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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 890 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
Das Meer, die Liebe und ich
Gercke, Martina

Das Meer, die Liebe und ich


ausgezeichnet

Martina Gercke zählt seit der Romanreihe über die Portobello-Girls zu meinen Lieblingsautorinnen. Dementsprechend konnte ich mir auch ihr neuestes Werk "Das Meer, die Liebe & ich" nicht entgehen lassen. Dieses spielt auf der mondänen Insel Sylt und handelt natürlich von der Liebe.

INHALT
Die Hamburger Hochzeitsfotografin Mia sucht, nachdem sie sich von ihrem untreuen Ex getrennt hat, auf Sylt etwas Abstand. Noch dazu soll sie im Namen ihrer Schwester Sophie herausfinden, ob das Restaurant "Dünenmuschel" zur Hochzeitslocation taugt. Nur blöd, dass sich Mia dabei Hals über Kopf in den attraktiven Restaurantbesitzer Finn verliebt. Allerdings ist der surfende Wirt inselweit bekannt für seine flüchtigen Urlaubsflirts.

MEINUNG
Martina Gerckes Roman hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Insel Sylt wird darin überraschenderweise nicht als prominenter Hotspot, sondern als natürliches Kleinod aus magischer Dünenlandschaft und herzlichen Bewohnern beschrieben. Da verwundert es nicht, dass Hauptfigur Mia sich sofort in die Insel verliebt. Die unerschrockene Hochzeitsfotografin ist nicht auf den Mund gefallen und auf Sinnsuche. Rein zufällig trifft sie dabei auf Inselbewohner Finn, der sie mit seinem Fahrrad fast umfährt und später gar aus der stürmischen Nordsee rettet. Er zeigt ihr sein ganz persönliches Sylt und entwickelt Gefühle. Als Leser ist man live dabei, wie sich die beiden Hauptfiguren Schritt für Schritt annähern und darf noch dazu in beider Seelen blicken. Denn Mia und Finn teilen sich die Erzählerrolle. Ihre Dates sind fast zu schön, um wahr zu sein. Gäbe es nicht die Hochzeit ihrer Schwester vorzubereiten, Mia würde nur noch in den Tag hineinleben. Doch die Autorin weiß auch, dass zu viel Harmonie dem Plot nicht gut tut und baut kurz vor noch vor Schluss noch ein klein wenig Drama ein. Was folgt sind eine Reihe von unnötigen Missverständnissen und natürlich ein märchenhaft schönes Ende.

Wie die Hauptcharaktere wurden auch die Nebenfiguren von Gercke sehr authentisch angelegt. Alle stehen mitten im Leben und haben ein Auge aufeinander. Die Inselgemeinschaft versprüht Wärme und Lebensfreue. Besonders Mias Freundin Leni, Pensionsbesitzerin Hannah und deren Tante schlichen sich in mein Leserherz. Als ungemein liebenswert und verständnisvoll empfand ich zudem Mias Vater. Insgesamt las sich der 418-seitige Roman wie im Flug, was auch an der genialen Situationskomik lag. Auch das ansprechende Cover und die große Schrift machten die Lektüre angenehm.

FAZIT
Ein rundum gelungener Liebesroman vor idyllischer Traumkulisse, mit dem exzellent eine Auszeit vom Alltag bestreiten kann.

Bewertung vom 31.10.2023
Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


ausgezeichnet

"Die Davenports" ist eine leicht zu lesende Familiensaga sowie vielschichtige Coming-of-Age-Geschichte. Im Fokus der Erzählung steht die neureiche Familie Davenport, die in Chicago ein Kutschunternehmen betreibt. Das Besondere ist allerdings die Erzählperspektive. Vier junge dunkelhäutige Frauen erzählen ihre ganz eigene Geschichte des Erwachsenwerdens. Zum einen trifft der Leser dabei auf die beiden Davenportschwestern Helen und Olivia und zum anderen auf Olivias Freundin Ruby und Haushälterin Amy-Rose. Jede von ihnen träumt von einem eigenständigen Leben jenseits der gängigen gesellschaftlichen Konventionen und Rollenbilder, wobei vor allem Helen mit ihrer Liebe für Motoren besonders herausragt. Die jungen Frauen sind alle 18 oder kurz davor. Sie versuchen sich tapfer im Wechselspiel aus familiären Verpflichtungen, politischer Mitbestimmung und gesellschaftlicher Gleichstellung zu behaupten. Natürlich treffen sie dabei auf interessante Junggesellen, die um ihre Gunst buhlen und sie von der großen Welt träumen lassen.

