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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1 (2 MP3-CDs)
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Als Tomas Piouty mit seiner Truppe aus dem Krieg zurückkehrt, sind die Familiengeschäfte, um die sich Tante Edith kümmern sollte, von anderen Gangs übernommen und besagte Tante im Kloster. Tomas, sein Bruder Jochan sowie ihre Gefolgsmänner incl. Bloody Anne, schmieden Pläne um das Casino und diverse andere Etablissements zurückzuerobern. Allerdings setzt man den Pious-Men - wie sie sich nennen - eine Queenswoman ins Nest, deren wahre Identität nur Tomas kennt....

Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch mich genauso hundertprozentig gefesselt hätte, wie das Hörbuch, denn Frank Stieren erweckt den Roman von Peter McLean einfach absolut genial zum Leben. Und das bedeutet über 10 Stunden Spannung und in erster Linie großartige Unterhaltung. Stieren ist schon einer der ganz Großen, er stattet jeden Charakter mit einer eigenen Stimme aus, so dass man sofort erkennt, wen man grad vor sich hat - ohne zu denken: Himmel, wieso verstellt der denn seine Stimme so gruselig. Das ist schon großes Kino und unterhaltsam. Was er auch perfekt draufhat, diesen klasse trockenen Humor von Tomas. Yep, es macht einfach Spaß ihm zuzuhören.

Die Geschichte läuft unter Urban Fantasy und das passt. Wer deswegen allerdings ein Fantasy-epos erwartet, wird enttäuscht sein. "Der Kampf um den Rosenthron" ist in erster Linie ein Abenteuerroman, Bandenkriege mit hier und da ein paar magischen Elementen. Es gibt Magier und weise Männer und es gibt Billy the Boy, ein 12-jähriger in Tomas Gruppe, der von der Göttin gesegnet wurde.

Peter McLean schreibt und beschreibt sehr detailliert, die Umgebung aber auch seine Charaktere. So hat man während des Hörens ein ganz klares Bild vor Augen. Und die Charaktere sind schon klasse, von Billy the Boy, der selbst einem gestandenen weisen Mann das Fürchten lehrt, über Bloody Anne, Tomas rechte Hand, die sich nicht nur als taffe Frau in dem Männerhaufen behauptet, sondern die auch eine grausame Vergangenheit verbirgt, die mir sehr nahe gegangen ist, bis hin zur Queenswoman Aylsa, die Undurchschaubare, die Tomas und auch den Hörer immer wieder überrascht. Aber auch von Tomas war ich angetan. Er sorgt gut für seine Leute, ist hart aber gerecht und hat seine Geschäfte früher allein mit Androhung von Gewalt und selten unter Gewaltausübung geführt. Doch die Zeiten haben sich geändert und mit letzterem hat er grade schwer zu kämpfen. Die Charaktere haben mir wahnsinnig gut gefallen und sie haben eine tolle Tiefe. Die teilweise recht kreative Namensgebung wie Cookpot, Gut Cutter etc. sorgen zusätzlich für so manchen Schmunzler.

Die Sprache ist eher derb und die Kämpfe, auch Machtkämpfe, sehr brutal - aber beides absolut passend für die von McLean erschaffene, historisch anmutende Welt. Dazwischen immer wieder Tomas trockener Humor.
Für mich ist "Priest of Bones" ein absoluter Hörgenuss und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil, bei dem ich wohl auch das Hörbuch bevorzugen werde. Vielleicht muss ich dazusagen, ich mag es eher, wenn richtig gekämpft wird, als wenn es Pottermäßig zugeht und deswegen war es für mich eine gelungene Mischung. Manchmal überkam mich sogar das Gefühl, Billy könnte einem S. King entsprungen sein. Er hat mir unheimlich gut gefallen, vor allem, weil sich der Charakter erst langsam aufbaut.

Also, absolute Hörempfehlung an alle, für die Urban Fantasy nicht nur vor Zauberei und magischen Elementen strotzen muss und die eine gute Story zu schätzen wissen.

