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Quincyliest

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

Christian Berkels zweiter Roman knüpft an seinen Debütroman "Der Apfelbaum" an.
Ada wurde kurz vor Kriegsende in Leipzig geboren, flieht mit ihrer Mutter nach Argentinien, wo sie die ersten neun Jahre ihres Lebens verbringt. Mitte der fünfziger Jahre gehen beide zurück nach Deutschland. In Berlin lernt Ada auch ihren Vater kennen, der für sie jedoch ein Fremder ist. Ungewohnt sind für sie auch die Umgebung, die Kultur und Sprache.
Ada sucht nach Identität, möchte das Rätsel ihrer Herkunft lösen. Doch von ihren Eltern hat sie nichts als ein Schweigen zu erwarten. Bruchstückhaft setzt Ada sich ein Bild zusammen, das jedoch Lücken behält.
Das Schweigen der Eltern und die damit verbundene große Kluft zwischen den Generationen führen bei Ada dazu, dass sie ihren Platz im Leben nicht so recht findet und später eine Therapie machen wird.
Berkel zeichnet ein umfangreiches und realistisches Zeitbild, das wichtige Ereignisse wie Wirtschaftswunder, die 68er Bewegung, Mauerbau und Mauerfall umfasst.
Der Roman lässt sich zügig lesen. Die Charaktere erscheinen lebendig und authentisch. Ich fühlte mich bestens unterhalten und bin auf den letzten Teil dieser Trilogie gespannt.

Bewertung vom 17.10.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Andreas Wagner hat einen kurzweiligen und generationsübergreifenden Roman über die Bedeutung von Heimat geschrieben. Im Mittelpunkt steht Leonore, die aus Ostpreußen geflohen ist, sie findet bei einem Bäcker in der Nähe von Aachen Zuflucht und auch ein Zuhause. Leonore führt nach dem Tod des Bäckers das Geschäft weiter. Wirklich heimisch wird sie trotzdem nicht, aber sie findet im nahegelegenen Wald Ruhe, Kraft und Zuflucht.
Leonore bekommt einen unehelichen Sohn, Paul. Das Geschäft kann von ihm nicht weitergeführt werden, er muss verkaufen. Das ganze Dorf weicht dem Tagebau. Sie ziehen in eine neue Siedlung. Im letzten Teil des Buches geht es um Leonores Enkel, Sarah und Jan. Auch für diese Generation spielt der Wald eine große Rolle. Die Abholzung des Hambacher Forstes wird von einzelnen Familienmitgliedern unterschiedlich bewertet. Sarah steht als Aktivistin ihrem Bruder politisch gegenüber, der für den örtlichen Energiekonzern arbeitet. So wird der Konflikt Naturschutz contra Wirtschaft auch innerhalb der Familie ausgetragen.
Klar und unaufgeregt erzählt der Autor diese berührende Familiengeschichte. Er hat ein lesenswertes, nachdenklich stimmendes Buch zu einem interessanten und aktuellen Thema geschrieben.

Bewertung vom 30.09.2020
Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Ferrante, Elena

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt des neuen Romans von Bestsellerautorin Elena Ferrante steht Giovanna, ein dreizehnjähriges Mädchen aus einer bildungsbürgerlichen Familie, das in den neunziger Jahren in Neapel aufwächst.
Der Leser wird mit den typischen Problemen Heranwachsender konfrontiert und erfährt darüberhinaus aber auch, wie tief im Denken die Zugehörigkeit zu bestimmten Klassen bzw. Schichten verwurzelt ist. Giovanna sucht die Nähe zu ihrer vom Vater verhassten Tante, die aus einem ärmlichen Stadtteil stammt und den Aufstieg anders als ihr Bruder nicht geschafft hat. Bei diesen Begegnungen offenbart sich so manches wohlgehütete Geheimnis.
Großartig werden von Ferrante die Charaktere gezeichnet, lebendig und realistisch erscheinen die Figuren, hierin zeigt sich die große Stärke der Autorin. Auf hohem Niveau wird die Geschichte erzählt und doch hatte sie für mich nicht die gleiche Sogwirkung wie die Neapolitanische Saga, dennoch beschert einen das Buch äußerst vergnügliche Lesestunden.

