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Lesehonig
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2023
Verlorenes Land
Sturm, Andreas M.

Verlorenes Land


ausgezeichnet

Der junge Volkspolizist Uwe Friedrich ermittelt in einem Mordfall. Ein Mann ist in einem Hinterhof in Dresden erschossen worden. Doch da wir uns in diesem Krimi im Jahr 1982 befinden, hat das Ministerium der Staatssicherheit der DDR auch ein Auge auf die Ermittlungen geworfen. Und da der ambitionierte Uwe alle Steinchen umdreht, wird bei den Herren „da oben“ der ein und andere nervös. Der Volkspolizei wird der Fall entzogen, aber nun kann Uwe erst recht nicht mehr davon lassen. Zusammen mit seiner charmanten neuen Bekannten Sabine begibt er sich auf ziemlich dünnes Eis. Neben der spannenden Krimiatmosphäre hat mich die Zeitreise in die ehemalige DDR total begeistert. Als die Mauer fiel, war ich noch ein Kind und kannte die DDR nur von unseren monatlichen Verwandtenbesuchen. Aber den braunkohlegeschwängerten Geruch der Ost-Berliner Luft und auch so manchen Geschmack der damaligen kulinarischen Genüsse, werde ich wohl niemals vergessen. Bei so manchem hatte ich sofort wieder ein Bild vor Augen oder den Geschmack auf der Zunge. Und für alle, die die DDR nicht am eigenen Leib gespürt haben, hilft eine umfangreiche Begriffserklärung am Ende des Buches. Durch dieses Buch wird wieder deutlich, wie unglaublich mächtig, dass geschriebene Wort ist. Wir reisen mit dem Geist in die Vergangenheit und lassen aufleben was verschwunden ist. Und neben den Gefühlen von damals kommen Erinnerungen hoch, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie noch gibt.

Bewertung vom 16.01.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


ausgezeichnet

Elias lebt in einer gefühlsarmen Beziehung mit Vera. Als er bei einer Hausbesichtigung auf Clara trifft, ist es um ihn geschehen. Diese Frau ist wie für ihn gemacht. Es beginnt eine wunderschöne Liebesgeschichte. Doch da das Leben das Leben ist und der Geist keine Ruhe kennt beginnt es schon bald zu rumoren. Clara ist älter als Elias und plötzlich wird das für sie ein Thema. Ihre Gedanken sind mehr in der Zukunft als im Hier und Jetzt. Was wundervoll leicht war, wird bald schwer und starr. Eine Liebesgeschichte, denkst du jetzt, wie so viele eben. Aber so ist diese hier nicht. Und das liegt an dem grandiosen Wortspiel Ewald Arenz. Jedes Gespräch der beiden mutet an wie ein Tanz. Ein Umeinander-spielen und mit Worten jonglieren. Eine schwerelose Leichtigkeit wird abgelöst von tiefer Trauer und dem Bewusstsein von Vergänglichkeit. Zwischendurch musste ich etwas schmunzeln, da diese jugendliche Verliebtheit der beiden mich an die typischen New Adult Romane erinnerte. Doch das währte nur kurz. Denn dann schwappte alles über die beiden herüber, was einem aus der Mitte des Lebens so vertraut ist. Keine jugendliche Naivität und der Glaube, dass man unbesiegbar ist, sondern das Bewusstsein, dass alles geschehen kann und das Schicksal vor niemandem haltmacht. Ewald Arenz hat mich mal wieder ein bisschen von der Welt entrückt und doch in dem Bewusstsein gelassen, dass es trifft, wen es eben trifft und das sind nicht nur die anderen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2023
Wodka mit Grasgeschmack
Mittmann, Markus

