. Und er zwingt den Leser förmlich, mit den Charakteren zu fiebern. Schafft Mia es, Rache zu üben? Was ist mit den anderen? Kristoff hat mich umgarnt - und ich habe mich am Ende des Buches wirklich gefragt, was denn nun moralisch richtig oder vertretbar ist, denn ich konnte Mias Gefühle und Handlungen, so schrecklich sie im Laufe des Buches auch sein mögen, nachvollziehen.

Nevernight hat, wenn man es so bezeichnen will, drei erzählerische Ebenen. Die erste ist die des Erzählers, dessen Identität Rätsel aufgibt. Er erzählt Mias Geschichte. Immer wieder werden auch kleine Erinnerungspassagen eingestreut, die jedenfalls für mein Empfinden genau an der richtigen Stelle waren - sozusagen das Salz in der eh schon sehr köstlichen Suppe - und als letztes noch die Untertitel, die dem Leser die Welt und die Mythen und Legenden von Itreya näher bringen - mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus des Erzählers gewürzt. Manchen mag diese Aufteilung nicht zu sagen. Mir hat sie sehr gut gefallen, da der Fokus des Haupttextes auf Mias Geschichte lag, und der Leser, der die Muße hat, tiefer in die Geschichte der Welt einzutauchen, wurde mit einem unwillkürlichem Schmunzler belohnt. Ich muss zugeben, auch ich habe manche Untertitel nur angelesen, weil an manchen Stellen Mias Geschichte zu interessant war. Das kann jeder Leser halten, wie er möchte. Aber die Möglichkeit zum Nachforschen zu haben, finde ich allein schon bemerkenswert.

Mias Geschichte lässt einen zart besaiteten Leser zurückschrecken. Sie ist hart und scharf wie eine Klinge schon in jungen Jahren geschliffen worden. Dementsprechend skrupellos verhält sie sich auch. Trotzdem mochte ich dieses junge Mädchen, das immer ihren Weg geht, sehr. Da ihre Handlungen nachvollziehbar waren - Jay Kristoff hat es geschafft, dass mir ihre Handlung, ihre Absicht, ihre Zorn und ihre Rachegedanken nahe waren - was bei einem solch düsteren Buch nicht leicht ist. Ich bin der Typ, der bei zu düsteren Büchern leicht den Kontakt zu den Protagonisten verliert - und dann hat auch das Buch verloren - Kristoff schafft jedoch eine düstere Grundstimmung und fesselte mich gleichzeitig an Mia und den ganzen Rest der Charaktere, sodass ich einfach nicht anders konnte, als Seite um Seite umzuschlagen, um Nevernight auch das letzte Geheimnis zu entlocken.

Der Grundkonflikt des Buches stellt sich als tiefgreifend heraus. In dieser Welt existiert kein gut und kein böse. Das kennen wir ja auch von der Realität. Oder habt ihr schon einmal jemanden rein gutes oder böses gefunden? Jay Kristoff verabschiedet sich von diesen tradierten Vorstellungen und erschafft stattdessen eine düstere Welt voller farbenfrohen grauen Schattierungen, die der Leser auseinanderpflücken muss, um die wahren Beweggründe zu begreifen.

Kristoffs Buch hat mich wahnsinnig gefesselt. Die Charaktere, die Geschichte und vor allen Dingen die wirklich mehr als detailreiche Welt haben es geschafft, mich zu faszinieren. Am Ende wird der geneigte Leser auf jeden Fall mit anderen Augen auf die Landkarte schauen als zu Beginn der Reise.
Kristoff nimmt kein Blatt vor den Mund und trotzdem bleibt seine Sprache auf einem Level, dass durchaus angenehm zu lesen ist. Sie klingt nicht aufgesetzt in meinen Ohren, jedoch auch auf keinen Fall plump oder einfach.