Bewertung vom 16.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Sharon Cameron erzählt die wahre Geschichte eines Mädchens, das während der Besetzung ihrer polnischen Heimatstadt durch die Nationalsozialisten dreizehn Juden auf dem Dachboden versteckt hält.
Stefanie und ihre Schwester Helena versorgen diese Menschen mit den nötigsten Lebensmitteln und Medikamenten und setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel. Die Angst ist ihr ständiger Begleiter.
Die Geschichte ist berührend geschrieben und fesselt bis zum Schluss. Der Roman macht Menschen Mut, auch in schwierigen Zeiten Widerstand zu leisten und menschlich zu handeln. Positiv fand ich, dass die Geschichte trotz der schwierigen Thematik mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt wird.
Ein informatives Nachwort und einige Fotos runden diesen beeindruckenden Roman ab. Lesenswert!

Bewertung vom 08.09.2020
Das Haus in der Claremont Street
Carolsfeld, Wiebke von

Das Haus in der Claremont Street


sehr gut

Wiebke von Carolsfeld erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte des neunjährigen Tom, der Zeuge und Betroffener eines schrecklichen Familiendramas ist. Mona, seine Mutter, wird von ihrem Ehemann getötet, anschließend nimmt dieser sich selbst das Leben. Tom ist schwer traumatisiert, hört mit dem Sprechen auf. Er kommt zu seiner kinderlosen Tante, doch diese ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und entwickelt auch nicht das richtige Gespür für Tom.
Die Autorin beschreibt die Figuren lebendig und authentisch. Leider bleiben aber auch wichtige Fragen unausgesprochen, etwa die, warum es zu dieser furchtbaren Tat gekommen ist oder auch, warum Tom keine professionelle Hilfe erfährt.
Fazit: eine fesselnde und lesenswerte Familiengeschichte.

Bewertung vom 26.08.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Es sind eher düstere Aussichten, die die Autorin Charlotte McConaghy in Ihrem Roman "Zugvögel" beschreibt. 80 % der Wildtiere sind bereits ausgestorben, Bär, Wolf und Rotwild sind verschwunden. Die Fische sind fast ausgestorben. Als auch die Vögel beginnen zu verschwinden, beschließt Franny, den letzten Küstenseeschwalben auf ihrem Weg in die Antarktis zu folgen.
Franny ist die Hauptfigur des Buches und birgt eine Menge Probleme in sich. Kapitel für Kapitel erfährt man mehr über sie, versteht, warum sie zu der Person geworden ist, die sie ist.
Der Roman ist Liebesgeschichte und Abenteuerroman zugleich, obwohl er in der Zukunft angesiedelt ist, erscheint die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen so real - leider.
Man muss sich anfangs auf das Buch einlassen, wird dann aber mit einem tollen Leseabenteuer belohnt. Ein beeindruckender Roman, der einen ein bisschen nachdenklich zurücklässt.

Bewertung vom 18.08.2020
Südlich vom Ende der Welt
Possnig, Carmen

Südlich vom Ende der Welt


ausgezeichnet

Carmen Possnig nimmt den Leser gedanklich mit auf eine Reise in die Antarktis. Nach erfolgreichem Berwerbungsverfahren und notwendigen Vorbereitungen tritt Possnig mit 12 weiteren Forschern im November 2017 ihre Reise in die Antarktis an. Sie wird als Ärztin sich vor allem mit dem menschlichen Immunsystem unter extremen Bedingungen beschäftigen. Die restliche Crew besteht u.a. aus Glaziologen, Physikern und Technikern. Das Team wird ein Jahr in der Forschungsstation Concordia arbeiten. Die meisten Forschungsteams sind nur in den Sommermonaten dort. Besonders die Wintermonate sind extrem hart. Temperaturen von - 50 bis - 80 Grad, die Dunkelheit, der Sauerstoffmangel und das Eingesperrtsein sind physisch und psychisch eine große Herausforderung. Possnig berichtet unterhaltsam, mit vielen Anekdoten und Rückblenden vergangener Forschungsreisen von ihren Erlebnissen und persönlichen Erfahrungen. Interessant waren Aspekte ihrer medizinischen Arbeit, aber auch ihre direkten Beobachtungen hinsichtlich der Folgen der Klimaerwärmung. Der Schreibstil der Autorin ist locker und flüssig, mitunter auch humorvoll. Schnell lassen sich die 300 Seiten lesen. Auch die Bilder sind spektakulär. Das Buch ist eine Empfehlung für jeden Leser, der mehr über die unbekannte Welt der Antarktis erfahren möchte.

