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Benutzername: 
Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2023
Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1
Milán, Greta

Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1


sehr gut

Das war nette kurzweilige Unterhaltung und es hat auch Lust auf den zweiten Band gemacht und das obwohl ich nun wahrlich nicht der anvisierten Altersgruppe entspreche. Klar, es ist einfach geschrieben, die Story um die Phönixlegende ist natürlich nicht wirklich neu und der ganze Plot hat ein bisschen was von Harry Potter (Todesser) und viel von der Serie "Heroes", zumindest merkt man, dass die Autorin sehr inspiriert wurde.
Das Herzklopfen durfte natürlich nicht fehlen, mir persönlich ging das ganze Gefühlsgedöns etwas zu schnell und war kaum nachvollziehbar, aber jünger Leser:Innen empfinden das sicher anders.
Die Gestaltung des Buches ist schön, das Cover sehr ansprechend und auch wenn ein rundum farbiger Buchschnitt schöner gewesen wäre - auch nur die eine Seite ist traumhaft gestaltet.
Insgesamt also ein leicht zu lesender Fantasyroman für junge Leute, der einen zwar nicht vom Hocker haut, aber unterhaltsam ist.

Bewertung vom 20.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Ich habe erst schwer in dieses Buch reingefunden, aber irgendwann war der Punkt da, an dem es tragisch und konkret wurde und ab da an hatte mich die Story gepackt.
Zwei Teenager, die völlig unterschiedlich sind, aber zueinander finden, beide uneins mit dem Umfeld, beide aufmerksam zueinander, wie sie es sonst nicht kennen.
Und dann kommt das Leben, mit aller Wucht, immer und immer wieder und es ist wie mit den beiden besungenen Königskindern, die nicht zueinander können.

Beim Lesen ist das manchmal frustrierend, auf eine gute Art, denn es hielt mich bei Laune, man liest Kapitel für Kapitel und möchte keine Pause von diesen beiden, denen das Schicksal oft in der letzten Sekunde noch Steine in den Weg legt (Wir begleiten die beiden fast zwanzig Jahre.). Ich war manchmal wütend, weil ich es anders gemacht hätte und das möchte man den Protagonisten einfach ins Gesicht schreien... aber ich hab es immer verstanden: was sie tun, was sie nicht tun und warum.
Man kommt auch nicht umhin, darüber nachzudenken, dass man oft nicht das tut, was man gerne möchte, was gut für einen selbst wäre, sondern wie oft man sich Moralvorstellungen oder Wünschen anderer unterordnet und sich somit selbst im Wege steht.

Es ist kein Wohlfühlbuch, es enthält viele Themen, die für zartbesaitete Leser wahrscheinlich schlecht verarbeitbar sind.
Es ist ein Buch mit trauriger und düsterer Grundstimmung.
Ich empfehle es gerne Lesern, die sich auf eine unkuschelige und unkitschige Lovestory einlassen können, denn es ist eine wirklich gute und mitreissende Geschichte...
(leider sind der Übersetzerin einige grobe Fehler unterlaufen, schade dass das Lektorat dies nicht korrigiert hat.)

Bewertung vom 12.06.2023
3000 Yen fürs Glück
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


weniger gut

Ich hatte mich von dem Buchcover einfangen lassen, schon alleine weil ich Geschichten aus Japan sehr mag, auch der Klappentext war vielversprechend.
Allerdings ist die Erzählung extrem zäh und langweilig.
Wir folgen Miho, einer alleinstehenden berufstätigen jungen Frau und ihrer Familie.
Miho möchte sich ein Haus kaufen, um einen Hund halten zu können und muss dafür sparen, hat aber keinen Plan wie. Ihre Schwester, verheiratet mit Kind, ehemalige Anlagenberaterin, ist immer auf Sparflamme hat aber trotz der Umstände schon eine gute Summe angespart und möchte ihrer Schwester Tipps geben.
Und so lamentiert das Buch vor sich hin, wir erfahren von verschiedenen Sparplänen, alten Haushaltsbüchern der Oma, und irgendwie kommt nichts so wirklich in die Gänge und man fühlt sich wie bei Zwegat, allerdings nur viel fader. Dazu kommt halt noch, dass man sich als Deutsche schwer in japanische Finanz- , Wohn- und Arbeitssituationen reinversetzen kann... also zumindest mir erging es so.
Für mich hat das Buch leider nicht funktioniert.