Bewertung vom 12.09.2017
Bücherstadt / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.1
El-Bahay, Akram

Bücherstadt / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.1


sehr gut

Sam ist ein Dieb, will jedoch keiner mehr sein. Um sich seinen Traum, in der Palastwache zu dienen, zu erfüllen, tritt er unter falschem Namen in die Wache ein. Doch anstatt den König zu bewachen, muss er ein Tor inmitten staubiger Bücher bewachen. Sam denkt, dass er an Langweile stirbt. Doch er soll bald eines besseren belehrt werden.

Ich liebte Akrams Drachenreihe, weshalb ich es kaum erwarten konnte, sein neues Buch in den Händen zu halten. In seiner Drachenreihe habe ich seinen erzählerischen Einfallsreichtum kennen lernen dürfen und mich von den Büchern in die Wüste entführen lassen. Nun lockte mich ein neues Abenteuer, in dem es anstatt um Sand und Hitze um aber Millionen Bücher geht. Das sind doch die besten Vorraussetzungen für einen Bücherwurm wie mich.

Doch von vorn. Auf den ersten Seiten begegnen wir Sam (in seiner natürlichen Umgebung) - auf einem Raubzug. Akram setzt auf Action und Bewegung und fesselte zumindest mich damit gleich an die Seiten. Immerhin galt es aus den Räumlichkeiten des Hofjuweliers zu entkommen, zu denen er sich Zugang verschafft hatte. Man merkt schon an den ersten Seiten, dass die Handlungsskizzierung zu Akrams Stärken gehört. Action-Szenen wirken bei ihm, als hätte er sie geradewegs aus einem Film gemopst. Die erste halsbrecherische Flucht von Sam habe ich auf jeden Fall sehr genossen - und das, obwohl die Handlung noch nicht mal wirklich eingesetzt hatte. Well done, Akram.

Die Bücherstadt war ganz großes Kino. Ich glaube, ich würde mit leuchtenden Augen verklärt da herum rennen und nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, irgendwann den Rückweg zu finden. Also ich hätte keine Befürchtungen gehabt, dass ich mich da unten langweilen könnte - ganz im Gegensatz zu Sam ;)

Seltsame Dinge gehen in der unterirdischen Stadt vor. Fremde Wesen tauchen aus dem Herzen der Bücherstadt auf und stiften Unruhe. Und ich war zumindest bestrebt, dass Geheimnis der Bücherstadt zu lüften.

Ich mochte Sam sehr. Mit seiner sarkastischen Art und seinem Witz hatte er mich schnell auf seiner Seite. Und seine Mitstreiterin, Kani, empfand ich auch als sehr angenehm, obwohl weibliche Figuren mir das ein oder andere Mal auf die Nerven zu gehen pflegen. Diesmal hielt es sich jedoch in Grenzen. Und die vielen anderen, manchmal fantastischen Figuren, die sich Akram ausgedacht hat, erwarben sich auch meine Sympathie.

Der Hauptkonflikt des Buches ist das Geheimnis der Bücherstadt, ganz klar. Aber ebenso wichtig schien der Konflikt, den Sam mit sich selbst ausfechten musste zu sein. Schlägt in seiner Brust nun das Herz eines Diebes? Auf welcher Seite steht er - auf welche Seite wird er gezogen. Das sind Fragen, die sich durch das ganze Buch ziehen und ihm eine besondere Art von Würze verleihen.

Ich habe übrigens neben der Bibliothek das Stadt- und das Theatersetting sehr genossen!

Was an Kritik bleibt, ist vielleicht der eine, kleine gewisse Funken, den ich nicht wirklich greifen kann. Die Bücherstadt wird mich auf jeden Fall wiedersehen, keine Frage, aber zur vollen Punktzahl reicht es noch nicht. Da fehlt mir ein klein wenig Magie, die Akram sicher in den Folgebänden noch einweben wird.