Bewertung vom 08.08.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


sehr gut

Robert Seethaler erzählt in seinem neuen, nur knapp 130 Seiten langen Roman über das Leben des berühmten Komponisten Gustav Mahler. Es geht weniger um das Leben Mahlers als Musiker, sondern vielmehr um den Menschen Mahler. Seethaler beleuchtet die sozialen Beziehungen Mahlers, bspw. zu seiner Frau Alma, aber auch der frühe Tod seiner kleiner Tochter spielt eine Rolle.
Der Ton in diesem kurzen Roman ist eher nachdenklich und auch melancholisch. Mahler befindet sich auf seiner vermutlich letzten Reise, auf einer Überfahrt vom Amerika nach Europa. Sein Gesundheitszustand ist fragil. Er reflektiert über sich selbst und blickt auf sein Leben zurück.
Zweifelsohne zeigt sich auch in diesem Roman das große erzählerische Können Seethalers, aber insgesamt wirkt die Handlung auf mich atmosphärisch und auch fragmentarisch, das Bild über die Person Mahler bleibt recht unvollständig. Dies ist natürlich Kritik auf hohem Niveau, denn Seethaler gehört mit Sicherheit zu den großen Autoren unserer Zeit.

Bewertung vom 28.07.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


ausgezeichnet

Karin Slaughter hat mit ihrem neuen Krimi - wie man es von ihr gewohnt ist - einen erstklassigen und äußerst kurzweiligen Thriller mit einem perfekt konstruierten Plot vorgelegt.
Die Handlung ist von der ersten Seite an sehr spannend und der Spannungsbogen bleibt auf hohem Niveau bis zum Schluss. Am liebsten würde man das Buch in einem Rutsch lesen.
Ein paar kurze Sätze zur Handlung: eine junge Frau wird brutal angegriffen und sterbend zurückgelassen. Keine Ermittlungsspur scheint erfolgversprechend, bis ein Inhaftierter behauptet, wichtige Informationen zu besitzen. Der aktuelle Tathergang gleicht dem, für den dieser Häftling bereits einsitzt. Der wahre Täter könnte in Freiheit sein. Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Special Agent Will Trent ermitteln.
Die Hauptfiguren wirken glaubwürdig und authentisch, die Handlung selbst wird äußerst plastisch und bildhaft beschrieben. Man hat sofort entsprechende Bilder im Kopf. Perfekt für eine Verfilmung!
Fazit: ein hervorragender Krimi, der nicht nur Fans von Karin Slaughter begeistern dürfte.

Bewertung vom 20.07.2020
Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten
Rössig, Wolfgang

Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten


ausgezeichnet

Wolfgang Rössig hat sehr schöne Ecken und Gegenden innerhalb Deutschlands ausfindig gemacht und stellt diese in seinem informativen und opulent bebilderten Reiseführer vor.
Die vorgenommene Aufteilung in Norden, Osten, Süden und Westen wirkt übersichtlich gegliedert. 100 Orte, Sehenswürdigkeiten und Landschaften werden vorgestellt, bekannte Touristenattraktionen sind dabei, aber auch unbekanntere Ziele. Zu jedem Ort erhält der Leser viele Informationen, historische Fakten und Hintergrundwissen. Es werden auch Tipps zu Unterkünften und Restaurantempfehlungen gegeben. Hier hätte die Auswahl meiner Meinung nach etwas breitgefächerter sein dürfen.
Die vielen großformatigen, aber auch kleineren Fotos sind zum Träumen schön.
Fazit: Das Buch ist ein empfehlenswertes und informatives Reise- und Lesebuch und lädt dazu ein, die schönste Zeit des Jahres in heimischen Gefilden zu verbringen.