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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2024
Garden of Mystery
Schön, Jes

Garden of Mystery


sehr gut

Märchenhaft voller dunkler Rätsel

Gloria hat sich von ihrem Ehemann scheiden lassen und steht nun mit ihrem alten VW-Bus und wenigen Habseligkeiten vor einem Neuanfang. Sie ist leidenschaftliche Gärtnerin und freut sich auf ihre neue Stelle in einem Blumenladen. Gleich am ersten Tag wird sie zu ihrem Leidwesen gekündigt. So setzt sie sich erneut in ihren Bus und lässt sich treiben, was sie zu einem Schloss mit einem verwahrlosten Garten führt. Gloria hat das Gefühl, angekommen zu sein und nimmt deshalb das Angebot des Besitzers , Frederik, den Garten instand zusetzen, bereitwillig an.

Und dann beginnt eine Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes aus der Zeit gefallen ist und erfüllt von Magie, aber auch Schuldgefühle und Verlust bereit hält.

Gloria hat lebhafte Träume, die ihr eine jüngere Ausgabe Frederiks zeigen und zu dem sich wie zu dem Schlossherrn hingezogen fühlt. Sie und Frederik scheinen die einzigen Bewohner des Schlosses zu sein, obwohl immer alles bereit steht, was sie gerade benötigt. Auf ihre Fragen erhält sie ausweichende Antworten, die sie langsam wütend und ungeduldig werden lassen. Ich muss gestehen, ich konnte diese Gefühle nur allzu gut nachempfinden. Ich wurde richtig kribbelig, weil auch ich dringend Antworten haben wollte. Langsam ergeben einzelne Puzzleteile einen Sinn. Geschichte wiederholt sich im tatsächlichen Sinn, denn es gibt eine tragische Liebesgeschichte aus dem Jahr 1772, die mit den heutigen Lebenden in irgendeiner Form zu tun hat. Wie ein Detektiv sucht Gloria nach Hinweisen auf die damaligen Ereignisse. Das las sich tatsächlich wie ein Krimi. Auch ich wollte das Rätsel lösen und verstehen. Tatsächlich kann Gloria die Fragen abschließend klären, die ein wenig erfreuliches Licht auf die damaligen Gesellschaft und auf Frederiks Familie im besonderen werfen. Das Ende ist genauso magisch wie die ganze Geschichte und hat mich mit einen glücklichen Gefühl zurück gelassen.

Bewertung vom 04.02.2024
Das Geheimnis der Zigarrenkönigin - Liebesroman Karibik
Galana, Ana

Das Geheimnis der Zigarrenkönigin - Liebesroman Karibik


sehr gut

Die Schattenseiten Kubas und eine Liebe, die nicht sein darf
Die 16jährige Anna flieht aus Bremen, da ihr Vater sie zu einer Heirat mit einem wesentlich älteren und verhassten Mann zwingen will, um so seine Zigarrenmanufaktur vor dem Ruin zu retten. Eher zufällig strandet Anna auf Kuba und läuft dort dem wohlhabenden Manufakturinhaber Hoffmann über den Weg. Dieser nimmt sie unter seine Fittiche und gibt ihr die Chance, zu lernen.

Die großen Tabak- und Zuckerrohrplantagen werden mit Sklaven bewirtschaftet, die ein ähnlich jämmerliches Dasein fristen wie ihre Leidensgenossen in den Südstaaten. Hoffmann widersetzt sich den Gepflogenheiten und behandelt seine Sklaven wie Angestellte. Sein Gegenspieler ist der reiche Plantagenbesitzer Don Carlos. Er ist der Inbegriff eines Menschenschinders, der zu seinem Vergnügen quält und erniedrigt. Zudem ist er intrigant, machtversessen und ist stets auf seinen Vorteil bedacht. Ich konnte ihn von Herzen nicht leiden und hatte für sein weiteres Schicksal kein Bedauern.

Durch Zufall lernt Anna den ehemaligen Sklaven Luca kennen und beide verlieben sich ineinander. Was zu einer anderen Zeit ein Grund zur Freude wäre, ist auf Kuba zu jener Zeit eher eine Katastrophe, denn diese Liebe verstößt gegen jede gesellschaftliche Regel. Anna will sich dem nicht unterwerfen und ist bereit für ihre Liebe zu kämpfen. Zur selben Zeit beginnen die Sklaven sich gegen ihr Unterdrückung aufzulehnen. Es beginnt eine blutige Auseinandersetzung und Anna muss um Lucas Leben bangen.