Wodka mit Grasgeschmack


ausgezeichnet

Was ist es, was uns ausmacht? Die Summe aus Erfahrungen und Erlebnissen, ja, dass mag sein, aber es sind auch die Erfahrungen unserer Eltern. Denn ihre Erziehung prägt uns ein Leben lang. Was aber, wenn die Eltern traumatisiert sind? Wenn sie Krieg und Vertreibung erleben mussten? Markus Mittman geht in seinem Roman dieser Frage sehr tiefgründig nach. In seinem Roman unternehmen zwei erwachsene Söhne mit ihren Eltern eine Reise in deren Vergangenheit, nach Schlesien. Zurück am Ort ihrer Kindheit, beginnen sie ihre Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte vom Verlust der geliebten Heimat und des bisher vertrauten Lebens. Und so langsam wird klar, dass hier ganz dringend etwas erzählt werden musste. Und auch die Kinder begreifen, was es ist, dass sie ein Leben lang gefühlt aber nicht benennen konnten. Die Besonderheit dieses Romans liegt in seiner bildhaften und wunderschönen Sprache. Sätze so schön, dass man sie am liebsten auf ein Kopfkissen sticken möchte und Sätze so wahr, dass sie wie ein Mantra lange in einem nachhallen. Für mich war dieser Roman eine absolute Bereicherung. Er hat mir die Welt meiner Großeltern und Eltern gezeigt und mich verstehen gelehrt, dass ihre Traurigkeit nicht meine Traurigkeit sein muss (frei nach Markus Mittmann). Für mich war es das erste Highlight in diesem noch sehr frühen Jahr.

Bewertung vom 13.01.2023
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


ausgezeichnet

Zuviel darf hier natürlich nicht verraten werden, denn dies ist der dritte Teil der Reihe und ganz sicher möchte ich niemandem die Freude an diesen Büchern nehmen. Aber so viel sei gesagt, wir sind immer noch in Berlin, im Jahr 1922, und unsere drei Helden Carl, Arthur und Isi haben sich bisher erfolgreich durch diese turbulente Zeit geschlagen. Carl arbeitet beim Film und so tauchen wir ein, in die wunderbare Welt des Kintopps, sehen die ufa-Fabrik in ihrer großen Blütezeit und Babelsberg als das Hollywood Potsdams. Isi hat trotz schlimmer Schicksalsschläge ihre Kessheit nicht verloren und Arthur betreibt seine Geschäfte am Rande der Legalität. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen die drei nicht los und holen sie immer wieder ein. Die Zeiten sind hart, denn die Inflation hält das Land fest im Griff. Der Autor lässt diese Zeit sehr eindrucksvoll wieder aufleben. Wir begegnen Menschen, die ihren Arbeitslohn mit Schubkarren nach Hause bringen, Hausfrauen, die schon am frühen Morgen Schlange stehen, um lebensnotwendige Produkte zu erwerben und einem großen Ungetüm, das sich in die Herzen der Menschen gefressen hat und Verzweiflung genannt wird. Mich begeistert bei dieser Reihe besonders die ausgeklügelten Handlungsstränge. Nebensächlichkeiten werden plötzlich brüllend präsent und erstaunen den Leser mit Genialität. Der Schreibstil ist geprägt von Leidenschaft und Liebe zu dieser Zeit und hat mich total für diese Geschichte begeistert. Und so gerne ich auch den zweiten Teil empfohlen habe umso mehr kann ich es auch beim dritten Teil bekräftigen.

Bewertung vom 11.01.2023
Spannende Detektivgeschichten zum Mitraten - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
Kiel, Anja

Spannende Detektivgeschichten zum Mitraten - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

Dies ist ein Buch aus der Leserabe-Reihe für die 2. Lernstufe. Drei Spannende kindgerechte Kriminalgeschichten erwarten die kleinen Detektive. Wir suchen eine entführte Katze, verschwundene Lesebücher und überführen einen Dieb. Die Textschrift ist groß und die Sätze kurz. Meine Tochter, die nun in der 3. Klasse ist, hatte keine Probleme mit den Texten. Die Kinder müssen sehr aufmerksam lesen, wenn sie das Rätsel am Ende lösen möchten. Das hat mir gut gefallen, da man nicht nur stupide das Leseverständnis abprüft, sondern die Kinder einen eigenen Anreiz haben aufmerksam zu lesen. Jede Seite ist sehr schön illustriert und unterstreicht die Geschichte. Empfohlen ist das Buch ab der 2. Klasse. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass (zumindest für meine Kinder) der Leseerfolg mehr Spaß macht, wenn man eine niedrigere Lesestufe wählt. Meine Tochter liebt dieses Buch sehr und hat es mittlerweile schon mindestens 4-mal gelesen. Ich denke, dass ist das größte Lob, dass ein Buch erhalten kann.