Bewertung vom 13.04.2020
Meine Inselbuchhandlung / Sehnsuchtsorte Bd.10
Dittrich, Petra;Moritz, Rainer

Meine Inselbuchhandlung / Sehnsuchtsorte Bd.10


gut

Kurzum, als "Verkehrskaufmann" habe ich nie gearbeitet, aber vielleicht hat mir diese Ausbildung doch irgendwie geholfen, später als Buchhändlerin effektiv zu sein: planen, verkaufen, organisieren, überwachen - das alles beschreibt meinen heutigen Alltag recht gut.

Nur leider findet sich davon recht wenig in Petra Dittrichs kleinem Büchlein.

Ich liebe die Sehnsuchtsorte-Reihe und habe auf "Meine Inselbuchhandlung" regelrecht hingefiebert. Endlich einmal etwas aus der Sicht einer Buchhändlerin. Naja, die Seiten, in denen es wirklich einmal kleine Einblicke gab, haben mir auch unheimlich gut gefallen. Rügen-Feeling hab ich hingegen selten verspürt.

Die ersten 100 Seiten - wobei man dazu sagen muss, jedem neuen Kapitel gehen 4 Leerseiten voran, ganz gruselig - dreht sich alles um Petra Dittrich, ihre sexuelle Orientierung (die ist mir eigentlich wurscht), ihre Jahre in Berlin und und und.... Auch über ihren Quereinstieg bei einer Buchhandlung erfährt man wenig Hintergrund, sondern eher Selbstbeweihräucherung, wie viele tolle Ideen sie da doch hatte ohne diese näher auszuführen.
Aber die hat sie wirklich und sie ist eine Persönlichkeit, keine Frage, kann gut mit Kindern umgehen und hat ein tolles Konzept auf die Beine gestellt. Doch beim Lesen wurde mir diese Werbeshow und Selbstbeweihräucherung irgendwann einfach zu viel.

Ich hätte gern mehr über ihren ganz normalen Alltag als Buchhändlerin auf Rügen, incl. aller Schwierigkeiten erfahren und weniger allgemeines über den Menschen Petra Dittrich. Und dann gibt es noch dieses schöne Kapitel "Autorinnen und Autoren loben mich" ~ das lass ich mal so im Raum stehen.

Witzigerweise stammen ihre Lieblingsbücher, obwohl sie von Nischenbüchern und kleine Auflagen unterstützen schwadroniert, ohne konkret etwas zu nennen, von Dörthe Hansen oder Donna Tartt bis hin zu "Ein Mann namens Ove".

Ja, ich gebe zu, mir war die Person Petra Dittrich selten sympathisch, dieses ganze Brüsten ist nicht meine Welt. Mit seinen knapp 130 effektiven Seiten und der kleinen Fotostrecke im Mittelteil, hat man es schnell ausgelesen.
Schade, ich hatte mir so viel von dem Buch versprochen und mich haben schon viele Bücher grade aus dieser Reihe begeistert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2020
Emily & David - Wo mein Herz auf dich wartet
Cooper, Mia

Emily & David - Wo mein Herz auf dich wartet


sehr gut

>> Ich blickte einmal um mich - erstmal die Lage sondieren, bevor ich auf den Campingplatz ging. Clearwater Campsite stand auf einem riesigen, wunderschönen und ganz offensichtlich handbemaltem Schild. >>

Von ihrem Freund während einer Reise einfach vor die Tür bzw. den Bus gesetzt, strandet Emily auf dem idyllischen Campingplatz Clearwater Campsite - ohne Geld, ohne Zelt oder sonstige Ausrüstung. Da kommt es ganz gelegen, dass die Geschwister grade jemanden suchen, der kurzfristig als Putzfrau und Mädchen für alles, einspringt. Perfekt, um erstmal runterzukommen und darüber nachzudenken, wie es jetzt weitergehen soll. Dass der attraktive David von Anfang an auf Flirtmodus eingestellt ist, ignoriert sie so gut es geht, denn von Männern hat sie erstmal die Nase voll! Aber schafft sie es wirklich diesen Augen zu widerstehen und steckt in David mehr als ein Aufreisser?

Ein herrlich romantischer Roman mit einer traumhaften Kulisse.

Die Autorin beschreibt das Camp und die Umgebung so bildhaft und lebendig, dass man das Gefühl hat, mit Emily dort zu sein. Was für eine schöne Auszeit.