Mich hat der Roman gut unterhalten . Was es mir besonders angetan hat, sind die lebendigen und anschaulichen Einblicke in die Herstellung der weltbekannten Zigarren und die Schilderungen der herrschenden Gesellschaft. Emotional berührt haben mich die Lebensverhältnisse der Sklaven. Ich hatte mir bis dahin keine Gedanken über die Zustände und die Bewirtschaftung der Plantagen gemacht. Dabei liest sich der Roman gut und die Handlung ist spannend, da ich mich das Schicksal von Anna und Luca sehr bewegt hat.

Bewertung vom 04.02.2024
Die Angst hinter den Worten: Ein Krimi aus London
Spencer-Smith, Edward

Die Angst hinter den Worten: Ein Krimi aus London


ausgezeichnet

Miss Molly unter Verdacht

Gerade ist nicht viel los im Detektivbüro von Abigail, Emma und Isla. Eine gute Gelegenheit dem Privatem mehr Raum zu geben und den Geburtstag von Isla gebührend zu feiern. Daraus wird aber nichts, denn wie eine Bombe schlägt die Nachricht ein, dass Miss Molly, die Empfangsdame und gute Seele der Agentur, die Ehefrau ihres Ex-Manns ermordet haben soll. Ohne langes Nachdenken beschließen die drei Freundinnen, den wahren Täter zu entlarven. Bizarr wird es, als sich der Verdacht aufdrängt, dass der Mord sich am aktuellen Bestsellers eines berühmten Autors, bei dem das Opfer gearbeitet hat, orientiert. Tatsächlich geschieht ein weiterer Mord, der diese Annahme bestätigt. Isla erhält den Auftrag, sich um Miss Molly zu kümmern und vor dem Mörder zu schützen. Nur scheint der Täter jeden ihrer Schritte bereits zu kennen.

Dieses Mal darf ich Isla näher kennenlernen und dabei ins Herz schließen. Sie ist chaotisch, was uns in einigen Bereichen verbindet . Sie hat ständig Selbstzweifel und fürchtet, dass sie den Ansprüchen ihrer Freundinnen nicht zu genügen, was dazu führt, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Vielleicht ist es diese Unsicherheit, warum sie so empathisch ist und deshalb das perfekte "Kindermädchen " für Miss Molly.

Der Fall selbst hatte mich schnell gepackt. Die Vorstellung, ein Mörder nimmt sich einen Bestseller als Vorbild für seine Taten, hatte einen gewissen Charme und war zugleich erschreckend. In diesem Fall wurde die Idee durch den arroganten und unsympathischen Autor zusätzlich befeuert. Die Frage nach der Person des Täters wurde immer drängender, da er offenbar immer wusste, was die Detektivinnen planten und damit Isla und Miss Molly in höchster Lebensgefahr schwebten. Tatsächlich kam die Rettung fast zu spät. Diesen Täter hatte ich nicht auf meiner Liste. Sein Motiv war verständlich, aber gleichzeitig fast schon banal, dass sich bei mir kein Verständnis noch Mitleid einstellen wollte. Insgesamt hat mich der Krimi erneut überzeugt und meine Erwartungen komplett erfüllt. Was diesen Fall für mich besonders auszeichnet, trotz aller Dramatik konnte ich oft und herzlich lachen. In meinen Augen nicht das schlechteste , was man über einen guten Krimi sagen kann.

Bewertung vom 28.01.2024
Dunkles Schweigen (eBook, ePUB)
Thiel, Sebastian

Dunkles Schweigen (eBook, ePUB)


gut

Eine Kommissarin und eine Ex-Nonne ermitteln
Kommissarin Carmen Schwarz hat keinen leichten Stand an ihrem Arbeitsplatz. Sie hatte eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, der sie nun mobbt , um sie loszuwerden. Victoria Lescale wuchs als Waise im Kloster auf und wird wegen einer Verfehlung, die für mich dies nicht rechtfertigt, ausgeschlossen. Die Wege der beiden kreuzen sich, als die Nonne Fayola, Freundin und Zimmergenossin von Victoria, ermordet wird. Während Schwarz Vorgesetzter den Fall als Beziehungstat abtut, glaubt diese an einen anderen Zusammenhang. Dieser Verdacht nährt sich durch Aussagen Victorias über Fayolas Vergangenheit. Fayola konnte durch einen glücklichen Zufall den Fängen einer international agierenden Kinderschänderbande entkommen. Da niemand den Hinweis ernst nimmt, bilden Victoria und Schwarz eine Notgemeinschaft, die versucht auf eigene Faust den Mord aufzuklären und die Kinder zu retten. Das bringt beide mehrfach in Lebensgefahr, bis sie einen der Verantwortlichen stellen können.