Bewertung vom 08.01.2023
Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


ausgezeichnet

Mitten im Urlaubsparadies der Reichen, an der südfranzösischen Mittelmeerküste, hat Monsieur Lipaire seinen Lebensmittelpunkt gewählt. Er selbst hat es im Leben weder zu Ruhm noch Reichtum gebracht. Als eine Art Verwalter der Ferienvillen schlägt er sich mit Gaunereien durch. Sein Traum ist der große Coup, der ihn reich und unabhängig macht. Doch mit diesem Wunsch steht er nicht allein, denn an der Côte D’Azur gibt es so einige Kleinkriminelle, die ihr Glück suchen. Als ihn das Schicksal einen Toten vor die Füße legt, der eine Adelsdynastie erpresste, springt er voller Elan aufs Trittbrett. Nach und nach gesellen sich zu seiner Gaunerei die schrägsten Typen. Gemeinsam bilden sie ein witzig schräges Gaunergrüppchen die gewieft die Leiche verschwinden lassen und die Fährte nach dem Familiengeheimnis aufnehmen. Bisher haben mir alle Bücher des Autorenduos sehr gut gefallen. Deshalb hatte ich mich auf dieses Buch auch sehr gefreut. Leider muss ich aber sagen, dass ich weder mit der Geschichte noch mit den Protagonisten warm geworden bin. Die Geschichte zog sich hin wie Gummi. Handlungen wurden ausufernd beschrieben und zogen sich seitenlang. Die Gauner sollten sympathisch und niedlich rüberkommen, jedoch konnte ich mich mit ihrer Selbstsucht und ihrem Neid auf die Reichen nicht anfreunden. Mir kamen sie eher wie Parasiten vor, die von dem leben, was sie den Reichen stehlen können. Die Sicht der Bösewichte ist ein interessanter Ansatz für eine Geschichte, ich befinde mich aber dann doch lieber (auch lesetechnisch) auf der anderen Seite.

Bewertung vom 26.12.2022
Wünsche werden wahr / Wunderfrauen-Trilogie Bd.4
Schuster, Stephanie

Wünsche werden wahr / Wunderfrauen-Trilogie Bd.4


ausgezeichnet

Zum Weihnachtsfest konnte ich nun auch den letzten Teil der Wunderfrauen-Reihe lesen und zusammen mit ihnen das Weihnachtsfest erleben. Die vier Freundinnen sind älter geworden, haben die Mitte ihres Lebens überschritten und wir befinden uns nun mit ihnen, in den 90er Jahren. Mittlerweile liegt einiges an Lebenszeit hinter ihnen und sie blicken auf viele Erinnerungen zurück. Da ihre Kinder in alle Winde zerstreut, nicht am Heiligen Abend bei ihnen sein können, haben sie beschlossen das Weihnachtsfest gemeinsam zu feiern. Doch ein Kleinkrimineller macht ihnen einen Strich durch die Rechnung und auch der Streit mit ihrer Tochter setzt Luise sehr zu. Und so aufregend sich auch die Gegenwart ereignet, die Vergangenheit ist nicht minder spannend. Wie auch schon in den Vorgängerromanen begeisterte mich auch in diesem Buch die realitätsnahen Figuren. Jede hat ihre Eigenschaften und Eigenheiten und dennoch ist jede für sich sehr liebenswert. Die Frauen haben viel erlebt, so manche dunkle Stunde miteinander überwunden und dennoch nie aufgegeben, sondern nach vorne geblickt, immer auf der Suche nach dem Glück. Und so liegt zwar vieles in den eigenen Händen, jedoch nicht alles. Die Kunst ist beides zu erkennen und für sich zu nutzen. Den vier Frauen gelingt dies mit viel Mut und Tatkraft. Ein echtes „Mutmachbuch“ zum Ende des Jahres.

Bewertung vom 07.12.2022
Voll aufgedreht! / Gregs Tagebuch Bd.17
Kinney, Jeff

Voll aufgedreht! / Gregs Tagebuch Bd.17


ausgezeichnet

Auch im 17. Band von „Gregs Tagebuch“ geht es wieder turbulent zu. Greg denkt mal wieder über seine Zukunft nach. Eigentlich wollte er ja immer reich und berühmt werden, doch ihm fällt auf, dass das für ihn viel zu viel Stress bedeutet. Also entschließt er sich, ein Familienmitglied eines berühmten Menschen zu werden. So hat er selbst keinen Stress und kann trotzdem das Leben mit Reichtum genießen. So muss sein älterer Bruder Rodrick herhalten. Denn der hat ja schließlich bereits seine eigene Band namens „Folle Vindl“. Von nun an spielt Greg den Assistenten der Band, hilft bei den Auftritten oder hält sich einfach nur in der Nähe der „Heavy Metall Band“ auf, um mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden. Ständig muss er dabei zusehen, wie alles schief geht. Alles endet wie üblich in einem Desaster. Der gewohnt witzige Comic-Stil von Gregs Tagebüchern konnte uns auch in diesem Band wieder total begeistern. Leider haben wir seinen Freund Rupert etwas vermisst. Aber auch wenn es hier mal nicht nur um Gregs Alltag ging, war es eine sehr gelungene Story, die uns mal wieder zum Lachen gebracht hat.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2022
Das letzte Versprechen
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