Krystal Marquis Roman las sich trotz der vielen Seiten wunderbar leicht und flüssig. Mich haben die jungen Protagonistinnen durch ihren Wagemut allesamt angesprochen und auf ihre Weise begeistern können. Fernab der geläufigen damaligen Klischees gehen sie ihren Weg und nehmen nicht alles sittsam schweigend hin. Die weibliche Stärke wird also großgeschrieben und den PoC ein realistisches Gesicht gegeben. Zudem belebten die ständigen Perspektivwechsel innerhalb des Romans den Plot. Die bildhaften Beschreibungen der damaligen Lebenswelt fand ich sehr gelungen. Gleichwohl ich als Mittdreißigerin nicht ganz zur Zielgruppe des Romans gehöre, sprach mich diese "Zeitreise" an. Einzig die sich inhaltlich wie sprachlich wiederholenden Flirtsequenzen nutzten sich im Lauf der Lektüre etwas ab und führten zu temporärer Vorhersehbarkeit. Das goldene Cover stach mir sofort ins Auge und zog mich magisch an. Die Größe der Schrift war angenehm.

Ich kann das Buch getrost allen interessanten Lesern, auch jenseits des vom Verlag angegebenen Lesealters von 14 Jahren, empfehlen. Es rückt das vor allem von weißen Männern dominierte Weltbild wieder gerade und ist auf seine Weise ein Empowerment für dunkelhäutige junge Frauen.

Bewertung vom 22.10.2023
3 Sekunden
Guttenberg, Karl-Theodor zu

3 Sekunden


ausgezeichnet

Ich fand es damals schade, wie Klaus-Theodor zu Guttenberg (*1971) aus der Politik ausscheiden musste. Der einstige Hoffnungsträger der CSU ist 2011 über seine Doktorarbeit gestolpert und wanderte in die USA aus. Danach habe ich nicht mehr viel von ihm gehört. Umso mehr freue ich mich, dass er nun das Buch "3 Sekunden: Notizen aus der Gegenwart" veröffentlicht hat. In diesem Konvolut aus 42 kurzweiligen journalistischen Blogbeiträgen und Essays schlägt der einstige deutsche Verteidigungsminister sehr private Töne an. Es menschelt an jeder Ecke, wobei weder an Selbstkritik noch an Ironie gespart wird. Guttenberg zeigt sich verletzlich, geläutert und stets am Zeitgeschehen interessiert. Er verfügt über ein gutes journalistisches Gespür und eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. Vor allem in den persönlichen Momenten überzeugt er durch seine tiefgründige Nachdenklichkeit. Deshalb empfinde ich dieses Buch mitnichten als Charmeoffensive ans deutsche Volk, sondern eher als stimmige Momentaufnahme. Seine Notizen bzw. kleinen Alltagsgeschichten lasen sich ausgesprochen flüssig und unterhaltsam. Durch die Vielschichtigkeit seiner Betrachtungen kam an keiner Stelle im E-Book Langeweile auf. Im Gegenteil, manches Mal hätte ich mir gewünscht, dass die ein oder andere Geschichte etwas länger gewesen wäre. Über eine Lehre bzw. eine nachdenkliche Schlusssentenz verfügt allerdings jede. Ich fand besonders seine musikalischen Einsprengsel und Beschreibungen der Gegenwart sehr aufschlussreich. So beklagt er zurecht den Niedergang der Umgangsformen oder das ewige Nörglertum innerhalb der deutschen Gesellschaft. Seine wertschätzende Haltung gegenüber Ostdeutschland und seine Beschränkung aufs Wesentliche im Leben gefallen mir. Indem der heutige Moderator und Publizist genauer hinschaut, entlarvt er so einige Schwachstellen innerhalb der heutigen Welt und bringt diese pointiert zu Papier.

FAZIT
Die längst überfällige Rückmeldung eines fähigen Kopfes. Ich wünschte, es gäbe mehr solch reflektierte Geister in der Politik.