Ich fand die Idee, eine Ex-Nonne und eine Polizeibeamtin gemeinsam auf Mördersuche zu schicken, spannend. Mal was anderes. Leider konnte mich der Krimi nicht völlig für sich einnehmen. Das lag vermutlich an meinen persönlichen Erwartungen und Vorstellungen. Schon zu Beginn fand ich die Art und Weise, wie Schwarz behandelt wird und selbst agiert, eher unrealistisch. Hinzu kam, dass ich Schwarz nicht wirklich sympathisch fand. Auch mit Victoria hatte ich meine Probleme. Zum einen fand ich ihren Gerechtigkeitssinn gut, aber oft sehr naiv. Auch passte ihr sonstiges Verhalten in meinen Augen nicht zu ihrem Werdegang. Mir war der Krimi an einigen Stellen zu plakativ und er bedient zudem gängige Klischees.

Das Ende hat mir dann wieder gut gefallen. Es war spannend und wartet mit einer Überraschung auf. Auch, dass aus den beiden unterschiedlichen Frauen, Freundinnen wurden, war für mich ein positiver Schlusspunkt.

Bewertung vom 25.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Ein überzeugender Krimi im Stil des Film noir
Das ist meine erste Ermittlung zusammen mit Inspecteur Eddie Giral im von den Deutschen besetzten Paris. Obwohl mir einige Informationen aus dem 1. Band fehlen, konnte ich der Handlung folgen und auch Eddies innere Zerrissenheit gut nachvollziehen.
Eddie ist ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, der mich mit seinen Schuldgefühlen, seiner Einsamkeit und seinem Gerechtigkeitssinn berührt hat.
Ausgangspunkt in diesem Fall ist der Mord an einem bekannten Einbrecher, der mit zugenähtem Mund in einem geschlossenen Jazzclub gefunden wird. Eigentlich hätte der Tote im Gefängnis sein müssen. Wie es zu seiner Freilassung kam, darüber schweigen alle. Erschwerend kommt für Eddie persönlich hinzu, dass die Ermittlungen ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren. Das weckt schöne Erinnerungen, aber vor allem Bedauern über verpasste Gelegenheiten und alte Schuld.
Eddie und sein Kollege Boniface stellen schnell fest, dass das Opfer nicht der einzige Häftling ist, der unter merkwürdigen Umständen frei gekommen ist. Boniface ist ein gelungener Gegenentwurf zu Eddie. Er nimmt das Leben eher leicht, liebt die Frauen und die Frauen lieben ihn. Dabei ist er ein guter Polizist und für Eddie ein verlässlicher Partner.
Als sich herausstellt, dass in den Fall die deutschen Behörden verwickelt sind, beginnt ein Lauf durch ein Minenfeld. Deutsche Abwehr, SD ,Gestapo und Wehrmacht bilden eine tödliche Bedrohung für Eddie und Boniface. Eddie bleibt nichts anderes übrig, als sein eigenes Spiel zu beginnen, um zu überleben und zumindest ansatzweise, etwas wie Gerechtigkeit zu erreichen.
Für mich war es eine neue Erfahrung, eine Ermittlung im besetzten Paris zu erleben. Über der gesamten Handlung lag ein Schleier von Melancholie , verursacht durch die Zumutungen der Besatzungsmacht - Angst vor willkürlichen Repressalien, Verhaftung und dem ständig gegenwärtigen Mangel an allem.
Das Buch endet anders, als ich es erwartet habe, überzeugt aber in meinen Augen durch seinen Realitätssinn, der den herrschenden politischen Umständen geschuldet ist. Ein ungewöhnlicher Krimi, der fesselt, berührt und ein Stück Zeitgeschichte widerspiegelt.