ausgezeichnet

Nach dem ich diese Geschichte wieder zwischen den Buchdeckeln eingeschlossen habe, bin ich immer noch tief bewegt, erschrocken und schockiert. Ich weiß nicht wie oft ich in meiner Schullaufbahn das Thema des Nationalsozialismus gelehrt bekommen habe, wie viele Bücher und Filme ich darüber gesehen habe. Immer war es schrecklich und hat mich betroffen und ratlos gemacht im Angesicht solcher Unmenschlichkeit. Aber noch nie habe ich etwas über die Geschichte der Donauschwaben gehört., die im Banat in Südosteuropa lebten. Der Roman von Hera Lind erzählt die wahre Geschichte der Familie Pfeiffer. Nachdem Europa in den letzten Kriegsjahren nach und nach aus den Zwängen Hitlerdeutschlands befreit wurde, mussten die Donauschwaben für die Gräueltaten der Nazis büßen. Weihnachten 1944 wurde die junge Mutter der kleinen 5-jährigen Anni in ein Zwangsarbeitslager nach Sibirien verschleppt. Mit ihr alle jungen Frauen aus dem Banat. Viele Familien wurde gefoltert und ermordet andere kamen in Vernichtungslager. Selbst die Kinder erführen keine Gnade. Sie sollten in Lagern verhungern. Doch Anni hatte ihre tapfere Großmutter an ihrer Seite, die der Schwiegertochter das Versprechen gegeben hat, das Kind nicht aus den Augen zu lassen. Wie sie verzweifelt versucht das kleine Kind an Körper und Seele zu erhalten, ist einfach herzzerreißend und von der Autorin einfühlsam und fesselnd geschrieben. Diese Geschichte musste dringend erzählt werden, denn sie darf nicht in Vergessenheit geraten. Für mich war es das emotionalste Buch dieses Jahres und ich werde diese Lebensgeschichte bestimmt nicht mehr vergessen können.

Bewertung vom 25.11.2022
Melodie des Bösen / Kommissar Julien Vioric Bd.2
Habekost, Britta

Melodie des Bösen / Kommissar Julien Vioric Bd.2


ausgezeichnet

Bereits als das menschliche Herz auf Chopins Grabstätte gefunden wurde war klar, diese Geschichte wird kein seichter Cosy Crime, hier verdunkelt sich der Pariser Himmel. Der ehemalige Besitzer des Herzens ist schnell gefunden. Es gehörte einem aufstrebenden Jazz-Pianisten. Britta Habekost katapultiert uns zurück ins Paris von 1925 und mitten hinein in die pulsierende Jazz-Szene. Und so lebenshungrig und ekstatisch die Menge in den Clubs feiert, so düster und unheilschwanger werden wir in den Sog der Pariser Gewaltexzesse gezogen. Vertrauensvoll klammern wir uns an den unerschütterlichen Ermittler Julien Vioric, der durch seinen Spürsinn und klaren Verstand unser sicherer Hafen ist. Und die mutige und umtriebige Journalistin Lysanne hält uns die erleuchtende Fackel in den dunklen Pariser Straßen. Dennoch trudeln wir mitten zwischen die Fronten von Ewig-Gestrigen, Modernen und denen die Menschen (auch damals schon) nach äußeren Merkmalen einteilen und verurteilen. Und während ein Serienmörder in den Gassen lauert, hält sich die Pariser Gesellschaft noch mit verschrobener Attitüde auf. Der Kriminalroman lebt von der beindruckenden, ausdrucksstarken und bildhaften Sprache. Szenen sind so fantastisch ausgestaltet, dass sie wie in einem Film vor meinem inneren Auge vorbeizogen- mehr noch: als wäre man mittendrin! Hat mich schon der erste Band dieser Reihe begeistert, so bin ich nun vollends entflammt!