Ich kannte den ersten Teil (Joanna & Matt) nicht, aber das muss man auch gar nicht. Wer allerdings vorhat mit der Reihe zu beginnen, dem würde ich die richtige Reihenfolge empfehlen, da das Geschehen rund um das Camp aufeinander aufbaut.

Im 2. Teil steht David, Joannas Bruder im Vordergrund; ein Womanizer, wie er im Buche steht und dennoch unheimlich sympathisch. Die Charaktere haben alle ihren Charme und sind einfach liebenswert. Emily und David machen zwar die größte Entwicklung durch, aber auch bei Joanna, Matt und Christopher geht das Leben weiter und Entscheidungen sind zu treffen. Dieser familiäre Zusammenhalt ist toll und macht die Serie ein Stück weit aus.

Mia Cooper hat einen flüssigen und sehr angenehmen Schreibstil. Die Liebesgeschichte fängt unheimlich stark und herrlich romantisch-witzig-spritzig an, verliert sich dann aber zum Ende hin ein wenig im Hin und Her. Trotzdem haben die Beiden mir sehr gefallen.

Was soll ich sagen, der Roman hält, was das Cover verspricht: eine schöne, entspannte Auszeit. Ich liebe das Clearwater Camp, die familiäre Atmosphäre und den herrlichen Humor - ich komme gerne noch einmal wieder.

Bewertung vom 08.04.2020
Mordseeluft / Caro Falk Bd.1
Johannsen, Emmi

Mordseeluft / Caro Falk Bd.1


ausgezeichnet

>> Eine Kur war etwas für alte Leute, die sich von ihrem harten Arbeitsleben erholen mussten, davon war Caro jahrelang überzeugt gewesen. Und nun stand sie hier, mit Mitte dreißig reif für eine Kur. >>

Nachdem Caro herausgefunden hat, dass ihr Mann sie nicht nur betrogen, sondern glatt eine Fremdgeh-Weltmeisterschaft gewinnen würde, braucht sie erstmal Abstand und landet auf Anraten einer Freundin auf Borkum in einer Mutter-Kind Kur. Doch mit dem Abschalten ist es nicht weit her. Gleich am nächsten Morgen findet sie einen Toten in der Sauna und es scheint, als wolle die örtliche Polizei den Fall schnellstmöglich als Unfall zu den Akten legen. Auch wenn sie den Toten nicht sonderlich mochte, Caro`s Gerechtigkeitssinn ist geweckt und sie beginnt auf eigene Faust ein paar Nachforschungen anzustellen...

Ein Wohlfühlkrimi mit Borkum-Charme, der einfach nur richtig gute Laune macht und Urlaubsfeeling in den heimischen Garten bringt.

Caro Falk war mir auf Anhieb sympathisch. Eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht und so Otto-normal, dass man sich sofort mit ihr identifizieren kann. Emmi Johannsen (Christine Drews) hat ein Auge für Situationen und Charaktere. Die Kurmütter und Einheimischen sind auf den Punkt getroffen und lassen einen immer wieder schmunzeln. Die Geschichte ist locker-leicht und erfrischend, mit einem großartigen Humor - aber auch einer unerwarteten Tiefe in der Randgeschichte. Caro steht nach ihrem Ehe-Aus praktisch vor dem Nichts, sie hat einen Ehevertag unterschrieben, ihr Studium wegen der Schwangerschaft abgebrochen und hat später auch nie wirklich gearbeitet. Diese Thematik lässt die Autorin ganz nebenbei mit einfließen und das hat mir richtig gut gefallen.

"Mordseeluft" ist ein Wohlfühlkrimi ganz nach meinem Geschmack. Man rätselt von der ersten Sekunde an mit und das macht Spaß. Die Autorin legt ganz geschickt ihre Fährten aus und hat mich am Ende doch eiskalt erwischt.

Fazit: Ein rundum gelungener Cozy-Krimi, der alles hat, was es braucht, interessante Charaktere, ein tolles Setting, einen unblutigen Mord und eine durchgehende Grundspannung, so dass man das Buch kaum weglegen mag. Cora und Jan sind ein Ermittler-Duo von dem ich gerne mehr lesen würde. Das perfekte Urlaubsfeeling-Buch für den heimischen Garten oder Balkon.

