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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2021
Die Frau vom Strand
Johann, Petra

Die Frau vom Strand


gut

Kann man lesen

Rebecca lebt mit ihrer Frau Lucy und ihrer kleinen Tochter in einem kleinen Ort an der Ostsee. Da Lucy unter der Woche beruflich die meiste Zeit in Hamburg verbringt, ist Rebecca etwas einsam. Als sie dann am Strand Julia kennenlernt, eine junge Frau, die ihren Urlaub an der Ostsee verbringt, freunden sich die beiden schnell an. Als Rebecca Julia aber am Wochenende zu einem gemeinsamen Essen mit Lucy und Freunden aus Hamburg einlädt, erscheint Julia nicht. Sie meldet sich auch nicht mehr, was Rebecca so in Unruhe versetzt, dass sie sich auf die Suche nach Julia macht. Doch in ihrer angeblichen Unterkunft ist ihr Name unbekannt. Allmählich dämmert Rebecca, dass Julia sie in vielem belogen hat und dass die Zufallsbekanntschaft am Strand wohl gar kein Zufall war.
Dem Leser wird durch Lucys Reaktion auf Rebeccas Erzählungen von Julia auch nach und nach bewusst, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Die zu Beginn so perfekte Fassade des harmonischen und idyllischen Lebens von Rebecca und ihrer kleinen Familie bekommt immer mehr Risse. Als dann Lucy tot am Strand aufgefunden wird, geht die Polizei zunächst von einem Unfall oder womöglich Suizid aus. Doch Rebecca ist mitsamt ihrer kleinen Tochter verschwunden, Lucys Firmenkollegen reagieren merkwürdig…..
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass der Leser nur häppchenweise erfährt, was tatsächlich passiert ist und wer warum wie gehandelt hat. Dadurch ist der Spannungsbogen gut angelegt und bleibt bis zum Schluss erhalten. Allerdings erscheinen mir die Figuren teilweise zu klischeehaft und zu wenig authentisch. Mit den Ermittlungen sind die Kriminalpolizistin Edda Timm und ihr Team betraut. Edda wirkt zunächst sehr souverän, beißt sich an dem Fall fest und gibt sich mit der Unfall- oder Suizid-Theorie auch nicht zufrieden, sondern geht hartnäckig anderen Spuren nach. Allerdings hat sie dafür auch private Motive, da ihr Leben eigentlich nur aus ihrer Arbeit besteht. Sie wäre eine interessante Figur, die für meinen Geschmack etwas mehr Raum bekommen könnte. Ihre Art der Vergangenheitsbewältigung fand ich dagegen unnötig für die Handlung und eher etwas aufgesetzt.
Alles in allem ist ,,Die Frau vom Strand“ ein unterhaltsamer Krimi, der mich aber nicht nachhaltig beeindrucken konnte.

Bewertung vom 27.03.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


sehr gut

Der schwierige Weg ins Erwachsenenleben

Der Roman spielt zwar in Missouri, könnte meiner Meinung nach aber ebenso in einer deutschen Kleinstadt spielen.
Im Sommer 1985 nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Für ihn, der ein unscheinbarer Außenseiter ist, wird dieser Job zum Glücksfall. Er findet in Kirstie, der Tochter des Kinobesitzers und deren Kumpels, allmählich richtige Freunde, verliebt sich und wird zunehmend selbstbewusster. Durch die Zeit mit seinen Freunden, die ihn zu Alkohol und gefährlichen Mutproben verleiten, ihn aber auch dazu bringen, Probleme auszusprechen und sich ihnen zu stellen, wird es ein ganz besonderer Sommer für Sam. So vergisst Sam auch hin und wieder die unheilbare Krankheit seiner Mutter und das Schweigen seines Vaters.
Die Geschichte ist an sich eine mehr oder weniger typische Geschichte des Erwachsenwerdens, die sowohl Erwachsene als auch ältere Jugendliche lesen können. Allerdings erzählt Wells sie auf besondere und sehr berührende Weise. Sams Geschichte geht zu Herzen, Tragik und Komik halten sich dennoch die Waage. Sprachlich ist der Roman ein wahrer Genuss. Poetische Wortschöpfungen wie Euphancholia bezeichnen treffend die Grundstimmung des Romans. Allerdings kann ich mit dem Ende des Romans wenig anfangen. Hier wird es vorhersehbar und kitschig, was mich im Vergleich zum restlichen Roman etwas enttäuscht zurücklässt.