Bewertung vom 26.08.2017
Fangirl
Rowell, Rainbow

Fangirl


ausgezeichnet

Eigentlich hatte Cath sich das Collegeleben so schön ausgemalt, gemeinsam in einem Zimmer mit ihrer Zwillingsschwester, die noch nie von ihrer Seite gewichen ist. Doch ausgerechnet im College entschließt sich Wren dazu, dass ihr Partys und Jungs wichtiger sind als ihr Zwilling und kapselt sich ab. Und Cath steht nun vor einer neuen Mitbewohnerin und neuen Freunden und muss damit klar kommen. Am College ist sie ein niemand. Im Internet unter den Simon Snow Fans jedoch eine Ikone, da sie berühmte FanFics verfasst, die Millionen Klicks verzeichnen können.

Nicht unbedingt mein Thema, schoss es mir durch den Kopf, als ich die Zusammenfassung des Buches das erste mal las. Normalerweise stehe ich solchen Collegegirlgeschichten eher skeptisch gegenüber, aber irgendetwas hat mich dazu bewogen, diesem Buch doch eine Chance zu geben. Zum Glück! Ich habe keine einzige Seite bereut, wie ich mir nach der Lektüre des Buches eingestehen musste.
Doch beginnen wir bei den Wurzeln der Geschichte: Simon Snow, einer Buchreihe, die (bewusste) Ähnlichkeiten mit der Harry Potter Reihe aufweist und die Herzen der Fans rund um den Globus erobert hat. Rainbow Rowell nimmt sich die Harry Potter Fandome vor, und beschreibt ihn so vortrefflich, dass ich mich manchmal selbst in Cath wiederfand. Ihre Hibbeligkeit auf den nächsten Band, verkleidet bei Mitternachtsverkäufen oder in hitzige Diskussionen über ein Detail eines Charakters vertieft, das „Normalos“ (normale nicht Buch-Leser) nicht nachvollziehen können. Ich konnte ihre Welt sehr gut nachvollziehen und das machte für mich einen Großteil des Charmes des Buches aus.
Immer wieder waren in die Struktur des Buches, die dominiert wurde von Caths Ich-Perspektive, kleine Abschnitte aus den Büchern oder aus Fanfics eingewebt, die mir nicht nur Caths Welt, sondern auch Simon und Baz näher gebracht haben. Am Ende war es sogar soweit, dass ich den kleinen Simon-Passagen regelrecht entgegengefiebert habe. Ich mochte sie sehr!
Aber eigentlich ist es Cath’ Geschichte. Die Geschichte, wie sie sich ihren Platz zwischen den Studenten sucht, wie sie Freunde findet und wie sie trotzdem ihr Fandasein weiter auslebt. Beides kann sehr wohl nebeneinander existieren! Für mich war es beeindruckend, wie sie sich nicht verbiegt, um Dazuzugehören, und immer wieder ihren Weg findet. Es müssen nicht unbedingt 10 Partys an einem Abend sein, um sich als Collegegirl bezeichnen zu können. Das macht dieses Buch auch deutlich.
Deutlich positiv nahm ich auch die Nebenfiguren wahr, die wunderschön ausgearbeitet waren und alle ihre Sorgen und Nöte nicht verstecken mussten, um den Zwillingen Raum zur Entfaltung zu geben. Rainbow Rowell hat hier einen guten Mittelweg gefunden, um der Geschichte Leben und Farbigkeit zu verleihen.

Ich habe das Buch wider meiner Erwartungen sehr genossen. Der Weg durch die Collegezeit kann manchmal steinig sein, aber Cath ist ihrer Linie und ihrer Leidenschaft treu geblieben und hat sich trotzdem weiterentwickelt. Diese Message nehme ich aus dem Buch mit - von daher gebe ich volle Punktzahl, für ein starkes Mädchen als Teil eines großen Fandomes!