Bewertung vom 15.10.2023
Verspannungen loswerden
Knop, Tobias;Niehaus, Daniel

Verspannungen loswerden


ausgezeichnet

Seit einer Sprunggelenksfraktur habe ich Schmerzen und bin weniger beweglich als vorher. Dagegen habe ich schon einiges unternommen und diverse Fachärzte wie Physiotherapeuten aufgesucht. Mittlerweile bin ich zu der Ansicht gelangt, dass nur ein ganzheitliches Konzept mir bei meinen vielseitigen Beschwerden aus Kopf-, Schulter- und Nackenschmerzen helfen kann. Die Body-Mind-Methode der Osteopathen Tobias Knop und Daniel Niehaus klang beim ersten Lesen recht vielversprechend. Nach Beendigung der Lektüre und ersten Übungen hat sich mein Eindruck verfestigt. Die beiden Autoren sind davon überzeugt, dass Körper und Geist eine Einheit bilden müssen, um gesund zu sein. Gerät eine oder geraten gar beide Komponenten aus dem Lot, so endet dies in Verspannungen. Und Dauerverspannungen sind nun wahrlich sehr belastend und schränken die Lebensqualität ein.

Ausgehend von medizinisch-physiologischen Erklärungsmodellen für Verspannungen leiten die beiden Autoren zu Schmerz-Bewältigungsstrategien über. Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und Identifizierung der Schmerzquelle spielen dabei eine essentielle Rolle. Wer sich mehr bewegt, bewusster atmet, Stress abbaut und die Körperhaltung verbessert, hat schon viel getan, so Knop und Niehaus. Die beiden Autoren sind Experten auf ihrem Gebiet und wissen einfach, wovon sie berichten. Mit gut nachvollziehbaren Beispielen aus der Praxis motivieren sie den Leser, der keine medizinischen Vorkenntnisse braucht, um die informativen wie klar strukturierten Texte zu verstehen. Auch die Einbindung ihrer Heilpraktiker-Erfahrung, besonders im psychischen Bereich, hat mir gefallen. Ihre selbst entwickelte Methode wirkt stimmig und durchdacht. Die 10 Übungen im Schlussteil des Buchs lassen sich leicht nachturnen und in den Alltag integrieren. Die ein oder andere Übungseinheit kannte ich bereits aus dem Yogakurs oder von Liebscher-und-Bracht-Übungen.

Ich habe das Buch gern gelesen, weil die Autoren darin nicht um den heißen Brei herumreden und machbare Lösungswege aus dem Praxisalltag aufzeigen. Zudem musste ich mal wieder feststellen, dass das eigene Mindset bei Muskelverspannungen eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Ich bin gespannt auf die Effekte der Body-Mind-Methode.

Bewertung vom 14.10.2023
Alte weiße Frau (eBook, ePUB)
Nick, Désirée

Alte weiße Frau (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich mag Désirée Nicks unerschrockene Einstellung zum Leben sehr. Sie lässt sich nichts gefallen, hat eine eigene Meinung und dazu noch viel Humor. Dass sie kein Blatt vor dem Mund nimmt, imponiert mir am meisten. In ihrem aktuellen Buch mit dem markigen Titel "Alte weiße Frau" setzt sie sich eingehend mit dem Status der alternden Frau in unserer Gesellschaft auseinander. Dabei fällt auf, dass Frauen mit dem Alter im Gegensatz zum "reifen Mann" unsichtbar werden. Dass wir Frauen aber mehr als eine Zahl sind und mit dem Alter an Qualität gewinnen, dafür setzt sich Nick ein. Sie hasst die Altersdiskriminierung, die bei Frauen ab 30 Jahren einsetzt, und will der "alten weißen Frau" eine Lobby verschaffen. Die Autorin gehört selbst zu den sog. Golden Girls und meint, sie sei zu "jung für Bingo und zu alt für Ecstasy" (S. 31). Selbstironisch und zeitkritisch wie man sie kennt, wagt sie den Generationenvergleich und zeigt die Vorteile der heutigen Damen gegenüber der oftmals operierten und überschminkten Generation Z. Wie Nick über die Schönheitsideale der Kardashians, das Gendern, die Klimakleber oder vegane Ernährung ablästert, ist geradezu preisverdächtig gut. Ich kann als Mittdreißigerin Nicks Einwände sehr gut nachvollziehen und denke selbst, dass das Alter uns besser und nicht schlechter macht. Die ehemalige Religionslehrerin vertritt Werte und Ansichten, die es wert sind gehört zu werden. Da sie selbst im Laufe ihres Lebens immer wieder mit Vorurteilen à la sie sei zu alt und zu unangepasst konfrontiert wurde, sich von diesen aber nicht unterkriegen ließ, ist sie das perfekte Vorbild für uns Frauen. Nick gibt den weiblichen Babyboomern eine Stimme und kämpft m. E. zurecht um die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Alter. Herrlich, dass sich Nick in keine Schublade pressen lassen und die Bewegung der AWF (= alte weiße Frau) gründen will. Ich hoffe, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer dieses Buch lesen und verstehen werden. Es trifft einfach den Nagel auf den Kopf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2023
111 Impulse für ein glückliches Leben
Gill, Anjana