Bewertung vom 11.06.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


ausgezeichnet

Ich muss ehrlich zugeben, bis zu diesem Buch kannte ich Samuel Finzi nicht, ich habe sogar extra bei IMDB nachgesehen... keinen einzigen seiner Filme habe ich je gesehen.
Und dennoch war es eine sehr erhellende Lektüre, die mir nicht nur den Schauspieler selbst und seine Familie, sondern auch das kommunistische Bulgarien näher gebracht hat.
Eigentlich ist es kein herkömmlicher Roman, es sind kurze Kapitel mit Anekdoten aus der Kindheit und Teenagerzeit Finzis, die uns - chronologisch aneinander gereiht - mit subtilem Humor durch das Buch navigieren.
Trotz des leichten und teils heiteren Erzählstils, ist aber auch immer wieder klar, dass wir uns zeitlich in einer Diktatur befinden, auch wenn Finzis Familie priviligiert scheint, sind Einschnitte im Leben spürbar. Samuel Finzi entstammt einer jüdischen Künstlerfamilie und trifft schon früh auf mehr oder weniger prominente Bulgaren. Es ist nicht von Kindesbeinen klar, dass er in die Fußstapfen seines schauspielernden Vaters treten wird, das kristallisiert sich erst später heraus.
Ich mochte die Art des Erzählens sehr und habe das Buch in einem Rutsch durch gehabt, ich mochte vor allem die Kindheitserinnerungen ans Meer (ich hatte da auch schon einen Urlaub verbracht). Aber ich konnte auch viel Neues für mich mitnehmen... denn mal ehrlich, was wusste ich vorher über Bulgarien? So gut wie gar nichts!
Eine wunderbare und interessante Autobiografie, die mir einen Künstler näher gebracht hat, den ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte.

Bewertung vom 09.06.2023
Es war einmal in Brooklyn
Atlas, Syd

Es war einmal in Brooklyn


ausgezeichnet

Manchmal braucht es gar nicht viel, um mich als Leserin glücklich zu machen: Ein gutes Setting, ein guter Plot, gut erzählt - das ist es, was für mich ein gutes Buch ausmacht. Und dieses erfüllt alle drei Kriterien.
Erzählungen, die in New York angesiedelt sind, gehen sowieso bei mir immer, diese hier spielt in Brooklyn Ende der 70er Jahre und diese Zeit ist atmosphärisch gut dargestellt. Wahre Ereignisse werden in die Story eingestreut und das macht die Zeit gut fühlbar.
Es ist ein Entwicklungsroman: Juliette Darling 17 Jahre alt und Kind jüdischer Eltern, wächst auf wie ein normaler Teenager. Der Nachbarsjunge David ist von frühester Kindheit an ihr bester Freund, sie sind unzertrennlich. Und doch gehen ihre Lebenswege im Teenageralter auseinander. David ist schwer krank und liebt Juliette, Juliette ist gesund und entdeckt gerade das Leben - und Rico, den Pizzajungen.

Eine einfühlsame Geschichte über Freundschaft, Verliebtheit, Familienbande, Ehe und Trauer. Ein Buch das man kaum aus der Hand legen kann, das mich sprachlich wie inhaltlich vollkommen abholen konnte. Kein Charakter in diesem Buch ist vollkommen, es gibt kein schwarz oder weiss, die Leute menscheln und das hat für mich die Geschichte authentisch gemacht.
Wunderbar übersetzt von Silke Jellinghaus.