Bewertung vom 13.03.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Undercover
John Adderley ist FBI-Agent, der undercover in ein nigerianisches Drogenkartell in Baltimore eingeschleust wurde. Als er aufzufliegen droht, müssen er und ein Kollege fliehen und sich eine neue Identität zulegen. Für John Adderley, der weder Frau noch Kinder hat, ist dies kein größeres Problem. Allerdings hat er noch Familie in Schweden. Seine Mutter und sein Halbbruder Billy leben dort, doch John hat seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen, nachdem der Vater vor Jahren die Familie mit ihm zusammen in Richtung USA verlassen hatte. Und John Adderley will nach Schweden, zu seinen Wurzeln in der schwedischen Kleinstadt Karlstad zurückkehren. Zwar ist dies ein äußerst gefährliches Unterfangen, da John Vergeltungsaktionen des Drogenkartells befürchten muss und seine alte Heimat damit keinesfalls ein sicherer Ort für ihn ist. Doch er hat auch eine alte Schuld zu begleichen. Vor zehn Jahren verschwand in Karlstad eine junge Frau spurlos. Ihre Leiche blieb verschollen, aber Billy, Johns Halbbruder, wurde als Täter verdächtigt. Zwar konnte Billy die Tat nie bewiesen werden und er beteuerte immer seine Unschuld, doch sein Leben in der Kleinstadt wurde zur Hölle. Nun soll der Cold Case neu aufgerollt werden und John Adderley wird Teil des Ermittlerteams.
Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt: 2019, als John Adderley nach Schweden zurückkehrt und sich seiner Vergangenheit stellt, und 2009, als die junge Emelie verschwand, die sich nach einer rebellischen Phase mit Drogenproblemen offenbar in eine brave und strebsame BWL-Studentin verwandelt hatte.
Die Spannung wird langsam aufgebaut, da man als Leser nach und nach einzelne Puzzlestückchen sowohl aus dem Leben Emelies und deren Eltern als auch aus Johns Leben und das seiner Eltern und seines Halbbruders erfährt. Doch dadurch steigert sich für mich auch das Lesevergnügen, da es nicht so sehr um Action geht, sondern eher um die Handlungsmotive der einzelnen Figuren und da man immer wieder auf falsche Fährten geführt wird.
Am Ende ist der Fall um Emelie geklärt, doch für John Adderley wird es, in einem anderen Land und einer anderen Stadt, weitergehen! Man darf auf den nächsten Band sehr gespannt sein!

Bewertung vom 05.02.2021
Sprich mit mir
Boyle, T. C.