Bewertung vom 22.01.2024
Die Händler des Teufels: Ein Krimi aus London
Spencer-Smith, Edward

Die Händler des Teufels: Ein Krimi aus London


ausgezeichnet

Schuld, Unrecht ? Wer bestimmt die Regeln ?
Abigail, Isla und Emma betreiben gemeinsam erfolgreich eine Privatdetektei in London. Als in ihre Büroräume eingebrochen wird und offensichtlich nur das Foto von Emma und ihrer Schwester Elliot, die vor 20 Jahren spurlos verschwunden ist, gestohlen wird werden bei Emma alte Wunden aufgerissen. Weitere Hinweise führen dazu, dass Emma davon überzeugt ist, dass sie nun endlich das Geheimnis um ihre Schwester lösen kann. Dazu gilt es einen rumänischen Mädchenhändlerring zu zerschlagen. Und welche Rolle spielt der neue Staatsanwalt Zayn, über den es üble Gerüchte gibt und den Emma mehr als attraktiv findet. Nur gut, dass sich Emma auf ihre engen Freundinnen Abigail und Isla verlassen kann, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind.

Mir hat die Idee gefallen, dass sich drei Frauen erfolgreich als Detektivinnen betätigen und damit ein ernst zu nehmendes Gegengewicht zur männlichen Konkurrenz bilden. Es gibt bereits 2 Vorgängerbände , die ich nicht kenne, was mich nicht daran hindert, den Ereignissen gut zu folgen. In diesem Band erzählt Emma die Geschichte aus ihrer Sicht, da sie persönlich am meisten betroffen ist. Ich fand ihre Gefühle wurden verständlich und gut nachvollziehbar dargestellt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was ich an ihrer Stelle empfinden würde. Emma hat ihre Emotionen nicht immer unter Kontrolle und gerät in Gefahr mehr Schaden anzurichten, als allen Beteiligten lieb sein kann. Abigail und Isla tun alles, um Emma vor sich selbst zu schützen. In meinen Augen manchmal zu viel, dennoch war ich ein wenig neidisch.

Die Bemühungen, eine geplante Auktion der Mädchenhändler zu verhindern und die Suche nach Elliot vermischen sich zusehends und führen Emma zu einer schmerzlichen Erkenntnis. Hat man wirklich immer eine Wahl, das richtige zu tun ? Und wer trägt Schuld ? Der, der fordert oder der, der gibt ? Mich hat das Ende sehr bewegt und ich fand die fast schon philosophischen Ausführungen und Denkanstöße auch keineswegs störend , sondern sie passten perfekt zur Situation. Und ich war mächtig stolz auf Emma, denn ihre Entscheidung war in meinen Augen vollkommen richtig.

Der Krimi überzeugt in meinen Augen durch eine unterhaltsame Handlung mit hohem Spannungsfaktor und einer nicht alltäglichen Fallkonstellation.

Bewertung vom 20.01.2024
Der blaue Tod
Owen, Marley Alexis

Der blaue Tod


ausgezeichnet

Eine überzeugende Hauptperson und ein erschreckender Fall

Die ehemalige Scharfschützin Sara Konrad ist in Elternzeit mit ihrer 4 Monaten alten Tochter und einem verständnisvollem Ehemann, die sie beide von Herzen liebt. Doch Sara ist nicht wirklich glücklich. Ihr fehlt die frühere Arbeit im Team und das Gefühl, eine Herausforderung zu meistern. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen und habe Saras Frustration, auf die Mutter - und Hausfrauenrolle reduziert zu werden, gut verstanden. Als sie einer befreundeten Mutter hilft, das Zimmer deren Mutter im Seniorenheim auszuräumen, trifft sie auf dem Flur die demente Beatrice. Durch die kurze Begegnung berührt, entschließt sich Sara die Frau zu besuchen und erfährt, dass Beatrice noch in der selben Nacht verstorben ist. Das weckt Saras Argwohn und sie erzählt Max davon, they im selben Sportstudio trainiert. Max forscht nach und versorgt Sara mit besorgniserregenden Fakten. Der Verdacht, dass Beatrice eines unnatürlichen Todes gestorben ist, verstärkt sich und möglicherweise nicht nur sie.

Endlich hat Sara wieder eine Aufgabe, die sie glücklich macht. Sie beginnt sogar , eine mögliche Täterin zu beschatten . Dieser Alleingang bringt sie in Lebensgefahr. Hilfe kommt von unerwarteter Seite und eröffnet Sara, die Möglichkeit, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben.