Bewertung vom 20.08.2017
Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2
Gablé, Rebecca

Die fremde Königin / Otto der Große Bd.2


ausgezeichnet

„Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit Mummenschanz, damit sie nicht merken, dass das Reich auseinander fällt.“

Der junge Gaidemar, ein Panzerreiter aus dem Heer Otto I und ein Bastard, hat einen wichtigen Auftrag. Er soll die junge Adelheid aus der Gefangenschaft befreien und stößt nicht auf ein wimmerndes Bündel mit Kind im Arm, sondern auf eine entschlossene junge Frau. Gemeinsam gelingt ihnen eine entbehrungsreiche Flucht und Gaidemar spürt, dass aus Bewunderung mehr wird. Doch Der König hat andere Pläne mit Adelheid …

Ein neuer Gablè! Ein neuer Gablé fernab von England und den Lancasters, Tudors und Yorks! Mir gefiel der erste Roman, der auf deutschem Grund und Boden spielte, von der Autorin schon ausnehmend gut. Deshalb gehört es praktisch schon zum guten Ton, dass ich auch dieses Buch verschlang.
Das besondere in Rebecca Gables Büchern ist jedes Mal aufs neue die Anziehungskraft der Geschichte. Schon nach wenigen Seiten hat sie es geschafft, dass ich an den Zeilen klebe, von Wort zu Wort hüpfe und mich diesmal im Jahre 951 wieder fand und plötzlich an der Seite von Gaidemar und Adelheid auf der Flucht war, und diese Flucht war entbehrungsreich und rasant. Ich wurde praktisch in die Seiten gezogen. So sollte es bei guten historischen Romanen sein!
Gaidemar befand sich in seiner Rolle als Panzerreiter und später dann als Ritter der Königin immer nah an der politischen Spitze, und doch konnte ich genauso das Leben spüren, das um ihn herum tobte. Er geriet immer wieder in Intrigen hinein (den Marionettenspieler der meisten Intrigen hätte ich höchstpersönlich an den Daumen in den Kerker hängen können - das ist nicht übertrieben!), fand Freunde, Verbündete, Verräter - und ich habe es schlicht und einfach genossen, Gaidemar durch seine Abenteuer zu geleiten.
Wodran lags? Ich denke, es lag an der Art und Weise, wie Gablé es immer wieder versteht, historische Persönlichkeiten aus verstaubten geschichtlichen Abhandlungen und Meterdicken Biographien zum Leben zu erwecken, 3 Dimensional werden zu lassen und sie so handeln zu lassen, dass sie zumindest mir immer vorkommen, als wären sie real. Gaidemar ist für mich zu einem Freund geworden, den ich immer wieder besuchen mag. Er trägt sein Herz auf dem rechten Fleck und trotz seiner ruppigen Art habe ich schnell Zugang zu seinem Charakter gefunden. Meine Lieblinge waren aber eindeutig Miro, der einen festen Platz in Gaidemars sowie in meinem Herzen gefunden hat, und Willhelm, Ottos Sohn und der Erzbischof von Mainz, der sich nur schwerlich mit seinem vom Vater vorherbestimmten Leben abfinden kann und sich selbst damit arrangiert. Manchmal verleitete es mich wirklich zum Schmunzeln.

Spannung war auf jeden Fall vorhanden! Und das nicht zu knapp. Blutige Schlachten wurden geschlagen und auch außerhalb des Kriegsgetümmels gab es für Gaidemar einige gefährliche Situationen zu meistern. Für einige mag es vielleicht zu schlachtenlastig gewesen sein, aber da man immer dem Protagonisten folgen konnte und nicht nur eine Aneinanderreihung von Kriegshandlung war, fand ich dies sehr spannend und informativ.

Informativ? Ja! Rebecca Gable hat für mich ein Stück deutscher und wichtiger Geschichte erhellt, das für mich bis vor kurzem noch im Dunkeln lag. Natürlich hat man von Otto ! schon einmal etwas gehört, doch detailliert hatte ich diese Zeitspanne nicht auf dem Schirm.

Alles in allem bleibt mir nur noch eines: Danke zu sagen: Danke, für das Stück Geschichte, das wundervoll aufgearbeitet wurde. Danke, für die vielen spannenden Stunden. Ich war fasziniert. Dafür vergebe ich sehr gerne fünf funkelnde Sterne.