Bewertung vom 06.04.2020
Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser
Graham, Stephen

Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser


sehr gut

>> Es lohnt sich immer den Kaninchenbau der Zivilisation eine Zeit lang zu verlassen und etwas zu tun, was aus Sicht des Stubenhocker jeglicher praktischen Vernunft widerspricht. >>

Stephen Graham )1884 - 1975) gehört zu den Globetrottern der ersten Stunde. Er war nicht nur Journalist und Romancier sondern auch Reiseschriftsteller und das merkt man. Sein Ratgeber erschien erstmals 1926 und wurde jetzt mit einem interessanten Vorwort von Alastair Humphreys neu aufgelegt.

Kann das funktionieren, habe ich mich gefragt. Und anfangs war ich wirklich skeptisch, als es um Stiefel, Rucksack und Garderobe ging. Doch selbst, wenn das Meiste überholt ist, seine kleinen Geschichten und Anekdoten sind sehr unterhaltsam. Man merkt, das Graham hauptberuflich schrieb und folgt vielen seiner Ausführungen, wie "Im Zickzack unterwegs" mit einem Schmunzeln. Ja, er kann sich sage und schreibe 15 Seiten lang mit Stolz geschwellter Brust über seine Erfindung im Zickzack zu wandern, egal, was einem dabei den Weg verstellt oder kreuzt, auslassen, ohne das es dem Leser dabei langweilig wird. Mit derselben Ernsthaftigkeit behandelt er im Übrigen auch Themen wie Nacktbaden und Trocknen, Schnorren etc.

Dieses Büchlein ist ein historisches Kleinod und für jeden Wanderer oder Fan des Müßiggangs eine wahre Freude. Auch die Aufmachung ist sehr ansprechend, so dass es sich auch durchaus als kleines Mitbringsel eignet.

Bewertung vom 04.04.2020
Das Lied der Sonne
Wolf, Jennifer

Das Lied der Sonne


weniger gut

>> Kann Spuren von Spoilern enthalten! >>

Ich mag Jennifer Wolf und habe mich unheimlich auf ihren neuen Roman gefreut. "Das Lied der Sonne" wird als deutsches Fantasy Highlight beworben, doch selten hat mich ein Buch so enttäuscht und frustriert. Man kann nicht einmal sagen, die Geschichte plätschert so vor sich hin, denn sie zieht sich einfach nur zäh in die Länge.

Es gibt keinen roten Faden und man fragt sich ganz oft: okay, was soll mir das jetzt sagen? Hat es einen Mehrwert, bringt es die Story weiter... Leider ist die Antwort immer: Nein. Die Autorin verrennt sich in Nebensächlichkeiten, die ganz kurz angeschnitten werden, ohne Hintergrund oder Basis um dann auch gleich wieder fallen gelassen zu werden - und man bleibt mit einem Fragezeichen zurück.

Die ganze Geschichte ist so unheimlich oberflächlich. Weder die Story noch die Charaktere haben auch nur ansatzweise Tiefe. Nichts - Nada. Das macht einen irgendwann wahnsinnig, weil es verhindert, das man in die Story eintauchen kann, die Emotionen spürt... Aber es passiert auch nicht wirklich etwas. Und ganz schmerzlich habe ich (überraschende) Wendungen vermisst oder gar Intrigen. Gut ist gut und böse naja, ein klein bisschen Böse (so: Buh!).

Das Schmerzliche dabei, die Hauptprota Lanea wurde mir im Laufe der Zeit immer unsympathischer, sie ist sehr egoistisch und handelt impulsiv, was für den logischen Menschenverstand oftmals nur schwer nachvollziehbar ist. Und leider konnte es auch die Liebesgeschichte nicht herausreißen. Sorry, aber ein Mädchen, das recht gleichberechtigt aufgewachsen ist, strebt danach Mätresse des Königs zu werden, weil sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hat? Übrigens trotz seiner wahnsinnig verstörenden leeren Augen, seinen dunklen leeren Augen, seinen faszinierenden leeren Augen oder einfach nur seinen leere Augen. Und er, er stößt sie immer wieder brutal und ohne Erklärung von sich. Mein Hauptproblem war, dass ich gar nicht zu erkennen vermochte, warum sie so verliebt war oder er. Es gab weder Gespräche noch Gesten noch irgendetwas, das es für mich greifbar gemacht hätte. Ich mochte Aaren, davon mal ganz abgesehen. Nur leider erfährt man nicht wirklich viel über ihn und ich habe selten eine so emotionsbefreite Liebesgeschichte gelesen.