111 Impulse für ein glückliches Leben


ausgezeichnet

Die Lektüre von Anjana Gills Glücksratgeber passte geradezu perfekt in meine derzeitige Lebensphase. Momentan durchforste ich das eigene Sein und bin auf der Suche nach dem persönlichen Glück. Gills Impulse empfand ich allesamt als inspirierend. Ihre Tipps sind klar formuliert und ansprechend mit Fotos illustriert. Von Gedankenexperimenten über Alltagstipps bis zu spirituellen Überlegungen ist alles vertreten. Ich konnte mich in vielen Beschreibungen wiederfinden und habe beschlossen achtsamer mit mir umzugehen. Dazu gehört es auch Energievampire und negative Gedanken aus meinem Leben zu streichen. Kreatives Nichtstun, die Gedanken frei zu lassen und auf die Intuition zu hören, ist mir einfach wichtiger und macht mich langfristig zufriedener. Hierbei fand ich Gills fernöstlichen Impulse (Buddha, Tao usw.) sehr inspirierend. Die Credos "Back to Nature" und "Back to the Roots" sind aktueller denn je. Ich könnte stundenlang in diesem Buch blättern. Es ist wie ein kleiner Schatz oder ein Orakel für mich. Alles was uns glücklich macht, haben wie schon in uns, mir müssen nur auf unseren Körper und unsere Seele hören. Es sind m. E. vor allem die kleinen Dinge, die uns Glück bescheren. Wir müssen nur aufmerksam durch Leben gehen.

FAZIT
Ein durchweg inspirierendes Buch, das Lust macht, sich mit dem Thema Glück zu beschäftigen und dessen Lektüre das eigene Leben verändern kann, wenn man es zulässt. Ich bin begeistert von diesem positiven Buch, das sich auch prima als Geschenk eignet.

Bewertung vom 12.10.2023
Kann Spuren von Latein enthalten
Mackowiak, Klaus

Kann Spuren von Latein enthalten


ausgezeichnet

Für Sprachpuristen und Lateinliebhaber ein Must-read

Ich hege seit meiner Schulzeit eine große Leidenschaft für die lateinische Sprache. Dank dieser alten Sprache habe ich, gerade während meines Studiums, unbezahlbare Einblicke in die Welt der Antike erlangt, von denen ich bis heute zehre. Sprachlich gesehen fiel mir das Erlernen der romanischen Sprachen durch meine Lateinkenntnisse leicht. Auch lateinische Fachtermini und Fremdwörter musste ich nie nachschlagen.

Der freie Lektor und DUDEN-Sprachberater Klaus Mackowiak hat nun ein Lexikon mit deutschen Wörtern lateinischer Herkunft herausgebracht. Das humorige Cover hat mich zur Lektüre verführt. Mackowiak hat sein "kleines Lexikon" sehr übersichtlich gestaltet und alphabetisch angeordnet. Es umfasst 174 Buchseiten und ist alles andere als eine dröge Abhandlung. Der Autor erklärt jedes deutsche Lehnwort lateinischen Ursprungs in einem leicht verständlichen sowie humorvollem Ton. Dabei gibt er nicht nur die Entstehungszeit des jeweiligen Wortes an, sondern geht auch auf das lateinische Ursprungswort und den Bedeutungswandel im Laufe der Zeit ein; Querverweise zu anderen Sprachen inklusive. Dennoch wurde der Großteil der Lexikoneinträge leserfreundlich und damit prägnant formuliert. Belehrende wie ausufernde Beschreibungen gibt es erfreulicherweise nicht.