Sara war mir von Anfang an sympathisch. Ich konnte ihren Zwiespalt und auch die Schuldgefühle nachvollziehen, die sie hat, weil ihr das Mutterdasein nicht genügt. Deshalb war es für mich völlig logisch, dass sie sich Gedanken wegen Beatrice Tod macht und beginnt, sich für das Thema Pflege zu interessieren. Meine Schwierigkeiten hatte ich mit Max. Nicht wegen seines undefinierten Geschlechts, sondern wegen seines Verhaltens. Er unterstützt Sara mit wichtigen Informationen. Mit Max kann sich Sara offen austauschen. Mich hat seine Geheimniskrämerei um seine Person und Lebensumstände gestört und damit verbunden ihre Machtposition.

Für mich verständlich war auch, dass Sara versucht, den normalen Weg einzuhalten und die Todesfälle durch die zuständigen Stellen untersuchen zu lassen. Erst als dies nicht funktioniert, nimmt sie die Dinge selbst in die Hand. Schließlich hat sie gelernt, Situationen einzuschätzen und Entscheidungen zu treffen. Der Schluss war eine echte Überraschung und hat mir sehr gut gefallen. Was mir außer der fesselnden Handlung gut gefallen hat, die Autorin zeigt Sara immer wieder in Situationen, die zum Ausdruck bringen, wie viel ihr ihre Tochter und ihr Mann bedeuten. Genau das macht Sara so lebendig, dass es mir leicht gefallen ist, mich mit ihr zu identifizieren.

Bewertung vom 18.01.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


ausgezeichnet

Emotional, fesselnd, lehrreich
Ich empfand die Hexenverfolgung schon immer als ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte und aus Frauensicht in höchstem Maße empörend. Ich war bei den gelesenen Büchern meist nur Zuschauer.
Die Autorin hat es hier geschafft, dass ich mich als Betroffene fühle und die demütigenden Ereignisse selbst erlebe, indem ich mich mit der Hauptfigur identifiziere. Martha hatte kein leichtes Leben und hat doch ihr kleines Glück gefunden. Sie ist stumm, kann sich über Handzeichen einigermaßen verständlich machen. Sie verdient sich nebenbei etwas als Hebamme und Kräuterkundige. In erster Linie ist sie Dienerin im Knoll House, dessen Herrn sie groß gezogen hat und wie ihr eigenes Kind liebt.
Der Frieden zerbricht, als der fanatische Hexenjäger Makepeace in die Gegend kommt und plötzlich in fast jedem Haus , eine Hexe zuhause sein soll. Martha wird von ihrem Herrn gedrängt, Makepeace als Sucherin zu unterstützen. Das bedeutet, dass sie die beschuldigten Frauen auf Hexenmale wie Lebeflecke und Hautveränderungen untersucht .Das stürzt Martha in einen Zweispalt, der sie zu zerreißen droht . Sie weiß, die Frauen sind unschuldig. Was tun , aufbegehren, mitmachen , selbst als Hexe sterben ? Auch für mich war dieses innere Ringen kaum auszuhalten. Das schlimmste für mich war, dass Martha sich für schuldig hält, die Ereignisse in Gang gesetzt zu haben. Für mich eine absurde Vorstellung, aber in Marthas Gedankenwelt nur zu real.
Absolut erschreckend waren die Schilderungen der Zustände im Kerker und die Art der Untersuchungen. Wie kann ein Mensch so etwas dem anderen antun ? Gleichzeitig breitet sich im Dorf eine Massenhysterie aus, die jede noch so abwegige Beschuldigung als wahr erscheinen lässt.
Die Autorin positioniert sich eindeutig und hält die Männer für die Wurzel dieser Verbrechen, die der Frau jede erdenkliche negative Rolle zuweisen, ihr für alles Übel die Schuld geben und sie dabei nicht als Mensch sehen. Leider hat sie damit recht, wenn auch anzumerken gilt, dass auch Männer als Hexer verurteilt wurden und Frauen willige Helferinnen waren.
Das Buch ist in meinen Augen lesenswert, wenn auch stellenweise keine leichte Kost. Ich finde die Autorin hat das Grauen und die Hilflosigkeit der Opfer gut dargestellt und trägt dazu bei, dass dieses dunkle Kapitel zurecht nicht in Vergessenheit gerät.

Bewertung vom 14.01.2024
Liebe meine Farben
Brun, Georg

Liebe meine Farben


ausgezeichnet

Tödliche Geldgeschäfte
Ich bin am Bodensee aufgewachsen und freue mich immer, wenn ich Krimis entdecke, die in der Region angesiedelt sind.