Bewertung vom 02.06.2023
Der Wellenmacher
Ludewig, Tina

Der Wellenmacher


sehr gut

Der Debütroman von Tina Ludewig ist eine ruhige Ich-Erzählung über Trauer, Liebe und eine Art Meditation über die Vereinbarkeit von verschiedenen aufeinander treffenden Gefühlen.
Wir begleiten Julie, eine junge Studentin, die soeben ihren Vater verloren hat und gleichzeitig unter Liebeskummer leidet.
Der flüssige und unaufgeregte Schreibstil lässt sich gut lesen, die Orts-und Landschaftsbeschreibungen machen Lust, die Handlungsorte selbst zu besuchen, die Dialoge zwischen den Protagonisten sind erfrischend authentisch.
Man kommt nicht umhin, sich beim Lesen öfters selbst zu hinterfragen: zeige ich meiner Familie, meinen Freunden oder Partner dass ich sie liebe? Weiss ich genug über sie? Spreche ich Probleme zu selten an?
Neben Trauer und Kummer erfahren wir aber auch Hoffnung und Freude… und dass die Welt sich weiter dreht.
Für mich persönlich hätte die Erzählung gerne ein paar Kapitel mehr haben können, die eigentliche Story ist zwar auserzählt, aber den einen oder anderen Charakter hätte ich gerne noch ein wenig näher kennengelernt.
Ein schöner Debütroman, der nachdenklich stimmt.
(Das Buchcover finde ich übrigens wunderschön.)

Bewertung vom 02.06.2023
Entzwei
Gelsing, Sabine

Entzwei


ausgezeichnet

Puuuh, was für ein Buch! Ich war die letzten Stunden nicht mehr ansprechbar und völlig in dieses Buch abgetaucht. Nicht nur, dass Sabine Gelsings Schreibstil mich bereits auf den ersten Seiten komplett abgeholt hat, die Story selbst ist so unfassbar gut, aber auch extrem grausam.
Gelsings Debütroman (was kaum zu glauben ist, weil er einfach super professionell wirkt) geht unter die Haut, da er teilweise auf wahren Geschehnissen beruht.
Der Schreibstil ist schlicht und präzise und passt hervorragend zur Grundstimmung, bei traumatischen Erlebnissen verwendet sie Sprachbilder, die einen atemlos zurücklassen. Und trotzdem blitzt ab und zu subtiler Humor durch, was ich großartig fand.
Die Charaktere sind allesamt unheimlich griffig und glaubwürdig, egal welchen Alters. Ich habe dieses Buch nicht nur gelesen - ich habe es gespürt und gelebt.
Ein ganz großartiger Roman, den ich wärmstens empfehlen kann. Unbedingt auch das Nachwort lesen.
Bitte bitte mehr liebe Sabine Gelsing!

Bewertung vom 29.05.2023
Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1
Kashiwai, Hisashi

Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1


sehr gut

Ein süsses Büchlein für Japan Liebhaber*innen.
Dieses Buch liest sich schnell an einem Nachmittag und fühlt sich ein wenig wie eine TV-Serie mit einzelnen Episoden an... kein Wunder, dass das auch genauso verfilmt wurde und in Japan sehr beliebt ist.
Ein ehemaliger Detektiv betreibt mit seiner Tochter ein kleines verstecktes Restaurant in Kyoto, viel Werbung will er gar nicht machen, weil er keine Lust auf kritische Bewertungen auf Online-Portalen hat.
Er kocht worauf er gerade Lust hat und wer zum ersten Mal bei ihm isst, der bekommt ein eigens für ihn zusammengestelltes Menü.
Aber eigentlich verirren sich hauptsächlich Menschen in dieses Lokal, die auf der Suche nach einem Gericht aus ihrer Vergangenheit sind. Und mit viel detektivischem Spürsinn werden die Zutaten und das Rezept aufgespürt und zwei Wochen später serviert.
Wir erfahren dabei nicht nur viel über die lokalen Küchen Japans, sondern generell über japanische Esskultur und natürlich die Lebensgeschichten der Suchenden.
Wenn man der japanischen Kultur zugeneigt ist, wird man dieses Buch wirklich sehr lieben... ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, das japanischer war als dieses.
Und niemals sollte man mit leerem Magen in diesem Buch lesen, der fängt nämlich unmittelbar zu knurren an.
Übersetzt von Ekatarina Mikulich.