Fazit: Ein Fantasy Highlight, das keins war. Eine Geschichte, die nicht im Ansatz überzeugen konnte und die durch so viele lose Fäden und sinnlose Handlungsstränge einfach sehr zerfasert wirkt. Sehr schade....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2020
Schicksalssommer
Fehrenbach, Nelly

Schicksalssommer


sehr gut

*>>Sie fragte sich, woher diese Angst kam, nicht liebenswert genug zu sein. >>

10 Jahre und 1 Tag ist es jetzt her, seit Regina ihren kleinen Sohn Tim tot in seinem Bettchen gefunden hat. Ihre Ehe zerbrach daran und seitdem lebt sie bei ihrem besten Freund Daniel. Die Welt ist nicht in Ordnung, aber mittlerweile ertragbar. Da zieht Ben mit seinem Sohn Tim in das Haus nebenan. Auch sie haben einen tragischen Verlust erlitten....

"Schicksalssommer" ist ein sehr realistischer Roman über Liebe, Verlust, Trauer, Ängste und Neubeginn in all seinen Facetten.

In kurzen prägnanten Kapiteln schreibt die Autorin abwechselnd aus Sicht von Regina und Ben, wobei sie sich auch immer mal wieder überschneiden. Die Charaktere sind unheimlich sympathisch und wirken authentisch, auch wenn man ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen kann, aber eher so, wie man es bei der besten Freundin vielleicht auch nicht immer vermag. Dennoch waren die Ängste, ihre Traumata -auch des kleinen Tims- sehr gut nachvollziehbar. Eine Achterbahn der Gefühle, ohne das die Emotionalität überhand nahm. Ja, manchmal waren mir Regina und Ben nicht ganz so nah wie z.B. Tim oder Daniel - aber auch das passte ins Bild der Charaktere. Und es geht tatsächlich auch nicht nur um Verluste, der Roman ist in dieser Hinsicht unheimlich vielschichtig, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Und diese kleinen Nebengeschichten haben mich ganz oft sehr tief berührt.

Nelly Fehrenbach hat einen knackigen, flüssigen Schreibstil, so dass man die Seiten nur so wegschmökert.

Fazit: Ein toller Roman über Familie und Neuanfänge. Und das Regina in einer Bücherei arbeitet und Tim eine absolute Leseratte ist, ist natürlich ein zusätzlicher Genuss für jeden Buchliebhaber.

Bewertung vom 31.03.2020
Schäfchensommer
Rygiert, Beate

Schäfchensommer


ausgezeichnet

>> Über diese Hochweiden würde sie in den folgenden Monaten ihre Tiere führen, immer im Wettlauf mit dem Wetter und den unerbittlichen Wechsel der Jahreszeiten.>>

Eine Geschichte über Freundschaft, Naturverbundenheit, Familie, Vertrauen und Verzeihen.

"Schäfchensommer" ist ein absoluter Wohlfühlroman, atmosphärisch und mit unerwarteter Tiefe.

Beate Rygiert entführt den Leser auf den Lämmerhof, der sich bereits seit 3 Generationen in Familienbesitz befindet. Nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Vaters lastet viel auf Elke, vor allem die finanziellen Sorgen sind erdrückend. Doch jetzt steht erstmal das Frühjahr vor der Tür, die schönste Zeit des Jahres, es geht mit den Schafen und ihren Hunden in die Weidesaison. Ganz überraschend bekommt sie dieses Mal jedoch Zuwachs. Zoe ist durch falsche Freunde auf die schiefe Bahn geraten und Elkes Schwester, Sozialarbeiterin, hält es für eine WinWin-Situation, wenn das Mädchen mit auf die Weide geht anstatt in den Jugendknast.