Sprich mit mir


sehr gut

Sprich mit mir

T.C. Boyle ist der Meister der Erzählkunst und der schrägen, aber immer interessanten Themen.
In ,,Sprich mit mir“ geht es um das Verhältnis zwischen Menschen und Menschenaffen, aber auch um viel mehr.
Der Schimpanse Sam wird von dem Professor Guy Schemerhorn und seinen Assistenten wie ein Kind aufgezogen. Damit will der Wissenschaftler erforschen, wie weit die Kommunikation zwischen Mensch und Tier gelingt und zu welchen kognitiven Leistungen der Schimpanse in der Lage ist.
Tatsächlich kann Sam in Gebärdensprache sagen, was er gerne essen möchte, am liebsten Pizza oder Cheeseburger, aber auch, wie er heißt oder sogar, dass ihm etwas Leid tut.
Als die schüchterne Studentin Aimee, die ziel- und antriebslos ihr Studium absolviert, Sam und Professor Schemerhorn in einer TV-Show sieht, ist sie völlig fasziniert. Sie bewirbt sich als Assistentin für Sams Pflegfamilie und Schemerhorn erkennt sofort, dass Aimee ideal ist für seine Zwecke. Schon bei der ersten Begegnung mit dem Schimpansen wird deutlich, dass sich zwischen ihm und Aimee eine einzigartige Beziehung entwickelt. Aimee ist auch schnell bereit, ihr Studium auf Eis zu legen und sich voll und ganz der Betreuung von Sam zu widmen. Und bald ist sie auch Guy Schemerhorns Geliebte.
Als nach einigen Jahren aber die Forschung Schemerhorns für die Wissenschaft nicht mehr interessant ist, wird Sam für Tierexperimente an seinen ursprünglichen Besitzer ausgeliefert. Für Aimee bricht eine Welt zusammen und sie ist bereit, mit allen Mitteln um Sam zu kämpfen.
Mich hinterlässt das Buch mit zwiespältigen Gefühlen. Sam schließt man sofort ins Herz, was auch daran liegt, dass Passagen aus seiner Perspektive geschildert werden. Doch die Erziehung Sams zu einem ,,Menschenkind“ wirkt verstörend, wenn man liest, wie er fernsieht, Süßigkeiten und Pizza isst und die Menschen um ihn herum mal mit seinen Gebärdensätzen erfreut, sie dann mit seinem wilden und tierischen Verhalten wieder völlig schockiert. Auch wenn dieses Experiment anders geartet ist als übliche Tierexperimente, ist es doch wieder der Mensch, der andere Kreaturen für seine Zwecke nutzt und missbraucht.
Ein unterhaltsames, manchmal witziges, aber auch sehr nachdenklich stimmendes und trauriges Buch.

Bewertung vom 25.01.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


ausgezeichnet

Scheitern als Chance

Wie schon in »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry« begibt sich auch hier eine zunächst wenig heldenhafte Figur auf eine außergewöhnliche Reise, die ihr Leben verändert.
Die etwas schrullige Hauswirtschaftslehrerin Margery Benson verbringt ihren Alltag mit dem Unterrichten von Schülerinnen, die sich nicht für ihr Fach und schon gar nicht für sie interessieren. Auch in ihrem Privatleben gibt es wenig Abwechslung und kaum soziale Kontakte. Als sich aber eines Tages die Schülerinnen über sie lustig machen, packt sie die Wut. Sie schmeißt alles hin und beschließt, ihren großen, schon fast vergessenen Traum zu verwirklichen. Ihr Vater hatte ihr, als sie klein war, in einem Naturkundebuch den goldenen Käfer gezeigt, den es nur in Neukaledonien geben soll. Diesen Käfer will Margery Benson nun finden und sie macht sich auf zu einer Expedition ans andere Ende der Welt, ohne jegliche Reise- oder Expeditionserfahrung. Als Reisebegleitung muss sie mit der aufreizenden und ständig plappernden Enid Pretty Vorlieb nehmen, da alle anderen Bewerber nicht in Frage kommen und Margery ja schließlich eine Assistentin braucht. Schon auf der Schiffreise nach Australien gehen die beiden sich gehörig auf die Nerven, streiten sich, versöhnen sich aber auch wieder. In Neukaledonien angekommen lernt die eine von der anderen und zwischen den beiden sehr ungleichen Frauen entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft. Immer dann, wenn die andere den Mut verliert oder nicht mehr weiter weiß, ergreift die andere die Initiative und überrascht damit wohl nicht nur den Leser, sondern offenbar auch sich selbst.
Auch wenn man oft genug schmunzeln und sogar herzhaft lachen kann, gibt es auch reichlich nachdenkliche oder traurige Momente in ,,Miss Bensons Reise.“ Am Ende packt einen das wunderbare Gefühl, dass man seine auf Eis gelegten Träume schleunigst hervorholen und in die Tat umsetzen sollte.