Bewertung vom 31.05.2017
Das Schicksal der Sterne / Naris Bd.2
Hounsom, Lucy

Das Schicksal der Sterne / Naris Bd.2


sehr gut

Kyndra, die Sterngeborene, hat sich dazu entschlossen gemeinsam mit ihren Freunden im Nachbarland Acre nach Verbündeten zu suchen, bevor das Land über ihre Heimat herfallen kann. Sie begegnen einem Land in Aufruhr, in dem diverse Mächte um die Macht kämpfen. Kyndra muss sich entscheiden!

Ich habe lange auf diesen zweiten Band gewartet, nachdem der erste mich mit seiner soliden Handlungsführung und seinen Charakteren überzeugt hatte. Das Cover ist in der Tradition des ersten Bandes gehalten und hat somit Widererkennungswert, was ich persönlich als positiv wahrnehme. Das Mädchen (Kyndra) wirkt mit dem Schwert an seiner Seite kriegerischer, was, wie ich nach der Lektüre feststellte, bezeichnend für die Handlung ist.

Der Einstieg fiel mir nicht unbedingt leicht. Zu lange ist es schon her, dass ich den ersten Band gelesen hatte. Ich musste erst mal in meinen gedanklichen Schubladen kramen und verstaubte Verbindungen wieder knüpfen, ehe ich mit einem deutlichen Aha-Effekt nach 20 oder 30 Seiten wieder im Buch war. Die ersten Kapitel beginnen gleich mit zwei fremden (Haupt)Charakteren, die nicht unbedingt vollkommen handzahm sind. Hagdon, der General des Imperiums, kommt charismatisch daher, hat aber für seine Handlungen und Entscheidungen einen tieferen Grund, was ihn für mich zumindest interessant machte. Char, ein junger Sklavenhändler, kämpft mit seinen eigenen dunklen Dämonen. Kyndra, die Protagonistin aus dem letzten Band, ist diesmal natürlich ebenfalls mit von der Partie. Doch wir treffen mit ihr auf eine unsichere Führerin, die ihre neue Macht noch nicht annehmen will und fürchtet, in die falsche Richtung zu driften. Diese Unsicherheit von ihr, das langsame Heranreifen zur Anführerin, zieht sich durch das ganze Buch, ohne extrem thematisiert zu werden. Die Thematik hält sich dezent im Hintergrund, was ich gut finde. Auch der Handlungsstrang in der Heimat wird weitergeführt. Die Geschichte rund um Brégenne und Gareth und den Eisenhandschuh habe ich besonders gern gelesen, da mir das Setting einigermaßen vertraut war.
Die Handlung unterschied sich aufgrund der überraschenden Actionszenen grundlegend vom ersten Band. Während in Band 1 Kyndra eingeführt und aufgebaut wurde und die Szenerie eher einem Schulsetting glich, wurde in diesem Buch Abenteuer und viel Action großgeschrieben. Einerseits heiße ich das gut, da dadurch viel Spannung in „Das Schicksal der Sterne“ miteinfloss. Andererseits litt unter den vielen Szenen auch ein wenig der rote Faden, der manchmal arg dünn wurde und sich erst zum Ende hin wieder zu einem dicken Strang verspann.
Das Ende riss übrigens vieles für mich wieder heraus, da es mich wirklich feurig überraschte und in sich stimmig war.
Auch die zarten Liebesgeschichten wirkten im vorliegenden Buch lange nicht so klischeehaft wie im ersten Band (ich bin ja immer noch für Nedirah (meine Lieblingsnebenfigur) und Brégenne ;)). Und hielten sich schön zurück.
Der Schreibstil von Lucy Hounsom ist wunderschön bildhaft und plastisch, sodass man manchmal wirklich glaubt die Sterne vor sich zu sehen. Manchmal mutet der Stil fast schon poetisch an.