Ich bin begeistert über die Wortvielfalt und habe durch Mackowiaks Werk die deutsche Sprache noch einmal anders kennengelernt. Ob Brille, schreiben, impfen oder Lauch, all diese Wörter stammen aus dem Latein.

Für all jene, die einmal im reichen Sprachfundus nachschlagen, etwas Neues entdecken oder sich einfach nur linguistisch niveauvoll unterhalten lassen wollen, ist dieses Lexikon aus dem C.H. Beck Verlag wirklich ein Must-read. Sprachpuristen kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten.

Bewertung vom 03.10.2023
Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen
Huff, Matthias

Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen


sehr gut

Während der Corona-Zeit habe ich mich intensiv mit dem Oeuvre des amerikanischen Countrysängers Johnny Cash (1932-2003) auseinandergesetzt. Seitdem bin ich ein Fan seiner zeitlosen wie ehrlichen Musik über die Unterdrückten und Indigenen. Dass der sog. Man in Black ein sehr gläubiger Mensch gewesen ist, war mir gerade wegen seiner Drogenvergangenheit und Exzesse nicht klar. Der Südstaatensänger wollte nie die elterliche Baumwollfarm seines Vaters übernehmen, sondern immer nur Musik machen. Seine erste Gitarre kaufte er sich sogar in Deutschland, als er dort drei Jahre als Funker der Air Force in Landsberg stationiert war. Den evangelischen Glauben bekam er von zuhause mit, sang gern Gospels und wurde sogar Wanderprediger. Nichtsdestotrotz wollte der gelernte Kühlschrankvertreter niemanden missionieren, sondern lieber überkonfessionell agieren. Das vorliegende Buch betrachtet vornehmlich Cashs Werk und Biografie. Dahingehend sind besonders seine Liedtexte spannend, welche der Autor Matthias Huff eingehend auf christliche Einflüsse untersucht. Auch als Atheistin finde ich diesen neuen Blickwinkel auf den verstorbenen Starsänger ungemein erhellend und spannend. Gleichwohl empfand ich den Bezug zu diversen Bibelstellen oftmals als zu gewollt und damit nicht immer passend. Insgesamt lasen sich Huffs Betrachtungen allerdings recht flüssig. Die Ambivalenz von Johnny Cash als praktizierender Christ und exzessiver Musiker wurde dabei sehr gut herausgearbeitet. So ist er sich seiner weltlichen Sünden zwar bewusst, aber zerfleischt sich deshalb auch nicht. In Gott hat er einen Zuhörer gefunden und in seiner Bibel eine Richtschnur fürs Leben. Cash hatte seinen eigenen Stil, auch wenn er anfangs als zweiter Elvis inszeniert werden sollte. Dass er sich im Laufe seiner Karriere nicht verbiegen ließ und sich seinen Traum verwirklichte, imponiert mir. Auch seine Bescheidenheit und seinen Einsatz für die vom Leben Gebeutelten schätze ich sehr an ihm.

Matthias Hoff hat mit "Johnny Cash - Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen" ein über weite Strecken sehr gut lesbares Buch geschrieben, das für mich mit vielen neuen biografischen Einblicken und Originalzitaten/-fotos aufwartete. Auch die chronologische Betrachtungsweise hat mir gefallen.

FAZIT
Mehr Songbook und Biografie als Exegese eines Weltstars, dafür ist es aber eine nicht minder spannende Darstellung.

Bewertung vom 03.10.2023
Sotto il sole di Firenze
Brusati, Silvana;Brusati, Silvia;Puccetti, Alessandra Felici