Bewertung vom 06.01.2021
Der Mädchenwald
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald


gut

Zu sehr in die Länge gezogen

Die 13-jährige Elissa ist eine begeisterte ubd talentierte Schachspielerin. Auf dem Weg zu einem Jugendschachturnier wird sie entführt, als sie nur kurz etwas aus dem Auto ihrer Mutter holen wollte.Als sie wieder erwacht, liegt sie in einem dunklen Keller, gefesselt mit einer Kette. Von ihrem Entführer erfährt sie, dass sie die Regeln befolgen muss - doch Elissa hat keine Ahnung, welche Regeln dies sein sollen. In ihrer aussichtslosen Situation bekommt sie Besuch von Elijah, einem merkwürdigen, zwölfjährigen Jungen. Er lebt mit seinen Eltern in einer abgeschiedenen Hütte im Wald lebt, kennt sich weder mit Handys noch mit Internet aus. Elissa bittet ihn, Hilfe zu holen, doch Elijah tut dies nicht. Obwohl er weiß, dass es ist nicht richtig ist, dass Elissa gefangen gehalten wird, will er sie nicht gehen lassen. Vielmehr konstruiert er sich die Illusion, dass Elissa seine Freundin ist und ihm das Schachspiel beibringen wird. Nach und nach wird Elissa, und damit auch dem Leser, klar, dass mit Elijah etwas nicht stimmt. Erstens ist er schlauer, als er tut, außerdem verhält er sich sehr widersprüchlich. Und Elissa erfährt auch, dass sie nicht das erste Mädchen ist, das in den Mädchenwald gebracht wurde und nie mehr aufgetaucht ist. Während die Polizei alles daran setzt, das verschwundene Mädchen zu finden, hat die Polizistin DI MacCullagh ganz andere Probleme. Nach mehreren Fehlgeburten ist sie erneut schwanger, leidet aber unter so schlimmer Schwangerschaftsübelkeit, dass sie sich kaum auf den Fall konzentrieren kann. Doch sie will das Leben des Mädchens und das ihres Babys unbedingt retten.
Der Thriller ist durchaus interessant, zieht sich allerdings zu Beginn etwas. Spannend wird es, als deutlich wird, dass Elijah äußerst merkwürdig ist. Parallel dazu erfährt man auch aus Elijahs eigener Perspektive, dass für ihn rätselhafte Dinge geschehen, er sich zum Beispiel nicht mehr daran erinnert, etwas getan zu haben .... Allerdings zieht die Handlung sich dann doch noch gewaltig in die Länge. Trotz einiger Wendungen konnte der Spannungsbogen für mich vor allem im letzten Drittel nicht mehr gehalten werden. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen.