Trotzdem war ich nicht ganz zufrieden mit dem Buch. Ich brauchte ein bisschen, ehe ich mich an die neuen Charaktere gewöhnt hatte und mit Char, dem Sklavenhändler, wurde ich bis zum Ende nicht wirklich warm. Außerdem schwächelte die Handlung des Buches in der Mitte. Aus dem Grund kann ich nur schwache vier Sterne geben, bin jedoch auf den dritten und hoffentlich finalen Band der Reihe gespannt.

Bewertung vom 31.05.2017
Das Herz des Verräters / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.2
Pearson, Mary E.

Das Herz des Verräters / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.2


sehr gut

Besser als der erste Band

Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten Menschen und einer neuen, für sie fremden Kultur, setzt Lia alles daran, einen Ausweg aus Venda zu finden.

Der erste Band, Kuss der Lüge, hat mir persönlich einiges Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen, sowie Haareraufen eingebracht. Trotzdem fesselte mich das Ende so, dass ich wissen wollte, wie denn der Fortgang der Geschichte ist. Um es vornweg zu nehmen: Das Herz des Verräters fand ich um einiges besser als den ersten Band. Weniger Haareraufen, mehr Charakterentwicklung und ein Versprechen auf einen (im englischen) bzw. zwei (im deutschen) spannenden finalen Band.
Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band beginnt genau dort, wo der erste endete. Da die Lektüre des ersten bei mir noch nicht allzu lange zurück liegt, fiel es mir nicht schwer, in das Buch hinein zu finden.
Lia, mein Problem- und Aufregcharakter im letzten Buch, begleiten wir diesmal auf ihrem Weg ins Sanctum, wir begleiten sie in ihrem neuen gefahrvollen Leben - und ich war überrascht, dass sie mich dieses Mal nicht halb so sehr aufgeregt hat, wie im letzten Buch. Sie hatte dazu gelernt. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie sich nicht allzu viele Gedanken um Kaden oder Rafe machen konnte, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, am Leben zu bleiben und nicht im Kerker landet. Das machte sie zumindest für mich wesentlich sympathischer! Zusammen mit Lia erkundet der geneigte Leser ein fremdes Reich, eine fremde Kultur. Und das, finde ich zumindest hat die Autorin sehr gut gemacht. Aus dem feindlichen Land werden ganz langsam Menschen mit einer Vergangenheit, mit einer Geschichte und mit Einflüssen, die sie prägen. Mary E. Pearson bringt die Vedaner so nahe, dass aus der grauen Masse freundliche, bösartige oder stolze Menschen werden, die Lia entweder zur Seite stehen oder gegen sie aufbegehren. Diese Schritte von ihr haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Auch eine sich wiederholende Handlung, an der Lia immer wieder beteiligt ist, empfand ich als eine wirklich starke bildhafte Szene, die ich immer sehr genossen habe. Zudem kommt auch etwas Licht in Gaudrels Vermächtnis. Die Linien werden klarer, die Überlieferung ein wenig verständlicher.
Einen Charakter, den ich ziemlich spannend fand, wurde im zweiten Band neu eingeführt. Der Komizar agiert als Antagonist in diesem Buch, aber als ein charismatischer mit Zielen, Wünschen und Träumen, die verständlich sind. Er bringt noch etwas Würze in die Geschichte.
War denn Würze notwendig?
Ja, leider. Dadurch, dass sich die Autorin für die minutiöse Schilderung der Kultur und der Menschen entschieden hat, blieben die Spannung und die Handlung leider in weiten Teilen des Buches auf der Strecke. Lia lernt Land und Leute kennen, aber dabei bleibt die Spannungskurve leider (für mich) recht flach. Erst der Showdown am Ende verspricht noch einmal Nervenkitzel.

Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Den guten Stil, den ich auch schon im ersten Band hervorgehoben, hat sie wirklich beibehalten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir dieser Band besser gefallen hat als der erste, mich aber auch nicht wirklich packen und mitreißen konnte. Über die exzellente Schilderung der Kultur war ich jedoch ziemlich überrascht. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne und bin gespannt auf den nächsten Band.

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