Der Zauber dieses wunderschönen Romans geht von seinen liebenswerten, authentischen Charakteren und der unglaublich naturverbundenen Atmosphäre aus. Ich habe die Schafe und Lämmer, von denen man viele mit Namen kennenlernt und die ihre ganz eigene Art haben, geliebt. Und auch die Hütehunde, allen voran Vincent, mit seinem feinen Gespür für Stimmungen, haben sich in mein Herz geschlichen.

Die Autorin hat einen richtig tollen Schreibstil. Man hat sofort einen Bezug zu den Personen und sie schildert das Leben einer Schäferin sehr authentisch und interessant. Es macht unheimlichen Spaß mit Elke und ihren Lieben unterwegs zu sein. Und das ist nicht immer nur eitel Sonnenschein. Genauso begeistert hat mich Zoe. Sie hat nach dem Tod ihrer Mutter völlig die Orientierung verloren und kapselt sich ab. Doch hinter der harten Fassade steckt ein verletzliches junges Mädchen und auch ihre Entwicklung ist sehr realistisch. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz und sie trifft so manchen unerwartet.

Fazit: Trotz seiner teilweise auch sehr ernsten, tiefer gehenden Themen ist und bleibt der Roman auf ganzer Linie ein Wohlfühlbuch, das den Alltag für eine Weile vor der Tür lässt. Einfach zurücklehnen und eintauchen in die Welt des Lämmerhofes.

Bewertung vom 30.03.2020
Belmonte Bd.1
Riepp, Antonia

Belmonte Bd.1


ausgezeichnet

>> Aber all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie im Herzen immer Italienerin geblieben war. Sie hatte sich lediglich umetikettiert. >>

Belmonté ist eine unheimlich berührende, authentische deutsch-italienische Familiengeschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Ich muss sagen, zum Glück habe ich mir den Stammbaum in der Innenklappe nicht angeschaut, denn der verrät leider schon so einiges. Wer anfangs vielleicht ein wenig Probleme hat in die italienische Familie hineinzufinden - mir fiel es nicht schwer - sollte lieber ein paar Seiten weiterlesen, anstatt auf den Stammbaum zurückzugreifen. Es lohnt sich! Versprochen!

Der Roman spielt auf 2 regelmäßig wechselnden Zeitebenen und umfasst sage und schreibe 4 Generationen, was mir erst im Nachhinein so richtig bewusst geworden ist. Simona ist Landschaftsgärtnerin, aber weder im Job noch in ihrer Beziehung mit Sebastian fühlt sie sich angekommen. Da stirbt die über alles geliebte Nonna Franca und hinterlässt ihr ein Haus in den italienischen Marken. Auf der Suche nach ihren Wurzeln und Antworten reist Simona auf unbestimmte Zeit ins beschauliche Dörfchen Belmonté und lernt dort eine ganz andere Seite ihrer geliebten Nonna kennen....

Antonia Riepp hat einen wunderbar mitreißenden, emotionalen und sehr bildhaften Schreibstil. Man hat als Leser das Gefühl mit Simona in Italien zu sein, so lebendig sind die Schilderungen der Häuser, der Landschaft und der Menschen. Und das gleiche gilt für die Vergangenheit, die Zeit der Partisanen, der erzkatholischen italienischen Familien und vor allem auch die Zeit der ersten Gastarbeiter, die nach Deutschland kamen.

Es ist selten, dass mich alle Schicksale so sehr berühren und mir die Charaktere ausnahmslos unter die Haut kriechen. Ganz großes Kino!

Für mich waren auch beide Zeitstränge ebenbürtig und gleich stark - obwohl es mich sonst eher in die Vergangenheit zieht. Aber die Charaktere sind unheimlich authentisch, man kann ihre Beweggründe nachvollziehen und fühlt mit ihnen. Und so nach und nach kommen kleine aber auch große Geheimnisse ans Licht. Vieles kam für mich unerwartet, viele Geschehnisse waren über die Jahrzehnte und Generationen wohlgehütet, fest und tief verschlossen. Das hat die Spannung bis zum Schluss konstant hoch gehalten.
"Belmonté" ist eine berührende Geschichte über Wurzeln, Heimat, Mütter und ihr unbewusstes Erbe an ihre Töchter..

Mein Highlight 2020 und absolute Leseempfehlung!