Bewertung vom 05.01.2021
Mr. Crane
Kollender, Andreas

Mr. Crane


ausgezeichnet

Geschichte einer Emanzipation

Im Sommer 1900 wird der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane schwerkrank im Tuberkulose-Sanatorium Badenweiler eingeliefert.
Für seine Pflege wird die junge Krankenschwester Elisabeth eingeteilt, die alle Bücher von Stephen Crane verschlungen hat und sich ihm seelenverwandt fühlt. Offenbar geht es Mr. Crane ähnlich, als er Elisabeth das erste Mal erblickt.
Schwester Elisabeth ist seit einem Brandunglück schwer gezeichnet - Brandnarben ziehen sich über ihre gesamte Gesichtshälfte. Und Stephen Crane hatte mit ,,The Monster" eine Geschichte über ein ganz ähnliches Schicksal eines Mannes verfasst.
In den wenigen Tagen, die dem sterbenskranken Stephen Crane bleiben, entwickelt ich zwischen ihm und Elisabeth eine intensive Liebesbeziehung, die sie allen Hindernissen zum Trotz auch sexuell ausleben. Dabei kommt es, trotz aller Tragik, teilweise auch zu amüsanten Versteckspielen vor dem Krankenhauspersonal und Cranes mit angereister Frau und Nichte.
Während der Schriftsteller, von Fieber, Hustenanfällen und Delirien befallen, Schwester Elisabeth von seinen Erlebnissen als Kriegsberichterstatter, aber auch seinen diversen Liebschaften erzählt, öffnet sich auch Elisabeth allmählich.
Stephen Cranes Erzählungen sind teils sehr anschaulich und bildhaft, teils aber auch wirr und bruchstückhaft, was sicherlich seinem Zustand geschuldet ist.
Eigentlich interessanter als der titelgebende Schriftsteller ist aber die Figur der Schwester Elisabeth, die sich mehr und mehr emanzipiert, sich Vorschriften und Regeln widersetzt, um ihre Wünsche und ihre Liebe ausleben zu können. Gelegentlich grenzt dies an Egoismus und widerspricht ihrer eigentlichen Aufgabe als Krankenschwester. Andererseits macht gerade diese rebellische Seite sie zu einer interessanten Protagonistin. Zwar dauert es noch weitere 14 Jahre, bis Elisabeth tatsächlich ihr Leben in die Hand nimmt. Auf einer zweiten Zeitebene, 1914 zu Kriegsbeginn, wird erzählt, wie Elisabeth, noch immer im Sanatorium in Badenweiler, durch den schwer verletzten Offizier Bernhard Fischer und dessen Lektüre eines Romans von Stephen Crane, an ihre Liebesbeziehung erinnert wird und sich für ein selbstbestimmtes Leben entscheidet.
Besonders gut hat mir die Darstellung der Figuren gefallen, die - ohne allzu ausführliche Beschreibung - greifbar und lebendig wurden. Auch die Mischung aus Romantik, Tragik und Komik empfand ich als sehr gelungen.
Kein leichter, aber ein wirklich lesenswerter Roman!

Bewertung vom 17.12.2020
Dark
Fox, Candice

Dark


sehr gut

Wilde Geschichte
Die ehemalige Ärztin Blair Harbour, die wegen Mordes verurteilt wurde und erst vor kurzer Zeit entlassen wurde, ist gerade dabei, sich in Los Angeles ein neues Leben aufzubauen, da wendet sich ihre ehemalige Zellengenossin Sneak, eine notorische Diebin, an sie. Ihre Tochter, Dayly, ist verschwunden, nachdem sie sich offenbar mit den falschen Leuten eingelassen hat. Blair Harbour, die sich wegen ihrer Bewährung von jeglichen illegalen Aktionen fernhalten muss, damit sie wenigstens hin und wieder ihren Sohn sehen kann, der bei Pflegeeltern aufwächst, wird von Sneak jedoch mehr oder weniger gezwungen, ihr zu helfen. Dabei kreuzen sie ausgerechnet den Weg der Polizistin Jessica Sanchez, die damals Blair Harbour verhaftet hat. Sanchez, die gerade eine 7-Millionen Villa geerbt hat und von ihren Kollegen deswegen gehasst und aufs übelste drangsaliert wird, verbündet sich mit den Frauen. Ihre zunehmenden Zweifel, ob sie Blair Harbour damals bei der Verhaftung eventuell Unrecht getan hat, sind ein weiteres Motiv für ihre Hilfe bei der Suche nach der verschwundenen Dayly. Mit ins Boot holen sie noch die ultraharte Gangsterin Ada Maverick, die ohne jegliche Skrupel handelt und für die Freund und Feind dasselbe ist, wenn es, so wie in diesem Fall, um sehr viel Geld geht.
Auch wenn die Personenkonstellation eine gänzlich andere ist, erinnern die vier Frauen in ,,Dark" doch ein bisschen an Ted Conkaffey und Armanda Pharell aus der Crimson-Lake-Reihe, da auch sie sich am Rande oder eher außerhalb der Gesellschaft bewegen.
Schuld an dieser Außenseiterrolle sind sie aber nur zum Teil.
Die Krimihandlung ist komplex, wild und spannend. Etwas gefehlt haben mir jedoch die Leichtigkeit und die ironisch-sarkastischen Dialoge, die in Crimson Lake einen großen Teil des Lesevergnügens ausgemacht haben.