Bewertung vom 29.05.2023
Die Ewigkeit des Augenblicks
Hohn, Stefanie

Die Ewigkeit des Augenblicks


sehr gut

Da ich die Reihe „Die Liebenden von Bloomsbury“ sehr mag, habe ich mal einen älteren Roman der Autorin lesen wollen und ich wurde wieder mit ihrem angenehmen Schreibstil verwöhnt.
Die Geschichte ist ungewöhnlich, ein wenig mystisch und schnell zu lesen.
Eine vom Schicksal benachteiligte Frau befreit sich von ihren „Fesseln“ - auf zugegebenermaßen recht ungewöhnliche Art - und findet zu sich selbst und letztlich auch ihr Glück.
Da ich nicht spoilern will, kann ich nur betonen wie sehr ich dieses Mystery-Element mochte und teilweise amüsiert war beim Lesen.
Ansonsten war es schön, die gebrochene Ava gesunden und aus dem Schatten heraustreten zu sehen.
Außerdem mag ich es, dass die Autorin immer weiß wovon sie schreibt, auch für dieses Buch hat sie gründlich recherchiert.
Unterhaltsame, ungewöhnliche Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Ich war damals schon von "Der Trafikant" sehr angetan und nach einer Leseprobe musste ich "Das Cafe ohne Namen" unbedingt haben.

Dieses Buch ist wie ein Kaleidoskop, durch das man schaut und sich immer wieder neue Muster bilden, je nachdem wie man es dreht. Hier steht keine Person im Vordergrund, sondern das Cafe ohne Namen, im zweiten Wiener Gemeindebezirk in der Nähe des Pratersterns und des Karmelitermarktes - damals Ende der Sechziger Jahre nicht unbedingt ein edles Pflaster.

In diesem Cafe, das der Gelegenheitsarbeiter Robert spontan eröffnet, finden sich verlorene Gestalten, gebrochen durch Kriegserlebnisse, persönliches Scheitern, desillusioniert, alkoholabhängig aber teilweise immer noch voller Träume und Hoffnung. In manchen Kapiteln schildert uns die erzählende Stimme vom Alltag in diesem Cafe, das eigentlich ein Beisl (Kneipe) ist, in manchen Kapiteln lauschen wir den skurrilen aber authentischen Dialogen zweier befreundeter Damen, die Stammgäste des Cafes sind.

Robert Seethaler hat eine wunderbare Art, den typischen Wiener einzufangen, mit seiner grantlerischen pessimistischen Art, zum anderen hat er mir meine Kindheit wieder lebendig vor Augen geführt. Ich bin im Nachbarbezirk groß geworden und habe seine Schilderungen der Gegend regelrecht gespürt... viele Spaziergänge zusammen mit meinem Papa sind vor meinem geistigen Auge wie ein Film abgelaufe... das ist das Wien das ich gut kenne.
Wir sind Beobachter dieses Cafes, vom Anfang bis zu seinem Ende nach zehn Jahren, wir sehen Gäste kommen und gehen, manche bleiben weg, neue finden den Weg an die Theke. Und ab und zu erfährt man nebenbei Zeitgeschehen, wunderbar eingeflochten in die Dialoge.
Und am Ende fühlen wir uns, als hätte ein liebgewonnenes Stammlokal für immer geschlossen und wir haben die Protagonisten genauso kennen gelernt wie das in Stammlokalen halt tatsächlich so ist: an der Oberfläche gekratzt aber nie wirklich in die Tiefe gegangen.

Ein absolut großartiges Buch, das sicher nicht jeden Leser erreicht - mich hat es berührt, in meine Kindheit versetzt und ein wenig nostalgisches Heimweh hervor gerufen.