Dieser Krimi spielt in Lindau mit starken Bezügen in die Finanzmetropole Zürich. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und hat viele Erinnerungen geweckt, an den einen oder anderen Skandal und ganz aktuell an die hinter uns liegende Corona-Pandemie. Was mir gut gefallen hat, ich wusste ziemlich bald, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Das mag auf den ersten Blick überraschen und mancher wird sich fragen, wo bleibt denn da die Spannung ? Die packende Handlung entsteht dadurch, dass der Autor dem intelligenten Täter einen nicht weniger gewieften und sehr sympathischen Ermittler gegenüber stellt. Nathan Weiß ist ein erfahrener Kriminalbeamter im Ruhestand, was ihm die Möglichkeit bietet, seinen Handlungsspielraum sehr weit auszulegen und gleichzeitig verfügt er über belastbare Beziehungen zu seinen ehemaligen Kollegen. Zwischen den beiden Akteuren beginnt ein fesselndes Katz-und Mausspiel. Auslöser der Ermittlungen ist der unerwartete Tod eines Mitarbeiter einer großen Finanzberatungsgesellschaft mit Sitz in Zürich. Dessen Freund kann nicht glauben, dass es ein natürlicher Tod war und so kommt Weiß ins Spiel.

Stück für Stück ermittelt Weiß in Zusammenarbeit mit seinen alten Kollegen den möglichen Tathergang und Motive und findet sich schnell in der Welt der der zwielichtigen Anlagegeschäfte, Geldwäsche und organisierten Verbrechen wieder. Weiß Gegenspieler ist ein typischer Vertreter dieses Zirkels - überheblich, intelligent, geldgierig, skrupellos - eine tödliche Mischung für jeden, der seine Position bedroht.

Weiß ist zwar im Ruhestand, aber immer noch ein guter und für Gerechtigkeit brennender Ermittler. Er lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, was letzten Endes in diesem Fall auch zum Erfolg führt.

Der Krimi war für mich absolut lesenswert mit hohem Spannungsfaktor, der sich aus dem Spannungsfeld Ermittler - Täter ergibt und ohne Gewaltorgien für Nervenkitzel sorgt

Bewertung vom 14.01.2024
Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen
Temmer, Andreas

Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen


gut

Tod eines Dienstmädchens
Ich liebe Cosy Crime-Bücher, gerade auch wenn der Krimi im viktorianischen London spielt. Ich mag es, wenn es eine spannende Handlung untermalt mit trockenem Humor und Einblicke in die damalige Gesellschaft gibt.

Den letzten Punkt erfüllt das Buch hervorragend. Lady Ambervale möchte den Tod eines Dienstmädchens aufklären. Das Problem dabei ist, dass der Tod eines Dienstboten niemanden berührt außer die nahen Angehörigen. Ihre Arbeitgeber , die der adligen Oberschicht angehören, stellen einfach eine andere Kraft ein. Für polizeilichen Ermittlungen sind diese Kreise tabu. Hier ist es von Vorteil, dass Lady Ambervale - Lydia - dieser Schicht angehört und sich dort frei bewegen kann. Sie hat das Problem, dass sie möglichst nicht die Armenviertel betreten sollte und deren Bewohner ihr gegenüber misstrauisch sind.. Hier ist ihre Haushälterin Miss Delagore eine große Hilfe.

Zu meinem Bedauern konnte ich mich mit Lydia nicht anfreunden. Sie lebt nach dem Tod ihres Vaters allein, völlig zurückgezogen und meidet jeden gesellschaftlichen Kontakt. Sie hat definitiv ein großes psychisches Problem. Um so bewundernswerter ist es, dass sie sich in die Aufklärung des Mordes stürzt und sich deshalb auch wieder auf das gesellschaftliche Parkett begibt. Hier hatte sie meine völlige Zustimmung und ich habe ihre Hartnäckigkeit zuerst bewundert. Mit der Zeit war es dann ermüdend, wie sie sich auf eine Person fixiert hat.

Tatsächlich gelingt es Lydia , den Fall zu lösen. Obwohl die Gerechtigkeit siegt, überwiegt der tragische Aspekt, was mich deprimiert hat. Der Krimi hat mir tiefe Einblicke in die damalige englische Gesellschaft gewährt, was mir sehr gut gefallen hat. Für mich bleibt aber die Spannung auf der Strecke und auch den Humor habe ich vermisst.