Bewertung vom 07.12.2020
Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


sehr gut

Komplexer Thriller
Im winterlichen und eisigen Montreal wird die renommierte Psychologin Judith Harper grausam ermordet aufgefunden. Sie wurde offenbar mit einer mittelalterlichen Ketzergabel gefoltert und sich dann selbst überlassen. Zur gleichen Zeit verschwindet Nathan Lawson, ein angesehener Anwalt. Kurz zuvor hatte er eine mysteriöse Nachricht erhalten und daraufhin Dokumente auf einem Friedhof vergraben. Und nur wenig später stürzt ein scheinbar verwirrter Obdachloser von einem Wolkenkratzer. Bei sich trug er die Brieftaschen von Lawson und Harper. Was hatten diese drei so grundverschiedenen Opfer miteinander zu tun? Sergent-Détective Victor Lessard, und seine Partnerin Jacinthe Taillon nehmen die Ermittlungen auf. Die beiden sind ein eingespieltes Team, geraten aufgrund ihrer Temperamentsunterschiede aber des öfteren gehörig aneinander, was den Leser in diesem ansonsten sehr grausamen, aber auch spannenden Krimi hin und wieder schmunzeln lässt. Noch verzwickter wird der Fall, als den Ermittlern eine Aufnahme mit der Stimme von Lee Harvey Oswald zugespielt wird, desjenigen Mannes, der J.F.Kennedy erschossen haben soll.
Lessard und seine Partnerin kommen äußerst obskuren Machenschaften der Geheimdienste auf die Spur. Außerdem gibt es immer wieder Rückblenden, in denen auch Victor Lessards düstere Vergangenheit angedeutet wird. Dadurch wird der Krimi sehr vielschichtig und auch kompliziert mit einigen überraschenden Wendungen. Es verlangt dem Leser einiges ab, den Überblick zu bewahren. Zusätzlich spielt das Privatleben der beiden Ermittler eine recht große Rolle, was stellenweise zu Längen führt.
Dennoch ist ,,Aus dem Schatten des Vergessens" ein spannender, komplexer und auf jeden Fall lesenswerter Thriller.

Bewertung vom 09.11.2020
Frostgrab
Reynolds, Allie

Frostgrab


sehr gut

Jeder hat etwas zu verbergen....

Vor zehn Jahren waren sie eine Clique erfolgreicher Snowboarder, die zusammen in den französischen Alpen trainierten. Milla, Brent, Curtis, seine Schwester Saskia und noch ein paar mehr. Doch innerhalb der Clique gab es nicht nur Freundschaft, sondern auch extreme Rivalität und Eifersucht. Zum internationalen Erfolg gehört auch der eiserne Wille, zu gewinnen. Und manche sind bereit, dafür alles zu tun.
Als eines Tages Saskia spurlos verschwindet, bricht die Clique auseinander, der Kontakt bricht ab. Nun, 10 Jahre später wird Milla zu einem Treffen mit den alten Freunden in die Alpen-Lodge eingeladen. Widerstrebend, aber auch neugierig sagt sie zu. Doch in der einsamen Lodge zeigt sich schnell, dass keiner weiß, wer eigentlich die Einladungen verschickt hat. Die Handys verschwinden, die Seilbahn steht still und sogar der Strom fällt aus. Jeder von ihnen verdächtigt den anderen, plötzlich fehlen Dinge oder jemand sieht eine davonhuschende Gestalt. Und offenbar hat auch jeder von ihnen mit dem Verschwinden Saskias zu tun, jeder hat etwas zu verbergen. Diese gruselige Atmosphäre versteht Reynolds meisterhaft umzusetzen, man ertappt sich dabei, sich ständig umzusehen. Nicht umsonst heißt das Original ,,Shiver". Für mich als Nicht-Snowboarder fallen allerdings die detaillierten Schilderungen der Trainingsfahrten in der Vergangenheit mit Tricks und Sprüngen etwas zu ausführlich aus. Gut dagegen kann man sich in die Protagonistin versetzen, die für ihren Erfolg sehr hart trainiert und ihren Körper bis aufs Äußerste schindet.
Ein Gänsehaut-Thriller mit überraschenden Wendungen!