Sotto il sole di Firenze


sehr gut

Ich habe mich das letzte Mal während meines Studiums eingehend mit der italienischen Sprache beschäftigt, was ich sehr schade finde. Um meine noch vorhandenen Kenntnisse zu testen, habe mich für das italienische Lesebuch "Sotto il sole di Firenze" entschieden. Dieses enthält vier unabhängig voneinander lesbare Kurzgeschichten. Letztere sind abgesehen von einer jeweils kurzen deutschen Zusammenfassung am Anfang ausschließlich in Italienisch gehalten. Info- und Vokabelkästchen verbessern das Verständnis, gerade für Wiedereinsteiger. Dennoch habe ich nicht alle Wörter übersetzen können. Auch das Glossar am Buchende half nur bedingt weiter. Doch zum Gesamtverständnis der Geschichte muss man auch nicht immer alles verstehen können. Fiel mir das Lesen der ersten Geschichte noch schwer, so wurde es ab der zweiten bereits flüssiger. Am Ende fühlte ich mich wieder wesentlich sicherer im Italienischen. Das Sprachniveau soll laut Verlag A1 entsprechen, was ich nicht immer so empfunden habe, denn einige Passagen erforderten fortgeschrittene Kenntnisse. Die vier Kurzgeschichten handeln von aktuellen Themen wie Liebe, Corona-Lockdown und Zwangsheirat und spielen in Florenz, Genua und Mailand.

Dies ist das zweite Buch aus der Sprachwelten-Reihe des Münchener circon-Verlags, das ich gelesen habe. Ich empfand das Leseerlebnis in Sachen Verständnis und Unterhaltungsfaktor etwas schwächer als beim lateinischen Lernkrimi. Dennoch finde ich diese Art des Sprachenlernens sehr effektiv, gerade für polyglotte Vielleser wie mich :-)

Bewertung vom 20.09.2023
Rising Star (eBook, ePUB)
Manhart, Theresa

Rising Star (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe Theresa Manharts Liebesroman "Rising Star" mit Begeisterung gelesen. Die beiden Hauptprotagonisten Emily James und Julian Baker sind mir sofort ans Leserherz gewachsen. Die Jungschauspieler drehen in New York gemeinsam einen Film, wobei es für Emily als Londoner Theaterschauspielerin der erste Film überhaupt ist. Julian ist hingegen in Amerika bereits sehr bekannt und ein Frauenschwarm. Er zeigt sich gegenüber Emily anfangs sehr kratzbürstig, doch kann mit der Zeit ihrem aufrichtigen Charme nicht widerstehen. Einziges Manko, Julian ist ein gebranntes Kind in Sachen Liebe und möchte nichts mit einer vergebenen Frau anfangen...

MEINUNG
Der Erstling der Bloggerin Theresa Manhart hat mir richtig gut gefallen. Das lag zum einen an den wirklich sympathischen Hauptfiguren und zum anderen an der Einbindung von aktuellen Themen, wie sexueller Belästigung am Filmset und toxischer Beziehung. Beide Charaktere - Emily und Julian - übernehmen abwechselnd die Erzählerrolle, so dass man als Leser detailreiche Einblicke in deren Innenleben erhält. Julian erweist sich im Laufe des Plots als ausgesprochener Gentleman und hilfsbereiter Co-Schauspieler. Er nimmt Emily die Angst vorm Textlernen und zeigt ihr seine stätischen Lieblingsecken. Währenddessen läuft Emilys Fernbeziehung zu ihrem Verlobten Lucas alles andere als gut. Auch wenn dem Leser bereits am Romananfang klar ist, für welchen Herzbuben sich Emily entscheiden wird, so hat die Protagonistin selbst große Probleme, auf ihr Herz zu hören. Daneben wird natürlich auch ein Steampunkfilm gedreht, in dem sich Assassine Asheena und Prinz Naeric ineinander verlieben. Doch der Filmdreh spielt zugunsten der echten Lovestory zwischen Emily und Julian nur eine Nebenrolle. Emilys Verlobter Lucas und Julians erfolgreicher Regisseurvater Regan Hayes sind unangenehme egozentrische Zeitgenossen, die dunkle Nuancen in die sonst so harmonisch-leichte Story bringen. Die Einblicke in die oberflächliche Filmwelt fand ich sehr treffend von Theresa Manhart beschreiben, obschon sie selbst noch nie in New York gewesen ist. Insgesamt las sich der Roman sehr flüssig. Der realistisch angelegte Plot hat mich über die Seiten schweben und mit Emily und Julian mitfiebern lassen. Auch für die Nebencharaktere, hier besonders Emilys Freundin Brooke und Julians rechte Hand Eddy, konnte ich mich auf Anhieb begeistern. Ich denke, dass es eine Fortsetzung in Hinblick auf eine Romanze zwischen Eddy und Brooke geben könnte - Aber wer weiß?

FAZIT
Ein lesenswertes Debüt, das nicht nur Fans von New-Adult-Literatur und Liebesgeschichte wunderbar unterhalten wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.